Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer // Weihnachten im kleinen Laden am Strand - Julia Rogasch - E-Book
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Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer // Weihnachten im kleinen Laden am Strand E-Book

Julia Rogasch

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Beschreibung

Wenn draußen die Winterstürme toben, wird es in der kleinen Teestube auf Sylt romantisch und gemütlich Luises Eltern versuchen verzweifelt, die seit Jahrzehnten familiengeführte Teestube gegen die Konkurrenz der schicken Cafés auf Sylt zu verteidigen. Doch nun sind sie mit ihrer Kraft am Ende, und Luise eilt ein paar Wochen vor Weihnachten zu Hilfe. Unterstützung erhält sie dabei vom gutaussehenden Konditor Moritz, der sich im Zimmer oberhalb der Stube eingemietet hat. Zwischen Törtchen, feinen Teemischungen und kalten Winterstürmen kommen die beiden sich bald näher. Sie finden ein altes Rezeptbuch, das die Teestube retten könnte, und ein lange gehütetes Geheimnis, das sie weit in die Vergangenheit ihrer beiden Familien zurückführt. Nichts ist so, wie es scheint, und doch am Ende alles so, wie es sein muss. *** Die schönste Zeit des Jahres auf Sylt Die Weihnachtszeit steht im kleinen Laden auf Sylt vor der Tür. Kaum Touristen sind auf der Insel und Ebba und Magnus bereiten mit Hingabe den anstehenden Weihnachtsmarkt vor. Doch in die Kälte und Ruhe vor dem turbulenten Weihnachtsgeschäft platzt eine junge Frau, die einen Job sucht. Ebba und Magnus überlegen nicht lange und stellen Lene May als Aushilfe ein. Zwischen Plätzchen, Glitzerkugeln und Leuchtsternen freunden Ebba und Lene sich an und bald schon wird klar: Lene ist nicht nur wegen einer dringend benötigten Auszeit auf der Insel. Sie ist schwer krank und außerdem auf der Suche nach ihrer Zwillingsschwester, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Doch obwohl ihre Schwester scheinbar auf Sylt lebt, ist sie auf einmal unauffindbar. Lene ahnt nicht, wie weit die Spuren ihrer Familiengeschichte sie in die Vergangenheit führen werden…

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Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer // Weihnachten im kleinen Laden am Strand

Die Autorin

Julia Rogasch, geboren 1983, verkaufte bis 2010 Autos eines großen deutschen Herstellers. Seitdem sorgt ihr Leben als Mama mit Job täglich für Inspirationen, die sie in ihrem Marketingberuf und dem Schreiben auslebt. Sie wohnt mit ihrem Ehemann und ihren Töchtern in Hannover. Daneben ist die Nordseeinsel Sylt die Heimat ihres Herzens und Inspiration für ihre Bücher.

Julia Rogasch

Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer // Weihnachten im kleinen Laden am Strand

Zwei Romane in einem

Ullstein

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Sonderausgabe im Ullstein TaschenbuchDezember 2022© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2022

Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer:

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®, München

Weihnachten im kleinen Laden am Strand:

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorinnenfoto: © privatISBN 978-3-8437-2883-6

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Inhalt

Titelei

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer

Widmung

1. Luise

2. Moritz

3. Luise

4. Moritz

5. Luise

6. Moritz

7. Luise

8. Moritz

9. Luise

10. Moritz

11. Luise

12. Moritz

13. Luise

14. Moritz

15. Luise

16. Moritz

17. Luise

18. Moritz

19. Luise

20. Moritz

21. Luise

22. Moritz

23. Luise

24. Moritz

25. Luise

26. Moritz

27. Luise

28. Moritz

29. Luise

30. Moritz

31. Luise

32. Moritz

33. Luise

34. Moritz

35. Luise

36. Moritz

37. Luise

38. Moritz

39. Luise

Epilog

Danksagung

Weihnachten im kleinen Laden am Strand

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Epilog

Danksagung

Anhang

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer

Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer

 

Meinen Herzensmenschen.Meinen wundervollen Lesern.All jenen, die an ihre Träume glauben.Dir, denn mein Traum lebt durch dich.

1. Luise

Hinter der Autoscheibe kitzelten die warmen Sonnenstrahlen meine Haut. Für einen Moment schloss ich die Augen und genoss dieses angenehme Gefühl. Der November in Hamburg hatte meine Ansprüche dem Wetter gegenüber weit heruntergeschraubt, so grau, nasskalt und ungemütlich war er bisher. Viel Hoffnung, dass es im hohen Norden anders sein würde, hatte ich mir bis vor wenigen Stunden nicht gemacht. Dabei hatte ich mich offenbar geirrt. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zu dieser Zeit zuletzt von einem so freundlichen Wetter auf der Überfahrt nach Sylt empfangen worden war. Ich kam mir vor wie auf einer Zeitreise aus dem November heraus in einen goldenen Oktober. Ich freute mich darüber, dass ich sogar eine Sonnenbrille benötigte. Die Sonne strahlte vom kristallklaren Himmel, dessen Blau keine Wolke störte, und ließ das Wattenmeer wie tausend glitzernde Edelsteine funkeln. Der Autozug rollte durch das sanft an den Hindenburgdamm plätschernde Wasser, und mit jedem Kilometer stieg die Vorfreude auf meine Heimatinsel.

Ich reiste in jedem Jahr um diese Zeit nach Sylt, um meinen Eltern rund um die Weihnachtsfeiertage in ihrer Teestube unter die Arme zu greifen. In diesem Jahr war es ein wenig anders. Ich würde meine Eltern vertreten, weil diese zu einer Kur aufbrechen wollten. Deshalb war ich früher als sonst hier und wollte auch länger bleiben. Ich hatte meinen Job im Marketing eines Reiseunternehmens so organisiert, dass ich längerfristig von Sylt aus meine Arbeit erledigen konnte. Für die Zeit kurz vor Weihnachten und über die Feiertage nahm ich mir jedes Jahr sowieso Urlaub, so auch diesmal.

Eine Freundin, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hatte, war dankbar gewesen, als ich ihr anbot, meine Wohnung für die Zeit, in der ich auf Sylt sein würde, zu nutzen. Da sich auch bei ihr die Suche nach einer neuen Bleibe sicher ein wenig hinziehen würde, profitierten wir beide. Auch wenn ich in Hamburg nur zwei Zimmer bewohnte, kosteten mich diese im Monat einen nicht unerheblichen Betrag. Meine Freundin wollte die Miete für die Dauer der Nutzung übernehmen, was wunderbar passte.

Bei allem Respekt vor der Aufgabe, das Kliffstübchen eine Zeit lang im Auftrag meiner Eltern zu führen, weckte diese Herausforderung auch prickelnde Euphorie bei mir. Sylt verströmte in der Weihnachtszeit ein ganz besonderes Flair. Die urigen Friesenhäuser waren liebevoll geschmückt, und in den Gärten und Vorgärten leuchteten unzählige Lichter. Windlichter in den Butzenfenstern flackerten und strahlten eine behagliche Wärme aus. In den Restaurants und Cafés der Insel fand man sich ein zu gemütlichen Stunden, in denen man fröhlich beisammensaß und bei gutem Essen und leckeren Getränken gemeinsam die Vorfreude auf die besinnlichen Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel genoss.

Ich kuschelte mich beim Gedanken an den Kachelofen in der kleinen Teestube weiter in den Autositz und nippte an meinem Becher Coffee to go, den ich mir vor der Abfahrt in Niebüll gekauft hatte. Voller Vorfreude dachte ich an Friesentee und den Duft frisch gebackener Kekse und Kuchen. Die zufriedenen Gesichter unserer Gäste waren jedes Jahr die Bestätigung dafür, dass meine Eltern die richtige Entscheidung getroffen hatten, in ihrer Teestube traditionelle Speisen und Getränke anzubieten und auf Individualität und Ursprünglichkeit zu setzen.

Auf Sylt wohnte ich im Haus meiner Eltern, in dem sich auch die Teestube befand. Darüber lagen mein ehemaliges Jugendzimmer und das meiner Schwester Marie. Die Räume wurden mittlerweile als Gästezimmer für die Familie genutzt. Im Nachbarhaus lebte heute noch meine Großmutter, von der meine Eltern einst das Kliffstübchen übernommen hatten, bevor meine Schwester Marie eingestiegen war in unser Familienunternehmen.

Wehmütig ließ ich den Blick über das Meer schweifen und dachte an Marie. Ich sah sie mit einem stolzen Leuchten in den Augen vor mir stehen, an dem Tag, als sie mir erzählte, dass sie die Teestube weiterführen wollte. Es war ihr Herzenswunsch gewesen, aber es war nicht nur das, was für ihr Strahlen sorgte. Sie wusste, dass sie mit ihrer Entscheidung meiner Großmutter und meinen Eltern eine große Freude machte. Aber auch mir, die damit nicht länger vom schlechten Gewissen geplagt wurde, weil ich lieber die Insel verlassen und die Welt erkunden wollte. Für meine Eltern war das in Ordnung. Sie hatten uns Töchter niemals dazu zwingen wollen, den Betrieb zu übernehmen. Aber der Gedanke, dass es auch dann weitergehen würde, wenn sie einmal nicht mehr selbst in der Teestube stehen könnten, beruhigte sie dennoch, und die Freude war spürbar.

