TEUFELSJÄGER 021: In den Klauen des Geisterkönigs - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 021: In den Klauen des Geisterkönigs E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 021: In den Klauen des Geisterkönigs - A. Hary:"Das Geheimnis von May Harris – von dem sie selber noch nichts ahnt!"   Plötzliche Übelkeit übermannte sie. Vergeblich suchte sie nach Halt. Alles drehte sich um sie. Der Boden kippte nach oben. Sie sank zusammen. Ein unterdrücktes Stöhnen kam über ihre Lippen. Etwas lähmte ihr Denken. Sie kniff fest die Lider zusammen, bekämpfte den Schwindelanfall und spürte dabei, wie sich ihr Körper mit einem eiskalten Schweißfilm überzog. Jetzt war sie nicht einmal mehr zum Stöhnen fähig.   Etwas tastete die Windungen ihres Gehirns entlang. Es war schmerzhaft. Hilflos wand sie sich am Boden, kämpfte weiter einen verzweifelten Kampf, in dem der Sieger schon von vornherein feststand. Sie hatte keine Chance, denn der Gegner griff aus dem Unsichtbaren an. Und dann war May Harris nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Eine fremde, bösartige Macht hatte sie übermannt…     Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Ab Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!   Coverhintergrund: Anistasius, Titelbild: Thorsten Grewe   eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie.   Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 021: In den Klauen des Geisterkönigs

„Das Geheimnis von May Harris – von dem sie selber noch nichts ahnt!“

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG80331 München

TEUFELJÄGER 021

In den Klauen des Geisterkönigs

von W. A. Hary

 

Impressum:

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

 

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

 

ISSN 1614-3329

 

Diese Fassung:

© 2010 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 

Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Thorsten Grewe

 

May Harris, die Lebensgefährtin von Mark Tate, hat noch ein sehr, sehr dunkles Geheimnis, von dem sie allerdings selber noch gar nichts ahnt – bis die Vergangenheit sie einholt – hier in Band 21: Diese Serie setzt die bei Kelter im Jahre 2002 erschienene 20-bändige Serie rund um Teufelsjäger Mark Tate nahtlos fort!

 

Einführung

 

Plötzliche Übelkeit übermannte sie. Vergeblich suchte sie nach Halt. Alles drehte sich um sie. Der Boden kippte nach oben. Sie sank zusammen. Ein unterdrücktes Stöhnen kam über ihre Lippen.

Etwas lähmte ihr Denken.

Sie kniff fest die Lider zusammen, bekämpfte den Schwindelanfall und spürte dabei, wie sich ihr Körper mit einem eiskalten Schweißfilm überzog. Jetzt war sie nicht einmal mehr zum Stöhnen fähig.

Etwas tastete die Windungen ihres Gehirns entlang. Es war schmerzhaft.

Hilflos wand sie sich am Boden, kämpfte weiter einen verzweifelten Kampf, in dem der Sieger schon von vornherein feststand. Sie hatte keine Chance, denn der Gegner griff aus dem Unsichtbaren an.

Und dann war May Harris nicht mehr Herrin ihrer Sinne.

Eine fremde, bösartige Macht hatte sie übermannt.

 

1

Ich bog in die Sutherland Avenue im Londoner Stadtteil Paddington, der durch einen Krimi von Agatha Christie zu Berühmtheit gelangt war, und suchte nach einem Parkplatz. Es war Nachmittag, und ich hatte entgegen sonst Glück. Ich stellte meinen Mietwagen, einen Minicooper, nur fünfzig Schritte von der Wohnung meiner Freundin May Harris entfernt ab. Ich hatte mit ihr tele­foniert, und wir wollten zusammen ausgehen.

Ich stieg umständlich aus dem Wagen und klappte den Wagenschlag zu. Der Verkehr hier in der Sutherland Avenue war mäßig, aber über den Dächern lag das Brausen der Großstadt. Eine Geräuschkulisse, die höchstens des Nachts abebbte.

