Always Nikki & Damien (Stark Novellas 7-9) - J. Kenner - E-Book

Always Nikki & Damien (Stark Novellas 7-9) E-Book

J. Kenner

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Beschreibung

Drei erotische und romantische Geschichten – sinnliches Lesevergnügen von Bestsellerautorin J. Kenner! Dieser Band bündelt die Stark Novellas »Dich berühren«, »Dich fühlen« und »Dich erleben« um Nikki und Damien Stark.

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Seitenzahl: 420

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J. KENNER

Always

Nikki & Damien

Dichberühren

Dichfühlen

Dicherleben

Drei Erzählungen

Aus dem Amerikanischen von Charlotte Beck

und Janine Malz

Dich berühren

Damiens Geburtstag steht unmittelbar bevor. Aber was schenkt man einem Multimillionär, der alles besitzt, was er begehrt? Nikki organisiert eine Überraschungsparty und lockt Damien unter einem Vorwand in sein Hotel nach Santa Barbara. Als krönenden Abschluss darf er sein heißestes Geburtstagsgeschenk auswickeln. Doch jemand missgönnt den beiden ihr Glück. Plötzlich droht die Vergangenheit alles zu überschatten, und es gilt, ihrem Widersacher ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Können Nikki und Damien die Katastrophe abwenden?

Dich fühlen

Ein heißes Sexleben, eine zauberhafte Familie und eine vielversprechende Karriere. Nikki hat all das und fühlt sich trotzdem zerrissen. Kann sie Geliebte, Mutter und Businessfrau sein? Ihre Sorgen kann sie nur in den Momenten vergessen, in denen sie sich auf Damiens erotisches Spiel einlässt und sich dem Rausch ihrer Liebe hingibt. Doch wären sie Nikki und Damien Stark, wenn sie nicht alles gemeinsam schaffen könnten?

Dich erleben

Nikki will ihren Mann Damien mit einem romantisch-erotischen Kurztrip überraschen. Doch schon bei ihrer Ankunft in San Francisco wird der Traum zum Albtraum: Reporter bedrängen den milliardenschweren Unternehmer und stellen bohrende Fragen nach einem unehelichen Sohn. Nikki ist schockiert und zutiefst verletzt. Damien bedeutet ihr alles, aber sie weiß auch, wie groß seine Anziehungskraft und seine Leidenschaft sind. Wer sagt die Wahrheit – und wird ihre Liebe diese harte Probe überstehen?

Zur Autorin

Die New-York-Times- und SPIEGEL-Bestsellerautorin J. KENNER arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA.

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Taschenbucherstausgabe 09/2019

Copyright © 2017 by Julie Kenner

Die Originalausgaben erschienen 2017 unter den Titeln Entice Me,

Hold Me und Please me bei Martini & Olive Books.

Copyright © 2017 der deutschsprachigen digitalen Ausgaben

und © 2019 dieser Ausgabe by Diana Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Übersetzung: Charlotte Beck (Dich erleben), Janine Malz

(Dich berühren, Dich fühlen)

Redaktion: Anita Hirtreiter (Dich berühren, Dich fühlen) und

Janine Malz (Dich erleben)

Umschlaggestaltung: t. mutzenbach design, München

Umschlagmotiv: © Morozova Oxana/Shutterstock

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-641-22343-4V002

www.diana-verlag.de

Inhalt

Always

Nikki & Damien

Dich berühren

Dich fühlen

Dich erleben

Dich berühren

Kapitel 1

»Nur Abendessen und Kino – das kann ich echt nicht bringen«, sage ich zu Rachel Peters, der Assistentin meines Mannes. Wir befinden uns auf der siebenundfünfzigsten Etage im Stark Tower, die zur einen Hälfte als Wohnung und zur anderen Hälfte als Penthouse-Büro dient. Ich hatte im Wohnzimmer am Laptop gearbeitet, als ein Anruf für Damien hereinkam, sodass ich die Gunst der Stunde nutzte und schnell ins Büro hinüberschlich, um Rachel um Rat zu fragen.

Ihr Mundwinkel zuckt amüsiert, als sie auf den Ausdruck von Damiens Terminkalender hinabschaut, in dem sowohl seine privaten als auch geschäftlichen Verabredungen eingetragen sind. »Angesichts dessen, dass es sich um Mr. Starks Geburtstag handelt, vermute ich mal, dass Kino der Geheimcode für eine andere Form der abendfüllenden Unterhaltung ist.«

Ich verdrehe die Augen. Ja, Rachel ist in den letzten Monaten zu einer wirklich guten Freundin geworden. Und ja, inzwischen macht es mir nichts mehr aus, Firmenressourcen wie die Limousine zu nutzen, ohne mir vorher die Genehmigung von Damien einzuholen.

Was allerdings nicht heißt, dass ich so weit gehen würde, mir von Rachel dabei helfen zu lassen, einen Abend voll zügellosem Sex mit ihrem Boss zu planen. »Du kannst mutmaßen, was du möchtest«, sage ich. »Aber wofür ich deine Hilfe benötige, hat definitiv nichts mit dieser Art von Unterhaltung zu tun.« Unschuldig klimpere ich mit den Wimpern. »Glaub mir, für diesen Teil des Abends ist bereits gesorgt.«

Sie presst die Lippen zusammen und kann offenbar nur mit Mühe ein schallendes Lachen unterdrücken. »Kann ich mir vorstellen«, entgegnet sie schließlich. »Okay, also dann sag mir einfach, was du brauchst, und ich kümmere mich darum. Aber mach schnell. Sein Wagen kann jeden Moment eintreffen.«

»Wir haben bestimmt noch fünf Minuten Zeit«, beruhige ich sie. »Er war gerade dabei, seine Reisetasche zu packen, als ich herkam.« Der Grund ist, dass Damien heute Abend nach New York fliegt, um morgen Vormittag für Stark International den Kauf einer biomedizinischen Forschungseinrichtung in die Wege zu leiten. Dann fliegt er noch am selben Tag nach L. A. zurück, um sich auf einen Cocktail mit einem Technikgenie zu treffen, den er für die Eröffnung einer neuen Sparte innerhalb von Stark Applied Technology gewinnen will.

Damien hatte angeboten, dass ich ihn auf seiner Geschäftsreise begleite und er das Cocktailtrinken verschiebt, damit wir ein verlängertes Wochenende in Manhattan verbringen können. Doch ich hatte abgelehnt und ihn daran erinnert, dass ich gerade vollauf damit beschäftigt bin, für eine wichtige Ausschreibung eines Unternehmens ein Angebot auszuarbeiten.

Das ist nicht ganz gelogen. Auf meinem Schreibtisch liegt wirklich ein Angebot. Ich habe mir die letzten Jahre den Arsch aufgerissen, um meine eigene Web- und Mobile-App-Entwicklungsfirma aufzubauen, und wenn es mir gelingen sollte, diesen neuen Kunden zu gewinnen, würde das meinen Marktwert in der Branche ungemein steigern. Deshalb weiß Damien, dass ich momentan praktisch nonstop daran arbeite.

Was er jedoch nicht weiß, ist, dass ich mir eine kleine Auszeit nehme, um eine Riesen-Geburtstagssause für ihn zu organisieren.

»Eine Überraschungsparty?«, echot Rachel, als ich ihr verrate, was ich mir überlegt habe. »Bist du sicher?«

»Findest du es nicht gut?«

»Machst du Witze? Die Idee ist super! Ich frage mich nur, wie du es vor ihm geheim halten willst. Ich meine, bei ein paar Freundinnen von mir wäre das kein Problem, weil ihre Ehemänner sowieso nichts mitbekommen. Aber Mr. Stark entgeht nichts. Und gerade dir merkt er sofort an, was Sache ist. Meinst du wirklich, du kriegst das hin?«

»Auf jeden Fall«, entgegne ich, auch wenn es nicht stimmt. Rachel hat natürlich recht. Aber ich möchte das unbedingt machen, es fühlt sich einfach richtig an. Und es ist mit Sicherheit persönlicher als irgendein materielles Geschenk, denn was soll man jemandem schenken, der sich ohnehin alles kaufen kann, was sein Herz begehrt?

