Year of Passion (1-3) - J. Kenner - E-Book
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Year of Passion (1-3) E-Book

J. Kenner

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Beschreibung

Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?

Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...

Drei leidenschaftliche und gefühlvolle Romane in einem Band - J. Kenner-Lesevergnügen pur!

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J. KENNER

YEAR of PASSION

JANUAR

FEBRUAR

MÄRZ

Drei Romane in einem Band

Aus dem Amerikanischen von

Emma Ohlsen und Marie Rahn

Die Serie

»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips

Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?

Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen …

Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:

Year of Passion – Januar

Year of Passion – Februar

Year of Passion – März

Year of Passion – Sammelband Januar/Februar/März

Year of Passion – April

Year of Passion – Mai

Year of Passion – Juni

Year of Passion – Sammelband April/Mai/Juni

Year of Passion – Juli

Year of Passion – August

Year of Passion – September

Year of Passion – Sammelband Juli/August/September

Year of Passion – Oktober

Year of Passion – November

Year of Passion – Dezember

Year of Passion – Sammelband Oktober/November/Dezember

Die Autorin

Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © 2018 by Julie Kenner

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month. Down On Me. Hold On Tight. Need You Now bei Martini & Olive.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2019 by Diana Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Übersetzung: Emma Ohlsen (Januar), Marie Rahn (Februar, März)

Redaktion: Anita Hirtreiter (Januar), Antje Steinhäuser (Februar, März)

Covergestaltung: t. mutzenbach design, München

Covermotiv: © milan2099, Geber86/Gettyimages; Anetta, Surachet Khamsuk, Christopher Hall, MrVander/Shutterstock

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-641-23713-4V002

www.diana-verlag.de

YEARofPASSION

Januar

Ich hatte noch nie ein Problem damit, eine Frau in meine Arme oder in mein Bett zu bekommen.

Bis auf Jenna Montgomery.

Sie ist die Frau, die ich will. Die Frau, nach der ich mich schon mein ganzes Leben lang sehne. Doch seit unserer Kindheit sind wir beste Freunde, und diese Grenze kann ich nicht überschreiten.

Bis eine Nacht alles verändert.

Jetzt ist alles möglich. Und ich werde all meine Verführungskünste aufbieten, um Jenna zu beweisen, dass beste Freunde auch Liebhaber sein können.

1

Reece Walker fuhr mit bloßen Händen über den eingeseiften Hintern der Frau in seinen Armen und wusste, dass er in die Hölle kommen würde.

Nicht, weil er mit einer Frau schlief, die er kaum kannte. Oder weil er sie mit einer gut getimten Abfolge von Whiskeys und besonders einfallsreichen Halbwahrheiten verführt hatte. Nicht einmal, weil er seinem besten Freund Brent nicht die Wahrheit gesagt hatte, als er ihm erklärte, wieso er nicht mitkommen konnte, um Jenna, die Dritte im Bunde ihrer lebenslangen Freundschaft, vom Flughafen abzuholen.

Nein, Reece würde im ewigen Feuer schmoren, weil er ein Arschloch war, spitz wie Nachbars Lumpi zwar, aber leider zu feige, um der wunderschönen Frau, die nackt mit ihm unter der Dusche stand, zu gestehen, dass er in den vergangenen vier Stunden keinesfalls an sie gedacht hatte.

Und wenn das kein sicherer Weg in die Hölle war, dann wusste er auch nicht.

Er stieß ein frustriertes Seufzen aus, und Megan zog fragend die Augenbrauen hoch. Ihre Hand glitt abwärts zu seinem Schwanz, dem die Sache mit der Hölle herzlich egal zu sein schien. »Langweile ich dich?«

»Auf keinen Fall.« Wenigstens das war die Wahrheit. Er fühlte sich wie ein Arschloch, ja, allerdings wie ein durch und durch befriedigtes Arschloch. »Ich habe nur gerade gedacht, wie schön du bist.«

Sie lächelte – einerseits erfreut, andererseits aber auch verlegen, und Reece fühlte sich umso schäbiger. Was zum Henker stimmte denn mit ihm nicht? Sie war wirklich schön. Sexy, lustig und total entspannt. Von gut im Bett ganz zu schweigen.

Doch sie war nicht Jenna, was ein lächerlicher Vergleich war. Schließlich gehörte Megan in die Kategorie »zu haben«, während Jenna eben seine beste Freundin war. Die ihm vertraute. Und ihn liebte. Obwohl sein Schwanz sofort aufmerkte, wann immer ihm einfiel, was für appetitliche Dinge er am liebsten mit ihr anstellen würde, wusste er doch, dass das niemals geschehen würde. Nie und nimmer würde er ihre Freundschaft aufs Spiel setzen. Außerdem liebte Jenna ihn nicht auf diese Art. Hatte sie noch nie und würde sie auch nie.

Was – neben etwa hunderttausend anderen Gründen – bedeutete, dass Jenna tabu war.

Zu dumm, dass seine lebhafte Fantasie die Nachricht noch nicht erhalten hatte.

Ach, verdammt.

Er packte fester zu und drückte Megans knackigen Hintern. »Vergiss die Dusche«, murmelte er. »Gehen wir zurück ins Bett.« Er brauchte das jetzt. Wild, scharf und fordernd. Und schmutzig genug, um ihn am Denken zu hindern.

Gott, er hätte die ganze Stadt abgefackelt, wenn er Jenna auf diese Art aus seinem Verstand hätte brennen können. So aber blieb ihm nur, sich so gründlich um Megan zu kümmern, dass sie nachher keinen Muskel mehr rühren konnte. Sein schlechtes Gewissen, ihr Vergnügen. Wenigstens einer von ihnen sollte etwas von der Situation haben.

Schließlich wusste man ja nie – vielleicht konnte er sich die Fantasien von seiner besten Freundin ja doch noch aus dem Kopf vögeln.

Es hatte nicht geklappt.

Reece rollte sich mit geschlossenen Augen auf den Rücken, während Megans Finger die Umrisse der Tätowierung auf seiner Brust und seinen Armen nachzeichneten. Die Berührung war sanft und zärtlich und stand damit im krassen Kontrast zu der Art, wie er sie gerade genommen hatte – ein bisschen zu wild und ein bisschen zu hart nämlich, weniger wie ein Liebesspiel als wie ein Kampf, den es auszutragen galt.

Und war es nicht eigentlich auch so gewesen?

Aber den Kampf hatte er verloren. Ein Sieg hätte Vergessen bedeutet oder wenigstens Ablenkung, und doch lag er hier neben dieser wunderschönen nackten Frau und dachte nach wie vor an Jenna. Wie er es unablässig tat, seit seine Welt vor acht Monaten ins Wanken geraten war und er sie zum ersten Mal als begehrenswerte Frau statt als Kumpel zum Pferdestehlen gesehen hatte.

Ein Abend, der alles verändert hatte, und Jenna war sich dessen nicht einmal bewusst! Selbstverständlich dachte er nicht daran, sie darauf aufmerksam zu machen.

Megan fuhr noch immer mit dem Finger um die Tattoos. Bei einem Stern hielt sie inne. »Keine Namen? Keine heimlich eingearbeiteten Initialen von einer Ehefrau oder Freundin?«

Ruckartig wandte er ihr den Kopf zu, und sie brach in Gelächter aus. »Komm schon, sieh mich nicht so an.« Sie zog das Laken über ihre Brüste und hob sich auf die Knie. »Das habe ich doch nur so dahingesagt, mehr nicht. Das Letzte, was ich will, ist eine Beziehung, das kannst du mir glauben.« Sie rutschte an die Bettkante und stellte die Füße auf den Boden, wodurch er einen prächtigen Blick auf ihren ebenso prächtigen Rücken hatte. »Ich übernachte nicht einmal gerne woanders.«

Wie um ihre Worte zu unterstreichen, beugte sie sich vor, nahm den BH vom Boden und begann, sich anzuziehen.

»Schon wieder etwas, was wir gemeinsam haben.« Er stemmte sich hoch, lehnte sich ans Kopfende des Bettes und genoss den Anblick, wie sie sich in ihre enge Jeans zwängte.

»Schön«, sagte sie mit solch einer Inbrunst, dass er sich unwillkürlich fragte, was ihr diese Art von Beziehungen wohl vergällt haben mochte.

Was ihn betraf, waren ihm Beziehungen weniger vergällt worden; sie waren einfach gescheitert. Immer. In den vergangenen Jahren hatte er ein paar Freundinnen gehabt, mit denen es hätte ernst werden können, aber dann hatte es doch nie geklappt. Irgendwann hatte er sich selbst eingestehen müssen, dass er wohl kein Typ für feste Beziehungen war. Allerdings bedeutete das ja nicht, dass er wie ein Mönch leben musste, auch wenn er das die vergangenen acht Monate mehr oder weniger getan hatte.

Sie zog ihre Bluse über und blickte sich um, bevor sie in ihre Schuhe schlüpfte. Also rappelte auch er sich auf und zog Jeans und T-Shirt an. »Was ist?«, fragte er, als ihm auffiel, dass sie ihn prüfend betrachtete.

