Professor Zamorra 1320 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1320 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Der Meister des Übersinnlichen erwachte. Wo war er? Es müsste Nacht sein. Doch war es hell im Raum, flackerndes Licht loderte. Er drehte den Kopf. Neben ihm lag Nicole Duval.
Seine Lebensgefährtin stand in Flammen! Ohne jedoch zu verbrennen.
Er rief Merlins Stern - der allerdings ... erschien nicht.

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Personenliste

In Flammen

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra deMontagne: Der Meister des Übersinnlichen; furchtloser Kämpfer gegen die Ausgeburten der Hölle und Wissenschaftler für parapsychologische Phänomene

Nicole Duval: seine Sekretärin sowie Lebens- und Kampfgefährtin

Thomas Craft: Nach dem Tod von Butler William MacKenzie einzig verbliebener Butler des Châteaus

Taran: Amulettwesen; ängstlich, trat in Gestalt eines jungen Mannes auf. Entstanden als künstliches Bewusstsein, das sich in Merlins Stern bildete, ihn später verließ, um einen eigenen Körper zu entwickeln, aber dann wieder ins Amulett zurückkehrte

Kyra: Vogeldämonin mit Katzenattributen, lebt im Schloss, besitzt eine besondere Verbindung zu Thomas

Ted Ewigk: Talentierter Reporter, der schon in jungen Jahren seine erste Million machte und dessen Reportagen als »Ted Ewigk-Meldungen« gehandelt wurden. Mittlerweile arbeitet er nur noch, wenn ihn eine Sache wirklich interessiert. Nachfahre des ERHABENEN Zeus der DYNASTIE DER EWIGEN. Dessen Dhyarra-Kristall 13. Ordnung ist heute in Teds Besitz.

Mysati: Teds Lebensgefährtin, Kindfrau aus der Kuppel der Herrscher; zu Beginn gemein und unberechenbar, rettete sie Ted Ewigk das Leben, verliebte sich in ihn und änderte ihr Wesen und Leben

Aubert von Avranches: war Bischof von Avranches und im Jahre 709 Gründer der Abtei Mont-Saint-Michel

sowie: weitere Überraschungsgäste

In Flammen

von Thilo Schwichtenberg

»Zamorra, so hilf mir!«

Nicole Duval war an einen Pfahl gebunden. Darunter türmte sich der brennende Scheiterhaufen. Ihr Unterleib war deutlich gerundet.

Zamorra stand hilflos vor dem Feuer. Er trug eine Kutte, wie sie Mönche trugen.

Nicoles Haut löste sich, ihr Leib platzte auf und –

Der Meister des Übersinnlichen erwachte. Neben ihm lag Nicole Duval.

Seine Lebensgefährtin stand in Flammen! Ohne jedoch zu verbrennen.

Er rief Merlins Stern –der allerdings ... erschien nicht.

Denn er war längst da!

Rom, Silvester 2024

»Kleine Zeitreise gefällig?«

Professor Zamorra sah seine Lebens- und Kampfgefährtin von der Seite her milde lächelnd an.

»Hm? Was?«, fragte die schöne Französin und sah sich weiterhin angestrengt um. Hinter jede Säule im Forum Romanum blickte sie und in jedes Loch, das halbwegs wie ein Raum aussah.

In der beginnenden Dämmerung wurden die antiken Ruinen harmonisch illuminiert.

Einige der Gebäude, wie die Überreste des Tempels des Saturn oder der Triumphbogen des Septimus, erstrahlten in goldenem Schein. Die Szenerie besaß etwas Anheimelndes und erinnerte Zamorra an Weihnachten, an den kleinen Weihnachtsmarkt in Saint-Cyriac – bevor Stygia ihn für ihre Machtdemonstration missbraucht hatte.1

»Sie sucht etwas«, bemerkte Ted Ewigk, der Geisterreporter, trocken.

»Nur was?« Auch Mysati, Teds Lebensgefährtin, sah interessiert in die Löcher.

Nicole blieb stehen und zog eine Schnute. »Schatz. Hier sind Tempel. Ja, ohne Frage. Ganz viele und viele kaputte. Aber keine Einkaufstempel.«

»Zeitreise, sag ich doch.« Zamorra schmunzelte weiter. Was man so tat, wenn man sich wohlfühlte.

