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Das geschichtsträchtige Schwarza, über das selbst im Baschkiren-Land geschrieben wird, gibt es nicht mehr. Wie ist es um die Zukunft dieser Region bestellt? Ein zentrales Thema des Buches. Heute besteht hier vor allem die Sorge über einen möglichen weiteren Verfall und Abriss kulturhistorisch wichtiger Bauten, Wahrzeichen dieser Region, etwa der Siedel- und Gasthöfe, die nebst Laurentiuskirche das Gesamtbild Bauernbarock wie kaum anderswo prägen. Der Autor erinnert an eine ähnliche Situation in den 80er Jahren in Dresden, wo durch Bürgerbegehren, an denen er selbst teilhatte, der Abriss wichtiger barocker Bauten verhindert werden konnte und damit eine neue Denkweise begann, an deren Ende der Wiederaufbau von Semperoper und Frauenkirche stand. Alte Traditionen mit neuem Leben zu erfüllen, damit diese Region anziehend und kulturvoll wie einst und ein wirklich moderner Industriestandort wird, das ist dringend geboten. Geboten für das Heute und das Morgen, für die zukünftige Generation.
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2017
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erlebte seine Kindheit und Jugendzeit in der beschriebenen Region, absolvierte dort die Grund- und Oberschule sowie an der Friedrich Schiller-Universität Jena das Physik-Studium.
Laseranwendungen und -entwicklungen für Spektroskopie, Ablation und Flugsicherheitt insbesondere in der Hochtechnologie sowie Luft-und Raumfahrt waren in der Folgezeit seine Foschungsschwerpunkte.
Neben seiner Forschunstätigkeit war er mehr als zehn Jahre Vorsitzender der Kommission Kultur und Bildung der TU Bergakademie Freiberg, woraus auch seine Kontakte zur Denkmalpflege in Dresden und sein Engagement für die Erhaltung und den Wiederaufbau historisch wichtiger barocker Gebäude der Stadt resultierten.
Die Erfahrungen, die er bei seinen Aufenthalten in vielen Ländern auf fast allen Kontinenten sammelte, schärften seinen Blick und die Wertschätzung für das eigene Zuhause. Eine Allegorie zur Rudolstädter Heimatdichtung drängt sich dabei auf.
Meinen Freunden und Bekannten,
meinen Schul- und Sportkameraden,
all denen, die mich begleiteten,
in Dankbarkeit gewidmet
Prolog und Intuitionen
Die Region Schwarza, urkundlich und ehemals
Gasthöfe und Gaststätten - Flugplatzaktivitäten
Das Kulturhaus Schwarza
Das Straßentreffen und die Buchlesung
Das Jubiläumstreffen meines Schuljahrgangs und Rückblicke
Intentionen durch Historie und persönliches Umfeld
Ansiedlungen und Entwicklungen in der Region – Prägende Persönlichkeiten
Anton Sommer, der Rudolstädter Heimat- und Mundartdichter
Die Sankt Laurentiuskirche in Schwarza - wie ich sie erlebte
Die Glocken der Sankt Laurentiuskirche
Der heilige Laurentius
Die barocke Kirche Sankt Laurentius
Vom Schaffen im Handwerk und in kleineren betrieblichen Einheiten in Schwarza
Heimatstube und Ebhardt-Schuhwerkstatt
Mein Erleben der Nestler-Mühle und der „Gold-Fluss“ Schwarza
Korbmacherei Witt und „Lebensmittel-Kehrmann“ & Nachfolger
Zukunfts-Hoffnungen
Quellennachweis
Danksagung
Heute bekomme ich - etwas überraschend - einen Anruf von Emmile, ob ich vielleicht eine Buchlesung bei einem Straßentreffen in unserem Heimatort Schwarza, das sie mit ihrem Bruder in nächster Zeit organisieren möchte, machen könnte.
Emmile war in der Schule ein Jahrgang unter mir. Mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder ministrierte ich häufig bei den sonntäglichen katholischen Gottesdiensten in der Schwarzaer Sankt Laurentiuskirche. Und mit ihrem Vater, der Lehrer war, hatte ich, obwohl noch sehr jung an Jahren, oft ganz spontan und zufällig, manchen interessanten und respektvollen Disput.