»Na ja, ehrlich gesagt habe ich doch überlegt, ob du vielleicht eine Frau oder eine Freundin hast.«

»Aha? Und wieso?«

Sie zuckte die Achseln. »Du warst eine Weile so stumm, dass ich mich gefragt habe, ob ich dich falsch eingeschätzt habe. Ob du vielleicht verheiratet bist und nun ein schlechtes Gewissen hast.«

Ein schlechtes Gewissen.

Die Wörter ratterten durch seinen Kopf, und er stöhnte auf. »Kann man so sagen.«

»Oh, verflixt. Im Ernst jetzt?«

»Nein!«, versicherte er ihr hastig. »Nicht so. Ich gehe nicht fremd. Meine Frau würde ich niemals betrügen.« Was zum größten Teil daran lag, dass Reece nie im Leben eine Frau haben würde, da er die Institution der Ehe an sich schwachsinnig fand, doch er sah keine Notwendigkeit, das Megan näher zu erläutern. »Aber was das schlechte Gewissen angeht«, fuhr er fort, »ja, das hatte ich heute tatsächlich.«

Sie entspannte sich sichtlich. »Hm. Das mit deinem schlechten Gewissen tut mir leid, aber alles andere freut mich. Ich habe meine Prinzipien, und ich halte mich eigentlich für eine ganz gute Menschenkennerin. Es ärgert mich, wenn ich feststellen muss, dass ich mich geirrt habe.«

»Und ärgern will ich dich nun wirklich nicht.«

»Nein, solltest du auch nicht. Ich kann ein echtes Biest sein.« Sie setzte sich auf die Bettkante und sah zu, wie er seine Stiefel anzog. »Aber wenn du keine Frau im Schrank versteckst, weswegen hast du dann ein schlechtes Gewissen? Falls du meinst, du hättest mich nicht gut genug befriedigt, kann ich dir versichern, dass ich keinen Grund zur Klage habe.« Sie grinste spitzbübisch, und er lächelte unwillkürlich zurück. Seit acht Monaten hatte er sich zum ersten Mal wieder eine Frau ins Bett geholt, und sie war ein echter Glückstreffer.

»Ich bin einfach ein mieser Freund.«

»Das glaube ich dir nicht.«

»Doch, leider.« Er schob sein Portemonnaie in seine hintere Jeanstasche. Die Ironie an der Sache war natürlich, dass er in Jennas Augen ein großartiger Freund war, einer ihrer beiden Wahlbrüder, mit denen sie im Sommer nach der sechsten Klasse vor fast zwanzig Jahren einen Schwur geleistet hatte!

Daran würde wohl auch die Tatsache nichts ändern, dass Brent Pluspunkte erzielte, weil er Jenna vom Flughafen abholte, während er, Reece, versuchte, seine ganz privaten Dämonen wegzuvögeln … während er tatsächlich alles versuchte, um die Erinnerung daran auszulöschen, wie sie sich an jenem Abend an ihn geklammert und wie aufregend sie sich angefühlt hatte. Ihr Atem hatte ihn berauscht, und das nicht, weil sie getrunken hatte.

In ihren Augen war er ihr Retter in der Not gewesen. Und er? Er hatte sie die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufgetragen und nur daran denken können, wie weich sich ihr warmer Körper anfühlte.

An jenem Abend hatte ihn eine wilde Sehnsucht gepackt, war wie eine Flutwelle über ihm zusammengeschlagen, hatte die äußere Hülle der Freundschaft weggespült und nichts als reines Verlangen zurückgelassen. Die Lust auf sie war so stark gewesen, dass er beinahe in die Knie gegangen wäre.

Es hatte ihn seine ganze Selbstbeherrschung gekostet, Abstand zu ihr zu wahren, obwohl er am liebsten jede noch so kleine Stelle ihres Körpers mit Küssen bedeckt und sie gestreichelt hätte, bis sie sich unter seinen Händen vor Wonne wand.

Ja, sein Sieg an jenem Abend über seine eigene Begierde war hart erkämpft gewesen. Und er hatte Wunden davongetragen. Wie ein Speer hatte es sein Herz durchstoßen, als sie in seinen Armen vor dem Einschlafen flüsterte, sie liebe ihn – und er doch wusste, dass sie es nicht so meinte, wie er es sich in diesem Moment gewünscht hätte.

Zumal er schon in diesem Augenblick gewusst hatte, dass er das größte Arschloch überhaupt war.

Zum Glück konnte sich Jenna später an nichts mehr erinnern. Am nächsten Morgen hatte sie einen regelrechten Filmriss und einen Mordskater gehabt und er eine jennaförmige Aussparung im Herzen.

»Also? Erzählst du es mir jetzt, oder muss ich raten?«, hakte Megan nach.

»Ich habe eine Freundin im Stich gelassen.«

»Okay, das qualifiziert dich vielleicht nicht für den Besten Freund des Jahres, klingt aber eigentlich nicht so, als ob das nicht wiedergutzumachen wäre. Oder warst du Trauzeuge und hast die Hochzeit versaut? Oder sie irgendwo in der Einöde am Straßenrand sitzen lassen? Oder vergessen, dass du versprochen hast, ihre Katze zu füttern? O nein, sag mir nicht, dass du die Mieze getötet hast!«

Er verbiss sich ein Grinsen. Plötzlich ging es ihm schon etwas besser. »Heute ist eine Freundin angekommen, die ich lange nicht gesehen habe, und ich war nicht am Flughafen.«

»Na ja, es gibt Taxen. Sie ist erwachsen, nehme ich an?«

»Ja, ist sie, und ein anderer Freund hat sie abgeholt.«

»Aha«, sagte sie und nickte bedächtig. »Dann gehe ich davon aus, dass ›Freundin‹ hier eigentlich Freundin heißt. Nein, stimmt, so was machst du ja nicht. Also ist sie eine Ex.«

»Nein«, versicherte er ihr, »sie ist nur eine Freundin. Wir kennen uns schon ewig, seit der sechsten Klasse.«

»Oh, jetzt verstehe ich. Sie ist deine Sandkastenfreundin. Da liegt die Messlatte natürlich hoch. Sie wird stinksauer sein.«

»Nein, gar nicht, sie ist total relaxt. Außerdem weiß sie, dass ich abends normalerweise arbeite.«

»Ich gebe auf. Wo liegt dann das Problem?«

Er fuhr sich mit der Hand über den rasierten Schädel, und der Stoppelwuchs des Tages fühlte sich wie Sandpapier an. »Wenn ich das wüsste«, log er, dann rang er sich ein Lächeln ab. Denn ob sein Problem nun das schlechte Gewissen war oder unbefriedigtes Verlangen oder einfach bloß Dummheit – Megan jedenfalls hatte es nicht verdient, dadurch in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Er ließ seinen Autoschlüssel klingeln. »Wie wär’s, wenn ich dich auf einen letzten Drink einlade, ehe ich dich nach Hause fahre?«

»Und es macht dir wirklich nichts aus?«, fragte Reece, als er Megan aus seinem heiß geliebten himmelblauen Chevy-Pick-up – einem Oldtimer – half. »Normalerweise würde ich dich nicht in den Nachtklub einladen, in dem ich arbeite, aber wir haben einen neuen Angestellten hinter der Bar, und ich würde gerne sehen, wie es läuft.«

Er hatte einen der begehrten Parkplätze auf der Sixth Street erwischt, nur einen Block vom The Fix entfernt, und als er jetzt automatisch zur Bar hinüberblickte, hatte der Lichtschimmer aus den Fenstern sofort eine beruhigende Wirkung auf ihn. Der Laden gehörte ihm zwar nicht, war für ihn aber wie sein zweites Zuhause, denn er arbeitete dort schon seit mehreren Jahren.

»Ihr habt einen neuen Barkeeper, und du bist nicht da? Ich dachte, du hättest gesagt, du seist der Geschäftsführer?«

»Ja, bin ich auch, aber Tyree ist ja da. Der Besitzer. Er ist immer anwesend, wenn ein Neuer anfängt. Er meint, dass sei sein Job, nicht meiner. Im Übrigen ist Sonntag normalerweise mein freier Tag, und Tyree hält sich pedantisch an solche Zeiten.«

»Na schön, und warum gehen wir dann überhaupt rein?«

»Soll ich ehrlich sein? Weil der Neue mein Cousin ist. Er wird mich wahrscheinlich dafür hassen, dass ich nach ihm sehe, aber da muss er durch.«

Michael war fast vier gewesen, als sein Vater gestorben war, und es hatte ihn schwer getroffen. Reece, damals sechzehn, hatte zwar versucht, den Unbewegten herauszukehren, doch Onkel Vincent war ihm wie ein zweiter Vater gewesen, und er hatte auch Michael immer eher als Bruder betrachtet denn als Cousin. Auf jeden Fall hatte er es sich von jenem Tag an zur Aufgabe gemacht, auf den Kleinen aufzupassen.