»Du grinst wie ein Honigkuchenpferd«, bemerkte Ted, »was ist los mit dir, mein Freund?«

»Moment!« Nicole zog das Wort sehr in die Länge und stemmte die Hände in die Hüften. »Schön hinten anstellen. Erst hat mein Göttergatte mir zu antworten. Und wenn er zufriedenstellend geantwortet hat, bist du vielleicht an der Reihe.«

»Sie nannte mich Gott«, bemerkte der Meister des Übersinnlichen und schob ein überraschtes »Aua« hinterher, als er von seiner besseren Hälfte in die Seite geknufft wurde.

»Hast du überhaupt Merlins Zeitringe dabei?«, fragte Nicole argwöhnisch.

»Ups«, sagte der Parapsychologe entschuldigend, »mir war die ganze Zeit über schon so, dass ich etwas vergessen habe.«

»Leute!« Mysati griff sich in die türkisfarbenen Haare und wuschelte sie auf. »Ich dachte, wir unternehmen einen harmlosen Spaziergang über das Forum Romanum.«

»Du weißt doch«, belehrte Ted sie, »dass unsere Gäste keine normalen Gäste sind.«

»Stimmt.« Mysati kratzte sich am Kopf. »Die spinnen, die Franzosen.«

»Wie oft wir hier schon mit den Finstermächten zu tun hatten.« Nicole Duval seufzte. »Aber du hast recht, Mysati, heute wollen wir die Welt einfach nur mal unter Freunden genießen.«

Zamorra nickte noch immer lächelnd.

Freunde ... schon lange hatten sie Ted und Mysati nicht mehr gesehen, sah man mal von dem kleinen Undercover-Einsatz in der vergangenen Woche ab. Da war Ted als Geheimwaffe zu Gast auf dem Schloss gewesen und hatte Stygia in ihre Schranken verwiesen.

Die Herrin der Hölle nahm immer mehr Asmodis' Gebaren an. Sie hatte sich von einer durchaus dümmlich dreisten Hochstaplerin zu einer gewieften Dämonin entwickelt, die mittlerweile nicht mehr vordergründig das Ziel hatte, Zamorra auszulöschen, sondern ihn als kalkulierbares Übel zu tolerieren. Auch in Hinblick auf eine Zusammenarbeit gegen gemeinsame Gefahren, wenn es denn unbedingt sein musste.

Zamorra dachte an Bill Fleming, seinen verstorbenen besten Freund. Er dachte an Robert Tendyke und eben auch an Ted Ewigk, an Uschi Peters, an Fenrir, an Michael Ullich und Carsten Möbius, an all die einstigen Freunde und Weggefährten. Nun, Bill, Uschi, Fenrir, Michael und Carsten waren nicht mehr am Leben, gestorben im Kampf gegen die Mächte der Finsternis. Robert Tendyke hatte sich zum Eigenbrötler entwickelt, der seinen ganz persönlichen Weg zurück aus dieser Misere erst wieder finden musste. Und Ted, ja, die Freundschaft mit dem Geisterreporter währte bereits sehr lange. Doch gemeinsame Treffen hatten sich in den letzten Jahren eher wenige ergeben. Jeder lebte sein Leben und vor allem: Jeder besaß seine eigenen Probleme.

Aber das zeichnete ja auch gute Freunde aus: Trotz Entfernung sich nicht zu entfernen.

Und so hatten Zamorra und Nicole Teds und Mysatis Einladung, Silvester und Neujahr in Rom, im Palazzo Eternale, zu verbringen, dankend angenommen. Sie benötigten Abstand. Abstand von Williams Tod, Abstand von den Geschehnissen um Kelan. Abstand von allem.

Außerdem fühle Zamorra seit geraumer Zeit, dass da etwas war, das er nicht greifen konnte. Denn jedes Mal, wenn er an Bill Fleming dachte, brachte es eine Saite in ihm zum Klingen, die er sich nicht erklären konnte. Als wenn ihm da gewisse Informationen abhandengekommen waren.

Da war etwas, das zu ihm gehörte, sich ihm aber verschloss. Er hatte schon mehrmals mit Merlins Stern dahingehend experimentiert, ob irgendwo eine Schwelle oder Mauer in ihm war, die jemand Fremdes errichtet hatte, aber ohne Ergebnis.