Diesen Gedanken teile ich auch Rachel mit, die nickt. »Das ist ein gutes Argument. Ich meine, der Mann hat dir schon einmal eine Insel gekauft, stimmt’s? Das ist schwer zu toppen.«

»Ich habe ihm eine echt schicke Armbanduhr gekauft und sie gravieren lassen, aber das ist irgendwie langweilig. Die bekommt er dann einfach zu Weihnachten.«

»Aber das ist doch auch ein schönes Geschenk.«

»Ja, wahrscheinlich schon. Aber ich wollte, dass wir feiern. Nicht nur seinen Geburtstag. Sondern alles, was wir uns zusammen aufgebaut haben.«

Als wir uns das Jawort gaben, hatten wir beide geglaubt, unser neues Leben ganz allein zu beginnen. Immerhin ist Damiens Vater ein niederträchtiger Mensch, mit dem er sich überworfen hat, und meine Mutter eine herrschsüchtige, egoistische Schlange, an die ich am liebsten überhaupt nicht denke. Insofern bestand für uns lange Zeit unsere Familie nur aus uns beiden – Damien und mir.

Doch es kommt immer alles anders, als man denkt, und nun versteht sich Damien prächtig mit Jackson Steele, seinem Halbbruder, von dem er nie wusste, und dessen Frau Sylvia ist nicht nur Damiens ehemalige Assistentin, sondern zählt inzwischen auch zu meinen engsten Freunden. Die beiden haben zwei hinreißende Kinder, und für Damien und mich gibt es nichts Schöneres, als unsere Nichte und unseren Neffen zu verwöhnen. Mit anderen Worten: In null Komma nichts ist unsere Familie von zwei auf sechs Personen angewachsen.

Und als ob das noch nicht genug wäre, ist jetzt auch mein Vater zurückgekehrt. Ich war zunächst etwas skeptisch, was seine Beweggründe anging, als er nach all der Zeit wieder in meinem Leben aufgetaucht war – Damien noch mehr als ich –, aber wir haben uns in den letzten paar Monaten kennengelernt. Auch wenn ich noch nicht hundertprozentig sagen kann, ob ich in Frank je wieder einen Vater werde sehen können, zählt er dennoch definitiv zur Familie.

Und natürlich haben wir unsere Freunde. Jamie und Ryan und Ollie und Evelyn und Blaine und Wyatt und Cass und Siobhan und Lisa und Preston und Rachel und so weiter und so fort.

Von dem Mädchen, dessen Familie früher nur aus seiner verhassten Mutter bestand, habe ich mich zu einer Frau mit einer großen, lauten und liebenden Familie aus Verwandten und Freunden gewandelt – und größtenteils habe ich das Damien zu verdanken.

Genau das will ich mit ihm an seinem Geburtstag feiern – die Familie, die wir uns zusammen aufgebaut haben.

»Ohne deine Hilfe schaffe ich es nicht«, sage ich zu Rachel.

»Auch mit meiner Hilfe bin ich mir nicht so sicher, ob du es schaffst«, erwidert sie. »Sein Geburtstag ist immerhin schon nächsten Freitag. Falls es dir entgangen sein sollte, heute ist Donnerstag. Das heißt, dir bleibt etwas mehr als eine Woche für die gesamte Planung. Das ist ein bisschen sehr knapp.«

»Nein, im Gegenteil, das ist gut so. So bleibt ihm weniger Zeit, uns auf die Schliche zu kommen.«

»Da könntest du recht haben …«

»Es wird klappen«, sage ich bestimmt, ebenso sehr um sie zu überzeugen wie mich selbst. »Aber du musst seinen Terminkalender an dem Tag frei halten und mir mit ein paar logistischen Dingen helfen.«

Sie rümpft die Nase. »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, aber ganz ehrlich, Nikki, das schaffst du nie.«

»Schaffst was nie?« Damiens urplötzlich ertönende Stimme lässt mich hochschrecken, und ich muss mich beherrschen, nicht zusammenzufahren, als ich Rachels entschuldigendem Blick begegne, ehe ich mich schnell meinem Mann zuwende.

Er steht nur ein paar Meter von mir entfernt, die Reisetasche über die Schulter geworfen. Er trägt eine Jeans und ein kurzärmliges Leinenhemd mit Knopfleiste. Ein schlichter, legerer Look, aber so verdammt unwiderstehlich. Ich möchte die Hände nach ihm ausstrecken und ihn berühren. Ich möchte seine Umarmung spüren, seine Lippen auf meinen. Ich möchte mich in ihm verlieren – und komme nicht umhin, mich zu fragen, ob jemals der Zeitpunkt kommen wird, da ich nicht allein bei seinem Anblick eine derart tiefe, sinnliche körperliche Anziehung verspüren werde.

Doch sofort schüttele ich den Gedanken ab, eile auf ihn zu und schlinge die Arme um seine Taille. »Ich dachte, du wärst noch in der Wohnung. Ist dein Wagen schon da?«

»Ist er«, antwortet er und nickt Rachel zu. »Sagen Sie Edward, dass ich sofort unten bin.«

»Natürlich, Mr. Stark.«

»Aber bevor ich gehe, würde ich gerne wissen, was es ist, das meine Frau nicht schaffen kann.« Sein Mundwinkel zuckt amüsiert, woraufhin ich ihm einen gespielt tödlichen Blick zuwerfe. Natürlich hatte ich geglaubt, ihn ablenken zu können. Und natürlich war er nicht darauf hereingefallen.

»Ich habe Rachel versucht zu überzeugen, heimlich deine Cocktailverabredung morgen mit Noah auf nächste Woche zu verschieben, damit ich dich mit der Limousine am Flughafen überraschen und dich zu einem Abendessen samt Ausschweifung entführen kann.« Ich hebe eine Schulter und schenke ihm ein verführerisches Lächeln. »Aber das hat sich ja erledigt, nun da du es weißt.«

»Und ich habe ihr gesagt, dass sie das niemals schafft«, eilt mir Rachel zu Hilfe. »Erstens: Würde ich Ihren Termin mit Noah verschieben, würden Sie mich vielleicht feuern, und das wäre blöd. Und zweitens: Um Sie zu überraschen, braucht man schon magische Kräfte.« Sie winkt mit der Hand, um auf Damien zu deuten, der seelenruhig dasteht, und sieht dann zu mir. »Sag ich doch.«

Ich seufze schwer. »Na ja, es war einen Versuch wert.« Mahnend strecke ich meinen Zeigefinger in seine Richtung. »Wenn du dich morgen mit Noah triffst, denk einfach daran, was du dir entgehen lässt.«

Schließlich drücke ich meine Lippen auf seine und küsse ihn so lange und so innig, dass ich es bis in meine Zehenspitzen spüre.

Als ich den Kuss löse, bin ich atemlos. Und obwohl er sich größte Mühe gibt, vor Rachel seine professionelle Fassade zu wahren, sehe ich die unterdrückte Leidenschaft in seinen Augen und die Anspannung in seiner Körperhaltung. Er ist gespannt wie eine Sprungfeder – und im Moment hält ihn nur ein einziger Draht zurück. Nur ein unachtsamer Moment und er hätte mich schneller ausgezogen und gegen die Wand gedrückt, als ich Luft holen kann.

Der Gedanke lässt mich erschaudern – und umso sehnsüchtiger seine Rückkehr nach Hause erwarten.

»Bis morgen, Mrs. Stark«, verabschiedet er sich. Offenbar hat er meine Gedanken erraten.

