Replay - The Dwarves of Death - Jonathan Coe - E-Book

Replay - The Dwarves of Death E-Book

Jonathan Coe

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Beschreibung

William ist ziemlich frustriert: Weder aus seiner beruflichen Karriere als Jazzpianist wird etwas, noch aus der Beziehung mit der attraktiven, aber eher unterkühlten Madeline. Und seine Band The Alaska Factory ist auch nicht gerade der Hit. Als ob das alles nicht reichen wüde, wird William Zeuge eines bizarren Mordes... Dieser rasante Roman von Jonathan Coe, Autor des Bestsellers Allein mit Shirley", bewegt sich durch die Welt der Londoner Bars und Musikclubs – und endet in einem ebenso atemberaubenden wie verblüffenden Showdown.

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Jonathan Coe

Replay - The Dwarves of Death

Roman

Ins Deutsche übertragen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann

Edel eBooks Ein Verlag der Edel Germany GmbH

Copyright dieser Ausgabe © 2014 by Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg

Copyright der Originalausgabe © 1990 by Jonathan Coe

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "The Dwarves of Death"

Ins Deutsche übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann

Copyright der deutschen Übersetzung © Piper Verlag GmbH, München 2000

Covergestaltung: Agentur bürosüd°, München

Konvertierung: Jouve

Inhaltsverzeichnis

TiteleiImpressumIntroErstes ThemaZweites ThemaMittelteilIntermezzoSoloUmschwungTonartenwechselCodaFade

Nuair chi mi eun a’ falbh air sgiath,Bu mhiann leam bhith ’na chuideachd:Gu’n deanainn cùrs’ air tir mo rùin,Far bheil an sluagh ri fuireach.

Intro

This night has opened my eyesand I will never sleep again

Morrissey, »This Night Has Opened My Eyes«

Es fällt mir schwer zu schildern, was eigentlich passiert ist.

Es war am späten Nachmittag, an einem Samstag, der für Londoner Verhältnisse ziemlich untypisch war. Ich weiß noch, daß wir in dem Jahr einen milden Winter hatten, und um halb fünf war es zwar schon ziemlich dunkel, aber nicht kalt. Außerdem hatte Chester die Heizung an. Sie war defekt, und man konnte sie nur auf Hochtouren laufen lassen oder ganz ausstellen. Die warme Luft aus dem Gebläse machte mich schläfrig. Ich weiß nicht, ob ihr das Gefühl kennt: Man sitzt in einem Auto – es muß noch nicht mal ein sonderlich bequemes Auto sein –, und man ist dösig und vielleicht gar nicht so versessen darauf, endlich am Ziel anzukommen, und man ist merkwürdig ruhig und zufrieden. Man hat das Gefühl, ewig so dasitzen zu können, auf dem Beifahrersitz. Es ist so, als würde man für die Gegenwart leben, glaube ich. Damals war ich nicht besonders gut darin, für die Gegenwart zu leben; das gelang mir fast nur in Autos und Zügen.

Ich saß also da, die Augen halb geschlossen, lauschte, wie Chester die Gänge reinhaute und zuviel Gas gab. Ich muß zugeben, daß ich an dem Tag ganz zufrieden mit mir war. Ich fand, daß ich ein paar gute Entscheidungen getroffen hatte. Kleine Entscheidungen, beispielsweise früh aufstehen, ein Bad nehmen, ordentlich frühstücken, Wäsche waschen und ins Samson’s gehen, um den Pianisten zu hören, der mittags dort spielte. Und dann die größeren, während ich allein an einem Tisch saß, Orangensaft trank und »Stella by Starlight« über mich hinwegplätschern ließ. Ich beschloß, Madeline doch nicht anzurufen, sondern abzuwarten, bis sie sich zur Abwechslung mal bei mir meldete. Ich hatte ihr die Kassette geschickt und meine Absichten unmißverständlich klargemacht, also konnte sie verdammt noch mal irgendwie reagieren. Ich hatte noch eine Einheit auf meiner Telefonkarte, und ich konnte statt dessen Chester anrufen. Das war die zweite Sache: Ich hatte beschlossen, auf sein Angebot zurückzukommen. Ich war den anderen aus der Band zu nichts verpflichtet. Ich brauchte einen Tapetenwechsel, eine andere Umgebung. Musikalisch, meine ich. Wir waren eingerostet und müde, und es war an der Zeit auszusteigen. Also ging ich kurz vor der letzten Nummer, so gegen drei, rief Chester von einer Telefonzelle am Cambridge Circus an und fragte ihn, wann ich vorbeikommen sollte.