»Ach, Quatsch, insgeheim freut er sich. Meine jüngere Schwester mault auch immer, wenn ich sie anrufe oder nachhake, ob es ihr gut geht, aber das ist alles nur Show. Letztlich ist sie froh darüber, dass sie auf mich zählen kann und ich für sie da bin. Und es stört mich wirklich überhaupt nicht, in dem Nachtklub, in dem du arbeitest, etwas zu trinken.«

Sonntagabends war in der Regel tote Hose, sowohl in der Bar als auch generell auf der Sixth Street, die seit Jahrzehnten die Partymeile Austins war. Der heutige Abend machte da keine Ausnahme. Es war halb eins, und die Straße war so gut wie ausgestorben. Ein paar Autos fuhren langsam Richtung Westen, zwei, drei Pärchen schwankten stolpernd und lachend die Straße entlang, wahrscheinlich Touristen auf dem Weg in ihr Hotel.

Doch es war bereits Ende April, und mit dem Frühling kamen die Gäste. Bald würde die Gegend hier aus allen Nähten platzen und selbst an einem späten Sonntagabend gut besucht sein.

The Fix on Sixth lag nicht weit von der Congress Avenue, der Hauptader der Stadt, und zog eine bunte Mischung aus Touristen und Einheimischen an. Der Laden war eine Institution; es gab ihn schon seit Jahrzehnten, doch er war immer mehr heruntergekommen, bis Tyree ihn sechs Jahre zuvor gekauft und mit den nötigen Geldmitteln langsam, aber sicher wieder auf Erfolgskurs gebracht hatte.

»Du warst noch nie hier?«, fragte Reece, als sie vor der verglasten Eichentür mit dem Logo der Bar stehen blieben.

»Ich bin erst letzten Monat hergezogen. Ich habe vorher in Los Angeles gelebt.«

Ihre Antwort löste in Reece einen unerwarteten Schub Sehnsucht aus. Jenna war in L. A. gewesen, und plötzlich überkam ihn Reue, dass er nicht doch mit Brent zum Flughafen gefahren war. Was war er bloß für ein Freund? Er strafte Jenna dafür ab, dass er seine eigene Libido nicht im Griff hatte.

Aber er durfte mit den Gedanken nicht schon wieder abschweifen.

»Komm«, sagte er, legte Megan den Arm um die Schultern und drückte die Tür auf, »der Laden wird dir gefallen.«

Sie traten ein, und er atmete den vertrauten Geruch von Alkohol, Südstaatenküche und jener unbestimmten Note ein, die für ihn der Inbegriff ein paar schöner Stunden war. Wie erwartet war es ziemlich leer; nur noch drei Gäste verteilten sich auf den Schankraum. Sonntagabends spielte keine Live-Band, und in weniger als einer Stunde machten sie zu.

»Megan, das ist Cameron.« Er zog ihr einen Hocker von der Bar und deutete mit dem Kopf auf den Mann hinter der Theke. Weiter hinten an der Bar hob Griffin Draper, ein Stammgast, den Kopf, und obwohl sein Gesicht wie immer halb durch die Kapuze verdeckt war, schien er seinen Blick auf Megan zu heften, die sich nun mit Cam über die Hausweine unterhielt.

Reece nickte Griffin zum Gruß zu, aber der widmete sich nonchalant wieder seinem Laptop, und Reece begriff, dass Griffin einfach nur nachdenklich ins Leere gestarrt und sie gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Griff schrieb einen beliebten Podcast, der zu einer sogar noch beliebteren Webserie umgesetzt worden war, und wenn er nicht gerade die Dialoge aufnahm, arbeitete er stets an einer neuen Folge.

»Und wo ist Mike? Bei Tyree?«

Cameron verzog das Gesicht. Er sah jünger aus als vierundzwanzig. »Tyree ist schon weg.«

»Was? Wieso? War irgendwas mit Mike?« Sein Cousin war ein ziemlich verantwortungsbewusster Bursche. Reece konnte sich nicht vorstellen, dass er am ersten Tag Mist gebaut haben sollte.

»Nein, Mike hat das toll gemacht.« Cam schob ihm einen Whiskey hin. »Ist echt auf Zack. Aber er ist vor gut einer Stunde gegangen. Du hast ihn also verpasst.«

»Hat Tyree ihn früher gehen lassen?«

Cam zuckte die Achseln. »Anscheinend. Sollte er bis zum Schluss bleiben?«

»Ja.« Reece zog die Stirn in Falten. »Hat Tyree gesagt, warum er ihn früher nach Hause geschickt hat?«

»Nein, aber mach dir keine Sorgen. Dein Cousin hat es wirklich gut gemacht. Lag wahrscheinlich nur daran, dass so wenig los ist heute.« Er schnitt eine Grimasse. »Und da Tyree ebenfalls gegangen ist, rate mal, wer heute zum ersten Mal den Laden zumachen darf.«

»Uh-oh. Jetzt liegt es also an dir, hm?« Reece verlieh seiner Stimme einen lockeren Tonfall und lehnte sich gegen die Theke, um durch Körpersprache zu vermitteln, dass er sich überhaupt keine Sorgen machte. Leider war dem ganz und gar nicht so. Tyree ließ seine Angestellten nicht einfach den Laden allein zumachen. Das erlaubte er erst nach einer längeren Einarbeitungsphase.

»Ich habe ihm neulich gesagt, dass ich gerne den Posten als Assistant Manager fürs Wochenende hätte. Wahrscheinlich will er nun testen, wie ich unter Druck arbeite.«

»Wahrscheinlich«, stimmte Reece ihm halbherzig zu. »Was hat er denn gesagt, als er ging?«

»Nicht viel. Er hat im Büro telefoniert, Mike gesagt, dass er nach Hause gehen kann, und mir dann ungefähr eine Viertelstunde später erklärt, dass er auch wegmüsste und ich den Laden zumachen sollte.«

»Probleme?«, fragte Megan.

»Ach was, wir quatschen bloß ein bisschen.« Reece war selbst erstaunt, wie entspannt er klang, denn dieses Szenario schrie förmlich nach Problemen. Er hatte nur keine Ahnung, worum es sich handeln konnte.

Er wandte sich wieder Cam zu. »Und was ist mit dem Servicepersonal?« Normalerweise hätte Tiffany sich um die Gäste an den Tischen kümmern müssen. »Tyree hat die anderen doch nicht auch schon nach Hause geschickt, oder?«

»Nein, nein. Aly und Tiffany haben auch bis zum Schluss Dienst. Sie sind gerade hinten mit …«

Doch seine letzten Worte gingen unter, als plötzlich ein gellendes »Du bist da!« ertönte. Reece blickte auf, sah Jenna Montgomery – die Frau, die er so begehrte – auf ihn zustürmen und hatte gerade noch Zeit, sich zu wappnen, als sie ihm auch schon um den Hals fiel.

2

»Und ich dachte, wir sehen uns erst morgen!«, rief Jenna aufgeregt. Sie hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen, und ihre Beine umklammerten seine Taille. »Ich freu mich so!«

Als sie sich mit wehendem rotem Haar auf ihn geworfen hatte, war er von der Wucht ihrer Begeisterung zurückgetaumelt und hatte sie automatisch festgehalten. Jetzt sah er gar nicht ein, sie bereits loszulassen, denn ihre weichen Rundungen schmiegten sich warm an seinen Körper, und er spürte ihren Herzschlag an seiner Brust.

Sie war nah genug, dass er ihre Sommersprossen zählen konnte, und ihr Atem roch berauschend nach Limette, mexikanischem Bier und Rum. Genau wie damals vor acht Monaten.

»Loaded Corona«, murmelte er und verspannte sich bei der Erinnerung an jenen Abend, als er sie genauso gehalten und den gleichen Duft wahrgenommen hatte.

»Cam hat mir einen gemacht.« Sie lockerte ihren Griff, und auch er hätte das tun sollen, damit sie sich aus seiner Umarmung befreien konnte, und natürlich hätte das kein Problem sein dürfen. Dummerweise hatte er jedoch das Gefühl, als habe er ein stromführendes Kabel im Arm, das zuckte und zappelte und all die wilden Impulse zündete, die er doch unbedingt zu unterdrücken versuchte.

Da er sie noch immer nicht freigegeben hatte, wand sie sich, um an ihm herabzurutschen wie an einer Stange für Stripperinnen. Dumm nur, dass sie auf dem Weg nach unten unweigerlich merken würde, in welch gefährliche Richtung seine Fantasie sich bewegte.

Und das würde ihm ganz und gar nicht gefallen.

Mit heldenhafter Resolutheit umfasste er also ihre Taille und stellte sie behutsam auf ihre eigenen Füße, wobei er darauf achtete, dass sich zwischen ihrem Körper und seinem Schritt genügend Abstand befand.

