Willy Brandt - Gregor Schöllgen - E-Book
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Gregor Schöllgen

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Beschreibung

Willy Brandt hat es weit gebracht: Vom unehelichen Sohn aus dem Lübecker Arbeitermilieu bis zum Vorsitzenden der SPD und Chef der Sozialistischen Internationale, vom NS-Verfolgten und Ausgebürgerten zum Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger. Er war Liebhaber und Genussmensch, dreifacher Ehemann und vierfacher Vater, rastlos Reisender und Autor zahlloser Artikel und Bücher, ein Mann mit vielen Freundschaften, aber ohne Freunde, gesellig, aber einsam – ein Mensch voller Widersprüche. Dieser epochalen Biographie gelingt es, das vielschichtige Wesen des Mannes zu entschlüsseln und ihn uns nicht nur als Politiker, sondern vor allem als Mensch auf neue Weise nahe zu bringen. Der Historiker Gregor Schöllgen ist eine Koryphäe der Brandt-Forschung: Als Mitherausgeber des Nachlasses besaß er auch Zugang zu dessen privaten Papieren, die von ihm mitbetreute »Berliner Ausgabe« (2000–2009) der Schriften Willy Brandts gilt als Meilenstein. Kein Biograph hat so viele bedeutende Weggefährten, Angehörige, Freunde und Antagonisten des großen Politikers persönlich befragt, darunter Egon Bahr, Rut Brandt, Hans-Dietrich Genscher, Helmut Kohl, Johannes Rau, Walter Scheel, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder und Richard von Weizsäcker.

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Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Berlin Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2013

ISBN 978-3-8270-7651-9

Die Originalausgabe erschien 2001 bei Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG,

München/Propyläen Verlag

Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe

© 2013 Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Datenkonvertierung: Greiner & Reichel

Inhalt

Vorwort zur aktualisierten Neuausgabe

Der Aufbruch

Einsam gegen den Strom

1913–1933

Die Reise

Als Verfolgter draußen

1933–1948

Der Aufstieg

Aussichten »am Rande der Welt«

1948–1966

Die Falle

Im Zentrum der Macht

1966–1974

Die Flucht

Als Staatsmann unterwegs

1974–1987

Die Ankunft

Heimkehr eines Patrioten

1987–1992

Anhang

Was wir von Willy Brandt wissen und warum

Eine kommentierte Bibliographie

Abkürzungsverzeichnis

Bildnachweis

Personenregister

Vorwort zur aktualisierten Neuausgabe

Alle kennen seinen Namen. Man kann ihm nicht entkommen. Hunderte von Straßen und Plätzen, Kindergärten und Schulen, Zentren und Instituten im In- und Ausland wurden seit seinem Tod nach ihm benannt, der Flughafen der deutschen Hauptstadt trägt seinen Namen und die Bundeskanzler residieren an der »Willy-Brandt-Straße« im Herzen Berlins. In Presse, Hörfunk und Fernsehen war der Mann schon zu Lebzeiten in einem Maße präsent, wie kein Politiker dieser Republik vor und kaum ein zweiter nach ihm.

Willy Brandt hat es so gewollt. Und doch hat ihn zeitlebens eine Aura des Geheimnisvollen, des Unergründlichen, des nicht Faßbaren umgeben. Brandt hat diese Aura kultiviert, weil er sich davon einen gewissen Schutz versprach, aber wohl auch, weil sie das Interesse und die Neugier der Zeitgenossen an seiner Person lebendig hielt. Das hat ausgezeichnet funktioniert. Zeit seines Lebens haben wir uns gefragt: Wer ist dieser Willy Brandt?

So ging es auch mir. Erst nach seinem Tod im Oktober 1992 bin ich ihm auf einer ebenso ungewöhnlichen wie spannenden Entdeckungsreise nähergekommen, weil ich in doppelter Funktion an der Erschließung seines Nachlasses mitwirken konnte. Als Mitglied des Gründungsvorstandes der im Oktober 1994 durch den Deutschen Bundestag ins Leben gerufenen Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung (BWBS) war ich acht Jahre an der Sichtung und Sicherung seines Vermächtnisses, als Mitherausgeber der Berliner Ausgabe, die seit 2009 geschlossen vorliegt, zwölf Jahre an der Aufbereitung seines Nachlasses für die Öffentlichkeit beteiligt.

Hinzu kam, daß im Laufe der Jahre Weggefährten aus verschiedenen Lebensphasen Willy Brandts mit mir über ihn gesprochen und so mein Bild auf mitunter überraschende, nicht selten bewegende, stets weiterführende Weise abgerundet haben. Für diese Gespräche, aber auch für die Genehmigung, daraus sowie aus schriftlichen Quellen zitieren oder Bildmaterial benutzen zu dürfen, gilt mein besonderer Dank: Egon Bahr, Rainer Barzel, Holger Börner, Peter Brandt, Rut Brandt, Horst Ehmke, Ninja Frahm, Hans-Dietrich Genscher, Harold Hurwitz, Helmut Kohl, Johannes Rau, Walter Scheel, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder, Klaus Schütz und Richard von Weizsäcker.

Die erste Auflage dieses Buches erschien Anfang September 2001 und erlebte innerhalb weniger Wochen vier Auflagen. Das war auch deshalb erstaunlich, weil nur wenige Tage nach Erscheinen die Terroranschläge in den Vereinigten Staaten – fast – alles andere in den Schatten stellten. Daß die historische Figur Willy Brandt nicht dazugehörte, spricht für das herausragende Format dieses Mannes, vielleicht auch für den Ansatz dieses Buches. Denn das Porträt begnügt sich nicht mit der Schilderung eines bewegten politischen Lebens, sondern es geht auch dem Menschen mit all seinen Widersprüchen auf den Grund.

