TESLAS GEHEIMNIS (Project 5) - Alex Lukeman - E-Book + Hörbuch

TESLAS GEHEIMNIS (Project 5) E-Book und Hörbuch

Alex Lukeman

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Beschreibung

Verschollene Reliquien, mystische Schätze und geheimnisvolle Artefakte – begeben Sie sich zusammen mit der streng geheimen Regierungsorganisation PROJECT auf die weltumspannende Jagd nach den letzten Rätseln der Menschheit. Viele Geheimnisse und Verschwörungstheorien ranken sich um Nikola Tesla. Phantastische Entwicklungen, welche unser Verständnis von Wissenschaft und Technik auf den Kopf stellen, in den falschen Händen aber auch eine ungeheure Gefahr bergen könnten. Als verschollen geglaubte Pläne des genialen Erfinders in die Hände einer uralten Geheimgesellschaft fallen, sieht diese den Zeitpunkt gekommen, die mysteriöse Konstruktion als Waffe einzusetzen, um ihre finsteren Pläne zu verwirklichen. Um die Gefahr eines Atomkrieges abzuwehren, jagen Nick Carter und Selena Gomez von Prag bis in die Toskana und von Ausgrabungsstätten im mexikanischen Dschungel bis in die Steppen Russlands den Hinweisen über Teslas Geheimnis hinterher. Denn nichts weniger als das Schicksal der Menschheit steht auf dem Spiel. "Alex Lukeman schreibt mit einem sicheren Gespür für filmische Atmosphäre. Seine fesselnden Romane mit ihren griffigen Plots sind einfach absolute Hits." - MCSFilm Review Team

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Seitenzahl: 314

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Zeit:8 Std. 48 min

Sprecher:Michael Schrodt

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Teslas Geheimnis

Project - Band 5

Alex Lukeman

Übersetzt von Peter Mehler

Copyright © 2015 by Alex Lukeman

Dieses Werk ist Fiktion. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln vervielfältigt, verbreitet oder übertragen werden, außer nach vorheriger und ausdrücklicher Genehmigung des Autors. (Dieses Werk ist Fiktion.) Namen, Charaktere, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder vom Autor frei erfunden oder als fiktives Element verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.

Impressum

überarbeitete Ausgabe Originaltitel: THE TESLA SECRET Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER-Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Peter Mehler

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-491-3

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Teslas Geheimnis
Impressum
Danksagung
Teil Eins
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Teil Zwei
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Teil Drei
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Anmerkungen des Autors
Über den Autor

Danksagung

Mein Dank gilt wie immer meiner Frau Gayle. Ihre Geduld ist geradezu legendär. Wann immer sie meine Entwürfe liest, sind ihre Anmerkungen dazu auf den Punkt.

Viele Personen haben mir beim Schreiben dieses Buches und mit ihren Kommentaren zu der Vorab

Teil Eins

Kapitel 1

Es waren nicht die Geräusche, die er hörte, die ihn schließlich aufweckten.

Nick Carter lauschte. Keine Insekten. Keine Frösche. Kein Rascheln in den Bäumen, keine vertrauten Geräusche in der Nacht. Nach dem heißen Tag war es kühl in der Hütte. Der saubere Geruch von Zedern und feuchter Erde wehte durch das geöffnete Fenster herein.

Selena schlief neben ihm. Er berührte sie an der Schulter und weckte sie auf. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: »Zieh‘ dich an. Irgendetwas stimmt hier nicht.«

Nick schlug die Bettdecke zurück. Seine Füße berührten den harten Holzboden, dann nahm er seine .45er vom Nachttisch.

Selena schlüpfte nackt aus dem Bett. Ihre Kleidungsstücke lagen auf einem Stuhl in der Nähe des vorderen Schlafzimmerfensters. Wranglers, ein grünes Tanktop, Unterwäsche. Sie hielt sich vom Fenster fern, ließ die Unterwäsche aus und streifte sich nur ihre Jeans und das Top über. Dann schlüpfte sie in ein paar Nikes und zog ihre Glock aus dem Holster.

Nick zog sich ebenfalls seine Hose an. Von draußen hörte er ein leises, metallenes Geräusch und dann das vertraute Pling eines entsicherten Bügels. Adrenalin flutete seinen Körper, eine Welle aus ungezügelter Energie.

»Selena, Granate!«, schrie er.

Schützend hielt er sich einen Unterarm vors Gesicht und stürmte dann direkt durch die Fliegengittertür, die auf die Veranda hinausführte, Selena dicht hinter ihm. Er sprang von der Veranda, stolperte, fiel und rollte sich wieder auf die Beine. Schmerzen schossen durch seinen Rücken. Die Explosion der Granate erschütterte die Hütte.

Bis zu den Zedern waren es etwa dreißig Meter offenes Gelände. Sie rannten über die Lichtung und erreichten den Schutz des kleinen Wäldchens. Nick sah zu der Hütte zurück. Grelle Flammen schlugen aus dem Schlafzimmer. Das Feuer kletterte bereits an der Außenwand zu dem grünen Metalldach hinauf.

Eine Brandgranate, dachte er. Verdammt. Mehrere Male atmete er tief durch und versuchte sich wieder zu beruhigen.

»Wie viele?«, wollte Selena wissen. Ihre Stimme klang leise, angespannt.

»Wahrscheinlich mehr als einer.« Er beobachtete, wie sich die Flammen weiter ausbreiteten. »Wir müssen sie ausschalten. Ich werde von rechts einen Bogen bis zur Vorderseite um sie machen. Du gehst nach links. Behalt‘ mich im Auge.«

Sie nickte.

Er berührte sie am Arm. »Und pass auf, dass du nicht verletzt wirst.«

Er verschwand. Selena sah ihm nach. Ihr Herz hämmerte von innen gegen ihre Brust. Sie begann zwischen den Bäumen hindurchzuhuschen, die Pistole in beiden Händen an ihrer Seite.

