Professor Zamorra 1319 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1319 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Kyra starrte auf das offene Grab.
Die Erde war von unten nach oben herausgedrückt worden. Und aufgeplatzt!
Aber das Grab befand sich innerhalb der Schutzzone von Château Montagne!
Eine dämonische Aktion schied deshalb von Vornherein aus.
Doch wer hatte den Leichnam dann ausgegraben?
Oder ... hatte er sich selbst aus dem Erdreich befreit?
Sie konnte es drehen und wenden wie sie wollte. Eines stand fest:
Butler William MacKenzie hatte das Grab verlassen!

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Personenliste

Der Geist der Weihnacht

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra deMontagne: Der Meister des Übersinnlichen; furchtloser Kämpfer gegen die Ausgeburten der Hölle und Wissenschaftler für parapsychologische Phänomene

Nicole Duval: seine Sekretärin sowie Lebens- und Kampfgefährtin

Madame Claire: Köchin und gute Seele des Châteaus

Thomas Craft: Nach dem Tod von Butler William MacKenzie einzig verbliebener Butler des Châteaus

Pascal Lafitte: Bibliothekar des Schlosses, Nadine Lafitte ist seine Frau

Faolan: ehemaliger teuflischer Archivar; nun Bibliothekar des Schlosses

Henry: ein junger Mann mit drei Gehirnen, Schüler der Zauberschule

Kyra: Vogeldämonin mit Katzenattributen, lebt im Schloss

Lama Gyungo Tensöng: Tibetischer Mönch, ehemaliger Lehrmeister Zamorras

Eva Wagner: neuestes Mitglied der Schlossgemeinschaft, Feofax ist ihr Familiar

Stygia: Herrin der Hölle und Belial: Fürst der Finsternis

sowie: drei Überraschungsgäste

Der Geistder Weihnacht

von Thilo Schwichtenberg

Kyra starrte auf das offene Grab.

Die Erde war von unten nach oben herausgedrückt worden. Und aufgeplatzt!

Aber das Grab befand sich innerhalb der Schutzzone von Château Montagne!

Eine dämonische Aktion schied deshalb von Vornherein aus.

Doch wer hatte den Leichnam dann ausgegraben?

Oder ... hatte er sich selbst aus dem Erdreich befreit?

Sie konnte es drehen und wenden wie sie wollte. Eines stand fest:

Butler William MacKenzie hatte das Grab verlassen!

Hölle, Stygias Privatgemach

Stygia fühlte sich unwohl.

Nein, verbesserte sie sich mit einem grimmigen Grinsen. Nach der Logik der Erdenmenschen müsste sie sich jetzt wohl fühlen. Wenn nicht gar bestens.

Also, woran lag es, dass sie sich so wohl – nein, unwohl! – fühlte?

Ein Blick auf den höllischen Kalender verriet es ihr.

»Na super«, murmelte die Herrin der Hölle sichtlich genervt.

Sie verdrehte die Augen. LUZIFER, dachte sie frustriert, warum?

Es stand ihr nicht zu, die Entscheidungen und Edikte des HÖLLENKAISERS infrage zu stellen. Stellte sie im Grunde auch nicht. Nur, sie war die Herrin SEINER Hölle – und war trotzdem ein Teil des Ediktes.

Würde der KAISER noch hinter der FLAMMENWAND residieren und würde der KAISER gute – oder schlechte? – Laune haben, dann hätte sie ihn gebeten, SEINE Stellvertreterin aus diesem Edikt herauszunehmen. Doch LUZIFER residierte nicht mehr hinter der FLAMMENWAND. LUZIFER tat ... andere Dinge. Dinge, die ihr nicht unbedingt gefielen. Aber was sollte sie tun? Sie konnte froh sein, dass er sie magisch erhöht hatte, damit sie die Hölle sicher in die Zukunft führen konnte.

