Professor Zamorra 1333 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1333 E-Book

Thilo Schwichtenberg

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ich habe Durst, so schrecklichen Durst. Mich dürstet ebenfalls. Wir sind nicht recht bei Verstand, der Durst überlagert alles. Und der Hunger! Der Hunger? ... Oh, gewiss ... wir haben Hunger und Durst - auf das Leben! Ich kann es spüren, vor dem Haus. Und wir? Sind hier drinnen gefangen. Geduld, ihr Unwissenden! Ich führe euch bald schon in die Freiheit!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Personenliste

Der Puppenmeister

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra deMontagne: der Meister des Übersinnlichen; furchtloser Kämpfer gegen die Ausgeburten der Hölle und Wissenschaftler für parapsychologische Phänomene

Nicole Duval: seine Sekretärin sowie Lebens- und Kampfgefährtin

Gaspard und Anouk Moreau: leben zufrieden und glücklich in Montverdun, ca. dreiundzwanzig Kilometer von Château Montagne entfernt

Sarah (38), Romain (39), Etienne (15) und Simón (17): leben ebenfalls zufrieden und glücklich in Montverdun

Malteser-Joe: Gerard »Malteser-Joe« Fronton, Madame Claires Vermieter, Ex-Fremdenlegionär, entfernter Verwandter der Moreaus

Reynard, Gilbert, Stephane und Danielle: Mitglieder von NOMAC (No-Magic-Corpse – eine Organisation von Dämonenhassern mit mehreren Kommandoebenen), leben seit Kurzem im Headquarter Montagne de la mort, einer Art Kommune, ca. sechs Kilometer Luftlinie östlich von Château Montagne

Taran: Amulettwesen; entstanden als künstliches Bewusstsein, das sich in Merlins Stern bildete und dort lebte. Nachdem Merlins Stern mit dem Flammenschwert fusionierte, ist Taran in das neue und gleichwertige, vom Erzengel Michael geschaffene, Amulett umgezogen.

sowie zwei Überraschungsgäste!

Der Puppenmeister

(Teil 2)

von Thilo Schwichtenberg

Zamorra saß auf einem fremden Sofa. Neben ihm seine Partnerin Nicole, die mittlerweile ebenfalls erwacht war.

Nein, das stimmte so nicht ganz.

Sie saßen zu sechst auf der Couch: eine Puppe, Zamorra, zwei Puppen, Nicole und wieder eine Puppe.

Dem nicht genug, waren Zamorra und Nicole an Händen und Füßen mit Panzertape gefesselt. Im Mund steckte ihnen jeweils ein Knebel.

»Darf ich mich vorstellen«, hatte Gerard »Malteser-Joe« Fronton mit verstellter, viel zu hoher Stimme gesagt, »mein Name ist Annkathrin ...«

Königreich Hannover, 1840

Die rote Backsteinvilla am Stadtrand von Neu-Linden sah etwas heruntergekommen aus. Die Büsche vor dem Haus begannen bereits nach allen Seiten hin zu wuchern. Manch eine Fensterlade hing schräg in den Angeln. Risse zogen sich vom Keller bis hinauf in das Obergeschoss und sorgten so für eine immerwährende und unfreiwillige Belüftung des Gemäuers. Die Regenrinnen waren verstopft, und das Wasser rauschte bei Regen an manchen Stellen regelrecht als Wasserfall vom Dach.

Die Villa war vor gut drei Jahrzehnten zweigeschossig erbaut worden, mit einem kleinen Turmerker, der mittig aus dem Dach herausragte.

»Hübsch hässlich«, murmelte der heimliche Beobachter.

Seine Augen glühten in der Dunkelheit auf. Er musste sich nicht im Inneren des Hauses befinden, um zu hören, was die Zusammenkunft der Männer gerade besprach.

Die sechs älteren Herren, allesamt noch immer Junggesellen, saßen in einem dunkel getäfelten Raum um einen wuchtigen Eichentisch.