Die Flammen fraßen sich lodernd durch das trockene Holz der Hütte. Rote, orangefarbene und gelbe Funken stiegen in den Nachthimmel. Kleinere Explosionen waren aus dem Inneren der Hütte zu hören. Der Lärm übertönte Nicks Bewegungen durch das Unterholz. Er schob Äste beiseite, hob seine nackten Füße und setzte sie mit vorsichtiger Präzision wieder auf dem unebenen Grund ab. Er mied den Rand des Wäldchens und umkreiste die Flammen.

Schließlich hörte er sie, noch bevor er sie sah … zwei weiße Männer, komplett in Schwarz gekleidet. Sie trugen Uzis bei sich.

»Vielleicht haben sie es nach draußen geschafft«, sagte der erste von ihnen. Er war etwa eins-achtzig groß, schlank. Ex-Militär, dachte Nick, ausgehend davon, wie er die Waffe hält. Der zweite Mann war kleiner, untersetzter.

»Da raus? Machst du Witze?«

Er deutete auf das Gebäude. Die Hütte war mittlerweile von Flammen eingeschlossen. Das Fachwerk wurde sichtbar, während das Inferno unaufhaltsam die Wände und die Einrichtung verzehrten.

Nick hob seine Pistole und lauschte.

»Er schrie etwas, bevor die Granate hochging«, sagte der größere Mann.

»Meinetwegen kann er den ganzen Weg bis in die Hölle schreien. Die sind Toast. Lass uns verschwinden.«

»Hey, sieh mal da drüben. Eine Katze.« Der große Mann deutete in eine Richtung.

Eine große, orangefarbene Katze saß am Rande der Lichtung und betrachtete neugierig die Feuersbrunst. Nick erkannte sie.

Burps.

Der Kater war immer hier, wenn sie die Hütte besuchten. Nick schuldete ihm was. Vor Jahren hatte er ihm das Leben gerettet.

»Jetzt pass auf«, sagte der Mann. »Katzenfutter.« Er hob seine Uzi.

Nick schoss dem Mann zwei Kugeln in den Rücken und er sackte zusammen. Die nächsten beide Schüsse trafen den untersetzten Mann in die Brust und warfen ihn rückwärts auf den Boden.

Burps rannte in den Wald hinein. Damit sind wir quitt, Kumpel. Nick wartete, beobachtete. Die beiden Körper bewegten sich nicht. Er spähte nach rechts und links, sah aber nichts weiter. Niemanden. Also betrat er die Lichtung.

Zwischen den Bäumen bellte Selenas Pistole, drei harte, flache Echos. Ein dritter Mann fiel auf die Lichtung hinaus, wie die anderen in Schwarz gekleidet. Selena trat zwischen den Bäumen hervor. Nick lief zu dem Mann und behielt gleichzeitig die Baumreihe im Auge. Die Waffe des Mannes, eine weitere Uzi, trat er aus dessen Reichweite. Blut quoll zwischen den Lippen des Mannes hervor.

Nick kniete sich neben ihn. »Wer hat dich geschickt?«

Der Kerl sah mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Hustete Blut. Er versuchte zu sprechen und hustete wieder. Ein plötzlicher Schwall roter Farbe ergoss sich auf die braune Erde. Dann hörte sein Brustkorb auf sich zu bewegen.

Selena trat hinzu und starrte auf den Mann hinunter, den sie soeben getötet hatte. Nicht darüber nachdenken. Das kannst du später verarbeiten. Sie wurde langsam gut darin, ihre Gedanken und Gefühle so lange zu verdrängen, bis der geeignete Zeitpunkt dafür gekommen war.

»Gottverdammt«, sagte sie.

Nick stand auf und deutete auf die Leichen. »Sie haben es nicht besser verdient. Der da drüben wollte Burps abschießen. Einfach nur so zum Spaß.«

»Du blutest ein wenig«, bemerkte sie. Seine Brust war mit Striemen von den Ästen und Kratzern von der Fliegengittertür überzogen, durch die er gestürmt war.

»Das ist nichts. Wir sollten besser Harker anrufen. Im Pick-up liegt ein Notfallhandy.«

Selena betrachtete Nick, während die wechselnden Farben der Flammen über ihn strichen. Seine grauen Augen waren so schwarz wie die Nacht. Seine Haut leuchtete im Feuerschein und seine alten Narben zeichneten sich als dunkle Schatten und Flecken darauf ab. Gemeinsam liefen sie zu dem Silverado. Er zog eine Sporttasche unter dem Sitz hervor und nahm ein Paar Turnschuhe und ein altes schwarzes T-Shirt heraus. Außerdem kramte er ein Handy aus der Tasche und steckte es sich in die Hose.

Die Hütte brannte lichterloh. Die Hitze war bis über die Lichtung hinweg zu spüren.

»Lass uns die Leichen absuchen.« Er lief zu dem ersten Mann, den er erschossen hatte, und begann dessen Taschen zu durchsuchen. Selena übernahm den Mann daneben.

»Nichts«, sagte sie.

»Hier auch nicht.« Er trat zu der dritten Leiche, und dort spürte er etwas Hartes unter der Kleidung. Er zog ein Handy hervor, eines der billigen Prepaid-Modelle, die man überall kaufen konnte. Er steckte es sich ebenfalls in die Tasche.

»Hier wird es bald vor Cops und Feuerwehrleuten wimmeln«, sagte er. »Wir müssen die Leichen verschwinden lassen. Hilf mir, sie zwischen die Bäume zu tragen.«

Sie zerrten die drei toten Männer tief in das Waldstück, dann kehrten sie zurück, sammelten die Waffen ein und brachten sie zu den Leichen.

Er reichte ihr das Handy aus der Sporttasche. »Ruf Harker an, während ich mir ein Paar Socken suche.«

Mit dem Telefon in der Hand sah sie ihm auf dem Weg zurück zu dem Pick-up nach. In diesem Moment explodierte der Propangastank in der Hütte. Sie wirbelte zu dem brennenden Haus herum, und erst da fiel ihr auf, dass sie noch immer ihre Glock in ihrer Hand hielt.

