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Fünf Frachtwagen sind auf dem Weg nach Fort Sumner – aber sie sind bisher noch nicht am Ziel angekommen. Die Behörden schicken Texas Ranger Tom Carrington und seinen Partner Old Loony los, um nach den verschwundenen Frachtwagen zu suchen. Die Spur führt in die Wüste, verliert sich dort aber. Tom und Old Loony trennen sich daraufhin und suchen nach weiteren Spuren. Kurz darauf wird Old Loony aus dem Hinterhalt niedergeschossen. Währenddessen hat Tom Carrington einen ersten Hinweis gefunden. Sie führt zu einem jungen Rancher namens Weaks Martin, dessen Besitz von Revolvermännern belagert wird ...
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2025
Verschollen im Comanchenland: Western
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von Horst Weymar Hübner
Fünf Frachtwagen sind auf dem Weg nach Fort Sumner – aber sie sind bisher noch nicht am Ziel angekommen. Die Behörden schicken Texas Ranger Tom Carrington und seinen Partner Old Loony los, um nach den verschwundenen Frachtwagen zu suchen. Die Spur führt in die Wüste, verliert sich dort aber. Tom und Old Loony trennen sich daraufhin und suchen nach weiteren Spuren. Kurz darauf wird Old Loony aus dem Hinterhalt niedergeschossen.
Währenddessen hat Tom Carrington einen ersten Hinweis gefunden. Sie führt zu einem jungen Rancher namens Weaks Martin, dessen Besitz von Revolvermännern belagert wird ...
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Alfred Bekker
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Old Loony hatte das Gefühl, der Hölle näher zu sein als der Erde.
Sein Schädel dröhnte wie eine Glokcke, alle Knochen im Leib schmerzten.
Er lag auf heißem Geröll.
Außerdem war er auf einem Auge blind. Oder jedenfalls fast. Blut war darüber gelaufen und eingetrocknet und klebte das Auge zu.
Die Erinnerung kam.
Er hatte mindestens eine Kugel erwischt. Den Feuerblitz hatte er noch gesehen, auch den Knall gehört und den Schlag am Kopf gespürt.
Dann war er tief gestürzt.
Vielleicht taten ihm deshalb jetzt alle Knochen weh.
Er war oben am Rand des Trockenbaches geritten, hatte die verdammten Radfurchen gesucht und plötzlich den Mann mit dem Gewehr an der Schulter gesehen. Die Kugel hatte ihn den Hang hinunter gestoßen, nichts anderes.
Da lag er jetzt und fühlte sich hundeelend.
Er wollte schlucken. Seine Kehle war wund, alles schien zusammenzukleben.
Die Hände waren unter dem Körper. Er zog sie hervor. Sie sahen aus, als hätte er damit Steine zertrümmert.
Vorsichtig kratzte er die Krusten um das linke Auge weg. Er konnte wieder auf beiden Augen sehen, Gottlob! Und er war nicht tot.
Er fing an zu kriechen. Er musste aus der Sonne, sonst brachte sie ihn um. Irgendwo am Hang war Schatten. Den musste er finden.
Etwas bewegte sich vor ihm.
Erst hielt er es für eine Eidechse wegen der vibrierenden Halsflecken. Aber das Tier war zu träge. Und mächtig neugierig. Es betrachtete ihn.
Nach einer Weile wusste er, dass es ein Chuckawalla war, eine Mischung wie von Schlange, Eidechse und Salamander, schwarzgelb gestreift und scheußlich anzusehen.
Chuckawallas fressen Blüten. Und blühende Pflanzen gibt es in der Nähe von Wasser.
Also musste es hier welches geben.
Old Loony kroch weiter. Er hatte kein Zeitgefühl.
Einmal wollte er nach seinem Maultier rufen. Er brachte nur ein Krächzen heraus, und die trockenen Lippen platzten.
Wo war Clara? Hatte der Kerl mit dem Gewehr sie ebenfalls ...?
Die Steine waren unerträglich heiß, er konnte sich nicht auf ihnen ausruhen. Die Sonne brannte ihm auch auf den Rücken.
Keuchend kroch er weiter.