Vor allem meine Großmutter konnte die Erleichterung darüber, dass ihr Lebenswerk fortgeführt wurde, nie verbergen. Mir kam es vor, als habe sie Marie seit dem Tag, als sie sich für eine Zukunft in der Teestube entschied, nahezu vergöttert. Es war okay für mich, weil ich Marie ebenso über alles liebte und wusste, dass es ihr Traum war, das Kliffstübchen zu übernehmen. Für mich war es die Chance gewesen, mich aus dem Familienbetrieb auszuklinken, um meine eigenen Pläne für die Zukunft zu verfolgen.

Es war eine Zeit lang alles genau so perfekt. Ich reiste kurz vor Weihnachten an, um die Festtage gemeinsam mit meiner Familie auf Sylt zu verbringen, bevor ich wieder zum Studium nach Hamburg fuhr und von dort aus, wann immer es möglich war, die Welt bereiste. In meiner Wahlheimat studierte und feierte ich oder lernte mit Freunden neue Restaurants, Cafés und Bars kennen. Einige Jahre später nach dem Abschluss meines BWL-Studiums fasste ich in meinem Job im Marketing eines Reiseunternehmens Fuß und ging darin auf. Seitdem lebte ich in der Hansestadt, wo auch die Firma war, für die ich arbeitete.

Wenn ich in den letzten Jahren um die Weihnachtszeit nach Sylt gekommen war, hatte ich immer nur unterstützend mitgearbeitet. Dieses Mal war es anders, denn für einige Wochen würden nur meine Oma, Franka, die Mitarbeiterin der Teestube, und ich allein sein. Ich spürte zwar bei jedem Zusammentreffen die Blicke meiner Großmutter, die mir auch ohne Worte zu verstehen gaben, was sie von meinem Lebensstil hielt, hatte aber ein unschlagbares Talent entwickelt, darüber hinwegzusehen und mir diese Blicke nicht zu Herzen zu nehmen. Meine Eltern halfen mir dabei, indem sie immer hinter mir standen und mir nie einen Vorwurf machten, sondern den Rücken stärkten. Auch nachdem meine zwei Jahre ältere Schwester Marie mitten aus dem Leben gerissen worden war, als sie bei einem schrecklichen Brand im Kliffstübchen starb, kam nie die Forderung meiner Eltern, sie in der Teestube zu ersetzen. Dabei standen sie zu diesem Zeitpunkt vollkommen neben sich, und ich hätte verstanden, wenn sie von mir verlangt hätten, auf Sylt zu bleiben. Der Tod meiner Schwester war für uns alle ein Schock und traf unsere Familie wie ein gewaltiges Erbeben. Das war drei Jahre her, und noch immer zog sich bei der Erinnerung an diese Zeit mein Herz krampfhaft zusammen. Meine Großmutter war wie verbittert seit diesem Ereignis, es fiel ihr schwer, den Verlust ihrer geliebten Enkelin zu akzeptieren. Und obwohl sie es nie aussprach, wusste ich, dass sie erwartete, dass ich nun Maries Lebenstraum und den der Familie fortführte und das Kliffstübchen übernahm.

Ich seufzte bei dem Gedanken daran, dass meine Oma Inga und ich nun einige Zeit miteinander auskommen mussten. Ich hoffte, dass sie in diesem Jahr womöglich erstmalig ihren Groll gegen mich ablegen könnte. Schließlich war ich, ohne lange zu zögern, sofort bereit gewesen, meinen Eltern zu helfen und einzuspringen. Und auch, wenn ich mich auf meinen Einsatz in der Teestube freute, ahnte ich, dass mir diese Zeit deutlicher denn je vor Augen führen würde, wie schwer die Lücke, die meine Schwester hinterlassen hatte, zu füllen war.

Meine Gedanken wanderten zu der letzten Nachricht von Marie an mich, die mich kurz vor ihrem Tod erreicht hatte. Sie schrieb ganz euphorisch, dass sie mir unbedingt etwas erzählen wollte, bevor es alle anderen erfahren sollten. Ich hätte so gerne erfahren, was es war, was sie zu berichten hatte. Leider hatte sie das mit ins Grab genommen. Meinen Eltern hatte ich nie davon erzählt. Ich hatte Sorge, dass es sie womöglich sonst auch noch belasten würde, nicht erfahren zu haben, was Marie damit gemeint haben könnte. Mir ging es ja auch so, dass ich immer wieder darüber nachdachte, was es gewesen sein könnte, was sie mir erzählen wollte. Es waren vor allem die Erinnerungen an Marie, die neben all der Vorfreude auf Sylt auch für meine Grübeleien sorgten. Hier wurde mir immer deutlich bewusst, wie sehr mir meine über alles geliebte Schwester fehlte.

2. Moritz

Wenigstens gab Sylt sich Mühe und bereitete mir für eine Anreise im Winter einen nahezu spätsommerlichen Empfang. Ich hatte schon befürchtet, dass der Wetterumschwung mir aufs Gemüt schlagen würde und direkt für eine Erkältung sorgte, so sehr hatte ich die Wärme der Kanaren in den letzten Tagen genossen. Aufgetankt mit sonnigen Stunden, schönen Erinnerungen und den Kopf voller Ideen, kehrte ich auf meine Heimatinsel zurück.

Es fühlte sich nach Jahren zum ersten Mal wieder richtig an, hier zu sein. Die Freude meiner Eltern war überbordend, als ich ihnen vor ein paar Tagen am Telefon mitteilte, dass ich entschieden hatte, in der nächsten Zeit nach Sylt zu kommen. Auf ein Datum legte ich mich bewusst nicht fest. Im Nachhinein ärgerte ich mich aber über den Verlauf unseres Gespräches. Unser Telefonat endete dann nämlich doch wie immer im Streit, weil meine Mutter nicht verstehen wollte, warum ich überlegte, mir erst einmal eine Ferienwohnung zu nehmen, statt bei uns im Hotel zu wohnen. Aber ich hatte schon damit gerechnet, dass es nicht plötzlich rundherum harmonisch zwischen mir und meinen Eltern laufen würde.

Meine Mutter meinte es gut, das wusste ich. Aber sie musste akzeptieren, dass ich alt genug war, Entscheidungen zu treffen, und diese auch nicht ständig rechtfertigen wollte. Von meinem Vater war ich ja gewohnt, dass er sehr häufig meinen Ideen gegenüber kritisch war. Meine Mutter arrangierte sich meistens damit, dass wir manchmal anderer Meinung waren, und hörte mir zu, um auch im Zweifelsfall zwischen meinem Vater und mir zu vermitteln. Ich war nun einige Zeit meinen Weg gegangen, der nicht hier auf Sylt entlangführte, sondern mich mehrere Orte auf der Welt hatte besuchen lassen. Rund drei Jahre lang war ich kreuz und quer durch verschiedene Länder gereist, hatte die unterschiedlichsten Hotels und gastronomischen Betriebe gesehen. Ich hatte mir mein Bild davon gemacht, wie ich mir meine Zukunft vorstellte. Dabei war ich stets meinem Herzen gefolgt und würde es weiter tun. Würden meine Eltern das nicht einsehen, hatte ich beschlossen, schnellstmöglich das Weite zu suchen. Auch aus diesem Grund schätzte ich ein eigenes Zimmer auf der Insel. Es war längst nicht gesagt, dass ich mich nach Jahren, die ich unterwegs gewesen war, hier schlagartig wieder wohlfühlen würde.

Der Zug rollte in Westerland ein, und ich wollte erst einmal meinen Freund Cay in seinem Bistro besuchen.

Über Social Media hatte Cay meine Reisen verfolgt. Ich hatte etliche Fotos gepostet von Bars und Restaurants aus aller Welt, in denen ich Produkte gesehen und Inspirationen gesammelt hatte, wo ich an ihn und sein Bistro gedacht hatte. Wir hatten immer mal telefoniert, und diese lockere Verbindung in meine Heimat hatte mir Halt gegeben, wenn ich mich einsam fühlte. Sosehr ich es liebte, durch die Weltgeschichte zu reisen, so allein war ich in manchen Momenten. Gerade wenn die Erinnerungen wieder wach wurden und mich nächtelang nicht schlafen ließen, hatte ich mir einen Menschen an der Seite gewünscht, der mich in den Arm genommen, mir zugehört oder mir aufmunternd auf die Schulter geklopft hätte. Aber diesen Menschen hatte ich auf meinen Reisen nicht getroffen. Vielmehr war ich immer wieder mir selbst begegnet. Das war es zwar auch, was ich mir von dieser Zeit erhofft hatte, dennoch waren es keine leichten Begegnungen.

Ich seufzte und wählte Cays Nummer.

»Hi, mein Bester! Wie geht es dir?«, erkundigte ich mich.

