Rules for Dating Your Ex - Piper Rayne - E-Book
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Rules for Dating Your Ex E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Er hat ihr das Herz gebrochen – hat er trotzdem eine zweite Chance verdient?  Vor achtzehn Monaten zog Sedona Bailey hoch schwanger und tief verletzt zurück zu ihrer Familie nach Lake Starlight. Ihr Traum, sich in New York mit ihrem Highschool-Freund Jamison ein gemeinsames Leben aufzubauen, zerplatzte wie eine Seifenblase. Denn Jamison flüchtete sich nach einer Verletzung, die das Ende seiner Karriere als Profifußballer bedeutete, in den Alkohol. Seitdem kümmert Sedona sich allein um ihre gehörlose Tochter. Aber plötzlich steht Jamison wieder vor ihr und will neu anfangen. Hat er sich wirklich geändert, oder wird er sie wieder enttäuschen? 

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Rules for Dating Your Ex

Die Autorin

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Piper Rayne

Rules for Dating Your Ex

Roman

Aus dem Amerikanischen von Cherokee Moon Agnew

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever1. Auflage September 2022© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2022Die amerikanische Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel: Rules for Dating your Ex© 2020 by Piper Rayne Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic®, MünchenE-Book Konvertierung powered by pepyrusISBN 978-3-95818-696-5

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Zum Schluss noch ein wenig Einhorngeschwafel …

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

SEDONA

Der Besitzer des Diners serviert uns die Getränke, und ich nutze die Unterbrechung, um Jamison eingehender zu betrachten. Die einzig logische Erklärung dafür, warum ich ihn so verdammt attraktiv finde, ist, dass ich schwanger bin und meine Hormone verrücktspielen. Jedenfalls ist es nicht normal, dass man jemanden auf dem Tisch eines Diners, in dem gerade morgendlicher Trubel herrscht, flachlegen will, obwohl man denjenigen eigentlich hasst. Und »Hass« ist, was meine Gefühle für Jamison angeht, noch milde ausgedrückt.

Er ist zwar nicht mehr ganz so durchtrainiert wie früher, als wir noch zusammen waren, aber immer noch fit. Der athletische Körper, den er so gern zur Schau gestellt hat, könnte sich noch unter der Jeans und dem langärmeligen Shirt verstecken, aber damals brauchte man keinen Röntgenblick, um genau zu wissen, dass er einen Körper aus Stahl hatte.

»Ich liebe ihren Namen. Und ich würde niemals von dir verlangen zu warten.«

Ich nicke und nippe an meinem Tee. Ich habe mir fest vorgenommen, mich wie eine Erwachsene zu verhalten.

»Spielst du noch?«, frage ich, um von Palmer abzulenken.

Enttäuscht dreinblickend schüttelt er den Kopf. »Anscheinend folgst du mir nicht mehr.« Kurz starrt er in seine Kaffeetasse, dann blickt er auf.

Am liebsten würde ich ihm sagen, dass ich alles weiß, was die Klatschpresse über ihn schreibt, doch ich tue es nicht. Ich weiß von seinem tiefen Fall, der Reha, der Therapie. Ich habe jedes Gerücht gelesen, dass er mit jemandem liiert wäre. Verdammt, ich glaube, ich habe ihn intensiver beobachtet, als es das FBI könnte.

»Meine Karriere ist vorbei.«

»Das tut mir leid«, erwidere ich, und er nickt.

Ich erinnere mich, wie ich in den Nachrichten gehört habe, dass er nach seiner Verletzung nicht spielen können würde. Ich dachte, vielleicht hätte sich daran doch noch etwas geändert, aber anscheinend nicht. Sein Traum ist nur wenige Jahre nach seinem Einstieg in die Profiliga zerbrochen. Das ist so unfair. Er tut es ab, aber ich habe hautnah miterlebt, wie er seinen Traum verfolgt hat. Wie er ihn verwirklicht hat. Wie hart er dafür gearbeitet hat. Ich weiß, dass es ihn innerlich umbringen muss. Dass es an ihm nagt und ihn von innen heraus auffrisst.

»Und was ist jetzt dein Plan?«, frage ich.

Er führt seine Tasse zum Mund. »Ich weiß noch nicht. Vielleicht Coaching? Aber im Moment interessiert mich nur, ob du mir vergibst.«

Er sieht mich mit seinen blauen Augen an, und ich reiße den Blick los, bevor ich seine Entschuldigung zu voreilig annehme. Es ist nicht so, als würde er sich dafür entschuldigen, mir auf den Fuß getreten zu sein oder nicht angerufen zu haben. Zeig jetzt Rückgrat, Sedona. Phoenix würde ihn damit niemals davonkommen lassen.

Aber schließlich bin ich noch nie wie meine Schwester gewesen.

»Ich bin nicht zu haben.«

Erneut mustert er meinen Bauch und blickt verbittert drein. »Das dachte ich mir schon. Wer ist denn der Glückliche?«

»Das spielt keine Rolle. Ich würde so oder so nie wieder eine Beziehung mit dir eingehen. Wenn du mit Palmer sprechen willst, können wir uns etwas einfallen lassen. Aber das mit uns ist Geschichte.« Ich wedle mit dem Zeigefinger.

Er beugt sich weiter über den Tisch. »Ich will sie sehen. Ich will Teil ihres Lebens sein.«

Ich lehne mich in der Sitzecke so weit wie möglich zurück, doch mein Bauch stößt gegen die Tischkante. Dann kommt der Kellner und stellt uns jeweils einen Teller hin.

»Hier hast du einen Muffin und ein wenig Obst. Geht aufs Haus«, sagt der Kellner zu mir. »Ich kann es nicht mit ansehen, wenn hier eine Schwangere sitzt und nichts isst. Nichts für ungut.«

»Vielen Dank, aber wir bezahlen das«, sage ich, bevor mir bewusst wird, dass ich wir gesagt habe. Er lächelt und geht, doch ich halte ihn auf, bevor er entwischen kann. »Ich meine ich. Ich bezahle das.«

Der Kellner sieht zuerst Jamison an, dann mich und legt die Hand auf meine. »Das geht aufs Haus. Keine Diskussion mit dem Besitzer.« Er deutet auf irgendetwas.

