Sommerküsse im Cottage am Strand (Teil 3) - Holly Hepburn - E-Book

Sommerküsse im Cottage am Strand (Teil 3) E-Book

Holly Hepburn

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Beschreibung

Große Gefühle in Schottlands süßestem Cottage

Im dritten Teil des Romans muss Großstadt-Girl Merry mit den Auswirkungen eines waschechten schottischen Unwetters und einem gemeinen Stromausfall in ihrem Cottage zurechtkommen. Doch Hilfe naht, und im romantisch flackernden Schein eilig entzündeter Kerzen erkennt Merry, wer wirklich zu ihr steht. Aber dann taucht unerwartet Besuch aus ihrer alten Heimat London auf und bringt ihr neues Leben auf Orkney gehörig durcheinander …

Lesen Sie alle Teile des Romans um das bezaubernde kleine Cottage:
Teil 1: Herzklopfen im Cottage am Strand
Teil 2: Frühlingszauber im Cottage am Strand
Teil 3: Sommerküsse im Cottage am Strand
Teil 4: Sonnenuntergänge im Cottage am Strand

Oder lesen sie den kompletten Roman in einem Band:
Süße Träume im Cottage am Strand

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Seitenzahl: 125

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HOLLY HEPBURN liebt es, Menschen zum Lächeln zu bringen – und sie liebt ihre Katze Portia. Sie hat in der Marktforschung und als Model gearbeitet, ihr großer Traum war aber schon immer das Schreiben. Sie lebt in der Nähe von London.

Lesen Sie alle Teile der Reihe um das bezaubernde kleine Cottage:Teil 1: Herzklopfen im Cottage am StrandTeil 2: Frühlingszauber im Cottage am StrandTeil 3: Sommerküsse im Cottage am StrandTeil 4: Sonnenuntergänge im Cottage am Strand

Oder lesen Sie die komplette Geschichte in einem Band:Süße Träume im Cottage am Strand

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Holly Hepburn

Roman

Aus dem Englischen von Melike Karamustafa

Die Originalausgabe erschien 2020

unter dem Titel Dangerous Tides at Brightwater Bay

bei Simon & Schuster, London.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © 2020 der Originalausgabe by Tamsyn Murray

Published by arrangement with Simon & Schuster UK Ltd., London, England

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Copyright © 2022 der deutschsprachigen Ausgabe by Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Hannah Brosch

Umschlaggestaltung: www.buerosued.de

Umschlagabbildung: www.buerosued.de

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-29289-8V001

www.penguin-verlag.de

Für Clare Watson, die Jude, Tom und Shazza zusammen in einer umwerfenden Göttin ist.

Die Orkney Literary Society präsentiert:

Ein Gesprächsabend mit Merina Wilde und Jessie Edwards

Kommen Sie vorbei, um unsere gefeierte Gastautorin Merina Wilde im Gespräch mit Autorin Jessie Edwards über ihr Leben und ihre Karriere als internationale Bestsellerautorin zu erleben. Lassen Sie sich von Geheimnissen und einer Prise Verruchtheit überraschen, wenn uns diese beiden Superstar-Romanautorinnen verraten, warum wir uns einfach nicht dagegen wehren können, uns in Liebesgeschichten zu verlieben.

Samstag, 13. Juni

18:30 Uhr in der Orkney Library

Anmeldung erforderlich.

E-Mail: [email protected]

Kapitel Eins

Merry war der festen Überzeugung, in den nächsten Sekunden tot umzufallen. Ihre Lungen brannten, ihr Herz raste und ihre Beine … Nun, ihre Beine schienen jemand anderem zu gehören. Sie lief die elfte Meile des Orkney-Halbmarathons, und es fühlte sich an wie die elftausendste.

