Weihnachten - kurz und schmerzlos - Andrea Weise - E-Book

Weihnachten - kurz und schmerzlos E-Book

Andrea Weise

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Beschreibung

Weihnachten wird oft als Fest der Liebe bezeichnet. Manche überfordert es. Ist es nicht auch Liebe (der anderen), einfach zum Fest in Ruhe gelassen zu werden? Nächstes Weihnachten machen wir aber mal etwas richtig Schönes, ohne Druck und Zwang! Oder: Dieses Jahr wird alles anders! - Hast du dir das nicht auch schon (heimlich) gewünscht und traust dich nicht, es laut auszusprechen, weil man das nicht macht? Sicher hattest du dabei ein schlechtes Gewissen deiner Familie gegenüber, da es doch als DAS Fest der Familie bezeichnet wird. Mal ganz ehrlich, sehen wir einmal ab von dem familiären Hype um Weihnachten, oft ist es doch Stress wegen des Kaufzwanges eines Geschenkes, denn die Schenkerei tritt meist in den Vordergrund. Und der Gedanke an das Fest mit diesen Besuchen und dem zwanghaften Lächeln und Nettsein, um das Fest zu einem wahren Höhepunkt im Jahr werden zu lassen, ist aufregend für alle. Klar, manche sehen sich ja auch nur einmal im Jahr, wenn sie weit auseinander entfernt wohnen. Viele werden aber sogar gerade von dieser stressigen Zeit krank, ausgerechnet zu den Feiertagen und man hat sich doch auf Kinder, Enkel usw. gefreut. Stress haftet leider immer mehr sogar an dieser wohl schönen Zeit. Drängeln und Aufregung bei Geschenkesuche, viele haben Stress in der Küche, um den besten Braten aller Zeiten auf den Festtisch zu bringen. Ist das nicht Irrsinn? Das fragt man sich jedes Jahr und nimmt sich vor, im nächsten Jahr alles anders zu machen und dennoch - wird es meist (fast immer) wieder so. Das war bis 2019 so. 2020 kam es ganz anders... und wie wird es in diesem Jahr? (Das ist eine zeitlose Frage.)

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Seitenzahl: 99

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Weihnachten - kurz und schmerzlos

Weihnachten – kurz und schmerzlosImpressum

Weihnachten – kurz und schmerzlos

Andrea Weise

Komm mir nicht mit „Fest der Liebe“ …

Ich freue mich, dass du mein Büchlein lesen möchtest. Danke, dass du es gekauft hast.

Ich hoffe, es ist richtig, dich in dem Buch mit „du“ anzusprechen.

Dieses Buch ist für dich, ich habe es für dich geschrieben.

Weihnachten - wird oft als Fest der Liebe bezeichnet. Manche überfordert es. Ist es auch Liebe, einfach zum Fest und an Feiertagen in Ruhe gelassen zu werden? Warum überfordert es uns? Ist Liebe nicht das ganze Jahr wichtig und nicht nur zum Fest?

Weihnachten - das ist magisch, sagen manche, und die Weihnachtszeit sei voller Wunder. Nur diese Zeit? Was ist mit dem Rest des Jahres?

„Nächstes Weihnachten machen wir aber mal etwas richtig Schönes, ohne Druck und Zwang!“ Oder: „Dieses Jahr wird alles anders“ - Hast du dir das nicht auch schon (heimlich) gewünscht und traust dich nicht, es laut auszusprechen, weil man das nicht macht? Sicher hattest du dabei ein schlechtes Gewissen deiner Familie gegenüber, da es doch als DAS Fest der Familie bezeichnet wird.

Mal ganz ehrlich, sehen wir einmal ab von dem familiären Hype um Weihnachten, oft ist es doch Stress wegen des Kaufzwanges eines Geschenkes, denn die Schenkerei tritt meist in den Vordergrund. Und der Gedanke an das Fest mit diesen Besuchen und dem zwanghaften Lächeln und Nettsein, um das Fest zu einem wahren Höhepunkt im Jahr werden zu lassen, ist aufregend für alle. Klar, manche sehen sich ja auch nur einmal im Jahr, wenn sie weit auseinander entfernt wohnen.

Viele werden aber sogar gerade von dieser stressigen Zeit krank, ausgerechnet zu den Feiertagen und man hat sich doch auf Kinder, Enkel usw. gefreut. Stress haftet leider immer mehr sogar an dieser wohl schönen Zeit.