An der Wand hängt ein Schild, auf dem genau das steht.

Ich nicke. »Danke.«

»Gern geschehen.«

Als ich mich umdrehe, hat Jamison sein Omelett schon halb verspeist. »Du hattest schon immer deine Verehrer«, bemerkt er beim Kauen.

»Willst du jetzt sticheln?«

»Ist nur die Wahrheit«, murmelt er mit vollem Mund.

»Ich war nicht diejenige mit den Verehrern.«

Er sieht mir so lange in die Augen, dass mir unbehaglich zumute wird. »Ich habe dich nie betrogen.«

Ich nicke. Darum soll es heute gar nicht gehen. Ich will über nichts sprechen, was mit unserer Vergangenheit zu tun hat. »Ich habe ein paar Bedingungen, bevor ich dir erlaube, Palmer zu sehen.«

Er schiebt den leeren Teller von sich, nimmt einen Schluck von seinem Kaffee, wischt sich den Mund ab und schenkt mir seine volle Aufmerksamkeit. »Nicht verhandelbar?«

»So in der Art. Hier geht es nicht um ein gemeinsames Haustier. Sie ist ein kleines Mädchen mit Gefühlen. Ich will nicht, dass ihr das Herz gebrochen wird.«

Er nickt. »Das ist mir durchaus bewusst.«

Fragen und Gedanken schwirren mir wie ein Bienenschwarm im Kopf herum. Es gab mal eine Zeit, da waren ihm solche Dinge nicht bewusst.

»Wenn wir das wirklich machen und du sie kennenlernen willst, dann werde ich dabei sein, wenn du sie siehst. Wir lassen es langsam angehen. Und ich warne dich, Jamison. Wenn du auch nur einen vereinbarten Termin sausen lässt, nehme ich sie dir für immer weg, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Du kannst mich gern vor Gericht zerren. Dann werde ich mir den besten Anwalt nehmen. Aber ich werde nicht zulassen, dass sie verletzt wird.« Ihm entweicht ein Lachen. Ich verenge die Augen zu Schlitzen und breche ein Stück von meinem Muffin ab. »Was ist denn bitte so lustig?«

»Du. Dein Beschützerinstinkt. Wie eine Bärin. Das gefällt mir.« Sein Blick fällt kurz auf meine Lippen, bevor er mir wieder in die Augen sieht.

Ich könnte ihm jetzt Vorwürfe machen, weil er noch nie für sie da gewesen ist, doch dann muss ich an Palmer denken und daran, wie sie Kingston Daddy genannt hat. Wie sie die Nase gerümpft hat, als ich ihr erklärt habe, dass er ihr Onkel ist und nicht ihr Daddy. All ihre Cousinen und Cousins haben eine Mom und einen Dad. Natürlich geht sie davon aus, dass sie auch einen Daddy hat.

Ich mustere den Mann, der mir gegenübersitzt. Der nette Junge, der seine Tochter niemals im Stich gelassen hätte, muss irgendwo da drin sein. Vielleicht ist er jetzt hier. Vielleicht hat ihn die Therapie verändert. Vielleicht wird er endlich der Vater sein, den ich früher in ihm gesehen habe.

»Wie sieht dein Zeitplan diese Woche aus?«, frage ich und gebe mir größte Mühe, nicht vom Thema abzukommen.

»Ich habe Zeit. Nun, ich werde heute Nachmittag versuchen, eine Unterkunft zu finden, und mir ein Auto mieten, aber ansonsten …«

»Warum? Wo warst du letzte Nacht?« Ich rüge mich innerlich, überhaupt gefragt zu haben. Das bedeutet nämlich, dass es mich kümmert. Aber es kümmert mich nicht.

»Im Glacier Point, aber dein Schwager schmeißt mich raus.«

Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange, um nicht zu lächeln. Doch anscheinend gelingt es mir nicht, denn Jamison schüttelt grinsend den Kopf.

»Freu dich ruhig. Ich sollte lieber hier in Sunrise Bay nach etwas suchen, denn in Lake Starlight will mich keiner haben.«

Ich spüre einen Stich im Herzen. Verdammt! »Ja, das wäre vielleicht das Beste.«

Ich ignoriere das komische Gefühl in meinem Bauch. Ich schiebe meinen Teller weg, obwohl ich nur ein kleines Stück vom Muffin gegessen habe und sonst nichts, und rutsche auf meinem Sitz herum, um eine bequemere Position zu finden, was so ziemlich unmöglich ist.

Jamison beäugt den Teller und schiebt ihn mir wieder hin. »Du musst etwas essen.«

Ich verdrehe die Augen. »Danke für den Rat, Herr Doktor, aber es geht mir gut.« Dann ziehe ich das Smartphone aus meiner Handtasche. »Hast du noch dieselbe Nummer?«

Er schüttelt den Kopf und zückt ebenfalls sein Handy. »Du?«

»Ja«, erwidere ich und verbiete mir, mich auf die Tatsache zu konzentrieren, dass er meine Nummer seit über achtzehn Monaten hat und mich noch nie angerufen hat.

Mein Smartphone vibriert in meiner Hand. Eine unbekannte Nummer hat mir einen Smiley geschickt. Die Benachrichtigung verdeckt das Foto von Palmer, das ich letzte Woche geknipst habe, als sie beschlossen hat, alle Töpfe und Pfannen auszuräumen, die wir haben.

»Das bin ich«, sagt Jamison.