Wir, einst Flüchtlinge, hatten hier unsere neue Heimat gefunden und unsere Kindheit und Jugendzeit verbracht. Wir wohnten in der gleichen Straße, in Sichtweite vis-a-vis, nur wenige Meter voneinander entfernt.
Etliche Jahre sind seitdem vergangen, und vieles hat sich da in diesem Ort verändert. Die meisten, die hier gemeinsam die Schule besuchten, die zusammen die Tanzstunde machten, die manche Träume miteinander verbanden, die Sport- und Volksfeste des Öfteren erlebten, sie wohnen nicht mehr hier. Sie haben Kinder und Enkel. Und in der Regel haben sie auch ihr Berufsleben hinter sich gebracht. Vieles hat sich auch bei ihnen verändert. Man wüsste jetzt natürlich gern: Was ist aus jedem Einzelnen geworden, wie fühlt man sich heute?
Emmile hatte, wie sie mir erzählte, bei Straßentreffen im nicht weit entfernten Arnstadt, wo sie seit längerer Zeit wohnt, viel Positives erlebt. Und deshalb jetzt auch bei ihr der Gedanke und die Hoffnung: Vielleicht kann so etwas Ähnliches auch in Schwarza durchgeführt werden? Das speziell „ins Auge“ gefasste Straßentreffen sollte vor allem die einstigen Bewohner der ehemaligen Hainstraße, später in Friedrich Engels-Straße umbenannt, der Ernst Thälmann-Straße, der Bahnhofstraße sowie der dortigen Plattenbauten, damals unter der Rubrik Neubauwohnungen laufend, umfassen. Natürlich stimmte ich dem Ansinnen einer Buchlesung spontan sofort zu, hatte noch Tage zuvor an so etwas überhaupt nicht gedacht. Natürlich wollte ich damit auch für das Zustandekommen dieses Treffens, an dem ich ja selbst sehr interessiert war, einen Beitrag liefern.
Wir waren uns völlig unklar darüber, was auf uns bei solch einem Treffen zukommt. Und wie wird wohl das Interesse dafür sein, jetzt nach 50 und mehr Jahren Abwesenheit aus Schwarza? Emmile hoffte, wie auch ich, dass vielleicht Zehn gerade mal kommen werden. Tatsächlich waren wir aber auch über die Höhe selbst dieser nicht gerade großen Zahl im Unklaren. Ich plädierte deshalb dafür, den Termin für dieses Straßentreffen so zu legen, dass es zeitlich etwa mit dem 60. Jubiläum des Abschlusses meines Schuljahrganges 1948/56 zusammenfällt. Vielleicht könnten sich dann auch einige von denen, die von weither zum Schuljubiläum anreisen, zur Teilnahme an diesem Treffen bewogen fühlen. Viel weniger war ich mir allerdings darüber im Klaren, wer sich wohl davon dann auch noch für meine Buchlesung interessieren könnte. Um nicht noch mehr Fragen im Raum stehen zu haben, bestellte ich deshalb kurzerhand für einen weiteren Tag vor dem Jubiläumstreffen die Gaststätte „Nemo“, die ich ja von früheren ähnlichen Anlässen kannte. Eine schöne Gaststätte, in Schwarza zentral gelegen, mit ansprechendem Ambiente und guten Speisen. Sie hatte mittlerweile so etwas wie einen Traditionscharakter für unsere Klassentreffen bekommen.
Unser Vorhaben, Straßentreffen und Buchlesung, wurde dann auch rechtzeitig zusammen mit dem 60. Jubiläumstreffen des Schulabschlusses, d.h. 10 Tage zuvor, am 06.04.2016, in der Ostthüringer Zeitung OTZ ausführlich angekündigt. Und auch die Bemühungen von Emmile hinsichtlich Einladungen, Rücksprachen, Werbungen etc. führten schließlich dazu, dass letztlich viel mehr Schulkameraden kamen als das je zuvor von uns erwartet wurde. Mehr Besucher als an diesem und dem folgenden Tag, hätte das „Nemo“ kaum verkraften können.