Abermals betrachtete er seine Freunde. Mysati schien endlich ihre grüne Phase abgelegt zu haben. Jedenfalls trug sie aktuell Haare und Kleidung in türkisfarbenen Tönen.

Die ehemalige Bewohnerin aus der Kuppel der Herrscher hatte sich vor vielen Jahren durch einen Trick an Ted Ewigk gebunden. Zamorras Freund war damals, im Zuge der Ereignisse um die Angst und die weißen Städte, fast gestorben. Mysati hatte ihn aus Eigennutz wieder aufgepäppelt. Doch aus Eigennutz war Hassliebe und später innige Liebe geworden.

Seit der Zeit waren Ted und Mysati ein Paar mit allen Höhen und Tiefen, denn die zierliche Frau besaß noch immer ihren eigenen, oftmals sturen, Kopf. Und dann, gingen sich die beiden einfach etwas aus dem Weg.

Umso schöner wurde später die Versöhnung.

Und Carlotta, Teds verstorbene Partnerin, war mittlerweile für den Geisterreporter zu einer liebevollen, aber endlich losgelassenen Erinnerung geworden...

Ted selbst hatte in letzter Zeit wieder vermehrt als Geisterreporter gearbeitet. Eine Krux mit der Zeit war nämlich, dass man sich auf den eigenen Lorbeeren niemals wirklich ausruhen konnte. Sein Ruf als legendärer Geisterreporter war verblasst. Immerhin waren die Hochzeiten gut vierzig bis fünfzig Jahre her. Die Welt vergaß schnell.

Ted musste also erst wieder hineinkommen und wachsen. Doch die Konkurrenz hatte nicht geschlafen, war größer und vor allem besser geworden.

Nur persönlich wieder auf Geisterjagd zu gehen, das hatte er in den letzten Jahren nicht mehr getan.

Selbst die DYNASTIE DER EWIGEN verhielt sich Ted gegenüber ruhig. Man schien ihn, den ehemaligen Friedensfürsten und vor allem seinen noch immer existierenden Machtkristall vergessen zu haben.

Das alles war gut und nicht gut zugleich.

Ted sah optisch trotz seiner mittlerweile einundsiebzig Lebensjahre jung aus. Aber war es denn ein Wunder? Zum einen trug er die Gene des ehemaligen Erhabenen Zeus in sich, zum anderen hatte er vor vielen Jahrzehnten, im Jahre 1983, zusammen mit den Peters-Zwillingen vom Lebenswasser des siebzehnten Earl of Glenstairs getrunken.

Und er hatte nach all den Irrwegen rund um die Angst nun auch sicheres Fahrwasser mit Mysati erreicht.

Sie hatten die letzten Jahre genossen, den Palazzo Eternale von Grund auf renoviert.

Ted hatte sich zur Ruhe begeben und das Leben zu schätzen gelernt. Aber er war nun mal ein Langlebiger. Mysati ebenfalls. Ruhestand war schön und gut, nur wenn man ewig lebte, konnte er auch irgendwann langweilen.

Also hatten beide überlegt, vielleicht gemeinsam auf Geisterjagd zu gehen oder bei Monica Peters und Tendyke Industries anzuheuern. Robert war zum Glück in seiner eigenen Firma nicht mehr so richtig präsent, da Ted und Robert sich seit jeher nicht mochten. Vielleicht konnten sie in Sachen Dimensionsraumer, Shuttle und Spider zusammenarbeiten.

Nun ja, die beiden ließen die Zukunft noch offen und vor allem, sie ließen es ruhig angehen. In der Zwischenzeit versuchte sich Ted als Geisterreporter und Mysati als Elixiermischerin für einen exquisiten Kundenkreis.

Mysati, die ehemalige Giftmischerin besaß eine Vorliebe für Zaubertränke und Mixturen. Das war ihre Welt. Sie hatte sich im Keller des Hauses sogar ein ansehnliches Labor aufgebaut, in dem sie nach Herzenslust experimentieren konnte. Oft war sie selbst ihr bestes Versuchskaninchen. Doch manchmal musste auch Ted daran glauben. Aber erst, wenn er sich seltsam fühlte, eröffnete sie ihm, dass er ebenfalls als Testobjekt hatte herhalten müssen ...

