Professor Zamorra 1277 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1277 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Kann sich Berith sicher sein, als neue Erzdämonin aufzusteigen? Oder gilt Stygias Weisung, erst einmal abzuwarten? Zamorra jedenfalls ist nun nicht mehr nur in der Zeit gefangen, sondern auch von einer seltsamen Piratencrew auf deren Schiff verschleppt worden.
Und noch ist Nicoles Schicksal nicht geklärt. Kann sich Zamorra wirklich darauf verlassen, dass sie noch am Leben ist?
Die Antworten auf all die Fragen verrät die Fortsetzung des spannenden Zweiteilers.
SPECIAL GUESTS: Mr. Hurley & Die Pulveraffen!


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Inhalt

Cover

Personenliste

Das Zeitenschiff

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra deMontagne: Der Meister des Übersinnlichen, von Beruf Parapsychologe, von Berufung Dämonenjäger und Besitzer von Château Montage, hat die Zeit-Dämonin Rán, die Totengöttin der Meere, vernichtet und befindet sich noch immer im Jahr 1705, denn ...

Nicole Duval: seine Sekretärin sowie Lebens- und Kampfgefährtin ist nach dem finalen Kampf plötzlich in der Zeit verschollen

Stygia: Herrin der Hölle, hatte Rán den Auftrag erteilt, Zamorra stilvoll zu töten

Berith: soll von Stygia zur Erzdämonin erhoben werden, allerdings hatte auch Rán, die Totengöttin der Meere, Ansprüche auf den Posten angemeldet, weswegen Stygia ihr den unlösbaren Auftrag erteilte hatte, Zamorra und Nicole Duval zu töten

Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego: Zamorras großmäuliger Vorfahr aus der spanischen Linie, der im Jahr 1705 bereits achtzig Jahre alt ist

Der schwarze namenlose Gnom: sein getreuer, zauberkundiger Diener, dessen Zauber jedoch meist mit unerwünschten Nebenwirkungen einhergehen

Die Piraten: Captain Blake von der Lightning, seine getreue Mannschaft sowie Mr. Hurley & Die Pulveraffen

Das Zeitenschiff

(Teil 2)

von Thilo Schwichtenberg

Gischt schäumte, Wellen schlugen. Die Macht im Meer war entfesselt. Die beiden Giganten begannen sich zu bekämpfen! Das Piratenschiff drohte wie ein Papierschiffchen zu kentern. Die unheimlichen Gestalten kamen näher und näher. Zamorra, den Galgenstrick vor Augen, machte sich auf das Schlimmste gefasst.

Plötzlich erklang Musik. Und alles ... wurde anders.

Nach dem grandiosen Gastauftritt der Pagan-Folk-Gruppe Faun in Band 1200 dürfen wir diesmal die Piratenband Mr. Hurley & Die Pulveraffen recht herzlich an Bord und damit im Zamorra-Multiversum begrüßen!

Auf dem Piratenschiff, viele Seemeilen von Nassau entfernt, im Jahre des Herrn 1705

Das konnte doch alles nicht wahr sein! Es war echt zum Haareraufen!

Zamorra hätte am liebsten die ganze Welt angeschrien.

Nein, versuchte er sich zu beruhigen, das war nicht seine Art. Er war stets bedachtsam und besonnen, mitfühlend und ... jetzt! eben! nicht!

Obwohl er mitten in der nächsten Katastrophe stand, versuchte er sich die Ereignisse der letzten drei Tage noch einmal kurz in Erinnerung zu rufen, so, wie er sie sich in aller Eile, und obwohl ihm die meisten Informationen noch fehlten, zusammengereimt hatte.

Eine neue Dämonin war auf den Plan getreten: Rán, die Totengöttin der Meere. Vermutlich hatte sie von Stygia, der Herrin der Hölle, den Auftrag erhalten, ihn und seine Lebens- und Kampfgefährtin Nicole Duval auszulöschen, galten sie beide doch als die größten Feinde der Hölle.