»Moritz! Wie schön, von dir zu hören. Mir geht’s super, und dir? Wo in der Weltgeschichte treibst du dich denn gerade herum? Bist du noch auf den Kanaren?«, antwortete er offenbar bester Laune.

Ich schmunzelte. »Um genau zu sein, bin ich wenige Kilometer entfernt vom weltbesten Bistro am Meer. Es bietet die leckersten Pommes und das beste belgische Bier vor traumhafter Kulisse.«

»Klingt gut. Schade, dass ich hier so schwer wegkomme. Ich bin überzeugt, du würdest mir viele Plätze auf diesem Erdball zeigen, die mir ganz neue Welten eröffnen könnten.«

»Cay, das habe ich vor, allerdings nicht heute. Passt es dir, wenn ich in gut 15 Minuten vorbeikomme?«

Erst war es still, bis ein ungläubiges Lachen ertönte. »Ich glaub’s ja nicht! Aber so was von!«

»Alles klar. Dann bis gleich«, verabschiedete ich mich und legte auf.

Ich kam den Weg entlang und ging auf die Holzhütte direkt hinter der Düne am Strand von Wenningstedt zu. Wind zerrte an den Fahnen, die vor dem Bistro standen, und Sandverwehungen umrandeten die Tür und die Strandkörbe vor dem Häuschen.

Ich trat ein, und sofort zog mir der Duft verschiedener leckerer Speisen in die Nase. Es roch nach Steak und frischen Pommes.

Das Bistro war dezent, aber gemütlich dekoriert. Dicke Kissen und schwere Windlichter mit Kerzen darin sorgten für Behaglichkeit. Von den Decken hingen einige Treibholzstücke an Tauen, von denen vereinzelt silberne Kugeln herunterbaumelten.

»Moritz, du Verrückter! Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du nach Sylt kommst!« Cay kam mit weit geöffneten Armen auf mich zu und strahlte. Wir umarmten uns, und schlagartig fühlte es sich an, als sei ich nie weg gewesen.

»Schön, wieder hier zu sein. Kaum kommt man auf Sylt an, weiß man wieder, was einem gefehlt hat.«

»Hab ja immer gesagt, dass man gar nicht von hier wegmuss, so schön ist es auf Sylt.« Cay hob die Schultern und grinste. Dann deutete er auf einen Tisch und ging wieder hinter den Tresen. Zurück kam er mit zwei Bier. Hier servierte man Bier in Weingläsern, was ich schon immer besonders fand.

»Alkoholfrei. Ich gehe davon aus, du bist mit dem Auto da?«

»Danke dir«, erwiderte ich und hob das Glas. »Auf die Heimat!«

»Dann bleib jetzt aber auch, mein Freund. Hast mir hier ganz schön gefehlt.«

»Wenn ich deine Fotos immer so sehe, muss ich zugeben, dass solche Reisen ganz sicher den Horizont erweitern. Klasse, dass du das gemacht hast.«

»Ich will die Zeit nicht missen, ja«, gab ich zu.

»Sorry, falls mich das nichts angeht, aber auf deinen Fotos habe ich leider nie eine Frau entdeckt?« Er grinste, und ich musste lachen.

»Leider nicht. Auf meinen Reisen habe ich zwar einige Bekanntschaften gemacht, aber keine war von wirklich langer Dauer.« Resigniert hob ich die Schultern. »Aber ich war ja auch nicht auf der Suche und immer unterwegs. Vielmehr wollte ich Abstand von allem bekommen.«

»Und, ist dir das gelungen? Ich könnte mir vorstellen, dass man manchmal eher unsanft mit sich selbst konfrontiert wird, wenn man so viel allein unterwegs ist?«, bemerkte Cay.

Ich nickte. »Mehr, als einem lieb ist«, bestätigte ich meinem Freund. »Aber glaub mir, das hat mir letztlich die Augen geöffnet.«

»Bist du deswegen zurück nach Sylt gekommen?«

»Auch. Ich habe großartige Dinge gesehen, von denen man einige hier auf Sylt adaptieren könnte. So, wie ich in allen Restaurants Fotos für dich gemacht habe, so habe ich auch für mich und das Hotel ein paar Ideen mit nach Hause genommen, die es wert sind, zumindest angedacht zu werden.«

»Klingt gut. Willst du mehr erzählen?«

»Bisher sind es alles nur Ideen. Jetzt muss ich mich hier erst einmal wieder umschauen. Irgendwie bin ich in den letzten Jahren nicht nur räumlich weit weg gewesen.« Ich lächelte, und Cay grinste zurück.

»Was auch immer dich zurückgeführt hat, ich freue mich und bin gespannt, wie lange es dich hier hält.« Er zwinkerte vielsagend, und ich hob eine Augenbraue. »Wer weiß das schon?«

Cay erzählte mir, dass er aktuell überlegte, neben dem Bistro auch eine Weinbar zu eröffnen.

»Das finde ich super. Eine Weinbar in Keitum wäre in vielerlei Hinsicht hervorragend. In meinen Zukunftsplänen steht jedenfalls ganz sicher auch viel Freizeit, in der ich das Leben genießen will.« Ich lachte.

»Verstehe. Apropos Keitum: Wohnst du wieder in deiner Wohnung oder bei deinen Eltern? Sicher gibt’s ja auch immer freie Zimmer im Hotel, oder?«

Ich hob die Augenbrauen und stieß Luft durch die Lippen aus.

»Sie müssen sich doch unwahrscheinlich gefreut haben, dass du zurückkommst«, überlegte Cay weiter.

Zögerlich presste ich die Lippen aufeinander. »Ich habe ihnen erst vor ein paar Tagen Bescheid gesagt, dass ich komme, und ihnen auch kein genaues Datum genannt.«

Ein erstaunter Blick traf mich. »Okay«, kam es gedehnt von Cay.

»Ich wollte die Hintertür, es mir doch noch anders überlegen zu können, bis zum letzten Tag offenhalten. Du kennst mich.« Entschuldigend grinste ich. »Außerdem wären sie sofort in Panik verfallen, weil meine Wohnung nicht fertig ist. Sie wird nämlich aktuell renoviert. Aber das ist in Ordnung für mich, ich wollte sowieso gerne erst mal woanders wohnen. Nur weißt du ja, wie meine Mutter tickt.« Ich rollte mit den Augen. »Hätte sie gewusst, dass ich in Kürze wieder nach Sylt kommen würde, hätte sie alle Handwerker der Insel zusammengetrommelt, um meine Wohnung schnellstmöglich fertigzustellen.« Ich lachte. »Das wollte ich nicht. Das hätte mich irgendwie unter Druck gesetzt, und deshalb habe ich niemandem Bescheid gesagt, wann ich wiederkomme.«

»Okay, verstehe.« Cay nickte. Er nahm es mir nicht übel, dass ich auch ihn nicht informiert hatte, er kannte mich halt. »Aber wo wohnst du dann?«

»Noch habe ich keinen Plan«, erklärte ich achselzuckend.

»Wenn du nichts findest, baue ich dir ein Bett bei mir auf.« Cay grinste. »Für den Fall, dass du echt nicht im Hotel oder bei deinen Eltern einziehst.«

»Danke. Vielleicht komme ich drauf zurück.«

Wir unterhielten uns noch eine Weile, und gut gelaunt machte ich mich auf den Weg nach Keitum. Bevor ich zu meinen Eltern fuhr, erkundigte ich mich in zwei Pensionen nach einem Zimmer. Leider blieb meine Suche nach einer langfristigen Übernachtungsmöglichkeit erfolglos. Zumindest fand ich in Keitum aber eine Bleibe für die nächsten zwei Nächte. Zu müde, noch weitere Hotels oder Ferienwohnungen abzuklappern, entschied ich, zunächst die zwei Übernachtungen dort zu buchen und dann weiterzuschauen, wo ich wohnen würde.

Wie ich es erwartet hatte, war meine Mutter vollkommen aus dem Häuschen, als ich am Abend im Hotel aufschlug. Zwischen der Freude darüber, dass ich zurückgekommen war, und der Enttäuschung, dass ich sie nicht informiert hatte, dass ich heute schon hier sein würde, flossen einige Tränen.

Mein Vater, der noch immer damit haderte, dass ich mir vor drei Jahren die Auszeit genommen hatte und auf Reisen gegangen war, gab mir auch ohne viele Worte zu verstehen, dass bei ihm die Enttäuschung gegenüber der Euphorie noch immer überwog. Als meine Mutter für ein Telefonat den Raum verließ, nutzte ich die Zeit, um mit ihm zu sprechen.

»Papa, ich weiß, dass nicht alle Entscheidungen, die ich getroffen habe, in deinem Sinne waren. Aber glaub mir, ich habe mir diese auch nicht leicht gemacht und habe meine Gründe gehabt. Ich hoffe jetzt, dass du dich trotzdem freust, dass ich wieder hier bin. Und wenn du es willst und wir wieder einen Weg zueinander finden, gibt es vielleicht auch eine gemeinsame Zukunft für uns im Unternehmen.«

Mein Vater bedachte mich eines Blickes, der alles bedeuten konnte. Ich konnte nicht sagen, was hinter seiner Stirn geschah. Aber ich vermutete, dass ich in seinen Augen tatsächlich etwas wie einen Hauch von Freude darüber erkannte, dass ich zurückgekommen war und sogar eine Zusammenarbeit im Hotel in Betracht zog, was lange nicht der Fall gewesen war. Dass es nicht mein Plan war, an seiner Seite in die Unternehmensführung einzutreten, sagte ich noch nicht.

