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Die Menschen hatten ihre Rohstoffkolonien auf den sonnennahen Planeten angelegt. Wer von dort auf die Erde zurückkam, war anders geworden. Sie brachten die Taruga-Krankheit mit, die ihre Persönlichkeit zerfallen und sie in imaginäre Personen schlüpfen ließ. Aber nicht nur die Terraner wurden von der Krankheit befallen, auch die Spezialisten von der Venuskolonie waren betroffen. Sie montierten Androiden, menschenähnliche Roboter. Einer programmierte einen Androiden falsch. Der Roboter versetzte die Stadt Boston vier Tage lang in Angst und Schrecken und verbreitete Tod und Vernichtung. Die Männer aus der Zeitkugel stießen mit diesem verrückten Androiden zusammen und wurden in einen Sog turbulenter Ereignisse gerissen, bevor sie das Geheimnis der Taruga-Krankheit enträtseln konnten. Das Jahr 2300 hatten sie sich friedlich vorgestellt. Doch es wurde ein Alptraum.
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Robert Hallstrom und der verrückte Android: Science Fiction: Robert Hallstroms Zeitkugel 8
Copyright
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von Horst Weymar Hübner
Die Menschen hatten ihre Rohstoffkolonien auf den sonnennahen Planeten angelegt. Wer von dort auf die Erde zurückkam, war anders geworden.
Sie brachten die Taruga-Krankheit mit, die ihre Persönlichkeit zerfallen und sie in imaginäre Personen schlüpfen ließ. Aber nicht nur die Terraner wurden von der Krankheit befallen, auch die Spezialisten von der Venuskolonie waren betroffen. Sie montierten Androiden, menschenähnliche Roboter.
Einer programmierte einen Androiden falsch. Der Roboter versetzte die Stadt Boston vier Tage lang in Angst und Schrecken und verbreitete Tod und Vernichtung.
Die Männer aus der Zeitkugel stießen mit diesem verrückten Androiden zusammen und wurden in einen Sog turbulenter Ereignisse gerissen, bevor sie das Geheimnis der Taruga-Krankheit enträtseln konnten. Das Jahr 2300 hatten sie sich friedlich vorgestellt. Doch es wurde ein Alptraum.
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Alfred Bekker
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Am 5. Juli 1984 glückte Professor Hallstrom das phantastische Experiment, winzige Substanzteile zu ent- und zu rematerialisieren. Er errechnete, dass diese Substanzteile im Zustand der Körperlosigkeit mit ungeheurer Geschwindigkeit in der 4. Dimension zu reisen vermochten - also nicht nur durch den Raum, sondern auch in die Vergangenheit und in die Zukunft. Mit seinem Assistenten Frank Jaeger und dem Ingenieur Ben Crocker begann er, diese Entdeckung für die Praxis auszuwerten. Er wollte ein Fahrzeug bauen, das sich und seinen Inhalt entmaterialisieren, dann in ferne Räume und Zeiten reisen, sich dort materialisieren und nach dem gleichen Verfahren wieder an den Ursprungsort und in die Ursprungszeit zurückversetzen konnte. Nach vier Jahren musste der Professor seine Versuche aus Geldmangel einstellen.
Die superreichen Mitglieder vom „Konsortium der Sieben“ in London boten ihm aber die fehlenden Millionen unter der Bedingung an, dass sie über den Einsatz der Erfindung bestimmen könnten. Der Professor erklärte sich einverstanden, konnte Weiterarbeiten und vollendete am 3. Mai 1992 sein Werk: Die Zeitkugel. Seit diesem Tag reisen der Professor, sein Assistent und der Ingenieur im Auftrag des „Konsortiums der Sieben“ durch die 4. Dimension. Dieser Roman erzählt die Geschichte der Ausführung eines derartigen Auftrags.
Die Frau war ein angstgepeitschtes Nervenbündel.
Sie hastete über die unterschiedlich schnell laufenden Transportbänder heran, taumelte und bewahrte mit Mühe das Gleichgewicht.
Sie schaute hinter sich, schrie gellend und rettete sich mit einem verzweifelten Sprung auf das rot markierte Hochgeschwindigkeitsband im Zentrum der Transportstraße.
Mit der vernichtenden Wucht eines Rammbockes prallte sie in eine Gruppe von drei Männern hinein, die fasziniert ihre grotesken Sprünge von einem Band zum anderen beobachtet hatten.
Den in der Mitte traf sie voll. Die beiden anderen streifte sie lediglich, doch genügte es, um auch sie zu Fall zu bringen.