Ich klingelte bei May. Sie wohnte in einem Haus mit zehn Wohnungen. Früher waren wir zusammen gewesen. Aber May fühlte sich in meinem Apartment nicht besonders wohl. Das war auch kein Wunder. Ich hatte die Wände voll hängen mit Dämonenmasken und dergleichen Dingen mehr.

Das war auch notwendig. Als Privatdetektiv hatte ich schließlich den Schwarzen Mächten den Kampf angesagt. Mit Hilfe meines Schavalls, einem geheimnisvollen Amulett, war ich als Mark Tate durchaus ein ernstzunehmender Gegner, wie sich in­zwischen herausgestellt hatte. Und all die Utensilien in meiner Wohnung dienten zu meinem zusätzlichen Schutz. Das hatte sich reichlich bewährt.

May Harris mochte das durchaus einsehen, aber ihre Aversion gegen mein Apartment blieb. Sie war inzwischen ausgezogen, was jedoch unser Verhältnis keineswegs trübte.

May öffnete nicht.

Abermals versuchte ich es.

Leichte Unruhe ergriff mich.

War etwas Unvorhergesehenes passiert?

Erst als ich das vierte Mal läutete, knackte es in der Sprechanlage.

»Ja?« Es klang müde.

»Ich bin es, Mark.«

»Okay!«

Das war alles. Eine steile Falte er­schien auf meiner Stirn. Der Türsummer ertönte. Ich drückte auf und betrat das Haus. Unwillkürlich tastete ich nach meinem Schavall, der an einer Halskette unter dem Hemd hing. Er fühlte sich ganz normal an, reagierte nicht auf ir­gendwelche unsichtbare magische Einflüsse. Aber das beruhigte mich nur wenig.

Ich verzichtete auf den Fahrstuhl, der in einem der oberen Stockwerke hing, und stieg die Treppe hinauf, dabei immer drei Stufen auf einmal nehmend. Vor der Tür zu Mays Wohnung verhielt ich. Sie war geschlossen. Ich mußte abermals klingeln.

May Harris öffnete. Es war, als zö­gere sie.

Ich blickte ihr in das Gesicht. Sie war Brillenträgerin, und die Augen hin­ter den Gläsern waren verquollen. Ihr Gesicht war kreidebleich. Sie mußte sich an der Wand abstützen. Wankend stand sie vor mir.

Ich erschrak.

»May, was ist denn los? Du warst doch vorhin noch in Ordnung, als wir zusammen telefoniert haben.«

Sie winkte schwach ab.

»Mach dir keine Sorgen, Mark, es ist nichts Besonderes. Ich kenne das von früher.«

Sie machte den Weg frei, und ich trat in die Wohnung.

»Ich brauche wieder eine neue Brille«, eröffnete sie.

Ich musterte sie überrascht.

»Soll das heißen, daß zwischen deinem Zustand und der Tatsache, daß du... neue Gläser brauchst, ein Zusammenhang besteht?«

Sie nickte.

»Mein Augenlicht wird langsam schwächer. Damit haben auch andere zu kämpfen. Ich hätte die Zeichen der letz­ten Zeit richtig deuten sollen. Oft hatte ich Kopfschmerzen, migräneartig. Die Gläser sind inzwischen zu schwach.«

Ich schüttelte den Kopf. May Harris sprach, als suche sie krampfhaft nach einer Ausrede. Aber ich sagte nichts in dieser Richtung, sondern wartete ab.

Sie zuckte die Achseln.

»Tut mir leid, Mark, aber ich muß erst zu meinem Optiker. Wir müssen die ganze Sache verschieben. Es dauert ja nicht lange. Wenn ich zu Fuß gehe, bin ich in ein paar Minuten dort. Du kannst derweil hier warten.«

»Aber ich könnte dich doch hinfah­ren«, bot ich an.