Wie war sie jemals auf die Idee gekommen, das schaffen zu können?, fragte sie sich. Sie hätte in diesem Moment in ihrem gemütlichen Cottage sitzen und mit einem Becher dampfenden Kaffees neben sich an ihrer Geschichte arbeiten können, anstatt sich zu fragen, ob sie bald ein Fall für die Sanitäter sein würde, die in regelmäßigen Abständen am Rande der Laufstrecke positioniert waren. Die Euphorie, die sie bei Meile sieben noch empfunden hatte, schien wie ein weit entfernter Traum; und es half kein bisschen, dass Sheila sie etwa zum selben Zeitpunkt mit dem kurzen Hinweis, Merry sei ihr ein ganz klein wenig zu langsam, zurückgelassen hatte. Noch weniger half, dass ihr anderer Laufpartner die absurd hügelige Strecke vollkommen locker zu bewältigen schien. Auch wenn ihm seine Wikingergröße mit Sicherheit einen Vorteil verschaffte.

Merry pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht, die an ihrer schweißnassen Stirn klebte, und sah zu Magnús hinüber. »Bist du überhaupt menschlich? Warum siehst du nicht aus wie eine verschwitzte Tomate auf zwei Beinen?«

»Niemand sieht aus wie eine Tomate auf Beinen«, antwortete er mit vollkommen normaler Stimme, die eher auf einen gemütlichen Sonntagsspaziergang denn auf einen Halbmarathon schließen ließ. »Außerdem schwitze ich auch, das sieht man wegen des Barts nur nicht.«

Sie musterte ihn skeptisch. Seine langen blonden Haare hatte er zusammengebunden, und sein goldener Bart schimmerte in der Maisonne. Es war durchaus möglich, dass es sich um Schweißperlen handelte, die ihn vor Vitalität und Gesundheit geradezu erstrahlen ließen, dachte sie, während sie ihre Beine zwang, einen weiteren Meter unerbittlichen Asphalts hinter sich zu bringen. Oder es handelte sich um eine gottesähnliche Superkraft.

»Du hältst dich gut«, ermutigte Magnús sie. »Nicht mehr weit.«

Merry schluckte den patzigen Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, herunter und konzentrierte sich stattdessen auf den Versuch, ein möglichst gleichmäßiges Tempo beizubehalten. Niemals hätte sie geglaubt, so zu enden, als Sheila ihr vorgeschlagen hatte, zusammen laufen zu gehen. Aber jetzt war sie hier, trotz der angeblich feuchtigkeitsabsorbierenden Socken mit brennenden Blasen an beiden Füßen. Außerdem fühlte sich einer ihrer Fußnägel verdächtig lose an. Magnús mochte recht haben, dass die Strecke, die sie noch vor sich hatten, verglichen mit der hinter ihnen liegenden kurz war, trotzdem fühlte es sich an, als würde sie niemals enden. Langsam ging ihr die Puste aus, bei jedem Schritt schien sie sich durch zähen Sirup zu kämpfen. Ihr Tempo ließ eindeutig nach.

Aus der winzigen Tasche an ihrer Laufhose fummelte sie einige Jelly Beans und schob sie sich in den Mund. Die riesige Schüssel Haferflocken, die sie vor dem Marathon gegessen hatte, war längst verbrannt, und ihr Körper lechzte nach neuer Energie.

Magnús verlangsamte ebenfalls seine Schritte, um mit ihr auf einer Höhe zu bleiben. »Das ist der schlimmste Teil«, sagte er. »Aber guck, da ist das Zwölf-Meilen-Schild. Nur noch knapp eine Meile, dann ist es geschafft.«

Merry fühlte sich kein bisschen erleichtert; eine Meile war immer noch eine Meile.

»Ich erinnere mich an meinen ersten großen Lauf«, fuhr Magnús in ärgerlich unangestrengtem Konversationston fort. »Das war ein Marathon rund um Reykjavík. Damals dachte ich, ich würde sterben.«

Merry biss die Zähne zusammen. Musste er so fröhlich klingen, wenn er über den kurz bevorstehenden Tod sprach?

