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Terror in Sweetwater: Western von Horst Weymar Hübner Nancy Tucker ist auf der Suche nach ihrem Großvater Amos. Es heißt, der alte Tucker habe sein Fuhrunternehmen an einen Mann namens Wes Freemont verkauft und sei danach aus der Stadt Sweetwater verschwunden. Aber keiner hat ihn mehr gesehen. Nancy ahnt Schlimmes und glaubt, dass ihrem Großvater etwas zugestoßen ist. US Marshal Jim Henderson hilft ihr bei der Suche und stößt schon bald auf die Spuren eines grausamen Verbrechens.
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Terror in Sweetwater: Western
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von Horst Weymar Hübner
Nancy Tucker ist auf der Suche nach ihrem Großvater Amos. Es heißt, der alte Tucker habe sein Fuhrunternehmen an einen Mann namens Wes Freemont verkauft und sei danach aus der Stadt Sweetwater verschwunden. Aber keiner hat ihn mehr gesehen. Nancy ahnt Schlimmes und glaubt, dass ihrem Großvater etwas zugestoßen ist.
US Marshal Jim Henderson hilft ihr bei der Suche und stößt schon bald auf die Spuren eines grausamen Verbrechens.
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Alfred Bekker
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Im Eckzimmer im oberen Stockwerk von Granvilles Hotel kämpften zwei Menschen.
Wer es war, ließ sich nicht erkennen. Auf der Fensterscheibe zeichneten sich lediglich zwei heftig ringende Schatten ab. Zwei Männer.
Einer hielt einen Revolver, der andere hatte die Hand mit der Waffe gepackt und verhinderte, dass geschossen wurde.
Auf der Straße sammelten sich Leute und starrten zum Eckfenster hinauf. Manche riskierten nur zwei Blicke und gingen dann schleunigst weiter.
Es war nicht gut, gewissen Vorgängen in Sweetwater zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Einige Leute hatten es getan und waren jetzt tot.
Ein Teil der Neugierigen harrte dennoch aus. Jemand lief ins Hotel, um Granville darauf aufmerksam zu machen, dass sich zwei seiner Zimmergäste in den Haaren lagen.
Eine der Gestalten wurde gerade gegen das Fenster gedrängt.
Im nächsten Augenblick splitterte Glas und prasselte herunter.
Mit ausgebreiteten Armen folgte ein Mann.
Er schrie, durchschlug das Vorbaudach und prallte auf den Bohlensteig.
Ächzend rollte er auf die Seite und wollte davonkriechen. Dass er den Sturz überhaupt überlebt hatte, war ein kleines Wunder.
Oben beugte sich sein Gegner weit aus dem ruinierten Fenster, zielte mit dem Revolver durch das große Loch im Vorbaudach und feuerte dreimal.
Danach verschwand der Mörder vom Fenster.
Alles, was den Leuten auffiel, war ein stark gerötetes Gesicht. Dann wurde im Zimmer die Lampe gelöscht.
Zögernd näherten sich ein paar Männer dem Gehsteig.
Zwei Kugeln hatten getroffen. Eine Hand war noch um die Kante des Brettersteiges gekrallt. Gerade, als wollte sie den Körper noch aus dem Licht ziehen, das aus dem hohen Fenster der Hotelhalle fiel.
Jemand rollte den Mann auf den Rücken.
„ Er ist tot!“
Fast jeden Tag starb jemand in Sweetwater auf gewaltsame Art. Das war nicht weiter aufregend.
Drei, vier Leute wichen zurück.
Granville eilte aus der Tür. Er sah den Toten und blieb betroffen stehen.
Der Mann, der den Toten angefasst hatte, merkte nun, dass es mit dem irgendeine Bewandtnis hatte. Hastig wischte er sich die Hände ab.
„ Was ist denn, zum Teufel?“
Granville musterte ihn scharf. „Das ist der alte Deputy von Bulmer, er kam am Nachmittag und wollte nur eine Nacht bleiben.“
Dem Mann wurde es noch viel ungemütlicher. „Damit habe ich nichts zu schaffen. Ich kenne auch den Mann nicht.“
Granville nickte und kniff den Mund zusammen. Der Deputy hatte bis vor zwei Jahren in Sweetwater für Ordnung gesorgt, bis er dann für das Amt zu alt wurde und in Bulmers Hauptbüro in Mason eintrat.