Drängeln und Aufregung bei Geschenkesuche, viele haben Stress in der Küche, um den besten Braten aller Zeiten auf den Festtisch zu bringen. Ist das nicht Irrsinn? Das fragt man sich jedes Jahr und nimmt sich vor, im nächsten Jahr alles anders zu machen und dennoch - wird es meist (fast immer) wieder so. Das war bis 2019 so. 2020 kam es ganz anders… und wie wird es in diesem Jahr? (Das ist eine zeitlose Frage.)

Vielleicht kann ich dir mit meinem Büchlein etwas „Wunder“ oder „Wundern“ (nicht nur über Weihnachten, sondern über das gesamte Jahr) mit einem Augenzwinkern bringen. Vielleicht erkennst du dich in den Episoden der einzelnen Menschen hier in diesem Buch auch wieder, eventuell regt es dich zum Nachdenken an. Lese es am Besten und auf jeden Fall mit einer Portion Humor, einem Lächeln. Lachen ist im Übrigen gesund…

Lachen tut dir gut, entspanne dich, und das nicht nur in der Vorweihnachtszeit und an den Festtagen, versuche es zumindest, egal, was die Familie von dir will… (ist leichter gesagt als getan)…

Und da geht es auch schon los:

Weihnachten ist dieses Jahr am vierundzwanzigsten zwölften.

Weihnachten ist dieses Jahr am vierundzwanzigsten zwölften. Ha. Nichts Neues. Aber: dieses Jahr - 2021 - wird es anders, ganz anders (!!!), das hat er sich geschworen. Jedes Jahr wieder. Voriges Jahr hatte er ja Ruhe vor seiner buckeligen Verwandtschaft, dem Virus sei Dank. Oh, darf man eigentlich so denken, nein, natürlich nicht. Aber es ist doch wahr, jedes Jahr zu Weihnachten die elende Verwandtschaft, darauf hatte er meist keinen Bock. Und da kam ihm 2020 gerade recht. Besuche durften kaum oder nur mit Abstand erfolgen. Ein Traum für ihn. Er, den man schnell voreilig als emotionslosen Nerd bezeichnen könnte, wüsste man nicht, was wirklich in ihm vorging und weshalb er sich so vor Nähe zu anderen scheute. Am liebsten war er allein in seiner etwas abgedunkelten Zimmerecke, na gut, es war nicht so ganz abgedunkelt, wie man klischeemäßig den Spiele-Nerd vor seinem inneren Auge hat. Aber egal, wie dunkel es im Zimmer um ihn herum war, seine Seele war sicher dunkel, wenn nicht ganz schwarz. So schätzte er sich sogar selbst ein. Er wusste jedoch nicht, wie er dorthin gekommen ist und wie er am Besten daraus wieder herauskam. Im Prinzip war es klar, wie er in diese Miesere gekommen war, denn eins war sicher, wären die Leute um ihn herum nicht so bekloppt, dann, ja dann wäre alles ganz anders.

Er fühlte sich jedoch sehr wohl in seinen vier Wänden, war im Grunde genommen mit sich und der Welt im Reinen. Und zwar so lange, wie man ihn einfach in Ruhe machen ließ. Zum Glück arbeitete er auch von zu Hause aus, freiberuflich, aber sicher war dieser Job dennoch, denn man suchte Spezialisten wie ihn und bot gute Dotierungen, nur, um diese Superlative in Menschengestalt der Computerwelt zu halten und nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Er arbeitete gut, dies wurde ihm immer wieder bestätigt und mit den Kollegen und dem Vorgesetzten der Firma hatte er auch keine Probleme, sah er sie ja sowieso kaum, in dieser Coronazeit sowieso nicht, aus Sicherheitsgründen, auch ein Vorteil für ihn und ein Geschenk, egal, woher es auch kam, so sah er es zumindest. Sie fachsimpelten immer noch eine Weile, auch wenn das montägliche Online-Meeting beendet war, ja sie lachten sogar. Lachen konnte er auch herzlich und kleine Späßchen hatte er auch immer auf Lager. Es war nicht unbedingt schwarzer Humor, darüber wunderte er sich selbst manchmal. Ja, er konnte sich sogar selbst reflektieren (etwas, das man jetzt immer öfter vernahm, man solle sich selbst reflektieren, merkwürdig, aber naja, vieles ist merkwürdig, wenn man sich über alles wundern würde, käme man gar nicht mehr zum normalen Leben. Und, was ist überhaupt normal? Kann eh keiner sagen, weil es auch keiner wissen kann, was normal ist und was nicht. Auch was richtig oder falsch ist, darüber sollte man doch lieber schweigen. Es ist halt Ansichtssache, dessen war er sich sicher. Sein Chef hatte neulich die Idee, jetzt im Dezember die diesjährige Weihnachtsfeier vom vorigen Jahr zu wiederholen und zwar in der Form, dass jeder einen Gutschein für eine Supermarktkette bekam, sich also eindecken sollte mit dem, was man gern isst und trinkt und sich doch zu einer Feier in Online-Variante treffen. Ganz ausgezeichnete Idee, fand Oliver, ganz ausgezeichnete Idee! Läuft, könnte man sagen…