Halb verblüfft und halb verärgert fand sich Ben Crocker auf dem roten Band sitzend wieder. Geistesgegenwärtig ergriff er Professor Hallstroms Bein und hielt es fest. Hallstrom war bei dem unverhofften Zusammenprall am schlechtesten weggekommen und rücklings über das Hochgeschwindigkeitsband hinaus auf einen langsamer laufenden Transportstreifen gestürzt. Bens eisenharter Zugriff bewahrte ihn davor, immer weiter zurückzubleiben und den Kontakt zu seinen Begleitern zu verlieren.
Mit einem energischen Ruck zog Ben den Professor herüber.
Hallstrom presste die angewinkelten Arme gegen den Leib und krümmte sich keuchend.
Ben kam auf die Knie. „Immerhin sind Sie noch in einem Stück“, sagte er mit derber Herzlichkeit. „Wo steckt diese rasende Gazelle?“ Er schaute hinter sich.
Gazelle war eine charmante Verniedlichung. Die Frau war für ihre Größe wenigstens dreißig Pfund zu schwer. Im Augenblick drückten diese überzähligen Pfunde aber nur das rote Laufband. Der Rest wurde von Frank niedergehalten. Er war auf die Frau gefallen.
Ben sah, dass die Frau Anstrengungen unternahm, um die Last von sich zu schütteln. Sie wuchtete Frank zweimal hoch und machte auf Ben den Eindruck einer Katze im Käfig, der man den Ausgang vor der Nase zugeknallt hat.
„Du einfältiger Tropf!“, fauchte sie. Die Stimme klang gequetscht und undeutlich. „Runter!“
„Sie hat recht“, sagte Ben. „Ein Gentleman setzt sich nicht auf eine Dame.“
„Ich bin kein Gentleman!“, widersprach Frank gereizt. Er hatte entdeckt, worauf er saß und was ihn eben wieder in die Höhe zu stemmen suchte.
Die Frau bekam einen Fuß frei und trat nach Frank. Sie traf ihn an der Hüfte. Sie wand sich und entwickelte Bärenkräfte. Wieder stieß sie einen gellenden Schrei aus.
Eine Verrückte!, schoss es Ben durch den Sinn.
Er sah Frank auf das rote Band fliegen und die Frau aufspringen. Sie hatte einen irren Ausdruck in den Augen und schaute gehetzt dorthin zurück, wo sie auf die Bänder gesprungen war. Ihr Körper schüttelte sich wie in einem Fieberanfall.
Völlig überdreht und mit den Nerven auf den Hund gekommen, diagnostizierte Ben. Sie gehörte in die Hände eines Arztes, der davon etwas versteht, und nicht unter die Leute!
Blitzschnell bückte sich die Frau, raffte etwas vom Laufband auf und rannte an Ben und Hallstrom vorbei, als sei Feuer hinter ihr ausgebrochen. Sie lief in Bewegungsrichtung des Bandes.
Ein Stück voraus rempelte sie einen Mann an, der auf das benachbarte Band torkelte. Ein paar Augenblicke später fuhren die Zeitspringer an ihm vorbei. Er hatte das Gleichgewicht wiedergefunden und starrte fassungslos hinter der Frau her.
Seinem Beispiel folgte Sekunden später Frank. Auch er war außer Fassung.
Sein Paralyzer war fort!
Er wurde blass.
Dann stieß er einen entsetzlichen Fluch aus und sondierte eilig das Band in seiner unmittelbaren Umgebung.
Nichts!
Die Defensivwaffe blieb verschwunden.
„Der älteste Trick der Weltgeschichte, und ich Narr falle drauf rein!“, wetterte er. „Verdammt, ich muss ihn wiederhaben!“
„Wen?“ Ben war alarmiert. Frank war im allgemeinen ein Musterbeispiel innerer Ausgeglichenheit.
„Den Paralyzer. Sie hat ihn geklaut.“
„Mensch, mach keine schlechten Witze! Der Tag hat so gut begonnen!“ Ben schaute sich um.
Zwischen Hallstroms Füßen, der sich in sitzender Stellung immer noch krümmte, schaute die Paralyzermündung hervor.
Mit zwei langen Schritten war Ben dort. Er hob die Waffe auf und starrte sie verblüfft an.
Es war nicht Franks Paralyzer.
Es war ein Gerät, das ihm nur in Form und Aussehen ähnelte. Es besaß nicht die Siliziumzellen entlang des Laufes, und im Griff waren keine Bi-Metall-Elemente eingearbeitet. Zudem besaß es einen roten Drücker.