»Ich werde auf dich warten«, sage ich und beobachte, wie Rachel ihm den Reiseplan überreicht. Er verstaut ihn in seiner Aktentasche, küsst mich nochmals und strebt dann auf seinen privaten Aufzug zu.

Erst als sich die Türen hinter ihm schließen, atme ich aus und sinke ebenso erleichtert zusammen wie Rachel.

»Ich nehme alles zurück«, sagt Rachel. »Das war echt überzeugend gespielt. Vielleicht kriegst du es ja doch hin.«

»Hast du sie noch alle?«, sagt Jamie. »Das schaffst du nie. Rachel ist verrückt geworden. Und ehrlich gesagt mache ich mir auch um deine geistige Gesundheit ein wenig Sorgen.«

»Sehr witzig«, kontere ich, während Lady Miau-Miau, Jamies flauschige weiße Katze, meinen Rock mit ihren Krallen knetet und so laut schnurrt wie ein Rasenmäher. »Ja«, sage ich und streichele ihr über den Kopf, »ich habe dich auch vermisst.«

Wir befinden uns in Jamies Wohnung, in der sich fast nichts verändert hat, seit wir hier gemeinsam wohnten. Die Einrichtung sieht immer noch aus wie aus einem Garagenflohmarkt der Fünfzigerjahre zusammengeklaubt, nur dass sie inzwischen ein paar Filmposter aufgehängt hat.

Mein ehemaliges Zimmer wurde in ein Büro umgewandelt, aber als ich vorhin einen kurzen Blick hineingeworfen habe, ist mir aufgefallen, dass der große Kleiderschrank nicht mehr als Aktenschrank dient, sondern inzwischen voller Männerkleidung hängt.

»Wo ist eigentlich Ryan?«, frage ich und meine Jamies Freund, Ryan Hunter, der zufälligerweise auch Sicherheitschef bei Stark International ist.

»Ach so, der ist heute in seiner Wohnung.«

Ich runzle die Stirn. »In seiner Wohnung? Ich habe den Schrank gesehen und dachte, er sei eingezogen.«

Sie zuckt mit der Schulter und klemmt sich, ganz wie beim Yoga-Schneidersitz, die Beine unter den Körper. Selbst so, wie sie jetzt dasitzt, in ihren schäbigsten Klamotten, ohne jegliches Make-up, sieht Jamie immer noch glamourös genug aus, dass man sie für einen angesagten Hollywood-Star halten könnte. »Na ja, er wohnt schon die meiste Zeit hier«, räumt sie ein, »aber eben nicht hundertprozentig. Ich meine, als Frau braucht man ja auch ein bisschen Freiraum, oder nicht?«

Ich rücke auf der Couch ein Stück, um sie besser sehen zu können, und störe damit Lady Miau-Miau, die mich in den Handrücken zwickt und träge faucht, ehe sie mit einem Satz von meinem Schoß hinunter auf den Teppich springt. »Habe ich etwas verpasst? Ich meine, bei euch zweien ist doch alles in Ordnung, oder?«

»Natürlich ist bei uns alles in Ordnung. Falls es dir entgangen sein sollte: Ich bin rettungslos in Ryan verliebt.«

»Das ist mir natürlich nicht entgangen.« Meine beste Freundin, für die Sex früher einfach ein netter Zeitvertreib war, hat inzwischen nur noch Augen für einen Mann. Beziehungsweise dachte ich das. Aber jetzt habe ich ein mulmiges Gefühl.

»James«, sage ich und nenne sie bewusst bei ihrem nur engen Freunden vorbehaltenen Spitznamen, »was ist los?«

»Nichts. Wirklich.«

Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Erzähl.«

Sie seufzt schwer. »Ehrlich, Nicholas, es ist echt keine große Sache. Er hat nur plötzlich mit diesem ganzen Hochzeitsgerede angefangen, und na ja …« Sie verstummt mit einem Achselzucken.

»Echt?« Ich freue mich riesig für die beiden. »Ich hatte mich schon gefragt, wann ich endlich losziehen kann, um mir ein schickes Trauzeuginnenkleid zu besorgen.«

Jamie schüttelt vehement den Kopf. »Vergiss es. So weit ist es noch längst nicht. Ich kann ihn genauso gut lieben, ohne ihn heiraten zu müssen.«

»Ja, schon, aber …«

»Nein«, beschließt sie entschieden. »Das Gespräch ist hiermit beendet. Aus. Fertig. Over. Ende der Geschichte.«

»Na schön.« Ich halte beschwichtigend die Hände hoch, denn es hat keinen Sinn, sie zu drängen. Trotz der Tatsache, dass sie ganz wundervolle Eltern hat, die seit Jahrzehnten glücklich miteinander verheiratet sind, lehnt Jamie die Institution Ehe ab. »In eurem Fall nicht«, hatte sie mir einmal gesagt. »Für dich und Damien war es nur absolut folgerichtig zu heiraten. Es passt einfach zu euch. Aber ich? Äh, nein, danke.« Ich habe keine Ahnung, weshalb sie so empfindet, mache mir allerdings Sorgen um Ryan und sie. Sie liebt ihn, und er ist ganz verrückt nach ihr. Doch falls er sie zu sehr drängt, kann es sein, dass sie sich dadurch nur weiter von ihm entfernt. Da ich nicht aus Versehen zu einer möglichen Entfremdung beitragen will, wechsle ich schnell das Thema. »Auch gut, denn im Augenblick beschäftigt mich vielmehr die Frage, wo die Party stattfinden und wie ich sie geheim halten soll.«

»Wie wir alle wissen, braucht man schon magische Kräfte, um etwas vor Damien Stark geheim zu halten«, erinnert mich Jamie. »Und was den Ort betrifft, hätte ich gedacht, ihr feiert in eurem Haus in Malibu. Aber du könntest die Party auch in eurer Wohnung veranstalten. Im Stark Tower würde er nie mit einer Überraschungsparty rechnen.«

Damit hat sie recht, doch keine der Optionen begeistert mich wirklich. »Ich möchte etwas Ungewöhnliches. Etwas Ausgefallenes.«

»Was ist mit der Insel?«

»Wir machen ständig Ausflüge zum Resort«, sage ich und meine das Resort at Cortez von Stark Vacation, das quasi ein Familienprojekt ist, da Sylvia als Projektmanagerin und Jackson als Architekt am Umbau der Insel mitgewirkt haben.

»Nicht die Insel, sondern die in der Karibik. Die Insel, die er dir nach den Flitterwochen geschenkt hat.«

»Oh!« Ich denke darüber nach. Während unserer Flitterwochen wurden wir ständig von Paparazzi belagert, und um wirklich einmal eine Auszeit von allem nehmen zu können, hatte Damien mir eine kleine Insel gekauft. Wie man das eben so macht. Zumindest wenn man ein paar Milliarden auf der hohen Kante hat.

»Die Idee ist genial«, sage ich, »allerdings haben wir dort nur ein kleines Haus mit nur einem Badezimmer. Ich fürchte, diese Art von Party-Location käme bei unseren Freunden nicht sonderlich gut an.«

»Willst du damit sagen, wir sind zu verwöhnt?«

»Ziemlich, ja.«

»Da hast du allerdings recht.« Sie streckt die Beine von sich, um sie auf dem Couchtisch ablegen zu können, und klopft sich dann auf den Schoß, um ihre Katze zum Hochspringen zu animieren. Aber ohne Erfolg. »Also etwas Stilvolleres und Anspruchsvolleres. Okay. Hm, wie wär’s mit dem Starfire?«

Der Vorschlag ist gar nicht so verkehrt: Das Starfire Resort & Casino in Las Vegas – eine der vielen Stark-Immobilien – ist eines der nobelsten Hotels westlich des Mississippi. Aber auch nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte.

»Und wieso nicht?«, fragt Jamie, als ich meine Bedenken äußere.