Rán hatte einen perfiden Plan ersonnen und als Zeit-Dämonin auf Pflanzenbasis Nicole ins Jahr 1705 entführt. Zamorra erhielt drei Tage Zeit, um sie zu retten. Natürlich war es eine Falle gewesen, das wusste er von Anfang an. Doch innerhalb von drei Tagen einmal um die halbe Welt zu fliegen, danach fast 320 Jahre mit Merlins Vergangenheitsring in die Vergangenheit zu reisen, um dann auch noch auf eine Insel zu gelangen und die Gefährtin zu retten, das alles hatte keine großartigen Vorbereitungen zugelassen.

Glück im Unglück war gewesen, dass er in Nassau auf seinen Vorfahren Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego und dessen Diener, den schwarzen, namenlosen Gnom gestoßen war und der Grande sich rein zufällig auch noch als Kapitän der Sonnenkönigin herausgestellt hatte.

Letztendlich hatte er Nicole gefunden, war zum Beginn der Zeit gereist, um dort die Ur-Rán unschädlich zu machen. Das war ihm anscheinend gelungen, denn Rán wurde aus der Zeit getilgt. Doch Nicole ... ebenso! Sie war verschwunden. Großartig nachforschen konnte der Meister des Übersinnlichen indes nicht, da die Insel gleich mit untergegangen war.

Also waren sie frustriert wieder auf die Sonnenkönigin zurückgekehrt ... hatten dem Untergangsszenario wohl ein wenig zu intensiv zugesehen und waren so Piraten in die Hände gefallen!

Musste denn immer alles schiefgehen? Oh ja, er und Nicole besaßen das ewige Leben. Nur durch Gewalteinwirkung konnten sie getötet werden. Aber was hatte es ihnen schlussendlich gebracht? Jede Menge unschöne Abenteuer. Und das schon seit fast fünf Jahrzehnten. Als wenn ihr Leben eine Heftromanserie wäre!

War sie aber nicht!

Auf dem Piratenschiff stand die Mannschaft der Sonnenkönigin dicht gedrängt zusammen. Und doch scharten sich die Männer hinter Steuermann und Kapitän.

Eine Gasse bildete sich, an deren Ende eine Gestalt mit schwarzem Hut und grünen Federn und einem darunter sitzenden lindgrünen Kopftuch stand. Der Mann hatte lange, dunkle Haare, eine Kreuznarbe auf der linken Wange und ein gepflegtes Kinnbärtchen, Bewaffnet war er mit einer Pistole und einem Säbel. Jetzt setzte er sich in Bewegung, kam grinsend und mit lässigem Hüftschwung näher.

Vor dem Steuermann blieb der schlanke, recht biegsame und vor allem recht junge Mann stehen. Anscheinend erachtete er ihn als den Kapitän. »Mein Name ist Blake. Captain Blake.« Er verbeugte sich. »Willkommen auf der Lightning. Und das«, er wies auf seine Männer, »das ist meine Mannschaft. Begrüßt unsere lieben Gäste.«

Höhnisches Gejohle setzte ein.

Grinsend betrachtete Captain Blake seine Leute. Und stockte. Das gefällige Lächeln verschwand. »Ich sehe meine Kanoniere, die Pulveraffen. Wie immer angetrunken. Aber wo – in drei Teufels Namen«, fragte er, sich nur mühsam beherrschend, »ist Mister Hurley?«

Stille breitete sich aus. Das ängstliche Gesicht nahm eine trotzige Note an. »Na egal, wird wohl seinen Rausch ausschlafen.«

Irgendwo zischte es leise. Wie eine Lunte. Captain Blake riss die Augen weit auf. »Oh nein! Nicht das schon wieder. Mister Hurley!«, schrie er und sah sich panisch um.

Da donnerte eine einsame Kanone.

Schon explodierte der Frachtraum der Sonnenkönigin.

»Grand Dieu!«, zischte Don Cristofero.