Der Paralyzer wurde durch Druck auf einen weißen Knopf ausgelöst.
„Sie hat ihn nicht geklaut, sie hat ihn mit diesem Ding verwechselt. Es muss ihr beim Zusammenstoß entfallen sein. Wahrscheinlich hat sie den Irrtum noch gar nicht bemerkt.
Ben hielt Frank das Gerät auf der flachen Hand hin. Es war wesentlich leichter als ein Paralyzer.
„Gib her!“ Frank ergriff den Fund, wog ihn prüfend und schaute das Band entlang. Er jagte los, verfolgt von zahllosen neugierigen Blicken.
Ben wurde es unbehaglich, als er das Interesse der Zuschauer bemerkte.
Zwar traf niemand Anstalten, näher zu kommen und nach der Ursache des Zwischenfalles zu forschen, aber die passive Neugierde der Leute war so unwirklich, dass er sie als bedrohend empfand.
Er bückte sich nach Hallstrom und stellte ihn auf die Füße. Der Professor sah ziemlich zusammengestaucht aus.
„Danke, es geht“, beteuerte er krächzend und betastete den Leib. „Wo ist Frank?“
„In Tauschgeschäften unterwegs“, brummte Ben. „Die Frau hat etwas mitgenommen, das ihr nicht gehört, und etwas zurückgelassen, mit dem wir nichts anfangen können!“
Er hoffte inständig, dass Hallstrom noch angeschlagen genug war, um nicht nach Einzelheiten zu fragen. Er konnte mächtig sauer reagieren, wenn es um ihre lebenswichtige Ausrüstung ging. Sie musste vollzählig sein, wenn sie irgendwann in ihre Eigenzeit zurücksprangen.
„Sie muss vom Teufel geritten sein!“, klagte der Professor. „Ich fürchte, sie hat mir ein paar Rippen verbogen.“
Wenn es nur das ist, dachte Ben.
Der Paralyzer in der Hand der Verrückten beunruhigte ihn weitaus mehr.
Die Frau konnte im Handumdrehen und ohne Absicht einige zehntausend Leute in dieser Stadt paralysieren und eine Kette von Katastrophen auslösen.
Er starrte auf einen der großen Fluggleiter, der in gut hundert Meter Höhe zwischen zwei pilzartigen Wohntürmen herausgeschossen kam und auf die breite Transportbandstraße einschwenkte. Wenn sie einen dieser Gleiter traf und den Piloten mit erwischte, dann gab es hier auf den Bändern ein Blutbad.
Die Transportstraße mit ihren verschieden schnell laufenden Zonen war voller Menschen, und an den Fenstern des Fluggleiters sah Ben einige hundert Gesichter. Der Gleiter war ein Dreidecker.
Als er über sie hinwegzog, hörte Ben ein unangenehm schrilles Singen. An der Unterseite des Gleiters bemerkte er sechs kuppelartige Gebilde in paralleler Anordnung - zwei vorne, zwei in der Mitte und zwei hinten.
Ungefähr zwei Meter unterhalb dieser Kuppeln blitzten Lichterscheinungen auf.
Ben war sich nicht sicher, ob sie von verglühenden Staubpartikeln oder von ionisierten Gasmolekülen herrührten.
Sein technisch versierter Verstand sagte ihm, dass dieser Gleiter auf einem selbst erzeugten Prallfeld flog und dass das schrille Singen von Prallfeldgeneratoren herrührte, die sich in den Kuppeln befanden.
Möglicherweise richteten diese Generatoren ein noch größeres Unheil an als ein abstürzender Gleiter.
Ben blickte dem Gleiter nach, bis er hinter Wohntürmen verschwand.
„Respektabel, diese Dinger, was?“, sagte Hallstrom. Er ließ offen, ob er ebenfalls dem Fluggerät nachgeschaut hatte oder ob er die erstaunlichen Wohntürme meinte.
Ben blieb ihm die Antwort schuldig. Denn Ben beobachtete einen Mann, der mit traumwandlerischer Sicherheit dort hinten über die Bänke kam und dem roten Hochgeschwindigkeitsband im Zentrum der Straße zustrebte.
Der Mann bewegte sich anders als die sonstigen Bandbenutzer. Jene bereiteten sich deutlich erkennbar aufs Umsteigen vor; manche zögerten, bevor sie den Schritt machten, andere sprangen beherzt.
Der Mann schritt einfach drauflos.
Er benutzte nicht einmal die Arme zur Balance des Gleichgewichts. Er fing mit dem vorschnellenden Oberkörper den Beschleunigungsruck eines schnelleren Bandes ab.