Dass das Weihnachtsfest näher rückte, war schon im September, kurz nachdem die Zuckertüten die Supermarktregale verließen, und Platz machten für Stollen, Lebkuchenherzen und Schokomänner, zu sehen. Erster Glühwein im Tetrapack ergänzte da bereits das Angebot. Derzeit, im November, gibt es Adventskalender, die so groß sind wie manche Geschenke selbst zu Weihnachten. Da steigt doch die Vorfreude gewaltig, aber auch die Angst, wieviel man selbst für Geschenke auszugeben hat.

Es war Ende November und bis zum Fest der Feste waren noch gut vier Wochen. Seine Mutter hatte eine Nachricht geschrieben. Irgendwann nach dem Frühstück hatte er sie nochmals gelesen und bis zum Abend müsste er sich noch etwas überlegen, was er darauf antworten könnte. Es war keine Ja-Nein-Frage, die an ihn gerichtet war, es war komplizierter.

Sie wollte außerdem für Weihnachten etwas Besonderes planen, hatte aber noch keine konkrete Idee. Da das letzte Jahr so eigenartig war, müsse es dieses Weihnachten schon richtig gut werden, so sinnierte sie online. Magendrücken plagte ihn beim Lesen heute früh schon, aber gut, es war vielleicht eher der Hunger und das Frühstück somit dringend notwendig.

Sämtliche seiner Gebrauchsgegenstände kamen zu ihm mit dem Lieferdienst. Er musste also zum Einkaufen auch selten auf die Straße. Ständig klingelten Paketdienste an seiner Tür und er bekam die meisten Pakete des Mehrfamilienhauses, in welchem er seit mehreren Jahren in einer kleinen, aber recht gemütlichen Zwei-Zimmer-Wohnung lebte.

Bislang war es zumindest so, dass meist bei ihm die Paketboten läuteten. Doch neuerdings bekam seine Nachbarin, eine ebenso recht verschlossene (so schien es jedenfalls), ziemlich alte Frau (53, leichte grau-melierte Haare, vom unprofessionellen Selbstfärben sicher etwas unregelmäßig, inwieweit er das beurteilen konnte, so genau starrte er sie ja auch nicht an), auch viele Paketlieferungen. Sie war zwar nett, grüßte immer freundlich, ließ jedoch ihre Tür immer ziemlich laut zuknallen. Vielleicht aus Frust, vielleicht auch, weil sie schon etwas unsicher oder bewegungsarm war, und auch eine gewissen Feinmotorik aufgrund ihres Alters abnahm, was weiß ich. Diese besagte Nachbarin war meist schon früh um sechs, auch an Wochenenden, auf den Beinen, der Wasserkocher war um sechs Uhr morgens bereits zu hören, als er gerade mal auf Toilette ging, wenn er bis nachts um drei munter war und etwas viel getrunken hatte. Naja, man wird auch nicht jünger, die Blase meldete sich auch bei ihm immer öfter des Nachts. Na, zurück zur Nachbarin, sie quatschte schon früh ab halb sieben, ich weiß auch nicht, mit wem die telefonierte, jedenfalls klang es so. Sie redete auch ziemlich laut, auch seine Mutter hatte die Angewohnheit, zu laut ins Telefon zu brüllen. So auch seine Nachbarin und das nervte schon etwas. Vielleicht hatte sie Kinder im Ausland und telefonierte zu so früher Stunde. Manchmal konnte er dann nicht wieder einschlafen und dies hatte auch Vorteile, denn an manchem Wochenende kam er so früh zeitig an gute gebrauchte Dinge im Internet zu einem echt guten Preis oder an neue Spiele etc.

Jedenfalls war die Nachbarin jetzt öfter früh zeitig am Telefonieren und bekam auch seit kurzem so viele Pakete, schickte aber auch einige wieder zurück. Neulich sah er den Paketboten vorm Haus parken und stellte sich schon an die Sprechanlage seiner Wohnung, doch nicht, wie erwartungsgemäß und gehofft für ihn, nein, er klingelte zuerst bei der Nachbarin.