Ich stecke das Handy zurück in die Tasche. »Ich schicke dir später einen Termin. Wir sollten uns irgendwo in der Öffentlichkeit treffen. Im Park oder so.« Ich rutsche aus der Sitzecke und merke, wie mich Jamison intensiv beobachtet. »Tschüss, Jamison!« Neben dem Tisch bleibe ich stehen. »Bitte sei dir einfach sicher, dass du das wirklich willst, bevor du dich mit uns triffst. Wenn wir einmal damit angefangen haben, gibt es kein Zurück mehr.«

Er nickt.

Dann gehe ich. Mir ist vollkommen bewusst, dass ich lange noch nicht so gut auf die neue Form unserer Beziehung vorbereitet bin, wie ich eigentlich sein sollte.

Phoenix sitzt auf der Veranda, als ich ihr Haus erreiche. Sie hat den Kopf in den Nacken gelegt und lässt sich von der Sonne braten. Als ich den Wagen in den Park-Modus stelle, sieht sie in meine Richtung. Ich steige aus, und sie kommt mir entgegen. Die ganze Fahrt über habe ich mir gut zugeredet, mich nicht aufzuregen. Sie schließt mich fest in die Arme.

»Komm! Griffin macht mit Maverick und Palmer eine Fahrradtour, und es könnte sein, dass ich Grandma Dori angerufen habe, um sie darüber zu informieren, wo sie sind. Wir haben also noch ein bisschen Zeit.«

Ich lache, während sie mich zur Haustür führt. »Du bist echt fürchterlich. Griffin wird so sauer sein.«

Sie zuckt nur mit den Schultern, und wir durchqueren das Haus und gehen auf die hintere Veranda. Der Pool, den sie letztes Jahr gebaut haben, ist noch abgedeckt, doch es ist schön, auf den Gartenstühlen zu sitzen und den sonnigen Frühlingstag zu genießen.

Sie setzt sich auf ihre Unterschenkel. »Und? Was hat er gesagt?«

»Dass er uns zurückwill.«

»Was für ein Arschloch!«, schimpft sie.

Ich habe gezögert herzukommen, weil ich genau wusste, was sie sagen würde.

Phoenix wird mit Jamison niemals warm werden.

»Ich habe ihm gesagt, dass es für uns keine Zukunft gibt.«

»Natürlich gibt es für euch keine Zukunft! Stell dir das mal vor! Was für ein eingebildeter Sack!«

Ich streichle meinen Bauch. »Er will wissen, von wem das Baby ist.«

Sie kichert. »Und was hast du gesagt? Hast du es ihm erzählt?«

»Nein.«

Ihr Kichern verwandelt sich in lautes Gelächter. »Gut. Das geht ihn nämlich überhaupt nichts an.«

Ihre Feindseligkeit macht mich wütend, obwohl sie das nicht sollte. Aber sie will Palmer und mich nur beschützen. Ich würde es genauso machen, wenn unsere Rollen vertauscht wären. Außerdem wollte ich Jamison die ganze Zeit auf dem Scheiterhaufen brennen sehen – bis er hier aufgetaucht ist. Jetzt kann ich nur noch an Palmer denken und daran, dass sie es verdient, ihren Dad in ihrem Leben zu haben. Ich muss nur noch herausfinden, ob Jamison es wert ist, so genannt zu werden.

»Aber er ist trotzdem ihr Dad. Ich muss schauen, wohin das führt.«

Phoenix verdreht die Augen und schnaubt genervt. »Nein, musst du nicht. Glaubst du wirklich, er wäre jetzt hier, wenn seine Karriere nicht den Bach runtergegangen wäre? Denk mal darüber nach. Er hat sonst nichts mehr. Was passiert, wenn er plötzlich einen neuen Traum hegt? Oder wieder an der Flasche hängt? Dann seid ihr vergessen.«

Schnaufend stehe ich auf. Verdammt, mein Rücken bringt mich noch um. Ich hatte schon ganz vergessen, welche Nachteile eine Schwangerschaft mit sich bringt. »Können wir jetzt bitte nicht darüber reden? Ich habe keine Kristallkugel, mit der ich in die Zukunft blicken kann. Das kann keiner von uns.« Ich reibe mir das Steißbein und watschle zum Pool.

»Er hat dich schon weich geklopft.« Sie wirft die Arme in die Luft. »Gott, das war’s! Wir tauschen die Rollen.« Sie hebt einen Zeigefinger und lässt ihn kreisen.

Ich starre sie an. »Für so etwas sind wir ein bisschen zu alt. Außerdem würde er es sowieso merken.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich kann sehr überzeugend sein.«

»Nur bist du leider nicht im dritten Trimester.«

Als ihr bewusst wird, dass ich recht habe, hört sie auf zu grinsen.

»Jedenfalls ziehen wir das bei ihm nicht noch mal ab.«

»Dann leg dir gefälligst ein Rückgrat zu. Er kann nicht einfach hier auftauchen, nachdem du den Scherbenhaufen zusammengefegt hast, und erwarten, dass du ihm zu Füßen liegst.« Sie steht auf und kommt zu mir herüber.

»Hör jetzt auf. Ich weiß das alles, okay? Aber Palmer ist nun mal seine Tochter. Sie hat es verdient, eine Beziehung zu ihm zu haben.«

»Und er verdient eine Kackbombe auf seiner Veranda. Oder einen Tritt in die Eier. Er verdient es nicht, dass dieses süße Mädchen die Arme um ihn schlingt und ihn Daddy nennt.«

Ich atme laut aus. »Stell dir mal vor, Maverick würde Maggie nicht mal kennen. Sieh doch nur, was du getan hast, damit sie Teil seines Lebens bleibt.«

Ihre Gesichtszüge werden weicher. Manchmal schafft sie es einfach nicht, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Dann nickt sie seufzend. »Aber bitte tu mir einen Gefallen und lass dich nicht von ihm einlullen, okay?« Sie legt die Hand auf meine Schulter.