Da war endlich der Hang, und er lag im Schatten. Der Boden war kühl. Old Loony blieb liegen und genoss die Wohltat. Das Sausen und Dröhnen in seinem Schädel ließ nach. Er konnte wieder einigermaßen klare Gedanken fassen.
Ein Mann hatte ihn über den Haufen geschossen. In einer Gegend, wo die Halbwüste in den Llano überging. Das war die gottverlassenste Einöde, die er sich vorstellen konnte.
Ausgerechnet hier musste er einem Wegelagerer vor die Mündung reiten.
Vielleicht hat der Kerl mein Maultier viel dringender gebraucht, dachte er in einer grimmigen Anwandlung. So was gibt’s ja, und mir passiert es!
Der Chuckawalla folgte ihm. Vielleicht sehnte sich das hässliche Tier nach Gesellschaft. An der Schattengrenze drehte es ab und watschelte gemächlich den Trockenbach hinauf.
Old Loony schaute in diese Richtung.
Was er sah, brachte ihn in Bewegung. Hinter Steinen ragten Zweige hoch, und an den Zweigen wuchsen wundervolle grüne Blätter.
Er hatte schon Schlimmeres gegessen. Hauptsache, die Blätter waren saftig.
Der Chuckawalla machte ein seltsames Geräusch, als er an ihm vorbeitorkelte. Er stürzte fast über die Steine in die Zweige. Und dann sah er, dass er dem Tier nicht die Nahrung wegzufuttern brauchte. Mitten im Geröllbett gab es eine Wasserstelle.
Die Brühe war schal und schmeckte wie alte Stiefelsohlen. Wie Feuer rann sie ihm die Kehle hinunter.
Sein Magen krampfte sich zusammen.
Es dauerte lange, bis er sich an den zweiten Schluck wagte. Danach trank er sparsam und überlegt. Er kroch in den Schatten und griff an den Kopf.
Manche Leute nannten so was Pech. Er betrachtete es als Glück. Wäre die Kugel nur fingerbreit tiefer gekommen, hätte er nie mehr Durst gelitten und auch sonst keine Schmerzen verspürt.
Er hatte eine tüchtige Furche auf der Kopfschwarte. Blut und Haare waren zusammengetrocknet.
Anscheinend nässte die Wunde nicht. Wenn dies so blieb, hatte er mehr als nur Dusel.,
Lang im Schatten ausgestreckt erholte er sich. Nach einiger Zeit fühlte er sich kräftig genug, auf Händen und Füßen den Hang hinaufzukriechen.
Im Sand fand er Spuren.
Er folgte ihnen und kam zu der Stelle, wo er den Hang hinabgesaust war. Von hier oben musste es ausgesehen haben, als läge er tot auf dem Geröll.
Der Kerl hatte mit dem Maultier gerungen und es dann fortgezerrt. Dabei hatte er die Spuren nur mangelhaft verwischt.
Old Loony wunderte sich, warum der Mann nicht geritten war. Hatte ihn Clara nicht gelassen?
Höchstens zweihundert Schritte weiter fand er den Ort, wo der Bursche mit dem Gewehr gestanden hatte.
Old Loony fluchte lästerlich.
Alles deutete darauf hin, dass der Mann ihn und seine Staubfahne längere Zeit beobachtet und sich den richtigen Platz ausgesucht hatte. Das Maultier hatte er nicht für sich selber gebraucht. Er war mit einem Pferd unterwegs.
Old Loony hatte ein komisches Gefühl, je länger er sich alles ansah. Mächtig viele Fußspuren, und alle nur von diesem einen Mann. In einer Mulde schien er gegraben zu haben.
Claras Fährte zeigte in die Wüste hinaus. Anfangs hatte sie Sätze gemacht, dann war sie im Galopp gelaufen. Wahrscheinlich hatte der Mann sie geschlagen. Oder mit einem Raubtierschrei in Angst und Schrecken versetzt.
Danach war er auf sein Pferd gestiegen und auf seiner Fährte am Trockenbach entlang nach Nordwesten hinaufgeritten.
Dort gab es keine Ansiedlung, keine Wasserstelle und keine Poststraße. Nur Wüste.