Sie winkte mit beiden Händen ab.

»Nein, es ist nicht notwendig. Besser, wenn ich einen kleinen Spaziergang mache. Es kommt immer so plötzlich. Wie gesagt, nachdem sich die ersten Kopfschmerzen angekündigt haben, packt es mich praktisch von einem Moment zum anderen. - Aber was soll ich dir das zu erklären versuchen. Es ist halt so und muß von mir hinge­nommen werden.«

Ich nickte wenig überzeugt.

May griff nach ihrem Mantel. Ich half ihr hinein.

Als ich ihr einen Kuß gab, drückte ich absichtlich den Schavall gegen sie. Aber das Amulett reagierte auch diesmal nicht.

War alles in Ordnung und täuschte sich mein sechster Sinn, den ich mir als Privatdetektiv erworben hatte?

*

Mit raumgreifenden Schritten eilte sie über die Straße. Jetzt machte sie nicht mehr diesen angeschlagenen Eindruck. Ihre Eile ließ fast den Schluß zu, daß sie es kaum erwarten konnte, an ihr Ziel zu kommen.

Ich duckte mich in den dunklen Hauseingang und behielt sie im Auge.

Erst als sie die nächste Straßenecke erreicht hatte, wagte ich, die Verfolgung wieder aufzunehmen.

May Harris war nicht auf den Kopf gefallen. Sie würde einen Verfolger sehr schnell entdecken. Doch sie blickte sich kein einziges Mal um, als wäre sie si­cher, daß ich ihrem Wunsch entsprach und in ihrer Wohnung auf sie wartete. Sie hatte mir sogar den Fernseher einge­schaltet, bevor sie gegangen war.

Ich hätte es nicht ausgehalten. Mein sechster Sinn marterte mich. Ich brauch­te einfach Gewißheit. Auch wenn der Schavall diesmal nicht vor den Einflüssen eventueller magischer Kräfte warnte. Aus Erfahrung wußte ich, daß auf das Amulett nicht immer Verlaß war. Es entwickelte zuweilen ein recht eigensinniges Eigenleben.

May geriet für kurze Zeit aus meinem Blickfeld. Ich sprintete los und erreichte keuchend die Straßenecke, um die sie gebogen war. Weiter vorn ging sie.

Ich hatte keine Ahnung, wer der Optiker war, zu dem sie angeblich mußte.

May Harris bewegte sich sehr zielstrebig. Sie machte keine Umwege. Auch das war ein Beweis dafür, daß sie nichts von meiner Verfolgung wußte.

*

Hatte sie behauptet, es sei nur wenige Minuten Weg, so stellte sich bald heraus, daß dies eine glatte Lüge war.

Fast eine dreiviertel Stunde waren wir unterwegs. Ich fürchtete schon, daß wir nie an ein Ziel kommen würden. Die Gegend wurde düsterer. Am Horizont schickte die heraufkommende Nacht ihre ersten Schatten voraus.

Ich blickte auf meine Armbanduhr. Hatte der Optikerladen überhaupt noch offen?

Er hatte!

May Harris erreichte ein uraltes, blatternarbiges Gebäude. Die Fenster waren dunkel und wirkten wie die leeren Augenhöhlen eines Totenschädels.

Der Vergleich ließ mich unwillkür­lich schaudern. Abermals tastete ich nach meinem Schavall, den ich auch Dämonenauge nannte. Nur, um die Feststellung zu machen, daß er nach wie vor neutral blieb. Er wirkte wie ein et­was kitschiges Schmuckstück in seiner metallenen Einfassung, in der er wie ein Auge aussah.

Der Laden war ungepflegt, heruntergekommen. Es mutete fast wie ein Wunder an, daß er sich überhaupt über Wasser halten konnte.