»Erstens: Es ist Las Vegas. Und mit Las Vegas verbinde ich nicht unbedingt ein stilvolles Ambiente, selbst wenn das Hotel an sich wunderschön ist. Zweitens: Wir waren erst vor Kurzem dort. Und drittens: Ich hatte eher an ein erholsames Wochenende mit Freunden gedacht. Las Vegas hingegen ist ein Ort, an dem es laut ist und man die ganze Nacht durchfeiert.«

»Für manche unter uns ist laut und die ganze Nacht durchfeiern erholsam.«

»Ja, aber die einzige Person von uns, auf die das zutrifft, bist du.«

Jamie schmollt. »Willst du damit sagen, bei Damiens Geburtstag ginge es etwa nicht ausschließlich um mich?«

Freundschaftlich ziehe ich ihr eins mit dem Kissen über, woraufhin Lady Miau-Miau, die doch noch erwogen hatte, auf die Couch zurückzukehren, den Schwanz aufstellt und sich schnellstens Richtung Küche aus dem Staub macht.

»Denk nach«, befehle ich, während ich nach meinem Handy greife, auf dem mit einem vernehmbaren Pling eine Nachricht eingegangen ist.

Ich nehme es hoch, in der Annahme, dass es eine Nachricht von Marge ist, der Empfangsdame meines Büros.

Doch sie kommt nicht von ihr, sondern von Damien.

Vermisse Dich jetzt schon. Lust auf ein Abendessen unter freiem Sternenhimmel, wenn ich heimkomme? Ich werde nicht lange beim Cocktailtrinken mit Noah bleiben. Wenn ich ihm sage, dass Du auf mich wartest, hat er bestimmt Verständnis.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und kämpfe gegen ein beinahe schmerzhaft breites Grinsen an.

Habe ich schon jemals Nein gesagt?

Seine Antwort folgt beinahe prompt.

Und genau das liebe ich so an Dir.

Ich lache laut auf, und Jamie, die mich beobachtet hat, schüttelt mit gespielter Entrüstung den Kopf.

»Sucht euch gefälligst eine ruhige Ecke, ihr beiden.«

Ich hebe die Augenbrauen, als ich meine Antwort eintippe. »So etwas in die Richtung hatte ich auch vor.«

Freue mich schon auf morgen Abend. Und auf den Sternenhimmel.

Es folgt eine kurze Pause, dann seine letzte Nachricht.

Ich mich auch. Stell Dir bis dahin vor, wie ich Dich berühre.

Ich seufze und sehe hoch zu Jamie.

»Jetzt werde bitte nicht sentimental. Du solltest gerade scharf nachdenken und nicht scharf sein.«

»Ich habe ein Date«, sage ich. »Ein romantisches Abendessen unter freiem Sternenhimmel morgen Abend. Ich schätze, er meinte zu Hause, aber wenn er mit mir ausgehen will, umso besser.« Oder vielleicht doch nicht, denke ich insgeheim. Denn wenn wir daheimbleiben, eröffnen sich uns ganz andere sinnlich-verführerische Möglichkeiten.

»Gibt es überhaupt irgendein Restaurant, wo man unter freiem Sternenhimmel essen kann?«, erkundigt sich Jamie.

»Im Le Caquelon im Pearl Hotel«, antworte ich und meine das Restaurant unseres guten Freundes Alaine. »Inzwischen sitzen wir zwar immer drinnen in einer der privaten Sitznischen, aber als wir zusammengekommen sind, hat Damien mich dorthin zu einem romantischen Essen auf der Terrasse ausgeführt.«

Es war ein geradezu magischer Tag gewesen. Damals kannte ich ihn kaum und war in sein Büro gestürmt, um ihn wegen eines Desasters bei der Arbeit zusammenzustauchen. Daraufhin hatte er mich beruhigt und zum Mittagessen eingeladen. Ich hatte erwartet, dass er mich in ein Restaurant in der Stadt ausführen würde, doch stattdessen war er mit mir nach Santa Barbara geflogen.

»Da fällt mir auf, was ist denn damit?«, sage ich, als sich meine Gedanken überschlagen.

»Was ist womit?«

»Damien gehört das Pearl Hotel in Santa Barbara, und wir könnten einen Transfer mit dem Jet organisieren für alle Leute, die keine Lust haben, mit dem Auto hinzufahren.«

»Das ist eigentlich eine echt coole Idee.«

»Ja, nicht?« Ich bin überaus stolz auf mich selbst. »Jetzt muss ich mich nur noch mit dem Hotel abstimmen, alle einladen, mir die Deko überlegen und mindestens achttausend andere Dinge erledigen, die ich bisher vergessen habe. Alles innerhalb von einer Woche. Und nebenher dafür sorgen, dass Damien nicht Wind davon bekommt.« Hilfe suchend blicke ich zu Jamie. »Das kriege ich doch hin, oder? Bitte sag mir, dass ich das hinkriege.«

»Auf jeden Fall«, entgegnet sie trocken. »Gar kein Problem.«

Kapitel 2

Am Freitag bekomme ich arbeitstechnisch nichts zustande – aber das macht nichts, denn immerhin komme ich mit den Partyvorbereitungen einen Riesenschritt vorwärts. Mir egal, was Jamie und Rachel denken, ich werde das so was von hinkriegen.

Obwohl Damien den Großteil des Tages in New York war – und nun vom Flughafen zum Stark Century Hotel fährt, wo er Noah treffen soll –, habe ich den meisten Organisationskram von meinem Büro in Studio City aus erledigt. Einfach weil damit das Risiko geringer ist, dass ihm aus Versehen eine Notiz in die Hände fällt, die nicht für seine Augen bestimmt ist.

Ich hatte heute Morgen damit begonnen, eine Excel-Liste mit den Namen aller Leute zu erstellen, die ich einladen will, und bin dann einen nach dem anderen durchgegangen, um jeden Einzelnen entweder anzurufen oder per E-Mail einzuladen. Die meisten haben direkt auf die Einladung geantwortet, und bislang habe ich nur zwei Absagen – von meinem guten Freund Ollie, weil er wegen irgendeiner juristischen Angelegenheit für einen wichtigen Firmenkunden nach München fliegt, und von Sylvias Bruder Ethan, weil er gerade mit einem Mädchen, das er kürzlich kennengelernt hat, in Australien unterwegs ist.

Auf meiner Liste stehen noch ein paar Leute, die ich anrufen muss, und einige, die sich noch nicht gemeldet haben, aber es sieht so aus, als käme eine nette Runde zustande.

Außerdem hatte ich über eine Stunde am Telefon gehangen, um die Deko und den Kuchen zu organisieren. Sally Love, die Inhaberin von Love Bites, hat damals für unseren Hochzeitsempfang die Cupcakes geliefert, und sie hat sich bereit erklärt, nicht nur eine riesige Torte für die Party anzufertigen, sondern sich auch um den Transport nach Santa Barbara zu kümmern. Das Design und die Geschmacksrichtung überlasse ich ganz ihr – immerhin ist sie derzeit die angesagteste Dessertspezialistin, und ich vertraue ihr hundertprozentig. Zudem ist sie eine gute Freundin, und ich bin mir sicher, dass sie unseren Geschmack trifft.

Was den Rest des Essens betrifft, hatte ich eigentlich vor, den Hotel-Caterer zu engagieren, doch als ich Alaine Beauchene, Damiens Freund aus Kindheitstagen, zur Party einlud, bestand er darauf, zumindest eine Catering-Station zu übernehmen. Alaine gehört das Le Caquelon, ein beliebtes Fondue-Restaurant. Eigentlich sollte er nur als Gast kommen, aber ganz ehrlich, ich hatte bereits das Vergnügen, sein Fondue zu probieren, und es ist der Wahnsinn. Daher konnte ich sein Angebot unmöglich ausschlagen.