»Nein!«, hauchte Captain Blake, und dann immer lauter werdend: »Nein, nein, nein, nein, nein! Das ist jetzt nicht wahr!« Er nahm Hut und Kopftuch ab und raufte sich die Haare, während die Sonnenkönigin sich majestätisch zu neigen begann ...

Fast synchron tappten beide Captains zur Reling und sahen dem Schiff beim Kippen zu.

»Unternehme Er was!«, zischte der Don in Richtung des schwarzen Gnoms.

»Herr, ich vermag viel«, flüsterte der namenlose Diener traurig, »aber ich kann kein Schiff, das leckgeschlagen ist, wieder aufrichten.«

Erhaben versank das Schiff in den Fluten des Meeres. Noch einmal richtete es sich wieder halbwegs auf, dann sackte es ab und ging endgültig unter.

Ein Raunen ging durch die Menge. Abermals machte die wilde Horde einer Gestalt Platz. In den Gesichtern stand eine gewisse Art von Neugier, ja fast Schadenfreude.

Ein Mann kam leicht schwankend heran.

Er trug einen schwarzen, breitkrempigen Piratenhut mit Piratenkopfmedaillon, hatte blonde Rastalocken, ein blondes Kinnbärtchen und etwas Blut und Schmutz im noch jungen Gesicht. Gekleidet war er in ein weißes Leinenhemd, eine grüne Leinenhose mit breitem, schwarzen Gürtel, schwarzweißgestreifte Socken und braune Lederstiefel.

Blake verkrampfte sich und drehte sich, die Wut nur mühsam unterdrückend, um. »Mister Hurley!«, knurrte er gefährlich leise, »was, bitte schön, sollte das denn jetzt?«

Ein leiser Rülpser entfuhr dem Angesprochenen. Dann zuckte er mit der Schulter. »Der Ausfluss war verstopft. Dank meiner Betsy sinkt es jetzt schneller.«

»Es hätte gar nicht sinken sollen!« Blake schien plötzlich apathisch, schien sich in sein Schicksal zu fügen. »Jedenfalls nicht, bevor es komplett geplündert worden ist.«

»Ach«, machte Mr. Hurley, »war es noch nicht?«

»Nein. Bei der Tieflage wäre da noch so viel mehr herauszuholen gewesen.« Blake ballte die Hände zu Fäusten. »Ach, ist ja auch egal. Weg ist weg.« Er zuckte mit der Schulter. »Dann überfallen wir eben das nächste Schiff.«

Er setzte sich in Bewegung.

»Monsieur Blake«, brummte Don Cristofero. »Ich verlange eine standesgemäße Unterbringung. Des Weiteren werdet Ihr uns nach Nassau bringen und dort absetzen. Nein«, der Grande schüttelte den Kopf und wies auf Zamorra. »Nur ihn, wir wollen nach Louisiana zurück oder noch besser: gleich nach Frankreich!«

Captain Blake schlug sich vor die Stirn. »Dass ich das vergessen konnte.« Er verbeugte sich galant. »Verzeiht mir, edler Grande. Wo sind nur meine Manieren geblieben.« Er sah hinaus aufs Meer, hielt sich die Hand über die Augen und zuckte mit der Schulter.

»Es sei Euch verziehen«, gab Fuego huldvoll von sich. »Husch husch, zeigt uns unsere Gemächer.«

Blake nickte der Mannschaft zu. Er grinste. »Behandlung wie immer.« Dann schlenderte er von dannen.

Zamorra, der Grande, wie auch Gnom, Boots- und Steuermann wurden ergriffen. Die Mannschaft ebenso. Während ein Teil der Piraten die Überfallenen festhielt, nahm der andere Teil eine Leibesvisitation vor.

Dem Meister des Übersinnlichen wurden das Amulett und die Strahlenpistole abgenommen sowie das Lederbeutelchen mit dem falschen Gold, dem Don die Geldkatze und der Degen, dem Gnom ein Glas Honig. Steuermann und Bootsmann verloren ihre Pfeifen und ebenfalls ein paar Dublonen.