»Mein Sohn, schön, dass du wieder hier bist.« Ein Lächeln zog sich über das nachdenkliche Gesicht meines Vaters, und ich erkannte mich selbst darin. In so vielen Momenten hatte ich vor dem Spiegel gestanden und mich gefragt, wie es weitergehen könnte, wenn ich nach Sylt zurückkehren würde. Und auch wenn ich einige Zeit gebraucht hatte, bis ich den Mut gefunden hatte, die Heimreise zu wagen, so war es mir dennoch gelungen, diesen ersten Schritt zu gehen.

In diesem Moment öffnete sich die Tür, und mein Blick ging zu meiner Mutter, deren Herzlichkeit nicht zuletzt das Band zu meinen Eltern immer hatte bestehen lassen. Trotz all der Streitigkeiten zwischen meinem Vater und mir, die von gegenseitiger Enttäuschung und Unverständnis geprägt waren. Sie hatte respektiert, dass nicht alle meine Entscheidungen dem entsprachen, was mein Vater sich für mich gewünscht hatte, und mir zu jeder Zeit den Rücken gestärkt.

»Willst du heute Abend mit uns essen?«, fragte meine Mutter, und ich nickte.

»Sehr gerne. Darf ich euch einladen?« Erwartungsvoll schaute ich von meiner Mutter zu meinem Vater.

Dieser winkte ab. »Hier ist so viel zu tun«, wollte er gerade ausweichen, da erntete er einen bösen Blick meiner Mutter. »Aber entscheidet ihr«, fügte er dann hinzu.

»Ich reserviere mal einen Tisch. Lasst euch überraschen. Ich hole euch gegen 19 Uhr ab.«

Meine Mutter nickte zufrieden, und ich verabschiedete mich und fuhr zur Pension.

3. Luise

Der Zug ruckelte Richtung Morsum, wo ich das erste reetgedeckte Haus entdeckte. Nun war ich offiziell auf Sylt angekommen. Weiter ging es an Keitum vorbei. Hier hätte ich direkt den Zug verlassen können, da dies mein Heimatort war und hier das Haus meiner Eltern lag.

Weil ich aber auf dem Autozug stand, fuhr ich weiter bis Westerland und konnte es kaum erwarten, in Richtung des Kapitänsdorfes aufzubrechen. Keitum war mein Herzensort und würde es immer bleiben, auch wenn ich zwischenzeitlich im Rahmen meines Jobs so viele traumhafte Orte der Welt bereisen durfte.

Nur einen Platz in Keitum mied ich. Es war der Friedhof, wo mit meiner Schwester Marie ein Teil meines Herzens begraben lag. Mir gelang es bis heute nicht, ihre Ruhestätte zu besuchen.

Ich seufzte und konzentrierte mich zur Beruhigung auf das Atmen, was immer schnell wirkte und meine trüben Gedanken für den Moment wegzauberte.

Eine ähnliche Wirkung hatte das Watt an der Keitumer Ostseite.

Ich freute mich schon darauf, als ich nun den Autozug verließ.

Es war fast schon zu einem persönlichen Ritual geworden, dass ich, bevor ich zum Kliffstübchen fuhr, einmal hinunter zum Watt ging.

Auch heute lenkte ich meinen Wagen zunächst im Kreisel am Ortseingang von Keitum geradeaus, um der Straße zu folgen und erst einmal bis weit durch den Ort zu fahren, bis ich links abbog. Hier ging es zu einem Parkplatz, an dem ich mein Auto abstellen konnte und in wenigen Schritten am Meer war.

Ich parkte und warf einen Blick auf das Hotel, welches direkt am Watt lag. Das Hotel gab es schon viele Jahre. Es war aber in den letzten Monaten renoviert und deutlich vergrößert worden. Ich erinnerte mich, dass es bisher nicht ganz an die Straße grenzte, die am Watt entlangführte. Jetzt aber zog sich das neue Resort weit an diesem Weg entlang, und etliche Häuser waren zu dem Haupthaus hinzugekommen.

Die Lage war unschlagbar, und schon von außen erkannte ich, dass das Hotel nicht nur eine großartige Umgebung vorzuweisen hatte, sondern auch durch hochwertige Ausstattung und Großzügigkeit der Anlage punkten konnte. Die teuren Automarken auf dem Parkplatz ließen auf eine entsprechende Klientel schließen.

Ich stand einen Moment lang da und blickte verträumt in die Ferne, als ein Auto neben mir hielt.

»Frau Wellendorf«, klang eine freundliche Stimme aus dem Beifahrerfenster, welches heruntergelassen wurde. »Wie schön, dass Sie auch auf Sylt sind!«

Freudig stellte ich fest, dass eine ältere Dame im Auto saß, welche seit Jahren zu unseren Stammkunden zählte.

»Frau Menke«, begrüßte ich die Frau. Ich beugte mich ein wenig vor und entdeckte auf dem Fahrersitz auch ihren Mann. »Hallo, Herr Menke, ich freue mich, Sie beide wiederzusehen. Geht es Ihnen gut?«

Sie deutete in Richtung des Hotels. »Und wie! Wir haben dieses traumhafte Resort für uns entdeckt. Das Hotel gibt es ja schon länger, aber nach dem Umbau ist es echt ein besonderer Gewinn für den Ort. Wir wollen unser Apartment darin keinen Tag mehr missen. Geht es Ihnen gut?«

»Das klingt wunderbar. Danke, ja. Ich bin gerade auf der Insel angekommen, und mein erster Weg führte mich hier ans Watt. Ich liebe es einfach. Ich werde nun ein paar Wochen hier sein. Vielleicht sehen wir uns ja in der Teestube. Ich würde mich wirklich sehr freuen.«

»Wir schauen ganz bestimmt bei Ihnen vorbei. Wir wollen dieses Jahr erst mal über die Festtage hierbleiben. Unsere Kinder feiern mit ihren Familien und haben uns diesen Aufenthalt hier geschenkt.« Sie hob vielsagend die Augenbrauen. »Glauben Sie mir, es ist nicht leicht, wenn die Kinder so weit von der Heimat entfernt leben.« Bedauernd hob sie die Schultern. »Natürlich lassen wir sie ziehen. Aber das erste Weihnachtsfest ohne die Kinder, das ist schon schwierig. Da müssen wir das Beste draus machen.« Nun lächelte sie wieder. »Wir wollen Sie nicht länger aufhalten. Auf bald!« Sie winkte, ich verabschiedete mich von unseren Stammgästen und schaute dem Wagen hinterher, der auf das Gelände des Hotels einbog.

Ich lief einen Schotterweg hinunter zum Watt, und bereits nach wenigen Schritten sorgten die klare, kühle Luft, der seichte Wind und die Ruhe an diesem Ort für eine Art der Entschleunigung, wie sie nur dieser Insel gelang.

Am Wasser angekommen, atmete ich tief durch, schloss für einen Moment die Augen und lauschte den Geräuschen der Natur. Einige Seevögel waren zu hören. Um diese Zeit traf man hier neben Möwen auch auf einige Enten, die im Watt nach Muscheln und Würmern suchten. Untermalt wurden die Laute der Tiere vom Rauschen des Schilfgrases.

Ich öffnete die Augen wieder und blickte über die Priele. Es herrschte Ebbe. Das Meer hatte sich gerade zurückgezogen. Mir kam es so vor, als erlebte ich die Insel im Winter besonders intensiv. Die Stille war magisch, die Temperaturen schneidend kalt und rau. Dennoch taten sie der Atmosphäre keinen Abbruch. Ich liebte Sylt zu dieser Jahreszeit für seine charmant-schroffe Art, zu der auch das unbeständige Wetter gehörte.

Ich dachte an lange Spaziergänge und Aufwärmen am Ofen. Dazu eine selbst gemischte Teesorte mit Sahne und Kandis. Im besten Fall hatte Oma frischen Kuchen oder Kekse gebacken.

Ich ging einige Hundert Meter am Watt entlang, um dann bald umzukehren. Ich freute mich darauf, meine Eltern zu sehen. Sie würden schon am nächsten Tag zu ihrer Kur auf Rügen aufbrechen, sodass wir den einzigen gemeinsamen Abend heute genießen wollten. Meine Mutter hatte mir verraten, dass sie in meinem Lieblingslokal in Keitum einen Tisch reserviert hatte. Ob meine Oma auch dabei sein würde, wusste ich nicht.