»Komm sofort«, sagte er. »Wenn du herkommst, kann ich dich im Auto mitnehmen. Die proben um sechs, du kommst einfach mit und lernst sie schon mal kennen. Sie möchten dich alle kennenlernen.«

»Die proben heute abend? Wie – und du willst, daß ich dabei bin?«

»Du kannst dir ja mal angucken, wie’s läuft. Und wie es dir so gefällt.«

Bevor ich in die U-Bahn stieg, um zu Chester zu fahren, stand ich noch eine Weile am Circus herum und beobachtete die Leute. Ich sah zu, wie der Himmel von Blau in Schwarz überging, und ich glaube, so wohl wie damals habe ich mich in London weder davor noch danach je wieder gefühlt. Mir war, als wäre ich an einer Art Wendepunkt angekommen. Alle anderen hetzten noch immer mit Panik im Gesicht herum, und ich hatte es irgendwie geschafft innezuhalten, etwas Zeit zu finden, um nachzudenken und einen neuen Weg einzuschlagen. So ein Gefühl hatte ich jedenfalls, etwa eine halbe Stunde lang. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß alles noch schlimmer kommen sollte.

»Du bist doch nicht nervös wegen der Jungs, oder?« fragte Chester mich, als wir in immer dunklere Straßen kamen.

»Wie sind die denn so?«

Er stieß sein übliches kurzes Lachen aus und sagte mit diesem ulkigen, freundlichen Nordlondoner Tonfall: »Wie ich schon sagte, die sind ein bißchen komisch. Ein bißchen sehr merkwürdig.«

»Und wer war der, mit dem ich dich neulich gesehen hab?«

Chester warf mir einen Seitenblick zu, und ich fragte mich, ob es taktlos von mir gewesen war, das zu erwähnen. Doch dann antwortete er durchaus bereitwillig: »Das war Paisley. Er singt und schreibt auch die Texte. Und er ist gut. Na ja, er hat eben richtig Ausstrahlung. Er wirkt total manisch auf der Bühne, flippt echt aus. Ich wünschte bloß, ich könnte ihn von den Drogen wegkriegen. Das ist bei denen immer das gleiche. Die ziehen sich das Scheißzeug ohne Ende rein. Kostet mich ein Vermögen. Vielleicht hast du ja einen guten Einfluß auf sie. Einer, der einigermaßen gut drauf ist wie du, weißt du – vielleicht nehmen sie sich ein Beispiel an dir. Paisley hat seit zwei Monaten keinen Song mehr geschrieben. War viel zu stoned dafür.«

Der Wagen bockte und machte ein gräßliches, knirschendes Geräusch, während Chester es fertigbrachte, an einer Hauptstraße anzuhalten, wieder anzufahren und sie dann zu überqueren.

»Du solltest die Karre mal nachsehen lassen«, sagte ich.

»Hab ich auch vor. Sobald Geld reinkommt, von der Band und allem. Dann laß ich den Wagen gründlich überholen. Oder vielleicht kauf ich mir auch einen neuen. Bloß zur Zeit bin ich ziemlich knapp bei Kasse.«

Chester fuhr einen 1973er Marina, orange. Die Blinker funktionierten nicht, die Heizung war kaputt, und irgendwas mit dem dritten Gang war nicht in Ordnung, und dennoch war der Wagen (wie sein Besitzer) trotz seines Äußeren irgendwie vertrauenerweckend. Man wußte, daß er einen irgendwann hängenlassen würde, ganz übel sogar, aber perverserweise verließ man sich weiter auf ihn. Verwundert machte ich mir klar, daß der Wagen nur ein paar Jahre jünger als Chester selbst war. Chester war erst einundzwanzig; aber aus irgendeinem Grund habe ich schon immer Menschen bewundert, die jünger sind als ich.

»Wir sind gleich da«, sagte er.

Wir fuhren eine hübsche, irgendwie traurige Straße hinunter, mit großen georgianischen Reihenhäusern auf beiden Seiten. Es war die Zeit am Abend, wenn die Lichter schon an, aber die Vorhänge noch nicht zugezogen sind, und durch die Fenster, die in goldenes Licht getaucht waren, konnte ich sehen, wie Familien und Paare das Abendessen zubereiteten, sich etwas zu trinken eingossen. Man konnte förmlich das Basilikum und die Spaghetti Bolognese riechen. Wir waren in North Islington. Ich hatte urplötzlich den Wunsch, in einem dieser Häuser zu sein, selbst etwas zu kochen oder bekocht zu werden, und mit einem Mal wurde mir klar, daß ich heute überhaupt keine richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich wünschte mir, daß ich Madeline angerufen hätte, und ich wußte, daß ich es bei der nächstbesten Gelegenheit tun würde. Ich sehnte mich nach ihr nach nur einer Woche Trennung. Und das war das erste Anzeichen dafür, daß die Dinge nicht ganz so einfach lagen, wie ich gedacht hatte.

