Angriff aus dem Cyberspace - K. B. Stock - E-Book

Angriff aus dem Cyberspace E-Book

K. B. Stock

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Beschreibung

Alexander Hofmann und Hannes Sturm gründen noch während ihrer Schulzeit die Softwareschmiede Morning Star Enterprises. Nachdem sie genügend Kapital erwirtschaftet haben, konzentrieren sie sich auf die Produktion besonders gehärteter Hard- und Software, die sie der Flugsicherungsagentur EUROCONTROL anbieten. Trotz Hannes Warnungen heiratet Alex noch an der Uni Manuela Kratz, die ihren Sohn Horst mit in die Ehe bringt. Während es geschäftlich gut vorangeht, brechen für Alex privat harte Zeiten an, als er 2015 von der bei der Bundespolizei tätigen Freundin seines Partners erfährt, dass ihn seine sieben Jahre ältere Ehefrau betrügt und das erste gemeinsame Kind abgetrieben hat. Zudem pflegt Manuela Kontakte zu einem dubiosen Finanzhai, mit dessen Geld sie die Führung von Morning Star an sich zu reißen versucht. Alex zieht daraufhin aus der gemeinsamen Villa aus und sorgt im Zuge der Scheidung dafür, dass die bisher als Finanzvorstand in der Firma tätige Manuela mit einer Abfindung in Millionenhöhe aus dem Unternehmen ausscheiden muss. Nach Auslieferung ihrer ersten Serienprodukte, scheidet der zum Multimillionär avancierte Alex Mitte 2017 bei Morning Star aus. Da Hannes Sturm die Firma bereits 2016 verlassen hat und nach der Heirat seiner beim BKA Wiesbaden tätigen Frau Dr. Hanna Jacoby zur DFS GmbH gewechselt ist, entscheidet sich Alex dafür, in das frühere Haus einer Großmutter in Punta Ala an der toskanischen Küste umzuziehen. Dort trifft er im Zuge der Hausrenovierung auf die junge Architektin Elena Rossi, die er bereits seit seiner Jugend kennt und mit der er sich schließlich verlobt. Doch schon kurz nach der Verlobung nimmt das Unheil seinen Lauf, als es unbekannten Gangstern in erpresserischer Absicht gelingt, in die neu entwickelten Flugsicherungsrechner einzudringen. Dabei kommt es u.a. zum Absturz einer israelischen Linienmaschine und zu weiteren Anschlägen, was unter anderem auch Dr. Hanna Jacoby als Leiterin eines Europol-Ermittlerteams auf den Plan ruft ...

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Seitenzahl: 472

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Die Morning Star Enterprises

Kapitel 2Außergewöhnliche Anfangsjahre

Kapitel 3Der Börsengang

Kapitel 4Rosenkrieg

Kapitel 5Rückzug aus der Firma

Kapitel 6Neubeginn in der Toskana

Kapitel 7Die wunderbare Elena Rossi

Kapitel 8Besuch bei alten Freunden

Kapitel 9Überraschung zum Abendessen

Kapitel 10Unerwartete Bekenntnisse

Kapitel 11Ein unvergesslicher Sonntag

Kapitel 12Verlobung auf italienisch

Kapitel 13Eine unbeschreibliche Nacht

Kapitel 14Glückliche Tage in der Toskana

Kapitel 15Schüsse am Strand

Kapitel 16Rätselhafte Flugzeugunfälle

Kapitel 17Elektronische Ermittlungen

Kapitel 18Das Strike-Back-Programm

Kapitel 19Überfall im Büro

Kapitel 20Die Jagd nach der Black Queen

Kapitel 21Ein leichter Sieg?

Kapitel 22Brisante Hochzeitsüberraschung

Kapitel 23Die Rache des Mafia-Paten

Kapitel 24Rettung aus höchster Not

Kapitel 25Ende gut – alles gut

NachwortMünchen im Dezember 2018

Namensverzeichnis der handelnden Personen

Impressum

Copyright © 2018 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN: 978-3-746790-34-3

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissensowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daherin keiner Weise beabsichtigt.

Titelabbildung Einband:

„monitor-1307227_1280.jpg“

Quelle: www.pixabay.com

Angriff aus dem Cyberspace

Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt:

Alexander Hofmann und sein Freund Hannes Sturm gründen noch während ihrer Gymnasialzeit eine Startup-Softwareschmiede, aus der im Laufe ihres Informatikstudiums das international angesehene Unternehmen Morning Star Enterprises hervorgeht. Nachdem die beiden genügend Kapital erwirtschaftet haben, erweitern sie ihre Firma und konzentrieren sich dabei auf die Produktion besonders gehärteter Hard- und Software, die sie für die Netzwerke der Flugsicherungsagentur EUROCONTROL anbieten. Trotz der Warnungen seines Jugendfreunds, heiratet Alex noch während des Studiums mit Manuela Kratz eine Diplomkauffrau, die ihren unehelichen Sohn Horst mit in die Ehe bringt.

Während es geschäftlich gut vorangeht, brechen jedoch für Alex privat harte Zeiten an, als er 2015 von der bei der Bundespolizei tätigen Freundin seines Partners Hannes erfährt, dass ihn seine sieben Jahre ältere Ehefrau schändlich betrügt und sogar heimlich das erste gemeinsame Kind abgetrieben hat. Zudem pflegt Manuela seit kurzem Kontakte zu einem international gesuchten Finanzhai, mit dessen Geld sie die Führung von Morning Star an sich zu reißen versucht.

Doch sie hat damit keinen Erfolg. Alex zieht aus der gemeinsamen Villa in Grünwald aus und sorgt im Zuge der Scheidung dafür, dass die bisher als Finanzvorstand in der Firma tätige Manuela mit einer Abfindung in Millionenhöhe aus dem inzwischen an der Börse notierten Unternehmen ausscheiden muss.

Nach einem Jahr, in dem die Produkte der Firma an die europäischen FS-Behörden und Fluglinien ausgeliefert werden, scheidet der zum Multimillionär avancierte Alex Mitte 2017 als CEO bei Morning Star aus. Da sein Partner Hannes Sturm die Firma bereits 2016 verlassen hat und nach der Heirat seiner inzwischen beim BKA Wiesbaden tätigen Frau Dr. Hanna Jacoby zur Deutschen Flugsicherung GmbH in Hessen gewechselt ist, entscheidet sich Alex dafür, in das frühere Haus einer Großmutter in Punta Ala an der toskanischen Küste umzuziehen. Dort trifft er im Zuge der Hausrenovierung auf die junge Architektin Elena Rossi, die er bereits seit seiner Jugend kennt und mit der er sich schließlich verlobt. Doch schon kurz nach der Verlobung nimmt das Unheil seinen Lauf, weil es unbekannten Gangstern aus erpresserischer Absicht gelingt, in die gehärteten Flugsicherungscomputer einzudringen. Dabei kommt es u.a. zum Absturz einer israelischen Linienmaschine und zu weiteren Anschlägen, was unter anderem auch Dr. Hanna Jacoby als Leiterin eines Europol-Ermittlerteams auf den Plan ruft ...

Ich wünsche allen Lesern spannende Unterhaltung.

Vom Verfasser bisher bei www.epubli.de erschienen:

Die Erben der Larojaner (03/2015)Band 1 SF-Reihe

Aufbruch nach LARO 5 (08/2015)Band 2 SF-Reihe

Planet der Sklaven (07/2016)Band 3 SF-Reihe

Kampf um SANTOR – Teil 1 (12/2017)Band 4, Teil 1 SF-Reihe

Die Firma des Piloten (12/2015)Krimi

Die Liga der Paladine (12/2016)SF-Krimi

Im Wirbelsturm der Gefühle (03/2017)Kanadakrimi

Abenteuer in Oregon (02/2018)Abenteuerkrimi

Kampf um SANTOR – Teil 2 (07/2018)Band 4, Teil 2 SF-Reihe

Kapitel 1Die Morning Star Enterprises

Ziemlich genau zwei Jahre war es jetzt her, seit Alexander Hofmann und sein Jugendfreund Hannes Sturm noch zu Schulzeiten die im Jahr 2005 ausschließlich unter absoluten IT1-Experten bekannte Softwareschmiede Morning Star Enterprises gegründet hatten.

Beide Jungs stammten aus dem eher ländlich geprägten Erding vor den Toren Münchens und sie kannten sich bereits seit ihrer gemeinsamen Zeit im örtlichen Kindergarten. Während Alex Eltern in Erding einen gut gehenden Elektrofachhandel betrieben, war Hannes mit seinem jüngeren Bruder Matthias und seiner Schwester Klara auf dem Bauernhof seiner Eltern in der Nähe von Erding aufgewachsen.

Zunächst war Morning Star Enterprises eine Idee der beiden Schüler gewesen, die sie als ausgewiesene Computernerds schon zwei Jahre vor dem Abitur in einem freigeräumten Zimmer von Alexanders Elternhaus realisiert hatten. Dort hingen die beiden technikbegeisterten Kids, sehr zum Leidwesen ihrer Eltern, nahezu jede freie Minute zusammen und programmierten was das Zeug hielt.

„Du bist schuld – schließlich hast du den beiden Frechdachsen ihr ganzes Rechnerequipment zum Selbstkostenpreis besorgt und ihnen damit den Spleen von dieser komischen Firma ins Ohr gesetzt“, hatte Alois, der Vater von Hannes, seinem Freund Maximilian bei einem gemeinsamen Biergartenbesuch der beiden miteinander befreundeten Familien erklärt.