Wie bin ich nur hierher geraten?, fragte sie sich.

Kapitel 2

In Virginia war es kurz vor sechs Uhr morgens. Elizabeth Harker saß bereits seit einer Stunde hinter ihrem Schreibtisch. In ihrer Hand hielt sie eine Tasse warmen schwarzen Kaffees. Sie fühlte sich zuhause, wenn sie an diesem Schreibtisch saß. Das Project war ihr Leben geworden.

Elizabeth Harker besaß große grüne Augen und eine milchigweiße Haut. Sie war eine kleine Frau. Ihre Größe und ihr Aussehen, mit ihren rabenschwarzen Haaren, ließ die Leute oft an tanzende Elfen und Feen aus einer Geschichte von Tolkien denken. Hin und wieder verwechselten sie dann auch Größe und Geschlecht mit Kompetenz und trauten ihr nur wenig zu. Ein Fehler, den niemand ein zweites Mal beging.

Ihr Satellitentelefon meldete einen Anruf.

Probleme, dachte sie sofort. Es ist zu früh. Sie nahm den Anruf entgegen.

»Jemand griff uns in Nicks Hütte an. Wir brauchen ein Säuberungskommando.«

»Leichen?«

»Drei. Die Hütte ist abgebrannt.«

»Geht es Ihnen gut?«

»Ja. Nick hat ein paar Kratzer abbekommen.«

»Kratzer?«

»Hier, er kann es Ihnen selbst erzählen.«

Elizabeth hörte Selena etwas rufen, und dann meldete sich Nick.

»Direktor, wir brauchen ein Säuberungskommando.«

»Das sagte Selena bereits. Was ist passiert?« Sie ließ sich von Nick auf den neuesten Stand bringen.

»Warten Sie einen Moment«, unterbrach sie ihn dann. Sie wechselte zu dem Telefon auf ihrem Schreibtisch und sprach ein paar wenige Worte mit jemandem am anderen Ende. Dann legte sie es wieder beiseite.

»Ein Team ist unterwegs und wird in zwei Stunden da sein. Verstecken Sie die Leichen und Waffen, bevor jemand bei Ihnen eintrifft.«

»Schon geschehen.«

Nick sah zu, wie die Funken stoben – jeder einzelne ein Feuer, das nur darauf wartete, entzündet zu werden. Am Tag zuvor hatte es stark geregnet. Die Hütte stand auf einer großen Lichtung. Um das Flammenmeer herum befand sich genug offenes Gelände und es war windstill. Es stand nicht zu befürchten, dass das Feuer übergriff. In der Ferne hörte er die ersten Sirenen.

»Die Löschfahrzeuge und der Sheriff werden bald hier sein.«

»Was werden Sie denen erzählen?«, hallte Harkers Stimme über die Satellitenverbindung.

»Propangasleck. Das werden sie uns abkaufen, denn der Gastank ist mit der Hütte in die Luft geflogen.«

»Irgendeine Idee, wer diese Leute waren? Trugen Sie Ausweise bei sich?«

»Nein. Ein Handy, sonst nichts. Aber vielleicht findet sich darauf etwas.«

»Kommen Sie zurück, so schnell Sie können. Und lassen Sie sich nicht einbuchten.«

Elizabeth lehnte sich in ihrem Sessel zurück und dachte nach. Wenn jemand hinter Nick und Selena her war, hatten diese Leute es vielleicht auch auf die anderen im Team abgesehen. Sie rief Ronnie Peete an und erzählte ihm, was passiert war. Danach Lamont und Stephanie und erklärte ihnen, dass Ronnie sie abholen würde.

Project war der verborgene Arm des Präsidenten. Niemand durfte wissen, aus welchen Personen ihr Team bestand und wo sie wohnten. Die Allgemeinheit wusste nichts über das Project, aber die Allgemeinheit warf für gewöhnlich auch nicht mit Handgranaten um sich. In den letzten Monaten hatten zu viele Personen von ihrer Geheimorganisation erfahren. Sie bekam zunehmend das Gefühl, dass das Wort geheim für ihre Art der Arbeit nicht mehr galt.

Elizabeth nippte an ihrem Kaffee und betrachtete das Bild der Zwillingstürme, das auf ihrem Schreibtisch stand. Wann immer sie Zweifel daran hegte, warum sie das alles tat, musste sie nur dieses Bild ansehen.

Der Tag hatte schlecht begonnen. Sie fragte sich, welche Überraschungen er noch bereithalten würde.

Kapitel 3

Ronnie Peete und Lamont Cameron waren unterwegs, um Stephanie abzuholen. Gemeinsam fuhren sie in Ronnies schwarzem Hummer.

»Was meinst du?«, fragte Lamont und blickte in den Seitenspiegel. Ein schwarzer Crown Vic folgte ihnen mit etwa einer Querstraße Abstand.

»Er stand bereits vor dem Gebäude, als ich dich abholte. Könnten die Cops oder die Feds sein. Oder die Leute, die Nick angegriffen haben. Harker meinte, sie hätten Granaten benutzt.«

»Wäre nicht das erste Mal. Nick hat ein schlechtes Karma, was Granaten angeht.«

»Karma? Kommst du mir jetzt mit diesem New-Age-Quatsch?«

»Yap.« Lamont holte seine Pistole hervor und zog den Schlitten ein Stück zurück, um zu überprüfen, ob sie geladen war. »Nick wird wegen der Hütte ziemlich angepisst sein.«

Ronnie spähte in den Rückspiegel. Der Wagen folgte ihnen noch immer. Auf der Kreuzung vor ihnen tauchte ein weiterer schwarzer Ford auf und kam direkt auf sie zu. Der Wagen beschleunigte, um die Lücke zwischen ihnen zu schließen.

»Jetzt geht’s los«, murmelte Ronnie.