Als ich nach Feierabend schließlich zum Stark Tower hinüberfahren muss, habe ich Richard Layton, den Manager des Pearl Hotel, noch immer nicht erreicht, nachdem wir uns den ganzen Tag über verpasst haben. Was mich nervös macht, schließlich sind die Hotelunterkünfte für die Gäste so ziemlich die Grundlage meiner ganzen Geburtstagsorganisation.

Nun fahre ich die 101 hinunter, in der Hoffnung, in Rekordzeit wieder in der Wohnung zu sein.

Denn für heute Abend habe ich einen Plan.

Da klingelt mein Handy, und ich nehme den Anruf mit einem Tastendruck auf dem Lenkrad entgegen.

»Mrs. Stark?«

»Nennen Sie mich doch bitte Nikki, Edward«, sage ich zum millionsten Male, auch wenn wir beide wissen, dass er als Chauffeur meines Mannes es niemals schaffen wird, diese Förmlichkeit abzulegen.

»Natürlich, Mrs. Stark.«

Ich verkneife mir ein Lächeln. »Wo ist er?«

»Ich habe ihn gerade am Hotel abgesetzt. Ich habe ihm gesagt, ich müsse tanken, und gefragt, wann ich wieder da sein soll.«

»Perfekt«, sage ich. »Wie lange hat er denn vor, mit Noah unterwegs zu sein?«

»Offenbar hat Mr. Carter später am Abend noch etwas vor. Mr. Stark hat mich gebeten, ihn gegen halb sieben abzuholen.«

Ich blicke auf meine Uhr und stelle fest, dass ich mich sputen muss. »Okay, danke. Ich bin in zehn Minuten zu Hause und gebe Bescheid, wenn ich mit allem fertig bin.«

»Ich werde mich bereithalten«, sagt er, und diesmal muss ich tatsächlich lachen, denn es klingt, als ob wir in Spionageaktivitäten verwickelt seien.

Kaum habe ich aufgelegt, klingelt erneut mein Handy. Diesmal ist es Richard, sodass wir die wichtigsten organisatorischen Fragen klären können. Mein Plan ist es, die Party in der Präsidentensuite abzuhalten. Mit ihrer Marmortreppe, der sich über zwei Stockwerke erstreckenden Fensterwand mit Blick übers Meer und einer Dachterrasse mit Garten ist diese Suite schlichtweg überwältigend schön.

Der einzige Haken ist, dass Damien immer in dieser Suite übernachtet, wenn wir ins Pearl fahren. Was heißt, dass wir ihn entweder anlügen müssen, die Suite sei schon belegt – was riskant ist, da er vielleicht auf der Hinfahrt dahinterkommt, dass das nicht stimmt –, oder ich muss ihn irgendwie von der Suite fernhalten, solange all die Gäste, das Essen, der Alkohol und die ganze Dekoration in die Suite gebracht werden und alles aufgebaut wird.

»Wie lange wird das dauern?«, frage ich Richard und kneife aus Furcht vor seiner Antwort bereits die Augen zusammen.

»Mindestens eine Stunde.«

»Meinen Sie, Sie könnten es auch in fünfundvierzig Minuten schaffen?«

Er gibt ein ersticktes, hilfloses Geräusch von sich. »Ich denke, für Mr. Stark kriegen wir das ausnahmsweise hin.«

»Sie sind der Beste«, sage ich, woraufhin wir uns der nächsten Aufgabe zuwenden – uns zu überlegen, unter welchem Vorwand wir ihn aus der Suite locken können.

»Ich werde noch einmal in mich gehen«, verspreche ich, als ich in die Tiefgarage des Stark Tower einbiege. Keiner meiner Vorschläge war auch nur annähernd überzeugend oder sicher. An seinem Geburtstag auswärts zu essen ist zwar naheliegend, aber gefährlich. Denn erstens möchte ich ja, dass er noch Hunger hat, wenn das Büfett bei der Party eröffnet wird. Und zweitens: Was, wenn er beschließt, dass er lieber den Zimmerservice rufen und im Bett essen will? Wenn ich ihn von dieser Idee abbringen würde, wüsste er sofort, dass irgendetwas im Busch ist.

Stirnrunzelnd denke ich nach. Vielleicht Theaterkarten? Richard wäre bestimmt dankbar für etwas mehr Zeit.

Ich nehme mir vor, mir den Spielplan anzuschauen, parke meinen Wagen und eile zum Aufzug.

Keine fünfzehn Minuten später habe ich mein Make-up aufgefrischt und trage mein liebstes Wohlfühlkleid. Ich liebe dieses Kleid, weil es aus weichem Jersey und unglaublich bequem ist. Außerdem lässt es sich leicht an- und ausziehen.

Ich schreibe Edward, packe eine Tote Bag mit den wichtigsten Dingen, die ich für meine Abendplanung benötige, und laufe dann wieder hinunter zum Parkdeck.

Die Limousine wartet neben der Aufzugnische auf mich, und als ich näher trete, hält Edward mir die Tür auf. »Guten Abend, Mrs. Stark.«

»Danke für die Hilfe, Edward.«

»Ach was, es ist wirklich gar kein Problem. Je mehr ich fahre, desto weiter komme ich mit meinem Buch.«

»Was hören Sie denn im Moment?« Edward ist nämlich süchtig nach Hörbüchern, und ab und zu tauschen wir uns über die modernen Klassiker aus.

»Wer die Nachtigall stört von Harper Lee. Können Sie es fassen? Ich habe das Buch noch nie gelesen!«

»Das ist eines meiner Lieblingsbücher. Es überrascht mich, dass Sie durch die Schulzeit gekommen sind, ohne es je gelesen zu haben.«

Er winkt ab. »Ich habe in meiner Schulzeit jede Menge verpasst. Bei einigen Dingen bereue ich es im Nachhinein. Bei anderen nicht«, fügt er mit schelmischem Lächeln hinzu.

»Ich habe übrigens die Bar aufgefüllt«, sagt er, als ich einsteige. »Und alle anderen Dinge, die ich besorgen sollte, sind ebenfalls da.«

»Danke.«

»Soll ich auf dem Rückweg ins Hotel die Trennwand hochfahren?«

»Ja, bitte«, sage ich. Oftmals lasse ich sie unten, wenn ich allein mit Edward im Auto bin, aber heute muss ich mich unterwegs umziehen.

Es ist kaum etwas los auf der Straße, doch ich bin flink, und als wir uns dem Hotel nähern, erledige ich gerade die letzten Details für meine Überraschung.

»Sind Sie fertig, Mrs. Stark?«, fragt Edward über die Gegensprechanlage. »Ich kann noch ein paar Runden drehen, wenn Sie noch etwas Zeit brauchen.«

»Nein, alles bestens«, versichere ich ihm. »Sehen Sie Damien?«

»Er verlässt gerade das Hotel. Machen Sie sich einen schönen Abend, Mrs. Stark.«

»Das habe ich auf jeden Fall vor«, antworte ich, als die Limousine vor dem Hotel hält. Ich sitze gegenüber der Rückbank, direkt an der Trennwand zum Fahrerbereich. Nur einen knappen Meter vor mir befindet sich ein schwarzer Samtvorhang, den ich zugezogen habe, sodass ich quasi unsichtbar in einem kleinen, abgetrennten Bereich sitze.

Jetzt bleibt mir nur noch abzuwarten, was ich ungeduldig tue, bis ich höre, wie die Türgriffe klicken und sich die Tür am hintersten Ende der Limousine öffnet. Ich beuge mich vor, um durch den Schlitz der beiden Vorhanghälften zu spähen, und beobachte, wie Damien einsteigt und Platz nimmt. Er hat sein Handy gezückt, und der helle Bildschirm erleuchtet sein Gesicht, als er etwas eintippt. Ich beiße mir auf die Unterlippe und hoffe, dass ich recht habe damit, an wen diese Nachricht geht.