„Hannes steht deswegen viel zu selten für die Arbeit auf unserem Hof zur Verfügung, weil er stattdessen viel lieber mit deinem Sohn rumhängt und irgendwelches unverständliches Zeugs auf seinem Rechner programmiert. Und jetzt wollen die zwei den Kram auch noch verkaufen. Brotlose Kunst, wenn du mich fragst.“

„Aber Vater, du kannst das doch gar nicht beurteilen. Wirst sehen, wir werden Erfolg haben – und die ersten Verkaufszahlen unserer neuen Buchhaltungssoftware geben uns ja auch recht.

Also reg‘ dich nicht auf. Wenn du uns weiter machen lässt, statten wir unseren Milchviehbetrieb demnächst mit einer rechnergesteuerten Fütterungs- und Melkanlage aus. Die ersetzt mich dann zu mindestens 200 Prozent.

Und deine Buchhaltung kannst du mit der von uns bereits entwickelten Software ebenfalls rationalisieren, was deine ewige Zettelwirtschaft überflüssig macht. Wir müssen das Ganze nur noch mit der in Arbeit befindlichen Milchhofanwendung kombinieren. Außerdem ist Kinderarbeit ja verboten, wie du sicher weißt“, hatte Hannes gekontert, während er seinem Freund Alex verschmitzt zulächelte.

„Da hat dein Junior nicht ganz unrecht, Alois. Wirst schon noch sehen, was unsere beiden cleveren Burschen so alles hinbekommen. Schließlich sind die beiden hochbegabt. Hat mir jedenfalls der Direktor ihres Gymnasiums bei der letzten Elternsprechstunde mitgeteilt“, hatte Alex Vater Maximilian dem Sohn des befreundeten Landwirts grinsend zugestimmt.

„Ja, ja – mir hat er das Gleiche erzählt“, erwiderte Alois Sturm mit brummiger Stimme, während er noch einen kräftigen Schluck aus seinem Maßkrug nahm.

„Zudem hat er angeregt, dass Hannes und dein Alex aufgrund ihrer sehr guten Noten und ihrer außergewöhnlichen Begabung nach dem Abitur ein Informatikstudium absolvieren sollten. Wenn ich dem zustimme, stellt sich nur die Frage, wer meinen Hof irgendwann mal übernehmen soll. Und wenn ich dem Hannes jetzt etwas sage, kommt mir der Kerl mit Computern im Kuhstall – ich fass‘ es ja nicht. Das hat bisher doch auch niemand gebraucht.“

„Jetzt stell‘ dich mal nicht so an, Onkel Alois. Schließlich interessiert sich dein jüngerer Sohn Matthes viel mehr für die Landwirtschaft, als Hannes das tut. Und nicht zuletzt geht bekanntlich probieren über studieren. Angesichts der derzeitigen Milchpreisentwicklung wird dir über kurz oder lang gar nichts anderes übrigbleiben, als bei der Modernisierung deines Betriebs mit dem technischen Fortschritt zu gehen“, wandte Alexander Hofmann spontan ein.

„Außerdem wird das, was wir vorhaben, inzwischen ja auch von der EU gefördert. Und diese Kohle solltest du dir wirklich nicht entgehen lassen. Du bist doch sonst Neuem gegenüber immer aufgeschlossen gewesen.

Und falls wir mit unserer Eigenentwicklung scheitern, versprechen wir beide, dass wir dir in Zukunft öfters auf deinem Hof zur Hand gehen werden – einverstanden?“

„Jetzt nick‘ schon endlich, du alter Knurrhahn“, wurde Alois Sturm jetzt von seiner Frau Babette angestupst. „Die Jungs verdienen unser Vertrauen. Und was den Hof angeht, fällt uns sicher auch noch eine Lösung ein, falls die Idee der beiden nicht funktioniert.“

Nachdem die beiden oft als Wunderkinder titulierten Freunde nach ausgiebigen Tests auf dem Bauernhof der Familie Sturm ihr Milchwirtschaftsprogramm schon wenige Monate später in ausgereifter Form auf den Markt brachten, ließ sich auch Alois Sturm von seiner Frau und dem Direktor des Erdinger Gymnasiums breitschlagen, indem er dem Studienwunsch seines Sohnes zustimmte.

„Bis zum Abitur ist es ja noch ein Weilchen – und ich muss zugeben, dass mir das Programm der beiden tatsächlich eine Menge Arbeit einspart. Wird aber noch etwas dauern, bis wir die damit verbundenen Investitionen wieder hereingeholt haben. Nur der Name ihrer Firma „Morning Star Enterprises“ klingt schrecklich – was soll der eigentlich bedeuten. Hätte es da nicht auch eine deutsche, besser noch eine bayerische Bezeichnung getan?“

„Du bist und bleibst ein alter Brummbär – aber ich bin froh, dass du das Potenzial der zwei Buben endlich zu würdigen weißt“, hatte Babsi Sturm nach dem Abendessen erklärt, als Hannes sich mal wieder in Richtung des provisorischen Firmenbüros der neu gegründeten Firma Morning Star verdrückt hatte.

„Und wenn du’s genau wissen willst – Hannes hat mir neulich erklärt, dass deutsche Namen für eine Firma in der Computerbranche – wie sagte er noch gleich – sowas von Megaout sind. Morgenstern hätte sich ja auch ziemlich blöd angehört. Das kennt man hierzulande ja nur als mittelalterliche Waffe.

Und der Zusatz Enterprises heißt übersetzt nichts anderes, als Unternehmen. Wobei die beiden Star Trek-Fans vielleicht aber auch ein bisschen an Captain Kirk und sein Raumschiff gedacht haben. Du kennst die Serie doch auch aus dem Fernsehen – schließlich guckst du immer ganz gespannt auf den Bildschirm, wenn es mal wieder darum geht, dass Kirks ENTERPRISE ins Weltall aufbricht, um die Geheimnisse fremder Welten zu enträtseln.“

„Ist ja schon gut, Babs. Ich sag‘ ja schon nichts mehr. Ich geh‘ lieber vor der Tagesschau gleich nochmal rüber zu unseren fleißigen Milchkühen und erforsche dabei die fremden Welten unseres Kuhstalls. Übrigens habe ich unseren Nachbarn Toni Gruber dazu überredet, sich ebenfalls so eine High-Tech-Anlage auf seinem Hof einbauen zu lassen. Geld genug dafür hat dieser alte Geizhals ja.

Nur gut, dass die Jungs mittlerweile eine Fertigungsfirma gefunden haben, die ihre provisorische Anlage hardwaretechnisch nochmal überarbeitet und die sie dann als Lizenznehmer der beiden auch anderen Bauern in der Region anbieten will“, fügte Alois dann noch zufrieden lächelnd hinzu. Wobei ihm der dabei empfundene Vaterstolz schon ein wenig anzusehen war.

Kapitel 2Außergewöhnliche Anfangsjahre

Nachdem Alexander Hofmann und sein Freund Hannes Sturm ihr Abitur bereits mit 17 Jahren in Rekordzeit abgelegt hatten, wollten sie – mit dem Segen ihrer Eltern – im Oktober 2007 ihr Informatikstudium an der TU2 München beginnen.

„Über die Studiengebühren braucht ihr euch keine Gedanken zu machen, das stemmen wir selber“, hatte Alexander Hofmann bei einem neuerlichen Biergartenbesuch den Eltern gegenüber festgestellt.

„Das Steuerungsprogramm für die neuen Fütterungs- und Melkautomaten verkauft sich schließlich hervorragend und jedes Mal, wenn sich ein fortschrittlicher, weil schlauer Bauer so eine vollautomatische Anlage zulegt, kriegt er ja von uns auch noch ein mit unserer Software verknüpftes Buchhaltungsprogramm dazu, mit dem er seine Futter- und Materialbestellungen sowie die Milchvermarkung viel simpler, als früher managen kann. Von der vereinfachten unternehmerischen Steuererklärung mal ganz abgesehen.“

„Und jedes Mal, wenn das passiert, klingelt’s in unserer Kasse“, fügte Hannes Sturm gleich noch hinzu. Damit werden wir nach den Sommerferien am Studienort in Garching sicher auch eine Wohnung bezahlen und zu zweit beziehen können.“

„Dann werden wir euch künftig wohl nicht mehr allzu oft zu sehen bekommen. Schließlich ist Garching ja ein ganzes Stückweit von hier entfernt. Und wenn ihr dort auch auf Dauer wohnen wollt, heißt das ja, dass ihr uns dann nur noch am Wochenende besuchen könnt“, hatte die aus Italien stammende Julia Hofmann an dieser Stelle ein bisschen traurig schauend eingeworfen.

„Sei bitte nicht unglücklich, Mutti – aber so ist es nun mal, wenn Söhne erwachsen werden. Außerdem ist es ja mit S- und U-Bahn keine Weltreise von hier bis nach Garching. Sind ja schließlich nur knapp 40 Kilometer. Und wenn dir Paps mal einen Nachmittag freigibt, sind du und Hannes Mutter bei uns stets herzlich willkommen. Wobei eine telefonische Vorankündigung nett wäre, damit wir unsere Bude vorher aufräumen können.“

Nach dieser Antwort von Alex brach an dem Biertisch verhaltenes Gelächter unter den beiden Elternpaaren aus, wobei Babette Sturm sofort meinte: „Was wahrscheinlich auch nötig sein wird, wenn ich an den Zustand von Hannes Zimmer bei uns daheim denke. Die Kerle werden wohl nie erwachsen – nur dass sie jetzt sporadisch tatsächlich selber aufräumen und sogar ihre Klamotten selber waschen und bügeln wollen, das ist absolut mal was Neues – stimmt doch Julia?“

„Und wie“, erwiderte Julia Hofmann prompt. „Aber merkt euch eines, ihr beiden: Wir besuchen euch gern – zumindest hin und wieder. Allerdings nicht zum Putzen und Aufräumen. Also haltet eure Versprechungen. Wir kommen dann nämlich als Besucherinnen zu Kaffee und Kuchen zu euch – und nicht als Koch- oder Reinigungshilfe.“

Im Oktober 2007 war es endlich soweit. Das bestandene Abitur in der Tasche hatte man im Familienkreis gebührend gefeiert und danach hatten sich die beiden Jungstudenten in ihre in Garching angemietete WG verzogen.

