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Der vierte Band der neuen Wohlfühl-Serie in Alaska Palmer und Hudson sind beste Freunde. Nur in einer einzigen Nacht vor vier Jahren waren sie mehr als das und leben nun mit ihrer bezaubernden Tochter Adley zusammen in Lake Starlight. Gemeinsam kümmern sie sich liebevoll um Adley und sind ein eingespieltes Team. Doch als Hudson jemanden kennenlernt, merkt Palmer, dass vielleicht doch mehr zwischen ihnen ist, als sie beide gedacht haben... Aber kann aus Freundschaft noch Liebe werden, wenn so viel auf dem Spiel steht? Alle Bände der Small-Town-Romance: 1. The Problem With Second Chances 2. The Issue With Bad Boy Roommates 3. The Trouble With Runaway Brides 4. The Downside of Single Dads
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Seitenzahl: 359
Veröffentlichungsjahr: 2025
The Downside of Single Dads
PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today-Bestsellerautorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!
Sybille Uplegger studierte englische und amerikanische Literaturwissenschaft und Philosophie in Bamberg und Seattle, ehe sie nach Berlin zog, um dort als freie Übersetzerin zu arbeiten. In ihrer Freizeit erkundet die sportbegeisterte Mutter eines Sohnes verschiedene Laufstrecken rund um die Hauptstadt oder ist mit ihrem Bogen auf dem Schießplatz anzutreffen.
Der vierte Band der neuen Wohlfühl-Serie in Alaska
Palmer und Hudson sind beste Freunde. Nur in einer einzigen Nacht vor vier Jahren waren sie mehr als das und leben nun mit ihrer bezaubernden Tochter Adley zusammen in Lake Starlight. Gemeinsam kümmern sie sich liebevoll um Adley und sind ein eingespieltes Team. Doch als Hudson jemanden kennenlernt, merkt Palmer, dass vielleicht doch mehr zwischen ihnen ist, als sie beide gedacht haben... Aber kann aus Freundschaft noch Liebe werden, wenn so viel auf dem Spiel steht?
Alle Bände der Small-Town-Romance:1. The Problem With Second Chances2. The Issue With Bad Boy Roommates3. The Trouble With Runaway Brides4. The Downside of Single Dads
Piper Rayne
Aus dem Englischen von Sybille Uplegger
Forever by Ullsteinwww.ullstein.de
Deutsche Erstausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin April 2025© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2025Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Die amerikanische Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel: The Downside of Single Dads© 2023 by Piper RayneUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrus
ISBN 978-3-95818-841-9
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Das Buch
Titelseite
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Epilog
Ein bisschen Einhorngeschwafel
Leseprobe: You Had Your Chance
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Kapitel 1
Ich drücke mehrmals hintereinander die Delete-Taste, um die einzigen beiden Sätze zu löschen, die ich innerhalb der letzten Stunde zustande gebracht habe. Dann lasse ich den Kopf auf die Tastatur sinken.
Das war’s dann wohl. Meine kurze Karriere als Autorin ist vorbei.
Wenn ich nicht mal in der Lage bin, zwei halbwegs annehmbare Sätze zu schreiben, wie soll ich dann meiner Lektorin in zwei Monaten ein ganzes Manuskript präsentieren? Ich werde meine Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Ich werde das Haus verlieren. Ich werde nicht mehr für Adley sorgen können.
Ein Stoß kalter Luft weht durch die Hintertür und macht mich darauf aufmerksam, dass jemand hereingekommen ist. In meiner kleinen Heimatstadt Lake Starlight in Alaska hat der Winter Einzug gehalten.
Ich nehme die externen Teile meiner Cochlea-Implantate und lege sie an.
Schon als Kind haben meine Eltern versucht, Implantate für mich zu beantragen, aber damals war ich keine geeignete Kandidatin. Das hat sich inzwischen geändert, weil die Technologie sich weiterentwickelt hat.
Ich stehe nicht auf, weil ich weiß, wer da durch die Tür kommt. Außerdem haben die beiden sich in den letzten paar Monaten daran gewöhnt, mich hier sitzen zu sehen.
Hudson kommt zu mir an den Tisch und betrachtet mich mit kritischem Blick. Glaubt mein bester Freund etwa, dass es einfach wäre, einen Roman zu schreiben? Dann soll er es doch mal selbst probieren. Stattdessen verdient er seinen Lebensunterhalt auf der Skipiste.
Ich hebe den Kopf und schaue mich nach unserer kleinen Tochter um.
»Sie ist noch bei Theresa«, sagt er. »Sie kommen in fünf Minuten nach.«
Ich nicke, stehe auf und nehme meine Kaffeetasse.
Er folgt mir in die Küche und schnappt mir die Kanne vor der Nase weg. »Wie viele hattest du heute schon?«
Ich verdrehe die Augen und will ihm die Kaffeekanne entreißen, aber er hält sie in die Höhe, sodass ich sie nicht zu fassen bekomme. Ich seufze. Sein Grinsen verrät mir, dass er nicht nachgeben wird, bis ich seine Frage beantwortet habe.
Ich stelle meinen Becher ab und hebe die Hände. Drei, gebärde ich. Verklag mich doch. Ich hab bald Abgabe.
Noch immer grinsend, schenkt er mir nach. »Eines Tages wirst du ihn dir intravenös zuführen müssen, um genug zu kriegen.« Er nimmt sich eine Tasse aus dem Schrank über der Spüle, gießt sich ebenfalls Kaffee ein und geht zum Kühlschrank, um einen Schuss Milch hineinzugeben. Als er die gähnende Leere darin sieht, schüttelt er den Kopf. »Und dir vertraue ich unsere Tochter an? Ein Glück, dass ich nebenan wohne.«
Abermals verdrehe ich die Augen und mache eine vulgäre Handbewegung, bevor ich an den Küchentisch trete. Nachdem ich einen Schluck getrunken habe, stelle ich meinen Becher weg und hebe die Hände. Obwohl ich die Implantate habe, gebärde ich noch oft. Wahrscheinlich ist es Gewohnheit – wobei Hudson und ich uns in Adleys Beisein sowieso immer in Gebärdensprache unterhalten, selbst wenn wir laut sprechen, damit sie zusätzlich zu ihren wöchentlichen Unterrichtsstunden Gelegenheit zum Lernen hat.