Gerade vor dem Hintergrund der leisen und einsamen Umgebung machte mich die Vorstellung, ab morgen allein mit ihr in der Teestube zu sein, doch unruhig. Die Abende auf Sylt waren lang, weil es früh dunkel wurde. Wenn das Kliffstübchen schloss, würde ich an einigen Tagen noch arbeiten müssen, weil ich nicht für die gesamte Zeit, die ich hier sein wollte, Urlaub bekam. Das war einerseits gut, weil es mich ablenkte. Andererseits war es für mich auch eine neue Erfahrung, so viel allein zu sein mit mir selbst.

In Hamburg traf ich mich unter der Woche mit Freunden und war am Wochenende gemeinsam mit ihnen unterwegs. Wir gingen zum Shoppen in die Innenstadt, unternahmen Ausflüge ins Hamburger Umland oder brachen auf zu Wellness-Trips an die Ostsee. Weil ich aktuell Single war, verbrachte ich die meiste Zeit mit meinen Freundinnen im Hamburger Großstadttrubel. Ich seufzte, hatte ich als einzige Freundin auf Sylt doch früher immer nur meine Schwester gehabt und den Rest vernachlässigt, als sich mein Freundeskreis nach Hamburg verlagert hatte.

Aber nun wollte ich mich nicht weiter verrückt machen, sondern erst mal alles auf mich zukommen lassen.

Vor der Teestube angekommen, fiel mir gleich die weihnachtliche Dekoration auf. Meine Mutter steckte viel Herzblut in das Herausputzen des Kliffstübchens in der Weihnachtszeit. Es dämmerte nun bereits, sodass die Beleuchtung ihre Wirkung nicht verfehlte.

Im Vorgarten stand ein alter Brunnen, dessen Reetdach, das zum Dach der Teestube passte, aufwendig mit Lichterketten verziert war. Auch dort, wo sonst Wasser sein könnte, flimmerten unzählige Lichter.

Die weiß-grüne Tür unter dem Schild, auf dem in großen blauen Buchstaben Kliffstübchen stand, war umrahmt von einer Girlande aus Tannengrün mit roten Schleifen und Kugeln darin. In der Mitte der Tür hing ein imposanter Kranz. In zwei großen Steinkübeln neben der Eingangstür standen Buchsbäume, die mit etlichen kleinen Lichtern gespickt waren.

In den Fenstern flackerten beige Kerzen in großen Windlichtern. Vor dem weißen Holztor am Eingang zum Außenbereich der Teestube standen links und rechts Tannenbäume, die ebenso mit Lichterketten und Schleifenband ausgerüstet waren. Auf den rustikalen Holzbänken im Garten standen Sterne aus Ton in verschiedenen Größen. Dazu grasten auf dem Rasen zwei Rehe, aus Lichtschläuchen und Draht geformt, vor einem Baum, der ebenso hell angestrahlt wurde.

Staunend bewunderte ich die eindrucksvolle Dekoration, als meine Mutter bereits aus der Tür kam und auf mich zustürmte.

»Luise, mein Schatz!« Sie umarmte mich und drückte mich fest an sich. »Wie sehr ich mich freue, dass du da bist!«

»Mama, du hast dich ja mal wieder selbst übertroffen«, staunte ich und erwiderte die Umarmung. »Ich freue mich auch so sehr, hier zu sein«, begrüßte ich sie. »Du bist ja ganz schmal geworden«, stellte ich mit traurigem Blick fest.

Meine Mutter wich diesem aus und winkte ab. »Wir futtern uns jetzt ein paar Wochen lang wieder kugelrund.« Sie lachte leise.

Mit schief gelegtem Kopf schaute ich sie an. »Muss ich mir ernsthaft Sorgen machen um dich?«

Sie schüttelte zögerlich den Kopf und streichelte mir über die Wange. »Du nimmst uns jedenfalls die größte aller Sorgen ab, indem du hier die Stellung hältst. Wir können dir nicht sagen, wie dankbar wir sind.«

Ich lächelte und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn.

»Komm doch rein. Papa erwartet dich auch schon sehnsüchtig.« Sie legte den Arm um mich und schob mich sanft in Richtung Eingangstür.

Mein Vater stand mitten im Raum auf einer Trittleiter und hantierte oberhalb seines Kopfes mit einem Schraubenzieher.

»Liebes!« Er geriet ins Schwanken, als er mich sah, und ich eilte zur Leiter, um diese festzuhalten.

»Langsam! Ich bleibe ja erst mal hier und laufe dir nicht weg! Hallo, Papa!«

Ein dankbarer Blick aus den liebevollen Augen meines Vaters traf mich. Auch er sah angestrengter aus als zu dem Zeitpunkt, an dem ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Aber das war nun auch schon länger her. Zuletzt war ich im September für ein paar Tage da gewesen.

»Ich wollte hier schnell die Girlande wieder befestigen, damit du nicht am Ende auch noch auf die Leiter steigst. Du wirst genug zu tun haben.«

Er werkelte weiter und stieg dann wieder herunter. Ich hielt solange die Leiter. Meine Mutter war in die Küche gegangen.

Mein Vater legte den Schraubenzieher beiseite und umarmte mich. Er war so viel größer als ich, und ich genoss es wie früher als Kind, meinen Kopf an seine Brust zu legen, mich an seinen weichen Pullover zu kuscheln und seinen vertrauten Duft zu riechen. Nichts auf der Welt ersetzte das Gefühl von Heimat. Das wurde mir immer bewusst, wenn ich bei meinen Eltern war.

»Mein Kleines, was habe ich dich vermisst!«

»Ich euch auch, Papa. Aber ich hoffe, ich kann, wenn ihr wieder zurückkommt, noch ein wenig hierbleiben, sodass wir zumindest ein paar Tage miteinander verbringen. Ich habe es von der Arbeit her so geplant, dass das theoretisch klappen sollte.«

»Das wäre wundervoll.«

»Erst mal gibt es einen Tee und was Süßes.« Mit diesen Worten und einem Tablett voller duftender Köstlichkeiten in der Hand trat meine Mutter wieder in den Gastraum.

»Mmh, wie herrlich. Das ist Heimat«, schwärmte ich und setzte mich an meinen Lieblingsplatz, eine weich gepolsterte dunkelgrüne Holzbank in einer Nische, mit Blick aus dem Fenster. An der Wand dahinter hingen Schwarz-Weiß-Aufnahmen meiner Großmutter vor der Teestube und ein Bild von ihr mit meiner Schwester, wie sie Arm in Arm vor dem Haus stehen, die Köpfe aneinandergelehnt und lächelnd. Ein weiteres zeigte meine Eltern auf genau dieser Bank, auf der ich jetzt saß.

Aktuell war der Gastraum leer. Und ich war dafür ganz dankbar, weil wir so Gelegenheit hatten, uns in Ruhe zu unterhalten.

Meine Mutter und mein Vater nahmen ebenso Platz.

»Wo ist denn Oma?«, erkundigte ich mich.

»Sie wollte sich vorhin ein wenig hinlegen. Ich vermute, sie schläft noch«, erklärte meine Mutter.

»Okay«, antwortete ich.

Ich hoffte, dass es stimmte, was sie sagte, und dass meine Großmutter nicht bewusst nicht dabei war, fragte aber nicht weiter nach.

»Seid ihr aufgeregt?« Meine Eltern fuhren so gut wie nie in den Urlaub. Wenn, dann nur für ein Wochenende, an dem ich im Kliffstübchen die Stellung hielt. Weil das aber mit hohem Aufwand verbunden war, erklärten sie meistens, dass ihnen Urlaub ja nicht wichtig sei, lebten sie doch auf einer Insel, wo viele andere Menschen ebendiesen verbrachten. Das stimmte natürlich, sorgte dann aber auch dafür, dass sie unterm Strich kaum zur Ruhe kamen und sich von der Arbeit erholten. Die Kur war deshalb genau richtig.

»Ach, es ist schon aufregend. Die Koffer sind gepackt, alle Listen sind geschrieben, und was mir einfiel, ist so weit im Vorfeld geplant, dass du keine Probleme bekommen solltest.« Zögerlich hob meine Mutter die Schultern. »Ich hoffe, dass wir nichts vergessen haben. Ein bisschen durch den Wind ist man ja doch, wenn man so lange unterwegs sein wird. Das sind wir einfach nicht gewohnt.« Sie presste die Lippen aufeinander und hob die Augenbrauen.

Ich lehnte mich über den Tisch und griff nach der Hand meiner Mutter. »Hey, Mama, mach dir keine Sorgen, okay? Ich habe hier alles im Griff! Oma ist im Zweifel auch da. Und Franka. Und wenn mal was sein sollte, wo ich nicht weiterweiß, kann ich ja immer noch zum Telefon greifen.«

Matt nickte meine Mutter und lächelte schief.

»Deine Mutter macht sich schon wieder total verrückt. Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass wir keine bessere Vertretung haben könnten als dich«, sagte mein Vater und legte schützend den Arm um meine Mutter, die ihren Kopf dankbar an seine Schulter lehnte.

»Versprich mir, dass du dir Omas Launen nicht zu sehr zu Herzen nimmst, okay?« Mit besorgtem Blick schaute meine Mutter mich an.