„Spielkameraden von einst treffen sich in Schwarza“ [1]
So der Titel zu dem Beitrag und dem Bild in der OTZ Rudolstadt vom 16. April 2016 von Heike Enzian. Mehr als Vierzig waren gekommen, aus verschiedenen Regionen des Landes. Einst wohnten sie zusammen in einem relativ kleinen Stadtteil von Schwarza, um die Friedrich Engels-Straße herum. Viele hatten sich seit 60 Jahre nicht mehr gesehen. Manche hatten da auch vielleicht das letzte Mal miteinander gespielt. An ein Verabschieden dachte damals natürlich niemand. Umso schöner deshalb jetzt das Wiedersehen. Beim anstehenden Rückblick drängten sich bei mir auch mentale Verknüpfungen auf. Das nicht nur bei dem beabsichtigten Straßentreffen, sondern auch bei dem zusätzlichen Schuljubiläum und den Erinnerungen an das zurückliegende „50.“ sowie der damit verbundenen „Goldenen Konfirmation“.
In der Vergangenheit bewegte ich mich ja häufig auf großen Strecken, oft bei Marathons in verschiedenen Städten und Regionen, in Berlin, Paris, Rom, New York, Kapstadt, Rio oder Honolulu, nicht selten emotionsgeladen das Ziel vor Auge. Manchmal ging es dabei auf und ab, wie etwa bei dem längeren Guts Muths-Lauf im Thüringer Wald oder dem zur Peking-Olympiade parallel veranstalteten internationalen Großen Mauer-Lauf mit den Tausenden zu überwältigenden Stufen. Stolpersteine waren da auch nicht auszuschließen.
Inzwischen, bewege und bewegte ich mich aber auf einem ganz anderen Terrain mit einer anderen Skala, einer nicht örtlich markierten Skala, mit mehreren 10 Kilometer-Abschnitten, vorwärts gerichtet, sondern einer zeitlichen, meist mit mehreren 10 Jahren datierten Skala, in der Regel aber zurück gerichtet. Statt des allgemein bekannten Joggings, oft mit der Zielstellung zur Stärkung der körperlichen Fitness verbunden, jetzt eine andere Art von Herausforderung, die ich als eine Art von Gehirn-Jogging bezeichnen würde. Und nicht selten habe ich auch da Momente verspürt, die ähnlich denen beim Laufen waren, die mich oft auch recht positiv stimmten. Ich konnte mich manchmal an Dinge erinnern, die ich längst vergessen glaubte. Noch bin ich aber nicht am Ziel meines Schreibens angekommen. Stolpersteine sind dabei nach wie vor nicht ausgeschlossenl. Und ich bin jedem dankbar, der mir hilft, sie auszuräumen.
Urkundlich ist der nach dem schwarzen Fluss benannte kleine thüringische Ort Schwarza erstmals 1074 erwähnt. Dieser Ort, am Rande des Thüringer Waldes in einem fruchtbaren Talkessel gelegen, wo Saale und Schwarza zusammentreffen, bot gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Obst- und Gemüseanbau. Zudem waren die mehr als 50 Zuflüsse zu der gerade mal etwa 55 km langen, auch als Gold-reichster Fluss bekannten Schwarza und die nebst Wald noch anliegenden Erzlager für die Gewinnung von Erz und Holz sowie deren Verarbeitung in den angrenzenden Betrieben und im häuslichen Handwerk äußerst vorteilhaft.
Man könnte auch fast meinen, dass dieser Fluss, nachdem er Bad Blankenburg passiert hat, sich in Schwarza, wie verabredet, mit der Saale vereint, nachdem diese hierher einen Bogen westwärts auf sie zugemacht hat.
Bis zur Begradigung der Schwarza im 19. Jahrhundert gab es hier oft Überschwemmungen. Die hölzerne Dorf-Brücke über den Fluss wurde dabei auch mehrfach zerstört und schließlich durch eine steinerne Brücke ersetzt. 1994 war es zum letzten Mal zu einer derartigen Überschwemmung im Ort gekommen.
In Berichten der letzten Jahre konnte man allerdings auch lesen, dass ihr Wasserpegel zuvor häufig so niedrig war, dass das Flussbett der Schwarza fast ausgetrocknet war. Ich kann mich aber an Derartiges in meiner Kindheit und Jugendzeit nicht erinnern. So etwas hätte natürlich auch die Nützlichkeit dieses Flusses für uns eingeschränkt. Damals, im Winter, war er zu unserer Freude häufig vereist. Man konnte dann darüber laufen, auch Schlittschuhlaufen. Im Sommer badeten wir in ihm. Und wir waren nicht wenige. Es war dann meist nur eine kurze Zeit, um sich zu erfrischen. Aber immerhin. Es tat auch so gut. Für mehr hatte man ja noch das Schwimmbad in der Zellwolle, doch auch recht nahe gelegen. Und das erfüllte ja alle Wünsche, die man da noch hatte.