Dort wohnte der Tod.
Jedenfalls für einen Mann zu Fuß.
Old Loony grub mit den Händen in der Mulde. Der Sand war mörderisch heiß, seine zerschrammten Finger brannten.
Er wollte schon aufgeben, als er einen Riemen zu fassen bekam. Er zog daran. Seine Bettrolle kam aus dem Sand zum Vorschein.
Nach und nach brachte er seine gesamte Ausrüstung ans Tageslicht. Sogar den Hut. Er war durchschossen. Die Kugel hatte ihn ihm vom Kopf gefegt, und der Mann hatte ihn aufgehoben und mit den Sachen vergraben.
Auch die Hawken-Büchse war da, das Pulverhorn, die Kugeltasche. Und die Wasserflasche. Sie enthielt sogar noch etwas.
Zuletzt zog Old Loony seinen Sattel aus dem Sand.
Und jetzt war er richtig im Bild, jetzt wusste er Bescheid.
Der Mann hatte alles verschwinden lassen, das Aufschluss über das Drama und sein Opfer gegeben hätte.
Dem Maultier hatte er den Sattel abgenommen. Ein Tier mit Sattel hätte verdächtig ausgesehen - falls man es fand. Der Mann hatte nichts dem Zufall überlassen und vorgesorgt. Herrenlose Maultiere strolchten immer wieder im Land umher; sie waren einem Treck entlaufen oder einem Rancher ausgerissen.
Old Loony zog ei die mageren Schultern zusammen. Der Kerl hatte ihn für tot angesehen und für die Bussarde und Geier liegen lassen. In zwei Tagen hätte es im Trockenbach nur noch ein Gerippe, ein paar Fetzen Stoff und zwei zerhackte Stiefel gegeben.
Den Ort, wo er mal liegen würde, wollte Old Loony gerne selber bestimmen.
Und er wollte sein Leben nach Möglichkeit friedlich beschließen. Was hatte den Mann gekratzt, dass er ihm aufgelauert hatte?
Das Gesicht hatte er nur kurz gesehen über dem Gewehrlauf. Er hatte mit niemand Streit, der so aussah.
Der Mann hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, zu ihm hinabzusteigen und seine Taschen auszuräumen.
Ein Strauchdieb, ein Wegelagerer hätte es getan.
Old Loony war für diese Fügung dankbar. Bestimmt hätte der Kerl gemerkt, dass er nicht tot, sondern nur bewusstlos war. Das Blut am Kopf und auf den Steinen hatte ihn getäuscht.
Hinter der Sache steckte mehr. Warum sonst die Mühe, die Ausrüstung und den Sattel verschwinden zu lassen?
War er doch diesem verdammten Wagenzug zu nahe gekommen, der sich auf geisterhafte Art aufgelöst zu haben schien?
Hinter dem waren Tom und er und eine Menge andere Leute schließlich her.
Gab es in dieser Gegend Radfurchen?
Der Sand war tief genug. Fünf Merville-Frachtwagen, die Gespanne und die Fahrermannschaft verschwanden ja schließlich nicht mir nichts, dir nichts.
Old Loony sah sich noch einmal alles an. Dann wusste er, was er zu tun hatte.
Die Mittagssonne machte das Fell von Thunder dunkel vom Schweiß. Der Hengst trottete lustlos.
Tom Carrington, der Texas Ranger, hatte den Hut tief in die Stirn gezogen. Die Sonne war hell, der Sand war hell, das ganze Land war es. Soviel Helligkeit schmerzte in den Augen.
Der Schwarztimber Sam trottete mit heraushängender Zunge weit hinter dem Pferd her. Diese trostlose Gegend war nicht nach seinem Geschmack. Hier roch es nach nichts, nicht einmal nach Taschenmäusen, die sich so leicht übertölpeln ließen.
Tom wandte den Kopf und schaute nach dem Halbwolf. Dem setzte die Hitze auch schlimm zu.
Bei Nacht, überlegte er, kämen wir besser voran, bloß sehen wir dann nichts!
Sein Hemd war nass von Schwitzflecken, in den Nasenlöchern kitzelte der feine Flugsand.