»Daher weht also der Wind. Da sei bitte beruhigt.« Wieder drückte ich die Hand meiner Mutter. »Ich komme schon klar mit Oma!« Aufmunternd lächelte ich. Ich wusste, dass meine Großmutter tatsächlich ein schwieriger Mensch sein konnte. Vor allem mir gegenüber, dem Familienmitglied, das Sylt verlassen hatte, was in ihren Augen unverzeihlich war. Aber irgendwie würde ich hier die Zeit mit ihr allein schon meistern, und keinesfalls wollte ich, dass meine Mutter sich deswegen den Kopf zerbrach.

Meine Mutter wirkte jedoch immer noch nervös, und an der Art, wie mein Vater sie umarmte, merkte ich, dass es noch etwas gab, was sie mir sagen wollte. Sie tat sich aber sichtlich schwer damit, was mich nun beunruhigte. »Wenn ich ehrlich bin, bin ich ganz froh, dass Oma grad nicht hier ist.«

Mein Herz setzte gefühlt einen Schlag aus, und ich bekam Angst.

»Ist irgendwas nicht in Ordnung? Ist jemand von euch krank?« In Sekundenschnelle entstanden Bilder in meinem Kopf. Ich musterte meine Mutter und auch meinen Vater, die beide deutlich mitgenommener wirkten, seit ich sie zuletzt im Herbst gesehen hatte.

Zu meiner Erleichterung schüttelte mein Vater den Kopf. »Nein, mein Schatz, keine Sorge. Es ist nur die Erschöpfung, die weiterhin ein Thema ist. Aber deswegen fahren wir ja nun zur Kur. Die letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Die Lücke, die deine Schwester hier und vor allem in unserem Herzen zurückließ, kostet uns jeden Tag viel Kraft. Das ändert sich auch nach ein paar Jahren nicht. Auch die Zeit heilt diese Wunde nicht.«

Traurig nickte ich. »Ja, mir geht es genauso. Auch wenn ich in Hamburg bin.«

Der Gedanke an Marie schmerzte. Seit ihrem tödlichen Unfall war meine Welt eine andere. Sie fehlte mir jeden Tag. Als Ratgeberin, beste Freundin und Seelenverwandte. Es gab keinen Menschen auf der Welt, dem ich meine Sorgen und Ängste bedingungsloser anvertrauen konnte als ihr. Auch jetzt redete ich oft mit ihr und erzählte ihr, was mich bedrückte. Es fühlte sich an, als sei sie immer bei mir. Wahrscheinlich, weil ich sie fest in meinem Herzen verankert bei mir trug. Ich spürte in diesen Gesprächen fast ihre Wärme und auch ihr Lächeln oder ihre herzliche Umarmung. Aber es war nicht dasselbe, denn sie war nicht mehr am Leben und antwortete mir nicht mehr.

Für meine Eltern musste es besonders schwer sein, ohne sie weiterzuleben. Überhaupt stellte ich es mir als das Schlimmste für Eltern vor, wenn das geliebte Kind verstarb. Während ich aber durch mein Leben in Hamburg ein wenig Abstand von allem hatte, war das für meine Eltern anders. Jeden Tag erinnerte sie die Teestube an den Traum ihrer Tochter, die das Familienunternehmen auf ihre einmalig warmherzige und liebevolle Art geführt hatte und damit den Lebenstraum ihrer Großmutter und die Familientradition fortführte.

»In der Zeit, in der wir mit dem Aufbau des Kliffstübchens zu tun hatten und es gleich wieder gut anlief, hatten wir so viel um die Ohren, dass wir kaum zur Ruhe kamen. Ein Glück, wie wir heute wissen. Ich hab mit dir ja schon darüber gesprochen.« Sie senkte den Blick. »Vor allem, als wir Zeit hatten, traf uns der Verlust mit voller Wucht. Wir dachten so viel an Marie. Als hätte die Trauer Anlauf genommen. Hier war immer so viel los, dass wir abgelenkt wurden davon. Zumindest tagsüber. An schlaflose Nächte habe ich mich längst gewöhnt.«

Ich verstand gut, was sie meinte, denn mir ging es genauso. Wäre ich auf Sylt geblieben, hätte ich mir nicht vorstellen können, wie ich die Zeit nach Maries Tod überstanden hätte. Mir halfen damals die Entfernung und der Trubel der Großstadt, die jede ruhige Minute schnell vergehen ließen.

»Wir kommen uns vor wie geschwächt. Wie verwundet. Da wirft einen plötzlich die kleinste Kleinigkeit um. Es begann damit, dass immer wieder mal etwas weniger los war und wir mehr Zeit hatten.« Meine Mutter senkte den Blick und wirkte mit einem Mal noch schmaler als zuvor. »Aber seit einiger Zeit ist es noch schlimmer geworden. Denn wir dürfen tatsächlich immer weniger Gäste begrüßen. Das führt dazu, dass es sehr oft viel zu ruhig ist hier in der Teestube. Wir kommen einerseits so viel häufiger zum Nachdenken über Maries Schicksal und darüber, wie sehr sie uns fehlt. Vor allem aber darüber, dass wir gerade daran scheitern, das Kliffstübchen in ihrem Sinne fortzuführen.« Bei ihren letzten Worten versagte die Stimme meiner Mutter, und sie begann zu weinen. Bestürzt sprang ich auf, lief um den Tisch herum und nahm meine Mutter in den Arm.

»Hey, Mama! Aber das stimmt nicht! Ihr meistert das alles hier ganz wundervoll, und Marie wäre jeden Tag stolz, wenn sie miterleben würde, wie ihr ihren Traum fortführt.«

Mein Vater, der meiner Mutter ebenso den Arm um die Schultern gelegt hatte, wirkte, als kämpfe auch er mit den Tränen.

»Liebes, die Konkurrenz ist groß. Wir haben zwar Glück, dass es noch immer etliche Menschen, vor allem Urlauber, gibt, die unser Angebot zu schätzen wissen und gerne unsere traditionellen Produkte genießen. Aber je häufiger wir uns umschauen, desto mehr überlegen wir, ob wir etwas verändern müssen.« Ein bedauernder Blick ging durch den Gastraum, und es schmerzte, meine Eltern so verzweifelt vor dem Hintergrund der leeren Tische zu sehen. »Schau dich um: Kein Mensch ist da. Dabei ist die Insel nicht schlecht besucht.« Traurig starrte mein Vater auf den Tisch. »Die großen neuen Hotels bieten den Leuten einfach mittlerweile so viel. Da können wir uns noch so sehr anstrengen, es wird nie daran heranreichen, was sie auffahren, um immer mehr Gäste für sich zu gewinnen. Da gibt es dann Wellness, Spa-Bereiche und Kinderbetreuung unter einem Dach mit kurzen Wegen. Wenn sie dann auch noch Cafés und Restaurants komplett in ihre Anlagen integrieren, wird es immer bequemer für die Gäste, und manche bewegen sich fast nur noch auf dem Gelände des Hotels.«

»Aber Papa, meinst du, nur das ist es, was die Menschen wollen? Ich glaube, viele suchen gerade das Individuelle, Ursprüngliche, was ihr bietet und was die Teestube so besonders macht.« Meine Stimme klang brüchig. Unser Gespräch wühlte mich auf, und der Anblick meiner traurigen Eltern brach mir das Herz.

Mein Vater hob den Blick und schüttelte ratlos den Kopf.

»Wir haben es so sehr gehofft«, sagte er dann.

»Wie sagte Marie immer? Man solle sich inmitten aller Sorgen stets auf das Gute fokussieren.« Matt hob meine Mutter die Schultern und tupfte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augenwinkeln.

»Und was wäre, wenn wir es ausprobieren und einige neue Produkte mit aufnehmen oder uns ein paar neue Sachen ausdenken? Man kann ja dann mal schauen, ob man auf diesem Wege wieder mehr Gäste in die Teestube einladen kann?«

Meine Eltern nickten. »Es wird darauf hinauslaufen, dass wir uns überlegen müssen, wie wir das Alte mit dem Neuen kombinieren.« Sie warfen sich einen vielsagenden Blick zu. »Mit dir, mein Schatz, können wir darüber reden. So, wie wir es auch mit Marie gekonnt hätten.« Betrübt presste meine Mutter die Lippen aufeinander. »Aber deine Großmutter ist so verbohrt. Sie hat jedes Mal wie ein kleines, trotziges Kind reagiert, wenn wir versucht haben, hier ein wenig frischen Wind reinzubringen. Auch wenn letztlich die Entscheidungen über die Teestube bei uns als Eigentümern liegen, wollen wir sie nicht verärgern, weil wir wissen, was ihr das Kliffstübchen noch immer bedeutet. Es fällt uns so schwer, ihr ganz klar zu sagen, dass die Teestube ohne innovative Ideen kaum zu halten sein wird. Du weißt, es geht ihr seelisch manchmal nicht gut. Seit dem Tod deiner Schwester hat sie mental sehr abgebaut. Wir haben große Sorge, dass sie daran zerbricht, wenn sie erfährt, dass wir scheitern mit ihrer geliebten Teestube. Das ist immerhin ihr Vermächtnis.«

Verzweifelt schaute ich in die fahlen Gesichter meiner Eltern. »Und wie lange geht das schon so? Warum habt ihr nie etwas gesagt?«

»Es lief eigentlich bis zum Sommer alles gut. Wir konnten uns nicht beklagen. Endlich waren offene Rechnungen aus der Zeit des Brandes vollständig beglichen, und wir schrieben gute Zahlen. Aber als im August das große Hotel am Watt ganz neu umgebaut eröffnet wurde, ahnten wir nicht, was das für uns zu bedeuten hatte. Und wir können nachvollziehen, dass die Leute dorthin abwandern. Es war schon immer eine feine Adresse. Du kannst dir aber nicht vorstellen, wie wunderschön es jetzt geworden ist. Es bietet dem Urlauber einfach so viel. Vom Spa-Bereich über die verschiedenen Restaurants, in denen die Gäste der luxuriösen Zimmer und Suiten speisen können, bis hin zum Café. Das hat vor einigen Monaten eröffnet und läuft uns leider nach und nach den Rang ab.«

Erschüttert von ihren Worten und dem Anblick meiner müden Mutter, strich ich ihr über den Rücken.