Dort hatten Alex und Hannes bereits in den Tagen vor dem Umzug ein Zimmer ihrer Studenten-WG reserviert und mit ihren Computern und Notebooks bestückt. Und genau an diesem Ort gedachten sie ihre Softwarefirma, parallel zum begonnenen Grundstudium, auf neue Produkte auszurichten.

Das dafür nötige Erweiterungskapital in Höhe von knapp 100.000 Euro hatten die beiden Jungunternehmer bereits mit ihren bisherigen Entwicklungen verdient. Und jetzt wollten sie diesen ersten Erfolg während ihres Informatikstudiums an der Technischen Universität München mit der erfolgreichen Vermarktung einer neu entwickelten Banking- und Broker-App fortsetzen.

Darüber, dass sie bereits kurz vor dem Ende ihres Studiums drei Jahre später bereits ausgesprochen hohe Nettogewinne erzielen konnten, wunderten sich die beiden Jungunternehmer selbst zum Ende ihres Informatikstudiums im Jahr 2010 noch so manches Mal.

Jedoch hatten sie ihre Produkte exzellent, aber dennoch für die potenziellen Nutzer einfach und verständlich programmiert. Außerdem verbesserten und aktualisierten sie all ihre vermarkteten Applikationen als kostenfreie Dienstleistung ständig, um ihren immer zahlreicheren Kunden entlang des ab 2007 einsetzenden Smartphone- und Tablet-Booms stets aktuelle, auf dem neuesten Stand befindliche Anwendungen zur Verfügung zu stellen.

Genau deshalb fand die von ihnen designte Software nicht nur bei professionellen Bankern und Brokern, sondern zunehmend auch bei vielen Privatanlegern reißenden Absatz.

„Sichere Kontenführung und eine leicht zu begreifende Bedienerführung – das ist es, was die Leute künftig brauchen“, hatte Alex schon im Jahr 2007 zu seinem Freund gesagt, als der ihn kurz vor der geplanten Produkterweiterung zum wiederholten Male auf das hohe Risiko einer Eigenvermarktung und die freiwillig gewährten kostenfreien Updates in diesem hochspezialisierten Bereich hingewiesen hatte.

Zu seinem Studienfreund Hannes Sturm, der lieber von Anfang an die Rechte der von ihnen entwickelten Applikationen als Ganzes an eine der im Smartphonezeitalter wie Pilze aus dem Boden schießenden großen Softwarefirmen verkauft hätte, meinte Alexander Hofmann:

„Wirst sehen, Hannes – gerade die kostenlosen Updates machen unsere Apps zum Selbstläufer. Nicht nur, weil wir unsere Kunden damit an uns binden, sondern vor allem, weil keine andere Firma sowas bislang macht. Auch wenn ich verstehe, dass du lieber diese bescheuerten Spiele-Apps entwickeln würdest, mit denen jeder Blödmann heutzutage auf seinem Handy herumdaddelt.

Sicher kann man auf diese Weise ebenfalls schnelles Geld verdienen – aber weißt du – sowas ist mir zuwider. Jugendliche und Kinder abzocken – das können andere gerne machen. Ich jedenfalls bin mir dafür zu schade.

Lass uns doch erst mal abwarten, wie unsere Software längerfristig bei den Kunden einschlägt. Und dabei denke ich noch nicht nur an die einschlägigen Banken und ihre sogenannten Kundenberater.

Schau dir doch nur mal an, wieviel Kohle heute tagtäglich an den internationalen Börsen von Privatkunden umgesetzt wird. Und dann überlegst du dir zweitens, wieviel Geld diese überheblichen Broker mit ihrer viel zu komplizierten Standardsoftware jedes Jahr im Namen ihrer Anleger verbrennen, wofür sie denen auch noch unverschämte Gebühren abknöpfen.

Mit dem, was Morning Star Enterprises demnächst anzubieten hat, werden Börsengeschäfte aufgrund aktuellster Kursdaten selbst für einfach strukturierte Anleger ohne dezidierte Informatik- und Anlagekenntnisse simpel und transparent. Denn so können sie entweder ganz alleine zur Tat schreiten, oder zumindest den Empfehlungen ihrer Bankberater mit Hilfe unserer App zustimmen, oder eben nicht.

Wenn sie unsere Software nutzen, brauchen sie sich außerdem nie mehr von besserwisserischen Börsenmaklern beschwatzen lassen, die ihren mangelhaften Durchblick über hochgestochen klingendes Geschwafel zu kompensieren versuchen.“

„Ich glaub’s dir ja“, hatte Hannes Sturm mit belustigter Miene erwidert, bevor er nachdenklich meinte: „Solch eine Entscheidungshilfe, wie wir sie mit unserer App gerade auf den Markt gebracht haben, hat es in der Form ja noch nie gegeben.“

„Siehst du, wir verstehen uns. Der Witz an der Sache ist, dass unsere Vermarktung kaum Eigenkapital erfordert. Erstmal müssen wir nur für die Werbung und ggf. noch für eine professionelle kaufmännische Beratung Geld ausgeben, und das ist verkraftbar.

Und falls die Sache längerfristig schief geht, können wir ja danach noch immer Spiele-Apps entwickeln, auch wenn mir das kolossal gegen den Strich gehen würde.“

Der nach ihrem erfolgreichen Studienabschluss in den darauffolgenden Jahren zu verzeichnende Erfolg kam dennoch selbst für den stets optimistischen Alexander Hofmann völlig überraschend. Das Firmenvermögen – wie auch die Privatschatulle der beiden inzwischen 20 Jahre alten Diplom-Informatiker war im Jahr 2010 nämlich bereits auf einen Gesamtbetrag von jeweils über 5 Millionen Euro angewachsen.

Damit war Morning Star Enterprises zwar eine in Expertenkreisen angesagte, jedoch immer noch auf Nischenprodukte spezialisierte Firma geworden, deren Gewinne sich trotz des mangelnden Bekanntheitsgrads durchaus sehen lassen konnten.

Nur eines stand schon sehr bald fest – für den betriebswirtschaftlichen Sektor ihrer mittlerweile in eine GmbH umgewandelten Firma würden die beiden Jungunternehmer schon sehr bald professionelle Unterstützung durch firmeninterne Marketing- und Finanzfachleute benötigen.

Da traf es sich gut, dass, Alexander Hofmann bereits kurz vor Abschluss seines Studiums im Jahr 2009 auf ihrem Campus Manuela Kratz kennengelernt hatte, die zu diesem Zeitpunkt als Mitarbeiterin in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TU im Bereich Marketing und Finanzwesen arbeitete.

Und nach mehreren Dates hatte sich Alex unsterblich in die um 7 Jahre ältere Frau verliebt, die seinen Avancen überraschenderweise schon sehr bald entgegenkam.

Nachdem er seine hübsch anzusehende neue Freundin noch im gleichen Jahr überredete, als kaufmännische Assistentin zu Morning Star zu wechseln, war er sich sicher, eine große Hürde auf dem Weg zum Erfolg der gemeinsamen Firma aus dem Weg geräumt zu haben.

Nachdem Alexander dann auch noch die nicht nur im geschäftlichen Bereich ziemlich dominante Manuela im Sommer des Jahres 2010 – trotz ihres unehelichen zehnjährigen Sohnes und trotz der Warnungen seines Freundes Hannes – Hals über Kopf ehelichte, hatte er nach den obligatorischen Flitterwochen in der Karibik seinen Freund Hannes in einer ruhigen Minute beiseite genommen.

„Wir müssen in den kommenden Tagen dringend mal über die Zukunftsperspektiven unserer Firma reden. Du solltest nämlich wissen, was ich mir in dieser Beziehung für unsere gemeinsamen nächsten Jahre so vorstelle – und ich möchte von dir hören, welche Ideen du in diesem Zusammenhang hast.“

„Von mir aus – sofern das deine eigenen Ideen sind, über die du mit mir sprechen willst, und nicht die deiner Frau. Tut mir leid, mein Lieber, aber ich kann sie und ihren frechen Rotzlöffel noch immer nicht so recht leiden.

Ich halte sie nämlich nach wie vor für ein ziemlich berechnendes Luder, dass sich bei dir einfach ins gemachte Bett gelegt hat. Aber das habe ich dir verliebtem Trottel ja schon des Öfteren gesagt.

Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass sie mich längerfristig liebend gerne aus der Firma verdrängen würde, um selber das zweite Ruder in der Firmenleitung zu übernehmen. Dich Vollpfosten hat sie ja bereits komplett in der Tasche – und du merkst es noch nicht mal.“

„Das ist doch Quatsch, Hannes. Natürlich habe ich schon mitbekommen, dass die Chemie zwischen euch manchmal stimmt – aber was den kaufmännischen Sektor von Morning Star angeht, liefert Manu doch bislang eine super Performance ab.

In dieser Hinsicht kannst du dich jedenfalls nicht beschweren – auch wenn sie zugegebenermaßen von Computertechnik und Programmierung kaum Ahnung hat. Oder warum glaubst du, haben wir die Eurokrise bislang so gut überstanden?

Immerhin hat meine Frau wegen ihres Jobs bei uns ja auch zugestimmt, ihren unehelichen Sohn Horst in ein Schweizer Internat zu schicken, damit sie ausreichend Zeit für die Arbeit in unserer Firma hat.