Grimmig schaute er über das Land hin. Keine Fährten, keine Spuren, nichts. Falls einmal jemand hier durchgekommen war, musste das ein halbes Jahrhundert her sein. Oder noch länger.
Vielleicht hatte er die falsche Richtung genommen. Diese Möglichkeit konnte er nicht mehr ausschließen.
Im flimmernden Sonnenglast glaubte er im Norden eine zitternde dunkle Linie auszumachen. Vielleicht eine Hügelkette. Aber sicher war das nicht.
Über dem Land schwammen Hitzeseen, die wie flüssiges Blei glänzten. Sie verzerrten alles ins Groteske. Ein Stein konnte wie ein Baum aussehen, eine dunkle Stelle wie ein Pferd.
Dazu kamen die überreizten Nerven, die einem auch alles mögliche vorgaukelten.
Thunder klappte unlustig mit den Ohren und ließ sie wieder hängen.
„ Wir sind wahrscheinlich schon zu weit reingeritten“, sagte Tom heiser. Die Kehle war wund und rau, das Sprechen tat weh.
Thunder nahm den Kopf hoch, der Klang der menschlichen Stimme erregte seine Aufmerksamkeit. Aber danach kam nichts mehr. Tom schonte seine Kräfte.
Das versuchte auch der Schwarztimber. Der Sand war mörderisch heiß, wenn er die Pfoten aufsetzte, gab es ein Brennen. Also versuchte er, sie nicht zu lang im Sand zu lassen.
Ein ganz merkwürdiger Gang kam dabei heraus.
Nach einer Stunde stieg Tom ab und führte den Hengst eine Meile. Bevor er wieder aufsaß, wusch er ihm die Nüstern aus. Thunder wollte mehr, er stieß Tom mit der stacheligen Schnauze an.
Aber es gab nichts, das Wasser war genau eingeteilt.
Tom wrang das Halstuch aus und ließ Wassertropfen dem Timber auf die Zunge fallen. Das Tuch band er sich um den Hals. Für ein paar Minuten brachte es Abkühlung, dann war es schon wieder trocken.
Er hatte nur einen Wasserschlauch und eine Feldflasche dabei. Mit dem kostbaren Nass musste sparsam gewirtschaftet werden.
Nach der Rast lenkte er den Hengst nach Norden. Jene dunkle Linie war nicht gewichen. Also lag dort wohl doch eine Hügelkette. Wo Hügel waren, gab es meist auch Schatten.
Die Gegend war leer, tot und wie ausgebrannt. Nicht einmal Chollas und Saguaro-Kakteen gab es. Ein Käfer hätte keinen Schatten gefunden.
Die Luftspiegelungen, die schwimmende Seen vortäuschten, verformten sich bizarr, zogen sich zusammen, dehnten sich aus und wichen langsam zur Seite.
Plötzlich griff Tom in die Zügel. Aber es war nicht nötig, den Hengst zum Anhalten aufzufordern. Der blieb von allein stehen.
Eine Fährte kam von Osten und zog hinaus in die öde Wüste.
Loser Sand war in die Stapfen nachgerutscht. Er konnte nicht herausfinden, ob ein Pferd, ein Esel oder ein Maultier hier gegangen war. Geschweige, ob das Tier Eisen getragen hatte. Und einen Reiter oder nicht.
Der Sand war tief, jedes größere Tier sank mächtig ein. Auch Thunder.
Tom verglich die Fährte mit der Linie, die der Hengst gezogen hatte.
Na ja, da war wohl doch kein Pferd in die Wüste hineingezogen. Oder ein sehr kleines. Ein Comanchenpony vielleicht. Oder ein verwildertes Muli.
Sam schnupperte unlustig an den Stapfen herum. Der Sand roch nicht, und die Hitze am Boden war höllisch.
Tom dachte an gewisse Leute, die es manchmal vorzogen, weitab von jeder Piste die Wüste zu durchqueren. Die hatten gute Gründe. Aber sie pflegten in Gruppen unterwegs zu sein.
Das hing mit dem Gewerbe zusammen, dem sie nachgingen. Pferdediebe wurden aufgehängt.