Lass mich raten: Du hast ihr ein Drei-Gänge-Frühstück mit frisch gepresstem Orangensaft gemacht? Ich ziehe die Augenbrauen hoch, denn wenn Adley bei ihm ist, verlässt sie normalerweise mit einer Pop Tart in der Hand und ungekämmten Haaren das Haus.
Seine Mundwinkel ziehen sich nach oben, und er schaut aus dem Fenster zu seinem Haus, ehe er sich mir gegenüber am Tisch niederlässt. »Theresa hat Frühstück mitgebracht.«
Sie hat aber nicht die Nacht bei dir verbracht, oder?
»Nein. Ich halte mich an die Regeln.«
Ich meine ja nur … Ich habe das Gefühl, das mit euch wird langsam ernst.
»Hm … weiß nicht so genau.«
Unter dem Tisch versetze ich ihm einen Tritt. Ich wette, der Zeitpunkt wird kommen.
»Der Zeitpunkt wofür?«
Dass sie mehr will.
Ich liebe Hudson. Er ist mein bester Freund. Es gab da diesen einen Abend, an dem wir zu viel getrunken hatten. Dabei ist Adley, unsere mittlerweile dreijährige Tochter, entstanden. Ich wusste, dass er seiner Verantwortung als Vater nachkommen würde, und das hat er auch getan. Er ist in meinem Heimatort Lake Starlight sesshaft geworden und hat sogar das Haus neben meinem gekauft, damit wir Adley gemeinsam großziehen können.
Hudson ist kein Typ, der Wert auf ein geregeltes Leben legt, die meisten seiner Eroberungen bekommt er also damit rum, dass er sich um seine kleine Tochter kümmert. Oder mit seinem dichten, dunkelblonden Haar, das er grundsätzlich nur mit den Fingern kämmt, und seinem Dreitagebart.
Mein bester Freund hat optisch wirklich einiges zu bieten.
»Sie ist über die Situation im Bilde.«
Ich nippe an meinem Kaffee und starre ihn über den Rand meiner Tasse hinweg an.
»Du hast keine Ahnung, wovon du redest.« An seinem Tonfall höre ich, dass er weiß, dass das mit Theresa enger ist als mit jeder anderen Frau, die er bisher gedatet hat. Theresa hat selbst eine sechsjährige Tochter. Sie ist Lehrerin und eine dieser Frauen, die von Natur aus gut mit Kindern umgehen können, selbst wenn sie sie gerade erst getroffen haben. Ich weiß nicht, was sie und Adley für ein Verhältnis haben, aber da Hudson schon so lange mit ihr zusammen ist, frage ich mich logischerweise, ob sie auch in seinem Herzen schon einen Platz erobert hat. Ich reibe mir die Brust.
Hudson bemerkt es. »Was ist los?«
Sodbrennen.
Er lacht. »Das kommt davon, wenn man zu viel Kaffee trinkt und sich so ernährt wie du.«
Mehr kalte Luft weht ins Haus, und das Vibrieren des Fußbodens unter den Schritten kleiner Füße wärmt mir das Herz. Obwohl Adley die letzten zwei Tage direkt nebenan war, hat sie mir gefehlt. Ich stelle den Kaffee hin und drehe mich auf meinem Stuhl herum, um sie in die Arme zu nehmen, doch Adley bleibt kurz vor mir stehen.
»Mommy, schau mal, was Theresa mir geschenkt hat!« Sie hält einen Lippenstift in die Höhe. In dem Moment fällt mir auch ihr rot verschmierter Mund auf.
»Oh, ein Lippenstift«, sage ich.
Es klopft an der Hintertür.
Warum kommt sie nicht einfach rein?, frage ich Hudson.
»Keine Ahnung.« Er steht auf und will Adley durch die Haare strubbeln, aber die weicht ihm aus.
Das kann ich gut nachvollziehen. Sie hat eine wunderschöne Flechtfrisur mit zwei Zöpfen, die hinten am Kopf zusammenlaufen. So was könnte ich nie. Ich wette, Adleys Erzieherinnen im Kindergarten werden schon an ihren Haaren erkennen, wer sie heute früh fertig gemacht hat.
Komm her, bitte ich Adley.
Ich breite die Arme aus, und sie wirft sich hinein und drückt mich ganz fest. Ich küsse ihre Wange, und sie küsst meine, ehe sie den Kopf hebt und über den Lippenstiftfleck lacht, den sie in meinem Gesicht hinterlassen hat.
Ich höre gedämpfte Stimmen, als Hudson Theresa die Tür öffnet. Ich kann nicht verstehen, was sie sagen, aber als sie sich zu uns in die Küche gesellen, wirkt Theresa irgendwie verärgert. Sie und Hudson könnten nicht gegensätzlicher sein. Hudson ist tiefenentspannt und Theresa … nicht. Das ist natürlich keine große Sache, trotzdem war ich deswegen ziemlich überrascht, als ich die beiden zum ersten Mal zusammen gesehen habe. Hudson stört sich nicht an dreckigem Geschirr oder Wäsche auf der Couch, und Theresa ist sehr ordnungsliebend. Ich wette, bei ihr zu Hause sieht es aus wie in einem Einrichtungskatalog.
»Schau mal!« Adley zeigt auf den roten Kussabdruck an meiner Wange.
»Oh, das tut mir leid. Sie hat gesehen, wie ich mich nach dem Frühstück frisch gemacht habe, und hat mich gefragt, ob sie sich auch schminken darf.« Theresa klammert sich an Hudsons Arm, als hätte sie Angst, er könnte sie mit mir allein lassen.
Ich hebe die Hände. Kein Ding. Danke, dass du ihr Frühstück gemacht hast.
Sie sieht Hudson an, und er dolmetscht für mich. In Momenten wie diesen sollte ich wahrscheinlich meine Stimme benutzen, aber ich habe mich nie so richtig an ihren Klang gewöhnt.
Theresa schenkt mir ein künstliches Lächeln. »Gerne doch.«
Ich lächle ebenfalls und nicke. Das ist in etwa der Umfang all meiner Interaktionen mit ihr, wobei das nicht ihre Schuld ist. Ich kann nicht von ihr erwarten, dass sie Gebärdensprache lernt, nur weil die Kindsmutter ihres Freundes gehörlos ist.
