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Es war Nacht geworden. Mittlerweile hatte Zamorra die beiden Frauen eingehender untersucht. Ihnen wurde Energie entzogen. Aber sie waren nicht infiziert. Das Gift schien Nesselgift zu sein. Die Opfer waren so betäubt und dann ausgesogen worden. "Mir scheint, dass dieses Wesen zumindest teilintelligent ist", sinnierte Zamorra. "Es tötet nicht. Es beraubt nur Menschen ihrer Energie. Und was gibt es da Besseres als ein Hotel? Menschen kommen und gehen. Die meisten bleiben nur eine Nacht. Sie haben Albträume, später vergessen sie sie wieder." "Also lassen wir es leben?", fragte Nicole.
"Nun, wir werden sehen ..."
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Grauen im Brockenhotel
Leserseite
Vorschau
Impressum
Grauen im Brockenhotel
von Thilo Schwichtenberg
»Ich habe dich gewarnt«, sagte Bill Fleming und musterte Sara Moon eindringlich. »Wie sagt man so schön?« Er schien zu überlegen. »Wer nicht hören will, muss fühlen. Na, komm her.« Er winkte sie ungeduldig zu sich heran.
Alles in Sara wollte sich wehren. Sie musste fliehen! Oder angreifen!
Aber sie wusste, dass sie es dadurch nur noch schlimmer machen würde.
Also setzte sie sich in Bewegung. Sie, eines der größten Machtwesen des Universums, die ehemalige ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN, kam langsam auf Bill zu ...
Ende Juli 2024
Gero gestattete sich ein Lächeln und atmete tief durch. Noch einmal schulterte er den Rucksack und ließ die Schultern leicht wippen, damit auch wirklich alles an seinen Platz rutschte.
Trotz der Schwere würde er den Rucksack beim Aufstieg nicht mehr spüren.
Ein letzter Blick zum Auto, dem letzten Anker zur Zivilisation – nein, natürlich nicht. Aber zumindest blieb sein treuer Gefährte zurück, der ihn ohne zu murren an jeden Ort brachte. Was dem Cowboy sein Pferd, dachte Gero, das ist uns das Auto. Es ist ein Transportmittel, ein Lagerhaus, hin und wieder Kleinsthotel und manchmal eben auch ein treuer Gefährte, der sich geduldig mein Klagen anhört.
Kurz musste er an den Vorgänger denken, der ihm das Leben gerettet hatte. Damals, als er mit dem Reh zusammengeprallt war. Ihm war nichts geschehen, doch Reh und Auto hatten den Unfall nicht überlebt. Sein motorisierter Gefährte hatte ihn mit dem eigenen Leben beschützt.
Sollte noch einmal jemand sagen, dass Autos nur aus Technik bestanden.
Nun denn, mutig ausgeschritten! Der bekannte Harzer Erholungsort Schierke blieb hinter ihm zurück.
Schon nach kurzer Zeit hatte Gero seinen Wanderschritt gefunden. Manch einer würde nun sagen, dass das Tempo einem hoch aggressiven Nashorn glich, doch heute war niemand da, der es ihm sagen oder gar darüber murren konnte. Gero wanderte allein. Allein auf seinen Lieblingsberg. Mit seinem Lieblingsschritt. So konnte er sich auch körperlich einmal mehr auspowern.
Kurz überlegte er. Es musste das vierundsechzigste Mal sein, dass er den Brocken heute erklimmen würde. Vierundsechzig Mal und kein bisschen müde oder gar gelangweilt.
Gero kannte die Wetterverhältnisse auf dem Brocken in und auswendig. Vom Verlaufen in tiefem Schnee unter Alkoholeinfluss, über Eishagelstürme, wo er so gut wie nicht mehr hatte atmen können, bis hin zur prallen Sonne hatte er alles schon erlebt. Und überstanden.
Er hatte den Brocken mit der Familie erklommen, mit Freunden, Bekannten und eben auch allein. Wie heute. Heute war er nur mit sich selbst zusammen. Endlich einmal ganz bei sich.
Das hatte er auch bitter nötig. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen. Ein Generationenwechsel in der Familie mittlerweile in vollem Gange. Er erinnerte sich gut an ein Gespräch, oder besser an einen Schwur mit seinem besten Kumpel. Zwanzig waren sie damals gewesen, als sie sich geschworen hatten, nie sozial zu werden. Familie und so. Niemals. Immer die Freiheit in vollen Zügen. Niemals angepasst sein.