»Bist du aber offensichtlich nicht.«

»Nein, bin ich nicht. Aber bei etwa dreiundzwanzig Meilen hätte ich beinahe aufgegeben. Meine Beine taten weh, mein Kopf tat weh, und meine Nippel waren wund gescheuert.«

Bei seinen letzten Worten musste Merry gegen ihren Willen lachen. Ein heiseres Keuchen, das in ein Schnauben mündete. Immerhin musste sie sich dank einer intensiven Online-Recherche zu Sport-BHs nicht mit wunden Nippeln herumschlagen.

»Ich wollte gerade aufgeben, als ich plötzlich bemerkt hab, dass jemand neben mir läuft«, fuhr Magnús fort, als hätte er ihre Reaktion nicht gehört. »Ein alter Mann. Zumindest kam er mir damals alt vor. Später hab ich erfahren, dass er einundsechzig war. Er hat weder mit mir gesprochen noch Blickkontakt gesucht. Er ist einfach nur schweigend neben mir hergelaufen, während ich gekeucht und das Gesicht verzogen und um jeden Schritt gekämpft habe. Und dann hat er irgendwann zu mir rübergesehen und gesagt: ›Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Ihnen Gesellschaft leiste. Ich finde diesen Teil besonders hart, und mit jemandem zusammen zu laufen, hilft mir dabei, ihn durchzustehen.‹«

Am liebsten hätte Merry die Augen verdreht, war sich allerdings nicht sicher, ob sie die Kraft dafür aufbringen konnte. »Klingt verdammt nach einem Psychotrick, den Sheila anwenden würde. Sind die beiden verwandt?«

Magnús grinste. »Ein Teil von mir wusste natürlich genau, was er tat, trotzdem hatte ich ab dem Zeitpunkt etwas, an das ich mich klammern konnte. Einen Grund weiterzumachen. Und plötzlich hatten wir die vierundzwanzigste Meile hinter uns gebracht, und der Nebel lichtete sich. Ich hatte neue Energie, und meine Beine fühlten sich wieder leichter an. Meine Nippel taten allerdings immer noch weh.« Er warf ihr einen Blick zu. »Der Mann damals meinte, ich sollte beim nächsten Mal Vaseline benutzen. Wie sich rausstellte, war es sein zweiundvierzigster Marathon.«

Ihre verspannten Wadenmuskeln schienen ihre Füße am Laufen zu hindern, als Merry sich weiter vorwärtsschleppte. Magnús meinte es ohne Zweifel gut, aber dass er heute Zeuge ihrer Demütigung und ihres Versagens wurde, half kein bisschen. Sie war ein klitschnasser Haufen Schmerz; selbst ihre Augen schwitzten, verdammt noch mal.

»Wäre das eine anständige Geschichte, hätte er sich in Luft aufgelöst, kaum dass du die Ziellinie überquert hast«, keuchte sie und leckte sich die trockenen Lippen. »Und im Anschluss hättest du rausgefunden, dass er in der Nacht zuvor gestorben war, aber noch einen letzten Lauf machen wollte, bevor er sich zu seinen Vorfahren gesellte.«

»Das wäre ein besseres Ende gewesen«, gab Magnús zu. »Stattdessen sind wir im Anschluss zusammen was trinken gegangen, und ich bin am nächsten Morgen in einem fremden Mantel und ohne die geringste Ahnung, wie ich nach Hause gekommen war, in meinem Bett aufgewacht. Meine Medaille hing in einem Baum vor dem Haus.«

Wieder musste Merry lachen. »Klingt nach einer lustigen Nacht.«

»Das war es auch. Allerdings würde ich jedem Läufer nach einem Marathon davon abraten.«

Eine betrunkene Nacht war das genaue Gegenteil von dem, was Merry geplant hatte, nachdem sie im Ziel ankam. Das Einzige, was sie sich wünschte, war eine kalte Dusche gefolgt von einem langen Bad, um anschließend sofort ins Bett zu kriechen. Falls sie jemals ans Ziel kam …