»Mommy!« Adley zupft an meinem Top. »Theresa hat gesagt, sie bringt mich heute in den Kindergarten.«
Ich schiele zu meinem Laptop. Ich arbeite sonst nie hier, aber heute Morgen dachte ich, dass ein wenig Abwechslung mich vielleicht inspirieren würde. Neben meinem Laptop steht ein Teller mit einem halben Thunfisch-Sandwich und fünf leeren Brownieriegel-Verpackungen. Tja, ich muss Adley wohl beichten, dass ich mich an ihrem Süßigkeitenvorrat bedient habe. Es war nicht das erste Mal. Und es wird bestimmt auch nicht das letzte gewesen sein.
Ich bemerke, dass Theresa mich mustert, nachdem sie die Mahlzeit begutachtet hat, die ich mir um drei Uhr früh gegönnt habe. Als ich die Hände hebe, schaut sie ganz automatisch zu Hudson. Ich mache das schon, aber sag ihr vielen Dank.
Hudson verzieht keine Miene, als er für Theresa übersetzt. Sie wendet sich an mich. »Ich wollte nicht für schlechte Stimmung sorgen.«
Hast du nicht.
Nachdem Hudson übersetzt hat, gleitet seine Hand an ihrem Rücken hinunter. »Na, komm, lass uns gehen.«
Anfangs scheint sie widerwillig, doch dann verlässt sie ohne ein weiteres Wort mein Haus.
Hudson geht vor Adley in die Hocke, und sie schlingt ihm die Arme um den Hals. »Viel Spaß im Kindergarten, und bitte lass den Jungen in Ruhe. Ich kann Mr. Grier nicht noch mehr Gratis-Skistunden geben, nur damit du nicht rausgeworfen wirst.«
Adley grinst schelmisch. Es ist ein Grinsen, das bedeutet, dass sie nichts versprechen kann. Sie mag einen Jungen namens Holden und in den Pausen versucht sie ständig, ihn zu küssen. »Er mag mich aber auch.« Dann läuft sie in ihr Zimmer, um Jacke und Rucksack zu holen.
Hudson nickt und fährt sich mit der Hand durchs Haar.
Das hat sie von dir. Der letzte Mann, mit dem ich im Bett war … Ich beende den Satz nicht, weil ich mich dafür schäme, wie lange ich keinen Sex hatte.
»Muss ich dich daran erinnern, wie du drauf warst, bevor ich dich geschwängert habe?«
Geschwängert – ich liebe dieses Wort.
»Ich meine ja nur – du warst genauso horny wie ich.«
Aber jetzt wirst du langsam anständig. Ich höre das Weinen der Skihäschen bis hier.
»Theresa kennt mich. Sie wird mich garantiert nicht bitten, mich zu ändern.«
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Na dann.
»Ich habe heute jemand Neues zum Training da, deshalb muss ich jetzt los. Wir sehen uns dann später. Und übrigens, wenn du mal wieder jemandem die Chance geben würdest, dich flachzulegen, würde sich dein Liebesroman vielleicht ganz von alleine schreiben.«
Als ob Sex immer die Lösung wäre.
»Geh wenigstens mal aus dem Haus, um einen freien Kopf zu bekommen.«
Ich winke ihm zum Abschied, und er schnaubt, ehe er die Tür hinter sich zuzieht. Durchs Fenster sehe ich zu, wie Hudson sich von Theresa verabschiedet. Er umarmt sie, und sie küssen sich, aber nicht lange. Dann machen sie sich voneinander los, und er winkt ihr, ehe er in seinem Haus verschwindet.
Vorsichtig, um nicht auf dem vereisten Beton auszurutschen, stakst sie seine Einfahrt entlang, dann steigt sie in ihren kompakten SUV und wendet. Sie ist beinahe zu perfekt. Bestimmt sammelt sie heimlich ihre abgeschnittenen Zehennägel oder hat irgendeine andere eklige Angewohnheit, die ihr niemand zutrauen würde. Kein Mensch kann so vollkommen sein wie sie.
Nachdem sie weggefahren ist, mache ich meine Wange und Adleys Lippen sauber, dann steigen wir in meinen Jeep und machen uns auf den Weg zum Kindergarten. Sie singt die Lieder im Radio mit und zeigt auf verschiedene Dinge, die ihr draußen ins Auge springen, während ich in Gedanken immer noch bei meiner Geschichte bin. Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als meine Lektorin anzurufen, mein Scheitern einzugestehen und mich ihrem Zorn zu stellen.
Das Beste an Adleys Kindergarten ist, dass man die Kinder abliefern kann, ohne einen Parkplatz suchen zu müssen. Als wir den Abholpunkt erreichen, löst sie selbstständig den Sicherheitsgurt, klettert nach vorne zwischen die Sitze, um mir wie immer noch einen Kuss zu geben, und steigt hinten aus, nachdem ein Helfer die Tür geöffnet hat. Ich winke ihr lächelnd und fahre weiter.
Der Nachteil an Adleys Kindergarten ist, dass ich nur etwa zweieinhalb Stunden Zeit habe, um alles zu erledigen, bevor ich sie wieder abholen muss. Ich fahre in den Ort, parke an der Hauptstraße und betrete Lard Have Mercy, weil ich einen Kaffee und einen Muffin brauche. Allerdings habe ich nicht richtig nachgedacht, denn sobald ich zur Tür hereingekommen bin, rufen mehrere Leute aus dem hinteren Bereich meinen Namen.
Mist.
Es sind einige meiner Cousins und Cousinen. Weil unsere Familie so groß ist, hat sie sich ganz automatisch in kleinere Grüppchen aufgespalten. Ich habe es hier gerade mit den so genannten Bailey-Drillingen zu tun. Der Spitzname kommt daher, dass sie alle innerhalb von vierundzwanzig Stunden geboren wurden, auch wenn sie Kinder verschiedener Eltern sind.
Ich geselle mich zu ihnen, obwohl ich die Befürchtung habe, dass sie mich aufhalten könnten, bis Adleys Kindergarten aus ist.
Lance rutscht auf der Bank zur Seite, um mir Platz zu machen.
»Was geht, Palmer?« Easton steht auf und umarmt mich. »Bin gleich wieder da.« Er verschwindet in Richtung WC.
»Wie läuft’s so bei dir?«, erkundigt sich Brinley und streicht sich ihre langen blonden Haare hinters Ohr.
An diesem Morgen ist nicht viel los, deshalb kann ich sie mit meinen Implantaten gut verstehen. Maggie bringt mir ungefragt meinen Muffin und stellt mir einen Becher Kaffee zum Mitnehmen hin.
»Ich kämpfe mit meiner Deadline. Ich finde einfach nicht in die Geschichte«, sage ich.