»Unsere Rücklagen sind in vielerlei Hinsicht in den Wiederaufbau der Teestube geflossen. Nicht alles war durch die Zahlungen der Versicherung abgedeckt. Wenn das Kliffstübchen gut läuft, kommen wir halbwegs zurecht. Aber in diesen Zeiten merken wir leider jede schlechte Woche. Und von denen gab es einige. Und das, obwohl hier sonst Hochbetrieb herrschte und wir eher noch Gäste vertrösten mussten. Wir hatten mit viel höheren Einnahmen kalkuliert. Das Hotel hat uns sogar schon ein Übernahmeangebot gemacht, stell dir das mal vor. Aber das bringen wir nicht übers Herz. Niemals würde Oma uns das verzeihen. Und Marie auch nicht.«

Ich schluckte betroffen. In meinem Kopf drehte sich alles, und ich gab mir Mühe, nun gedanklich einen Schritt nach dem nächsten zu überlegen. Jetzt ging es erst mal darum, meine Eltern zu beruhigen und sie halbwegs unbesorgt in die Kur starten zu lassen.

»Mama, Papa, wir kriegen das alles hin. Vertraut mir. Nun bin ich ja erst mal da und mache mir auch einmal ein Bild. Ihr erholt euch jetzt und ladet eure Akkus auf, dann sieht die Welt schon ganz anders aus. Und macht euch auch keine Sorgen wegen Oma. Da finde ich schon einen Weg, wie wir ihr die Situation schonend beibringen und am Ende alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Da bin ich mir ganz sicher.«

Meine Mutter strich mir sanft über die Wange. »Unsere unerschütterliche Optimistin.« Sie lächelte stolz. »Das warst du schon immer. Genau wie Marie, auch wenn ihr sonst so verschieden gewesen seid.«

Ich drückte ihre Hand. »Versprich mir, dass du die Kur nutzt, um den Kopf freizubekommen. Alles andere regele ich hier.«

»Das sagt sich so leicht. Aber ich gebe mir Mühe. Versprochen. Danke, meine Liebe.«

»Es tut uns leid, mein Schatz, dass wir dir schon nach wenigen Minuten so die Stimmung verhageln.« Mein Vater verzog bedauernd die Mundwinkel.

»Aber deswegen bin ich doch hier! Hilft ja nichts, wenn ihr einen auf eitel Sonnenschein macht und ich hier nach wenigen Tagen kalt erwischt werde, weil ich davon ausgegangen bin, dass alles so ist wie immer.«

Meine Mutter nickte mit aufeinandergepressten Lippen. »Wir haben auch schon daran gedacht, ob wir langfristig ganz neue Wege gehen sollten und uns von der Teestube trennen.« Sie schaute Hilfe suchend ihren Mann an, dieser nickte. »Spätestens, als das Angebot für die Übernahme kam.« Sie machte eine Pause und starrte auf ihre Hände. »Uns fällt diese Überlegung aber doppelt schwer, weil wir wissen, wie sehr Oma am Kliffstübchen hängt. Außerdem bedeutet es uns so viel mehr als nur den Broterwerb. Mit der Teestube lebt immer auch Marie irgendwie weiter.«

»Das stimmt. Es kommt auch überhaupt gar nicht infrage, dass ihr diesen Gedanken weiterdenkt. Ich bin jetzt hier, und gemeinsam schaffen wir das alles. Wir haben schon viel schlimmere Zeiten überlebt, da wird uns das auch dieses Mal gelingen. Da soll die Konkurrenz im Ort erst mal beweisen, dass sie unser Angebot toppen kann. Daran glaube ich noch lange nicht.« Ich stemmte entschlossen die Hände in die Hüften und setzte eine ernste Miene auf, als wir alle drei erleichtert lachten.

Ich hatte meine Koffer in der Wohnung meiner Eltern im Erdgeschoss des Hauses ausgepackt. Sie lag hinter dem Bereich der Teestube. Dort wohnte ich im Gästezimmer, welches gleichzeitig als Büro fungierte. Ich zog mir eine Jacke an und wollte vor dem Haus nachschauen, ob meine Eltern zurückkamen. Sie wollten noch ein paar Dinge einkaufen für die Fahrt. Ich trat auf den Flur, und mein Blick ging hoch zu meinem alten Jugendzimmer unterm Dach. Es lag über dem Gastraum der Teestube. Das reetgedeckte Friesenhaus hatte viel mehr Zimmer, als meine Eltern und meine Großmutter benötigten. Meine Großmutter wohnte in einem Nebengebäude unseres Hauses. Es war über den Flur mit unserem verbunden.

Gleich neben meinem Jugendzimmer lag das ehemalige Zimmer meiner Schwester. Hier hatte sie schon gelebt, als wir beide noch auf Sylt wohnten und auch noch, als ich die Insel verlassen hatte.

Aktuell waren die Zimmer als Gästezimmer möbliert, die aber nur privat genutzt wurden. Meine Mutter hatte drei Geschwister, die so oft wie möglich nach Sylt reisten und dankbar waren, wenn sie hier eine Unterkunft fanden.

Noch immer zog sich mein Herz krampfhaft zusammen, wenn ich Maries Zimmer sah. In Hamburg kam es mir so vor, als ob ich mich mit meinem neuen Leben ohne Marie arrangiert hatte. Ich vermisste sie zwar jeden Tag, aber die Trauer hatte sich verändert, und ich lebte wieder. Vielleicht sogar viel bewusster als bis zu dem Unfall. Weil Marie es so gewollt hätte. Aber wann immer ich hier in der Umgebung war, in die sie für mich hineingehörte, war die Lücke, die sie hinterlassen hatte, so präsent.

Ihr Tod war das Schlimmste, was in meinem Leben passiert war, und hatte mich für immer verändert. Ich war überzeugt, ich hatte seitdem jedem einzelnen Tag mehr Leben gegeben. Es fühlte sich an wie eine Dankbarkeit, dass ich leben durfte, und damit eine Pflicht, daraus so viel herauszuholen wie irgendwie möglich. Für Marie, die es genau so gewollt hätte. Nicht immer gelang mir das gleichermaßen gut. Es gab auch Tage, da wirkte der Gedanke, dass das Leben endlich ist, unfassbar lähmend. Maries Tod hatte mir gezeigt, dass es von jetzt auf gleich vorbei sein konnte, wenn man eben noch glücklich gewesen war.

An unser letztes Telefonat erinnerte ich mich immer wieder. Marie war so zufrieden, erzählte mir von einer Schulung, die sie absolviert und die sie erneut darin bestätigt hatte, dass sie mit der Teestube genau das tat, was ihr Freude machte. Gerade hatte sie wieder neue Kreationen ausprobiert und schwärmte davon. Ich dachte daran, wie sie kaum aufhören wollte zu quasseln und ich mich zwischenzeitlich schon über sie amüsierte, was sie empört zur Kenntnis nahm. Sie tat gespielt beleidigt und sagte, ich würde Augen machen, wenn sie mir bald die neuesten Ideen präsentieren würde. Hätte ich geahnt, dass dies unser letztes Telefonat sein sollte, ich hätte niemals aufgelegt, sondern sie stundenlang weiterreden lassen. Ich hätte ihr gesagt, dass sie die wichtigste Person in meinem Leben war und ich ihre Art, stets der Sonne entgegenzublicken, für immer bewundern würde. Marie war ein Mensch, den jeder gerne um sich hatte. So interessiert und aufrichtig herzlich. Gleichzeitig war sie für mich inspirierend, weil sie mir bewies, dass es sich lohnte, seinen Träumen zu folgen, um glücklich zu werden.