Das nächste Anzeichen kam, als Chester den Wagen parkte, zu einem Fenster hochzeigte und sagte: »Gut. Sie sind zu Hause.«

Ich blickte hoch und sah nicht etwa ein sanftes, gelbes Quadrat, in dem sich eine häusliche Idylle abspielte, sondern einen merkwürdig fernen, flackernden Lichtstrahl aus reinem Weiß. Er war leuchtend, aber dabei gedämpft und unheimlich. Ich mußte länger hingestarrt haben, denn Chester war inzwischen ausgestiegen und öffnete die Tür auf meiner Seite.

»Mach dich auf was gefaßt, die Hütte ist eine ziemliche Müllhalde«, sagte er. »Aber der Vermieter kümmert sich nicht darum, was die mit dem Haus anstellen. Das geht dem am Arsch vorbei.« Er fingerte mit seinen Schlüsseln herum und schloß die Tür ab. »Als ich nach einem Haus für die Jungs suchte, hab ich von einem Freund von dem hier erfahren. Na ja, vielleicht ist Freund nicht das richtige Wort. Von einem Geschäftspartner, wenn du so willst.« Aus irgendeinem Grund lachte er leise. »Jedenfalls war die Abmachung die, daß er sich nicht daran stört, was sie für ein Chaos anrichten, solange er ab und an hier wohnen kann. So einen Abend pro Woche. Tja, ich hab sofort gewußt, daß das ideal für die Jungs ist, weil mir klar war, daß die jede Wohnung, egal welche, in null Komma nix in einen verdammten Saustall verwandeln würden. Also, ich fand, die Abmachung klang zwar ein bißchen halbseiden, aber ganz praktisch.«

»Wozu braucht er das Haus?«

Chester zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«

»Kriegt ihn denn nie jemand zu Gesicht?«

»Nee.« Er blickte wieder zum Fenster hoch. »Nun hör dir bloß diesen Krach an. Ich weiß nicht, wie die Nachbarn das aushalten.«

Unglaublich laute Musik drang aus dem kaum beleuchteten Fenster. Ich mag experimentelle Musik, und ich mag Jazz, ich mag Dissonanz und Energie, aber was ich da hörte, war beängstigend. Ein Jammern und Kreischen von Saxophonen und Synthesizern und eine Drum-Machine, die einen verrückten Takt vorgab: 11/8 nach meiner Berechnung. In den Nachbarhäusern mußte der Lärm unerträglich sein.

Chester ging zur Haustür, die schief in den Angeln hing, und schlug mit beiden Fäusten dagegen.

»Anders geht’s nicht«, sagte er, »sonst hören die dich nicht.«

Während wir warteten, daß jemand aufmachte, erwähnte ich ein Problem, das mich beschäftigt hatte.

»Hör mal, Chester, wenn ich mich entschließe, in der Band mitzumachen, dann ist das für die Alaska Factory – na ja, du weißt schon, die könnte dichtmachen. Ich hab dann keine Zeit mehr, auch noch mit denen zu spielen, und ich glaube nicht, daß sie ohne mich weitermachen können.«

»Ja, ich weiß. Das geht schon in Ordnung.«

»Aber du hast doch nur die beiden Bands. Das wird dein Einkommen halbieren.«

»Ich hab noch andere Geldquellen. Außerdem, was verdiene ich zur Zeit denn schon an euch? Zwei Auftritte die Woche, bei zehn Prozent von je fünfzig Pfund? Ich hab dir schon mal gesagt, mit Live-Musik ist kein Geld zu machen, nur mit einem Plattenvertrag, und den werdet ihr Jungs nicht kriegen. Oder? Ich meine, habt ihr je ein anständiges Demo gemacht?«

Ich tastete nach der Kassette in meiner Tasche – der Aufnahme, die wir erst letzte Woche gemacht hatten, für Madeline. Aber ich sagte nur: »Also?«

»Aber die Jungs da oben, weißt du, die haben Potential. Die haben Energie. Die sind jung.« Er ging von der Treppe zurück auf die Straße und schaute zu dem Fenster hoch. »Das ist doch lächerlich. Hey!«

Er legte die Hände trichterförmig an den Mund und rief, doch es nützte auch nichts. Schließlich sorgte eine Handvoll Kieselsteine, die er gegen die Scheibe warf, dafür, daß ein verdutztes, bleiches Gesicht am Fenster erschien, mit langen roten Haaren, die über die Fensterbank hingen. Der Typ lächelte, als er Chester sah.