Brinley und Lance tauschen einen Blick.
»Was ist?« Ich sehe zwischen ihnen hin und her.
»Wir haben die Lösung«, verkündet Lance und richtet seine Krawatte.
»Was?« Keiner von ihnen hat etwas mit Schriftstellerei am Hut, deshalb weiß ich beim besten Willen nicht, was sie meinen.
»Hast du Zeit für eine kurze Spritztour?«, fragt Brinley.
Genau davor hatte ich Angst. Aber da ich so gut wie alles tun würde, um mein Buch noch rechtzeitig fertig zu bekommen, gibt es auf diese Frage nur eine Antwort.
»Na klar.«
Als ich die Skihütte betrete, wartet Matt Peterson bereits auf mich. Er sitzt in einem bequemen braunen Ledersessel vor dem prasselnden Kaminfeuer und hat bereits die Aufmerksamkeit einer Frau auf sich gezogen. Sie trägt keine Skiklamotten, was bedeuten könnte, dass sie nicht mal weiß, dass sie gerade mit einem Snowboarder spricht, der eine olympische Goldmedaille gewonnen hat.
Matt nähert sich dem Ende seiner Karriere, will aber noch einmal versuchen, aufs Treppchen zu kommen. Er hat mich kontaktiert, damit ich mir ein paar neue Tricks ausdenke, mit denen er die Wertungsrichter beeindrucken kann. Es kommt mir ein bisschen merkwürdig vor, weil ich in den letzten vier Jahren ausschließlich als Skilehrer tätig war, aber bevor Palmer schwanger wurde und wir Adley bekommen haben, war ich in der Extremsport-Szene relativ bekannt.
Als Matt mich sieht, nickt er und verabschiedet sich hastig von der Frau. Was juckt es ihn auch? Dann sucht er sich eben später eine andere. Der Kerl ist ein notorischer Aufreißer.
»Hey, Mann.« Wir geben uns zur Begrüßung die Hand.
Ich deute mit einer Kopfbewegung zu der Frau auf der anderen Seite des Raums. »Und wer ist das?«
Er schüttelt den Kopf, sodass sein dunkles Haar ihm kurz in die Augen fällt. »Irgendein Skihäschen. Hat so getan, als würde sie mich nicht kennen.«
»Schritt eins«, sage ich, weil ich seine Vorgehensweise kenne. »Woran hast du es gemerkt?«
»Sie hat mich gefragt, wie es in Peking war.« Er lacht. »Sie hat nicht mal gemerkt, dass sie sich damit verraten hat.« Als wir beide in ihre Richtung schauen, ruht ihr Blick immer noch auf Matt.
»Dabei hatte ich ihr gar nichts davon erzählt. Na, komm, ich will so schnell wie möglich auf die Piste.« Er geht an mir vorbei zum Ausgang, und ich winke im Vorübergehen den Leuten zu, die ich kenne.
Ich hole ihn ein, und wir schnappen uns unsere Snowboards. »Du willst also immer noch nicht sesshaft werden?«
»Und du spielst immer noch Daddy?« Er zieht eine Augenbraue hoch.
»Ich bin Daddy.«
Er lacht. »Nicht viele würden so große Opfer bringen wie du.«
»Für meine Tochter würde ich noch ganz andere Sachen tun.« Ich hole mein Handy aus meiner Jackentasche und rufe ein Foto von Adley auf.
Er betrachtet erst das Foto, dann mich. »Süß.«
Wie so oft bei Matts Reaktionen weiß ich nicht, ob sie sarkastisch gemeint ist oder nicht. Ich glaube, er ist einfach nicht der Typ für eine feste Beziehung. Er ist der ewige Playboy, der mit neunundsiebzig bei irgendeinem verrückten Stunt sterben wird.
»Ich weiß. Sie ist die Beste.«
Sein Blick wandert zu meiner linken Hand. »Wenigstens bist du noch Single.«
»Ich bin mit jemandem zusammen.«
Er hält sein Board unter dem Arm, während wir auf den Lift warten. »Sollte mich vermutlich nicht wundern.«
Eine Minute später sitzen wir in der warmen Gondel und schweben den Hang hinauf. »Warum nicht?«
Er lacht leise, als gäbe es da einen Insiderwitz, den nur er kennt. »Ich habe mir gestern Abend ein Uber nach Lake Starlight genommen, da kann man nichts Aufregendes unternehmen, außer sich zu besaufen oder sich ein hässliches Tattoo stechen zu lassen. Wie man mich angesehen hat, als ich in diese Bar gekommen bin … Lucky’s hieß die.« Er schüttelt den Kopf.
»Ich dachte, du bist so was inzwischen gewohnt.«
»Nein, sie haben geglotzt, als wäre ich in eine Tischrede auf eine Privatparty geplatzt. Irgendwann wurde es dann ein bisschen besser, als Van, der Besitzer, mir einen Stuhl organisiert und einen Drink spendiert hat.«
Ich lache. »Van ist der Mann der Cousine von Adleys Mutter.«
»Er ist was? Ach ja. Ich hatte ganz vergessen, dass du wegen ihr und ihrer großen Familie hierhergezogen bist.«
Die Gondel ist fast am Gipfel angekommen, deshalb machen wir uns zum Aussteigen bereit. »Ich mag mein Leben hier.« Ich verlasse die Gondel als Erster, und Matt folgt mir.
»Aber liebst du es auch?« Er sieht mich vielsagend an, während er sich seinen Helm überstülpt und die Brille aufsetzt.
»Ich liebe die Menschen, ja«, antworte ich so ehrlich wie möglich. Ich mag Lake Starlight. Anfangs war es eine Umstellung, ich musste mich erst daran gewöhnen, ständig Bekannte auf der Straße zu treffen, von denen die meisten mit Palmer verwandt sind. Aber Adley hat mein Leben verändert, und es wäre für mich unvorstellbar, nicht dort zu sein, wo Palmer ist. Ich verstehe, dass Matt darin keinen großen Wert sieht, aber wenn er damit fertig ist, Rekorde zu brechen und Goldmedaillen zu gewinnen, wird er die Sache vielleicht anders sehen.