»Eigentlich bin ich ja der Meinung«, fuhr sie fort, als hätte es keine Lücke in der Unterhaltung gegeben, »dass Cam mir unbedingt noch einen machen sollte.« Sie zwinkerte Reece zu, und ihre grünen Augen funkelten. »Sie sind einfach zu lecker.«

»Zu lecker, ja?«, wiederholte er und verengte die Augen in gespielter Entrüstung. »Dabei erinnere ich mich noch recht gut daran, dass ausgerechnet du mir mal gesagt hast, es seien hinterhältige, gefährliche Drinks und ich ein gemeines Genie, weil ich sie mir habe einfallen lassen.«

Sie hob die Schulter zu einem halben Achselzucken, während sie auf die Bar zuging, wo Cameron bereits ein Corona geöffnet hatte und den Hals der Flasche leerte, um sie mit Rum aufzufüllen. Jenna trug ihr Haar in der Mitte gescheitelt, sodass es ihr wie flammende Stoffbahnen links und rechts über ihre Schultern fiel.

»Na ja, stimmt ja auch, aber lecker sind sie trotzdem«, sagte sie. »Außerdem war mein Flug ziemlich anstrengend, ich habe sie also nötig.« Sie nahm Cam die Flasche ab, nahm einen tiefen Schluck daraus und machte genau das zufriedene, kehlige Geräusch, das Männer am liebsten von einer Frau im Bett hören.

Reece trat von einem Fuß auf den anderen, um seine Männlichkeit daran zu hindern, in Habachtstellung zu gehen, und als Megan, deren Augen vergnügt funkelten, sich zu ihm gesellte, war das wie eine kalte Dusche. »Gehe ich recht in der Annahme, dass das die Freundin ist, die heute Abend am Flughafen abgeholt werden musste?«

»Das ist sie«, antwortete Jenna und streckte Megan die Hand entgegen. »Ich bin Jenna. Und gehe ich recht in der Annahme, dass du der Grund warst, warum mein sogenannter bester Freund mich versetzt hat?«

Reece hörte, wie Griff an der Bar sich das Lachen zu verbeißen versuchte. Er verdrehte die Augen und bedachte Jenna mit einem beleidigten Blick. »Ach, komm, Jen. Du weißt genau, dass ich …«

Doch Jenna hielt abwehrend die Hand hoch. »Hey, ich mache nur Spaß. Brent hat mich doch abgeholt. Und es sieht ja wirklich so aus, als hättest du schon andere Pläne gehabt.« Sie beäugte Megan noch einen Moment lang anerkennend, bevor sie sich einen weiteren Schluck aus der Flasche genehmigte.

Seine Eingeweide zogen sich zusammen. Am liebsten hätte er ihr sofort gesagt, dass Megan zwar eine tolle Frau war, aber nicht seine, und daher überhaupt kein Anlass für Jenna bestünde, so etwas anzunehmen, doch zum Glück erkannte er noch rechtzeitig, wie albern das gewesen wäre, und er beschloss, das Thema lieber gleich zu wechseln.

»Wo wir gerade von Brent sprechen – wo ist er überhaupt?«

Jenna setzte an, um sich nach Brent umzusehen oder ihn zu rufen, als Megan plötzlich nach Luft schnappte.

»Jenna?«, fragte sie ungläubig. »Ich dachte eben schon, dass du mir irgendwie bekannt vorkommst. Du hast doch die Kempinski-Hochzeit organisiert, nicht wahr?«

Einen Moment lang blickte Jenna sie verblüfft an, dann riss sie die Augen auf. »Make-up-Megan! Was machst du denn hier in Austin? Und wie bist du ausgerechnet an den da geraten?« Sie deutete augenzwinkernd mit dem Daumen auf Reece.

»Make-up-Megan?«, wiederholte Reece. »Bitte was?«

»Sie ist Visagistin.« Jenna blickte von Megan zu Reece. »Wusstest du das gar nicht?«

Megans Lippen zuckten, als sie Reece’ Hand nahm. »Sagen wir einfach, wir sind noch in der Kennenlernphase.«

Jenna zog die Augenbrauen hoch. Sie schien sich zu amüsieren, Reece dagegen gar nicht. »Wir haben uns in L. A. kennengelernt«, fuhr sie fort. »Megan hat bei meinem ersten und einzigen Event für die Böse-Firma-deren-Namen-man-nicht-nennt für mich gearbeitet.«

»Oh, du bist auch von diesem Mist in Mitleidenschaft gezogen worden?«, fragte Megan. »Das tut mir leid.«

Cam hatte sich unter der Bar hindurchgeduckt, um bei den zwei Gästen, die am Tisch saßen, zu kassieren. Nun verließen sie die Bar, und Cam teilte das Geld, das sie auf dem Tisch hatten liegen lassen, auf Kasse und Trinkgeldglas auf. »Was für ein Mist denn?«, fragte er, winkte den Gästen und wünschte ihnen eine gute Nacht. »Was ist passiert?«

Jenna kletterte auf einen Hocker. »Das ist eine lange traurige Geschichte«, sagte sie und schob Cam die leere Flasche über die Theke. »Ich finde, wir brauchen noch eine Runde vor der Sperrstunde, ehe ich das alles wieder aufwärme.«

Cam warf Reece einen Blick zu. Der zuckte die Achseln. »Solange der Gast bezahlt und nicht noch fährt, wird er nicht abgewiesen. Was allerdings die lange, traurige Geschichte betrifft …«

»Na ja, so lang ist sie nun auch wieder nicht«, sagte Jenna. »Die böse, böse Firma hat mich mit leeren Versprechungen nach L. A. gelockt und dann Konkurs angemeldet. Seitdem konnte ich keinen anständigen Job mehr finden, da ich nicht über die Erfahrung verfüge, die ich mir von Denen-die-verflucht-gehören versprochen hatte. Dann ist mir vom Vermieter gekündigt worden, weil das Haus verkauft wird, und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat mein Auto auch noch seinen Geist aufgegeben.« Sie schnitt eine Grimasse. »Da mir das nötige Kleingeld fehlte, um es reparieren zu lassen, habe ich es für praktisch gar nichts verscherbelt, mit dem Erlös ein Flugticket gekauft und bin mit wehenden Fahnen nach Hause zu Familie und Freunden gerannt – oder vielmehr geflüchtet. Ende der Jammerwoche!« Sie neigte den Kopf und blickte Megan prüfend an. »Und du? Was hat dich nach Austin verschlagen?«

»Meine Geschichte ist weder lang noch spannend. Ich habe mich in den falschen Kerl verliebt, das war alles. Pech gehabt.«

»Hoffentlich nicht in den da.« Jenna bedachte Reece mit einem misstrauischen Blick. »Wenn du willst, könnte ich ihn für dich hauen.«

»Ich kenne ihn noch nicht gut genug, um mit seinen Macken vertraut zu sein«, erwiderte Megan, und Reece hörte Griffin erneut lachen. »Im Moment würde ich aber lieber wissen, was hier drin ist.« Sie griff nach einer der Bierflaschen, die Cameron auf der Theke aufgereiht hatte.

»Probier’s einfach.« Reece war froh, dass er das Thema wechseln konnte, denn Jenna liebte es, andere zu verkuppeln, und Brent und er waren natürlich ihre Lieblingsopfer. Bisher hatte ihn das nicht groß gestört. Doch jetzt konnte er den Gedanken nicht ertragen, dass Jenna ihn einer anderen in die Arme treiben wollte. »Meine Erfindung.« Er nahm sich selbst eine Flasche und ließ sich auf einen Barhocker nieder. »Mittlerweile hat sich das Zeug hier sehr gut etabliert. Willst du auch eins, Griff?«, rief er zum Thekenende hinüber. »Geht aufs Haus.«

»Nein, danke«, antwortete Griffin und wandte den Kopf gerade so viel, dass sein Gesicht im Schatten blieb. »Ich brauche nichts.«

Reece hätte fast Einwände erhoben, denn er wusste zufällig genau, wie sehr Griff das aufgepeppte Bier mochte. Er hatte also entweder bereits genug Alkohol getrunken oder wollte nicht, dass Megan die Narben sah, die seine rechte Gesichts- und Körperseite verunstalteten. In Anbetracht der Tatsache, dass Griff normalerweise nur einen Bourbon und danach Wasser trank, wenn er zum Arbeiten in die Bar kam, tippte Reece auf Letzteres.

Griff war vor fast zwei Jahren nach Austin gezogen. Er und Reece hatten sich auf Anhieb verstanden, und schnell hatte er sich auch mit Brent, Jenna und Tyree angefreundet. Niemand, der im The Fix arbeitete, reagierte noch auf seine Narben, aber bei Fremden wusste man nie, und obwohl Reece zuversichtlich war, dass Megan nicht einmal mit der Wimper zucken würde, wollte er Griffin nicht in eine unangenehme Situation bringen.