Auf der Saalfelder Straße B88, 100 m entlang der Schwarza in Richtung Saalfeld, biegt hinter dem Ortsausgang links die Preilipper Straße ab. Nach nur wenigen Metern kann man dann über die Brücke die Saale überqueren und stößt direkt auf das Landwirtschaftsamt Rudolstadt. Der nahe gelegene Parkplatz ist für ankommende Besucher mehr als willkommen. Nur etwa 150 m von hier entfernt mündet die Schwarza in die Saale. Für Touristen ist das wohl vor allem extra ausgeschildert. Mit etwas Mühe kann man von dieser markierten Stelle aus - wie im Bild - auch diese Brücke und die Preilipper Kuppe in der Ferne erkennen.
Mündung von Schwarza und Saale
Das dörfliche Schwarza mit seiner durch den Zusammenfluss von Saale und Schwarza begünstigten Lage hatte seine Attraktivität als industrieller Standort noch erhöht, als hier am 1. Mai 1874 die Saale-Eisenbahn feierlich in Betrieb genommen wurde. Dem folgte 1884 die Eröffnung der eingleisigen Stichbahn Schwarza - Bad Blankenburg und 1905 die „Schwarzatal-Bahn“ nach Katzhütte. Bis 1991 fuhr auch noch täglich von hier der D-Zug nach Dresden.
Die einstige Aufnahme dieses Bahnbetriebs hatte als logische Folge die Entstehung wichtiger Fabriken in der Region, wie der beiden Porzellanfabriken E. & A. Müller und Beyer & Bock sowie der Papierzellstoff-Fabrik R. Wolff.
Wohl mehr denn je empfindet man heute den Mangel der damals demontierten Stichbahn. Und das nicht nur wegen der Einschränkungen im Berufsverkehr. Für den Tourismus fehlt so die einstige günstige Bahn-Anbindung zu den ins Leben gerufenen Touren auf den internationalen Wanderwegen, etwa bei der Europäischen Fernwanderung, aber auch im regionalen Bereich, wie dem Panoramaweg Schwarzatal oder dem Thüringenweg [2].
Von Schwarza aus sind dabei die drei Aussichtspunkte des Drei Städte-Weges Preilipper Kuppe, Kulmberg und Liske zügig zu erreichen. Und ähnliches gilt auch für Schillershöhe und Geschwister Scholl-Turm.
Der sogenannte Drei Städte-Weg beinhaltet außer den genannten Aussichtspunkten auch den bei Bad Blankenburg gelegenen Kesselberg, mit 522 m höchster Punkt und die Überquerung der Saale bei Rudolstadt, mit 140 m üNN tiefster Punkt des Wanderweges [2]. - Eindrucksvoll auch die Tour entlang der Sandsteinfelsen der „Volkstedter Riviera“ und oberhalb des 100 m hohen Felsabsturzes “Bohlenwand“ bei Saalfeld [2].
Der Saalbahnhof Schwarza war nur wenige Meter von meinem Zuhause entfernt. Wenn ich das Pfeifsignal des Zuges - von Bad Blankenburg kommend - morgens 6:30 Uhr hörte, war es höchste Zeit, um im Laufschritt den Zug zur Schule zu erreichen. Und das klappte dann auch fast immer.
Herr und Frau Kohlstedt links vor dem Eingang des Saalbahnhofs vor einem Schulausflug (Foto von vor über 60 Jahren). Sehr beliebt war auch die zum Bahnhof gehörende Mitropa-Gaststätte (rechts vom Bahnhofseingang).
Dahinter die Gleise für die Personen- und Güterzüge. Im Hintergrund das Thüringische Kunstfaserwerk mit den Werkschornsteinen [26] und Rauchschwaden der Lokotiven. Eine durch SO3 und CS2 verschmutzte Luft war da die Regel.