»Ich bin die rechte Hand des Königs, des strahlenden Louis des Vierzehnten«, knurrte Cristofero. »Man wird nach mir suchen, man wird eine ganze Armada gegen euch senden und dann«, er lachte rau, »wird man euch köpfen, hängen, vierteilen, allesamt!«

»Sicher, Alter.« Die Piraten lachten. »Das gibt ein fettes Lösegeld. Und jetzt ab in Eure Suite, oh edler Monsieur Grande.«

Sie wurden unter Deck gebracht. Während die Mannschaft in einen größeren Verschlag getrieben wurde, kamen Zamorra, Cristofero, der Gnom, der Boots- und der Steuermann in einen extra Käfig.

»Dies Etablissement erweist sich meiner nicht als würdig. Ich erkenne kein Bett, keinen Stuhl, keinen Tisch. Ich werde hier nicht einen Augenblick verweilen«, bestimmte der Grande. »Man führe mich in die Gemächer des Captains, nichts Geringeres steht mir zu. Sofort!« Trotzig verschränkte er die Arme vor dem ansehnlichen Bauch.

Der Pirat, verziert mit Augenklappe und Holzbein, verbeugte sich. »Ich bringe sogleich die Formulare, edler Herr. Damit Ihr Euch ausreichend beschweren könnt. Doch bis dahin geduldet Euch. Und nehmt doch auf dem Bänklein Platz.«

»Ich geruhe so lange Platz zu nehmen.« Ächzend ließ sich Don Cristofero nieder. Ächzend stöhnte die Bank unter dem Gewicht.

Der Bootsmann ergriff das Wort. »Was passiert mit uns?«

Der Pirat trat an den Holzverschlag heran und griente. »Sklavenmarkt. Oder in seinem Fall«, er sah auf den mächtigen Bauch des ehemaligen Kapitäns, »Verkauf an eine Seifensiederei.«

»Werde nicht frech, Bäuerlein.« Don Fuego lachte abermals. »Hochmut kommt immer vor dem Fall. Und nur wer zuletzt lacht, lacht am besten.«

»Uuuhhh«, machte der Pirat, »jetzt habe ich aber so was von Angst.« Er drehte sich um – und knallte gegen die herabhängende Schiffsglocke. Die dröhnte genauso wie sein Schädel. »Die hing doch noch nie hier«, knurrte er, rieb sich die Stirn und torkelte die Holztreppe nach oben.

»Das hat Er gut gemacht«, zischte der Grande seinem Diener zu.

Der namenlose Gnom verbeugte sich leicht. »Stets zu Diensten, mein Herr.«

Die Pistole lag herrlich in seiner Hand. Wie sie sich in sie einschmeichelte, ja regelrecht einkuschelte. Und einen Abzug besaß sie ebenso. Sollte er abdrücken? Hier und jetzt? Einfach so?

Er zielte auf einen mit einer Totenkopfflagge abgedunkelten Vogelbauer.

Was würde passieren? Würde das Federvieh noch einen Ton der Entrüstung von sich geben? Oder gleich als Häuflein Asche vom Winde verweht werden? Er grinste boshaft. Sollte es erst einmal friedlich und nichtsahnend weiterschlafen.

Captain Blake betrachtete die seltsame Pistole eingehender. War es überhaupt eine Pistole? Sie bestand weder aus einem Holzgriff, noch aus einem metallenen Lauf. Auch eine Öffnung besaß sie nicht. Keine Kugel würde das Ding verlassen.

Stattdessen befand sich an der leicht trichterförmigen Mündung ein Dorn. Zumindest der schien aus Metall. Doch der Rest? Der fühlte sich seltsam weich an, war aber hart. Das war kein Material, was er kannte.

Zauberei! Es musste sich ganz einfach um Zauberei handeln.

Wer war der schweigsame Mann, der solch eine Waffe besaß? Wenn er es recht bedachte, schien sie nicht aus dieser Zeit zu stammen.