»Das Zeug ist gefährlich«, sagte Jenna zu Megan, als Reece sich wieder ihnen zuwandte. »Also pass auf.«

»Rum, Corona, Salz und Limette«, konterte Reece. »Was soll daran denn gefährlich sein?«

»Viel zu lecker. Wie du ganz genau weißt.« Sie drehte sich auf ihrem Hocker um, bis sie ihm gegenübersaß, und stemmte den Fuß zwischen seinen Beinen gegen die Sitzfläche seines Barhockers. Sie trug Sandalen mit Keilabsatz, die ihre lackierten Zehennägel zur Geltung brachten, und er musste seine ganze Willensstärke aufbringen, um sich auf ihre Worte zu konzentrieren, anstatt sich in Fantasien zu ergehen, was sich Aufregendes mit diesen ungeheuer sexy Füßen anstellen ließ.

»Davon hatte ich nämlich einmal den Kater meines Lebens«, fuhr Jenna fort. »Am Abend, bevor ich nach Los Angeles ziehen wollte. Ich war so nervös, dass ich einen nach dem anderen getrunken habe, und dann …« Sie ließ den Satz offen und hob wieder die Schultern.

»Und dann?«, fragte Cam und beugte sich vor.

»Keine Ahnung. Ich kann mich an nichts mehr erinnern.« Jenna lächelte und klimperte unschuldig mit den Wimpern. »Er schwört, dass er meine Lage nicht ausgenutzt hat, aber man weiß ja nie …«

»Herrgott, Jenna!«, fuhr Reece sie an. »Sag doch so was nicht. Du weißt ganz genau, dass ich …«

»Tut mir leid!« Sie hielt hastig die Hände hoch und bedachte Megan mit einem dünnen Lächeln. »Das war wirklich nur ein Scherz. Reece würde so was niemals machen. Schon gar nicht mit mir – er betrachtet mich eher als seine kleine Schwester –, aber auch nicht mit einer anderen. Er ist einer von den Guten.«

»Das glaube ich dir«, antwortete Megan, und ihr freundlicher Gesichtsausdruck machte ihm wieder klar, warum er vorhin zu dem Schluss gekommen war, dass er gut daran täte, sie heute mit zu sich nach Hause zu nehmen.

Sanft schob er Jennas Fuß vom Hocker und stand auf. »So, Leute, jetzt sollten wir endlich zum Wesentlichen kommen. Cam, Tyree hat dir also gezeigt, was gemacht werden muss, wenn der Laden schließt?«

»Ähm, nicht wirklich. Wie ich dir schon gesagt habe – er ist einfach gegangen.«

Reece’ Besorgnis, die in den Hintergrund getreten war, während sich Megan und Jenna unterhielten, kehrte mit aller Macht zurück. »Du willst mir also sagen, dass Tyree, der Besitzer dieses Ladens und zu dem Zeitpunkt der alleinige Geschäftsführer hier, einfach rausmarschiert ist und den Barkeeper, der keine Ahnung hat, was er tun soll, ohne jegliche Anweisungen allein gelassen hat?«

Cam zog unwillkürlich die Schultern nach vorn und sah einen Moment lang aus wie ein Kind. »Ähm, ja. So ungefähr.«

Reece ermahnte sich, ruhig Blut zu bewahren. Noch gab es keine Krise. »Und wo, sagtest du, sind Aly und Tiffany?«, fragte er. Die beiden Kellnerinnen sollten heute arbeiten.

»Sie sind hinten und bereiten alles für morgen vor«, sagte Jenna. »Ich hatte gerade mit ihnen gesprochen, als ich deine Stimme hörte.«

»Ist Brent auch hinten?« Reece konnte kaum fassen, dass er an seinen Freund und Kollegen vorübergehend gar nicht gedacht hatte. Aber er hatte sich so gefreut, Jenna zu sehen – und war so besorgt, dass Tyree nicht hier war –, dass er völlig vergessen hatte, nach ihm zu fragen.

»Brent ist ins Büro gegangen, um irgendwas zu überprüfen, kurz nachdem er mit Jenna hier eingetroffen ist«, sagte Cam und begann, die Theke zu wischen. Nun, da man ihm Fragen stellte, auf die er antworten konnte, wirkte er ruhiger. »Vor ungefähr einer halben Stunde ist er dann noch einmal weggegangen. Wohin, hat er nicht gesagt. Nur, dass er sich um etwas kümmern müsste. Aber …« Er zuckte die Achseln und setzte neu an. »Jenna hat gesagt, dass er sie fahren wollte, also muss er wiederkommen. Schließlich weiß er ja, dass wir gleich schließen.«

Die Alarmglocken, die seit einer Weile mehr oder weniger leise in Reece’ Kopf klingelten, schrillten nun mit voller Kraft los. Erst Tyree, dann Brent. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Brent für die Sicherheit der Bar zuständig war, hatte Reece wohl allen Grund dazu, sich Sorgen zu machen.

Bloß konnte er leider im Augenblick überhaupt nichts unternehmen. Stattdessen sollte er sich um das kümmern, was gerade am dringlichsten war. »Na schön. Cam, du gehst nun bitte deine übliche abschließende Checkliste durch. Griffin, bist du weg oder bleibst du noch und machst deine Arbeit zu Ende?«

Griff tippte mit dem Stift gegen das Notebook. »Wenn’s euch nichts ausmacht, noch einen Moment. Ich bin gleich fertig.«

»Keine Hektik«, sagte Reece und wandte sich an Jenna. »Könntest du Aly und Tiffany sagen, dass ich zurückkomme? Sie sollen die Abrechnung erledigen, Cam Bescheid geben, wenn sie fertig sind, und dann Feierabend machen. Wenn ich nicht vorher zurück bin, sehen wir uns, wenn sie zur nächsten Schicht antanzen.«

»Mach ich, aber was meinst du damit, wenn du nicht zurück bist? Wohin willst du denn?«

»Ich fahre Megan nach Hause.« Er wandte sich zu ihr um. »Tut mir leid, dass der Abend etwas schräg ausgegangen ist. Ich wollte bloß nach meinem Cousin schauen und dir noch einen Drink ausgeben. Damit habe ich nicht gerechnet.«

»Kein Problem«, gab sie zurück und küsste ihn auf die Wange. »Wirklich nicht.«

Er schluckte und bemerkte dann, dass Jenna ihn beobachtete. Nicht mit ihrem üblichen Funkeln in den Augen, sondern eher nachdenklich … und er hätte zu gern gewusst, was ihr im Moment wohl im Kopf umherging.

»Na gut.« Er räusperte sich. »Also, bis gleich«, sagte er zu Cam und Jenna, danach wandte er sich wieder an Megan. »Können wir?«

»Ja, aber ich wohne im Railyard.« Das war eine Wohnanlage an der Fourth Street, die nicht weit entfernt lag. »Wenn du arbeiten musst, komme ich problemlos allein dorthin.«

»Um zwei Uhr morgens? Vergiss es. Ich fahre dich.«

Zunächst glaubte er, dass sie es ihm auszureden versuchen würde, aber stattdessen bot sie ihm ihren Arm. Sie waren gerade einen Schritt auf die Tür zugegangen, als selbige aufgestoßen wurde und Brent hereinstürmte. Seine Miene war angespannt, seine Hände waren zu Fäusten geballt, seine braunen Augen funkelten vor Zorn.

»Was ist l…?«, begann Reece, aber Brent schnitt ihm das Wort mit einem knappen »Wir müssen reden!« ab.

»Ich kann wirklich allein nach Hause gehen«, sagte Megan, machte sich von ihm los und schenkte ihm ein Lächeln. »Ernsthaft, das ist kein Problem. Das mache ich ja sonst auch.«

»Nein.« Reece hielt einen Finger hoch, um Brent zu bedeuten, er möge eine Sekunde warten. »Vielleicht könntest du einfach einen Moment …«

»Ich bringe sie nach Hause«, sagte Griff. Er stand auf, kam näher und blieb so dicht vor Megan stehen, dass ihr sein vernarbtes Gesicht nicht entgehen konnte. »Mein Wagen steht drüben beim Railyard, und ich muss jetzt wirklich auch nach Hause.« Beiläufig hob er die Schultern. »Immer vorausgesetzt, dass du nichts dagegen hast.«

»Nein, keinesfalls, danke«, sagte sie, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Dann warf sie Reece einen Blick zu. »Er ist doch ein Freund von dir, stimmt’s? Weil meine Mutter mir nämlich verboten hat, mit Fremden zu gehen.«

»Griffin Draper«, sagte Griff. »Und, ja, Reece kennt mich.« Er hielt ihr seine rechte Hand hin, die ebenfalls stark vernarbt war, und Reece wurde das Gefühl nicht los, dass er sie erneut testen wollte. Da sie seine Hand nahm, hatte sie vermutlich bestanden.

»Danke, Griff«, sagte Reece und klopfte dem anderen auf den Rücken. »Wirklich nett von dir.«

»Es war ein schöner Abend«, sagte Megan, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Reece noch einmal sanft auf die Wange. »Sehen wir uns mal wieder?«

»Unbedingt«, antwortete er und musste sich zwingen, nicht zu Jenna zu blicken. Und sich in Erinnerung rufen, dass das hier gut war. Genau das Richtige. Eine Frau wie Megan, mit der man Spaß haben konnte, ohne dass es gleich Schwierigkeiten gab.