»Fahren Sie direkt nach Hause, Mr. Stark?«, fragt Edward. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich glaube einen amüsierten Unterton herauszuhören.

Damien nickt, als Edward die Tür hinter ihm schließt. Einen Moment später höre ich ein durchdringendes Pling aus der Vorratskammer an der seitlichen Wand der Limousine, nur ein paar Zentimeter von Damien entfernt. Ich presse die Lippen aufeinander, während mein Puls einen Schlag zulegt. Ja, denke ich. Das Spiel kann beginnen.

Ich weiß, ich sollte mich nicht so weit vorlehnen, damit er mich nicht entdeckt, aber ich kann nicht widerstehen, ihn zu beobachten, und so halte ich den Vorhang fest und spähe durch die einzige Lücke, die bleibt und kaum größer als ein Nadelöhr ist.

Ich sehe, wie Damien die Stirn runzelt und über den Rückbanksitz nach vorn zu dem Fach rutscht, das als Aufbewahrung für kleine persönliche Dinge gedacht ist, die sonst über den Boden rollen oder im normalerweise abgedunkelten Wageninneren leicht verloren gehen könnten.

Ich weiß natürlich, was er in dem Fach finden wird: mein Handy. Und einen Spitzentanga.

Er zieht beides heraus, und selbst im Dämmerlicht kann ich die Belustigung in seinen Augen erkennen – und die wachsende Begierde.

Langsam gleitet sein Blick durch das Wageninnere, und ich kann förmlich sehen, wie er die verschiedenen Möglichkeiten gedanklich durchgeht. Bringt Edward ihn zu mir? Oder sitze ich ihm direkt gegenüber, nur wenige Zentimeter entfernt?

Er beugt sich vor, geht in die Hocke und kommt zu meiner Seite der Limousine herüber. Vorsichtig, um den Vorhang nicht zu bewegen, rutsche ich nach hinten auf die Sitzbank, die Arme lässig über die Rücklehne geworfen, die Beine übereinandergeschlagen, eine glitzernde High-Heel-Sandale von einem Fuß baumelnd.

Als Erstes sehe ich seine Finger, die in die Lücke zwischen den beiden Vorhanghälften greifen. Dann zieht er sie mit einem Ruck beiseite, sodass die Vorhangringe klackern – und den Blick auf ihn freigeben, wie er vor mir kniet.

»Miss Fairchild«, sagt er, während er mich von oben bis unten mustert, »was für eine angenehme Überraschung.«

»Das freut mich sehr zu hören.« Ich gleite mit meinen Fingerspitzen über mein Dekolleté hinunter zum silbernen Body des Kleids, das ich trage. Nur dass es gar kein Kleid ist – sondern ein Morgenmantel, der aussieht wie eine elegante Robe und nur durch eine simple Schleife um meine Taille festgehalten wird.

»Du hast gesagt, wir würden unter freiem Sternenhimmel zu Abend essen«, sage ich und verlagere meine Beine so, dass ein Teil des Morgenmantels aufklappt und meine nackte Wade und ein Stück meines Oberschenkels entblößt. »Da dachte ich, ich helfe ein bisschen nach.«

Während ich spreche, drücke ich auf den Knopf der nahe gelegenen Konsole, über die man das Schiebedach bedient. Kurz darauf öffnen sich über uns zwei große Dachpaneele, durch die kühle Abendluft hereinströmt und das Sternenzelt zu sehen ist. Wir befinden uns in der Tiefebene von Beverly Hills, kurz vor dem Hügel, der hoch zum Mulholland Drive führt. Hier sind die Lichter der Stadt sanfter, und der Neumond sorgt dafür, dass der Himmel über uns funkelt, als ob er meinem Plan blinkend zustimmen wollte.

Damien ist weiter nach vorn gerückt, legt eine Hand auf jedes meiner Knie und zwingt mich sanft, meine übereinandergeschlagenen Beine zu öffnen. Dabei streicht er mit dem Daumen über meine Haut, und ich muss ein Stöhnen unterdrücken, als der Hautkontakt wilde elektrische Stromschläge an meinem Oberschenkel hinauf zu meinem bereits empfindlichen, geschwollenen Geschlecht sendet.

Selbst im gedämpften Licht kann ich sehen, wie Damiens Mundwinkel zuckt, und ich bin mir vollkommen sicher, dass er genau weiß, welchen Effekt er auf mich hat. Mehr noch, ich verstehe, dass egal was ich für den Abend geplant habe, ich nicht mehr diejenige bin, die die Zügel in der Hand hält. Ich bin ihm völlig ausgeliefert und habe mich ihm ergeben in der Sekunde, da ich unter seiner Berührung dahingeschmolzen bin.

»Also«, sagt er, als er beiläufig einen Kuss auf meinen Innenschenkel, knapp über dem Knie, haucht, »wollen wir jetzt zu Abend essen?«

»J-ja.« Ich bringe das Wort nur mit Ach und Krach hervor, denn nun gleiten seine Hände an meinen Beinen entlang, immer höher und höher, in einem solch gemächlichen Tempo, dass ich fürchte, jeden Moment frustriert aufzuschreien. »Ich, ähm, habe Edward gebeten, ein paar Fertiggerichte im Büfett zu hinterlegen.«

»Interessant«, sagt Damien und blickt über die Schulter zur Seitenwand der Limousine, wo hinter der Sitzbank ein Büfett versteckt ist, das als Gegenstück zu der vollständigen Minibar auf der gegenüberliegenden Wandseite fungiert.

Er greift nach dem Gürtel an meiner Taille und zieht mit einem kurzen Ruck an der Schleife. Sofort fliegt der Morgenmantel auf. Damien zieht scharf die Luft ein, als sein Blick über meinen nackten Körper streift, von meinem Geschlecht über meine Brüste zu meinen Augen.

Und dann – ja, o Gott, ja – gleitet sein Finger über meine äußerst feuchte, äußerst sensible Schamlippe und lässt mich mit einem unnachgiebigen, fordernden Verlangen, das ich in meinem gesamten Körper spüre, erzittern. Das Anspannen meiner Brüste. Die Schwere zwischen meinen Beinen. Das Kitzeln meiner Lippen. Die Wärme meiner Haut.

»Damien.« Sein Name ist ein Flehen, doch er ignoriert es. Stattdessen führt er seinen nun glitschigen Finger zu seinen Lippen und beginnt langsam, beinahe schmerzhaft, daran zu saugen und von meiner Erregung zu kosten.

Dann sieht er mich mit solcher Wollust an, dass es ein Wunder ist, dass ich nicht auf der Stelle komme.

»Es gibt im Moment nur eines, das meinen unbändigen Hunger stillen kann, Nikki«, sagt er, als er sanft meine Beine spreizt. »Und das bist du.«

Ich winsele, als er langsam seine Zunge über meinen Innenschenkel zieht, mich kitzelt und leckt, während er meiner Körpermitte immer näher kommt. Sodass, als er schließlich ankommt – als er endlich seinen Mund über mein Geschlecht stülpt und an mir saugt, leckt und knabbert –, das Gefühl so dermaßen überwältigend ist, dass ich nicht ganz sicher bin, wie ich es überleben soll.

Doch es ist nicht nur sein Mund, der mich liebkost. Mit einer Hand drückt er gegen meinen Innenschenkel, wobei sein Daumen die sanfte Haut zwischen meinem Bein und meinem Geschlecht reibt. Mit der anderen greift er nach oben, um meine Brust zu streicheln, die schwer und empfindlich in seiner Hand liegt. Jede noch so kleine Stelle meines Körpers steht in Flammen, und ich reibe mich wie besinnungslos an ihm, weil ich mehr will. Weil ich alles will, was er mir geben kann.

Mit meiner Hand gleite ich hoch zu meiner anderen Brust und imitiere seine Berührung, als er in meinen Nippel kneift und so fest zudrückt, dass feurige Blitze durch mich hindurchfahren wie glühende Drähte, die all meine erogenen Zonen miteinander verbinden.