»Nur noch eine halbe Meile«, sagte Magnús und hob die Hand, um auf die Fitnessuhr an seinem Handgelenk zu deuten. »Du schaffst das!«

Eine halbe Meile, dachte Merry und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Es klang nicht weit – nicht nachdem sie bereits zwölfeinhalb Meilen hinter sich gebracht hatte –, aber sie war zu erschöpft. Sheila hatte den Halbmarathon vermutlich bereits vor Stunden beendet; wahrscheinlich stand sie an der Ziellinie und fragte sich, warum Merry so lange brauchte. Sie würde nicht mal auf die Idee kommen, dass Merry es eventuell nicht schaffte. Mit Versagen schien Sheila nicht sonderlich vertraut zu sein – ganz im Gegenteil zu ihr selbst. Immerhin war das der Grund, aus dem sie überhaupt erst auf die Insel gekommen war. Doch inzwischen war ihr Herz geheilt; es tat nicht länger weh, wenn sie an Alex und das Leben dachte, das sie niemals zusammen führen würden. Ihre Freundschaft mit Magnús hatte dabei geholfen, aber es war noch mehr als das. Weit weg von London zu leben, hatte die Dinge für sie relativiert und sie stärker gemacht.

Die Erkenntnis verschaffte ihr einen plötzlichen Energieschub, der sie vollkommen überraschte. Magnús hatte recht, sie konnte es schaffen. Eine halbe Meile war so gut wie nichts, und wenn es nicht anders ging, konnte sie sie immer noch gehen.

»Erzähl mir noch eine Geschichte«, keuchte sie. »Egal welche. Rede einfach.«

Und das tat Magnús. Er beschrieb ihr die Stadt, in der er auf Island aufgewachsen war, und zauberte Merry mit seiner offensichtlichen Zuneigung zu den Menschen, die ihm nahestanden, ein Lächeln ins Gesicht. Bisher hatte er seine Mutter und seine Schwester nur kurz erwähnt. Seine Beschreibungen, wie alleinerziehende Mütter auf Island ganz anders angesehen wurden als zum Beispiel in Großbritannien, gefiel ihr sehr. Offensichtlich war es in seiner Heimat nicht mit Stigmatisierung verbunden, wenn man seine Kinder ohne einen Mann großzog, und viele Frauen entschieden sich sogar ganz bewusst dafür, alleinerziehend zu sein.

»Isländerinnen sehen keine Notwendigkeit, mit einem Partner zusammenzuleben, der sie nicht respektiert und unterstützt. In dem Fall sind sie lieber unabhängig, und unsere Gesellschaft bewundert ihre Stärke, anstatt sie vorzuverurteilen.«

Merry entging nicht der stolze Unterton, der in seiner Stimme mitschwang, und vielleicht ein Hauch Heimweh. Und sie konnte ihn gut verstehen. Je mehr sie über Island, seine spektakuläre Landschaft und die erfrischend egalitäre Einstellung seiner Bewohner erfuhr, desto ansprechender klang es. Irgendwo meinte sie sogar einmal gelesen zu haben, dass das Land auf der Rangliste der Orte, an denen die Menschen am glücklichsten waren, einen der höheren Plätze bekleidete. Was die Frage aufwarf, warum Magnús als junger Mann von dort weggegangen und nicht wieder zurückgezogen war.