Ich schüttle den Kopf, als wäre das der absurdeste Gedanke aller Zeiten. »Natürlich nicht.«

»Hey, ihr beiden.« Griffin kommt verschwitzt und mit Palmer auf dem Arm auf die Veranda.

Als Palmer mich sieht, beginnen ihre Augen zu leuchten. Mommy.

»Danke, Griffin«, sage ich und nehme ihm Palmer ab.

Daddy. Sie deutet auf ihn.

Ich atme laut aus und werfe Phoenix einen Blick zu.

»Vielleicht hast du recht«, sagt sie lachend.

Griffin beugt sich herunter, um sie zu küssen, doch sie schiebt ihn von sich, denn er ist viel zu verschwitzt. Er reibt seine Wange an ihrer, und sie kichert, bis er es schließlich doch schafft, sie in die Arme zu schließen.

»Ekelhaft«, murmelt Maverick. »Hey, Tante Sedona.« Er setzt sich in den Liegestuhl und beginnt sofort, auf seinem Handy herumzuspielen.

Palmer windet sich aus meinem Griff und setzt sich zu ihm, um ihn zu beobachten.

»Ihr seid früher zurück, als ich dachte«, bemerkt Phoenix und grinst mich an.

Griffin hebt die Augenbrauen. »Weil dein Plan nach hinten losgegangen ist.«

»Welcher Plan?«, fragt sie unschuldig und mit großen Augen.

»Sedona, setz dich hin.« Grandma Dori kommt mit Ethel im Schlepptau aus dem Haus. »Du musst dich ausruhen. Das Baby muss so lange wie möglich da drin bleiben. Vor allem bei dem ganzen Stress, den dieser Taugenichts verursacht.«

Griffin lacht und tippt Phoenix an die Nasenspitze. »Ich geh duschen.« Dann verschwindet er im Haus.

Grandma Dori führt mich zum Sofa und legt meine Füße auf den Tisch, während ich Phoenix mit einem Todesblick strafe. Ich weiß nicht, was schlimmer wird – das Gespräch mit Grandma und Ethel oder das vorhin mit Jamison.

Kapitel 2

JAMISON

Ich bin zurück im Glacier Point, nehme den Aufzug zu meinem Stockwerk und rechne schon fast damit, dass meine Sachen draußen auf dem Flur stehen. Um ehrlich zu sein, hat es mich schon gewundert, dass sie nicht längst unten bei Mac, dem Pagen, waren.

Doch als ich um die Ecke biege, erwartet mich etwas, womit ich nicht gerechnet habe – Kingston, der sich mit verschränkten Armen gegen meine Tür lehnt.

»King«, sage ich mit einem Nicken.

Er erwidert das Nicken und wartet, bis ich die Tür mit meiner Karte geöffnet habe. »Wir müssen reden.«

Er schiebt sich an mir vorbei, geht in mein Zimmer und sieht sich um, als hätte er erwartet, dort jemanden anzutreffen. Dann nimmt er auf einem der beiden Stühle an dem kleinen Tisch neben dem Fenster mit Blick über Lake Starlight Platz. Ich setze mich auf die Bettkante.

Kingston hat noch nie den großen Beschützer gespielt, was seine Schwestern angeht, deshalb wundert es mich, dass ausgerechnet er hier ist. Vor Phoenix habe ich mehr Angst als vor ihm. Aber er hat ganz offensichtlich eine besondere Verbindung zu meiner Tochter. Eine Verbindung, auf die ich eifersüchtig bin.

»Los. Sag, was du zu sagen hast.« Ich öffne die Schnürsenkel und stelle meine Schuhe unter die Gepäckablage, auf der mein kleiner Koffer liegt, in dem lediglich Klamotten für eine Woche drin sind.

»Ich habe dich geliebt wie einen Bruder und ich wollte, dass du Teil dieser Familie bist. Aber das hat sich geändert. Du hast sie einfach im Stich gelassen. Hast du überhaupt eine Ahnung, was sie durchgemacht hat? Wie das für sie war?«

Ich fahre mir durchs Haar. »Nein, weiß ich nicht. Und ich weiß, es ist schwer zu verstehen, aber so, wie ich war, als Sedona schwanger war … Ich hätte ihnen nicht gutgetan. Es hat lange gedauert, bis ich kapiert habe, dass es das Beste für uns alle war, dass Sedona mich verlassen hat.«

Ihm entweicht ein hohles Lachen. »Warum? Weil du dadurch trocken geworden bist? Immer noch das egoistische Arschloch, was?«

Ich sehe ihm direkt in die Augen. »Nein. Weil ich Palmer hätte schaden können.« Ihr Name kommt mir noch nicht so leicht über die Lippen. »Du hast keine Ahnung, wie schlimm das alles war, denn ich weiß, dass Sedona euch nichts von meinen Problemen erzählt hat. Aber ich war echt durch, Mann. Sie hat nur getan, was sie tun musste.«

Kingston lehnt sich zurück. »Wie ist das alles so außer Kontrolle geraten?«

Ich vergrabe den Kopf in den Händen und bohre meine Zehen in den dicken weichen Teppich, der so typisch für ein Luxushotel wie das Glacier Point ist. »Ich weiß es nicht. Ich war depressiv. Nach meiner ersten Verletzung an meinem Knöchel meinten alle, ich solle es langsam angehen lassen und dass ich im Handumdrehen wieder auf dem Platz stehen würde. Aber wahrscheinlich hätte ich nicht so schnell wieder spielen sollen. Ich war zu voreilig. Habe meinem Trainer gesagt, ich sei wieder fit, obwohl ich es nicht war. Aber fuck, Fußball war mein Ein und Alles.«

»Meine Schwester hätte dein Ein und Alles sein sollen«, spottet er.