»Ich liebe meine Mom auch. Trotzdem wollte ich unbedingt aus meiner Heimatstadt weg.«
Weil ich das Thema nicht vertiefen will, komme ich wieder auf den eigentlichen Grund unseres Zusammentreffens zu sprechen. »Lass uns zur Halfpipe gehen, damit du dich anstellen kannst.«
Wir konnten die Halfpipe nicht für Matt reservieren, obwohl er ein echter Star in der Snowboardszene ist. Andererseits gibt uns das Warten Gelegenheit, seine Tricks vor dem nächsten Versuch noch mal durchzusprechen.
»Ich habe einen Freund gebeten, dich zu filmen. Mach also erst mal, was du möchtest, und danach sage ich dir, was ich darüber denke.«
»Perfekt.« Er gesellt sich zu ein paar Kids, die wahrscheinlich zwanzig Jahre jünger sind als er. Die meisten kennen ihn und grüßen ihn per High Five oder Faustcheck.
Ich setze mich hin und warte, aber es dauert nicht lange, weil die anderen Matt vorlassen. Und weil Matt Matt ist, lässt er sich das nicht zweimal sagen.
Sein erster Versuch ist solide, allerdings nicht überragend. Es wird sofort klar, dass er nicht hoch genug kommt, um die spektakulären Sprünge auszuführen, die sein Sport heutzutage verlangt. Die Tricks werden mit jedem Jahr gefährlicher, und die Sportler riskieren Unvorstellbares, ungeachtet dessen, dass ein Fehler sie das Leben kosten könnte.
Ich habe es Matt nicht gesagt, aber für mich ist es das Wichtigste, Adley aufwachsen zu sehen. Ich kann mein Leben nicht wie er aufs Spiel setzen, wenn sie dann ohne Vater aufwachsen muss, nur weil ich ein Adrenalin-Junkie bin.
Als er wieder oben ist, kommt er kopfschüttelnd zu mir. »Scheiße, du musst es mir gar nicht sagen. Beim ersten Sprung hat die Höhe gefehlt.« Er hat sich die Brille hochgeschoben und sieht mich Rat suchend an.
Manchmal frage ich mich, weshalb er sich nach all der Zeit ausgerechnet an mich gewandt hat. Ich verbringe die Hälfte meiner Tage damit, Familien und Kindern, die noch nie im Leben auf Skiern gestanden haben, die Pizzamethode beizubringen, um am Hang die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Wir unterhalten uns darüber, was er verändern kann, und er macht noch einige Sprünge. Beim dritten Versuch sieht man deutliche Verbesserungen.
Nach seinem letzten Sprung fahre ich zu ihm nach unten. Als jemand meinen Namen ruft, drehe ich mich um und sehe Palmers Cousine Harper.
Alle Mitglieder des Bailey-Clans sind ausgezeichnete Skifahrer oder Snowboarder. Das muss wohl so sein, wenn man in Alaska aufwächst. Seltsamerweise kann Palmer als Einzige nicht Ski fahren. Aus unerfindlichen Gründen hat sie sich immer geweigert, es zu lernen, aber wenigstens hat sie nichts dagegen, wenn ich Adley mit auf die Piste nehme.
»Hey, Harper«, sage ich, als sie mit ein paar Freundinnen zu mir kommt. Doch ihre Aufmerksamkeit gilt nicht mir, sondern Matt.
»Kennt ihr Matt Peterson?«, frage ich.
Alle bejahen die Frage im Chor und nicken. Ein paar der Frauen kichern. Harper sieht sie kopfschüttelnd an. Für sie ist es nichts Neues, dass Profisportler zu mir kommen, um sich Tipps geben zu lassen.
»Hey, Mädels«, sagt Matt.
»Hi«, flöten sie in ihren höchsten Mädchenstimmen. Genauso hat Matt es sich zweifellos ausgemalt.
Ich stelle Matt und Harper einander vor, und sie zählt die Namen all ihrer Freundinnen auf. Sie können ihren Blick kaum von ihm losreißen.
Wann hat mich das letzte Mal eine Frau angesehen, als wollte sie mich auf der Stelle nackt ans Bett fesseln und meinen Körper sehr gründlich erforschen – zweimal hintereinander?
Das Handy klingelt in meiner Jackentasche, also hole ich es raus. Es ist der Kindergarten.
»Entschuldigt mich«, sage ich und entferne mich ein paar Schritte. »Hallo?«
»Hi. Hier ist wieder mal Marcie.«
»Was hat sie diesmal angestellt?«, frage ich. Ich habe gewusst, dass Adley ihre Hände nicht bei sich behalten kann.
»Adley hat einen Jungen über den Spielplatz gejagt und wollte unbedingt, dass er ihr einen Kuss gibt.«
Ich seufze.
»Mr. Grier möchte gern, dass Sie und Miss Bailey noch mal zu einem Gespräch kommen.«
»Muss ich sie abholen?« Ich kann nicht schon wieder meine Trainingsstunden absagen. Und überhaupt ist heute Palmer dran. Es ist ihr Tag mit Adley. »Haben Sie schon bei Palmer angerufen?«
»Ja, haben wir, sie hat nicht abgenommen. Aber Sie brauchen sie nicht abholen zu kommen. Mr. Gier hat mir versichert, dass wir bei dem Gespräch schon eine Lösung finden werden. Setzen Sie sich mit Miss Ferguson in Verbindung und geben Sie mir danach Bescheid, wann für Sie beide ein guter Termin ist.« Ich höre einen Anflug von Belustigung in ihrer Stimme. Meine Dreijährige läuft Jungs hinterher, damit sie sie küssen. Ich finde das ganz und gar nicht komisch.
Ich lege auf und rufe Palmer an. Es klingelt und klingelt, und irgendwann meldet sich die Mailbox. Sie muss ihr Handy auf Stumm geschaltet haben. Ich stecke mein Telefon ein, schüttle den Kopf und geselle mich wieder zu den anderen.
»Na, hängt der Haussegen schief?«, fragt Matt mit einem breiten Grinsen.
Harper kneift die Augen zusammen und sieht mich an.
Harper, hast du wirklich gedacht, Matt Peterson würde sich unsterblich in dich verlieben und dich heiraten, nachdem du ihn am Fuß einer Skipiste kennengelernt hast?
»Nein. Aber ich habe gleich meine nächste Stunde. Magst du heute Abend zum Essen zu uns kommen?«
»Kommt drauf an. Lerne ich dann auch die kleine Lady kennen?«
»Welche?«, fragt Harper, was mich dazu veranlasst, mich zu ihr umzudrehen.
»Oha. Vielleicht wird es hier in der Kleinstadt ja doch ein bisschen wild?« Matt beäugt mich.