Und was den technischen Fortschritt von Morning Star angeht, bestimmen alleine wir beide, wohin der Hase zukünftig läuft“, entgegnete Alexander Hofmann energisch, wobei er seinen Ärger über die Äußerungen seines Freundes kaum verbergen konnte.

Als sich die beiden Softwareentwickler einige Tage danach zu ihrem verabredeten Gespräch in den inzwischen angemieteten Räumen ihrer kleinen Firma im gerade erst neu eröffneten Technologiepark Ottobrunn trafen, saß Alexanders Ehefrau Manuela im dortigen Besprechungsraum bereits am Tisch.

„Ich dachte, wir beide wollten alleine miteinander reden. Schließlich ist das ein informationstechnisches Brainstorming, oder habe ich da was falsch verstanden?“, giftete Hannes seinen Geschäftspartner sofort an, während er Manuela Hofmann zornige Blicke zuwarf.

„Jetzt reg‘ dich mal wieder ab, Hannes“, säuselte Manu prompt. „Wie du dir sicher vorstellen kannst, hat jedwede Entscheidung zur Weiterentwicklung eurer Firma automatisch betriebswirtschaftliche Konsequenzen.

Und deshalb – und weil wir nun mal im Augenblick nicht in wirtschaftlich sicheren Zeiten leben, sitze ich hier lediglich als Korrektiv mit am Tisch, falls ihr euch bei eurer Diskussion in eine Richtung bewegt, mit der zu hohe wirtschaftliche Risiken verbunden wären. Keine Angst, in euren Computerkram rede ich euch bei eurem Plausch schon nicht rein.

Davon habe ich ja nicht genug Ahnung, wie du mir ja schon des Öfteren durch die Blume zu verstehen gegeben hast. Jedoch bin ich im Bilanzen lesen ziemlich gut und daher auch in der Lage, eine Nutzen-Kosten-Analyse auf Basis neuer Ideen zu erstellen“, schimpfte Manuela sofort zurück, wobei sie eine beleidigt-schmollende Miene aufsetzte.

„Jetzt hört endlich mal mit dieser blödsinnigen Streiterei auf“, ergriff in diesem Moment Alexander Hofmann das Wort.

„Das bringt uns schließlich keinen Schritt weiter. Manu hat recht – wir müssen an alles, was wir künftig vorhaben, ein Preisschild kleben. Und das gilt für vorzunehmende Investitionen genauso, wie für den zu erwartenden Gewinn.

Wenn sich jetzt also alle mal wieder beruhigt haben, würde ich gern mal zum eigentlichen Thema dieses Treffens kommen“, meinte Alexander Hofmann, als er in die säuerlichen Mienen von Hannes und seiner Ehefrau blickte.

Als er daraufhin keinen Widerspruch erntete, begann er anhand der auf seinem nagelneuen iPad niedergeschriebenen Notizen mit dem Vortrag seiner Ideen.

„Nachdem unsere Firma seit nunmehr drei Jahren nur so brummt, müssen wir heute über eine künftige Umorientierung und zugleich über eine Expansion in Richtung einer neuen Produktlinie nachdenken.

Da wir unseren bisherigen Kunden mit den Banking-Apps immer das Neueste vom Neusten nahezu kostenfrei zur Verfügung stellen, ist dieser Produktbereich irgendwann gesättigt und der Absatz unserer Apps wird daher über kurz oder lang zurückgehen.“

„War ja auch ‘ne Schnapsidee von euch, womit ich die kostenlose Bereitstellung eurer Updates meine. Sowas kann auch nur betriebswirtschaftlichen Laien einfallen. Mit mir hätte es das damals jedenfalls nicht gegeben“, hatte Manuela trocken die ersten Sätze ihres Mannes kommentiert.

„Ja, verdammt. Vielleicht sind wir ja ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Aber wie dem auch sei, wir haben auf diese Weise in kürzester Zeit etliche Millionen verdient. Und jetzt müssen wir uns allein schon aus steuerlichen Gründen überlegen, in welche Zukunftsprodukte wir einen Teil unseres Nettogewinns investieren sollten“, hatte Alexander Hofmann seine Angetraute unwirsch zurechtgewiesen, ehe er wieder mit ruhigerer Stimme fortfuhr:

„Exakt deswegen müssen wir uns meines Erachtens auf einen gänzlich neuen Anwendungsbereich konzentrieren. Wobei es darauf ankommen wird, bisher noch nie dagewesene Hard- und Softwarelösungen zu entwickeln und anzubieten. Und zwar in Bereichen, in denen es bislang nur handelsüblichen antiken Schrott gibt, der in der heutigen Zeit immer angreifbarer wird.“

„Und, mein Lieber, was schwebt dir da so vor? Willst du jetzt etwa Anti-Malware-Programme entwickeln oder sogar doch noch in die Spieleschiene einsteigen?“, hatte Hannes Sturm sofort gefragt.

„Auf gar keinen Fall, Hannes. Du kennst doch meinen Standpunkt – und an dem hat sich nichts geändert, obwohl mir auch Manu schon des Öfteren vorgeschlagen hat, Spiele-Apps in unser Produktportfolio aufzunehmen. Und Internet Security-Programme gibt es ja bereits zuhauf – auch wenn einige von denen mehr versprechen, als sie tatsächlich halten.

Ich denke da eher an die Produktion möglichst unangreifbarer Rechner für öffentliche Auftraggeber. Damit meine ich Regierungsbehörden und deren nachgeordnete Dienststellen, die wir uns als Kundschaft erschließen sollten. Und ich will euch gleich auch sagen, weshalb ich das vorschlage. Doch lasst mich bitte vorher noch ein paar grundsätzliche Bemerkungen machen, damit ihr besser versteht, warum ich gerade auf diese Idee gekommen bin.“

Nach diesen einleitenden Worten war sich Alexander Hofmann der Aufmerksamkeit seiner beiden Zuhörer gewiss, die seinen weiteren Ausführungen jetzt gespannt zu lauschen begannen.

„Nun, ich denke, ihr habt alle beide schon mal etwas über die in letzter Zeit zunehmenden Hackerangriffe auf behördliche IT-Systeme gehört oder in den Medien gelesen. Das geht ja seit 2007 inzwischen soweit, dass selbst die von Firewalls besonders gesicherten, sensitiven Netze der Bundesregierung vor solchen Attacken nicht hundertprozentig gefeit sind.

Zwar gibt es bereits erste Überlegungen zu neuen Sicherheitsarchitekturen – doch ist man in diesem Bereich – angesichts der damit verbundenen immensen Kosten – über Planpausen und Absichtserklärungen bisher nicht hinausgekommen.“

„Und da willst du jetzt auf breiter Front eingreifen? Meinst du nicht, dass wir uns mit Blick auf die riesige Menge an betroffener Hardware damit möglicherweise ein bisschen überheben?“, stellte Hannes Sturm mit zweifelnder Miene gleich zwei Fragen.

„Nein, Hannes. Von Anfang an breitflächig wird das nicht gehen, das ist sogar mir klar. Solch eine Aufgabe kann man meines Erachtens nur schrittweise lösen.

Wobei ich mir in den letzten Wochen schon mal eine Prioritätenliste überlegt habe, mit der wir anhand von noch zu verfeinernden Risikoanalysen bestimmen können, für welche Behördennetzwerke wir derart gehärtete Rechner – zunächst noch unabhängig von den darauf zu portierenden Anwendungen – interessant wären.

Wundert euch bitte nicht, dass nach meiner ersten Grobanalyse die Kommunikationsnetze der Politiker nicht an allererster Stelle rangieren. Es gibt nämlich noch andere, überraschend leicht zu manipulierende IT-Systeme, deren erzwungener Ausfall noch viel höhere Gefährdungen zur Folge hätte.

Was die Netzwerke selbst angeht, muss man heutzutage ja davon ausgehen, dass man – trotz aller Tunnelungstechnologien – niemals vor einem unbefugten Eindringen sicher sein kann. Und deswegen muss man für eine gesicherte Kommunikation künftig absolut zuverlässige Endgeräte konstruieren, die einen Hackerangriff erkennen und auf ihn reagieren können.

Der Schlüssel liegt also nicht bei den Übertragungsnetzen der üblichen Provider, sondern bei den Geräten, die an deren Ende betrieben werden. Denn einen Verbindungsausfall kann man ja zum Beispiel durch genügend Redundanz überbrücken.

Ich habe euch die Liste mal ausgedruckt und meine, dass wir unsere Aufmerksamkeit vorrangig auf die IT-Systeme richten müssen, die der Steuerung und Kontrolle des Luft- und Schienenverkehrs dienen.

An zweiter Position findet ihr die zentralen Netzwerke, über die die Energie- und Wasserversorgung sowie die Telekommunikation gesteuert werden. Und erst danach kommen die Netze dran, mit denen unsere Politiker auf allen Ebenen untereinander kommunizieren.“

Nachdem Alex die mitgebrachten Ausdrucke verteilt hatte, überflogen Manuela und Hannes die Liste, woraufhin Hannes gleich danach meinte:

„Das, was du hier aufgeschrieben hast, klingt für mich auf den ersten Blick plausibel – und ich stimme dir zu, dass wir uns als erstes Projekt das europäische Flugsicherungsnetz aussuchen sollten.

Bleibt nur die Frage, wer mit den dafür zuständigen Stellen über eine Modernisierung verhandeln soll. Denn wenn ich dich gerade richtig verstanden habe, geht es dir ja nicht um den Ersatz der Verbindungsnetze, sondern in erster Linie um den Einsatz neuartiger Rechner an deren jeweiligem Ende.