Zwei Dinge waren für mich inter­essant: Erstens, daß May nicht gelogen hatte, als sie von dem notwendig ge­wordenen Besuch beim Optiker sprach, und zweitens, was suchte May ausge­rechnet in einem solchen Laden? Es gab schließlich genügend renommierte Optiker in London.

Warum vertraute sie sich ausgerech­net diesem hier an?

Als ich mich dem Haus näherte, bildete sich eine Gänsehaut auf meinem Rücken. Die ganze Sache gefiel mir immer weniger.

May öffnete die Eingangstür. Eine Glocke sprang an, die bis auf die Straße zu hören war.

Ich zuckte zusammen, als die Straßenbeleuchtung aufflammte. Es war, als hätte May mit dem Öffnen der Tür einen Kontakt ausgelöst.

Ich betrat eine Einfahrt und beobach­tete weiter. Das Haus war keine vierzig Schritte von mir entfernt. Auch im Laden brannte jetzt Licht. Ich gewahrte den Schatten Mays und wagte es, noch näher heranzugehen.

May stand vor einer hüfthohen Theke aus Holz. Ein Schatten bewegte sich auf sie zu, erreichte sie. Aus dem diffusen Halbdunkel des Ladens schälten sich die Umrisse eines Menschen. Der Schein der Deckenlampe fiel auf ein runzliges Gesicht.

Ein dünnlippiger Mund verzog sich zu einem satanischen Grinsen. Braune Zähne wurden gebleckt.

Es sah aus, als würde sich der Mann jeden Augenblick auf May stürzen. In den Augen des Optikers glühte ein Feuer auf, das vom Teufel persönlich geschürt zu werden schien.

Er sagte etwas. Ich hörte nichts, konnte die Worte jedoch von seinem Mund ablesen: »Dann bist du also dem Ruf gefolgt, May.«

»Ja«, antwortete sie, und auch ihre Worte ahnte ich mehr, als daß ich sie wirklich aufnehmen konnte: »Es ist wieder soweit.«

Meine Gedanken bewegten sich im Kreis. Ich versuchte zu begreifen. War das wirklich meine Freundin May Harris? Sie erschien völlig verändert und sprach mit dem Optiker wie mit einem alten Freund.

Jetzt bog sie ihren Oberkörper zu­rück und lachte grell. Es war so laut, daß ich es draußen hören konnte. Schaurig hallte es in meinen Ohren. Ich wich einen Schritt zurück und versuchte, Herr über das Chaos zu werden, das in meinem Innern entstanden war.

Der Gedanke kam in mir auf, daß ein Dämon May Harris in Besitz genom­men hatte. Aber warum hatte dann der Schavall nicht reagiert?

Heiße Wut packte mich. Ich wollte dem Spuk ein rasches Ende bereiten und ging auf den Eingang zu. Keinen Augenblick dachte ich, daß dies ein Fehler sein könnte.

Bevor ich nach der Türklinke griff, riskierte ich einen Blick ins Innere des Ladens. Die Deckenlampe übergoß die Szene mit unwirklichem Licht. Es war, als sähe ich eine Darstellung in einem Wachsfigurenkabinett.

Es reichte nicht dazu aus, mich dazu zu bewegen, meinen einmal gefaßten Entschluß rückgängig zu machen.

Ich wollte den Laden betreten.

Als ich endlich die Hand nach der Türklinke ausstreckte, geschah es. Ein greller Blitz löste sich und fuhr in meinen Arm. Er raste durch meinen Körper, und dann schien etwas in meinem Kopf zu explodieren.

Ich taumelte ein paar Schritte zu­rück, verlor jedoch nicht den Boden un­ter den Füßen und konnte mich wieder fangen. Verständnislos stierte ich auf den Ladeneingang. Der Schavall an meiner Brust glühte so intensiv, daß er seinem Beinamen Dämonenauge alle Ehre machte.

Mir wurde klar, daß er mir wahr­scheinlich das Leben gerettet hatte.

Was war passiert?