Schon deshalb erscheint es jetzt, anläßlich seines hundertsten Geburtstages, im Zugriff unverändert neu. Die Darstellung wurde dort aktualisiert und erweitert, wo neue Quellenfunde oder auch Veröffentlichungen von Weggefährten ein neues Licht auf diesen oder jenen Aspekt eines ungewöhnlichen Lebens geworfen haben.

Erlangen, im April 2013

Gregor Schöllgen

Der Aufbruch

Einsam gegen den Strom

1913–1933

Es ist ein großer Tag. Am 21. Oktober 1969, um 11.22 Uhr, gibt der Präsident des Deutschen Bundestages das Ergebnis bekannt: Mit der hauchdünnen, aber hinreichenden Mehrheit von drei Stimmen ist der Abgeordnete Willy Brandt zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Von außen betrachtet, ist das der triumphale Höhepunkt einer scheinbar unaufhaltsamen und beinahe bruchlosen Politikerkarriere im geteilten Nachkriegsdeutschland. Willy Brandt selbst weiß es besser, »weil jedes Leben von innen her gesehen nichts weiter als eine Kette von Niederlagen ist«. Das jedenfalls notiert er in seiner unverwechselbaren Handschrift auf einen jener Zettel, die in unregelmäßigen Abständen ihren Weg in zwei Aktenmappen mit Zitatensammlungen finden. Neben anderen ihm wichtigen Materialien hebt Brandt auch diese bis zu seinem Tod in seinem Haus in Unkel am Rhein auf.

Wir wissen nicht, wann sich Willy Brandt diesen Satz notiert hat; aber wir wissen, daß er vom Autor des Romans 1984, dem englischen Schriftsteller George Orwell, stammt, dem Brandt während des Spanischen Bürgerkrieges begegnet ist; wir wissen auch, daß Brandt Veranlassung genug hat, die notierte Erkenntnis auf sein eigenes Leben zu beziehen. Denn selbst in der Stunde des großen Triumphes holt ihn dieses Leben ein: »Frahm nein« ist auf einer der vier Stimmkarten zu lesen, die Bundestagspräsident Kai-Uwe von Hassel nach der Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler für »ungültig« erklärt.

Wenn es stimmt, daß unser ganzes Leben, mehr oder weniger stark, von den Erlebnissen der frühen Jugend und insbesondere der Kindheit geprägt wird, dann hat Willy Brandt zeitlebens an einer Bürde zu tragen gehabt: Am 18. Dezember 1913 erblickt er in Lübeck als uneheliches Kind das Licht der Welt. Zwei Tage später wird der Junge ins Geburtsregister der Hansestadt eingetragen – unter dem Namen seiner Mutter. Fünfunddreißig Jahre lang wird er amtlich den Namen »Herbert Ernst Karl Frahm« führen, obgleich er sich bereits als Neunzehnjähriger erstmals »Willy Brandt« nennt. Wir bleiben im folgenden bei diesem »Nom de guerre«, den er trägt, seit er den Kampf gegen die Hitler-Diktatur aufnimmt.

Seinen Vater hat Willy Brandt nie gesehen. Eine männliche Bezugsperson, welche die väterliche Rolle übernimmt, gibt es im Leben des Jungen erst seit Ende des Jahres 1918, als sein vermeintlicher Großvater Ludwig Frahm aus dem Krieg heimkehrt. Da ist Willy Brandt bereits fünf Jahre alt, und natürlich kann Ludwig Frahm, bei aller Fürsorge, den Vater nicht ersetzen. So fehlen dem Jungen wichtige Erfahrungen: Wie sich die Persönlichkeit im Konflikt mit dem Vater formt, erfährt er nicht; was väterlicher Schutz bedeutet, bleibt ihm vorenthalten. »Der Jugendliche aus dem vollproletarischen Haushalt«, schreibt er als Sechzehnjähriger in einem Artikel für die lokale Presse, »sucht Anlehnung. Und das ist leicht erklärlich, denn im Elternhaus wird er sie meistens nicht finden können.« Kann es angesichts dieser frühen, prägenden Erfahrung überraschen, daß sich Brandt seinerseits mit der Vaterrolle und dem Familienleben schwergetan hat?

Jahrzehnte später stellt der beinahe Siebzigjährige fest, daß er schon früh, nämlich während seines Exils in Norwegen, darauf verzichtet habe, »die Entwirrung von Kindheitsproblemen durch eine Analyse zu versuchen«. Er bleibt überzeugt, daß er sein Leben auch ohne psychologische oder psychotherapeutische Hilfe »bestanden« habe. Er hat seine eigenen Wege und Mittel der Lebensbewältigung. Einmal das Reisen: Kein zweiter deutscher Politiker seines Formats ist zeitlebens so intensiv unterwegs gewesen wie Willy Brandt, wenn auch eine Zeitlang, während der Jahre 1933 bis 1945, nicht nur freiwillig, sondern weil er verfolgt wird und im Untergrund tätig ist. Und dann das Schreiben: Allein fünf Bände mit Lebenserinnerungen in einem Gesamtumfang von zweieinhalbtausend Druckseiten, zahlreiche Arbeiten mit mehr oder weniger deutlichen autobiographischen Zügen nicht mitgerechnet, sind auch für einen prominenten Zeitgenossen eine ungewöhnliche, aber noch nicht einmal die vollständige Bilanz: Beginnend in seiner Berliner Zeit, hat Brandt so häufig wie kein anderer deutscher Politiker in Rundfunk- und Fernsehinterviews über sein Leben gesprochen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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