Am Kopfende saß, oder besser thronte, der Großmeister der Loge der Männer der Finsternis, Andreas Isellis. Markant waren sein stechender Blick und die kurzen, mittlerweile ergrauten Haare. Er hatte vor Jahren die kleine Fabrik seines Vaters geerbt und seitdem eine rote Null geschrieben. Obwohl Federn aus Metall mittlerweile in vielen Bereichen gefragt waren, hatte er es nie verstanden, die Fabrik im Sinne seines Vaters weiterzuführen. Dazu kam, dass er das Geld lieber für okkulte Dinge ausgab, was in den Augen des heimlichen Beobachters verständlicher Weise nicht schlecht war. Doch die Beschäftigung mit der Magie und der Umsetzung des Okkulten ließ genauso zu wünschen übrig wie das Führen der kleinen Fabrik. Trotzdem war und blieb er der Großmeister, denn die anderen fünf Herren am Tisch waren noch weniger geeignet, eine Sekte des Bösen zu führen.

Links von ihm saßen Bernhard Dörgau und Michael Euler. Ersterer war ebenfalls Fabrikant, der seine Geschäfte mittlerweile richtig in die roten Zahlen gefahren hatte. Er war unbelehrbar, was Ratschläge anging. Nur in der Loge ordnete er sich unter. Sein gewaltiger Bauch drückte ihn fast vom Tisch weg. Zweiterer war Rechtsanwalt ohne großen Kundenkreis. Die Gier nach Geld und der erhoffte Erfolg standen sich in den meisten Fällen entgegengesetzt gegenüber. Am auffälligsten an ihm war die spitze Nase.

Rechts von Isellis saßen drei weitere Herren.

Heinz Brachmeister war hager und groß. Die nicht mehr ganz so moderne Kleidung schlotterte ihm um den Leib. Der ehemalige Arzt befasste sich mittlerweile ausschließlich mit der Erschaffung von neuem Leben. Da er selbst eher mittellos war, wurde er von Isellis und Dörgau unterstützt. Tote Chimären hatte er zur Genüge erschaffen, hatte Kinderköpfe auf Hundeleiber genäht oder Frauenköpfe auf Rehkadaver. Doch Elektrizität und Alraunenpulver, gepaart mit Froschschenkeln und Fledermausexkrementen, erschufen noch lange kein unheiliges Leben.

Der heimliche Beobachter schüttelte fast schon amüsiert der Kopf. Die sechs Herren waren für ihn eine Belustigung, ein vergnüglicher Zeitvertreib, bei dem er seine normalen Geschäfte einfach mal vergessen konnte.

Joachim Görak, der neben Brachmeister saß, besaß ein schwaches Herz. Seine großen Augen erinnerten an die von Hundewelpen. Doch war er alles andere als niedlich. Er war ein mittelloser Adliger, der einzig auf Rache auf das hannoverische Königshaus aus war. Seiner weitläufigen Familie, nicht zuletzt dem König als Familienoberhaupt, pflegte er es stets zur Last zu legen, dass er mit dem eigenen Leben noch nie zurande gekommen war.

Letzter im Bunde war Walter Baudik. Ihn konnte der heimliche Beobachter am wenigsten ausstehen. Aber war es denn ein Wunder? Der kleine und gedrungene Herr war ein ehemaliger Beamter des Königshauses, der entlassen worden war. Daraufhin begann sich sein Geist zu verwirren. Böse Zungen würden allerdings behaupten, dass es gerade andersrum geschehen war. Der arme Baudik musste immer ohne ein Gegenüber am Tisch auskommen.

Die geistige Verwirrung tat dem heimlichen Beobachter zwar nicht weh, schmälerte aber den Genuss, was das Treiben der Loge der Männer der Finsternis betraf.

In dieser Zeitepoche, die zynische Spaßvögel bereits die Biedermeierepoche nannten, war politisch nicht viel auszurichten. Die Herrschenden hatten dank eines monströsen Polizeiapparates das Volk vollkommen im Griff. So war es auch im Königreich Hannover.

Und dieser Zustand kam den sechs Herren sehr zugegen, konnten sie doch den Grund für ihr eigenes erbärmliches Leben auf die Ordnung des Staates abwälzen. Ja, wenn Deutschland sich endlich vereinigt und die Könige, Herzöge und Fürsten nach Sibirien vertrieben hätte, dann wäre eine freie Entfaltung für die sechs Herren möglich gewesen. Dann wären sie nicht zu dem geworden, was sie jetzt waren: fast mittellose Herrschaften, die im eigenen Leid bald ersticken mussten.

Bla bla bla. Der heimliche Besucher verdrehte die Augen.