Nun waren sie beide knapp Mitte fünfzig und mussten feststellen, dass das Leben darauf keine Rücksicht nahm. Sie hatten Familie, Haus, Kinder und Verantwortung übernommen. Klamm und heimlich hatte ihnen das Leben die Bürden des Alltags untergeschoben.
Und bald – sie konnten sich wehren oder es annehmen – waren sie die Ältesten in der Familie. »Unglaublich«, murmelte er, »einfach unglaublich, sind wir doch gestern erst achtzehn geworden.« Er grinste müde. Nun, vielleicht war es auch vorgestern gewesen.
Sei es, wie es sei. Die Probleme mussten für ein paar Tage warten. Er brauchte selbst eine Auszeit, um die Batterien wieder aufladen zu können. Und diese Auszeit würde er hier, auf seinem geliebten Brocken finden. Er würde zu Kräften kommen, um weitermachen zu können.
Unvermittelt blieb der Mitfünfziger stehen und betrachtete den Wegweiser. »Oberer Königsberger Weg«, murmelte er und nickte.
Heute würde er ihn angehen. Beim vierundsechzigsten Mal. Dies war der einzige Weg, den er noch nicht gegangen war. Warum ihn also nicht heute erkunden? Zumal er wenig frequentiert schien. Um so besser, wenn er nicht ständig grüßen musste.
Gero mochte das nicht. Er fragte sich, warum sich Menschen nur im Urlaub grüßten. Warum nicht auch im Alltag? Warum nicht im Supermarkt oder in der Stadt? Nein, Grüßen war nur ein Phänomen beim Wandern, ähnlich dem Klatschen im Touristenflugzeug.
Daran hatte er sich nie beteiligt. Warum auch. Bei Fernflügen klatschte auch keiner. Entweder überall oder gar nicht. Aber so war eben der Mensch. Kompliziert und undurchschaubar.
»Puh«, machte er und sah nach oben. Bestes Wetter war für die aktuelle Stunde angekündigt worden. Schäfchenwolken zogen träge am Firmament dahin, und die Sonne schien eine Spur zu heiß für den Geschmack des Wanderers. Aber nun gut. Das Wetter sollte sich noch grundlegend ändern. Vielleicht schaffte er es vor dem Regen nach oben.
Die Gedanken wirbelten wild durcheinander. Vom langsamen Verschwinden der Eltern über die Probleme mit dem Haus, der Arbeit und den vielen kleinen Baustellen, die niemand wirklich benötigte.
Die Sonne fehlte! Unter die Wolkenschafherde hatten sich schwarze Brüder gemischt. Wenn er es recht betrachtete, dann gab es nur noch ein weißes Schaf inmitten einer feisten, schwarzen Herde.
Sturm setzte ein. Gero schritt schneller aus. Jetzt geriet er in ein Tempo, das ihm langsam zu schaffen machte. Er wollte so viel wie möglich Weg im Trockenen bewältigen.
Als er auf die Brockenbahn stieß, war sie gerade am Rangieren im ehemaligen Bahnhof Goetheweg. Der Zug von oben fuhr in ein Stumpfgleis und wartete so lange, bis der bergwärts fahrende Zug vorüber war. Dann rangierte er zurück und setzte seinen Weg fort.
Was für mächtige und schnaufende Ungetüme! Nur eine Nuance schwärzer als die Wolken am Himmel.
Obwohl später Nachmittag, wurde es dunkel. Und das im Sommer!
Gero sah die Regenwand, wie sie sich unbarmherzig auf ihn zuschob. Geübten Griffes streifte er sich das Cape über Kopf und Rucksack, als es unaufhörlich auf ihn niederprasselte.
Zügigen Schrittes setzte er den Weg fort. Immer parallel zu den Gleisen, bis er wieder auf die Brockenstraße traf. Zum Glück war ihm heute nur ein einziger Wanderer entgegengekommen. Bei diesem Wetter kein Wunder. Außerdem war es ein Mittwoch, der große Ansturm würde erst am Wochenende folgen.
Als er endlich die Brockenkuppe erreichte, legte der Sturm noch einen Zahn zu. Das war sicher schon ein Orkan! Der Regen peitschte ihm ins Gesicht. Die Tropfen waren allesamt zu kleinen Geschossen geworden. Die Krüppelfichten wurden hin und her geschüttelt. Fast sah es aus, als wenn sie leben würden. Als wären sie Spuk- und Sagengestalten. Trolle konnte Gero erkennen, verschleierte Frauen, Gottesanbeterinnen und aufrecht gehende Sauroiden.