Eine Frau, die keine Erwartungen an ihn stellte, keinen Plan verfolgte und selbst keine feste Beziehung wollte.

Eine Frau, die nicht Jenna war.

»Cam, schließ die Tür ab und räum auf«, befahl Brent, sobald Griff und Megan draußen waren. Dann deutete er auf Reece. »Und du kommst mit ins Büro. Wir müssen reden.«

»Ich nehme an, es geht um Tyree?«, fragte Reece, als Jenna die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Brent hatte sie zwar nicht ausdrücklich dazugebeten, aber sie waren schon immer ein Team gewesen, daher stellte keiner von ihnen ihre Anwesenheit infrage. »Was zum Teufel ist denn los?«

»Hat es was mit Elijah zu tun?«, fragte Jenna. Tyree hatte einen sechzehnjährigen Sohn, dessen Mutter – Tyrees Frau – vor sieben Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, und die beiden hatten sehr daran zu knabbern gehabt. Aber soweit Reece wusste, ging es stetig aufwärts, und Eli machte sich gut in der Schule.

Brent kniff sich in den Nasenrücken. »Es geht um die Bar«, sagte er mit belegter Stimme. »Es sieht so aus, als würde er den Laden verlieren.«

3

»Was?« Jenna ließ sich auf einen der beiden Besucherstühle sinken, weil ihre Knie nachzugeben drohten. »Er wird die Bar verlieren? Aber … wie kann das sein?«

Neben ihr rieb sich Reece über seinen glatten Schädel. Er hatte beschlossen, sich sein dichtes schwarzes Haar abrasieren zu lassen, kurz bevor sie vor acht Monaten von Austin nach L. A. gezogen war. Tatsächlich war die Erinnerung an die Glatze die letzte aus jener Nacht, in der sie sich so fürchterlich betrunken hatte: Sie war mit der Hand darübergefahren und hatte gesagt, sie müsse sie küssen, damit es ihr Glück brächte.

Für ihn war die Liebkosung etwas Harmloses gewesen, dessen war sie sich sicher.

In ihr aber hatte sie dekadente Fantasien ausgelöst. Wie wäre es zum Beispiel, wenn er ihr plötzlich sein Gesicht zuwandte, sodass der Kuss auf seinen Lippen statt auf seinem Schädel landen würde? Allein der Gedanken hatte eine Glut in ihr entfacht, mit der sie nicht gerechnet hatte.

Nicht, dass diese Glut jemals zu einem Feuer hochschlagen würde. Oder durfte. Schließlich waren Reece und Brent ihre besten Freunde. Die Säulen ihres Daseins, ihr sicherer Hafen, ihr Rettungsanker, egal, in welcher Lebenslage. Nie und nimmer würde sie das aufs Spiel setzen. Es war ihr auch nie zuvor in den Sinn gekommen, in solch einer Hinsicht an Reece zu denken.

Tja. Bis auf dieses eine Mal. In jener Nacht ihres Abschieds.

Am Abend, bevor sie nach L. A. fliegen sollte, war sie mit Freunden aus gewesen und hatte ziemlich gebechert. Brent war schon eher heimgegangen, und Reece hatte sie nach Hause gebracht und die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufgetragen, weil sie viel zu blau gewesen war, um es allein zu schaffen.

Er hatte sich um sie gekümmert und sie ins Bett gebracht, und als sie eingeschlafen war, hatten die kleinen Dämonen, die im Alkohol gediehen, aus ihren unschuldigen Gedanken kleine Fäden der Lust gezupft und sie zu einem herrlich schmutzigen Traumstoff gewebt, aus dem sie am nächsten Morgen voller Sehnsucht, unbefriedigt, frustriert und zutiefst beschämt erwacht war.

Das war nun acht Monate her. Und doch wurde sie bei der Erinnerung daran auch jetzt noch ganz rot. Unruhig rutschte sie auf dem Gästestuhl hin und her, schlug die Beine über und dann wieder auf. Zufällig blickte sie zur Seite – und erstarrte. Reece betrachtete sie stirnrunzelnd, als sei sie ein Rätsel, das es zu lösen galt. Oder schlimmer noch, als könne er sie durchschauen und wüsste, welchen Fantasien sie sich insgeheim hingab.

»Ich bin nicht …« Sie brach ab. Sie war sich nicht sicher, was sie ursprünglich hatte sagen wollen, und es spielte auch keine Rolle, er hörte ihr nämlich nicht einmal zu. Sein Stirnrunzeln bezog sich logischerweise auf Tyrees missliche Lage und nicht auf ihre verlegene Röte.

Herrgott, Jenna!

»Zwangsversteigerung?«, fragte Reece an Brent gewandt und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an das ramponierte Bücherregal. »Ich weiß, dass die Einnahmen geringer ausfallen, weil die Konkurrenz inzwischen mörderisch geworden ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass er ein Problem damit hat, die Hypothek zu zahlen.«

»Ich eigentlich auch nicht«, sagte Brent. »Aber wie es aussieht, hat er noch bis zum Jahresende, um den gesamten Betrag zu zahlen – und wenig kann das nicht sein. Falls er das Geld nicht aufbringt, heißt es wohl Abschiednehmen.«

»Das ist doch verrückt!« Jenna sah von einem zum anderen. »Bist du sicher?«

»Ich bin vorhin reingekommen, um die Kameras zu rebooten, und dabei versehentlich an seine Maus gestoßen.« Brent, ehemaliger Polizist, war zuständig für alles, was im The Fix mit der Sicherheit zu tun hatte, ob er nun randalierende Gäste hinausbegleitete, zweifelhafte Ausweisdokumente überprüfte oder die Referenzen zukünftiger Angestellter durchleuchtete. Natürlich sorgte er ebenfalls dafür, dass die Überwachungssysteme funktionierten. »Der Brief mit der Zahlungsaufforderung war aufgerufen. Ich hätte ihn eigentlich nicht lesen dürfen, aber …«

»Ach, zum Teufel damit«, sagte Jenna. »Wie hätten wir denn sonst herausfinden sollen, dass er Hilfe braucht?« Sie drehte sich so auf dem Stuhl, dass sie mit beiden Jungs Blickkontakt aufnehmen konnte. »Denn wir werden ihm doch helfen, oder?«

»Na klar«, sagten beide einstimmig, was ihr ein Lächeln entlockte.

»Die Frage ist bloß, wie«, fügte Reece hinzu.

»Und wieso er überhaupt Hilfe braucht«, sagte Brent.

Reece trat einen Schritt auf ihn zu. »Zeig mir das Schreiben. Vielleicht steht noch etwas Relevantes drin, das dir entgangen ist.«

»Kann ich leider nicht«, sagte Brent und ließ sich mit einem Seufzen auf Tyrees Schreibtischstuhl nieder. »Die Festplatte hat in den Stand-by-Modus geschaltet, als ich eben draußen war, um nachzusehen, ob Tyree in irgendeine andere Bar gegangen ist, und jetzt brauche ich sein Passwort, um mich einzuloggen. Keine Ahnung, wieso das Ding nicht eben schon auf Stand-by gestanden hat, aber wir wissen ja alle, dass dieser Rechner Müll ist.«

Jenna verbiss sich ein Grinsen. Das entsprach der Wahrheit. Sie hatte während des Studiums im The Fix gekellnert, und Tyree hatte ihr erlaubt, in den Pausen ihre Arbeiten auf dem Computer zu schreiben. Das Gerät stammte noch aus grauer Vorzeit, aber Tyree weigerte sich, es auszutauschen. Er stecke das Geld lieber direkt in die Bar oder in Elijahs Ausbildung, sagte er, und solange ein Rechner rechnete, sähe er keine Veranlassung für irgendein modisches Upgrade.

»Vielleicht ist er mit den Zahlungen in Verzug geraten?«, spekulierte Reece, doch Jenna hörte den ungläubigen Unterton und pflichtete ihm im Stillen bei. Sie kannte Tyree zwar nicht so gut wie Brent und Reece, konnte sich allerdings nur schwer vorstellen, dass der ehemalige Offizier, der in allen Lebensbereichen überaus effizient war, ausgerechnet bei Zahlungen weniger Sorgfalt an den Tag legen würde.