»Glaubst du, das sind Feds?«

Jemand lehnte sich aus dem entgegenkommenden Fahrzeug und begann mit einer Maschinenpistole auf sie zu feuern. Der Hummer war mit kugelsicherem Glas ausgestattet. Sternenförmige Risse bildeten sich an den Stellen auf der Windschutzscheibe, wo die Kugel einschlugen.

»Nope, keine Feds.«

Ronnie trat hart auf die Bremse und riss das Lenkrad nach links. Quietschend drehte sich der Hummer um einhundertachtzig Grad, krachte gegen das entgegenkommende Auto und warf es auf die Seite.

Ronnie nahm den Fuß von der Bremse, stieg stattdessen auf das Gaspedal und hielt direkt auf das zweite Fahrzeug zu. Lamont konnte deutlich die Panik im Gesicht des Fahrers sehen, als der Hummer auf ihn zuraste, und versuchte ihm auszuweichen.

Ronnies Hummer war mit einer zusätzlichen Panzerung, einem verstärkten Chassis, einem Turbolader und ein paar zusätzlichen Pferdestärken modifiziert worden. Er rammte den Ford wie ein zweieinhalb Tonnen schwerer Vorschlaghammer und beförderte ihn über den Bürgersteig. Ronnie gab weiter Gas und schob den Ford durch das riesige Schaufenster eines Ladengeschäfts. Das Fenster zersplitterte in einer Explosion aus Glasscherben. Elegant gekleidete Schaufensterpuppen fielen auf den Gehweg hinaus.

Ein Mann kletterte aus dem Wagen. Ronnie sprang aus dem Hummer und erschoss ihn mit drei schnellen Schüssen. Ein paar Meter die Straße hinunter begann eine Frau zu schreien.

Lamont stieg ebenfalls aus und duckte sich rechtzeitig hinter den Hummer, bevor ein großer Mann aus dem anderen Wagen auf die Straße stieg und seine Uzi abfeuerte. Die Neunmillimetergeschosse prallten scheppernd von den Stahlplatten des Hummers ab. Lamonts erster und zweiter Schuss gingen fehl. Der dritte und vierte jedoch nicht. Der Mann fiel nach hinten und war nicht mehr zu sehen.

Ronnie schoss ebenfalls. Der Fahrer sank über dem Lenkrad zusammen.

So schnell der Schusswechsel begonnen hatte, war er auch wieder vorüber. Die Echos der Schüsse verhallten. Der Verkehr auf der Kreuzung war zum Erliegen gekommen. Die Straßenecke schien wie ausgestorben. Da sah Lamont, wie sich in einem der Apartmentfenster ein Vorhang bewegte. Mit der Pistole in beiden Händen wirbelte er zu dem Fenster herum, erblickte aber dort nur eine verängstigte Frau, die schnell wieder in der Wohnung verschwand.

Rauch stieg unter der verbeulten Motorhaube des Wagens auf, der halb in dem Schaufenster des Ladens stand. Der Fahrer war tot, sein Kopf in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Aus dem Hals des Beifahrers ragte eine dicke Glasscherbe des Schaufensters. Seine toten Hände umklammerten noch eine Uzi. Der vordere Innenraum war mit rotem Blut bedeckt. Der Mann, den Ronnie erschossen hatte, lag ausgestreckt neben der Wagentür auf dem Gehsteig.

»Lass uns nach dem anderen sehen«, sagte Lamont.

Sie liefen über die Straße. In dem zweiten Fahrzeug regte sich nichts. Ronnie aber bemerkte das Benzin unter dem Wagen. Mit ausgestrecktem Arm hielt er Lamont zurück. Der Benzintank explodierte und riss den Ford auseinander.

Sirenen näherten sich, sehr viele Sirenen. Die beiden hasteten zu ihrem Hummer zurück. Die rechte Seite war vollkommen demoliert. Der hintere Kotflügel war eingedellt und verbeult, der glänzende schwarze Lack zerkratzt, und der vordere Kotflügel so verbogen, dass er gegen den Reifen rieb. Die gesamte Karosse und die Fenster waren mit Einschusslöchern übersät.

»Hast deinen Wagen geschrottet«, stellte Lamont fest.

Ronnie betrachtete sein Auto und schüttelte den Kopf. »Wir werden Hilfe mit den Cops brauchen. Ich sag Bescheid.«

Kapitel 4

Das gesamte Team traf sich in Harkers Büro. Nick und Selena waren vor einer Stunde aus Kalifornien eingetroffen.

Stephanie Willits saß auf der Couch. Sie war die Computerspezialistin bei Project, eine geniale Hackerin und für alles zuständig, was mit Computern zu tun hatte. Stephanie besaß dunkle Augen und Haare und ein hübsches, freundliches Gesicht. Die meiste Zeit trug sie ein sympathisches Lächeln zur Schau. In diesem Moment aber war ihr das Lächeln vergangen.

Neben ihr saß Ronnie. Seine Navajo-Abstammung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er besaß kantige Gesichtszüge und dunkle Augen. Seine Nase war groß und von nobler römischer Anmutung. Seine Haut war hellbraun, mit einem leichten Rotton, der in den Sommermonaten etwas ausgeprägter erschien. Er trug eines seiner Lieblingshemden, ein knallbuntes Panorama aus Cadillacs voller fröhlicher Surfer, die an einem hawaiianischen Strand entlangfuhren.

Neben dem Bild der Twin Towers auf Harkers Schreibtisch lag ein silberner Kugelschreiber, der früher einmal Franklin Delano Roosevelt gehört hatte. Sie nahm in auf und drehte ihn zwischen den Fingern.

»Es besteht kein Zweifel, dass es sich hier um einen geplanten Überfall handelte«, sagte sie. »An den Personen, die euch attackiert haben, konnten keinerlei Ausweise oder ähnliches gefunden werden, weder in Kalifornien noch hier. Aber wir konnten die meisten von ihnen identifizieren.«

»Wie?«, fragte Selena.