Langsam kroch ihm die Feuchte unter das Cape, durchnässte ihn mehr und mehr. Nur noch ein paar Meter!
Gero fühlte sich gebeutelt wie in den letzten Monaten. Die Schicksalsschläge hatten überhandgenommen. Doch irgendwann musste doch einmal wieder Sonnenschein folgen!
Vor ihm, seitlich, schwankte ein Schatten. War es wieder eine Fichte oder doch ein Gnom? Ein Zwerg vielleicht? Gübich, der Zwergenkönig von Bad Grund? Aber was sollte er hier auf dem Brocken treiben?
Ein Strauch! Im Sturm und Regen zur Bewegung erwacht.
Aus dem Wasserfall schälte sich eine dunkle Silhouette – das Brockenhotel! Düster und massig ragte es vor Gero auf. Nein, das war kein Riesentroll, das war sein Lieblingshotel, fast schon sein Zuhause! Hier war er in Sicherheit. Hier konnten ihm die Stürme und Orkane nichts anhaben. Gleich war er geborgen!
Im Eingangsbereich schüttelte er sich und die Sachen aus. Er gönnte sich ein Lächeln. Gleich würde alles gut werden. Er war auf seinem Kraftplatz Nummer eins. Er spürte bereits jetzt, wie sich die Batterien langsam aufzuladen begannen.
Er nahm den Fahrstuhl, drückte den Knopf mit der »7« und fuhr nach oben, in die sogenannte »Hexenklause«, dem gemütlichen Restaurant in der siebten Etage.
»Hallo? Hey!« Schon grinste er über beide Ohren, als er eine seiner Lieblingsangestellten sah. Nun gut, eigentlich hatte er alle gern, konnte sich über niemanden beschweren, weil sie alle herzlich und cool drauf waren. Aber nach dem Unwetter da draußen war es einfach schön, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
»Und?«, fragte Gero sogleich, »Wie viele Gäste sind wir denn heute Nacht?«
Sie lächelte. »Nur du allein.«
»Echt jetzt?« Gero konnte es kaum glauben. »Du bist extra für mich auf den Brocken gekommen?«
Sein Gegenüber lächelte breiter. »Ich wusste doch, wer kommt. Also habe ich mich freiwillig gemeldet.«
»Das ist ja unglaublich nett.«
Na, der Urlaub fing ja gut an.
»Du kannst dir gleich aussuchen, was du möchtest, ich bereite dir das Essen zu. Lass dir Zeit, geh erst einmal duschen, und wenn du dann wieder hochkommst, ist alles fertig.«
Gero nickte dankbar. »So machen wir es.«
Die Dusche war genial. Er freute sich stets darauf, nach getaner Arbeit ausgiebig und vor allem heiß duschen zu können.
Er würde die heutige Nacht also allein hier oben verbringen. War das cool?
Auf der einen Seite natürlich. Das war einer seiner geheimsten Wünsche gewesen. Ganz allein auf dem Brocken. Und niemand sonst. Auf der anderen Seite ... ganz allein. Nun ja. Gero gestattete sich ein Grinsen. Er schrieb Horrorromane. War es da nicht passend, das alles einmal selbst zu erleben? All den Grusel, den er sonst nur aus den Gedanken heraus schrieb?
Na ja, wer sollte hier schon her kommen? Zombies? Vampire? Wohl eher Hexen und der Teufel. Oder Einbrecher, flüsterte ein Stimmchen.
Da er in der vierten Etage übernachtete, nahm er die Treppe nach oben. Unten hörte er die Eingangstür des Brockenhotels schlagen.
»Dein Fahrer ist heute zeitig dran. Ich hätte wohl nicht so lange duschen sollen«, begrüßte er die freundliche Bedienung. Es duftete schon verführerisch nach Soljanka und Harzer Ofenkartoffel, Knieste genannt, mit Schweinefleisch.
»Oh, ich bin heute ohne Fahrer heraufgekommen. Ich fahre selbst.«
Gero schluckte. »Unten schlug gerade die Tür ins Schloss.«
Die Frau winkte ab. »Ich gehe nachher noch einmal von der Glasplattform bis in den Keller. Sollte da jemand sein, scheuche ich ihn heraus.« Sie zwinkerte belustigt.
Das Essen war reichhaltig und lecker und Gero satt und zufrieden.
Jetzt konnte er sich endlich ganz auf sich selbst besinnen. Und das für die nächsten drei Tage.