Heißt also im Klartext, dass man den betroffenen Stellen erst mal klarmachen muss, dass sie künftig neue Endgeräte brauchen, was die amtlichen Stellen, wie auch die Fluggesellschaften letztendlich viel investives Geld kosten würde.

Wie du sicher weißt, geht derartigen Anschaffungen im öffentlichen Bereich stets ein ellenlanger Planungs- und Genehmigungsprozess voran, bei dem in aller Regel auch die Politiker mitreden. Und diese Leute achten auf die Arbeitsplätze ihrer Wähler, womit ich die Beschäftigungslage der in ihren Wahlkreisen beheimateten Firmen meine.“

„Tja, mein Lieber, das mit dem Verhandeln müssen wir beide schon selber erledigen. Aber vorher müssen wir uns selber ausreichend Klarheit über die derzeitigen Schwachstellen verschaffen. Wohin das führt, sehen wir ja angesichts des eingesetzten Sammelsuriums von Hard- und Software und deren Inkompatibilitäten bereits heute.

Du erinnerst dich doch sicher noch an Karl Brandl, einen unserer besten Freunde aus alten Schultagen. Er arbeitet seit seinem Ingenieurstudium inzwischen in leitender Funktion bei der Deutschen Flugsicherung GmbH am Münchner Flughafen.

Ich habe ihn neulich mal in München getroffen und dabei hat er mir erzählt, dass es demnächst von deutscher Seite eine Ausschreibung für die Ablösung der in Europa insgesamt veralteten Server- und Endgerätetechnologie seitens seiner Aufsichtsbehörde geben wird. Eben weil der von ihnen derzeit genutzte Krempel so störanfällig ist.

Deshalb ist er der richtige Mann und daher sollten wir zwei ihn in den nächsten Tagen mal informell besuchen, um mit ihm genauer über die Defizite der heute betriebenen FS3-Netze zu diskutieren.

Und die Genehmigung für dieses Gespräch wirst du bei den Verantwortlichen der DFS4 einholen, ehe wir später als potenzieller Anbieter mit dem aufsichtsführenden Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung und dem Bundesverkehrsministerium sprechen.“

„Was wir natürlich erst dann machen können, wenn wir etwas vorzuweisen haben, das uns danach einen offiziellen Sondierungsauftrag beschert. Und dabei muss es sich nicht nur um ein modernes und gehärtetes Betriebssystem, sondern auch um neuartige Endgeräte handeln, die wir zuvor einem Stresstest unterziehen müssen.“

„Schön, dass du genauso denkst wie ich, Hannes. Eine neue Software zu entwickeln, sollte für einen ersten Hardware-Prototypen relativ rasch machbar zu sein. Denn wir lassen ja die eigentlichen Anwendungsprogramme der Flugsicherungssoftware erstmal in Ruhe.

Deren Oberfläche und Funktionalität muss zunächst auch deswegen erhalten bleiben, damit die Fluglotsen nicht radikal von heute auf morgen umlernen müssen. Was natürlich nicht ausschließt, dass wir später, hinsichtlich vorausschauender Problemprognosen zur Frühwarnung, über ergänzende KI5-Mechanismen für diese Anwendungen diskutieren müssen.

Viel wichtiger ist jedoch der Hardwareaustausch und das betrifft vorerst ausschließlich die Serverfarmen und Arbeitsplatzcomputer der Flugsicherung, wobei natürlich auch die in Flugzeugen genutzte Hardware am anderen Ende mit auf die Modernisierungsliste muss.

Das heißt, wir besorgen uns einen der aktuellsten handelsüblichen Rechnertypen – egal von welchem Hersteller – und überschreiben dessen CPU6 einschließlich des darauf vorhandenen Betriebssystems, was uns hoffentlich eine völlig jungfräuliche Hardware beschert.

Danach konzipieren wir alle Schichten der zwischen CPU und Anwendungen arbeitenden Shell7- und Kernel8-Programmierung einschließlich der Verwaltung der Zugriffsrechte neu und härten sie, indem wir deutlich mehr Layer einfügen, als das nach dem OSI9-Modell mit seinen sieben Schichten bislang jemals der Fall gewesen ist.“

„Klingt für mich nach einer Unix-basierten Neukonfigurierung des gesamten Rechnerkerns sowie dessen umgebender Prozessinterpreter – oder?“

„Stimmt. So in etwa stelle ich mir das vor, Hannes. Die CPU einigermaßen sicherer Rechner der neueren Generation läuft ja zumeist bereits auf einem unixoiden Betriebssystem. Deshalb dürfte uns der Austausch des ursprünglichen Betriebssystems gegen das mit deutlich mehr als der üblichen sieben Layer ausgestattete Kernsystem keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten.

Doch zuvor müssen wir uns versichern, dass in der ausgeräumten CPU nicht noch versteckte Restbestandteile der ursprünglichen Herstellersoftware existieren, ehe wir die Kiste nach unseren Wünschen umkonfigurieren.“

„Ich will ja kein Spielverderber sein“, hatte Manuela Hofmann ihren Ehemann an dieser Stelle unterbrochen.

„Habt ihr zwei Computer-Nerds euch schon mal darüber Gedanken gemacht, dass ihr bei einem derartigen Vorgehen eventuell die Lizenzrechte der bisherigen Hersteller verletzen könntet? Von den nötigen Abnahmeprüfungen durch das Bundesluftfahrtamt mal ganz abgesehen. Und wisst ihr, wie sowas bei einer Herstellerklage inzwischen von den Gerichten bestraft wird? Ihr seid doch wohl beide bescheuert.

Ihr nehmt fremde Hardware und pfuscht an der herum. Und dann gebt ihr das Ergebnis als Eigenentwicklung aus? Ich fass‘ es ja nicht.“

„Halt mal die Füße still, Manu – ich habe bisher mit keinem Wort gesagt, dass ich vorhabe, einen Computerhersteller zu hintergehen. Zunächst mal werden wir das, was wir noch zu entwickeln haben, ausgiebig austesten müssen. Und solange wir für unseren Prototyp einen marktverfügbaren und legal erworben Rechner hernehmen, ist dagegen auch juristisch nichts einzuwenden. Das machen selbst große Softwarefirmen nicht anders.

Nur in einem Punkt hast du recht. Wenn wir später mit unserem gehärteten Betriebssystem und einer umkonfigurierten CPU auf den Markt wollen, müssen wir diese Rechnerkomponenten auf der Basis des Prototypen in Kooperation mit der Herstellerfirma selber produzieren.

Das macht aber erst dann Sinn, wenn wir nach den Tests einen diesbezüglichen Auftrag an Land gezogen haben und die erforderlichen Genehmigungen vorliegen.

Daher geht im Zuge einer geplanten Firmenerweiterung, mit Blick auf die spätere Serienfertigung, an der Zusammenarbeit mit einem leistungsfähigen Hardwarehersteller kein Weg vorbei.“

„Super, du Vollpfosten. Und warum muss es dann unbedingt ein Unix-basierter Rechner sein?“, fauchte Manuela Hofmann ihren Mann in diesem Moment an.

„Soweit ich weiß, arbeitet doch die halbe Welt – und übrigens auch die Masse eurer ins Auge gefassten Behördenkunden mit Microsoft-Betriebssystemen. Ein Windows-basiertes System zum Testen würde uns doch wesentlicher billiger kommen, als die exotische Unix-Software, die euch vorschwebt – oder etwa nicht?

Du brauchst gar nicht so bescheuert zu gucken, Alex. Auch ich als absoluter Computerlaie weiß, dass euer hochgelobtes Unix ein nicht gerade gängiges Betriebssystem ist – zumal an dem dann auch noch jederzeit viele sogenannte User wegen dessen Open-Source-Struktur rumbasteln können. Soviel also zur Geheimhaltung eurer innovativen Absichten, die euch doch so sehr am Herzen liegt.“

„Habe ich dir’s nicht gesagt? Deine superschlaue Bürokratin quatscht immer nur dumm dazwischen und hat deinen Ansatz nur zur Hälfte kapiert“, meldete sich jetzt Hannes Sturm mit zorniger Stimme zu Wort.

„Selbst du, liebe Manuela dürftest wissen, dass Windows das anfälligste Betriebssystem ist, das es jemals auf den Markt geschafft hat. Oder warum sonst denkst du, dass Microsoft andauernd neue Patches ihres fehlerhaften Hauptprodukts herausbringt.

Und nicht immer reagieren die Systemadministratoren, die diese Flickschusterei implementieren müssen, in time, wie man so schön sagt. Von daher rühren ja die meisten Probleme in den Behördennetzwerken her, wobei das zugegebenermaßen auch zu einem Gutteil den viel zu langen Regenerationsphasen ihrer verwendeten Hardware zuzuschreiben ist.

Mit einem stets aktuell gehaltenen Unix-basierten Betriebssystem – wie es übrigens auch die Firma Apple in ihren Produkten einsetzt – passiert sowas weit seltener.

Und das liegt daran, dass man es dabei mit einem geschlossenen System zu tun hat, dessen Programmierung allein in den Händen des Herstellers liegt, in die man von außen deshalb nicht eingreifen kann, weil auf den zugehörigen Rechnern nur herstellergeprüfte Anwendungen zum Einsatz kommen.“

„Genau das ist der entscheidende Punkt“, assistierte Alexander Hofmann in diesem Moment seinem Freund.

„Wir programmieren nämlich nicht nur das Betriebssystem und den Hardwarekern völlig neu, sondern wir lassen außerdem alle zwischen Anwendungen und Rechnerkern laufenden In-Out-Prozesse permanent überwachen und bauen darüber hinaus noch intelligente softwaretechnische Abwehrmechanismen in die CPU ein.“

Firmenentwickelte Unix-Derivate in gehärteten Rechnern sind eigentlich vom Prinzip her nichts völlig Neues, denn sowas findet man ja bereits heute in einigen Supercomputern.