Isellis, unfähig, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, hatte schon immer einen Hang zum Okkulten gehabt und war nach und nach auf die Schiene der schwarzen Magie geraten, ohne wirklich ihre Kräfte zu erlernen und vor allem zu beherrschen. Ganz seinem Charakter entsprechend wollte er Nutznießer sein, allein schon deswegen, weil er sich dem Bösen verschrieben hatte. Das musste seiner Meinung nach ausreichen. Er wollte überlaufen – jetzt war die Hölle dran, ihn reichhaltig dafür zu belohnen.

»Und wie ich es euch lohnen werde.«

Abermals leuchteten die Augen des Fremden auf.

Sie alle waren unfähig, das eigene Leben wirklich in die Hand zu nehmen. Und um sich nicht eingestehen zu müssen, dass sie als Lebensversager galten, hatten sie sich mit dem Okkulten und der schwarzen Magie befasst. Die Loge der Männer der Finsternis war angetreten, das Königreich zu stürzen und eine Republik auszurufen. In dieser Republik wollten sie federführend sein.

Großmeister Isellis konnte sich in große Reden völlig verausgaben, doch blieben die Worte allzeit hohl, denn Taten, das war nicht wirklich seine Passion.

Nichtsdestotrotz beanspruchte er den Posten des Ministerpräsidenten natürlich für sich.

Bisher hatten sie den Fürsten der Finsternis direkt angerufen, um seinen Beistand zu erhalten. Doch der Fürst hatte sie offiziell nicht erhört.

Die Gestalt lachte keckernd. Der Fürst hörte viele Dinge, nur ob er sie auch erhörte, das war noch immer seine freie Entscheidung.

Die Bösen hatten ihm stets an ihrer Tafel einen Platz freigehalten. Noch dazu gegenüber Walter Baudik! Und Essen aufgetischt.

Doch er war nie gekommen.

Warum wohl nicht?

Einmal hatten sie ihm sogar eine schwarze Katze geopfert. Aber das war echt eine Sauerei gewesen, selbst für ihn als Dämon. Mit einem stumpfen Messer hatte es gefühlt Stunden gedauert, bis Baudik den mittlerweile toten Kater endlich aufgeschnitten hatte. Dafür platzte das völlig zermatschte Innere dann unkontrolliert heraus.

Niemand wollte das nachher saubermachen. Und so waren die sechs Junggesellen vom Keller in das holzvertäfelte Zimmer umgezogen.

Sie gaben ihm lieber das eine oder andere, wenn auch spärliche, Festbankett zu seinen Ehren.

Doch nun wollten sie einen waschechten Dämon rufen, der den ganzen Herrscherapparat ausradieren sollte. Das müsste, so hatten sie sich gedacht, als Bezahlung für den Dämon ausreichen.

Dazu hatte der mittellose Adlige Görak ein Sigill aufgetrieben. Das Geld hatte er sich natürlich bei den anderen ausgeborgt.

Mittlerweile hatten sich Dörgau, Euler und Görak erhoben, und das Zeichen ziemlich ungenau auf den dunklen Holzdielenboden vor dem Tisch gemalt.

Wobei Dörgau eher kommandierte, als zu zeichnen, denn Bücken zählte bei dem Leibesumfang nicht gerade zu seinen Stärken.

Den Bannspruch hatte der mittellose Adlige ebenfalls erhalten.

Der Beobachter grinste. »Von wem du das alles wohl erhalten hast?«

Um es ihnen nicht allzu einfach zu machen, hatte er den sechs Männern einen weiteren Floh ins Ohr gesetzt: Die Herren glaubten bereits, dass ihnen der Polizeiapparat des Königs auf die Schliche gekommen war! Eile war also geboten.

Das Sigill war fertig. Görak und Euler streckten sich, dass die Glieder knackten.

Darin würde der Dämon erscheinen müssen. Immerhin musste er dem Höllenzwang gehorchen.

»Und wie ich gehorche.«

Er sollte, als Aufgabe und Lohn zugleich, das Königshaus fressen und somit vollständig ausradieren.

»Als wenn ich schon jemals ein Menschlein gefressen hätte.« Der Beobachter grinste. »Na ja, einmal ist keinmal. Und zweimal auch nicht. Habe ich den Hexen auch so beigebracht.«

Doch des Schlechten nicht genug. Nachdem er das Herrscherhaus aufgefressen hatte, sollte er als Dank die fünf Adepten zu Ministern der Republik und Isellis natürlich zum Präsidenten ausrufen.