Der einstige West-Bahnhof Schwarza, nahe der „Roten Schule“. Nur noch das Wartehäuschen und der ehemalige Bahnsteig sind zu sehen. - Dieser Bahnhof entstand 1924 auf Wunsch der Schwarzaer Bürger an der eingleisigen Bahnlinie nach Bad Blankenburg und war so ein wichtiger Punkt für den Berufs- und Ausflugsverkehr. Leider wurde er nach der „Wende“ außer Betrieb gesetzt.
Region Schwarza mit Rudolstadt, Bad Blankenburg, Saalfeld
Ihre wichtigsten geografischen Punkte und die beidarmige Mündung (Delta-Mündung) der Schwarza in die Saale als Besonderheit.
Preillipper Kuppe
Gleitz
Kulm und Kulmberg-Haus
Liske
Kesselberg und Kesselwarte
Zeigerheim
Geschwister Scholl-Turm
Burg Greifenstein
Schillershöhe
Marienturm
Volkstedter Riviera
Göritz-Mühle
Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich mich - einst, vor vieen Jahren - einige Male unmittelbar hinter der ehemaligen Zellwolle, direkt hinter dem späteren CFK-Gebäude - auf geradem Weg hinauf zur Preilipper Kuppe machte. Manchmal auch in Begleitung, etwa mit Tante Liesel, der Schwester meines Vaters, der das aber auch wegen der nicht erwarteten Anstrengungen manchmal gar nicht so recht behagte. Den Weg musste man sich oft selber „bahnen“. Und er war meist auch recht steil. Ich half dann schon mal etwas aus. Es gab kaum Baumwuchs oder Sträucher, die den geraden Aufstieg irgendwie hätten behindern können.
Heute ist das natürlich - man muss schon sagen „zum Glück“ - ganz anders und so nicht möglich. Oben angekommen, war man immer froh darüber, was man geschafft hatte. Man genoss dann den Fernblick um so mehr. Jetzt benötigt man für diesen Aufstieg zur Kuppe mehr als die doppelte Zeit. - Ein kurzer Abstecher dorthin, etwa am Wochenende, lohnt sich aber immer. Der jetzige gut markierte Wanderweg mit leichten Anstiegen verläuft vollständig im Grünen und die Anstrengungen bis zum Aussichtspunkt sind nun doch – vergleichsweise zu früher - wesentlich geringer.
Kurz vor meinem jetzigen Abstecher zur Preilipper Kuppe hatte ich noch ein Gespräch mit dem ehemaligen Pfarrer der katholischen Kirche Schwarzas J. Vockrodt. Er zeigte mir die neuen Räume der vor 50 Jahren vor allem von den Schwarzaer Katholiken erbauten Kirche. Mein Vater war daran auch beteiligt, vor allem, was das damit verbundene Organisatorische oder Verwaltungstechnische betraf. Und Pfarrer Vockrodt konnte sich auch daran noch gut erinnern. Zuletzt gab der Pfarrer mir sein gerade erst erschienenes Buch „Die Gedanken sind frei“ [3] mit auf den Weg. Und weiterhin die Worte: Ich sollte mir mit seinem Lesen doch etwas Zeit lassen. Ich las dann allerdings doch gleich einige Verse darin, die mich vorrangig interessierten. Und einer davon gefiel mir da besonders:
„Nur durch das Tal, da wird der Berg
von niemand überseh´n.
Erst durch den Berg, da kann der Mensch
durch´s schöne Tal nun gehen.“
Er gefiel mir deshalb, weil ich derartiges beim Laufen häufig verschiedenenorts empfand. Da konnte ich entspannen, was im Volksmund oft auch mit dem Wort „abschalten“ umschrieben wird. Mein Blick konnte sich dabei für vieles andere öffnen, für das, was man sonst oft gar nicht sieht oder auch nicht gesehen hat. Ganz gleich, welche Vorgeschichte es dazu gab. Beim Auf und Ab, durch Berg und Tal, etwa bei Läufen entlang des Rennsteigs oder durch den meiner jetzigen Heimatadresse nahe gelegenen Schönbuch, erlebte ich das immer wieder. Und es war wohl nicht selten auch so etwas wie Spiritualität mit im Spiel, wie man das bei Naturvölkern häufig beobachten kann.