Die vier Freunde verließen das Forum Romanum, schlenderten später über den Petersplatz, bespritzten sich ausgelassen mit dem Wasser des Trevi-Brunnens und tranken einen Weißwein auf der einhundertsechsunddreißigstufigen Spanischen Treppe. An diesem Tag scherte sich niemand um das Verbot, nicht auf der Treppe sitzen zu dürfen. Rom war ein riesengroßes Fest. Überall feierten Menschen ausgelassen den Jahreswechsel. Sie wollten das alte Jahr mit all den Mühen endlich hinter sich lassen, denn das neue, unverbrauchte Jahr konnte ja nur besser werden.

Ein ewiger Trugschluss.

Jedes neue Jahr brachte Höhen und Tiefen. Man musste nur bewusst leben. Dann fand man auch Freude am Leben.

Denn am Ende hieß es doch, dass jedes neue Jahr einen näher an das eigene Ende brachte. Man musste sich also vorher schon inmitten des alltäglichen Chaos die eine oder andere Wohlfühloase schaffen.

Selbst Mysati, die doch so gern stichelte und durchaus auch bei Nicole aneckte, hielt sich zurück. Jeder der vier war sich der kostbaren Momente sehr bewusst.

Den eigentlichen Übergang ins neue Jahr wollten sie allerdings ganz in trauter Viersamkeit im Palazzo Eternale2 begehen. In Teds ureigenem Refugium.

Es wurde ein schöner Abend, wie zu alten Zeiten. Mysati kredenzte eigenkreierte Longdrinks. Sie erzählten von alten Abenteuern und noch immer unerfüllten Wünschen.

Kurz vor Mitternacht zählten sie rückwärts und sahen von fern auf der Terrasse des Palazzos dem knallbunten Feuerwerk zu.

Herzlich umarmten sie sich.

»Gute Vorsätze im neuen Jahr?« Nicole sah Ted überrascht an. Sie überlegte. »Sich wieder öfters zu sehen? Nein«, sie schüttelte entschieden den Kopf, »lieber keine guten Vorsätze, die man dann doch nicht halten kann. Bleiben wir spontan.«

Früh am Morgen, als Zamorra und Nicole todmüde aber zutiefst zufrieden und eng aneinander gekuschelt im Bett lagen, da fragte die schöne Französin dennoch: »Warum nur haben wir uns voneinander entfernt? Von Ted, von Monica, von Robert, ja selbst von Gryf und Teri?«

Zamorra atmete tief ein und aus. »Weil jeder im Leben seinen eigenen Weg gehen muss. Lebenslinien laufen eine Zeitlang nebeneinander, kreuzen und entfernen sich. Genießen wir die Zeit miteinander, genießen wir die Erinnerungen und sind stets auf das Neue, das vor uns Liegende gespannt. Genießen wir die gemeinsamen Tage, bevor uns das Leben in einer vierzehntägig erscheinenden Horrorheftromanserie wieder trennt.«

»Ach, Schatz«, murmelte Nicole glücklich, »ich bin so froh, dass wir keine vierzehntägig erscheinende Horrorheftromanserie sind.«

»Ei, warum denn nur?«

»Na ja, dann hättest du so etwas Schönes und Weises sicher nicht sagen dürfen. In den Romanen geht es doch nur um Kommerz und pure Unterhaltung.«

Zamorra schmunzelte. »Wo du mich doch gratis bekommst.«

»War das etwa eine Einladung?«

»Finde es heraus.«

Was sich Nicole nicht zweimal sagen ließ ...

Zufrieden schlief Zamorra ein. Die Freundschaft zwischen ihnen und Ted war noch immer vorhanden. Sie hatten sich nicht entfremdet.

Endlich war einmal alles gut.

Château Montagne. Arbeitszimmer. Safe. Neujahr.

Neujahr. Warum Menschen immer alles in Kategorien einordnen mussten. Ein Jahr war vorbei und schon abgehakt, wurde gedanklich einsortiert und vergessen. Und nie wieder angeschaut.

Und dabei war das menschliche Leben, verglichen mit der Haltbarkeit des Multiversums, noch nicht einmal der Abermillionste Teil eines Augenblicks.

Doch was kümmerte es ihn?

Er war kein Mensch. Er war kein Millionstel Teil eines Augenblicks. Er war ein Unsterblicher!