Nur gehen wir bei der Härtung noch einen Schritt weiter, indem wir defensive Schutzmechanismen zu einem späteren Zeitpunkt noch durch aktive Gegenmaßnahmen ergänzen. Sowas gab es nämlich bisher noch nicht“, schloss Alexander Hofmann seine Ausführungen an dieser Stelle ab.

„Absolut korrekt“, meinte Hannes Sturm jetzt begeistert. „Eine CPU, die sich wehrt und in Richtung potenzieller Angreifer zurückschlägt – das ist das Innovative an Alexanders Konzept.

Auf diese Weise können wir nämlich die Härtung eines eigenen Prototyps auf ganz neue Füße stellen. Aber bis es soweit ist, dass das alles funktioniert, werden wir noch einiges an Programmierarbeit zu leisten haben.“

„Von mir aus – und ich berechne schon mal, was uns der Spaß kosten wird. Bin jetzt schon mal gespannt, ob da am Ende netto überhaupt noch was übrigbleibt, wenn wir diesen Weg tatsächlich einschlagen sollten.

Außerdem gucke ich mir mal unsere Kapitaldecke an – wobei ich schon jetzt ziemlich sicher bin, dass wir unsere Firma über kurz oder lang an die Börse bringen müssen.

Unser Eigenkapital reicht allenfalls für ‘ne prototypische Testreihe. Danach sind – vor allem mit Blick auf eventuelle Kooperationspartner – weitere Aufwendungen nötig. Und diese Kohle kriegen wir nur über den Verkauf von Aktien herein.

Außerdem leiere ich schon mal vorsichtshalber behördliche Sicherheitsüberprüfungen für uns und unsere Mitarbeiter an. Denn ohne entsprechende Freigaben könnt ihr öffentliche Aufträge von Anfang an vergessen“, meinte Manuela Hofmann, wobei sie durch ihr ganzes Gehabe zeigte, wie sehr sie die Sinnhaftigkeit der Ideen ihres Ehemanns Alexander und seines Freunds Hannes anzweifelte.

Die nächsten Monate nach der Unterredung waren von intensiver Programmierarbeit geprägt. Und bei deren Abschluss hatten die zwei Softwareentwickler ein Jahr später tatsächlich etwas völlig Neues auf die Beine gestellt, dass selbst die Fachleute der DFS GmbH sowie die Beamten des BAF10 und des BSI11 überraschte.

Kapitel 3Der Börsengang

Nach erfolgreichem Test und nach Prüfung und Genehmigung durch die europäische Flugsicherungsagentur EUROCONTROL12 ging im Jahr 2011 der offizielle Auftrag zur Serienfertigung einer ersten Tranche an Boden- und Bordcomputern bei der Morning Star Enterprises ein.

Daher entschieden sich Alex und Hannes, den schon ein Jahr zuvor angedachten Börsengang ihrer Firma umgehend in die Tat umzusetzen, um auf diese Weise das benötigte Kapital für die Firmenexpansion zu akquirieren.

„Wir bringen 40% unserer Aktien zur Kapitalakquise auf den freien Markt. Hannes und ich behalten je 20% und Manuela und ihr Sohn jeweils 10%. Das halte ich für eine gerechte Aufteilung“, hatte Alexander Hofmann in der diesbezüglich anberaumten Sitzung der Geschäftsführung angeregt.

„Okay, damit kann ich leben – allerdings bin ich dagegen, dass ein gerade mal Elfjähriger Stimmanteile an unserer Firma erhält“, hatte Hannes Sturm sofort erklärt und damit erneut den Zorn von Alexanders Ehefrau auf sich gezogen.

„Da besteht momentan gar kein Anlass zur Sorge, Hannes. Solange mein Adoptivsohn noch minderjährig ist, darf er qua Gesetz ohnehin nicht bei unseren geschäftlichen Entscheidungen mitreden. Und erst wenn er achtzehn wird und bis dahin sein Abitur geschafft und ein Studium begonnen hat, können wir ja neu über dieses Thema nachdenken“, versuchte Alexander Hofmann seinen Freund augenblicklich zu beruhigen.

„Außerdem kann er mit seinen 10 Prozent auch dann kein Unheil anrichten, denn wir haben ja nach dem Börsengang in Kürze auch einen Aufsichtsrat, der unsere geschäftlichen Entscheidungen kontrolliert.

Dieses Gremium wird sich im Wesentlichen aus leitenden Mitarbeitern unserer kreditführenden Banken, führenden Leuten unseres Kooperationspartners, Beamten des BAF sowie Angehörigen aus dem Stab der DFS GmbH und nicht zuletzt aus Politikern der beteiligten europäischen Verkehrsministerien zusammensetzen. Und außerdem reden in der jährlichen Hauptversammlung auch unsere Aktionäre mit.

Schon allein deswegen – mein lieber Hannes – hoffe ich wirklich, dass du dich unter diesen Bedingungen mit der vorgeschlagenen Aufteilung des Aktienkapitals einverstanden erklärst und endlich den Dauerstreit mit meiner besseren Hälfte beendest.“

„Jaja – ist ja schon gut. Ich stimm‘ dir ja zu – sofern auch deine Frau mit dieser Verabredung einverstanden ist“, meinte Hannes Sturm daraufhin, obwohl ihm seine Bedenken nach wie vor deutlich ins Gesicht geschrieben standen.

Obwohl Alexanders Frau Manuela dem Disput der beiden Männer bis dahin mit unbewegter Miene zugehört hatte, meldete sie sich jetzt dennoch mit zornblitzenden Augen erneut zu Wort.

„Nur gut, dass ich nicht nachtragend bin. Aber ihr zwei könnt sicher sein, dass ich den heutigen Tag nicht vergessen werde. Und wenn mein Horst erstmal sein Abitur bestanden hat und anschließend BWL zu studieren beginnt, erwarte ich, dass wir ihm eine berufliche Zukunft in unserer Firma aufzeigen können“, erklärte sich Manuela Hofmann knurrend mit der von ihrem Mann empfohlenen Regelung einverstanden.

Wenige Tage später waren die beiden Erfinder wieder mit weiteren Verbesserungen ihrer Soft- und Hardwarelösungen beschäftigt, für die sie sich inzwischen der Kooperation des US-amerikanischen Hardwareherstellers IT-Security Design versichert hatten.

Gerade kletterten sie mit deren Softwareingenieur Michael Brennan auf dem Münchener Flughafen durch die unter dem Passagierraum versteckten Schächte einer noch flugfähigen Boeing 747, die ihnen die Deutsche Lufthansa kurz vor der Außerbetriebnahme des Flugzeugs für weitere Tests zur Verfügung gestellt hatte.

„Sag mal, Mike – sind deine Bosse nicht doch ein bisschen sauer, weil ich sie neulich so unverblümt nach dem Einfluss eurer NSA13 auf dieses Computerprojekt gefragt habe“, grinste Alex Hofmann seinen sympathischen amerikanischen Kollegen in einer gemeinsamen Kaffeepause mit Hannes Sturm an.

„Das musst du sie schon selber fragen, Alex – oder besser noch, du stellst über euren Hauptauftraggeber EUROCONTROL eine offizielle Anfrage an meine Regierung. Schließlich interessiert die schon sehr, was wir zusammen hier so alles treiben.

Machen wir uns nichts vor, eure Software ist klasse programmiert und sicherlich das Beste, was ich auf diesem Gebiet jemals gesehen habe – deshalb verbirgt sich dahinter aus meiner unbedarften Sicht ein Milliardengeschäft. Schon allein aus diesem Grund wird meine Regierung unser Tun im Auge behalten.

Vor allem, wenn man daran denkt, dass auch unsere FAA14 derzeit überlegt, die US-Flugsicherung irgendwann mit eurem System auszustatten. Die halten sich im Moment nur noch deshalb bedeckt, weil sie erst mal abwarten wollen, wie die Einführungsphase eurer Produkte hier in Europa läuft. Aber über kurz oder lang werden sie mit einsteigen, da bin ich mir ziemlich sicher – natürlich nur, sofern wir Erfolge aufweisen können.

Das ist übrigens doch auch der einzige Grund, weshalb du als unser gerade erst gewählter CEO15 den übrigen Firmenoberen empfohlen hat, bei dieser Sache mitzumachen. Du und dein Freund Alex haben schließlich ein untrügliches Gespür für lukrative Projekte. Und auch eure Finanzchefin scheint euch diesbezüglich ja inzwischen nicht mehr reinzureden.

Was die in solchen Dingen unvermeidliche NSA angeht, so denke ich, dass sich auch eure europäischen Geheimdienste, noch vor dem bald bevorstehenden Rollout der ersten Tranche, für unsere Arbeit interessieren werden. Und bezüglich der Serienprodukte werden sie wissen wollen, worin exakt die Risikominderung durch den Einsatz eurer neuen Software besteht“, grinste Mike Brennan sein Gegenüber jetzt an.

„Aha, das soll mich jetzt also beruhigen. Dennoch bin ich froh, dass mir deine Firma gerade dich über den großen Teich nach München geschickt hat.