Seine Hand an meiner Taille verlagert die Position, und sein Finger reibt an meinem Eingang, während seine Zunge über meine Klitoris schnellt. Ich schreie und bäume mich auf, als er zwei Finger in mich stößt und anschließend fest an meinem Kitzler saugt, während ich mir auf die Unterlippe beiße und versuche, mich auf meinen Atem zu konzentrieren, denn ich bin nah dran – so verdammt nah dran –, und all diese sinnlichen Empfindungen überlagern sich und steigern sich gegenseitig zu einer Explosion, die mich ganz sicher zerreißen und vollauf befriedigen wird, indem sie mich vollkommen zerstört.

»Ja«, höre ich mich selbst sagen. »Genau da, Damien, ja. Nur noch ein bisschen mehr. Nur ein bisschen …«

Doch dann ist sein Mund weg, und statt seiner warmen Lippen spüre ich die kühle Luft an meinem Geschlecht. Ich öffne die Augen, nur um zu sehen, dass er den Kopf in den Nacken gelegt hat, um zu mir hochzusehen, und seine Augen brennen vor sinnlicher Intensität, als er zu meinen Fingern blickt, die sich fest um meine eigene Brust klammern.

»Habe ich dir erlaubt, dich selbst zu berühren?«

Ich schlucke, während ich meine Hüfte schamlos vorschiebe, um einen Kontakt herzustellen, der nicht kommt. »Damien, bitte.«

»Habe ich dir erlaubt, dich selbst zu berühren?«

Langsam schüttele ich den Kopf, als sich eine neue Form der Erregung in mir steigert. »Nein, Sir«, gebe ich zu und lasse meine Brust los. Mein ganzer Körper ist plötzlich hypersensibel und steht wie unter Strom allein durch seinen Tonfall und die Vorfreude auf das, was jetzt kommt.

»Somit warst du zweimal unartig.«

Verwirrt runzle ich die Stirn. »Zweimal?«

»Ich hatte dir versprochen, wir würden unter freiem Sternenhimmel zu Abend essen. Aber da du dir die Freiheit herausgenommen hast, eigene Vorkehrungen zu treffen, werde ich unsere Reservierung absagen müssen.«

»Oh.« Ich lecke mir über die Lippen, als er mir eine Hand entgegenstreckt.

Ich ergreife sie, und er küsst zärtlich meine Fingerspitzen, ehe er auf das nächtliche Firmament über der Limousine deutet und ganz streng sagt: »Du willst unter dem Sternenhimmel sein? Da. Auf die Knie. Ellenbogen auf den Boden. Kopf nach unten. Knie auseinander.«

Ich gehorche und beginne heftig zu zittern, als er eine Hand auf meinen Hintern presst und mit der anderen zwischen meine Beine fährt und mein entblößtes Geschlecht streichelt. »Wunderschön«, murmelt er, als er seine Finger tief in mich stößt und dann mit dem Daumen um meinen After kreist. »So gefällst du mir, Baby. Schön weit offen für mich. Bereit. Weißt du eigentlich, wie feucht du bist?«

»Ja«, murmele ich und kreische, als er mir mit der Handfläche auf den Po klatscht.

»Und ungezogen bist du auch«, sagt er und reibt mir den Schmerz sanft weg. »Aber das können wir dir nicht durchgehen lassen, stimmt’s?«

»Nein, Sir«, antworte ich, sehnsüchtig den nächsten brennenden Schmerz erwartend, und ziehe scharf die Luft ein, als er schließlich kommt, gefolgt von einer anhaltenden Hitze, die mich befeuert, mich noch feuchter macht. Dieser verführerische Schmerz, der sich mit meiner Erregung vermischt, sodass ich mit jedem Hieb seiner Hand immer erregter werde und meine Muschi so empfindlich und lüstern ist, dass ich das Gefühl habe, sterben zu müssen, falls er sich nicht beeilt und mich endlich fickt.

»Aber du warst ein ungezogenes Mädchen«, sagt er und beugt sich vor, um mir ins Ohr zu flüstern. »Was meinst du, wie sollte ich dich dafür bestrafen?«

Glücklicherweise lässt er mich nicht warten. Stattdessen streichelt er mich, dringt mit seinen Fingern tief in meine Muschi ein und streichelt meinen Damm in einem so wilden, irren Rhythmus, dass ich beginne zu winseln und zu betteln. Und dann, als ich denke, ich halte es keine Sekunde länger aus, spüre ich den Druck seines Schwanzes an meiner Körpermitte, als er meine Hüften packt, und ich presse mich fest gegen ihn.

»Nikki! O Gott, Baby, ja.«

»Bitte, Damien«, bettele ich. »Bitte.« Andere Worte bringe ich nicht mehr hervor, während er in mich rammt, immer und immer wieder, uns beide immer weiter hinaus in die Weiten des Alls schleudert. Härter und schneller, bis er so nah dran ist, dass er mit der Hand um mich herum greift, um meinen Kitzler zu reiben und mich gemeinsam mit ihm über den Punkt zu bringen, bis wir gemeinsam explodieren und schließlich auf dem Boden der Limousine zusammensinken, wie ein Haufen ineinander verschlungener Gliedmaßen.

Einen Moment lang liegen wir in völliger Stille einfach da und starren hinauf zu den Sternen, die auf uns hinabblinken. Dann nimmt Damien meine Hand und drückt mir ganz zärtlich einen zuckersüßen Kuss auf meine Handfläche.

»Die Überraschung hat mir gut gefallen«, sagt er. »Und ich glaube, das war eines der besten Abendessen, das ich je hatte.«

Kapitel 3

Auch am Samstag fällt es mir noch leicht, das Geheimnis vor ihm zu verbergen, denn wir lungern sowieso den ganzen Tag nur faul zu Hause herum. Tagsüber erledigen wir beide ein paar geschäftliche Dinge, die wir mit nach Hause genommen haben. Allerdings arbeite ich die meiste Zeit gar nicht an meinem Angebot, sondern öffne jedes Mal, sobald Damien den Raum verlässt, ein neues Browserfenster, um nach tollen Geschenken für seine Party zu suchen. Nicht für ihn, sondern um kleine Geschenktüten damit zu befüllen.

Da sich die Gäste extra die Zeit nehmen, nach Santa Barbara rauszufahren, möchte ich, dass jeder eine schöne Erinnerung an den Abend mit nach Hause nehmen kann. Und ehrlich gesagt macht es auch einfach Spaß. Bevor ich Damien kannte, konnte ich meinen Gästen höchstens einen erstklassigen Margarita mixen – einer der Vorzüge meiner texanischen Wurzeln.

Doch nun kann ich jedem ein kleines Dankeschön mitgeben.

Letztlich entscheide ich mich für eine Body Lotion und individuell gestaltete Armbänder für die Damen, Rasierseife und Designer-Manschettenknöpfe für die Herren sowie winzige Flaschen Wein und Scotch für alle. Die besondere Herausforderung liegt natürlich darin, alle Artikel bis Donnerstag anliefern zu lassen, damit ich sie in die individualisierten Geschenktüten verpacken kann, die ich ebenfalls bestellt habe. Dann werde ich das Ganze Rachel übergeben, die alles in die Wege geleitet hat, um die Tüten bis Freitagmorgen ins Hotel liefern zu lassen.

Ich habe sogar spezielle Kindertüten für Ronnie und Jeffery, auch wenn Syl mir gesagt hat, dass sie die beiden nur so lange bleiben lässt, damit sie »Überraschung!« rufen können, wenn ihr Onkel Damien eintrifft, ehe Stella, ihr Kindermädchen, sie schlafen bringt.