Die sechs hatten überhaupt nicht darüber nachgedacht, eine Revolte zu starten. Sie wollten sich gleich ins republikanisch gemachte Nest setzen, um endlich all das zu verprassen, was ihnen bisher verwehrt worden war: Geld und Gold für ein Leben in Saus und Braus.

Gerade hatte Isellis Görak mit seinem stechenden Blick gebannt. »Du hast das Sigill beschafft. Jetzt wirst du auch den Dämon rufen.«

Der mittellose Adlige nickte und grinste. »Es war einmal ein König aus Hannover.«

Übergangslos wurde er ernst.

Noch einmal betrachtete er das Sigill, verglich es mit seiner Zeichnung und nickte.

Die anderen stellten sich hinter dem schweren Eichentisch auf.

Der verarmte Adlige räusperte sich und begann den Text auf dem Pergament zu rezitieren.

Unbekannte Worte flossen ihm über die Lippen, die hin und wieder in Zisch- und Schreilaute übergingen.

»Du machst deine Sache sehr gut«, lobte der Fremde und war verschwunden.

Im Sigill begann es zu wallen. Dämpfe stiegen aus dem Boden auf, wanden sich höher und höher und begannen von innen heraus zu leuchten.

»Oh«, stieß Walter hervor und versteckte sich hinter Bernhard.

Der Nebel wurde dichter und rotierte weiter, während Görak unablässig rezitierte.

»Da!«, rief Euler überrascht und wies auf den dunklen Schemen, der sich jetzt im Nebel erhob.

»Ist das eine Ziege?«, fragte Baudik?

»Ein Mensch ist es nicht«, flüsterte Heinz, nun ganz interessierter Wissenschaftler. »Seht ihr die Hörner, den Pferdefuß, den Schweif?«

»Ein Teufel«, flüsterte Walter und bekreuzigte sich hastig.

Ein Knurren drang aus dem Nebel hervor.

Da hämmerte es dröhnend unten an die Haustür!

Die Gestalt im Nebel fiel in sich zusammen.

Jetzt klopfte es zaghaft an die Zimmertür. Schon stolperte der alte Siegfried, letzter verbliebener Diener des Hauses, in den Raum. Er keuchte und konnte vor Aufregung nicht sprechen.

»Nun rede Er schon!«, blaffte ihn Isellis an.

»Die, die Polizei«, keuchte der Alte, »sie pocht bereits an die Tür. Meine Herren, gleich werden sie abgeführt und eingesperrt. Wegen Rebellion gegen den Staat. Oh, was soll nur aus mir Unglückseligen werden?«

Noch ehe Isellis selbst etwas erwidern konnte, zischte Dörgau: »Wir müssen verschwinden!«

»Der Dämon hätte uns helfen können! Doch jetzt ist er weg«, knurrte Görak.

»Und wir auch gleich!«

Walter Baudik ließ sich entkräftet auf seinen Stuhl fallen. Er faltete die Hände und sah flehend zur Zimmerdecke. »Herr im Himmel, ich will nicht ins Gefängnis. Herr, schick uns ein Wunder!«

Frankreich, Headquarter Montagne de la mort, Gegenwart

»Discordia allein zu Haus.« Die Amerikanerin sah auf das Handy und grinste. »Doch nicht mehr lange.«

Reynard, Stephane, Gilbert und Danielle waren ohne sie losgezogen.

Diese Ahnungslosen!

Als wenn sie sich von Kindern zurückhalten lassen würde.

Längst befand sich ein Sender unter deren Auto.

Die vier gehörten einer relativ neuen Bewegung an, die sich NOMAC, No-Magic-Corpse, nannte. NOMAC war eine Organisation von Dämonenhassern mit mittlerweile mehreren, teilweise konkurrierenden Kommandoebenen, aber noch immer ohne offiziellem Oberhaupt.

Die vier Franzosen, keiner von ihnen war älter als sechsundzwanzig, lebten seit Kurzem im Headquarter Montagne de la mort, einer Art Kommune, circa sechs Kilometer Luftlinie östlich von Château Montagne.

Reynard und seine Mitstreiter hatten das schon vor Jahren verlassene und zugewucherte Haupthaus samt kleiner Scheune wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt, sich eingenistet und mit einem Sammelsurium aus elektronischem Schnickschnack und Bannsymbolen aus aller Welt versehen. Manches würde tatsächlich gegen die Mitglieder der Schwarzen Familie zu verwenden sein, doch vieles war einfach dilettantisch, um nicht zu sagen naiv eingerichtet worden.