»Hi!«

»Laßt ihr uns nun rein oder was?«

»Tut mir leid, Chess. Wir hören so gut wie nichts, bei der Musik.«

»Los, beeil dich, ja? Es ist verdammt frisch hier draußen.«

Eigentlich glaube ich, daß ich von uns beiden derjenige war, der mehr fror. Ich trug meinen dünnen, alten Regenmantel, während Chester wie immer tadellos aussah: gefütterte Handschuhe, Lederjacke, Wollmütze, dazu seine stahlblauen, runden Augen und die stämmige Statur, die so wirkte, als wäre er bereit, es mit jedem aufzunehmen. Er machte mißbilligende Geräusche in meine Richtung und rieb energisch die Hände aneinander. Dann wurde endlich die Tür von jemandem aufgerissen, den ich wiedererkannte: Es war Paisley – größer, noch eckiger und sogar noch fahler, als ich ihn in Erinnerung hatte.

»Hi, Chess«, sagte er. »Kommt rein.«

»Wurde auch langsam Zeit«, sagte Chester, als wir eintraten. »Paisley, das ist Bill.«

»Hi.« Er schüttelte mir kühl die Hand.

»Wir haben uns schon mal gesehen«, sagte ich. Chester hustete, und Paisley blickte verwirrt, daher fügte ich hinzu: »Ganz kurz mal, im Goat. Weißt du noch?«

»Nein«, sagte Paisley. »Tut mir leid.«

Wir bahnten uns einen Weg durch einen dunklen Flur, an einem verrosteten Bettgestell vorbei, das an der Wand lehnte, und an mehreren schwarzen Mülltüten entlang, aus denen Abfall auf den Boden quoll.

»Paßt auf mit den Löchern«, sagte Paisley, als er uns die Treppe hinaufführte. Zwei von den Stufen fehlten.

Chester drehte sich zu mir um und flüsterte: »Stört es dich, wenn ich dich als Bill vorstelle?«

»William ist mir lieber«, sagte ich. »Es ist ... na ja, eben nicht so kurz.«

»Okay.«

Ich blieb auf dem ersten Treppenabsatz stehen. Eine Fensterscheibe war eingeschlagen worden, und Scherben lagen noch auf den Dielenbrettern verstreut. Schon jetzt wurde die Musik von oben ohrenbetäubend laut, und ein merkwürdiger, ekelerregender Geruch verpestete die Luft, deshalb steckte ich kurz den Kopf durch den leeren Fensterrahmen nach draußen und schaute auf die adretten rückwärtigen Gärten der anderen Häuser. Chester ging schon vor, während Paisley ein Stück weiter oben auf mich wartete.

»Kommst du?«

Im zweiten Stock löste sich das Rätsel des gedämpft strahlenden Lichts. Paisley führte mich in einen großen Raum – genaugenommen zwei Räume, die man zu einem gemacht hatte, der über die ganze Länge des Hauses verlief. Es gab keine Teppiche, keine Vorhänge und keine Möbel bis auf einen riesigen Eßtisch und sechs oder sieben Holzstühle. Auf dem Kaminsims befand sich die einzige Lichtquelle: eine lange Neonröhre, vermutlich aus irgendeinem Büro oder einer U-Bahn-Station oder so geklaut. Sie verbreitete ein gespenstisch glänzendes Licht, das kaum die dunklen Ecken des Raumes erhellte, dafür aber die Gesichter der vier Personen am Tisch schauerlich plastisch hervortreten ließ: drei Männer und eine Frau. Sie verzehrten gerade ein gigantisches Essen von einem Schnellimbiß: Aluschälchen, große Pappbecher und Stücke alter Zeitungen lagen auf dem Tisch und auf dem Boden unmittelbar daneben, was mich auf den Gedanken brachte, daß das Essen eine Mischung aus chinesischem Fastfood, Kentucky Fried Chicken und Fish & Chips war. Die Luft roch stark nach abgestandenem Dope. In einer Ecke stand ein Elektroherd; alle vier Platten waren an, und sie sollten wohl nicht nur als Wärmequelle dienen, sondern auch als Feuerstelle, um sich jederzeit eine anstecken zu können. Meine Ankunft wurde gar nicht registriert. Sie tranken und rauchten weiter, als wäre ich überhaupt nicht da.

In der vorderen Hälfte des Raums, zur Straße hin, war die Stereoanlage. Keine Hi-Fi-Anlage, wie man sie normalerweise zu Hause stehen hat, sondern eine große Anlage, wie in einer Diskothek, mit zwei Plattentellern, einem Mischpult und 200-Watt-Lautsprechern. Der Krach dieser wahnsinnigen, explosiven Musik war ohrenbetäubend. Ich legte die Finger an die Ohren, und als Chester das sah, drehte er die Musik taktvoll etwas leiser und sagte in den Raum hinein: »Hört mal alle her, das hier ist William. William ist euer neuer Keyboarder. William – darf ich vorstellen, The Unfortunates.«

Ein oder zwei von den Essenden gaben ein gedämpftes Grunzen von sich. Die Frau blickte in meine Richtung. Das war alles.