Sie verabschiedeten sich herzlich, und Gero begab sich auf sein Zimmer.
Ein Gespräch musste er noch führen. Danach schaltete er das Handy auf lautlos und war endlich allein.
Er nahm seinen neuen Laptop zur Hand. »Jetzt wollen wir uns mal inspirieren lassen.«
Als sich die leere Datei vor ihm öffnete, stellte Gero fest, dass er die Vorhänge nicht zugezogen hatte. Wer auch immer sich jetzt da draußen im Sturm befand, der hatte den hellen Lichtschein gesehen, der wusste nun, in welchem Zimmer Gero übernachtete.
Und?, fragte er sich, und was weiter? Wer sollte zu ihm herauf? Wer ihn ausrauben?
Er hatte nichts Teures mit nach oben gebracht. Aber wussten das auch die Spießgesellen? Wer sollte was von ihm wollen? Hexen und Teufel? Würden sie mit ihm ihre Späße treiben?
»Jetzt sei mal nicht albern«, wies er sich zurecht.
Das war durchaus eine Krux. Fantasie zu besitzen war Fluch und Segen gleichermaßen.
Segen, weil er die blühendsten Landschaften aus dem Geiste heraus beschreiben konnte. Fluch, weil er auch das Dunkle sehen konnte. Und dieses Dunkle lauerte unten.
Gero löschte das Licht und sah hinaus. Die Krüppelfichten wurden noch immer gebeutelt. Natürlich waren sie nur schemenhaft zu erkennen.
Da! Bewegte sich nicht etwas zwischen den Büschen? Gero sah genauer hin. Nein, seine Fantasie schien wieder einmal mit ihm durchzugehen.
Er zog die Vorhänge zu und setzte sich zum Rechner. Beim Abendbrot hatte er bereits zwei Schierker Feuersteine genießen dürfen. Für die Abende im Zimmer hatte er sich noch eine kleine Flasche Harzer Grubenlicht mitgebracht. Jetzt schenkte er sich einen Kräuterschnaps ein, prostete sich selbst zu, trank und begann zu schreiben.
Er erwachte mitten in der Nacht.
Das Zimmer war tiefschwarz. Kein Geräusch war zu hören. Nichts.
Gero fingerte nach den Handy. Die Urzeit leuchtete auf. Er schloss geblendet die Augen, wartete kurz und blinzelte durch einen schmalen Spalt auf die Anzeige. Fast vier Uhr.
Er musste auf die Toilette. Also setzte sich Gero in Bewegung. Das Licht ließ er aus, weil er sich in den Zimmern mittlerweile blind auskannte. Außerdem bedeutete Helligkeit, vollends zu erwachen. Und das musste jetzt ja nun wirklich nicht sein.
Trotzdem. Es war schon überraschend, wie licht- und lautlos hier oben alles war. Nicht mal den Sturm konnte er vernehmen, nicht einmal die Regentropfen an die doppelte Fensterverglasung prasseln hören.
Wer sollte sonst Geräusche verursachen, wenn er doch der einzige Gast hier oben war?
Gero saß auf der Toilette, mit geschlossenen Augen und trotzdem bemüht, für die nächsten Sekunden wach zu bleiben.
Überrascht hob er den Kopf.
Wurde er beobachtet? Hier? Hier drin?
Das Bad besaß keine Fenster. Nur einen Spiegel, ein Waschbecken und eine Dusche.
Wer also sollte ihn hier beobachten?
Die Gänsehaut auf den Unterarmen konnte er nicht unterdrücken.
Befand sich jemand neben ihm in der Dusche?
Vorsichtig öffnete er die Augen. Viel konnte er nicht erkennen.
Und dann tat Gero etwas, das er immer tat, wenn er sich überzeugen wollte. Er holte tief Luft, konzentrierte sich, machte sich also auf das Schlimmste gefasst – und fasste in die Dusche! Würde er etwas berühren? Etwas Schleimiges? Etwas Behaartes? Reißzähne?
Das Herz schlug weitaus schneller als normal.
Nichts. Er griff ins Leere!
Und nun?
Gero lauschte. Das Gefühl war nach wie vor vorhanden. Vielleicht klebte etwas an der Decke? Und ließ sich in den nächsten Augenblicken auf ihn niederfallen!
Fast wäre er von der Toilette gesprungen. Er konnte sich gerade noch zurückhalten.
Er musste rational denken!
An der Tür knipste Gero kurz das Licht an. Nichts. Natürlich nichts.