Und ich kann es ihm nicht verübeln. Er hat recht. Aber leider war es nicht so. »Das stimmt, aber Fußball war nun mal meine große Liebe.« Er öffnet den Mund, doch ich hebe die Hand. »Ich bin nur ehrlich zu dir. Aber das war damals. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, wo meine Prioritäten liegen sollten. Aber ich habe es jetzt verstanden. Sedona und Palmer sind alles, was ich will. Sedona ist vergeben, und ich werde ihr Leben nicht noch mehr ruinieren als ohnehin schon. Aber Palmer ist immer noch meine Tochter.«

»Hat Sedona das gesagt?« Kingston stützt den Knöchel aufs Knie und kann sich das Grinsen nicht verkneifen.

»So ziemlich. Ganz zu schweigen davon, dass sie jetzt von einem anderen Typen schwanger ist. Sie hat mir heute Morgen gesagt, dass es zwischen uns endgültig vorbei ist.« Es bricht mir das Herz, wenn ich daran denke, dass ich meine Zukunft vollkommen zerstört habe.

»Das stimmt.«

Ich blicke auf. »Wer ist der Kerl? Ich meine, kennst du ihn? Kennt sie ihn von der Highschool?« Ich sollte Kingston nicht fragen, aber ich will es unbedingt wissen. Wie ernst ist ihre Beziehung? Hat dieser Typ eine Verbindung zu Palmer? Es ist offensichtlich, dass sie sehr an Kingston hängt. War der Kerl gestern bei der Babyparty? Ich habe so viele Fragen. Ich habe es respektiert, als Sedona meinte, das würde mich nichts angehen. Sie ist mir nichts schuldig, und ich kann sie nicht zwingen, mich zu lieben, ganz egal, wie sehr es auch schmerzt.

»Wenn Sedona es dir nicht sagen will, werde ich es auch nicht verraten.« Kingston erhebt sich.

Ich habe ganz vergessen, wie einschüchternd die Bailey-Männer sein können. Sie sind alle über eins achtzig groß, mit breiten Schultern und einem finsteren Blick, der einen alles vergessen lässt, was man in den letzten vierundzwanzig Stunden gesagt und getan hat. Und das an einem guten Tag. So finster wie heute habe ich Kingston noch nie dreinblicken sehen.

Ich stehe vom Bett auf. Nun sind wir auf Augenhöhe.

Er schnaubt, als wäre ihm gerade bewusst geworden, dass ich nicht mehr nur der Freund seiner kleinen Schwester bin. »Das versteht sich wahrscheinlich von selbst, aber solltest du auch nur eine von beiden verletzen, wird dein Knöchel dein kleinstes Problem sein.«

Er lässt zwar nicht seine Fingerknöchel knacken, aber es fühlt sich so an, als würde er es am liebsten tun.

»Ich will nur meine Tochter kennenlernen.«

»Apropos. Warum kannst du eigentlich Gebärdensprache?«

»Mein Onkel war gehörlos. Er ist gestorben, als ich noch zur Highschool gegangen bin, aber …«

Er nickt. »Du kannst froh sein, dass sie das Gehirn von Sedona geerbt hat. Sie ist unheimlich klug und anderen Gleichaltrigen weit voraus. Sedona hat sich von Anfang an per Gebärdensprache mit ihr verständigt.«

Ich nicke, ohne auf seine Beleidigung einzugehen. Wenn Sedona ihre Klugheit an Palmer weitervererbt hat, kann ich nur froh sein.

Ich will Kingston so viele Fragen zu meiner Tochter stellen, aber noch lieber will ich alles selbst herausfinden. Ich sehne mich danach, Zeit mit Palmer zu verbringen. Dass sie mich anlächelt. Dass ich derjenige sein darf, der sie beschützt.

Ich strecke meine Hand aus. »Danke, dass du das getan hast, was ich hätte tun sollen.«

Er starrt meine Hand an und lacht. »Bedank dich, indem du es wiedergutmachst.« Dann schiebt er die Hände in die Hosentaschen und geht zur Tür. »Denk daran. Wenn ich dich noch einmal aufsuchen muss, dann, um dich zu vermöbeln.« Er öffnet die Tür und fängt wie verrückt an zu lachen. »Hey, G’Ma D. Deine Anwesenheit ist nicht erforderlich. Ich habe ihm schon eine Heidenangst eingejagt.«

Dori schlägt ihrem Enkel auf den Bauch. »Ich bitte dich. Du kannst nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun.«

»Das trifft mich jetzt aber.« Er dreht sich um und beobachtet, wie sie an mir vorbeigeht und auf dem Stuhl Platz nimmt, auf dem eben noch Kingston saß. Kopfschüttelnd wendet er sich erneut zum Gehen, doch da kommt eine weitere ältere Dame mit einem Sixpack in der Hand herein, den sie Kingston gegen den Bauch schleudert.

»Von der Brauerei meiner Enkel«, erklärt sie.

Hastig greift Kingston nach den Bierdosen, bevor sie zu Boden fallen. »Deinen Enkeln gehört Truth or Dare Brewery?«

Warum kommt mir der Name so bekannt vor?

Sie nickt. »Japp. In Sunrise Bay.«

Bingo! Ich bin an einem Restaurant mit demselben Logo wie auf den Bierdosen vorbeigefahren.

»Wie kommt’s, dass ich das nicht wusste, Ethel?« Kingston nimmt sich eine Dose, geht hinüber zu seiner Grandma und stellt die restlichen auf den Tisch. Dann setzt er sich aufs Bett und öffnet sie.

»Keine Ahnung. Vielleicht, weil du erst seit Kurzem wieder öfter in Lake Starlight bist?«

Kingston nimmt einen Schluck. »Verdammt, Ethel! Das ist der Wahnsinn.«

»Sie ist so etwas wie ihre Dealerin. Sie soll das Bier in Lake Starlight verteilen, damit es mehr Leute probieren.« Dori beäugt mich. »Aber genug davon. Ich muss jetzt mit Jamison sprechen.«

Dann wechselt sie mit Kingston einen Blick. Er steht auf, nimmt die restlichen Dosen und sieht mich an. »Komm, Ethel. Wir lassen Wyatt auch mal von dem Bier kosten. Vielleicht will er es hier im Restaurant anbieten.« Dann legt er den Arm um die Schultern der alten Dame, deren Haar eher silbern als grau ist.