»Hi«, sagte ich nervös. »Nette Bude habt ihr hier.«

Das löste ein kurzes, hysterisches Auflachen aus.

»Hat Charakter, wie?« sagte jemand.

»Manchmal«, sagte der Typ am anderen Ende des Tisches mit einem tropfenden Garnelenbällchen in der linken Hand, »pinkeln wir abwechselnd auf den Boden. Nur um ihr Charakter zu verleihen.«

»Ja, manchmal kann man den Charakter dieser Bude die halbe Straße runter riechen.«

Ich beschloß, es mit einem anderen Thema zu versuchen.

»Ist das eins von euren Tapes?« fragte ich.

»Was, die Musik da? Nee. Viel zu beschissen melodisch für uns, echt. So haben wir mal geklungen, als wir kommerziell sein wollten. Machen wir nicht mehr. Das da hört sich im Vergleich zu uns an wie die verdammten Pet Shop Boys. Das ist langweilig, echt.«

Chester stellte es ab.

»Hier, ich leg mal eins von ihren Tapes auf«, sagte er. »Damit du eine Vorstellung kriegst, wie sie sich anhören.«

Was ich zu hören bekam, war beunruhigend, aber wenn man genau lauschte, erkannte man einen gewissen Sinn dahinter. Der Rhythmusteil war laut, schnell und minimalistisch, während die beiden Gitarristen – der eine benutzte eine Art Verzerrer, der andere spielte seltsame Funkpatterns hoch oben am Hals – ganz eigene Songs zu spielen schienen. Und dabei hüpfte Paisleys Stimme wie wahnwitzig auf und ab, in allen Tonlagen:

Death is lifeDeath is lifeAnd black is the colour of the human heartDeath is lifeDeath is lifeYou have to die before you can liveYou have to kill before you can love

»Guter Text«, sagte ich zu Paisley, als das Stück zu Ende war. »Hast du ihn geschrieben?«

»Ja. Findest du? Ich find ihn nicht so toll. Zu schmalzig.«

»Genau, du solltest ... ihn ein bißchen düsterer machen«, sagte einer am Tisch. »Damit wir nicht irgendwann zu freundlich klingen.«

»Wir klingen nicht zu freundlich, oder?« fragte Paisley.

»Das ist nicht gerade euer Hauptproblem«, sagte ich.

»Meinst du, du könntest was draus machen?« fragte Chester. »Ein paar Keyboards reinbringen, meine ich?«

»Ja, klar.«

»Etwas mit ein bißchen Biß, meine ich. Keine Saiteninstrumente oder so. Wir wollen ja nicht, daß es sich anhört wie Mantovani, verstehst du, was ich meine?«

»Ich denke, ja. Hör zu, Chester ...« Ich tastete in meiner Tasche, und meine Finger schlossen sich um die Kassette. »Ich hab was von mir mitgebracht. Das Tape, das wir gemacht haben, letzte Woche. Ich weiß, du hast es noch nicht gehört, aber ... na ja, ich denke, es ist echt gut. Kann ich es mal einlegen? Damit alle hier eine Vorstellung davon kriegen, was ich so mache.«

Chester schüttelte den Kopf.

»Nicht jetzt, ja? Sonst halten sie uns noch für aufdringlich. Spiel’s doch, wenn wir ins Studio fahren.« Er sah auf seine Uhr. »Was wir jetzt besser auf der Stelle machen. So, Leute! Räumt den Mist weg und dann nichts wie los. Wir wollen ausnahmsweise mal pünktlich anfangen.«

Zu meiner Überraschung erfolgte eine langsame, aber eindeutig erkennbare Reaktion. Sie standen auf (die Überreste ihres Essens ließen sie liegen) und fingen an, Mäntel anzuziehen und Instrumentenkoffer zusammenzupacken. Ich habe noch nie kapiert, wie das mit der Autorität funktioniert. Manche Menschen (wie Chester) haben welche, und andere (wie ich) nicht. Dabei liegt es noch nicht einmal daran, daß er besonders groß war. Während sie sich fertig machten, stand er da, zählte alle ab und stellte im Kopf eine Rechnung an.

»Janice, kommst du heute abend mit?«

»Ich dachte schon.«

»Wir brauchen zwei Wagen. Paisley, hast du deinen dabei?«

»Ja.«

»Nimm William mit, ja?«

»Klar.«

Gleich darauf waren alle auf dem Weg hinunter, und nur Paisley und ich blieben oben.

»Worauf wartest du?« fragte Chester ihn.