Meine Ausgangsfrage war auch nicht als Verunglimpfung eurer Dienste gemeint. Ich habe die eventuelle Säuernis der Geheimdienstkollegen von der NSA nur darauf bezogen, dass wir mit unserer speziellen Programmierung allen eventuellen Schnüfflern von Anfang an den Zugang zu unserer Software verwehren können.“

„Aber du weißt schon, dass der Ursprung eurer Hardware bei uns in Amerika liegt. Auch wenn wir die Rechnerkomponenten inzwischen gemeinsam bei euch in München zusammenbauen, steht da trotzdem noch immer Made in USA drauf. Und überall, wo dieses Logo draufsteht, ist immer auch ein bisschen NSA mit drin.“

„You are absolutely right – dear friend. Nur trifft das dort nicht zu, wo Hannes und ich Hand an die interne Programmierung gelegt haben. Die von uns behandelten CPU’s sind physikalisch betrachtet, genauso, wie die Unix-Derivate aus eurer Firma, garantiert jungfräulich. Nur das von Hannes und mir neuentwickelte 15-Layer-Modell macht sie so unangreifbar.

Und dazu kommt noch, dass wir mit unserer Software den Hacker sogar orten und identifizieren können. Und zwar ganz egal, über wieviel IP-Adressen er im Internet zur Verschleierung seiner Identität auch springt.

Das ist schließlich der Clou, weshalb unsere Neuentwicklung so hochgradig sicher ist, wie wir in unseren Prospekten stets behaupten“, grinste Alexander Hofmann seinen amerikanischen Kollegen umgehend mit einem verschmitzten Lächeln an.

„Zusätzlich überlegt Alex noch, ein Strike-Back-Programm in unsere Software zu integrieren. Damit könnte man den Angreifer zurückschlagen, wobei dessen gesamte Hardware anschließend nur noch für die Mülltonne taugen würde, ganz egal, wie gut und wo er sich versteckt. Da das aber nicht wirklich legal ist, rate ich von einer solchen Erweiterung nachdrücklich ab“, warf der bislang nur zuhörende Hannes Sturm an dieser Stelle ein.

Als Mike Brennan daraufhin ein wenig verdutzt in die Runde blickte, ergänzte Hannes Sturm sofort:

„Mike, mach dir bitte keine Sorgen. Wenn eure FAA ebenfalls bei uns einsteigt, werden wir nicht umhinkönnen, auch euren Diensten genauere Informationen zu unserer besonderen Programmierung zu liefern. Wobei natürlich einige Details – genauso, wie gegenüber unseren Oberbedenkenträgern – auch dann noch immer eine Zeitlang geheim bleiben müssen.“

„Hannes hat recht. Das Einzigartige und zugleich der Hauptbestandteil unserer Entwicklung ist die komplett neu geschaffene CPU-Programmierung, die wir unserem Test-IT-System eingepflanzt haben, welches wir gerade testen.

Und das Gleiche werden wir machen, wenn wir uns in Zukunft die steuernden Computer anderer sensitiver Verkehrsnetze vornehmen. Ein Ausrollen in dieser Richtung haben wir schließlich fest auf unserer To-Do-Liste – auch wenn das noch nicht übermorgen der Fall sein wird.

Bis dahin sollten wir uns jetzt erstmal wieder dem widmen, was wir in dem freundlicherweise von der Lufthansa bereitgestellten Hangar dort hinten in Arbeit haben. Lasst uns also unsere Kaffeepause beenden und wieder in das schweißtreibende Innenleben dieses verdammten Großflugzeugs eintauchen.

Ich freu‘ mich nämlich schon darauf, wenn die besten Hacker Europas schon nächste Woche versuchen, unser System vor und im Flug dieser Kiste zu knacken.“

Kapitel 4Rosenkrieg

Vier Jahre später hatte sich die Mitarbeiterzahl der Firma Morning Star Enterprises auf über 300 Leute erhöht. Darin miteingerechnet waren die Beschäftigten des US-Kooperationspartners IT-Security Design (ITSD), mit denen zusammen man die gehärteten CPUs hergestellt und die ersten Lose der Serienfertigung im Zuständigkeitsbereich der europäischen FS-Agentur EUROCONTROL erfolgreich vermarktet hatte.

Der dazu notwendige Ankauf weiterer, von der Firma Siemens aufgegebener Laborgebäude im Ottobrunner Forschungspark und die hohe Anzahl an neu eingestellten Mitarbeitern war jedoch anfangs auf den vehementen Widerstand von Manuela Hofmann gestoßen.

Dies deshalb, weil sie meinte, aus Kostengründen auch mit deutlich weniger Personal und weniger Laborplätzen auskommen zu können. Doch am Ende hatten sich Hannes und ihr Mann Alexander gegen diese rein kaufmännisch begründeten Sparpläne durchgesetzt.

Und auch der rasche Gang an die Börse erwies sich als richtiger Weg, um die für die Serienfertigung benötigte Kapitaldecke zu ergattern, da sich die Aktien ihrer Start-Up Firma von Anfang an wie geschnitten Brot verkauften.

Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil inzwischen selbst die amerikanische Bundesluftfahrtbehörde FAA zunehmendes Interesse an der von Morning Star und ihrem amerikanischen Kooperationspartner entwickelten neuen Hard- und Software zeigte.

„Wirst sehen, unsere amerikanischen Freunde von der FAA werden über kurz oder lang als Kunden zu uns kommen. Zumal sie nach Nine-Eleven schon lange den Umbau ihrer Sicherheitsarchitekturen vorantreiben“, hatte Alexander Hofmann als zum wiederholten Male wiedergewählter Firmen-CEO in einer Sitzung des geschäftsführenden Vorstands gesagt, in dem mit Mike Brennan mittlerweile auch ein Vertreter des US-Kooperationspartners ITSD als einer seiner Stellvertreter saß.

„Ich schätze mal, wir haben die Jungs bei der FAA wohl anscheinend bei unserem letzten Besuch in Washington ganz schön beeindruckt. Vor allem, weil wir ja mit den Airbus-Mustern und auch mit Flugzeugen kleinerer Hersteller nachgewiesen haben, dass sich unsere Onboard-Computer aufgrund der angewandten Nano-Chip-Technologie problemlos auch in kleinere Maschinen integrieren lassen“, hatte Mike Brennan ergänzt und sich zufrieden auf seinem Konferenzsessel zurückgelehnt.

„Nun ja, bis zum wirklich flächendeckenden Rollout in den USA dauert es zwar noch ein wenig – aber ich gebe Mike recht. Immerhin wollen die Amis ja in den Einrichtungen ihrer DARPA16 schon demnächst ein eigenes Testbed aufbauen, mit dem sie einen unserer Musterrechner vor allem auf Kompatibilität mit ihren militärischen Flugsicherungseinrichtungen auf Herz und Nieren prüfen wollen.“

Hannes Sturm setzte sich nach diesem Kommentar plötzlich ziemlich aufrecht hin, ehe er eine unerwartete Bombe platzen ließ.

„Ich muss euch heute Nachmittag leider etwas sehr Persönliches mitteilen, was euch vielleicht nicht allzu sehr gefallen wird. Ich habe mich nämlich entschlossen, nach dem Rollout des ersten europäischen Fertigungsloses aus unserer gemeinsamen Firma auszusteigen“, sagte er, während er in die völlig überraschten Gesichter seiner geschäftsführenden Kollegen blickte.

„Mach dir keinen Kopf, Alex – noch bin ich ja eine Zeitlang bei euch. Und dass ich im Vorfeld meines beabsichtigten Ausscheidens für eine geregelte Übergabe an eine geeignete Ersatzperson sorgen werde, steht außer Frage.

Es ist zwar richtig, dass ich die ständigen Memos, die deine Frau als oberste Hüterin unserer Firmenfinanzen bei jedem zu beschaffenden Kleinscheiß und bei jeder Personalentscheidung als zahlungsbegründende Unterlage von mir anfordert, gründlich satthabe.

Aber ehe du mich jetzt gleich anpfeifst, Alex – das ist spielt für meinen Entschluss eigentlich nur eine Nebenrolle. Auch wenn mich das gerade im Zuge unserer Firmenerweiterung so manches Mal gewaltig genervt hat und ich mich mit Manu noch immer nicht besonders gut verstehe“, ergänzte er gleich darauf mit einem versonnen lächelnden Blick auf die vor den Westfenstern des Ottobrunner Bürogebäudes untergehende Herbstsonne.

„Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2015 und ich bin im April fünfundzwanzig Jahre alt geworden. Da gilt es, langsam mal an die Gründung einer eigenen Familie und über die private Zukunft nachzudenken.

Ihr habt wahrscheinlich noch nicht mal bemerkt, dass ich schon seit über fünfzehn Monaten eine feste Freundin habe, was sicher auch ein Stückweit meine Schuld ist. Denn wir haben unsere Beziehung bislang ganz bewusst nicht an die große Glocke gehängt.

Tja, und mit Dr. Hanna Jacoby, so heißt meine Verlobte, habe ich mich gestern Abend verlobt. Hanna hat mir gestern Abend jedoch unmissverständlich gesagt, dass sie meinem Antrag nur zustimmt, wenn ich ihr hoch und heilig verspreche, künftig in einen zeitlich geregelteren Job umzusteigen.

Hanna ist vier Jahre älter als ich und sie ist studierte Informatikerin und Kriminologin. Gegenwärtig arbeitet sie bei der Bundespolizei in München, wo sie seit gut einem Jahr für die Luftsicherheit am Münchner Flughafen verantwortlich ist.

Wir kennen uns jetzt, wie gesagt, schon seit fast eineinhalb Jahren, weil ich damals in deiner Vertretung an der Feier zu ihrer Amtseinführung als neue Leiterin der Bundespolizei am Flughafen teilnehmen musste. Vielleicht erinnerst du dich noch an diese Einladung, Alex, die du mir seinerzeit als Repräsentationspflicht aufs Auge gedrückt hast.“

„Aha, ich bin also mal wieder schuld daran, dass du uns verlassen willst“, knurrte Alexander Hofmann seinen Kompagnon jetzt an – ehe er gleich danach mit deutlich entspannterer Miene lächelnd hinzufügte:

„Aber ich freu‘ mich für dich, Hannes. Wirklich. Und ich kann es verstehen, wenn deine Verlobte großen Wert auf ein geregeltes Privatleben legt. Auch wenn du sie uns immer noch nicht vorgestellt hast. Bei uns bist du ja seit Jahren im täglichen 15-Stunden-Einsatz.