Wenigstens die Hälfte der Einwohnerschaft kannte den alten Deputy gar nicht mehr. Nach seinem Weggang war die Stadt etwas wild geworden und schließlich vollends aus den Fugen geraten.
Der Deputy hatte bei seiner Ankunft nicht gesagt; was ihn nach Sweetwater trieb. Er hatte nicht einmal zu erkennen gegeben, ob er in offizieller Mission kam.
Granville entsann sich genau, dass er keinen Stern an der Weste getragen hatte.
Das wollte jedoch nichts bedeuten.
Lange verborgen geblieben war es jedenfalls nicht, dass ein Mann von Sheriff Bulmer eingetroffen war.
Granville seufzte und ging selber zum Leichenbestatter. Diesen letzten Dienst wollte er Bulmers Mann erweisen.
Vielleicht war morgen schon die Reihe an ihm.
In Sweetwater starb es sich schnell, seit Freemont mit seinem Anhang das Geschehen in der Stadt diktierte und die Hände in alle Geschäfte steckte.
Er fragte sich, wann sie ihm das kleine Hotel abnahmen. Bisher hatten Freemont und seine Freunde kein Interesse dafür bekundet. Das besagte jedoch nichts.
Es hatte so ausgesehen, als sei das mickrige Frachtransportunternehmen von Tucker ohne jede Bedeutung. Sechs alte Mervile-Frachtwagen und dreißig Maultiere - was war das schon?
Irgendwann aber stach Tuckers Betrieb Freemont in die. Augen, und er wollte ihn haben.
Der alte Tucker hatte andere Vorstellungen. Er feuerte Freemonts zweiköpfige Verhandlungsdelegation mit eigener Hand aus der Tür.
Immerhin wahrte Freemont den Schein und unterbreitete erst einmal Angebote. Dass sie mehr als schäbig waren, stand auf einem anderen Blatt.
Jedenfalls war Tucker dem Geschäft abgeneigt.
Das änderte sich auch nicht, als seine Enkelin mehrmals schlimm belästigt wurde und ihm etliche Maultiere nachts davonliefen.
Dann erlitt einer seiner Frachtwagen in der Nähe der Stadt einen Unfall. Für die verdorbene Fracht musste Tucker geradestehen.
Solche Zwischenfälle häuften sich, ein paar stadtbekannte Rüpel machten der Enkelin am hellen Tag auf offener Straße unverschämte Anträge, und schließlich wurde Tucker in der Dunkelheit seines Maultierstalles so zusammengeschlagen, dass er eine Woche das Bett nicht verlassen konnte.
Vier Wochen später verkaufte Tucker sein mittlerweile schlechtgehendes Geschäft für ein Spottgeld an einen Mann, der zu den Gefolgsleuten von Wes Freemont gehörte.
Mit der nächsten Kutsche reiste Tucker ab, nachdem er zuvor schon seine Enkelin weggeschickt hatte.
Seitdem wartete Granville vergebens auf eine Nachricht von Tucker. Der hatte ihm fest versprochen zu schreiben, sobald er wusste, wo er unterkommen konnte.
Auf dem Weg zum Leichenbestatter kam Granville die verwegene Vermutung, der Besuch des alten Deputy könnte mit dem alten Tucker in Verbindung stehen.
Wenn es sich so verhielt, dann hatte Tucker Sheriff Bulmer tüchtig eingeheizt, so dass dem gar nichts anderes übriggeblieben war, als einen Deputy heraufzuschicken.
Bulmer hatte natürlich das Naheliegende getan und einen Mann geschickt, der sich in Sweetwater auskannte.
Granville seufzte. Wie es nun aussah, musste Bulmer selber heraufkommen. Die Frage war nur, ob er die Dinge in der Stadt noch aufhalten konnte. Freemont saß, wie jedermann wusste, schon fest im Sattel.
Granville erreichte Tolbys Haus und schlug mit der Faust gegen die Tür.
„ Es gibt wieder Arbeit für dich!“, rief er. „Sie haben Pike vor dem Hotel erschossen. Hol ihn dir.“
Tolby hatte im Umgang mit Toten nicht verlernt, Vorsicht walten zu lassen.