»Rauch eben noch meinen Joint zu Ende.«

»Verdammt noch mal, Paisley. Das Studio kostet mich fünf Pfund die Stunde. Jedesmal verlieren wir aus irgendeinem Grund eine Stunde. Meistens deinetwegen.« Er wandte sich an mich. »Sorg dafür, daß er pünktlich ist, Bill. Bis gleich.«

Seine Schritte hallten die Treppe hinunter. Von der Straße war zu hören, wie Autotüren geöffnet und zugeschlagen wurden. Dann fuhr der Wagen ab.

Paisley stand langsam auf, bückte sich zu einer Steckdose in der Wand und machte das Licht aus. Er drehte auch alle Herdplatten ab und setzte sich dann wieder.

»Was machst du denn?« fragte ich.

Es war stockdunkel. Ich konnte nur das gelbliche Schimmern seiner Augäpfel sehen, das glänzende Fett in seinen pechschwarzen Haaren und die aufglimmende Spitze seines Joints, als er einen Zug nahm.

»Auch mal?« fragte er und beugte sich vor.

Ich ging zum Fenster.

»Du hast gehört, was Chester gesagt hat. Wir müssen los. Kannst du noch fahren, wenn du das Zeug da geraucht hast?«

»Wir fahren noch nicht. Hab vorher noch was Geschäftliches zu erledigen.«

»Was Geschäftliches?«

»Komm mal her.«

Ich vermutete, daß er mich zu sich winkte, also ging ich zu dem Tisch und setzte mich ihm gegenüber.

»Hat Chester dir von unserem Vermieter erzählt?«

»Ein bißchen.«

»Das ist ein Dealer. Der trifft sich hier mit Leuten. Deshalb proben wir samstags, verstehst du – weil er uns aus dem Haus haben will.«

»Na und?«

»Heute morgen hat irgendwer für ihn angerufen, ganz früh. Die anderen haben noch geschlafen. Und da ist mir diese Idee gekommen.«

Obwohl ich es nicht wissen wollte, fragte ich: »Was für eine Idee?«

»Ich hab mich als er ausgegeben, klar? Der Typ hat nämlich gesagt: ›Ist da Mr. Jones?‹ Ich meine, so ein Name, das ist doch ein Deckname, oder? So heißt doch keiner wirklich – und ich hab gesagt: ›Ja, am Apparat.‹ Da hat er gesagt: ›Heute abend um halb sieben im Haus‹, und ich hab gesagt: ›Worum geht’s?‹, und er hat gesagt: ›Wir haben Stoff für dich‹, und ich hab gesagt: ›Was für Stoff?‹, und er hat gesagt: ›Guten Stoff‹, und ich hab gesagt: ›Wieviel Stoff?‹, und er hat gesagt: ›Jede Menge Stoff, Kumpel, massenhaft‹, und ich hab gesagt: ›Alles klar, ich bin hier‹, und er hat gesagt: ›Sorg dafür, daß keiner von den Wichsern da ist‹, und ich hab gesagt: ›Was heißt denn hier Wichser, du Schweinegesicht?‹ Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, aber es hat ihm anscheinend nichts ausgemacht. Jedenfalls hab ich gesagt: ›Na schön, ich werde allein hier sein‹, und dann hat er aufgelegt.«

»Ich kapier nichts«, sagte ich.

»Na, ich hab da einen Plan, klar?«

Obwohl ich es immer noch nicht wissen wollte, sagte ich: »Was für einen Plan?«

»Paß auf. Die kommen mit dem ganzen Stoff, verstehst du? Und die wollen Geld dafür. Die Sache läuft so, daß ich mir den Stoff kralle, ihnen kein Geld gebe und dann verdufte.« Pause. »Was meinst du?«

»Das ist dein Plan?«

»Ja.«

»Hör mal, Paisley, wie viele von den Dingern hast du heute schon geraucht?«

Wir warteten einige Minuten schweigend. Jedesmal, wenn sich ein Auto näherte, fing mein Herz an, wie wild zu pochen. Die Situation war absurd. Wieso konnte mein Leben nicht ein einziges Mal einfach sein? Ich wollte doch nichts anderes, als in einer neuen Band vorspielen. Wieso mußte ich plötzlich in so etwas hineingeraten?