Sie gehen, und Dori tätschelt den Tisch. »Setz dich, Jamison. Wir müssen uns darüber unterhalten, wie das von nun an laufen wird.«

»Wie was laufen wird?« Ich stehe auf und setze mich ihr gegenüber.

»Dass du jetzt wieder in Lake Starlight bist. Deine Beziehung zu Sedona und meiner Urenkelin.«

Ich öffne den Mund, doch sie hebt eine Hand. Kurz frage ich mich, ob die Bailey-Jungs ihre Einschüchterungstaktik von ihr gelernt haben.

»Ich rede, und du hörst zu.«

Ich nicke.

»Ich finde es gut, dass du wieder in Lake Starlight bist, und ich hoffe, du hast dein Leben endlich auf die Reihe gekriegt. Im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern bin ich froh, dass du wieder hier bist. Sedona und Palmer brauchen dich.«

Ich runzle die Stirn, denn ich verstehe nicht, warum Sedona mich brauchen sollte. Sie ist schon immer ziemlich unabhängig gewesen. Doch ich weiß, dass man Dori nicht unterbrechen sollte, also halte ich den Mund.

»Palmer braucht einen Dad. Verdammt, sie hat sogar schon Kingston Daddy genannt.«

Und wieder ist da dieses Schwert, das mein Herz zerteilt, als wäre es ein Blatt Papier.

»Und Griffin heute auch. Was soll sie denn denken? Maverick hat einen Dad. Easton hat einen Dad. Lance und Brinley haben Dads. Alle haben einen Dad, und sie will wissen, wo ihrer ist.« Sie wird immer aufgebrachter.

»Ich …«

»Nope. Wenn du nicht still sein kannst, wie soll ich dann davon ausgehen, dass du dir meine Anweisungen anhörst?« Sie hebt eine graue Augenbraue, und ich werde auf meinem Stuhl ganz klein. »Ja, du bist ihr Daddy, aber das wird ihr Sedona nicht sofort sagen. Es wäre verrückt von ihr, dir zu diesem Zeitpunkt so zu vertrauen. Aber du machst Sedona schwach. Das ist schon immer so gewesen.« Sie schüttelt den Kopf.

Ich lasse die Schultern hängen. Ich will sie nicht schwächen. Niemals.

»Sie hat eine Schwäche für dich. Ganz egal, was auch passiert. Also spitz die Ohren.« Sie wartet, bis ich mich auf meinem Stuhl aufgerichtet habe. »Es wird eine Menge Unterwürfigkeit und Zeit brauchen, um zu beweisen, dass du dich tatsächlich geändert hast. Ich hoffe, du bist dafür bereit. Was Palmer angeht, bin ich auf deiner Seite. Aber stell bloß nichts Dummes an, sonst ändere ich vielleicht meine Meinung. Ich habe mit Wyatt und Brooklyn gesprochen, und du kannst bleiben, solange du willst. Sie werden dich nicht rausschmeißen.«

»Wie hast du …?«

»Ich weiß alles, was in dieser Stadt passiert. Wenn du das vergessen hast, bist du zu lange weg gewesen.« Sie tippt sich an die Schläfe und steht auf. »Ich sollte besser nach Ethel sehen, bevor sie wieder zu viel trinkt.« Dann schultert sie ihre Handtasche und durchbohrt mich mit ihrem Blick. »Ich mochte dich immer, Jamison – bis ich dich gehasst habe. Ich vertraue darauf, dass du deinen Mann stehst und das Richtige tust. Ich hoffe, dass wir nie wieder so ein Gespräch führen müssen, aber das liegt ganz allein bei dir.« Sie geht zur Tür, und ich erhebe mich von meinem Stuhl. »Benutz deine Grübchen und deinen Charme, mein Junge. Bei Palmer ist es einfach. Sie will dich in ihrem Leben haben. Aber Sedona wird eine echte Herausforderung.«

»Aber ich dachte, Sedona wäre mit jemandem zusammen?«, frage ich, kurz bevor sie die Tür öffnet.

Sie hält inne, ohne sich umzudrehen. »Hat sie dir das gesagt?«

»Nicht direkt, aber na ja … Sie ist schwanger.«

Ihr bläulich-grauer Kopf nickt. »Nun, du wirst es schon noch herausfinden.«

»Was soll das …?«

Die Tür schließt sich mit einem Klick. Was zur Hölle geht hier vor?

Kapitel 3

SEDONA

Meine zweite Schwangerschaft ist so viel einfacher als die erste. Aber mir ist auch nicht so schwer ums Herz wie damals, als ich mit Palmer schwanger war. Wenn mich jetzt jemand nach dem Vater fragt, überkommt mich kein Gefühl der Schande. Im Gegenteil. Diesmal fangen die Leute an zu strahlen, wenn sie erfahren, wer der Vater ist, und sehen mich an, als wäre ich ein Engel.

Was sich allerdings nicht geändert hat, ist meine Nervosität, wenn ich einen Arzttermin habe. Aber im Großen und Ganzen bin ich diesmal viel entspannter und ruhiger. Jetzt verstehe ich, wie meine Mom so viele Kinder bekommen konnte.

Der Untersuchungsraum sieht aus wie immer – der Tisch am Fenster, davor zwei Stühle, darauf ein Computer, dahinter ein Hocker mit Rollen. Die Poster an der Wand mit den unterschiedlichen Stadien einer Schwangerschaft bringen mich jedes Mal dazu, fasziniert auf meinen dicken Bauch zu starren.