»Tja, irgendwas stimmt jedenfalls nicht«, schloss Brent. »Aber, Leute, es ist schon fast drei, und ich habe daheim einen Babysitter, den ich bezahlen muss.« Er erhob sich und rieb sich über den kurzen Bart. »Wir könnten uns morgen zum Frühstück treffen. Ich bringe Faith zum Kindergarten, laufe die übliche Runde und könnte um neun zurück sein.«

Reece nickte. »Klingt gut. Ich bleibe noch ein bisschen und sehe zu, dass für morgen alles bereit ist.«

Brent klopfte ihm auf die Schulter. »Die heilige Pflicht des Geschäftsführers einer Bar.« Er zeigte auf ihn. »Vergiss nicht, die Alarmanlage einzuschalten. Und du«, fügte er hinzu und winkte Jenna, »kommst mit mir.«

»Ist gut«, gab sie zurück, erhob sich und ging auf die Tür zu. Reece tat gleichzeitig dasselbe, und so blockierten sie sich gegenseitig. Sie wollte an ihm vorbeigehen, berührte ihn dabei versehentlich und schauderte, als es sie wie ein Stromschlag durchfuhr.

»Alles okay?«, fragte Reece und legte ihr die Hand auf die Schulter, und als sie zu ihm aufblickte, glaubte sie einen Moment lang, in den rauchigen Tiefen seiner grauen Augen zu versinken. »Jenna?«

»Hm?« Sie blinzelte. »Oh – klar. Ich, ähm … du weißt schon. Ich bin nur nicht mehr an Barzeiten gewohnt. Außerdem bin ich früh aufgestanden, und dann der Flug und die Drinks …«

»Du musst ins Bett«, sagte er. »Schlaf dich aus, und wir sehen uns morgen.«

»Okay.«

Er wollte sie zum Abschied an sich drücken, wie er es schon hunderttausendmal zuvor gemacht hatte, hielt aber plötzlich inne und streckte sich, als sei er völlig geschafft.

Ihr Unterbewusstsein sagte ihr, dass sie verwirrt sein sollte oder verärgert oder sogar besorgt, denn hier schien irgendetwas nicht zu stimmen.

Tatsächlich jedoch war sie heilfroh, dass er sie nicht noch einmal berührte.

»Also – bis morgen«, sagte sie, dann folgte sie Brent hinaus.

»Danke noch mal, dass ich hier schlafen kann«, sagte Jenna und ließ sich auf die ihr so vertraute Couch fallen, sobald der Babysitter gegangen war. »Amanda sagte, ich könnte im Wohnzimmer schlafen, aber nun, da ihre Eltern bei ihr wohnen …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich liebe sie, das weißt du, allerdings ist mir das ein bisschen zu eng.«

Amanda Franklin und Jenna hatten sich drei ihrer vier Jahre an der University of Texas ein Wohnheimzimmer geteilt, und Amanda war mit Abstand Jennas beste Freundin. Wenn Amanda zum Essen, Wäschewaschen oder Krafttanken zu ihren Eltern am See gefahren war, hatte sie Jenna häufig mitgeschleift, und als die überschwänglichen Franklins erfuhren, dass Jenna außer ihrer schwer und unterbezahlt arbeitenden Mutter keinerlei Verwandtschaft hatte, nahmen sie kurzerhand beide Montgomery-Frauen in den Schoß der Familie auf.

Eigentlich hätte Jenna jetzt bei Amanda unterkommen sollen, bis sie in Austin einen neuen Job und eine Wohnung gefunden hatte. Das Freundinnenprogramm für die kommenden Abende war schon geplant gewesen: Cocktails schlürfen und schlüpfrige Mädelsfilme gucken.

Doch nun war der Plan hinfällig. Weil Amandas Eltern einen Wasserschaden hatten, mussten sie für die Reparaturarbeiten vorübergehend ihr Zuhause verlassen, und damit sie nicht ins Hotel gehen mussten, hatte Amanda ihnen angeboten, bei ihr zu wohnen.

Jenna liebte Martha und Huey Franklin von ganzem Herzen. Aber deswegen wollte sie dennoch nicht im Wohnzimmer wie auf dem Präsentierteller hocken und ständig ihren Fragen ausgesetzt sein, warum die Stelle in Los Angeles doch nichts gewesen war (sie war zwischen die Mühlen übelster Geschäftspolitik geraten) und wie es nun weitergehen sollte (was sie selbst nicht wusste und ihr angesichts ihres rasant schrumpfenden Kontos Kopfzerbrechen bereitete).

Daher war es besser, bei Brent zu übernachten und die Franklins erst dann zu besuchen, wenn sie ausgeschlafen war und sich ein paar Antworten auf ihre wohlmeinenden, aber Magenkrämpfe verursachenden Fragen zurechtgelegt hatte.

»Weißt du was?«, sagte Brent. »Ich schlafe im Wohnzimmer, und du nimmst mein Bett.«

Jenna hätte sich am liebsten in den Hintern getreten. »Nein, nein, so war das nicht gemeint, das weißt du ganz genau.«

Er wischte ihren Einwand mit einer Geste weg und ging durch den kurzen Flur in die Küche. Das kleine Haus in Crestview war so alt, dass es noch nicht in der offenen Bauweise konstruiert worden war, und sie konnte ihn nicht mehr sehen, hörte aber, wie er Schränke öffnete und schloss.

»Verdammt, Brent. Ich werfe dich doch nicht aus deinem eigenen Bett. Gegen dein Wohnzimmer ist natürlich nichts einzuwenden.«

»Das soll ja auch keine Dauerlösung sein«, erklärte Brent. Sie konnte ihn gut verstehen, obwohl er recht leise sprach. »Nur für heute Nacht. Du nimmst mein Bett, und morgen hole ich Faith zu mir. Das hätte ich heute schon gemacht, aber dann wäre sie nicht wieder eingeschlafen.«

Jenna stemmte sich von der Couch hoch, gesellte sich zu ihm in die Küche und setzte sich an den Tisch am Fenster. »Ich will auch kein kleines Mädchen aus dem Bett werfen.«

»Mein Haus, meine Regeln.« Er grinste und zeigte das Grübchen in seiner linken Wange. »Hier«, sagte er, schob ihr einen Becher Kakao hin und setzte sich ihr gegenüber. »Du bist erschöpft, das weiß ich. In einem richtigen Bett erholt man sich einfach besser. Und ich kann überall schlafen.«

»Na gut.« Sie dachte nicht daran nachzugeben, aber die Schlacht musste warten, denn der Adrenalinschub angesichts der Neuigkeit, dass Tyree in ernsten Schwierigkeiten steckte, ebbte ab und hinterließ tatsächlich nur bleierne Müdigkeit. »Du siehst noch total frisch aus.«

Er zuckte die Achseln. »Die Kombination alleinerziehender Vater und Angestellter in einem Nachtklub treibt mitunter seltsame Blüten.«

»Vielleicht bist du insgeheim Superman«, sagte sie und verbarg ihr Grinsen in dem Sahnehäubchen, das ihren Kakao krönte. Aber so schlecht war der Vergleich gar nicht. Zumal er in letzter Zeit wirklich ein wenig von Clark Kent hatte: Seine Persönlichkeit als Single-Papa und netter Bursche schien sein unverschämt gutes Aussehen ständig zu überschatten.

Doch das war ohnehin nur das Bild, das er im Moment der Außenwelt zeigte. Jenna kannte ihn dagegen schon fast ihr ganzes Leben. Früher war er ein Cop gewesen. Bevor dieses Miststück Olivia aufgekreuzt war.

Jenna hatte Brent zu Collegezeiten oft genug in Badehose gesehen. Seine Haut war immer leicht gebräunt gewesen, sein Körper extrem gut definiert, und als sie einmal zu dritt zusammen in Corpus Christi am Meer gewesen waren, hatte sich so gut wie jedes Mädchen am Strand den Hals nach ihm verrenkt.

Bei demselben Ausflug hatte sie auch erlebt, wie Brent und Reece sich für einen verwirrten Obdachlosen eingesetzt hatten, der von einem Trüppchen gefährlich aussehender Einheimischer bedrängt worden war. Die beiden Jungs und sie hatten zufällig gesehen, wie ihm die Kerle Lebensmittel aus dem Einkaufswagen stahlen, in dem sich seine ganze Habe befand, ihn beschimpften und Sand gegen ihn traten, wann immer er an ihnen vorbeikam.

Brent hatte eingegriffen, Reece war ihm auf dem Fuß gefolgt. Mit klaren Worten und ein paar gut gezielten Hieben hatten ihre beiden Jungs der Schikane blitzschnell ein Ende gemacht. Es war das erste Mal seit der Grundschule, dass sie die beiden gemeinsam hatten kämpfen sehen, und das eingespielte Team, das sie waren, spiegelte die Tiefe ihrer Freundschaft wider. Und dabei waren sie so unterschiedlich. Reece schon damals mit Bart, Waschbrettbauch und den vielen Tattoos, und Brent geschmeidig, sehnig, stark und schnell.

Sie sog die Luft ein und stieß sie seufzend wieder aus. Es waren tolle Kerle, ihre beiden besten Freunde, und unverschämt gut aussehende dazu.

Aber es ist Reece, den du willst.

Die Stimme in ihrem Kopf erschreckte sie so sehr, dass ihre Hand mit dem Becher zuckte und sich die Sahne auf ihrer Oberlippe verteilte.