Sie sah etwas frischer aus als Nick, aber nur ein wenig. Ihr Gesicht zeigte Spuren von Ermüdung und ihre veilchenblauen Augen waren mit roten Äderchen durchzogen. Ihre rotblonden Haare hatte sie zu einem kurzen Pferdeschwanz zurückgebunden, der von einem Gummiband gehalten wurde. Sie ließ die Haare einfach wachsen.

Kein Vergleich mehr zu dem Tag, als sie das erste Mal hier hereinspazierte, dachte Harker. Sie hatte sich verändert. Der Look des reichen, verwöhnten Mädchens war verschwunden.

»Die drei Männer in Kalifornien waren Ex-Militärs. Ihre Fingerabdrücke tauchten in den Datenbanken auf. Von dem, der verbrannte, konnten wir keine mehr sicherstellen, aber die anderen arbeiteten früher für Langley.«

»Also Söldner und Ex-Agenten«, sagte Nick.

»Genau.«

»Das gefällt mir nicht. Wo hatten wir das schon mal? Spione und Söldner?«

»In Texas«, sagte Ronnie. Er spürte immer noch die Nachwirkungen der Verletzung, die er sich dort zugezogen hatte. »Glauben Sie, dass es die gleichen Leute sind, Direktorin?«

»Ja. Auf dem Telefon, das Nick fand, war ein eingegangener Anruf. Er ließ sich zu einer Firma namens Endgame Development zurückverfolgen. Die Firma entwickelt interaktive, gewalttätige Videospiele. Sachen wie Freitag der 13., aber in 3D und High Definition. Endgame ist eine Unterfirma eines Tochterunternehmens des Unterhaltungskonzerns, der Malcolm Foxworth gehört.«

»Foxworth steckt hinter AEON.«

»Deshalb glaube ich, dass es die gleichen Leute sind.«

»Was sollen wir tun?«, fragte Nick.

»Endgame hat seine Büros in Brighton Beach in Brooklyn. Ich möchte, dass Sie und Lamont sich dort umschauen und sehen, was Sie herausfinden können.« Elizabeth spielte weiter mit ihrem Kugelschreiber. »Es könnte sich um einen Präventivschlag gehandelt haben, um uns aus irgendeinem Grund aus dem Weg zu räumen. Man hatte es ganz sicher deshalb auf Sie abgesehen, weil Sie die vier Kernpersonen unseres Einsatzteams bilden. Stephanie und ich standen wahrscheinlich als nächste auf ihrer Liste, nachdem sie sich um den schusskräftigen Teil unserer Organisation gekümmert hätten.«

»Ein großer Fehler.« Lamont lächelte. »Die kannten Sie beide wohl nicht sehr gut.«

Lamont war aus den Navy Seals ausgeschieden und danach direkt zu Project gewechselt. Die lange Narbe eines Granatsplitters zog sich von seiner Stirn über Nase und Wange. Sie bildete eine dünne, rosafarbene Furche auf seiner kaffeebraunen Haut. Er hatte hellblaue Augen, ein Geschenk seines äthiopischen Großvaters.

»Was könnten sie vorhaben?«, fragte Selena.

Harker tippte mit ihrem Kugelschreiber auf den Tisch. »Wenn die Vergangenheit ein Indikator ist, dann werden wir das sehr bald herausfinden.«

Kapitel 5

Der Mann, der die Geschicke von AEON leitete, sah aus Fenstern seines Penthouse auf die Londoner Innenstadt hinaus. Von hier aus konnte er beinahe die gesamte Stadt überblicken – ein guter Ort, um über seine Macht nachzudenken.

Malcolm Foxworth war ein kleiner Mann mit einer ungeheuren Ausstrahlung. Sein Haar war schwarz, mit silbernen Strähnen durchsetzt und gut frisiert. Seine Ohren schienen ein wenig zu groß für seinen Kopf zu sein. Seine Augenbrauen bildeten dünne, schwarze Striche über schmalen Augen so blau wie Eisgletscher. Foxworths Gesicht war unauffällig, beinahe gewöhnlich. Wenn er wütend wurde, lief er rot an. Wenn er jedoch sehr wütend wurde, wurde sein Gesicht so weiß wie Kreide.

Foxworth hatte seine Karriere mit einer kleinen Zeitung begonnen, die er von seinem Vater geerbt hatte. Über die Jahre hatte er daraus ein weltweites Medienimperium geschaffen, indem er unzufriedenen Menschen genau das erzählte, was sie hören wollten. Er kontrollierte Radiostationen, Zeitungen, Magazine und Fernsehsender, die alle eine Sache gemein hatten: Sie dienten dazu, jene unheilvolle Wolke der Zwietracht zu nähren und auf der ganzen Welt Angst zu schüren.

Angst war Foxworths Mittel zum Zweck. Angst siegte fast immer über Vernunft. Ängstliche Menschen wurden wütend und ließen sich so leichter manipulieren. Die großen Politiker hatten die Ängste der Menschen immer wieder dafür genutzt, ihre Ziele zu erreichen. Dann gratulierten sie sich selbst zu ihren Erfolgen und hielten sich für die Herrscher der Welt. Aber nur sehr wenige wussten, wer tatsächlich die Fäden in der Hand hielt und die Welt an ihnen zappeln ließ.

Foxworth wusste es, denn er war einer von ihnen. Die Verschwörungstheoretiker hatten tatsächlich recht in ihrer Annahme, dass es eine verborgene Geheimgesellschaft gab, welche die Weltherrschaft anstrebte – sie lagen nur mit allem anderen falsch.

Über die Jahrhunderte hinweg hatte AEON viele Namen getragen. Die Illuminaten. Die geheimen Freimaurer. Die neue Weltordnung. Die trilaterale Kommission. Die Bilderberger. Das alles waren nützliche Ablenkungsmanöver gewesen, Futter für die menschliche Paranoia. Taschenspielertricks. Niemandem war es je gelungen, die wirkliche Verschwörung aufzudecken.

Doch in den letzten Jahren war ihm zunehmend jemand in die Quere gekommen.