Vielleicht, dachte Stygia, verfolgte der KAISER einen Plan, den sie nur noch nicht durchschaut hatte?

Stand am Ende gar das Verschwinden der ausgelutschten Seelen mit dem Plan in Verbindung?

Die verdorbenen und verführten Seelen, die als Antrieb und Gerüst der Hölle dienten, landeten normalerweise, wenn sie vollkommen ausgepresst waren, auf den Seelenhalden. Doch in letzter Zeit verschwanden sie von dort. Waren einfach weg. Stygia war ihnen gefolgt – und an einer bestimmten Grenze nicht weitergekommen. Sie wusste also nicht, wo die ausgelutschten Seelen neuerdings hinkamen.

Zuerst hatte sie Vassago im Verdacht gehabt, denn der Erzdämon wollte aus unbegreiflichen Gründen von Anbeginn an ins Licht. Doch letzten Endes war das hier eine Nummer, wenn nicht gar mehrere Nummern größer als die Macht des Uralten, von dem man munkelte, er sei an LUZIFERs Seite aus dem Himmel gestürzt.

Nein, dahinter steckte etwas anderes. Aber vielleicht stand LUZIFERs Handeln damit im Zusammenhang. Wer konnte schon wissen, was in VATER vorging?

Vielleicht, dachte Stygia weiter, hatte er sie auch nur erhöht, weil er ein Machtwesen an der Spitze seiner Armee haben wollte? Doch in welchen Krieg sollte die Hölle ziehen? In einen Krieg gegen die Menschen? Nun, das hatte Asmodis schon versucht – und war kläglich damit gescheitert. Nein, Stygia, obwohl sie von der absoluten Macht beseelt war, war keine Närrin mehr, unbedingt alles und um jeden Preis zu erreichen. Selbstüberschätzung gehörte schon lange nicht mehr zu ihren Tugenden. Sie war unsterblich. Kam Zeit, kam Machtzuwachs. Den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und dann zuzuschlagen – das war ihre Devise.

Sie schnaubte genervt. Bevor es zu einem Krieg gegen wen auch immer kam, stand die Animalische Periode an.

LUZIFER sei Dank war sie besagte Herrin der Hölle. Bisher hatte es noch niemand gewagt oder geschafft, ihr ein ihrem Stand angemessenes Geschenk anzubieten.

»Pah«, zischte sie. »Das wäre ja noch schöner, wenn ich in diese kleingeistigen Spielchen einbezogen werden würde. Ich bin die Herrin der Hölle! Ich bestimme, mit wem-« Sie brach ab.

Was hatte sich VATER bei diesem Edikt nur gedacht?

»Was nicht war, kann durchaus noch werden«, murmelte sie unausgeglichen.

Im nächsten Moment grinste sie boshaft. Sie war eine Dämonin, eine Teufelin! Sie hatte sich bisher aus jeder noch so aussichtslos erscheinenden Lage herauswinden können.

Sollte das aufgegeilte Pack nur kommen!

Sie schaute wieder auf den Kalender.

Es hob nicht ihre Stimmung. Denn da war noch ein anderes Gefühl. Ein widerlich widerwärtiges!

Das konnte nur von der Erde kommen!

Die Herrin der Hölle stellte sich vor den großen Flachbildschirm und zappte sich durch die Programme der Menschenwelt.

Viele Erdensender besaßen dieselben zwei Hauptnachrichten. Das eine war ihr Lieblingsprogramm: Krieg.

Überall auf der Erde schwelte, knallte und rumste es wie selten zuvor.

Stygia gestattete sich ein arrogantes Lächeln. Das war ihr Werk. Ihres und das der geeinten Hölle. Die Dämonen gewannen immer mehr Macht auf der Erde. Viel mehr Macht als in den letzten Regierungsjahren von Lucifuge Rofocale und Asmodis.

LUZIFER konnte äußerst zufrieden mit ihr sein.