Und er blickte nicht einmal zu Boden. Alle anderen Benutzer taten das. Er verzichtete darauf.
Als wüsste er instinktiv, in welcher Sekunde sein Fuß ein schnelleres Band berührte.
Er stapfte auf eine Gruppe los wie ein zweibeiniger Panzer, der sich durch nichts aufhalten lässt.
Die Gruppe bestand aus elf Kindern und drei Frauen. Sie blickten in Rollrichtung. Eine Frau erklärte etwas. Sie hatte den Arm erhoben und zeigte hinüber zu den Wohntürmen.
Der Mann brach von hinten in die Gruppe ein.
Drei, vier Kinder torkelten zur Seite und gerieten auf die langsameren Bänder rechts und links. Sie blieben sofort zurück.
Eine Frau fuhr herum.
Sie stieß einen schrillen Schrei aus, ähnlich wie die Verrückte, die mit Franks Paralyzer unterwegs war, und sprang wenigstens einen halben Meter hoch.
Die anderen Frauen kreischten und schubsten die Kinder vom Hochgeschwindigkeitsband, bevor sie hinterhersprangen.
Der Mann fegte die zurückbleibende Frau mit einer blitzschnellen Armbewegung von den Beinen. Sie stürzte auf das Band.
Er schritt über sie hinweg.
„Den soll der Teufel auf der Stelle holen!“, knurrte Ben entrüstet. Er ballte die Hand und massierte vorsorglich die Knöchel.
„Bitte?“ Hallstrom hatte den unglaublichen Vorgang nicht beachtet.
„Diesen Nussknacker im lachhaft grünen Latzanzug!“ Bens Kinn stieß nach vorn und zeigte die Richtung an.
Mit dem Mann stimmte etwas nicht.
Hallstrom und Ben sahen, dass die Bandbenutzer auf langsamere Zonen überwechselten und zurückblieben. Niemand kümmerte sich um die Frau, über die der ungehobelte Mensch hinweggetrampelt war.
„Vielleicht gibt es hier eine Klapsmühle, und die haben heute freien Ausgang“, vermutete Ben. Er setzte den rechten Fuß etwas vor und verschaffte sich besseren Stand.
„Nicht, Ben!“, sagte Hallstrom. „Das bringt nur Komplikationen. „Er drängte seinen Ingenieur an den Rand des roten Bandes. Für den heranstampfenden Mann im grünen Latzanzug war jetzt Platz genug.
Der Kerl kam mit starrem Blick näher.
Ben hielt die Faust an der rechten Körperseite verborgen. Sein Magen zog sich zusammen. Ein schlechtes Vorzeichen. Seine rechte Fußsohle juckte. Das tat sie nur, wenn sie knüppeldicken Verdruss signalisierte.
Ruckartig blieb der Mann stehen. Genau an der Stelle, an der Frank auf die Verrückte gefallen war!
Ohne den Kopf zu senken, drehte der Mann den Oberkörper etwas nach links und dann nach rechts.
Für einen Augenblick hatte Ben die Zwangsvorstellung, dass der Kerl bemüht war, irgendwelche Signale oder Impulse aufzufangen. Er tat sie als wahnsinnig ab, weil ihm das unvorstellbar erschien.
Im Zeitlupentempo senkte der Bursche den Kopf. Die Haare klebten ihm wie gelackt am Schädel.
Mit Bestürzung erkannte Ben, dass er etwas suchte.
Dieses Ding, das wie ein Paralyzer aussah und mit dem Frank hinter der Frau her war!
Diese blitzartige Idee traf ihn wie ein Hammerschlag.
Die Verrückte musste es diesem Burschen weggenommen haben, und er war unterwegs, um es zurückzuholen.
Langsam hob der Kerl den Kopf und starrte Ben an.
Ahnt er, dass ich es in der Hand hielt, oder weiß er das?, dachte Ben voller Unbehagen.
Er musterte den Mann, er belauerte ihn, um eine feindselige Handlung im Ansatz zu erkennen und ihr zuvorzukommen.
Das Gesicht des Mannes war ausdruckslos. Er hielt die Lippen etwas geöffnet. Die Augen hatten ein blasses, etwas wässriges Aussehen.
Sekundenlang schauten sie sich an.
Bens Beklemmung nahm zu. Mit seinem Gegenüber war eine ganze Menge nicht in Ordnung. Er spürte es überdeutlich, ohne einen handfesten Verdacht formulieren zu können.