Irgendwer hatte Harkers Laufburschen auf die Fährte der Demeter-Operation gebracht. Das war, als hätte man Sand ins Getriebe einer komplexen Maschine geworfen. Jahre der Vorbereitung waren auf diese Art binnen weniger Stunden von einem von einer Frau angeführten Team aus ignoranten, abgehalfterten Soldaten ruiniert worden. Und das war nicht das erste Mal gewesen, dass sie eine AEON-Operation zum Scheitern gebracht hatte. Wann immer er an Harker dachte, spürte Foxworth das Verlangen, sie an der Gurgel zu packen und ihr das Genick zu brechen.

Harker bezog ihre Macht aus ihrer Nähe zum Präsidenten. Präsident Rice spielte nicht nach den Regeln. Er ließ sich nicht bestechen oder dazu überreden, zu verstehen, welche Dinge wirklich eine Rolle spielten. Er war schwach, lehnte Kriegseinsätze kategorisch ab. Ohne ihn würde Harker bedeutungslos werden.

Rices Gegner in den anstehenden Präsidentschaftswahlen war eine Marionette der AEON-Gruppe. Wahlen aber waren unvorhersehbar, egal was die Umfragen im Vorfeld sagen mochten. Foxworth hatte nicht die Absicht, bis November zu warten und zu hoffen, dass sein Mann als Sieger hervorgehen würde.

Er würde zuerst Rice umbringen lassen und dann Harker töten.

Er blickte auf die sich ständig verändernde Skyline Londons hinaus. Ein leichter Regen klopfte gegen das Glas. Jenseits der Themse zeichnete sich das gigantische Riesenrad, das die Londoner auch das Auge nannten, vor dem grauen Himmel ab.

Ein plötzlicher, schmerzhafter Stich durchfuhr ihn. Er presste seine Hand gegen das dicke Fensterglas, um sich abzustützen. Alles verschwamm vor seinen Augen. Dann verlor sich der Nebel wieder und der Schmerz in seinem Schädel ebbte ab. Unsicher wankte er zu seinem Schreibtisch und setzte sich.

Auf der anderen Seite des Raums öffnete sich eine Tür. Eine große, elegant gekleidete Frau mit blasser Haut und langen schwarzen Haaren kam herein. Sie bewegte sich mit einer unbekümmerten Leichtigkeit und voller sexueller Verheißung. Ihr cremefarbenes Kostüm hob sich leuchtend von ihren dunklen Haaren ab, ihre rote Bluse zeigte gerade genug Dekolletee, um das Auge abzulenken, und in ihrem Blick funkelten unausgesprochene Gedanken.

Mandy Atherton war als Modell auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen, als sie vor zwei Jahren auf Foxworth traf. Im mörderischen Geschäft der Modedesigner und schönen Frauen gab es immer jemanden, der an ihrem Stuhl sägte. Mandy war nicht dumm. Sie wusste nur zu gut, worin ihre Zukunft lag, und das war nicht die Modeindustrie, sondern das Bett eines reichen Mannes.

In der letzten Zeit war es Foxworth zwar zunehmend schwergefallen, darin seinen Mann zu stehen, aber das war für Mandy kein Problem. Sie kannte andere Wege, um ihre Bedürfnisse zu stillen. Sie war mindestens so einfallsreich und intelligent wie schön. Tagsüber trat sie als Foxworths Assistentin auf.

»Malcolm, Doktor Morel ist hier.«

»Das wurde auch Zeit. Schick ihn herein.«

Doktor Morel trug einen Kinn- und Schnurrbart und einen dreiteiligen dunklen Anzug, der eine Menge Geld gekostet haben musste. Er war fünfzig Jahre alt, wurde langsam kahl und bekam eine Wampe. Er sah aus wie ein Schauspieler, der Sigmund Freud verkörperte. Handgefertigte Schuhe ließen ihn noch etwas größer wirken, und ein Hauch von Parfüm war ein Indiz für seine Eitelkeit. In seiner rechten Hand trug er einen glatten schwarzen Lederkoffer voller ausgewählter medizinischer Präparate bei sich.

Morel war kaum einen Meter siebzig groß, und das war einer der Gründe, warum Foxworth ihn gern um sich hatte. Zusätzlich zu seiner geringen Körpergröße war Morel verschwiegen. Er war ein Mann, der genau wusste, wie man seinen Kunden das Gefühl gab, umsorgt und respektiert zu werden. Noch viel wichtiger aber war, dass er wusste, wie man ihnen half, sich besser zu fühlen.

»Gottverdammt, Morel, wieso hat das so lange gedauert? Ich kann nicht denken mit diesen Kopfschmerzen.«

»Tut mir leid, Malcolm, auf der M1 war eine Baustelle. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Bitte, nehmen Sie Platz.«

Foxworth bestand darauf, dass ihn enge Mitarbeiter mit dem Vornamen ansprachen. Die einfachen Arbeiterbienen nannten ihn Sir.

Foxworth setzte sich an den Schreibtisch. Morel legte seinen Koffer auf dem Tisch ab, öffnete ihn und zog einen Stuhl heran. Dann nahm er ein Instrument heraus und leuchtete damit in Foxworths Augen.

»Sehen Sie nach oben. Jetzt nach rechts. Und jetzt nach links.« Er legte das Instrument wieder beiseite und nahm stattdessen eine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit darin und eine Spritze heraus.

»Noch irgendwelche anderen Symptome, Malcolm? Verschwommenes Sehen? Hörverlust? Gleichgewichtsprobleme?«

»Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Gib mir einfach etwas gegen die Kopfschmerzen. In zwanzig Minuten habe ich ein wichtiges Treffen.«

»Natürlich.« Morel zog die Spritze auf und ließ ein paar Tropfen herausquellen. »Die Hose, bitte.«

Foxworth stand auf. Morel bemerkte, dass er dabei ein wenig schwankte, behielt es jedoch für sich. Foxworth entblößte seinen Hintern und Morel verabreichte ihm die Injektion.