Der andere Zustand jedoch ... Es tauchten immer wieder Tannenbäume auf, die mit Kitsch und Kugeln behängt waren.

Die schöne Teufelin kniff die Augen zusammen. »Das war doch ...« Sie sah nach oben, an die Decke.

Als wenn es da stehen würde.

»Weihnachten!«, zischte sie. Die Geburt des Guten. Das Fest der Liebe. Das Fest der Familie.

Sie spie angewidert aus.

Das gab es noch immer! Und so lange sich die Menschen diese widerlichen Gefühle in ihren Herzen bewahrten, hatte die Hölle noch einiges an Überzeugungsarbeit und Verführung vor sich.

Es wurde Zeit, auch noch die letzten Dämonen auf die Erde zu senden, damit diese unsägliche Tradition ein für alle Mal aus deren Herzen verschwand!

Gedankenverloren strich sie über ihren Ledergürtel, der ihr nur an einer Stelle unmerklich in die schöne Haut drückte.

Château Montagne, im Park hinter dem Schloss

Weihnachten, dachte Zamorra. Er wird Weihnachten. Die Zeit der Geburt des Herrn, die Zeit der Heiligen Familie. Die Zeit des Lichts. Die Zeit der ... Hoffnung.

Er sah nach oben in den bleigrauen Himmel, der mit seiner prallen Masse alles und jeden zu erdrücken suchte. Sogar die Gedanken.

Und wo stehen wir? Wir nehmen noch immer Abschied von einem unserer treuesten Gefährten.

Es nieselte unmerklich. Die Bäume krallten ihre kahlen Äste anklagend in Richtung Firmament.

Zamorra konnte es ihnen nicht verdenken. Wie gern hätte er jetzt dasselbe getan.

Und doch hatte eigentlich auch er Grund zum Feiern. Nach all den Ereignissen um Kelan und seinen Orden der Tausend war nun endlich Ruhe und Frieden eingekehrt auf Château Montagne.

Die Gemeinschaft stand auf dem kleinen Friedhof des Châteaus, der sich im Laufe der Jahre mehr und mehr mit Gräbern füllte. Nicht immer war auch jemand im Boden gebettet. Oftmals trug das Kreuz nur den Namen. Zur ewigen Erinnerung.

Der Meister des Übersinnlichen ging im Geiste alle Personen durch, die hier zum ewigen Gedenken ruhten. Mittlerweile waren zehn Personen auf Château Montagne beerdigt worden. Nein, korrigierte er sich. Nunmehr waren es elf. Raffael Bois und Tanja Semjonowa, Nele und Paul, Dylan und Nadja sowie Franco und Falc, zwei ehemalige Zauberschüler, Patricia Saris, Noah Moréll und nun ... William MacKenzie, der langjährige Butler des Châteaus.

Sein Name befand sich auf dem schlichen Holzkreuz sowie das Geburts- und Sterbejahr:

William MacKenzie 1910 – 1924

Sie hatten sich alle heute und hier versammelt, die ganze Schlossgemeinschaft: Professor Zamorra und Nicole Duval, Madame Claire und Thomas Craft, Pascal und Nadine Lafitte, Faolan, Henry, Kyra, Lama Gyungo Tensöng und das jüngste Mitglied Eva Wagner mit dem Alraunenmännchen Feofax.

»Wir alle«, begann der Schlossherr, »haben uns heute hier zusammengefunden, um einem großen Streiter des Lichts die Ehre zu erweisen: William MacKenzie.«

Die Trauergemeinde nickte zustimmend.