Nachdenklich griff Blake zum Glas aus teurem Bleikristall (aus dem verhassten Gouverneurspalast), das mit edlem Branntwein gefüllt war und nippte versonnen. Er zuckte mit der Schulter. Vielleicht hatte er aber auch schon ein Gläschen zu viel getrunken?

»Aus einer anderen Zeit.« Er lachte kurz auf. Auf was für Gedanken kam er da?

Der Zeigefinger drückte den Abzug nur ein wenig – und doch blinkte etwas auf. Das Ding ... leuchtete blau?

Der Captain hielt sie sich direkt vors Gesicht und kniff die Augen zusammen. Nein, da war keine Kerze drin, kein Feuer. Und doch glomm da ein Punkt wie ein Moränenauge in der Dunkelheit.

»Zauberei«, flüsterte er. »Aber das würde zu dem seltsamen Amulett passen.«

Blake legte die Waffe zur Seite und nahm den Talisman in die Hand. Er war schwer. Sicher aus Silber. Mindestens. Allein der Wert war außerordentlich! Doch Amulette hatten immer etwas mit Magie und Abwehr zu tun. Und Silber war gut für Werwölfe.

Der Captain gönnte sich ein Lächeln. »Ein Magier aus der Zukunft. Nach Voodoo und Walhalla – das wäre doch mal was wirklich Neues.«

Er nippte am Glas. Der Branntwein umschmeichelte die Zunge, ließ sie prickeln und etwas taub werden. »Dann wäre er am Ende gar die Lösung für mein aktuelles Problemchen.«

Denn derzeit lebten Fluch und Segen auf der Lightning gewissermaßen Hand in Hand.

Ein Segen war die Schnelligkeit, die Lautlosigkeit, mit der sich die Lightning über das Wasser hin zu kaperbaren Schiffen bewegte. Schneller als der Wind! Wie ein ... Blitz! Segel benötigten sie im Grunde gar nicht mehr. Das besorgte schon der ... lebende Antrieb. Doch ein Segelschiff ohne Segel? »Das wäre ja noch schöner«, brummte er. Segel mussten sein. Außerdem musste die Mannschaft etwas zu tun haben.

Am Ende wurden die noch wie die Pulveraffen! Betrunken und unmöglich!

Nein, er regierte sein Schiff mit harter aber gerechter Hand. Er hatte nicht vor, das zu ändern.

Auf der anderen Seite ... befanden sie sich auf der Flucht.

Blake lachte kehlig auf. »Das wäre sonst alles viel zu einfach! Mister Hurley und die Pulveraffen reichen anscheinend nicht aus, um mir das Leben zu versüßen. Nein, jetzt ist auch noch er hinter uns her.«

Sie waren nicht auf der Flucht vor irgendwelchen Schergen von Gouverneuren, Regierungen oder anderen feindlich gesonnenen Piratenschiffen, nein, sie mussten ja unbedingt in den größten Walhaufen tappen, den es auf den Weltmeeren zu finden gab.

Sie waren auf der Flucht vor – es klopfte.

»Her-« Da war die Tür schon auf.

Blake schloss kurz die Augen. Contenance, mein Lieber!, rief er sich zur Ordnung.

Da standen sie: Mister Hurley und die Pulveraffen. Allen voran der einäugige Morgan und Buckteeth Bannock.

»Ihr habt nicht nur das fremde Schiff versenkt«, begann der Piratenboss und wurde mit einem »Er war's« unterbrochen, als die anderen auf Mr. Hurley wiesen. »Sondern ihr seid auch noch die Verursacher unseres aktuellen Problemchens.«

»Nun ja«, äußerte sich der einäugige Morgan kleinlaut.

Er trug einen schwarzen Dreispitz, eine graugelockte Perücke, eine schwarze Augenklappe mit Pflaster darauf, einen Dreitageunterkinnbart und einen blauweißen Uniformrock mit goldenen Knöpfen.

Und »Tja«, schob Buckteeth Bannock hinter her.