»Theresa. Palmer ist nur Adleys Mutter. Wir sind nicht zusammen.«
Harper verdreht die Augen und schmunzelt. »Ja, alles klar. Red dir das ruhig weiter ein. Na, kommt, Ladys, checken wir mal die Halfpipe aus. Bye, Matt. Bye, Hudson.« Sie winkt mit ihrer behandschuhten Hand, und sie gehen in die Richtung davon, aus der wir kurz zuvor gekommen sind.
»Am besten, du beachtest sie gar nicht. Sie hat keine Ahnung, wovon sie redet.«
»Klar, sie hat keinen blassen Schimmer. Schick mir deine Adresse und die Uhrzeit und was ich mitbringen soll. Ich könnte sterben für was Selbstgekochtes.« Er klopft mir auf die Schulter. »Und bis dahin sehe ich zu, dass ich mir Appetit hole.« Sein Blick folgt einer Frau, die ohne Begleitung unterwegs ist, ehe er ihr zuwinkt und sie einholt.
Kopfschüttelnd mache ich mich auf den Weg zur flachen Übungspiste, wo ich den Rest des Tages Kinder unterrichten werde. Ich hole mein Handy raus und schreibe Theresa in der Hoffnung, dass sie heute Abend vorbeikommen und etwas kochen kann, das Matt schmeckt. Ich habe zwar auch ein paar Gerichte auf Lager, aber Theresa ist eine wahre Meisterin am Herd. Außerdem ist heute einer der Abende, an denen unsere Mädchen jeweils beim anderen Elternteil sind.
Ich: Mein neuer Klient kommt heute zum Abendessen. Du hast was gut bei mir, wenn du das Kochen übernimmst.
Die drei Punkte erscheinen im Chat.
Theresa: Sag mir, dass er nicht auch die Nacht bei dir verbringt.
Ich: Heißt das, ich soll mich bei dir im Schlafzimmer revanchieren?
Theresa: Vielleicht.
Ich: Wie wär’s, wenn ich mich erst um den Abwasch kümmere und dann um dich?
Theresa: Hört sich gut an. Ich fahre dann mal zum Supermarkt.
Ich: Danke. ;)
Anfangs war Theresa lockerer und entspannter. Klar, sie war auch da schon perfektionistisch und manchmal ungeduldig, aber bislang habe ich sie nicht oft so erlebt. Doch je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto mehr wirken sich diese Persönlichkeitsmerkmale auf unser Zusammensein aus. Deshalb versuche ich gar nicht erst, Vorschläge für das Abendessen zu machen. Ich hatte noch nie etwas mit einer Frau, der es so wichtig war, dass alles auf eine ganz bestimmte Weise gemacht wird. Einer Frau, der es manchmal schwerfällt, fünfe gerade sein zu lassen. Einer Frau, die auch im Bett ein bisschen verspannt ist. Der Sex ist gut, aber wir bringen nicht die Wände zum Wackeln und lassen mit unseren Schreien auch keine Gläser zerspringen. Verdammt, als ich das eine Mal mit Palmer Sex hatte, haben wir das Bett kaputt gemacht, die Vorhänge von der Stange gerissen, und sie hätte fast eine Gehirnerschütterung davongetragen. Ich muss lachen. Ich erinnere mich daran, obwohl wir so viel getrunken hatten.
Aber ich bin älter geworden, und dementsprechend ist auch meine Beziehung reifer. Wen kümmert es, wenn wir im Schlafzimmer nicht die ganze Welt aus den Angeln heben? Ich mag unseren Sex, und das ist doch das Wichtigste.
»Hudson!«, jubelt eine Gruppe Kinder.
Ich stecke mein Handy weg und gehe zu den Kids, bei denen ich mich immer fühle wie ein Rockstar. Ich habe ein großartiges Leben, und ich darf nicht zulassen, dass Matt Zweifel in mir sät. Wir zwei sind ganz verschiedene Menschen.
Ich sitze auf der Bank neben meinem Cousin Lance und sehe zwischen ihm und Brinley hin und her. Mir ist schleierhaft, wie sie mir helfen wollen. Lance ist Unternehmer, und ja, er besitzt mehrere Millionen, vielleicht sogar Milliarden, aber meines Wissens hat er vom Schreiben nicht die geringste Ahnung. Und Brinley ist Tattookünstlerin. Supertalentiert, aber auch sie hat mit Literatur nichts zu tun.
»Ich wette, du kannst ein bisschen Ruhe und einen Tapetenwechsel brauchen, oder?«, fragt Lance, zückt seine Brieftasche und legt deutlich mehr Geld auf den Tisch, als das Essen gekostet haben kann. Er schaut über Brinleys Schulter, dann beugt er sich zu mir. »Aber Easton darf nichts davon wissen. Warte einfach, bis er weg ist, dann erklären wir dir alles.«
»Wie mysteriös.« Brinley lacht.
Easton kommt von der Toilette zurück, setzt sich aber nicht wieder hin. »Ich muss los. Heute ist Training im Sportkomplex. Das wird mein Jahr, ich weiß es.«
Wir alle lächeln auf eine Art und Weise, die sofort verrät, dass wir ein Geheimnis haben. Er sieht uns einen Moment lang forschend an, und wir lächeln weiter, was die Situation noch verdächtiger macht.
Ich winke und wünsche ihm in Gebärdensprache viel Glück, ehe sich auch Brinley und Lance von ihm verabschieden. Sobald er gegangen ist, stecken sie die Köpfe zusammen.
»Er weiß, dass wir ihm was verheimlichen«, merke ich an.
Brinley sieht sich um und bringt mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Wenn er fragt, denke ich mir irgendwas aus.«
Lance hebt den Arm, um einen Blick auf seine teure Uhr zu werfen. »Wir müssen aufbrechen, in einer Stunde habe ich einen Termin.« Er wendet sich an Brinley. »Kannst du Calista schreiben?«
»Wieso Calista?«
Brinley schlüpft aus der Sitznische. »Wenn wir erst mal da sind, wirst du alles verstehen. Ich muss den Laden aufschließen, deshalb sollten wir jetzt wirklich los.«
»Sag ich doch.« Lance stupst mich an, damit ich aufstehe.
»Wo wollt ihr denn mit mir hin?«, frage ich.