Sie trafen sich selten im Treppenhaus, aber einmal fragte sie ihn auch wegen einer PC-Sache, da sie gehört habe, dass er sich damit auskenne. Er konnte ihr auch helfen, sie freute sich überschwänglich, fast tänzelnd, er verdrehte nicht die Augen aus Höflichkeit (die besaß er auch!), aber kicherte in sich hinein. Zum Dank brachte sie ihm ein Billig-Headset, dass sie sich bestellt hatte für ihre Arbeit, aber er lehnte dankend ab. Nun musste sie es zurückschicken. Die Verpackung war chic, meinte sie, am liebsten würde sie es behalten, aber sie habe schon zwei. Mühsam lächelte er, er hatte schließlich zu tun. Er massierte sich den Nacken, wohl unbewusst, aber ihr muss es aufgefallen sein, dass er verkrampft war.

Die Nachbarin schenkte ihm daraufhin gleich noch ihr Buch. Verwundert sah er sie an. Sie schreibe ab und an und sei auch im Internet mit Video und Podcast vertreten. Ah, deshalb der Gedanke an morgendliche Telefonate, sie nahm also Audiodateien auf. „Vielleicht hilft Ihnen das, etwas gegen Ihre Verspannung im Nacken zu machen,“ meinte sie, als sie ihm das Buch gab. „Ja,“ gab er murmelnd von sich. „ Danke.“ Er starrte das Buch an, er las eigentlich keine Bücher, früher hatte er erotische Bücher gelesen, das gabs jetzt alles im Internet. Das sagte er natürlich nicht seiner Nachbarin.

Als er wieder einmal ziemlich verspannt war im Nacken (was in letzter Zeit häufiger auftrat und arg lästig war, wurde er jetzt alt?), nahm er sich das Buch dann doch wieder und begann zu lesen:

„Die Verspannung kommt meist aus Angst und Prägungen in unserer Vergangenheit, im Laufe unseres Lebens durch Verletzung und Demütigung“, las er. „Hä?“, fragte er sich und wollte das Buch schon in den Rundordner entsorgen. „Habe es aus Versehen verräumt“, hätte er der Nachbarin auf deren Nachfrage, was er denn von dem Buch hält, gesagt, oder dass er keine Zeit hatte bisher zum Lesen. Naja, irgendetwas halt. Er blätterte etwas weiter und las in dem Buch noch mehr, als er eigentlich wollte.

Verspannung tritt im täglichen Alltag auf, während wir stundenlang einseitige Tätigkeiten verrichten, wie Sitzen im Büro, schweres Heben und Tragen von Lasten oder wenn wir grübeln in Endlosschleife.

Aus Verspannungen werden immer stärkere Schmerzen. Dein Körper zeigt es durch Schmerzen. Schmerz an sich ist ein perfektes Warnsystem des Körpers, um sich selbst zu schützen und der uns durch Schmerzen bewusst machen soll, dass es so nicht weiter gehen kann, sonst drohen ernste Schäden.

Die Dosis macht auch hier das Gift. Im Alltag ist es nicht leicht, einen Ausgleich für die Überbeanspruchung zu schaffen. Auch in Krisensituationen, wie Trennung, Scheidung, Trauer usw. kommt man aus diesem Modus nicht leicht heraus.

Wir ziehen den Hals ein, die Schultern hoch und mit enormer Kraftanstrengung versuchen wir, im Leben zu funktionieren.

Vorsichtige Dehnung, tiefe Atmung (Körper) und Umdenken (Geist), Hineinspüren (Seele) würden ab und zu Entlastung bringen, nur dafür haben wir keine Zeit, es scheint wichtigere Dinge im Moment zu geben, die erledigt und bewältigt werden müssen.

Hinzu kommt die altmodische Denkweise und Glaubensmuster (Geist), wie „Indianer kennen keinen Schmerz“ und „hab dich nicht so, du Weichei“. Wir wollen nicht zeigen, dass wir eigentlich müde und kaputt sind. Stärke zu zeigen ist doch modern.

Wenn man wirklich endlich zur Ruhe kommt, senken sich auch die Schultern und die Entkrampfung setzt ein, auch durch tiefe Atmung. Wir merken oft nicht, dass wir die ganze Zeit den Atem fast angehalten und sehr flach geatmet haben, gerade so, dass es zum Leben reicht.