Auch im Zimmer befand sich niemand.
Also schlurfte er wieder zu Bett. Gerade in dem Augenblick, als er sich niederlegen wollte, setzte sich der Aufzug in Gang.
Die Gänsehaut kroch höher. Und kälter wurde es ebenfalls.
Der Aufzug stockte.
Gero lauschte.
Nichts. Der Aufzug blieb still.
Minutenlang saß Gero im Bett. Nein, jetzt war noch niemand vom Personal hier oben. Außerdem war abgeschlossen worden. Und die Bedienung hatte alles nachgeschaut.
Oder liegt sie seit Stunden im Keller?, fragte das Stimmchen. Und du bist allein mit ihrem Mörder?
Vor sieben Uhr würde sicher keiner vom Personal ins Hotel kommen.
Oder hatte er sich den fahrenden Aufzug nur eingebildet?
Gero stand auf, lief vorsichtig zur Tür und überzeugte sich, dass sie abgeschlossen war. Sie war es!
Er legte sich wieder unter die Decke und lauschte.
War da ein Schaben? An der Decke?
Sollte er das Licht anmachen?
Abermals tastete sich die Hand zum Handy. Da berührte ihn etwas. Es juckte, brannte sofort!
Instinktiv rollte er sich zur anderen Seite des Doppelbettes.
Die Gedanken überschlugen sich. Und jetzt? Was war das?
Da war die Berührung wieder! Diesmal an der Hüfte! Wie das brannte!
Wie kam das Etwas so schnell dahin? War es eine Schlange?
Dann sollte man sich auf keinen Fall schnell bewegen!
Doch wer brachte schon eine Schlange nach hier oben?
Etwas drückte vorsichtig auf seinen Bauch. Das war absolut nicht normal!
Gero konzentrierte sich und rollte sich aus dem Bett. Beim Fallen dachte er noch, dass er auf etwas Weiches, Kaltes fiel.
Er kroch zum nächsten Schalter und knipste das Licht an.
Panisch sah er sich um. Da war nichts. Rein gar nichts. Weder auf der Decke noch neben dem Bett, noch klebte etwas an der Zimmerdecke.
Geros Herz schlug bis zum Hals. Es musste sein! Er ließ sich auf die Knie sinken, fiel nach vorn, auf die flachen Hände, knickte die Arme ein und sah unter das Bett. Nichts!
Jetzt erst spürte er das Brennen. Er betrachtete die Hand. Sechs kleine Pickel juckten um die Wette. An der Hüfte befanden sie sich ebenfalls!
Irritiert bestrich er die Pickel mit seiner Hautcreme. Das verschaffte wenigstens etwas Linderung.
Abermals sah er sich um. Alles schien normal.
Sollte er das Licht anlassen? Doch dann konnten ihn alle von draußen sehen. Die Vorhänge waren ja nicht komplett lichtabweisend.
Gero entschied sich für das kleinere Übel und ließ das Licht an. Dann untersuchte er akribisch das Bett. Nein, die Schlafstatt war äußerst sauber. Keine Krabbeltierchen nisteten in irgendwelchen Spalten.
So legte er sich wieder hin und wartete. Das Handy Hand fest umklammert.
Doch es passierte nichts.
Auch der Aufzug setzte sich nicht mehr in Bewegung.
Gero erwachte und sah auf das Handy. Sieben Uhr! Er musste also wieder eingeschlafen sein.
Hatte er nicht einen Albtraum gehabt? Da war doch ein Zwerg gewesen. Der Gübich? Was hatte der mit ihm gemacht? Ihn Untertage in einem Seitenstollen eingemauert! Und dabei so hämisch gelacht.
Ja, jetzt konnte er sich wieder daran erinnern. Seine Hände waren vom Stein umschlossen gewesen, während der Kleine den Stollen zugemauert hatte.
Gero stand auf und wusch sich mit kaltem Wasser.
Die Erinnerungen verblassten.
Nun, zumindest konnte er jetzt prahlen, dass er die Brockennacht überlebt hatte. Er fühlte sich zwar etwas matt, aber ansonsten? Beim Anziehen schaute Gero abermals auf seine Hand. Da waren jetzt zwölf Pickel! Auf der Hüfte und am Hals ebenso!
Also war das Etwas noch einmal zurückgekommen? Waren es Tiere? Abermals untersuchte er das Bett. Nein, alles blieb blütenweiß.
Sollte er den Vorfall melden? Und als Spinner abgetan werden?