Brinley legt den Arm um mich. »Es ist eine Überraschung. Aber eine gute, versprochen.«
Wir verlassen das Lard Have Mercy, und da wir danach alle woandershin müssen, nimmt jeder sein eigenes Auto. Lance fährt vorneweg und nimmt die Route, die zum hinteren Teil von Lake Starlight führt, wo der See nicht so tief ist und die Häuser weit verstreut stehen. Die Straßen sind schmal, und ich umklammere das Lenkrad fester, als uns ein Fahrzeug entgegenkommt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch genügend Zeit habe, ehe ich Adley aus dem Kindergarten abholen muss.
Irgendwann setzen die beiden den Blinker, und ich frage mich, warum, bis Lance in eine kleine Zufahrt einbiegt. Als die Bäume sich lichten, taucht vor mir im Wald ein kleines Cottage auf. Unsere drei Autos passen kaum in die gekieste Einfahrt, sodass Calista quer zu uns an der Straße parken muss. Ich stöhne. Jetzt bin ich zugeparkt. Falls ich schnell wegmuss, habe ich Pech.
»Hi!«, sagt sie und winkt mit der Hand, an der sie ihren dicken Diamantring trägt. Sie öffnet die hintere Tür ihres Wagens und nimmt ihren vier Jahre alten Sohn Jaden aus seinem Sitz. Er zappelt, weil er nicht auf den Arm genommen werden will, und sobald sie ihn runtergelassen hat, kommt er auf uns zugerannt.
Wir grüßen ihn mit High Fives, und Brinley versucht, ihn hochzuheben. Calista kommt um die Autos herum zu uns. Der dicke Bauch unter der Umstandsbluse ist das Erste, was mir an meiner ältesten Cousine auffällt.
»Was habe ich verpasst?«, frage ich. »Wo ist Buzz Wheel, wenn man es braucht?«
Sie lacht. »Du bist definitiv nicht auf dem Laufenden. Es wurde darüber berichtet, als ich im dritten Monat war. Beim zweiten Kind sieht man es offenbar früher.« Sie reibt sich den Bauch, und ich kann nicht umhin, ihre rosigen Wangen zu beneiden.
Ich habe nicht die Absicht zu heiraten, aber wenn ich an meine Cousins und Cousinen denke, die allesamt Familien gegründet haben, frage ich mich schon manchmal, ob ich eines Tages vielleicht doch bereit für die Ehe sein könnte. Vor allem wenn ich sehe, wie Calista von innen heraus strahlt.
Bei mir war es in der Schwangerschaft genauso.
»Und warum ist Mr. Jaden heute nicht im Kindergarten?«, fragt Brinley und lässt ihn los, da er partout nicht auf den Arm genommen werden will.
»Wir fliegen nächste Woche nach Chicago.«
Calistas Familie verbringt die spielfreie Zeit hier und die Saison in Chicago, wo Rylan unter Vertrag ist. Sie hat schon oft gesagt, dass sie nach seinem Karriereende für immer nach Lake Starlight zurückkommen wollen, zumal ihr Mann aus der Familie Greene in Sunrise Bay stammt. Aber wenigstens ist sie in Chicago nicht allein, weil Easton während der Baseball-Saison ebenfalls dort ist.
»Schon? Ihr wart doch nur so kurz hier«, sagt Brinley.
Ich schiebe mich zwischen die beiden und hebe die Hände – ich habe für heute keine Lust mehr zu reden. Warum stehen wir hier vor diesem unheimlichen Haus mitten im Nirgendwo?, gebärde ich.
Sie lachen. Ich habe Glück, dass die meisten Mitglieder meiner Familie Gebärdensprache gelernt haben. Obwohl ich Lippenlesen und dank meiner Implantate auch wieder hören kann, ziehe ich trotzdem oft Gebärdensprache vor.
Als ich jünger war, habe ich nur auf diese Weise kommuniziert, und alle meine Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel haben einen Kurs gemacht. Dafür werde ich ihnen bis in alle Ewigkeit dankbar sein. Einige beherrschen die Gebärdensprache besser als andere, aber normalerweise verstehen sie zumindest den Sinn dessen, was ich ausdrücken will. Und falls nicht, dolmetscht jemand für mich.
»Komm mit.« Lance legt mir den Arm um die Schultern und lotst mich zum Haus.
Er überreicht Calista den Schlüssel, die das Cottage aufsperrt. Wir gehen durch die hübsche Rundbogentür, die oben ein kleines Fenster hat. Ich sehe ein Sofa mit einem Quilt auf der Rückenlehne und in der hinteren Ecke eine mit allem Notwendigen ausgestattete Küche.
»Das hier war Doris geheimer Unterschlupf«, erklärt Lance und lässt sich den Schlüssel von Calista zurückgeben.
Ich drehe mich einmal im Kreis. Nun, da ich weiß, dass es meiner Urgroßmutter gehört hat, sehe ich das Häuschen mit anderen Augen. Ich war immer so traurig, dass Adley sie nie kennenlernen wird.
Die anderen sehen mich an.
Ich verstehe nicht ganz, gebärde ich.
Brinley und Lance schielen zu Calista. Jaden hüpft auf der Couch herum. Calista gibt ihm ihr Handy und setzt ihn auf einen Stuhl. Sobald er ruhig ist, wendet sie sich wieder uns zu.
»Du warst nicht dabei, aber erinnerst du dich noch daran, als meine Freundin Aubry geheiratet hat?«, fragt sie.
Ich zucke die Achseln.
»Das war, während du auf Weltreise warst.«
Ich verdrehe die Augen.
»Sie hat geheiratet, und Rylan kam extra her, um Declans Trauzeuge zu sein. Ich war die Trauzeugin, und wir hatten uns so lange nicht gesehen …«
»Komm zur Sache, ich muss gleich los.« Wieder schaut Lance auf seine Uhr.
»Ja. Wie dem auch sei. Aubreys Grandma Alice ist mit mir hergekommen, dann kam noch ein Anwalt dazu, den Dori angeheuert hatte, und der hat mir eröffnet, dass das Cottage mir gehört. Er hat mir einen Brief von ihr und den Schlüssel in die Hand gedrückt und gesagt, ich könne mit dem Haus machen, was ich wolle. Also habe ich beschlossen, seine Existenz geheim zu halten. Eine kleine Warnung: Ich glaube, die Eltern wissen alle davon, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie keine Ahnung haben, wer von uns das Cottage gerade benutzt.«
Lance stöhnt genervt.