Erst schob er einen Revolver aus dem Türspalt. „Ich kenne keinen Pike.“
„ Der Alte, der zuletzt Deputy war.“
„ So?“, machte Tolby. „Er wäre besser bei Bulmer in Mason geblieben, statt herzukommen und sich umbringen zu lassen.“
Sein Revolver verschwand, die Tür schwang weiter auf, und der Leichenbestatter trat auf den Vorbau. Seine wieselflinken Augen musterten die Umgebung des Hauses.
„ Und wer war es?“, fragte er dann leise.
„ Ich habe nicht nachgesehen“, erwiderte Granville, „ich lebe nämlich ganz gern.“
Richter Ulysses Millard war schlechter Laune.
Abgesehen davon, dass er das an Gerichtstagen immer war, kam diesmal noch dazu, dass ihn Sheriff Bulmer mit Dingen belästigte, die weder Hand noch Fuß hatten und den Geschworenen Rätsel über Rätsel aufgaben.
Wütend schlug Millard mit dem Holzhammer auf den Tisch, während er Bulmer scharf fixierte.
„ Sheriff, können Sie Ihre Anklage näher begründen?“
Bulmer hob die Achseln. Er saß in der Falle, dennoch versuchte er das bestmögliche zu tun. „Euer Ehren, erstens erhebe nicht ich Anklage, sondern Nancy Tucker, die ich hier lediglich vertrete. Zweitens kann ich keine Beweise, wie Sie sie gerne hätten, herbeischaffen. Drittens geht es hier ...“
„ Warum können Sie keine Beweise zur Stelle schaffen?“, bellte Richter Millard ungnädig.
Bulmer strich sich die Schnurrbartenden nach unten.
„ Vor zehn Tagen habe ich Pike Howard raufgeschickt, damit er sich umsieht und die Ohren aufsperrt. Ich dachte, er käme bis zur Verhandlung zurück, und wir wüssten jetzt mehr. Statt dessen ist er wie vom Erdboden verschwunden, genau wie Amos Tucker, um den es hier ja schließlich geht.“
Einer der Geschworenen gähnte ungeniert, was ihm einen strafenden Blick vom Richter eintrug.
„ Ja, ja, das haben Sie ja schon vorgetragen, Sheriff. Vielleicht hält sich Mister Tucker noch in Sweetwater auf und hat es lediglich versäumt, seiner Enkelin eine entsprechende Nachricht zu geben.“
Bulmer schüttelte stur den Kopf. „Ich habe Nancy Tucker eingehend befragt. Danach war abgemacht, dass ihr Großvater umgehend nach hier folgt. Sie hat Leute befragt, die durch Sweetwater gekommen sind. Niemand hat Amos Tucker gesehen, niemand erinnert sich an ihn. Wohl aber an die Zustände in der Stadt.“
„ Weswegen Sie auch einen Ihrer Deputies hinaufgeschickt haben“, sagte der Richter ungeduldig. „Das haben Sie ja schon alles dargelegt. Sheriff, die Geschworenen und das Gericht können doch nicht auf Vermutungen hin irgendwelche Anordnungen treffen. Schaffen Sie Mister Tucker herbei oder Ihren Deputy - oder auch Mister Freemont, um den es sich dreht, und bereiten Sie den Fall gründlicher zur Verhandlung vor. Der nächste Fall!“
Unerbittlich schlug der Holzhammer zu.
Der Ankläger erhob sich. „Der Staat von Texas gegen John Roscoe ...“
Während die Anklage verlesen wurde und Roscoe sich grinsend auf der Anklagebank herumlümmelte, ging Bulmer zum Ausgang des Gerichtssaales.
Er hatte es versucht. Aber mit ein paar Verdachtsmomenten war Ulysses Millard niemals zu überzeugen.
Wenn wenigstens Pike rechtzeitig zurückgewesen wäre!
Auf den war doch sonst Verlass!
Pike war aufgehalten worden, davon war Bulmer überzeugt. Pike wusste, dass im Namen von Nancy Tucker Anklage gegen Wesley Freemont erhoben werden sollte. An diesem Gerichtstag.
Bulmer lehnte sich draußen gegen einen Stützpfeiler und zündete sich eine Zigarre an.
Wenn er vielleicht selber hinaufritt?
Eine Woche war er wenigstens unterwegs, denn er musste auch rechts und links im Land nach Amos Tucker fragen.