»William James Griswood MacKenzie war mit Leib und Seele nicht nur der Butler von Château Montagne, sondern auch von Lady Patricia Saris gewesen, der Ehefrau unseres verstorbenen, aber in seinem Sohn Rhett wiedergeborenen Freundes Lord Bryont Saris ap Llewellyn. William war eine absolut treue Seele und diente schon dem alten Lord persönlich. Nachdem er mit seiner Arbeitgeberin Patricia und ihrem Sohn Rhett nach Château Montagne übergesiedelt war, unterstützte er unseren Diener Raffael Bois unauffällig, da sich dessen hohes Alter immer stärker bemerkbar machte. Als William eines Tages vor Château Montagne einen Jungdrachen auflas, adoptierte er ihn kurzerhand und taufte ihn ob seiner Tollpatschigkeit auf Mister MacFool oder kurz Fooly genannt. William fühlte sich verantwortlich für Fooly und versuchte mitunter verzweifelt, ihn zu erziehen, um die von diesem versehentlich verursachten Schäden zu reduzieren.«

Zamorra tat einen flüchtigen Seitenblick auf Nicole. Auf ihrem bisher ernsten Gesicht stand nun ein wehmütiges Lächeln.

»William gab sich, von einigen Ausnahmen natürlich abgesehen, stets britisch oder besser schottisch vornehm, korrekt und steif. Und doch war er einer der stillen Stars, einer der besten Freunde. Immer im Bilde und nie aufdringlich. Er trat in die Dienste von Lord Bryont Saris ap Llewellyn ein und erhielt als Dank von ihm das Mondtau-Serum, das seinen Alterungsprozess verzögerte.«

Zamorra sah in die Runde. Das nächste Thema musste ebenfalls ausgesprochen werden. »Nach unserer Rückankunft reagierte allerdings das Mondtau-Serum auf etwas, das uns nach unserer Reise in die Vergangenheit anhaftete, und binnen Minuten holte Williams Körper alle Jahre nach, die der Trank ihm zuvor geschenkt hatte.

Mit ihm verlieren wir einen absolut loyalen Streiter für das Licht. William hat uns nicht ein einziges Mal im Stich gelassen. Sein Pflichtbewusstsein der Sache gegenüber stand stets an erster Stelle. So werden wir ihn in ewiger Erinnerung behalten.«

»Genau«, flüsterten Pascal und Faolan unisono, »so werden wir ihn in Erinnerung behalten. Er ist unser Vorbild.«

»Er hätte noch nicht sterben dürfen!« Madame Claire sah auf. Tränen liefen ihr die Wangen hinab.

Eva sah sie mitfühlend an. »Ich kannte ihn leider nicht besonders lange. Aber eines möchte ich sagen. Er war bis in dieses sehr hohe Alter aktiv. Ich wäre dankbar, wenn auch ich einst auf diese scheinbar schnelle Art und Weise nach einem erfüllten Leben diese Welt verlassen könnte.«

»Kind!« Madame Claire sah sie durchdringend an. »Er hatte noch lange nicht das Alter!« Es klang fast trotzig. »Er hätte noch viele weitere Jahren leben können.«

In Zamorras Ohren klang es fast wie ein Vorwurf. So kannte er Madame Claire gar nicht.

Verständlicherweise war sie noch immer durch den Wind. Es war nie ganz klar gewesen, wie Claire und William zueinander standen. Die meiste Zeit über duzten sie sich, doch hin und wieder siezten sie sich auch.

Etwas schien zwischen den beiden am Ende vorgefallen zu sein. Etwas, das die Köchin sichtlich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Sie ließ das Essen anbrennen, verwechselte Zucker und Salz, manchmal waren sogar die Frühstückseier noch flüssig oder Kyras Steak roh, was die Vogeldämonin jedoch besonders freute.

Mitfühlend sah Nicole kurz zu Madame Claire. »Ich bin mir sicher, dass sich William gewünscht hätte, dass wir alle zusammen in Frieden und Harmonie dieses Weihnachten begehen sollten. Im Grunde«, fügte die schöne Französin sehr bewegt hinzu, »ist William ja auch weiterhin am Leben, nämlich in unseren Herzen.«

»Und da Zamorra und Nicole langlebig, um nicht zu sagen unsterblich sind«, sagte Kyra, »bleibt William ebenfalls am Leben.«

»Bis zum Heiligen Abend ist etwas Zeit«, sprach nun Henry, »da wäre es schön, wenn jeder von uns in Bezug auf das Fest und in Erinnerung an William eine Aufgabe übernehmen würde.«

»Diese Weihnacht soll im Gedenken an William MacKenzie stehen«, fügte Faolan feierlich hinzu.