Calista sieht ihn flehentlich an. »Sie weiß das alles doch nicht.«
»Die Kurzversion reicht auch.« Er setzt sich auf einen der Küchenstühle.
»Als Brinley aus der Wohnung rausmusste, kurz nachdem Van eingezogen war, habe ich ihr den Schlüssel gegeben. Der Anwalt hat mir Briefe für alle Cousins und Cousinen überreicht, also habe ich ihr ihren gegeben.« Sie kramt in ihrer Handtasche und hält einen Umschlag in die Höhe, auf dem in Doris Handschrift mein Name geschrieben steht.
Mir bleibt die Luft weg. Ich halte den Umschlag ganz fest in der Hand und betrachte ihn unsicher. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich fühle.
»Brinley hat mir das Cottage gegeben, als ich mit Kenzie zurück nach Lake Starlight gekommen bin und sie dieses Arschloch heiraten wollte«, sagt Lance.
»Es soll ein Rückzugsort sein, wenn man allein sein will. Wenn man Ruhe oder eine Auszeit braucht. Ein Ort, um zu sich selbst zu finden. Vielleicht auch den richtigen Weg«, ergänzt Brinley.
»Als du gesagt hast, dass du dich nicht konzentrieren kannst, dachten wir, dass du vielleicht hier schreiben könntest. Mit ein bisschen Abstand zu Adley und Hudson.« Lance hält mir den Schlüssel hin.
»Und wenn du fertig bist und jemand anderen aus der Familie triffst, der es braucht, gibst du ihn einfach weiter.« Calista lächelt, nimmt Jaden das Smartphone weg und nimmt ihn auf den Arm. »So, und jetzt muss ich zurück. Jaden verbringt den Tag bei Rylans Eltern. Die Woche vor dem Umzug ist immer die stressigste. Vor allem, weil der Termin für das Kleine in unserer Zeit in Chicago liegt.«
Danke, gebärde ich, und wir umarmen uns zum Abschied.
»Gern geschehen. Ich hoffe, du findest hier, wonach du suchst. Und vergiss nicht, den Brief zu lesen.«
»Mache ich.« Ich gebe Jaden einen Kuss auf die Wange, auch wenn er versucht, mir auszuweichen.
Brinley und Lance brechen ebenfalls auf. Nachdem ich rückwärts aus der Einfahrt gefahren bin, damit sie rauskönnen, kehre ich ins Cottage zurück. Die Tür fällt hinter mir zu, und zunächst stehe ich einfach nur da. Es ist ganz still. Ich schwöre, ich kann fast die Umarmung meiner Urgroßmutter spüren. Ich gehe umher und bestaune die Bilder von ihr und meinem Urgroßvater, den ich nie kennengelernt habe. Ihre Liebe strahlt mir von jedem einzelnen Foto entgegen.
Jenseits der Küche gibt es noch ein kleines Schlafzimmer und ein Bad, mehr Räume hat das Cottage nicht. Es ist hübsch und behaglich, und ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass meine Urgroßeltern ein geheimes Haus besaßen. Obwohl – Dori traue ich so etwas absolut zu. Und wer weiß? Vielleicht war mein Urgroßvater ja genauso draufgängerisch und geheimnisvoll wie sie.
Ich setze mich auf das Sofa und sinke so tief ein, dass ich Angst habe, nie wieder hochzukommen. Ja, ich kann mir gut vorstellen, tagsüber zum Schreiben herzukommen, vor allem an den Tagen, an denen Hudson sich um Adley kümmert. Je mehr ich mir ausmale, wie ich an dem kleinen Küchentisch oder auf der Couch oder im Sessel sitze, desto besser gefällt mir die Idee.
Der Brief in meinem Schoß bettelt mich an, gelesen zu werden. Darin verbergen sich die letzten Worte, die meine Urgroßmutter an mich gerichtet hat. Die letzten Ratschläge, die sie mir jemals mit auf den Weg geben wird. Denn ich weiß genau, dass sie nicht bloß geschrieben hat, wie stolz sie auf mich ist. Sie wird mich irgendwohin lenken wollen – das entspricht eher ihrem Naturell.
Mein Finger fährt über den Rand des Umschlags, und ich hole das Blatt Papier heraus, das mit großer Präzision zweimal gefaltet ist. Als ich es auseinanderfalte und ihre Handschrift sehe, wird mein Herz ganz weit. Ich lese die erste Zeile.
Meine geliebte Palmer …
Hastig lasse ich den Brief zurück in meinen Schoß sinken. Ich bin noch nicht bereit dazu, ihre letzten Worte zu lesen. Rasch falte ich den Brief wieder zusammen und stecke ihn zurück in den Umschlag, den ich auf den Couchtisch lege. Erst mal werde ich ein bisschen Zeit in ihrer geheimen Welt verbringen, an dem Ort, an dem sie Zuflucht gesucht hat, wenn das Leben mal wieder verrücktspielte – oder wenn sie mit meinem Urgroßvater Sex haben wollte.
Das Bild verbanne ich ganz schnell wieder aus meinem Kopf.
Der Alarm an meinem Smartphone geht summend an. Es wird Zeit, Adley abzuholen. Ich stehe vom Sofa auf und sehe mich noch ein letztes Mal um, ehe ich das Cottage verlasse. Morgen, gleich nachdem ich Adley in den Kindergarten gebracht habe, werde ich wieder herkommen, und mit ein bisschen Glück muss ich meine Lektorin doch nicht anrufen und ihr sagen, dass ich kein Manuskript für sie habe.
Als ich in meinen SUV steige, gibt mein Handy einen Signalton von sich. Eine Nachricht von Harper.
Harper: Wusstest du, dass Hudson heute mit Matt Peterson trainiert hat?
Ich: Nein, aber sie sind befreundet, soweit ich weiß.
Harper: Er ist gerade in der Stadt, und wenn du dein Buch fertig schreiben willst, solltest du dich vielleicht ein bisschen von ihm inspirieren lassen. Der Typ ist HAMMER.
Ich: Ganz ruhig, Tiger. :P
Harper: Oh, ich will ihn gar nicht. Ich hab nur zufällig gehört, dass er heute bei Hudson zum Abendessen eingeladen ist. Geh doch kurz bei ihm vorbei und überzeug dich selbst.
Ich: Bin eigentlich nicht interessiert.
Harper: Das wird sich ändern, wenn du ihn siehst. Erzähl mir später, wie er ohne die Snowboard-Klamotten aussieht.