»In ein oder zwei Minuten sollten Sie sich bereits besser fühlen«, sagte er. »Sind Sie immer noch nicht bereit für ein paar Tests? Nur über Nacht.«

»Ich will keine Tests.« Foxworth spürte bereits, wie das Mittel zu wirken begann. Der Schmerz verflog. Er atmete tief durch. »Ich brauche keine Tests. Diese Kopfschmerzen kommen vom Stress.«

»Malcolm …«

»Ich sagte, ich will keine verdammten Tests, Morel.«

Foxworths Stimme war eisig geworden. Etwas Uraltes und sehr Gefährliches schien in ihr zu liegen. Morel wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als ob er gerade etwas unaussprechlich Böses gesehen hätte. Lächerlich, schalt er sich. Das hast du dir nur eingebildet.

Foxworth beruhigte sich wieder. »Erwähnen Sie es einfach nicht wieder. Solange ich Sie erreichen kann, brauche ich nichts anderes.«

»Für Sie bin ich immer erreichbar.« Morel klappte seinen Koffer zu.

Das Geld, das er für diese Besuche verdiente, garantierte dafür. Wenn sein Patient keine Untersuchungen wollte … nun, dann war das seine Entscheidung. Morel hatte getan, was er konnte. Er würde das Thema nicht wieder zur Sprache bringen, nicht nach Foxworths Ausbruch soeben. Für einen Moment hatte er sich tatsächlich bedroht gefühlt.

Kapitel 6

Die Sicherheitsvorkehrungen in Selenas Appartement waren mit denen in Langley oder bei der NSA vergleichbar. Und sie benötigte sie. An den Wänden hingen genug rare Kunstwerke, um ein privates Museum damit zu eröffnen. Sie hatte von ihrem Onkel ein Vermögen geerbt. Seine Ermordung hatte sie zu Project geführt. Nie hätte sie sich träumen lassen, einmal für Harker zu arbeiten.

Eines der Dinge, die Nick an ihr mochte, war, wie wenig überheblich sie sich verhielt. Selena protzte nicht mit ihrem Geld herum und ihr haftete auch keine falsch empfundene Überlegenheit wegen ihres Wohlstandes an.

Er saß am Küchentresen und sah ihr beim Kochen zu. Sie bewegte sich mit der Geschmeidigkeit, die von zwanzig Jahren Martial-Arts-Training perfektioniert worden war. Ihr rotblondes Haar verriet ihre keltische Herkunft. Ihre Augen waren manchmal blau, manchmal von einem tiefdunklen Violett. Und sie besaß ein interessantes Gesicht. Einer ihrer Wangenknochen stand ein wenig höher als der andere. Gutaussehend war der Begriff, der den meisten Leuten in den Sinn kam, wenn sie sie sahen. Auf ihrer Oberlippe befand sich ein kleines dunkles Muttermal, ein Schönheitsfleck.

Selena verfügte über viele Fertigkeiten, aber kochen gehörte nicht dazu. Gerade versuchte sie sich an einem Rezept für Bœuf Stroganoff. Auf dem Herd köchelte ein Topf mit Nudeln.

»Brauchst du Hilfe?«

Nick versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Selenas letzte beiden Versuche, ein Abendessen zuzubereiten, waren nicht gut ausgegangen. Meistens gingen sie zum Essen aus oder Nick bereitete etwas zu.

»Nein, alles bestens. Wie ist dein Drink?«

»Gut.« Er nahm einen Schluck von seinem Whiskey. Schaum quoll aus dem Topf, als die Nudeln überkochten, und ergoss sich über den Herd.

»Verdammt!« Sie drehte die Herdplatte ab.

»Halb so wild.«

Sie nahm die Nudeln vom Herd und kippte sie in ein Sieb im Waschbecken. Die Hälfte der Nudeln blieb im Sieb kleben. Sie kratzte sie heraus, gab das Fleisch dazu und brachte alles zu dem Tresen in der Mitte der Küche. Dieser war bereits mit Tellern, Servietten und Besteck gedeckt. Außerdem hatte sie eine Rose in einer Vase dazugestellt, Wasser in Kristallgläsern und eine große Schüssel mit griechischem Salat.

Nick beäugte das Stroganoff. »Was sind diese schwarzen Dinger?«

»Oliven. Ich hatte keine Essiggurken.«

Er nahm einen Bissen. Das Fleisch war wie Leder. Seine Augen tränten. »Etwas scharf.« Beide griffen nach dem Wasser. »Wie viel Pfeffer hast du denn genommen?«

»Einen Teelöffel voll. Du magst es ja gern scharf, also gab ich noch etwas mehr dazu.«

»Ein Teelöffel.« Ausgeschlossen, dachte er. »Nicht übel«, log er und nahm einen weiteren Schluck Wasser.

»Es schmeckt furchtbar. Verdammt.« Sie schob ihren Teller von sich.

»Spitzenkoch wird man nicht über Nacht. Der Wein ist gut.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie. »Und du schmeckst auch gut. Nach gepfeffertem Wein.«

»Du schmeckst nach Whiskey und ranziger saurer Sahne.«

»Essen wir eben nur den Salat.«

Nachdem sie damit fertig waren, setzten sie sich auf die lange Couch, von der aus man die Lichter der Stadt überblicken konnte. In der Ferne sah man die weiß leuchtende Kuppel des Kapitols.

»Ich wünschte, es könnte immer so sein«, sagte sie.

»Na ja, zumindest jetzt ist es so.«

»Aber für wie lange? Irgendetwas wird passieren. Tut es immer. Wir wissen noch nicht, wer es auf uns abgesehen hatte.«

»Nein, aber wir werden es herausfinden.«

»Glaubst du, sie versuchen es wieder?«

»Ja.«

»Wie können wir sie aufhalten?«

»Sie werden einen Fehler begehen. Früher oder später macht jeder Fehler. Alles, was wir brauchen, ist eine Spur. Dieser werden wir folgen, mehr herausfinden, und immer so weiter. Die Spur wird uns irgendwohin führen. Und dann werden wir die Bedrohung eliminieren.«

»Wir wissen aber nicht, was für eine Bedrohung das sein könnte.«

Er nahm seinen Drink zur Hand und starrte in den bernsteinfarben schimmernden Whiskey. Dann stellte er ihn wieder ab.