Trotzdem bin ich nervös. Es ist ein seltsames Gefühl, das ich einfach nicht loswerde. Dass Jamison genau zum gleichen Zeitpunkt meiner Schwangerschaft wieder in meinem Leben ist wie damals, als ich mit Palmer schwanger war, hat mich in die Vergangenheit zurückversetzt. Der Schmerz und die Verwirrung sind wieder da. Das Gefühl, nicht genug zu sein, ist erneut in mir aufgekeimt. Aber ich weigere mich, meine Angst die Oberhand gewinnen zu lassen.

Ein kurzes Klopfen, und Dr. Estes steckt den Kopf zur Tür herein. »Bereit?«

Ich nicke, und sie öffnet die Tür nun ganz und lässt sie leicht angelehnt.

»Ich habe gerade den Daddy ins Wartezimmer eilen sehen.« Lächelnd setzt sie sich auf ihren Hocker.

Als ich höre, dass er hier ist, versteife ich mich. Ein neuartiges Gefühl der Anspannung überkommt mich. Er wird mich sofort durchschauen und mich nach Jamison fragen. Und ich bin schon kurz vorm Zusammenbruch, wenn ich nur daran denke.

»Wie geht es Ihnen?«, fragt die Ärztin.

Doch meine Aufmerksamkeit gilt der Tür. Er muss in seiner Mittagspause hergeeilt sein. Als wir das letzte Mal gesprochen haben, meinte er noch, er würde den Termin heute nicht schaffen. »Mir geht’s gut.«

Sie tippt auf ihrer Tastatur herum. »Irgendwelche Wehen?«

»Nope.«

»Da Ihre erste Geburt so reibungslos verlaufen ist, erwarte ich auch diesmal keinerlei Komplikationen.«

Dann klopft es leise an der Tür, obwohl sie offen steht.

Dr. Estes lächelt mich an, als wollte sie sagen: Da ist er ja. »Sie können reinkommen.«

Zuerst kommt Easton mit einem Lolli im Mund herein. Jetzt kapiere ich auch, warum sie vom Empfangstresen bis hierher so lange gebraucht haben. Mein Neffe liebt es, überall stehen zu bleiben und alles genau zu inspizieren, und er hat immer eine Million Fragen. Vorsichtig steckt Austin den Kopf zur Tür herein, als hätte er Angst, ich könnte schon auf dem Untersuchungsstuhl sitzen.

»Ich habe in allerletzter Sekunde eine Vertretung gefunden. Ich wollte den Termin nicht verpassen«, sagt er.

Ich schenke ihm ein warmherziges Lächeln.

»Hey, du.« Dr. Estes hebt die Hand zu einem High five, und Easton schlägt ein.

Sein kastanienbraunes Haar, das er von Holly geerbt hat, ist schon ein wenig dunkler geworden, wie Austins, aber die niedlichen Sommersprossen hat er definitiv von Holly.

»Ich habe gehört, dass du bald ein großer Bruder wirst«, sagt Dr. Estes.

»Japp«, erwidert Easton und wendet sich mir zu. »Tante Sedona, darf ich deinen Bauch anfassen?«

Easton ist ganz besessen von meinem Bauch, spricht immer mit ihm und berührt ihn. Erzählt dem Baby, was er alles für es tun wird und was seine Eltern machen, um sich auf es vorzubereiten. Er wird der beste große Bruder überhaupt.

»Lassen wir Dr. Estes erst mal ihre Arbeit machen«, erwidere ich.

Er krabbelt auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch. Die Stühle, die für gewöhnlich leer waren, als ich mit Palmer schwanger war.

»Und Mommy? Wo ist sie?«, will Dr. Estes von Austin wissen.

»Holly kommt nicht von der Arbeit weg.« Er berührt meine Schulter. »Alles okay?«

Ich versuche, mich am Riemen zu reißen. Es ist gerade so eine glückliche Zeit für meinen Bruder und Holly. Das werde ich ihnen jetzt nicht mit meinem eigenen Mist ruinieren. Ich habe angeboten, ihr Baby auszutragen, nachdem Holly zwei Fehlgeburten erlitten hat. Sie hatten bereits so viel Geld für die Behandlungen ausgegeben, und ich konnte es nicht ertragen, sie so leiden zu sehen. Nachdem Austin uns aufgezogen hat, als unsere Eltern gestorben sind, ist es das Mindeste, was ich für ihn tun kann.

»Mir geht’s super.« Ich lächle und hoffe, dass er so auf die bevorstehende Verantwortung, zwei Kinder zu haben, konzentriert ist, dass er mir meine Angst, die mir die Kehle zuschnürt, nicht anmerkt.

Er zieht die Mundwinkel herunter, und ich seufze. Japp, anscheinend nicht. Austin ist quasi mein Vater. Er hat mich großgezogen, seit ich acht Jahre alt war. Er hat alles hautnah mitbekommen. Meine Kindheit. Meine Jugend. Er ist immer da gewesen. Er hat mich sogar gewarnt, als ich Jamison kennengelernt habe. Hat immer sichergestellt, dass meine Zimmertür offen war. Da er Lehrer an der Highschool ist, hatte er uns immer im Blick und machte sich Sorgen, dass wir uns zu früh binden würden.

Dr. Estes führt die Untersuchung durch. Ich bin jetzt in der siebenunddreißigsten Woche. Easton küsst meinen Bauch, und seine Augen beginnen zu leuchten, als er die Herztöne hört. Er legt das Ohr genau an die Stelle, auf der eben noch das Stethoskop lag.

Auf dem Weg nach draußen legt er eine Hand in meine, die andere in Austins, im Mund ein neuer Lutscher.

»Willst du reden?«, fragt Austin, und wir bleiben neben meinem Auto stehen.

Ich habe neben einer Rasenfläche geparkt, und Easton balanciert wie ein Seiltänzer auf dem Randstein.

»Nein. Alles gut. Wir treffen uns morgen mit ihm im Park.«

Austin nickt. »Hast du ihm erzählt, dass …« Sein Blick fällt auf meinen riesigen Bauch.