»Das ist eine ganz wunderbare Idee.« Lama Gyungo Tensöng lächelte fein. Pascal und Thomas nickten bestätigend.

Auch Madame Claire seufzte einmal mehr und nickte ebenfalls. Tapfer und gefasst.

»Ich habe da gleich mehrere Ideen«, begann Henry.

Thomas räusperte sich kurz und legte den Zeigefinger an die Lippen.

»Ja, schon gut«, maulte der junge Mann mit den drei Gehirnen, »ich habe verstanden. Ich bin schon still.«

Noch eine ganze Weile hing die kleine Gemeinschaft ihren Gedanken nach.

Zamorra sah sich um. Ja, er konnte wirklich stolz auf diese Gemeinschaft sein. Und ja, sie waren zu einer Familie zusammengewachsen. Sie standen füreinander ein. Was konnte es Schöneres für einen Schlossherrn geben?

Château Montagne, Erdgeschoss, Kaminzimmer

Ein großer Kamin aus dunklen Steinen dominierte auf der linken Seite das Zimmer. Davor lag das berühmt-berüchtigte Eisbärenfall, auf dem Nicole und Zamorra so manches Liebesspiel ausgefochten hatten oder einfach nur nebeneinander gekuschelt vor dem prasselndem Feuer lagen und die Ruhe genossen.

Der Schlossherr fragte sich, ob es irgendwann im Laufe der Jahrzehnte mal ausgewechselt worden war.

Oder war es nach über fünf Jahrzehnten noch immer das Original?

Welche Geschichte verbarg sich hinter dem Fell? Es musste wohl schon bei Onkel Louis in diesem Raum gelegen haben.

Geschichten. So viele waren schon erzählt. Würden weitere folgen? Wie viele waren noch nicht bis ans Licht der Öffentlichkeit vorgedrungen?

Geschichten begannen. Geschichten endeten.

Williams Lebensgeschichte war nun zu Ende.

Eine große Couchlandschaft dominierte die Front an den nunmehr vorhandenen Fenstern. Bei den Umbauarbeiten für die Zauberschule hatten sie aus dieser gefängnisartigen Kemenate einen lichtdurchfluteten Raum geschaffen. Der Berghang war, dank Nicoles Dhyarra, zwischen dem Nord- und Südflügel abgetragen worden, und das Erdgeschoss zum Park hin somit kein Kellergewölbe mehr.

Überraschend in dem Zuge, dass man nach der Wegnahme des Felsens von außen die ursprünglichen Fenster erkennen konnte. Warum ließ Leonardo deMontagne Fenster vorbereiten, die nie genutzt worden waren?

Oder waren es gar Fenster in andere Dimensionen gewesen?

Auch der Pool war dementsprechend um ein Geschoss abgesenkt worden. Nun führte eine geschwungene Freitreppe von außen hinauf zum Fitnessraum.

Alle Schlossbewohner hatten Platz genommen. Gleichrangig, wie es dem Schlossherrn wichtig war. Sicher gab es hier Bedienstete wie auch Schlossherren, und doch waren sie eine eingeschworene Gemeinschaft. Alle setzten sie sich für das Licht ein.

Trotzdem hatten es sich Madame Claire und Thomas nicht nehmen lassen, auf Küchenstühlen zu sitzen, die sie von nebenan mitgebracht hatten. Die Küche selbst befand sich im Nordturm, doch auch der angrenzende Raum wurde aufgrund der beachtlichen Personenzahl, die mittlerweile im Schloss wohnte und arbeitete, als erweitertes Esszimmer genutzt.