*

Ich ballte die Hände zu Fäusten und schritt abermals auf das Haus zu. Kurz davor besann ich mich und umschloß mit der Rechten das Amulett. Vorsichtig schob ich mich vorwärts, bis ich die Tür fast berührte.

Da sprühten Funken auf, tanzten aggressiv über meinen Körper, ohne mir etwas anhaben zu können. Es war, als wäre ich in ein elektrisches Feld geraten, und dieses Feld bildete ein unsichtbares Hindernis, das ich nicht einmal mit dem Schavall durchbrechen konnte, denn der Gegner war schlau genug, sich dem di­rekten Zugritt des Schavalls zu entziehen. Das Dämonenauge kam erst voll zum Einsatz, wenn sich die ma­gischen Kräfte direkt dagegen wandten. Das war hier nicht der Fall. Das ma­gische Feld diente der passiven Verteidigung.

Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich wieder zurückzuziehen.

Und abermals blickte ich in den schäbigen Optikerladen. Nichts hatte sich verändert. Jemand schien durch­sichtiges Wachs über die beiden ge­gossen zu haben. Die Augen des Optikers wirkten wie Glas. Sie waren ohne Leben. May hatte halb die Hand gehoben. In dieser Stellung war sie erstarrt.

Und während ich beobachtete, verlor sie langsam das Gleichgewicht und kipp­te nach vorn.

Auch der Optiker kam zu Fall.

Wie Schaufensterpuppen fielen sie gegeneinander. Zwischen ihnen war plötzlich keine Theke mehr. Da war gar nichts außer ihnen.

Es geschah inmitten dem Lichtkegel, der mir im Augenblick viel heller erschi­en als die ganze Zeit über.

Zeitlupenhaft trafen der Optiker und May zusammen und - zerbrachen. Sie zerbrachen wie Porzellan, zerbröckelten, sanken in sich zusammen. Nur noch ein Häufchen Sand, aus dem noch Trümmer herausragten, ein einzelner Arm und ein Fuß blieben übrig.

Das Grauen trieb mir den kalten Schweiß auf die Stirn.

2

Erst jetzt fiel mir auf, daß ich mut­terseelenallein war. Gehetzt blickte ich mich um. Die Straßenlampen spendeten dürftiges Licht, und die Häuser dahinter wirkten wie billige Kulisse.

Was verbarg sich hinter ihrer Fassade?

Ich erkannte, daß ich überhaupt nicht mehr wußte, wo ich mich befand. Ich war May Harris gefolgt. War sie von einer fremden Macht dazu benutzt worden, mich in die Falle zu locken?

Ich spürte die Hitze, die vom Schavall ausging. Sie konnte mir nichts anhaben, war jedoch unangenehm. Ja, hier waren magische Kräfte am Werk, und ich schien im Blickpunkt ihres Interesses zu stehen. Doch sie griffen nicht direkt an.

Und dann war alles vorbei. Die Umgebung wirkte wieder normal.

Schwere Schritte wurden vernehmbar. Sie hallten von den düsteren Hausfassaden wider. Kein Licht war in den Fenstern, als wären die Häuser unbewohnt.

Die Schritte kamen direkt auf mich zu.

Tack, tack, tack!

Dazwischen ein schleifendes Geräusch. Ich bekam eine Gänsehaut, rührte mich jedoch nicht von der Stelle, stierte in die Richtung, aus der die Laute ertönten. Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit, trat in den Schein einer Straßenlampe. Ich sah ein altes, runz­liges Gesicht und glaubte einen Moment lang, es wäre das Antlitz des Optikers. Aber er war es nicht.

Trübe Augen blickten mich an. Der Alte war in einen langen, viel zu weiten Mantel gekleidet und wirkte wie ein Stadtstreicher. Vielleicht war es auch einer. Das linke Bein schleifte er ein wenig nach.

Er zögerte, als wüßte er nicht genau, was von mir zu halten war.