»Nein. Ich weiß. Ich sollte es ihm sagen. Es ist kindisch und gemein, ihn glauben zu lassen …«

»Nein, verdammt! Dieser Typ hat es verdient zu glauben, dass du dein Leben ohne ihn weiterlebst.«

Weiterleben? Mein Leben steht seit achtzehn Monaten still. Ja, ich habe mein Leben weitergelebt, aber ich lebe nicht wirklich.

»Darf ich dich was fragen?«

Er wirft Easton einen Blick zu und sieht dann wieder mich an. »Immer.«

»Du und Holly … Streitet ihr euch auch manchmal? Ich meine, ist bei euch immer alles perfekt?«

Seine Mundwinkel biegen sich nach oben, und er fängt laut an zu lachen. »Ähm … nein. Warum um alles in der Welt glaubst du das?«

Ich zucke mit den Schultern. »Ihr wirkt so glücklich.«

Sein Lachen verebbt schlagartig. »Wir sind glücklich, aber wir sind nicht perfekt. Alle Paare streiten sich.«

Easton fängt an, das ABC aufzusagen, und lässt die Buchstaben L bis P einfach aus. Austin unterbricht ihn, sagt es ihm vor und lässt es ihn wiederholen. Immer der Lehrer.

»Ich habe mich einfach nur gewundert. Ich meine, Mom und Dad waren auch immer so glücklich.«

Er lässt die Schultern hängen und holt tief Luft. »Der Älteste zu sein, ist manchmal echt beschissen. Ich musste deine Blase der Glückseligkeit so oft zum Platzen bringen, dass ich mir vorkomme wie der Grinch, der dir deine Kindheit gestohlen hat. Die Ehe ist harte Arbeit, Sedona. Ich weiß, dass du, Phoenix und Kingston nie mitbekommen habt, wie Mom und Dad gestritten haben, und diese Stadt erzählt sich ihre Geschichte wie einen Liebesroman. Aber die Wahrheit ist: Sie haben sich gestritten und wieder vertragen. Ich glaube, sie waren glücklich. Sie haben viel gelächelt und gelacht. Und immer mehr Kinder bekommen.« Er lacht leise. »Aber ihre Liebe war nicht so perfekt, wie diese Stadt es gern hätte. Ihr könnt euch nur nicht mehr daran erinnern. Nichts ist jemals perfekt. Alles hat seine guten und seine schlechten Seiten.«

»Ich weiß.«

Er geht ein wenig in die Knie, um mir in die Augen zu sehen. »Wirklich? Hör mal. Ich habe Jamison schon gekannt, bevor er angefangen hat zu trinken. Ich glaube, er ist ein guter Kerl, der auf die schiefe Bahn geraten ist.« Ich öffne den Mund, doch er hebt eine Hand. »Lass mich ausreden. Ich sage nicht, dass du wieder mit ihm zusammenkommen sollst. Nicht mal annähernd. Zwischen euch beiden war es immer so einfach – bis zu diesem Punkt. Vielleicht fühle ich mit ihm, weil er seine Karriere verloren hat, obwohl er dachte, er sei dafür bestimmt. Ich weiß, was das mit einem macht. Nicht, dass ich irgendetwas in meinem Leben ändern würde, aber nachdem ich zurückgekommen bin, habe ich mir jahrelang gewünscht, wieder an den Punkt zurückkehren zu können, an dem ich war, bevor unsere Eltern gestorben sind. Dann kam Holly nach Lake Starlight, und meine Zukunftspläne änderten sich. So ist es aber nicht bei jedem. Ich glaube, manche Menschen stecken fest.«

»Aber das ist genau das Ding. Ich war schon vorher in seinem Leben. Dann stand irgendwann der Fußball an erster Stelle, und ich habe es akzeptiert. Und jetzt, da er seine erste Liebe nicht mehr haben kann, ist es, als müsste er sich eben mit dem Zweitbesten zufriedengeben.« Es ist das erste Mal, dass ich das laut ausspreche, aber ich hatte schon immer das Gefühl, neben seiner Fußballkarriere nur an zweiter Stelle zu stehen.

Austin schiebt die Hände in die Hosentaschen und blickt hinauf in den blauen Himmel. »Der Kerl hat Fußball schon als Kind geliebt. Ich bezweifle, dass er dich nur als seine zweite Liebe gesehen hat, aber das heißt nicht, dass du keinen Grund hast, dich so zu fühlen. Alles, was du jetzt tun kannst, ist, es zuzulassen, dass er Palmer kennenlernt. Sie verdient einen Dad, wenn er Teil ihres Lebens sein will. Niemand hat gesagt, dass du ihn wieder in dein Herz lassen musst.«

»Dann soll ich also zulassen, dass er ihr so nahe kommt, dass er sie verletzen könnte?«

»Easton, Vorsicht.« Er sieht von seinem Sohn wieder zu mir und legt mir die Hände auf die Schultern. »Ich werde jetzt das Pflaster abreißen, okay?« Er durchbohrt mich mit seinem Blick. Ich nicke und beiße mir auf die Unterlippe. »Du musst dich aus dieser Gleichung herausnehmen. Du darfst dich jetzt nur auf deine Beziehung zu Palmer konzentrieren. Wenn ihr versucht, wieder zusammenzukommen, könnte das alles nur verkomplizieren und Palmers Beziehung zu ihrem Dad aufs Spiel setzen. Oder sie zumindest schwieriger machen. Ich weiß nicht, wie es ist, alleinerziehend zu sein, aber je besser ihr zusammenarbeitet, desto besser ist es für Palmer. Deshalb ist es das Beste, dich auf die Beziehung zwischen Jamison und Palmer zu konzentrieren, nicht auf die Beziehung zwischen ihm und dir.«

Ich schlucke schwer.

Austin ruft Easton zu sich, als er sich ein bisschen zu weit entfernt, und sagt ihm, dass sie jetzt gehen.