»Damals fühlte es sich für mich viel zu klein an«, antwortete er, als sie ihn danach fragte. »Jeder kannte jeden, und ich fand es …« Er überlegte. »Irgendwie erdrückend.«

»Und jetzt lebst du auf den Orkneys«, stieß sie zwischen zwei keuchenden Atemzügen aus. »Hier ist alles noch kleiner.«

Magnús zuckte mit den Schultern. »Vorher bin ich gereist. Als ich mich dann schließlich bereit gefühlt habe, sesshaft zu werden, waren die Orkneys der perfekte Platz: Sie erinnern mich in vielerlei Hinsicht an zu Hause und sind trotzdem so ganz anders als jeder Ort, an dem ich gewesen bin.« Er schenkte ihr ein Lächeln und deutete geradeaus die Straße hinunter. »Schau, da ist die Ziellinie, die nur darauf wartet, von dir gekreuzt zu werden.«

Es war die schönste Aussicht, die Merry jemals gehabt hatte. Eine kleine Menschenansammlung stand rechts und links der silbernen Absperrung; vermutlich Freunde und Verwandte der Läufer und einige derjenigen, die den Halbmarathon bereits beendet hatten. Allerdings konnte sie kein vertrautes Gesicht ausmachen, dafür war ihre Sicht viel zu verschwommen. Doch als die Leute sie und Magnús entdeckten, brachen sie in begeisterte Anfeuerungsrufe aus.

»Und«, Magnús warf ihr einen Blick zu, »genug Energie für einen Zielsprint übrig?«

»Ha, ha.« Erst da wurde Merry klar, dass er keinen Witz gemacht hatte. »Nein. Ich schaffe die letzten Meter ja so schon kaum.«

»Du bist stärker, als du denkst«, sagte er, worauf Merry ihm am liebsten eine gescheuert hätte.

Hatte er nicht gerade eine Meile lang versucht, sie davon abzubringen, aufzugeben? Wie um alles in der Welt kam er nun auf die Idee, sie könnte von irgendwo noch die Energie für einen Endspurt herbeizaubern, als sei sie Wonder Woman und keine vollkommen erledigte Romanautorin.

Ihre Empörung ließ ihre Füße schneller werden. Bevor sie sich versah, hatte sie an Tempo zugelegt, als hätten ihre Muskeln vergessen, wie müde sie waren. Sie warf Magnús einen misstrauischen Blick zu. Hatte er eine Voodoo-Puppe von ihr dabei und zwang sie so, ihre Beine zu bewegen? Was auch immer der Grund war, sie lief definitiv schneller. Mit zusammengebissenen Zähnen mobilisierte sie die letzten Reserven. Falls Magnús überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen passte er sich ihrer Geschwindigkeit an. Sie spürte ihn mehr, als dass sie ihn sah, ihre ganze Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, ins Ziel zu kommen.

Als sie es endlich geschafft hatte, stieß sie ein lautes, abgehacktes Schluchzen aus, halb Hochgefühl und halb Erschöpfung, und befahl ihrem müden Körper, langsamer zu werden. Ihre Beine zitterten, ein Fuß kam nicht ganz gerade auf, sodass sie zur Seite stolperte und ihre erschöpften Muskeln zwingen musste, sich anzuspannen. Doch sie gehorchten nicht. Mit einem Anflug von Panik registrierte Merry, dass sie fallen würde.

Magnús fing sie auf, bevor sie den Asphalt berührte. »Ich hab dich«, murmelte er besorgt. »Halt dich an mir fest.«

Die Versuchung, genau das zu tun – ihre Arme um ihn zu schlingen –, war beinahe zu viel für Merry, aber im selben Moment sah sie Niall auf sie zukommen. Er hatte zwei Rettungsdecken dabei; seine Miene wirkte vollkommen neutral. Sie zwang sich dazu, sich vorsichtig aufzurichten in der Hoffnung, dass ihre Beine sie nicht noch einmal im Stich lassen würden.

»Alles in Ordnung«, sagte sie zu Magnús. »Ich bin nur ein bisschen … kaputt.«

Und dann war Niall bei ihr. Er reichte Magnús eine der beiden silbernen Folien, die andere legte er Merry um die Schultern. »Beeindruckender Ziellauf«, sagte er und schüttelte dabei gleichzeitig bewundernd und ungläubig den Kopf. »Gut gemacht!«