»Alles okay?« Brent legte ihr eine Hand auf die Schulter, und sie wartete darauf, dass ihr Körper genauso reagierte wie vorhin, als sie versehentlich gegen Reece gestoßen war. Denn vielleicht war das alles bloß ein Reflex gewesen. Das normale Prickeln, das einen durchfuhr, wenn man seit Jahren nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen war.

Doch nichts geschah. Kein Prickeln, kein Stromstoß, keine Gänsehaut. Keine Hitzeentwicklung, keine Schmetterlinge im Bauch. Nur sie und Brent und seine warme, tröstende Hand auf der Schulter.

Ganz anders als vorhin bei Reece.

Was also sollte das bitte schön bedeuten?

»Hey«, sagte er und drückte ihre Schultern, »bist du noch da?«

»Ja, entschuldige. Ich habe nur gerade … ach, ich weiß nicht.« Sie senkte den Blick. Ganz sicher würde sie ihm nicht sagen, dass ihre Gedanken gerade bei ihrem gemeinsamen besten Freund gewesen waren.

»Du baust ab«, sagte er mit gutmütigem Spott.

»Ich muss wirklich schlafen. Aber darf ich noch Faith sehen? Wenn wir sie damit nicht wecken?«

Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Brents Lippen aus, und ihr Herz zog sich zusammen. Er hatte so viel für die Kleine aufgegeben, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Sie spülte ihren Becher aus und stellte ihn aufs Abtropfgestell, dann folgte sie ihm zu dem kleineren der beiden Schlafzimmer. Leise drehte er den Knauf und drückte die Tür ein Stück auf.

Im Schein des rosafarbenen Nachtlichts sah Jenna das kleine Mädchen auf dem Rücken liegen. Es hatte sich die Decke abgestrampelt, hielt einen Stofftiger im Arm und lutschte am Daumen. Jenna hörte das leise Saugen, und plötzlich brannten Tränen in ihren Augen. Es war gut, wieder in Austin bei ihren Freunden zu sein.

»Nicht zu fassen, dass sie schon fünf ist«, sagte Jenna, als Brent die Tür wieder zugezogen hatte. »Es kommt mir vor, als hätte ich ganze Jahre verpasst.«

»Sie wächst verdammt schnell.« Stolz schwang in seiner Stimme mit. »Und auch wenn es mir mit deiner Stelle leidtut, bin ich doch froh, dass du wieder zurück bist.«

»Gerade habe ich dasselbe gedacht«, gestand sie ihm, während sie sein Schlafzimmer betraten. »Ich mache mir Sorgen ums Geld – die Zustände auf dem Stellenmarkt sind ja nicht gerade paradiesisch –, aber ich bin auch froh, wieder hier zu sein.«

»Du schaffst das schon«, sagte er und legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie lehnte sich an ihn und fühlte sich behaglich und geborgen, eben so wie immer.

An Reece gelehnt, würde ihr Herz wahrscheinlich so viel Energie produzieren, dass sie damit halb Texas beleuchten könnte.

Sie räusperte sich und wich – beiläufig, wie sie hoffte – einen Schritt zurück. Falls Brent daran etwas merkwürdig fand, so sagte er zumindest nichts. Er trat an die Kommode, zog eine Schublade auf, holte eine Schlafanzughose und ein T-Shirt heraus und steuerte auf das Bad zu. »Bin gleich zurück«, sagte er und schloss die Tür von innen.

Sie ließ sich auf die Bettkante nieder, aber obwohl sie vollkommen erschöpft war, war sie auch ruhelos. »Was hältst du von Megan?«, rief sie nach einem Augenblick.

»Von wem?«

Unerwartete Erleichterung durchströmte sie. Wenn Brent nicht wusste, wer Megan war, konnte die Sache zwischen Reece und ihr wohl nicht allzu ernst sein.

»Megan«, wiederholte sie. »Ich kenne sie aus L. A. Es sah so aus, als sei sie mit Reece zusammen.«

»Ja?« Er kam in seiner Pyjamahose aus dem Bad. »Ich suche mal eben eine Decke für dich, dann hole ich deinen Koffer.«

»Hast du nichts mitgekriegt? Dann kann es ja nichts Ernstes sein.«

Er bückte sich, um eine Holztruhe zu öffnen, schaute aber nun auf und sah sie stirnrunzelnd an. »Magst du sie nicht?«

»Was? Doch, natürlich«, antwortete sie hastig. Meine Güte, was hatte ihr Tonfall denn verraten? Denn sie mochte Megan wirklich. Sie wollte nur nicht, dass sie etwas mit Reece hatte. Was natürlich bescheuert war, weil sie sich doch wünschte, dass sowohl Brent als auch Reece glücklich werden würden. Ihretwegen mit Frau und Kindern und einem Häuschen am Stadtrand.

»Jedenfalls wurde es Zeit, wenn du mich fragst«, unterbrach Brent ihre Gedanken.

»Was meinst du damit?«

Er richtete sich mit Decken und Laken im Arm auf. »Na ja, du kennst ihn doch. Er lernt eine kennen, aber bevor das Ganze ernst wird, geht es auseinander. So zuverlässig wie die Mondphasen. Zumindest war es früher so. Seit Monaten allerdings hat er keine mehr gehabt. Nicht mal einen One-Night-Stand, soweit ich weiß.« Er ging hinaus in den Flur, und sie hörte seine Stimme aus dem Wohnzimmer. »Nun gibt es endlich wieder eine neue Frau. Und dann auch noch eine, für die du dich verbürgen kannst. Das klingt gut, findest du nicht?« Er kehrte mit ihrem Koffer zurück und stellte ihn am Fußende des Bettes ab.

»Doch, klar.« Sie räusperte sich. Dass ihre Stimme so dünn klang, gefiel ihr gar nicht. »Wo wir gerade beim Thema sind – und mit wem bist du so zusammen?«

»Ah, ihr kennt sie bestimmt, die wunderbare Dame-die-in-ferner-Zukunft-auf-mich-wartet!« Er sprach mit falschem englischen Akzent, und sie musste lachen, weil sie wusste, dass er – nicht besonders gut – Monty Pythons Ritter der Kokosnuss imitierte, den sie drei als Kinder in dem Glauben, es handele sich um etwas Anrüchiges und Verbotenes, heimlich gesehen hatten.

»Du solltest öfter mal ausgehen. Nette Frauen kennenlernen. Faith braucht eine …«

»Komm mir nicht mit ›Faith braucht eine Mutter‹.« Seine Stimme klang plötzlich kalt. »Faith hat eine Mutter. Und davon braucht sie definitiv keine zweite.«

Jenna wünschte sich, sie hätte den Mund gehalten. »Du kannst nicht alle Frauen mit Olivia in einen Topf werfen.«

Einen Moment lang glaubte sie schon, er würde ihren Einwand ignorieren, aber dann holte er tief Luft und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er und lächelte, »mache ich auch nicht.« Er streckte die Hand aus und strich ihr über die Wange. »Vielleicht sollten wir zwei einfach nach Las Vegas durchbrennen. Du wärest bestimmt eine großartige Mom.«

»Das kann man wohl sagen«, konterte sie. »Und gut im Bett bin ich auch.«

»So wie ich«, erwiderte er, und sie lachte. Sie wusste, dass er es ganz und gar nicht ernst meinte – und sie ganz und gar nicht in Versuchung geriet –, daher gab es kein unangenehmes Ziehen in ihren Eingeweiden.

»Aber wir würden unseren feierlichen Schwur brechen«, neckte er sie.

Sie machte ein »B« in Zeichensprache und hielt es sich an die Stirn – ihr vermeintlich geheimes Zeichen, das sie sich im Sommer, in dem sie elf geworden war, ausgedacht hatten. »Beste Freunde für immer, nicht wahr?«

»Na klar. Eid ist Eid.«

»Und ob«, sagte sie leise. Sie sah Brent an, doch in Gedanken war sie bei einem anderen.

»Und vielleicht bin ich ja verrückt, aber ich möchte aus Liebe heiraten. Gut, Sex will ich auch. Allerdings noch mehr Liebe.«

Sie presste sich in gespielter Entrüstung die Hand aufs Herz. »Soll das heißen, du liebst mich nicht?«

»Doch. Aber nicht so.«

»Ich weiß.« Sie sog die Luft ein, dann musste sie gähnen. »So geht’s mir auch.«

»Komm, du bist am Ende.« Er küsste sie auf die Stirn. »Ab ins Bett. Es ist fast drei, und Reece wird früh hier sein.«

Er ging und zog die Tür hinter sich zu, und Jenna blickte sich im Zimmer um, durch dessen Vorhänge schwach das Licht der Straßenlaterne vor dem Fenster drang. Am liebsten hätte sie sich einfach nur aufs Bett zurückfallen lassen und tief und traumlos geschlafen. Vor einer halben Stunde wäre ihr das auch gelungen. Vor fünf Minuten sogar noch. Sie war gerade eben todmüde gewesen.

Aber dann hatte Brent Reece erwähnt, und prompt stiegen die verbotenen Erinnerungen wieder auf.