Ohne erkennbaren Ansatz ging der Mann plötzlich weiter. Er schritt los, als sei er aus einem Trancezustand erwacht.
An der Stelle, an der das Ding zwischen Hallstroms Füßen gelegen hatte, ging er langsamer und beugte den Kopf.
Er kann Spuren sehen, die wir nicht erkennen! Wie ein Blitz zuckte diese Erkenntnis durch Bens Verstand. Er ist wirklich anders, das ist nicht bloß Einbildung!
Der Mann, der ihm unheimlich war, stampfte bereits weiter. Seine Bewegungen waren etwas abgehackt, sein Körper reagierte nicht exakt auf den Rhythmus der Schritte.
„Was war denn das?“ Hallstrom holte tief Atem. „Am Ende sind das keine Verrückten, sondern Mutanten.“ Er fuhr zusammen, als Ben ihn am Arm packte. „Ist Ihnen nicht wohl? Sie brechen mir die Knochen!“
„Das war es!“, sagte Ben schnappend und ließ den Arm los, bevor der Professor ernstlichen Schaden nahm. „Sie haben mich drauf gebracht. Er hat nicht geatmet! Seine Brust hat sich nicht gehoben oder gesenkt, und seine Nasenflügel haben sich nicht bewegt!“
„Ist mir nicht aufgefallen“, meinte Hallstrom heiser. „Ich habe nur bemerkt, dass er nicht geblinzelt hat.“
„Nicht ge...? Wissen Sie, was da gerade an uns vorbeiging? Kein Mutant, kein Verrückter. Ein ...“ Hallstrom fiel ihm ins Wort. „Sprechen Sie es nicht aus! Sagen Sie es nicht, solange wir es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit wissen. Es wäre ungeheuerlich.“
Ben fuhr sich über die Augen. „Ich habe immer damit gerechnet, dass wir bei einem Zeitsprung auf einen stoßen würden. Der Gedanke hat mich fasziniert.“
Er begann zu rennen. Die Sorge um Frank trieb ihn.
Hallstrom presste die Arme gegen den schmerzenden Leib und sauste hinterdrein. Auch er fürchtete um das Leben seines Ingenieurs.
Voraus räumte der Bursche mit dem gelackten Haar das rote Band leer. Er fegte alles beiseite, was ihm in den Weg geriet.
Hallstroms Sorge steigerte sich fast zur Panik.
Einen Cyborg hatte er sich friedfertig vorgestellt. Dieser jedoch war nichts anderes als ein toll gewordener Schläger.
Frank erkannte, dass er das Rennen verlieren musste, wenn die Frau noch fünf Minuten dieses Tempo durchhielt.
Sie lief, als seien sämtliche Dämonen der Galaxis hinter ihr her. Den Paralyzer hielt sie mit der rechten Hand an den Körper gedrückt.
Eine Taschendiebin war sie sicher nicht. Ihre hektische Flucht ließ in Frank allerdings den Verdacht aufkommen, dass sie das Gerät, das jetzt er in der Hand hielt, widerrechtlich an sich genommen hatte.
Eine gewöhnliche Diebin also.
Er fand es erstaunlich, dass es so etwas im Jahre 2300 noch gab. Wie er die Lebensumstände sah, hatten die Leute doch alles. Die Frage war nur, ob sie damit auch glücklich und zufrieden waren.
Vielleicht hatte die Frau das Gerät nur darum gestohlen, um sich einen Nervenkitzel zu verschaffen.
Frank spurtete energisch, als er merkte, dass die Frau langsamer wurde. In seinen Lungen stach es, als hätte er Nadeln eingeatmet.
Die Frau wandte den Kopf und verlor Vorsprung. Ihre Augen weiteten sich, als sie einen Verfolger dicht hinter sich entdeckte.
Frank sah seine Chance. Er schnellte nach vorn und steckte die Hand nach der Schulter der Frau aus.
Er stieß ins Leere.
Die Frau schrie wie von Sinnen und sprang auf das langsamere Band nebenan. Gehetzt lief sie über die farbigen Zonen zum Rand der Transportstraße, war mit einem Satz auf einer kniehohen Begrenzungsmauer und eilte einer tunnelartigen Passage zu, die sich wie ein Tor zwischen zwei Wohntürmen auf wölbte.
Frank setzte ihr nach. Die unterschiedlichen Bandgeschwindigkeiten erforderten fast artistische Körperbeherrschung. Er war kein Artist und trudelte zum Straßenrand wie jemand, der unter Gleichgewichtsstörungen leidet.