Er schien der mürrischste Pulveraffe zu sein. Zumindest hatte er den Unterkiefer angriffsbereit vor den Oberkiefer geschoben, die Stirn gerunzelt und die Mundwinkel herabhängen lassen, obwohl ihm die rechte Augenbraue nach oben gerutscht war.

Er trug einen braunen Piratenhut, darunter ein rot-weißes Kopftuch und eine rote Uniformjacke sowie einen brustlangen Kinnbart. Insgesamt besaß er das Aussehen eines deutlich zu großen, dafür aber umso griesgrämigeren Zwerges.

»Weil ihr euch nie«, ängstlich sah Blake zum abgedeckten Vogelbauer und senkte die Stimme in unterdrücktem Zorn, »disziplinieren könnt. Aber ist es denn ein Wunder? Ihr seid ja ständig voll wie die Haubitzen. Was habt ihr dazu zu sagen?«

»Also ich trinke ja eher weniger, dafür ...« sagte der einäugige Morgan – und wurde von Buckteeth Bannock unterbrochen: »Eye, Captain. Es ist halt so, wie es ist. Nur wenn wir etwas getrunken haben, machen wir keinen Blödsinn und können gut zielen.«

»Ja, schon«, erwiderte Blake, »aber heute gab es nichts zu zielen.« Giftig sah er zu Mister Hurley. »Und schon gar nicht für deine Betsy! Geht das nicht in eure Birnen?! Erst das Schiff ausräumen, dann versenken. Umgekehrt geht nicht!« Der Captain winkte ab. »Der Suff ist noch mal euer Tod.«

»Aber Captain«, sprach Mr. Hurley nachdenklich, »mit Verlaub, Ihr sauft doch auch.«

Der Angesprochene hob die Hand. »Moment! Das ist etwas völlig anderes.«

Die anderen sahen ihn überrascht an.

»Ich trinke kontrolliert.«

»Aha«, sagte der einäugige Morgan.

Währenddessen spielte Blake mit der seltsamen Waffe.

»Ha!«, schrie Buckteeth Bannock, weil ihm etwas eingefallen war.

Doch es war bereits zu spät. Captain Blake hatte sich erschrocken. Nur etwas, aber immerhin. Es hatte gereicht, um den Zeigefinger durchzudrücken.

Es gab ein trockenes Knack-Geräusch. Blaue, flirrende, sich verästelnde Blitze schossen auf die Pulveraffen zu, ließen sie ganz kurz umherzucken, dann standen sie still – und kippten alle drei wie gefällte Masten zu Boden.

»Potz Blitz!« Blake sprang auf, bückte sich und betrachtete die Pulveraffen.

Über ihre Leiber flimmerte noch immer ein blaues Leuchten. Er konnte sie jetzt unmöglich berühren.

Zum Glück hoben und senkten sich die Brustkörbe unmerklich aber gleichmäßig.

Sie lebten! Im Grunde waren die Pulveraffen herzensgute Piraten, die ... er seufzte still in sich hinein, aber ständig das am schlimmsten Vorstellbare Wirklichkeit werden ließen.

Der Captain kehrte zu seinem Sessel zurück. Was für eine seltsame Waffe das war. Dazu noch das Amulett. Er mochte nicht mehr Douglas Blake heißen, wenn da nicht Magie im Spiel war. Vielleicht sogar mehr als Magie.

Abermals genoss er den Branntwein und grinste im Anschluss verschlagen. Das alles musste sich doch zu seinem Vorteil gestalten lassen.

Ein unglaublich verzwickter, brillanter und vor allem geistreicher Plan begann in seinem Kopf langsam Gestalt anzunehmen.

Als Nächstes würde er sich den Magier vorknöpfen.

Irgendwo auf dem Wasser

Nicole fror entsetzlich. Die Zähne schlugen ihr unkontrolliert aufeinander. Auch Arme und Beine zuckten um die Wette.

Immer in Bewegung bleiben, ermahnte sie sich, sonst ist es aus mit dir.

Der Hinterkopf schmerze wie auch die Innenseite der Oberschenkel. Und vor allem in sich