Auf der anderen Seite musste er in Mason auf dem Posten sein. Die ersten Treibherden dieses Jahres standen nur noch wenige Tagesmärsche vor der Stadt, die Mannschaften würden sich wie immer mit handfesten Feiern von der Zivilisation verabschieden, bevor sie tausend Meilen durch die Wildnis zogen.
Er überlegte, welche Möglichkeiten noch blieben.
Dabei musste er berücksichtigen, wie es Nancy Tucker aufnahm, dass bei der Verhandlung nichts herausgekommen war, dass es nicht einmal eine richtige Verhandlung gegeben hatte.
Das Mädchen konnte ziemlich ruppig werden, das hatte er schon zu spüren bekommen. Nancy war auch imstande, sich ein Pferd zu satteln und selber zurückzureiten.
Bloß war Sweetwater ein viel zu böses Pflaster für ein Mädchen.
Wenn alles stimmte, was die Reisenden erzählt hatten, dann war dieser Wesley Freemont ein Wolf im Schafspelz und mit allen Wassern gewaschen.
Ich muss es ihr irgendwie beibringen, dass sie dem Kerl nicht gewachsen ist, überlegte er. Oder ich müsste ihr einen von den jungen Deputies mitgeben. Aber die brauche ich hier viel dringender für die Treibherdenmannschaften!
Er rauchte voller Unruhe seine Zigarre und kehrte in den Saal zurück, wo der Richter gerade zwei Jahre Gefängnis für Roscoes letzte Beschäftigung aussprach.
Die Geschworenen hatten dem Kerl nicht abgekauft, dass ihm die zwölf Pferde zugelaufen waren, sondern den Fall als das erkannt, was er war - nämlich astreiner Pferdediebstahl. Was auch schon daraus hervorging, dass die Tiere Brandzeichen trugen und die Leute, auf deren Namen der Brand eingetragen war, schon seit geraumer Zeit immer wieder Pferde vermissten.
Jedenfalls verging John Roscoe beim Verkünden des Urteilsspruches das Grinsen. Er sah ausgesprochen blass aus, als ihn zwei Deputies aus dem Saal führten und draußen Fußketten anlegten.
Beim Klirren der Ketten drehte sich Bulmer um. Nachdenklich blickte er auf die Tür, die von einem Angestellten des Gerichts langsam geschlossen wurde.
Roscoe sollte nach dem Willen von Richter Millard die Strafe in San Antonio absitzen. Was bedeutete, dass von dort jemand kam und Roscoe abholte. Meist schickten sie einen Marshal.
Ob er vielleicht ...?
Es schadete ja nichts, wenn Roscoe noch ein paar Tage im Stadtgefängnis saß. Das gefiel ihm höchstwahrscheinlich sogar besser.
Statt gleich mit dem Gefangenen zurückzureiten, konnte sich der Marshal dann in Sweetwater umsehen. Vielleicht fand er heraus, was aus Amos Tucker geworden war.
Sheriff Bulmer wohnte den nächsten Fällen, die verhandelt wurden, nicht mit seiner sonst üblichen Aufmerksamkeit bei.
Als der Gerichtstag zu Ende war, schrieb er in seinem einfachen Büro einen Brief an einen guten Freund - an den Marshal Jim Henderson.
Er trug den Brief noch zur Postagentur und sorgte dafür, dass er mit der Abendkutsche nach San Antonio abging.
Danach lenkte er die Schritte zu dem bescheidenen Gästehaus, wo Nancy Tucker für zweieinhalb Dollar den Tag wohnte und sich die Kost durch Hilfsarbeiten in der Küche und im Speiseraum verdiente.
Er hoffte, dass er offene Ohren fand und das Mädchen seinen Argumenten zustimmte.
Vier Tage später band Jim Henderson seinen Mustanghengst vor dem Büro von Sheriff Bulmer an, rückte sich die Hose zurecht und beobachtete aufmerksam das Treiben etlicher Cowboymannschaften, die am hellen Nachmittag Umzüge von einem Saloon in den anderen veranstalteten.
Vor der Stadt hatte er drei lagernde Treibherden passiert. Der Frühjahrsauftrieb war in vollem Gange.
Und die Mannschaften amüsierten sich noch einmal und zupften den Teufel ein wenig am Schwanz.