»Paisley, deine Idee ist bescheuert«, sagte ich schließlich. »Los, wir fahren zu den anderen. Ich meine, wenn du wirklich denkst, die Typen kommen hier reinspaziert und geben dir seelenruhig ... Sag mal, wie alt bist du?«

»Achtzehn.«

»Herrgott, du bist erst achtzehn, du willst dich doch wohl nicht auf solche Sachen einlassen? Auf Drogengeschäfte und Verbrechen, und das in deinem Alter. Du willst Sänger werden, verdammt noch mal. Du hast eine super Stimme, du hast einen Manager, der von dir begeistert ist ...«

»Findest du, ich hab eine gute Stimme?«

»Ja klar. Hör mal, das muß ich dir doch wohl nicht erst sagen.«

Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Manchmal klingt sie nicht so gut.«

»Weißt du was? Wir haben einen Sänger in unserer Band, ja? Und für den bist du sozusagen ... Sinatra. Du bist Nat King Cole. Marvin Gaye. Robert Wyatt.«

»Im Ernst?«

»Wir haben gerade das neue Demotape gemacht. Hier, hör mal rein.« Ich nahm die Kassette aus meiner Tasche und reichte sie ihm im Dunkeln. »Hör dir an, wie er klingt. Ich meine, er ist nicht schlecht, es ist nicht peinlich oder so. Aber überleg mal, was du aus so einem Song machen könntest.«

»Wie? Das hast du selbst geschrieben?«

»Ja. Es ist ... na ja, es ist eigentlich ein sehr persönlicher Song. Ich hätte gern, daß du ihn dir anhörst, und vielleicht hör ich ja irgendwann mal, wie du ihn singst.«

In dem Moment hielt draußen vor dem Haus ein Auto. Zwei Türen schlugen.

»Das sind sie.«

Er schob sich die Kassette in die Jackentasche, stand auf und ging zu dem Fenster, von dem aus man die Straße im Blick hatte. Leise trat ich neben ihn und sah den Wagen draußen parken, mit eingeschaltetem Standlicht.

»Kannst du sie sehen?«

Ich meinte wahrzunehmen, wie Gestalten in den Schatten vor der Haustür huschten, aber ich war mir nicht sicher. Dann hörten wir Schritte im Flur.

»Es sind zwei«, sagte ich.

Jetzt konnte ich Paisleys Gesicht sehen. Er hatte offenbar Angst, sogar noch größere Angst als ich.

»Hast du eine Ahnung, was du machen willst?«

»Pst.«

Von unten rief eine Stimme: »Hallo!«

Paisley ging zur Tür und rief mit verstellter Stimme: »Hier oben!«

Die Schritte kamen die Treppe hoch, langsam. Wir hörten einen dumpfen Schlag und jemanden »Scheiße!« fluchen, wo die Treppenstufen fehlten. Paisley wich in die Mitte des Raums zurück, wo die Wand herausgeschlagen worden war. Ich blieb, wo ich war, neben dem Fenster.

Die Schritte verharrten auf dem ersten Treppenabsatz, und wir hörten eine Stimme sagen: »Verdammt dunkel hier, was?«

»Schnauze«, sagte die andere.

»Wir sind hier oben!« rief Paisley. Seine Stimme zitterte jetzt.

Die Schritte kamen näher, wurden immer langsamer. Vor dem Raum blieben sie stehen.

»Hier drinnen«, sagte Paisley.

Es fällt mir schwer zu schildern, was dann passiert ist. Es war lange still, sehr lange, und dann waren weitere Schritte zu hören. Plötzlich standen zwei Gestalten im Türrahmen, etwas voneinander entfernt, bedrohlich und wortlos, ihre kleinen Körper waren nur als Silhouetten sichtbar. Sie trugen Kapuzen und hatten schwere Holzknüppel in der Hand, und die beiden waren höchstens einen knappen Meter groß. Ich weiß nicht, wie lange sie so dastanden. Paisley starrte sie bloß an, wie angewurzelt vor Schock und Entsetzen, bis die beiden Gestalten vortraten und einen Schrei ausstießen – einen schrecklichen, eisigen, hohen Schrei. Mit einem Mal liefen sie auf ihn zu, und dann sprang einer von ihnen auf den Tisch. Der andere schwang seinen Knüppel und fing an, Paisley damit gegen die Beine zu schlagen. Paisley drehte sich um, und von irgendwoher holte er ein Messer hervor und stach damit wie verrückt in der Luft herum. Auch er rief etwas. Ich weiß nicht mehr, was. Dann gelang es ihm wohl, den kleinen Mann in die Hand zu stechen, denn der ließ seinen Knüppel fallen und schrie: »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, und er packte den unteren Teil von Paisleys Jacke und versuchte, ihn nach unten zu ziehen. Doch inzwischen stand der andere, der auf dem Tisch, genau über Paisley, und bevor ich Paisley warnen oder irgendwas tun konnte, hatte er ihn auf den Kopf geschlagen, und es gab so ein Geräusch wie von einer Eierschale, die aufbricht, wenn man sich ein Omelett macht. Und dann lag Paisley auf dem Boden, und die nächsten paar Minuten machten sie sich beide über ihn her, prügelten das Leben aus ihm heraus, bis von seinem Kopf überhaupt nichts mehr übrig war und sie beide vor Erschöpfung nicht mehr konnten.