Deswegen bestätigte sie mich auch darin, meinen eigenen Weg zu gehen und nicht auf Sylt zu bleiben. Das war damals nämlich keine Option für mich. Ich wollte raus. Ich wollte die Welt sehen und möglichst in einer Großstadt leben, die mir jeden Tag neue Orte präsentierte und in deren Takt ich durch laue Sommerabende tanzen konnte. Marie stand immer hinter mir, auch wenn sie meine Pläne kein bisschen nachvollziehen konnte. Diese Eigenschaft rechnete ich ihr und meinen Eltern, die es ebenso hielten, hoch an. Zum Glück hatte ich ihr oft gesagt, was sie mir bedeutete. Auch in schwierigen Zeiten, in denen die ablehnende Haltung meiner Großmutter es auch uns Schwestern miteinander schwer machte, hielten wir immer zusammen und redeten viel darüber, was wir aneinander hatten.

Marie hatte auch immer versucht, zwischen der störrischen Alten und mir zu vermitteln. Meine Großmutter hielt es für undankbar, dass ich das, was sie über Generationen aufgebaut hatten, ablehnte. Marie hatte meine Entscheidung oft unserer Oma gegenüber verteidigt und gesagt, dass es einfach passen musste, so wie bei ihr, um ein Unternehmen fortzuführen. Es würde keinen Sinn ergeben, wenn ich mich zwingen würde, hier auf Sylt in der Teestube zu bleiben, nur damit ich die Familientradition aufrechterhielt. Am Ende würde das weder für das Kliffstübchen noch für mich das Richtige sein. Doch auf diesem Ohr war unsere Großmutter taub.

Sie hatte die Teestube von ihren Eltern übernommen und diese sie von ihren Eltern. Während meine Schwester das aus voller Überzeugung auch tat, was meine Oma oft als »pflichtbewusst« missdeutete, blieb ich bei meiner Entscheidung, und die Fronten zwischen ihr und mir verhärteten sich.

Ich wollte gerade vor die Haustür gehen, da ging die Tür zu Maries Zimmer auf, und ich bekam einen Schreck. Heraus kam meine Großmutter, einen Stapel Tischdecken über dem Arm.

Ihre ernste Miene veränderte sich auch nicht, als sie mich sah.

»Luise, du bist angekommen«, bemerkte sie nüchtern.

»Hallo, Oma«, antwortete ich. »Kann ich dir etwas abnehmen?«

»Geht schon, noch gehöre ich längst nicht zum alten Eisen«, erklärte sie und trat, die Tischtücher in der Hand, auf die Treppe. Meine Oma hatte den Blick starr auf die Stufen gerichtet. Mit langsamen Schritten stieg sie hinab.

Sie legte die Decken auf eine Kommode im Flur und lief die Treppe wieder hinauf.

Einen Moment lang stand ich unschlüssig im Flur. Ich schaute ihr hinterher, wie sie, ohne sich weiter mit mir unterhalten zu haben, Stufe für Stufe heraufstieg. In diesem Moment wirkte sie wieder einmal so unnahbar, und ich verstand, dass es meinen Eltern schwerfiel, dieser sowieso schon so entmutigten und verschlossenen Frau die Wahrheit zu sagen. Ich drehte mich um in Richtung Tür und atmete einmal tief ein und aus, bevor ich in den Vorgarten trat.

Es war mittlerweile recht dunkel, und ich wollte schauen, ob meine Eltern schon wieder da waren.

Heute hatte die Teestube schon ein wenig früher geschlossen. Es war ja leider nichts los gewesen. Wir wollten zeitig essen gehen, sodass meine Eltern nicht allzu spät im Bett waren, bevor es morgen losging.

Das Auto meiner Eltern stand noch nicht auf dem Parkplatz. Ich trat vor das Gartentor und warf einen Blick in den beleuchteten Schaukasten, in dem die aktuelle Speisekarte des Kliffstübchens hing.

Omas Lieblingskuchen stand auf der Karte. Hinter diesem versteckte sich ein cremiger Käsekuchen. Darüber hinaus gab es Apfelkuchen und einen fluffigen Gugelhupf mit Vanillegeschmack.

Meine Favoriten waren, schon seit ich denken konnte, die Vanillewaffeln. Frisch gebackene Waffeln mit Puderzucker und einem leichten Vanillecreme-Pudding, der den Hauch von Vanille, der im Teig war, widerspiegelte. Diese waren zu jeder Jahreszeit ein Hochgenuss. Auch die Süße Versuchung, ein Kirschkuchen, lockte mich sowie der Pfannkuchen mit Heidelbeeren und Eis, bestäubt mit Puderzucker-Schnee.

Es standen um diese Zeit auch einige ausschließlich winterliche Angebote auf der Karte. Zu den Haselnusstörtchen mit Marzipan gesellten sich Apfel-Zimt-Kuchen, verschiedenes Gebäck und handgemachte Marzipankartoffeln.

Ich kannte von nahezu jeder dieser Köstlichkeiten den Geschmack und den verlockenden Duft, und mir lief das Wasser im Mund zusammen.

Während ich die Karte inspizierte, fuhr der Wagen meiner Eltern vor, und sie stiegen aus.

»Liebes, bist du schon so weit? Dann können wir gleich zum Restaurant rübergehen«, schlug meine Mutter vor, und ich nickte.

»Ich bin startklar. Was ist mit Oma? Sie war eben recht wortkarg.« Fragend hob ich die Augenbrauen. »Ich habe sie lieber gar nicht auf unser Essen angesprochen.«

»Ich bringe kurz die Einkäufe rein und sage Oma Bescheid. Eigentlich wollte sie mitkommen. Bin gleich wieder da.« Mein Vater lief ins Haus, um mit seiner Mutter zu sprechen. Ich hatte den Eindruck, sie legte keinen Wert auf unser gemeinsames Essen, so wenig herzlich war ihr Empfang ausgefallen.

»Bei der tollen Karte kann ich mir kaum vorstellen, dass man an der Teestube vorbeilaufen möchte«, erklärte ich und deutete auf den Schaukasten.

»Du bist lieb, mein Schatz«, erwiderte meine Mutter. »Ich bin der Meinung, dass die Leute, die unsere Kuchen und Tees probieren, auch wirklich zufrieden wieder hinausgehen. Es ist nur tatsächlich die Frage, warum sie überhaupt eher woanders einkehren. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie grundsätzlich seltener in Cafés unterwegs sind. Die Insel ist zu jeder Jahreszeit gut besucht. Aber wie gesagt, das Drama begann bereits zur Hochsaison und geht bis heute weiter. Und vor allem in den Monaten, in denen auf der Insel etwas weniger los ist, war für uns sonst immer gut zu tun. Es fanden gerade dann die Leute einen Platz bei uns, die keine Lust hatten, sich in den zur Hauptsaison überfüllten Touristenorten zu tummeln.«

Mein Vater kam aus der Tür, im Schlepptau meine grimmig dreinschauende Oma. Ich musste es ihr aber wohl hoch anrechnen, dass sie überhaupt mitgekommen war. Sicher tat sie dies, um ihrem Sohn eine Freude zu machen.

»Es kann losgehen«, erklärte er mit einem verkrampften Lächeln. Wir gingen die wenigen Meter bis zum Restaurant zu Fuß.

Dort angekommen, wurden wir freundlich begrüßt, was die Miene meiner Großmutter jedoch auch nicht aufhellte. Ich fragte mich, ob sie sich eigentlich mittlerweile Mühe gab, das Bild der verbitterten Alten hier im Ort um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Es konnte wohl kaum sein, dass sie sich nur so verhielt, wenn ich zu Besuch war. Till, der Inhaber, ging darüber hinweg, dass Oma dreinschaute, als habe er sie beleidigt, freute sich dann aber, mich zu sehen. Wir waren gemeinsam zur Schule gegangen.

»Moin, Luise! Wie geht es dir? Schön, dass wir uns mal wiedersehen!« Ein Strahlen zog über sein Gesicht, und er umarmte mich herzlich.

»Moin, Till, ich freue mich auch. Ich werde sogar ein paar Wochen hier sein und meine Eltern in der Teestube vertreten«, erklärte ich. Stolz nickte meine Mutter.

»Wir werden tatsächlich für einige Zeit zur Kur fahren.« Meine Mutter machte den Eindruck, als sei ihr das unangenehm.

»Ach, echt? Das klingt wunderbar! Da wird meine Mutter sich aber freuen, dass du ihrem Ratschlag gefolgt bist. Das wird euch guttun!« Till lächelte.

»Ja, was deine Mutter erzählte, hat mich überzeugt. Morgen geht es schon los. Ich muss zugeben, ich bin ein wenig aufgeregt.«

»Dann nehmt jetzt erst mal Platz, und genießt den Abend. Ich habe euch den Eckbank-Tisch reserviert. Darf es denn schon was zu trinken sein?«

Wir setzten uns und nannten Till unsere Wünsche. Meine Oma versteckte sich hinter der großen Karte und sprach kein Wort, selbst als die Getränke gebracht wurden. Wir hatten alle die Speisen ausgesucht und Till unsere Wahl mitgeteilt. Ich hoffte, dass das Alster, welches Oma sich gönnte, ihre Laune heben würde.

»Wie geht es dir denn, Liebes?«, erkundigte mein Vater sich. »Wie läuft es im Job?«