Was mir jedoch immer noch fehlt, ist ein Geschenk für Damien. Ich habe zwar Rachel gegenüber behauptet, die Party sei mein Geschenk, aber das war nicht ernst gemeint. Ich mag mich zwar ansonsten nicht sehr oft an die Benimmregeln meiner Mutter halten, doch in diesem Fall gilt definitiv die Partyrichtlinie von Elizabeth Fairchild: Geh nie zu einer Feier ohne ein originelles Geschenk für den Ehrengast.

Aber was?

Diese Frage treibt mich noch immer um, als wir am Sonntag hinüber nach Pacific Palisades fahren, um den Nachmittag bei Jackson und Sylvia in ihrem Haus zu verbringen.

»Sexspielzeug«, schlägt Jamie vor, als ich den Mädels mein Dilemma darlege. Wir schlürfen gerade gemütlich Mimosas auf der Dachterrasse, während die Jungs unten im Garten ihren Männeraufgaben nachgehen, indem sie sich um den Grill kümmern und nebenbei Ronnie auf der Schaukel beaufsichtigen.

»Was denn?«, fragt Jamie, als alle den Kopf nach ihr umdrehen und sie anstarren. »Ich wette, über ein ausgefallenes Sexspielzeug würde er sich total freuen. Ryan war auf jeden Fall begeistert«, fügt sie zwinkernd an.

»Aber was könnte ich ihm kaufen, das er nicht ohnehin schon hat?«, entgegne ich todernst, woraufhin Jamie in schallendes Gelächter ausbricht und Siobhan knallrot anläuft.

»Ihr beide könntet echt in einer Comedy mitspielen«, sagt Cass und beugt sich zu Siobhan hinüber. »Keine Angst, Süße, die sind gar nicht so gefährlich, wie sie aussehen.«

»Ich bin überhaupt nicht prüde«, protestiert Siobhan. »Rothaarige laufen einfach schneller rot an.«

»Sie ist prüde«, sagt Cass mit gespielter Gewissheit. »Na ja, zumindest in der Öffentlichkeit. Privat ist sie eine Wildkatze.« Sofort erntet sie einen Rempler von Siobhan, mit der sie einen breiten Liegestuhl für zwei Personen teilt. Siobhan trägt einen luftigen Rock und ein T-Shirt, weil sie schnell Sonnenbrand bekommt, und Cass steckt in sehr kurzen Shorts und einem Bikini-Top, in dem ihr atemberaubendes Tattoo eines bunt gefiederten Vogels, der sich über ihre Schulter und ihren Arm erstreckt, zur Geltung kommt.

Vorhin hatte ich sie darauf hingewiesen, dass es ja offiziell noch Winter ist, aber Cass hatte meinen Einwand einfach beiseitegefegt: »Wozu lebt man in L. A., wenn nicht dazu, so zu tun, als sei jeden Tag Sommer?« Da konnte ich ihr nicht widersprechen.

Cass ist Syls beste Freundin und Inhaberin eines Tattoo-Studios. Offenbar war sie es, die Syl all ihre Tätowierungen gestochen hat. Ehrlich gesagt war ich überrascht, als ich erfuhr, dass Sylvia überhaupt Tattoos hat. Doch das ist das Beste an unserem wachsenden Familien- und Freundeskreis – ich erfahre immer wieder Neues über die Menschen, die mir am nächsten stehen.

Aber nun bin ich kurz davor, sie alle vor den Kopf zu stoßen. »Nur damit ihr’s wisst: Ihr seid mir übrigens keine große Hilfe«, protestiere ich mürrisch.

»Ich könnte mit dir diese Woche einkaufen gehen«, bietet Jamie an.

»Prima. Aber um was genau einzukaufen?«

»Da bin ich überfragt. Aber ich könnte mir vorstellen, wenn wir auf unserer Shoppingtour ein paar Zwischenstopps für ein Gläschen Wein einlegen, wird früher oder später dann alles nach einem fantastischen Geschenk aussehen.«

Ich verdrehe die Augen, sage allerdings nicht Nein. Es mag vielleicht nicht der beste Plan sein, wie ich ein Geschenk für Damien finde, es dürfte allerdings auf jeden Fall ein amüsanter Nachmittag werden.

»Du organisierst für ihn eine Hammerparty. Das reicht doch.« Syl hatte vom Tisch im Schatten aus zugehört, wo sie mit Jeffery sitzt, der sich mit viel Appetit über einen Joghurt hermacht. »Damien wird ganz sicher nicht enttäuscht sein. Versprochen.«

»Na schön.« Ich lasse die Frage ruhen – zumindest für den Moment. Aber ich knobele an einem weiteren Rätsel. Bislang konnte ich die ganze Idee mit der Überraschungsparty vor Damien geheim halten, und dabei handelt es sich um ein ziemlich großes Geheimnis. Sobald ich ihm jedoch sage, dass wir nächsten Freitag nach Santa Barbara fahren, wird er sich denken können, dass es mit seinem Geburtstag zu tun hat.

Selbst wenn er nichts von der Überraschungsparty in unserer Suite ahnt, wird er trotzdem wissen, dass es bei diesem Ausflug um ihn geht. Und das heißt, selbst wenn ich ihn unter dem Vorwand eines Abendessens anlässlich seines Geburtstags ausführe, wird er an seinen Geburtstag denken – und ein winzig kleiner Teil von ihm wird nicht so sehr von der Party überrascht sein, wie ich es mir wünsche.

»Deshalb weiß ich nicht, was ich tun soll«, füge ich hinzu, als ich all meine Gedanken meinen Freunden darlege.

»Er wird sich so oder so riesig freuen«, sagt Syl. »Weil du diejenige bist, die die Party organisiert hat.«

»Ich weiß«, antworte ich. »Und ich weiß, dass ich vielleicht etwas zu perfektionistisch an die Sache herangehe. Aber ich möchte nun mal, dass es etwas ganz Besonderes wird.« Ich stehe von meinem Liegestuhl auf, gehe hinüber zur Brüstung und blicke hinab auf den Rasen, wo Damien die fünfjährige Ronnie auf der Schaukel anschubst. Ihr Quietschen, gemischt mit »Höher, Onkel Damien! Höher!« dringt bis zu uns herauf, und ich muss unweigerlich lächeln.

Sylvia gesellt sich zu mir und hat Jeffery im Arm, der erst vor ein paar Monaten seinen ersten Geburtstag gefeiert hat. »Die Papa-Rolle steht ihm gut. Wann wollt ihr eigentlich selbst mal loslegen?«

»Irgendwann«, sage ich und nehme ihr Jeffery ab, um wenig subtil von jeglichen Fragen rund um das Thema Kinderkriegen abzulenken. »In der Zwischenzeit begnüge ich mich damit, die beste Tante der Welt zu sein. Stimmt’s, kleiner Mann?«, frage ich, als ich ihn hochhebe und ulkige Grimassen ziehe. »Die beste Tante auf der ganzen großen weiten Welt.«

Neben mir beginnt Syl zu lachen, während Cass gleichzeitig bemerkt: »Warum probierst du es nicht mit einem Täuschungsmanöver?«

Ich drehe mich zu ihr und bin ihr so dankbar dafür, geschickt das Thema gewechselt zu haben, dass ich sie am liebsten küssen möchte.

»Was meinst du damit?«, frage ich und setze mich mit dem Baby in den Schatten.

»Ganz einfach. Du arrangierst einfach parallel eine Fake-Veranstaltung.«

»Deshalb ja die Ausrede mit dem Abendessen«, sage ich. »Aber er wird trotzdem davon ausgehen, dass es ein Ausflug extra zu seinem Geburtstag ist.«

Cass schüttelt den Kopf. »Nein, nein. Du musst den ganzen Geburtstagskram völlig beiseitelassen.«

Ich blicke hinüber zu Jamie, die neben mir sitzt, doch sie zuckt nur mit den Schultern und ist offenbar genauso schwer von Begriff wie ich.