Taran, das Amulett-Bewusstsein, hätte halbwegs zufrieden mit sich und seiner Situation sein können. Hätte.

Shirona, seine große Gegenspielerin, war schon vor geraumer Zeit vernichtet worden. Sie war das zweite Amulettwesen, das aus den gespiegelten Energien der ersten fünf der einst von Merlin geschaffenen sieben Amulette im sechsten Amulett entstanden war. Im Gegensatz zu Taran wollte sie ihn stets vernichten.

Aus und vorbei. Im Zuge der Dreizehn Siegel der Macht waren die ersten sechs Amulette vernichtet worden. Shirona ebenfalls, wie auch vor Kurzem die eintausend Kopien des Leonardo deMontagne.

Dann gab es da dieses seltsame Amulett aus der anderen Dimension. Die düstere Nicole trug es. Düster war sie geworden, denn ihr Zamorra war nicht mehr am Leben. Allerdings waren Düster-Nici, wie der Prof und seine Gefährtin sie nannten, wie auch ihr Gefährte, der Düster-Gryf, bisher unter dem Radar geblieben.3 Taran spürte, dass sie sich auf der Erde befanden, doch ließen die beiden das Château in Ruhe und andersherum ebenfalls. Ergo: Schlafende Hunde sollte man niemals wecken, zumal Taran nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob in jenem Amulett ein Doppelgänger von ihm wohnte.

Taran spürte nur noch ein einziges weiteres Amulett, das tief in den Tiefen des Kellerlabyrinthes von Château Montagne verborgen und bewacht lag. Doch dieses Amulett schien ohne Bewusstsein und schlief den Schlaf der Unerweckten.4

Ergo auch hier: kein künftiger Stress aus dieser Richtung.

Taran sah sich um. Es war doch eigentlich ganz nett hier in der mächtigen Silberscheibe. Er hatte seine Ruhe – wenn ihn Zamorra und Nicole nicht immer so nerven würden. Ständig stellten sie ihm Fragen. Er war doch kein Auskunftsbüro! Er war ein selbstständiges, denkendes und ja, durchaus ängstliches oder besser vorsichtiges Wesen.

Also genau das, was Zamorra und Nicole eigentlich schützen wollten. Die Freiheit und Eigenständigkeit eines jedweden Individuums im Multiversum.

Das Amulett war auch ohne ihn eine sehr starke magische Waffe. Er wohnte nur hier.

Nun gut. Er hatte sich aus dem Amulett entwickelt. Er war zum reinen Bewusstsein geworden und hatte später sogar eine Gestalt angenommen. Doch in der realen Welt gefiel es ihm nicht. An so vielen Dingen war er gescheitert.

Eine Weinbergschnecke wurde nun einmal nicht zur Nacktschnecke. Da konnte sie wieder und immer wieder ihr Haus abwerfen. Am Ende bedeutete einzig das Haus die Fortsetzung des eigenen Lebens.

War das ein guter Vergleich? Schneckenhaus und Merlins Stern?

Durchaus, befand Taran. Er hatte sich sein Schneckenhaus selbst eingerichtet. Mit Dutzenden von mentalen Räumen. Sogar blühende Landschaften konnte er erschaffen. Durch einen einzigen Gedanken. Es gab Bereiche, die Taran fest installiert hatte und Bereiche, die er nach Herzenslust ändern konnte. Da war er den Menschen ähnlich. Die eigenen vier Wände waren das Nest, der Anker, doch alles andere durfte durchaus Veränderungen unterliegen. Nichts war so langweilig wie die Stetigkeit.

Nun ja, wie gesagt, alles hätte so schön sein können, wenn da nicht seit einiger Zeit diese äußerst unschöne Gefahr im Hintergrund lauern würde.

Diese Bedrohung war mehrere Nummern zu groß für Taran. Und doch, oder leider, spielte das Amulett bei dieser unschönen Sache mittlerweile eine äußerst wichtige Rolle.

Hinter der Gefahr war mittlerweile eine Entität hervorgetreten, und würde sich Taran jetzt bemerkbar machen, würde eben jene Entität auf ihn aufmerksam werden.

Und das wäre sicher gar nicht gut.

Also lieber Klappe halten und warten, bis alles vorbei war.