Damit aus den derben, wenn auch harmlosen Späßen keine soliden Streitereien entstanden, knöpften Bulmers Deputies den stolzen Sattelrittern vor der Saloontür die Schießeisen ab.
Vor allen größeren Whiskytempeln war ein Deputy aufgezogen. Wer aus der Tür kam und noch auf den Füßen stehen konnte, durfte seine Waffe wieder an sich nehmen.
Henderson schmunzelte. Bulmer betrieb sein Amt mit Umsicht. Er ließ den Cowboys ihren Spaß, solange er sich in Grenzen bewegte; die Geschäftsleute der Stadt profitierten davon.
Mit einer lässigen Bewegung schlug Henderson den staubigen Hut über dem Knie aus und ging ins Büro.
Bulmer saß hinter dem Schreibtisch und hob die Hand, als hätten sie sich erst gestern zuletzt gesehen.
„ Fein, dass du’s möglich gemacht hast, Jim“, sagte er ohne jede Förmlichkeit und kam gleich auf den Kern seines Anliegens zu sprechen. „Hast du ein paar Tage Zeit mitgebracht?“
Henderson angelte sich mit dem Fuß einen Stuhl heran.
Als er sich setzte, hatte er das Gefühl, dass es sich noch um das gleiche wacklige Möbel handelte, mit dem er vor einem Jahr schon fast zusammengebrochen war.
„ Es wird sich einrichten lassen, Tude.“ Er nahm sich eine Zigarre aus Bulmers Kiste und zündete sie an. „Dein Brief war nicht erfreulich. Ist Pike inzwischen zurück?“
„ Ich bin in großer Sorge, Jim. Es ist nicht Pikes Art, mit einem festen Ziel fortzureiten und sich dann nicht zu melden.“
„ Hm - dann kann ich annehmen, dass du auch von diesem Tucker nichts gehört hast?“
„ Spurlos verschwunden. Pike und er kennen sich übrigens, Pike war ein paar Jahre da oben Deputy.“
Henderson blickte dem blauen Rauch der Zigarre nach. „Warum hast du damals das Büro droben aufgelöst?“
„ Die Leute wählten einen Sheriff aus ihrer Mitte, du weißt doch, wie das ist. Pike ist nicht von dort, außerdem ist er zu alt.“
„ Was ist mit diesem neuen Mann da oben? Über den schreibst du nichts, Tude.“
„ Ich kann mich nicht einmischen. Munro Vandel heißt er. Sie haben ihn ordnungsgemäß gewählt.“
„ Sweetwater ist ein heißes Nest geworden“, warf Henderson hin. „Das lese ich jedenfalls zwischen den Zeilen.“
„ Ich höre allerlei, und es gefällt mir immer weniger. Ich wollte schon selber raufreiten. Das ginge nur als Privatmann.“
„ Mit anderen Worten ist Pike ohne amtlichen Auftrag losgeritten?“
„ Du sagst es. Er soll Ohren und Augen aufsperren, mehr nicht.“
„ Ist dieses Mädchen, die Enkelin von Tucker, noch hier?“
„ Ich habe sie davon überzeugt, dass sie warten soll, bis ein Marshal herkommt. Sprich mit ihr, sie hat da oben gelebt und kennt die Verhältnisse bis in die jüngste Zeit und aus eigener Erfahrung. Sie behauptet steif und fest, dass ihr Großvater zum Verkauf seines Frachtgeschäftes gezwungen wurde. Man hat alles unternommen, um ihn dahin zu bringen. Selber ist sie nach eigenen Worten mehrmals in übler Weise belästigt und angepöbelt worden.“
„ Ach?“ Hendersons Brauen gingen in die Höhe.
„ Der Großvater hängt wohl sehr an ihr. Das war natürlich ein geeignetes Druckmittel. Sie mag ihn übrigens auch. Du wirst das feststellen, wenn du dich mit ihr unterhältst. Wir gehen heute abend hin, man kocht dort ganz ordentlich. Du bist eingeladen.“
„ Danke für die Aufmerksamkeit. Kann ich jetzt den Gefangenen sehen?“
Umständlich holte Henderson einige Papiere aus der Brusttasche seines Hemdes. Es waren Formulare. Bulmer musste sie ausfüllen. Es waren die Begleitpapiere für Roscoe, denen noch das schriftliche Urteil von Richter Millard beizufügen war.
„