Trotzdem lag ein schöner Profit in dem Geschäft. Für den, der davonkam. Am mittleren Red River weit im Osten gab es große Pferderanches, und immer wieder kamen gewisse Gentlemen vom Pecos und vom Rio Grande im Westen, nahmen sich einen Schwung Pferde, trieben die Tiere durch die Wüste und verkauften sie daheim.
Das hörte sich einfach an, aber ein Haken war an der Geschichte, sonst hätte ja jeder diese krumme Art von Pferdehandel betreiben können. Das war das Wasser.
Ohne Wasser brachte niemand ein Pferd durch den Llano.
Natürlich gab es Wasserstellen und Quellen. Die Plätze waren bekannt. Aber dort ließen sich die Pferdediebe wohlweislich nicht blicken. Die bestohlenen Rancher organisierten regelmäßig Jagden, und sie kannten die Wasserstellen natürlich auch.
Also schleppten die Diebe das Wasser in Schläuchen mit und blieben den Pisten fern.
Und hier war nur ein Tier gegangen.
Vielleicht kam es bald um.
Tom brachte den Hengst in Bewegung und ritt über die nichtssagende Fährte hinweg. Nach zwei Stunden war er sicher, dass dort im Norden nicht bloß eine Hügelkette lag, sondern ein ganzer Bergzug. Die Flanken waren schwarz.
Von einem solchen Berg hatte er nie gehört, aber das war nicht ungewöhnlich. Über die Llano-Wüste wusste man verdammt wenig. Jeder Ritt in dieses Gebiet war letztlich doch ein Unternehmen mit ungewissem Ausgang.
Nicht eine Kutschengesellschaft betrieb eine Linie hindurch. Die Poststraßen führten alle drum herum. Zwar bedeutete das viele Tage Umweg, dafür war es eine sichere Sache. Die verantwortlichen Leute bei den Kutschengesellschaften waren nicht gerade die Dümmsten.
Am späten Nachmittag kam ein milder Wind auf und fächelte etwas Kühlung heran.
Der schwarze Bergzug lag schon zum Greifen nahe.
Dann fand Tom die zweite Fährte dieses Tages. Alle guten Geister, der Llano schien bevölkert wie die Mainstreet von San Antonio um die Mittagszeit!
Dabei hätte er schwören mögen, dass er die einzige menschliche Seele im Umkreis von hundert Meilen war.
Einwandfrei war ein Pferd von Südosten heraufgekommen. Zwar waren auch diese Stapfen halb verschüttet, aber gerade an dieser Stelle gab es Stiefelabdrücke.
Der Reiter war abgestiegen, hatte das Tier getränkt oder ihm die Nüstern ausgewaschen und war dann in der alten Richtung nach Nordwesten weitergeritten.
Da er sich parallel des Bergzuges gehalten hatte, nahm Tom an, dass es keine Möglichkeit gab, über das Hindernis hinwegzuklettern. Man musste drum herum reiten.
Die Flanken sahen aus, als böten sie nicht mal einem Mann, der zu klettern wusste, ausreichenden Halt.
Nachdenklich schaute Tom über die Fährte hin, wo der Reiter gekommen war. Vielleicht stieß Old Loony auf sie. Der kroch im Osten herum.
Das Gebiet hatten sie aufgeteilt und sich getrennt, um eine größere Fläche abklappern zu können. Wahrscheinlich war die Nadel im Heuhaufen leichter zu finden als ein kleiner Wagenzug in der Wüste.
Wie Old Loony mal gesagt hatte, sei das ganz einfach. Das mit dem Heuhaufen nämlich. Er könne nicht verstehen, dass sich eine Menge kluger Leute den Kopf darüber zerbrechen würden. Den Heuhaufen anzünden und alles, was dann übrigbleibt, durch ein Sieb schütteln. Ganz einfach.
Auf die Wüste ließ sich das nicht anwenden. Hier gab es nichts zum Anzünden. Außerdem war sie riesig groß.
Da half nur emsiges Suchen. Und eine unverschämt große Portion Glück.
Tom ritt über die Stelle mit den Fußspuren hinweg und hielt auf eine Einbuchtung in der schwarzen Bergflanke zu.