Aber was hast du denn berufsmäßig in Zukunft vor, mein Lieber? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass du dich mit in deinem Alter bereits auf die faule Haut legen und den Hausmann spielen willst. Darüber müssen wir unbedingt noch reden, ehe du uns verlässt – okay?“

„Worum ich dich ohnehin noch gebeten hätte, mein lieber Alex, meinte Hannes Sturm jetzt erleichtert, als er nach einer kurzen Redepause nochmal fortfuhr:

„Und was deine Frage zu meiner beruflichen Zukunft angeht, im Moment nur soviel. Ich habe mich vor vier Wochen bei der DFS GmbH beworben – und die haben vor, mich zum leitenden IT-Koordinator in ihrer Unternehmenszentrale im hessischen Langen zu machen. Womit ich dann wohl auch zukünftig mit der Firma Morning Star in Kontakt bleiben werde.

Meine Bewerbung nach Hessen hat auch damit zu tun, dass Hanna im Frühjahr 2016 zum BKA17 nach Wiesbaden versetzt wird, um dort eine neue Aufgabe als IT-Direktorin dieser Behörde zu übernehmen.

Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Aber Hanna und ich werden das Berufliche und das Private schon irgendwie zusammenpuzzeln. Da musst du dir keine Sorgen um deinen alten Jugendfreund machen.“

„Du bist und bleibst ein ewiger Spinner, Hannes. Nur wirst du künftig vielleicht weniger verdienen, als das heute noch der Fall ist. Ab wann also hast du dir deine Entlassung bei Morning Star denn vorgestellt?“

„Dass ich bei der DFS erstmal ein kleineres Einkommen haben werde, ist mir durchaus klar, mein lieber Alex. Ich muss in rund einem halben Jahr zwar ein paar Abstriche beim monatlichen Gehalt machen, aber um irgendwann mal eine Familie zu ernähren, dafür wird’s schon reichen.

Darüber hinaus – ganz unvermögend sind Hanna und ich ja schließlich auch nicht. Allerdings beabsichtige ich, meine Geschäftsanteile an unserer Firma erstmal an meine beiden Geschwister Klara und Matthias – sozusagen als stille Teilhaber – zu überschreiben. Denn als künftiger DFS-Mitarbeiter würde ich sonst ja als Miteigentümer von Morning Star in einen Interessenkonflikt geraten. Alles Weitere und auch den Termin für mein Ausscheiden bei euch klären wir dann morgen früh, sofern du gegen 10:00 Uhr Zeit für mich hast.“

„Was ist denn das für eine blöde Frage? Natürlich hab‘ ich morgen Zeit für dich. Von mir aus auch den ganzen Tag lang. Außerdem bin ich froh, dass du noch bis zum Ende des Jahres bei uns bleiben willst, weil ja zum 20. Oktober 2015 die Verhandlungen mit der FAA in Washington anstehen. Und da hätte ich dich als erfahrenes Softwaregenie natürlich gerne dabei.“

„Das wird sich sicher einrichten lassen, Alex. Versprochen. Zumal ich beabsichtige, nach unserem geplanten Umzug nach Hessen erst im März 2016 bei der DFS anzufangen. Und bis dahin ist ja auch noch genug Zeit einen neuen Computerfachmann als meinen Nachfolger einzuarbeiten.“

Als Hannes Sturm am nächsten Tag gegen 09:45 Uhr zusammen mit seiner gutaussehenden Verlobten das Büro der Geschäftsleitung betrat, waren dem Paar – und vor allem der attraktiven blondgelockten Polizistin – die neugierigen Blicke in der zuvor durchquerten Chefetage gewiss.

Vor allem Alexanders Ehefrau Manuela verfolgte den Auftritt des Paares mit stechenden Blicken. Doch als sie sich gerade von ihrem Bürostuhl erhob und Hannes vor ihrem Büro abfangen wollte, kam ihr Alex Partner umgehend zuvor.

„Manu – du hast mich heute Nacht zwar bereits mit unzähligen SMS genervt. Aber es bleibt dabei. Meine 20 Prozent an den Firmenanteilen gehen an meine Geschwister. Sie sind somit unverkäuflich. Lass es also – und nimm endlich zur Kenntnis, dass ich meine Aktien niemals – und schon gar nicht an dich – verkaufen werde. Ich weiß nämlich inzwischen ganz gut, wie du wirklich tickst und was du vorhast.“

Während sich Manuela Hofmann daraufhin wieder mit wütender Miene in den halboffenen Glaskäfig ihres Büros verzog, klopfte Hannes an der Vorzimmertür seines Jugendfreunds an, wo er und seine Verlobte von Alexanders Büroleiterin lächelnd in Empfang genommen wurden.

„Frau Doktor Jacoby, Herr Sturm – ich habe bereits auf Sie gewartet. Ich melde Sie beide sofort an. Mögen Sie einen Kaffee, oder doch lieber einen Tee, wie ihr Verlobter, Frau Jacoby?“

„Machen Sie sich keine Mühe. Tee ist schon in Ordnung“, erwiderte Hanna Jacoby umgehend, während sie noch in der Rückschau einen stirnrunzelnden Blick auf die Ehefrau des Menschen warf, den sie gleich zum ersten Mal treffen würde.

„Kommt rein, ihr zwei. Freut mich, endlich mal deine hübsche Polizistin kennenzulernen. Herzlich Willkommen bei Morning Star Enterprises, Frau Dr. Jacoby.“

Erneut an Hanna gewandt, fuhr er sogleich fort: „Dieser Filou von einem besten Freund hat dich ja lange genug vor mir versteckt, obwohl du ja – wie ich gehört habe – als gelernte Informatikerin ebenfalls vom Fach bist“, begrüßte Alexander Hofmann seine beiden Gäste mit einem zuvorkommenden Lächeln.

„Nehmt doch erstmal Platz. Darf ich euch einen Kaffee oder einen Tee anbieten?“, fragte er gleich danach.

„Danke, Alex. Deine Vorzimmerlöwin Monika kümmert sich bereits darum. Außerdem hast du recht – und ich entschuldige mich dafür, dass ich dir meine Verlobte erst heute vorstelle. Nur hatten wir in letzter Zeit ja kaum Zeit für Privates“, entgegnete Hannes Sturm, während sich sein aufmerksam zuhörender Freund in seinem Bürosessel zurücklehnte.

„Gut, dann stelle ich mich dir jetzt am besten erstmal mal ein wenig näher vor, damit du weißt, mit wem du es bei mir zu tun hast“, ergriff Hanna Jacoby in diesem Moment freundlich lächelnd das Wort.

„Übrigens kannst du gerne Hanna zu mir sagen und den Doktor weglassen. Hannes Freunde sind nämlich auch meine Freunde.

Also, was mich angeht, so hat mein Informatikstudium nur mittelbar etwas mit meinem derzeitigen Beruf zu tun, obwohl es auch in dem ganz hilfreich ist, etwas von Computern zu verstehen.

Vielmehr hat mich mein Zweitstudium der Kriminologie schon vor einiger Zeit zur Polizei geführt. Und inzwischen bin ich seit rund zwei Jahren als Leiterin der Bundespolizei am Flughafen München tätig.

Ich stamme ursprünglich aus Mainz in Rheinland-Pfalz, wo meine Eltern eine gutgehende Elektronikfirma für industrielle Informationstechnik führen, die vor allem auf mobile Anwendungsbereiche spezialisiert ist. Das erklärt auch, warum ich auf Anraten meines Vaters zuerst Informatik an der Uni Mainz studiert habe.“

„Jacoby Technical Solutions in Mainz – von der Firma JTS deiner Eltern habe ich schon des Öfteren gehört. Vor allem entwickelt und produziert man dort meines Wissens ja mobile Baugruppen für Hochgeschwindigkeitsnetzwerke, die im Straßen-, Schienen- und Schiffsverkehr genutzt werden.

Soweit ich weiß, hat JTS ja neuerdings auch die Ausstattung von Flugzeugen mit intelligenten Bordcomputern und deren Prozessoren in ihr Portfolio aufgenommen. Womit man die Firma deiner Eltern wohl zu unserer Konkurrenz rechnen muss.“

„Richtig, Alex. Ich weiß zwar nicht, was ihr bei Morning Star ganz genau treibt, aber dass es dabei um bodengebundene und Onboard-Flugsicherungskomponenten geht, das weiß ich schon.

Und insofern hast du recht – auch wenn die Teile, die bei JTS entwickelt werden, nichts mit der FS-Elektronik, sondern in erster Linie mit der Bord-Boden-Kommunikation der Passagiere per mobilen WLAN-Hotspots zu tun haben.“

„Weiß ich, Hanna. Eure JTS bietet in diesem Bereich wirklich exzellente High-Speed-Kommunikationstechnik an, die deine Eltern ja schon in ähnlicher Form ziemlich erfolgreich für den ICE und anderer Hochgeschwindigkeitszüge vermarkten.

Von daher ist es ganz gut, dass ich dich heute treffe, obwohl ich bis dato keine Ahnung hatte, wer deine Eltern sind. Ich wollte den Inhabern der JTS nämlich ohnehin demnächst einen Besuch abstatten, um über eine mögliche Kooperation zu sprechen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil jede IT-Komponente an Bord eines Verkehrsflugzeugs flugsicherungsrelevant ist, wie du sicher weißt.“