Woher sollten sie es auch wissen? Sie waren durch keine Schule gegangen. Sie besaßen keinerlei praktische Erfahrung. Ein paar Sachen hatten sie im NOMAC-Bereich des Darknet gefunden. Aber im Grunde verband sie alle nur der Hass auf alles Nichtmenschliche, das es zu vernichten galt.

Als wenn man die Hölle einfach so ausradieren konnte!

»Also dann.« Discordia setzte sich in ihr Auto.

Sie kannte sich hier bestens aus. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sie Kyra, die Vogeldämonin mit den Katzenattributen, aus dem Château ein zweites Mal gekidnappt. Am Ende war sie von der Schlossgemeinschaft überrumpelt worden und hatte schlussendlich einen hohen Preis dafür bezahlt.

Und doch war es das wert gewesen. Sie hatte Kyra nicht umbringen müssen. Kyra lebte!

Discordia lachte auf. Ihre Eltern wurden vor Jahren während einer schwarzen Messe vom Erzdämon Astaroth umgebracht. Die menschlichen Sektenmitglieder hatten jubelnd dabei zugesehen. Deshalb hasste sie Menschen wie Dämonen gleichermaßen – und hatte sich in Kyra verliebt! Oder begehrte sie sie nur?

Wieso musste das Schicksal so zynisch sein?

Kyra! Discordias Herz begann schneller zu schlagen. Sie war froh, dass Kyra damals befreit worden war, auch wenn die Strafe für sie, Discordia, mehr als schmerzlich gewesen war. Sie hatte im Höllenfeuer büßen müssen. Und als Dank war ihr das linke Augenlicht genommen worden. Jetzt glomm in der Augenhöhle das Feuer der Hölle.

Kyra war ihre Achillesferse. Denn das Innerste im Menschen konnte man nicht belügen. Nur einkapseln und wegsperren. Discordia fuhr los und folgte dem Peilsignal.

Nun war sie bereits zum dritten Mal auf Kyra angesetzt worden. Nein, das stimmte so nicht ganz.

Sie stellte das Fahrzeug in Sichtweite des anderen Autos ab. Sie wusste, wo sie hinmusste. Immerhin waren weitere Sender in gewissen Taschen platziert worden.

Sie kam gerade noch rechtzeitig.

Denn die vier hatten es auf Kyra abgesehen. Sie wollten die Raub-Fyderra fangen, foltern, befragen und dann töten.

Wenn das alles nur so einfach wäre.

Kinder eben.

Die Franzosen standen im Kreis, mit erhobenen Waffen und schauten ... bedeppert. Anders konntes es Discordia nicht benennen.

Reynard schüttelte den Kopf. »Die Falle hat zugeschlagen. Sie muss direkt vor uns stehen.«

Wie recht der Triathlet und Kopf der Bande hatte!

Stephane nickte. »Der Abschaum ist unsichtbar und steht vor uns.«

Danielle trat unbewusst einen Schritt zurück.

Die vier warteten, bis sich Gilbert bückte und ein paar Fichtenzapfen aufsammelte. Er begann zu werfen. Und siehe da, ein paar Zapfen prallten von einem unsichtbaren Körper ab. Er sah zu Reynard. »Sind das Federn, die da gerade sichtbar wurden?«

Der Triathlet lachte auf. »Was erwartest du denn von einer Vogeldämonin? Stacheln? Schuppen?«

Danielle erwiderte: »Ich fände es besser, wenn sich die Kanaille endlich zeigt.«

»Moment.« Gilbert griff in die Jackentasche und holte ein Tütchen heraus.

Reynard kniff die Augen zusammen. »Was ist das? Koks?«

Gilbert grinste. »Geweihtes Mehl.« Er öffnete das Tütchen, schüttete sich den Inhalt auf die Hand und pustete das Häuflein in Kyras Richtung.

Für einen Moment wurde die Vogeldämonin sichtbar, dann wieder unsichtbar.

Reynard nickte beeindruckt. »Der Aussatz kann sich super tarnen. Das dürfen wir nie vergessen.«

Er holte eine magische Gemme aus der Tasche und warf sie auf Kyra. Die Gemme blieb kleben, die Vogeldämonin wurde sichtbar, fauchte und knurrte.

Schon riss sie sich die Gemme ab und wurde wieder unsichtbar.