»Wir finden es heraus«, sagte er noch einmal. Dann wechselte er das Thema. »Vermisst du deinen alten Job?«

Selena besaß eine einzigartige Begabung für alte und unbekannte Sprachen. Auf diesem Gebiet hatte sie sich einen weltweiten Ruf erarbeitet.

»Manchmal. Meistens nicht. Nach dem vergangenen Jahr könnte ich nie wieder in mein altes Leben zurückkehren. Nicht einmal bei all den Nachteilen, die es mit sich bringt, für Elizabeth zu arbeiten.« Sie starrte in ihr Weinglas. »Denkst du manchmal darüber nach, auszusteigen? Etwas anderes zu tun?«

»Ja, manchmal. Aber es dürfte schwer werden, ein normales Leben zu führen. Was immer das sein mag.«

»Manche Dinge ändern sich nicht, ob nun in einem normalen Leben oder nicht.«

»Was meinst du damit?«

Sie stellte ihr Glas ab und küsste ihn. Ein langer Kuss.

Sie lösten sich voneinander. »Nicht das Thema wechseln«, sagte er.

Sie blickte ihm in die Augen. Graue Augen, mit goldenen Tupfen.

Gemeinsam liefen sie ins Schlafzimmer und zogen sich aus. Sie presste sich an ihn und legte ihre Arme um ihn. Dann strich sie mit ihren Händen über seinen Körper, ertastete seine Topografie, die seine Geschichte erzählte. Seine rechte Körperhälfte war von den Waden bis zur Schulter mit Narben überzogen, die Folgen einer Granate in Afghanistan. Ihre Berührung war vertraut. Sie sog seinen Duft ein, versuchte ihn zu inhalieren. Sie warf ihn aufs Bett und setzte sich auf ihn.

»Sag mir, dass du mich liebst«, forderte sie ihn auf. »Sag es mir.«

»Du weißt, dass ich das tue.«

»Sag es mir.«

»Ja. Ja, ich liebe dich.«

Sie war bereit für ihn. Sie führte ihn, und dann begannen sie, sich im Gleichklang zu bewegen. Danach lagen sie sich lange Zeit in den Armen.

Nick schlief ein. Und träumte den Traum.

Sie kommen sehr schnell über den Berghang, das Wummern der Rotoren gleicht dem Herzschlag des Krieges.

Das Dorf liegt in einem sandigen Tal, umgeben von schroffen Berghängen unter einer erbarmungslosen Sonne.

Er springt als Erster aus dem Helikopter, seine Marines dicht hinter ihm. Sie hasten die Straße entlang. Rechts von ihnen niedrige Häuser mit flachen Dächern, auf der linken Seite weitere Häuser und der Markt. Die windschiefen Marktbuden sind aus alten Kisten zusammengeflickt, von herabhängenden Stoffbahnen getrennt. Fliegen belagern den Stall des Metzgers.

Irgendwo schreit ein Baby. Die Straße ist leer. Wo sind alle geblieben?

Plötzlich tauchen bärtige Männer auf den Dächern auf wie Zähne eines Drachen und eröffnen das Feuer. Die Marktstände verwandeln sich in einen Wirbelsturm aus Holzsplittern. Putz und Gesteinsbrocken explodieren aus den Häuserwänden.

Er kauert sich in einen schmalen Hauseingang. Aus einem der Häuser rennt ein Kind mit einer Granate in der Hand auf ihn zu und schreit irgendetwas über Allah. Nick zögert, eine Sekunde zu lange. Der Junge wirft sie nach ihm, und Nick erschießt ihn. Der Kopf des Jungen verschwindet in einer Wolke aus Blut und Knochen. Wie in Zeitlupe fliegt die Granate durch die Luft … dann wird alles weiß …

Nick schrie und schrak schweißgebadet auf.

»Ist okay, Nick. Es war nur ein Traum.« Selena wartete damit, ihn zu berühren, bevor sie sich sicher war, dass er nicht mehr schlief.

Er rieb sich sein Gesicht. »Versuch weiterzuschlafen«, sagte sie.

»Das ist zwecklos.«

Er stand auf und wartete auf den Morgen.

Kapitel 7

Endgame Development waren in einem Gebäude aus Beton und Ziegeln gegenüber der Brighton Beach Avenue untergebracht. Die gesamte Gegend war ein städteplanerischer Albtraum. Apartmentgebäude und Reihenhäuser drängten sich dicht an Ladengeschäfte und Dienstleister. Die meisten der Beschilderungen waren auf Russisch oder Ukrainisch gehalten. Brighton Beach war daher auch als Little Odessa bekannt. Hier befand sich die Operationsbasis für die russische und ukrainische Mafia in den Vereinigten Staaten.

Der Augusttag war heiß und schwül. Nick und Lamont saßen vor einem schmuddeligen Straßencafé eine Querstraße von dem Gebäude entfernt, aßen russische Pasteten und tranken schwarzen Kaffee. Ihre Sportjacken verbargen ihre Waffen. Nick hatte eine .45er Sig-Sauer P229 mitgebracht, die speziell dafür konzipiert worden war, unauffällig getragen zu werden. Er dachte darüber nach, dauerhaft von seiner Heckler&Koch zu wechseln. Die Sig war kleiner, weniger auffällig und passte ganz wunderbar in das Holster an seiner Seite.

Niemand würde ernsthaft annehmen, dass sie in diese Gegend gehörten. Wahrscheinlich hielt man sie für Cops. Das gefiel Nick nicht sonderlich, aber dagegen ließ sich wenig unternehmen.

Das Endgame-Gebäude selbst war mehr als unscheinbar. Eine lange, mattgelbe Mauer voller Graffitis. Eine große, geschlossene Metalltür, die in die Garage führte, auf der einen Seite.