Sie hatten noch immer nicht bemerkt, daß ich da war. Ich kauerte unter der Fensterbank – keine sehr gute Idee, wenn man es recht bedenkt, weil ich so auf Augenhöhe mit ihnen war –, aber es war wohl zu dunkel, als daß man mich hätte sehen können. Ich hockte einfach da und blickte auf die beiden kleinen Gestalten, wie sie sich über Paisleys Körper beugten. Der eine hatte sich die verwundete Hand zwischen die Knie geklemmt, er mußte schlimme Schmerzen haben.

»Komm schon«, sagte der andere. »Nichts wie weg hier.«

Der andere reagierte nicht, sondern gab nur ein undeutliches Murren von sich, gefolgt von einem Stöhnen.

»Nun komm endlich, verdammt noch mal. Runter zum Wagen.«

»Die Jacke.«

»Was?«

»Wir müssen seine Jacke mitnehmen. Da ist mein Blut dran, und meine Fingerabdrücke.«

»Himmelherrgott, verflucht noch mal.«

Er ließ seinen Knüppel fallen, drehte Paisleys Leichnam um und zog ihm mühsam die Jacke aus.

»Und seine Hose. Die ist auch voller Blut, sieh doch mal.«

Also zogen sie ihm auch die Hose aus und wickelten sie um die noch immer blutende Hand.

»Los jetzt, raus hier. Mach schon.«

Auf dem Weg zur Tür blieb der Verletzte nachdenklich stehen. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Das hat ja nicht gerade Spaß gemacht.«

»Mir auch nicht.«

Und dann polterten sie die Treppe hinunter, die beiden kleinen Männer, und ich blieb zurück, zitternd und schlotternd unter dem Fenster, allein mit dem toten Paisley. Ich hörte, wie die beiden Autotüren geöffnet wurden und der Wagen anfuhr, noch bevor die Türen wieder zuschlugen.

Ich rührte mich eine Weile nicht vom Fleck, Gott weiß wie lange. Ich ging auch nicht in die Nähe des Toten. Ich machte nicht einmal einen Schritt über ihn hinweg – ich machte einen Bogen um ihn, so groß, wie es in dem Raum möglich war. Dann stieg auch ich die Treppe hinab; langsam, Stufe für Stufe, und hielt mich dabei krampfhaft am Geländer fest. An der Haustür blieb ich stehen, sog die frische Luft ein. Ich glaube, mein Verstand hatte noch gar nicht begriffen, was ich da kurz zuvor mit angesehen hatte.

Hinterher habe ich mir überlegt, daß die Polizei das Haus schon eine Zeitlang beobachtet haben mußte. Vielleicht hatte sie sogar das Telefon abgehört oder so. Als ich nach draußen trat, sah ich jedenfalls als erstes einen Polizeiwagen die Straße hinunter in meine Richtung rasen. Und ehe ich mich’s versah, hatte der Wagen auch schon vor der Haustür gehalten; daher hatten die beiden Beamten mein Gesicht bestimmt genau erkannt, wie ich so dastand und überlegte, was ich verdammt noch mal als nächstes tun sollte. Dann, nach einigen verhängnisvollen Augenblicken der Unentschlossenheit, kam mein Gehirn langsam wieder in Gang. In der Zeit, die sie brauchten, um aus dem Wagen zu steigen, wurde mir klar, daß sie mich, ganz gleich, wie ich ihnen meine Anwesenheit erklärte, verdächtigen würden, mit dem Verbrechen zu tun zu haben, vielleicht sogar, es selbst begangen zu haben.

Also machte ich kehrt und lief wieder die Treppe hinauf. Ich konnte hören, daß sie hinter mir herkamen. Als ich den ersten Treppenabsatz erreichte, fiel mir das kaputte Fenster ein. Ich kletterte hindurch und ging in die Hocke, bereit zum Sprung. Ich bin sicher, daß sie mich erwischt hätten, daß sie mich eingeholt hätten, wenn die fehlenden Stufen nicht gewesen wären. Ich hörte das Geräusch von nachgebendem Holz und einen Schmerzensschrei, und ich wußte, daß einer von ihnen durchgebrochen war.

»Alles in Ordnung?« rief sein Kollege. »Alles in Ordnung?«

Das war meine Chance. Ich sprang und landete tief in dem langen, nassen, weichen Gras. Der ganze Garten war wie ein Dschungel. Ich lief schnurstracks auf das Ende des Gartens zu, taumelte und strauchelte über Dornenbüsche, Äste, alte, zerbrochene Milchflaschen – allen möglichen Unrat –, und dann schließlich kletterte ich über die Mauer und befand mich unversehens in einer ruhigen, unbeleuchteten Gasse.