Das war nicht immer so gewesen, dachte Zamorra. Es gab Jahrzehnte, wo das Schloss nur von Nicole, Raffael Bois und ihm bewohnt worden war.

Sicher bedeuteten mehr Personen mehr Angriffsfläche, aber im Grunde war der Parapsychologe froh, von gleichgesinnten, angenehmen Charakteren umgeben zu sein.

Thomas hatte sich, widerwillig, als Vorletzter gesetzt. Erst mussten alle nach ihren Wünschen befragt und bewirtet werden.

Als er sich dann immer noch nicht setzen wollte, hatte Nicole leicht an der Livree gezogen: »Ist ja gut. Alles ist bestens. Jetzt setz dich endlich hin.«

Die schöne Französin war dazu übergegangen, Thomas zu duzen, während er – britisch vornehm – die Herrschaften weiterhin siezte.

Der Meister des Übersinnlichen setzte sich als Letztes. Nicht zu Nicole, denn die saß zwischen Faolan und Pascal auf der Couch.

Zamorra hatte sich einzeln platziert. Eine gemischte Gruppe ohne weitere Grüppchenbildung erschien ihm homogener.

»Wir haben uns entschlossen, als Gemeinschaft, als Familie, William zu ehren. Hat jemand bereits konkrete Vorschläge, was wir tun können? Das Schloss schmücken? Oder den Park schmücken?«

Henry winkte ab. »Das gehörte doch schon die letzten Jahre zum weihnachtlichen Ritual.«

Zamorra schmunzelte: »Ein gemeinsames Lied einstudieren?«

Faolan meldete sich zaghaft. »Ich habe keine gute Stimme.«

»Du könntest bellen«, flüsterte Pascal unmerklich, was ihm einen Rippendämpfer von Nicole und ein vorwurfsvolles Gesicht von Faolan bescherte.

»Pardon«, murmelte der menschliche Bibliothekar.

Schon meldete sich Faolan erneut.

»Bitte«, sagte Zamorra.

»Schloss und Park zu schmücken ist bereits Tradition«, begann der ehemalige teuflische Archivar, »aber wie wäre es, wenn wir zusätzlich, vielleicht an dem Wochenende vor Weihnachten, einen kleinen Weihnachtsmarkt für die Dorfgemeinschaft veranstalten.? So wie an Halloween. Kein großes Spektakel, nur etwas Kleines, Feines mit zwei, drei Buden.«

Pascal lächelte. »Wir laden die Dorfbewohner zu einem Umtrunk und ein paar Leckereien ein. Zu einer Schlossweihnacht. Quasi ein Gemeinschaftstag wie vor einiger Zeit die Eröffnung des Kinos.«

»Wobei das ja gehörig schiefgegangen ist«, gab Henry zu bedenken.

»Ich könnte Williams Lieblingsessen kochen«, sprach Madame Claire und fügte schnell hinzu, »und natürlich weitere kleinere Gerichte wie Fingerfood.«

»Oh ha«, entfuhr es Henry, und er verstummte.

Doch die Köchin wusste auch so, was er meinte und fing erneut an zu schluchzen.

»War ja nicht so gemeint«, schob Henry nach. »Normalerweise können Sie ja gut kochen.«

Madame Claire schluchzte noch mehr.

»Sie sind die beste Köchin des Multiversums«, hob Henry noch mal an, »es ist vollkommen verständlich, dass Sie in der jetzigen Phase versagen.«

»Es ist gut, Henry.« Zamorra unterdrückte ein Schmunzeln. Der junge Mann bekam einfach die Kurve nicht.

Es war fast wie immer, wenn der Anlass nicht so traurig gewesen wäre.

»Wir könnten Kekse backen«, meinte Kyra, »die aussehen wie William. Schwarzweiß, wie er in Uniform auftrat. Oder,oder noch besser. Ich könnte Schweinemett in die Form von William bringen.«



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