Blutige Verehrung - J.D. Robb - E-Book

Blutige Verehrung E-Book

J.D. Robb

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Beschreibung

Ein Copycat-Killer geht um in New York – der neue Fall für Eve Dallas!

Eine junge Frau wird in einem Kino erstochen, ihr Mörder verschwindet spurlos in der Dunkelheit. Die Tat war offenbar genau geplant, aber sie erscheint merkwürdig unpersönlich. Eve Dallas findet schon bald heraus, warum: Der Mord wurde von der erfolgreichen Thrillerreihe der Autorin Blaine DeLano inspiriert – und der Killer schlägt gnadenlos ein weiteres Mal zu. Könnte Blaines eifersüchtiger Ehemann die Finger im Spiel haben? Ein gescheiterter Autor? Oder gibt es vielleicht ein ganz anderes Motiv für die Mordserie? Die Zeit drängt, schließlich hat DeLanos Reihe noch sechs weitere Bände zu bieten …

Lust auf mehr spannende Romane von J.D. Robb? Dann lesen Sie auch »Sein teuflisches Herz«, »Im Licht des Todes« oder »Das Böse im Herzen«!

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Seitenzahl: 618

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Buch

Eine junge Frau wird in einem Kino erstochen, ihr Mörder verschwindet spurlos in der Dunkelheit. Die Tat war offenbar genau geplant, aber sie erscheint merkwürdig unpersönlich. Eve Dallas findet schon bald heraus, warum: Der Mord wurde von der erfolgreichen Thrillerreihe von Blaine DeLano inspiriert – und der Killer schlägt gnadenlos ein weiteres Mal zu. Könnte Blaines eifersüchtiger Ehemann die Finger im Spiel haben? Ein gescheiterter Autor? Oder gibt es vielleicht ein ganz anderes Motiv für die Mordserie? Die Zeit drängt, schließlich hat DeLanos Reihe noch sechs weitere Bände zu bieten …

Autorin

J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts. Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren und veröffentlichte 1981 ihren ersten Roman. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von 500 Millionen Exemplaren überschritten. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Von J.D. Robb bereits erschienen (Auswahl)

Kälter als die Lüge · Sein teuflisches Herz · Eiskalte Nähe · Im Licht des Todes · Der liebevolle Mörder · Geliebt von einem Feind · So tödlich wie die Liebe · Das Böse im Herzen · Zum Tod verführt · Aus süßer Berechnung · Verführerische Täuschung · Tödlicher Ruhm

J. D. Robb

Blutige Verehrung

Roman

Deutsch von Uta Hege

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »Dark In Death« bei St. Martin’s Press, New York.

Dieser Roman ist im Dezember 2022 bei Weltbild erschienen.

Das Zitat von William Shakespeare auf S. 5 stammt aus »Antonius und Cleopatra«, zitiert nach der Übersetzung von Wolf Graf von Baudissin beim Projekt Gutenberg.org.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright der Originalausgabe © 2018 by Nora Roberts

Published by Arrangement with Eleanor Wilder.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2023 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Regine Kirtschig

Umschlaggestaltung: © www.buerosued.de

Umschlagmotiv: © © Andy & Michelle Kerry / Trevillion Images

BSt · Herstellung: sam

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-29094-8V001

www.blanvalet.de

Zu Ende denn! Der klare Tag ist hin,Das Dunkle wartet uns.

William Shakespeare

Die große Kunst des Schreibens ist die Kunst,die das Bewusstsein eines Menschen für sich selbst mit Worten weckt.

Logan Pearsall Smith

1

Auf der riesengroßen Leinwand spielte sich ein blutrünstiger Mord in klassischem Schwarz-Weiß vor hundertsieben Augenpaaren ab. Doch als die Violinen, Bratschen, Cellos kreischten, waren es nur noch hundertsechs.

Im Gegensatz zu Marion Crane schrie Chanel Rylan weder gellend auf, noch ruderte sie hilflos mit den Armen, bevor sie starb. Sie saß in Reihe 27 im Saal drei der Video-Galaxy, die am New Yorker Times Square lag. Als der Eispickel ihr in den Nacken gestoßen wurde, brachte sie ein kaum hörbares Quietschen hervor.

Sie zuckte einmal leicht, und als der kleine Eimer Popcorn, den sie sich geleistet hatte, auf den Boden fiel, stieß sie noch einen letzten, langgezogenen Seufzer aus.

Sie starb im Dunkeln, während auf der Leinwand schwarzes Blut in Strömen durch den Abfluss der mit einem Vorhang statt mit einer festen Abtrennung versehenen Duschkabine lief.

Niemand nahm Notiz davon. Da alle wie gebannt nach vorne auf die Leinwand sahen, bemerkte niemand, wie der Killer aufstand und den Ort der dunklen Tat verließ.

Dann kam Lola Kawaski wieder in den Kinosaal, ließ sich auf den Sitz am Anfang ihrer Reihe fallen und fluchte leise: »Mist, jetzt habe ich die große Szene doch verpasst. Auch den ganzen Rest kann ich nicht mehr sehen. Ich hätte nicht so blöd sein sollen, freiwillig den Bereitschaftsdienst zu übernehmen, denn jetzt haben wir natürlich einen Notfall hereingekriegt, und ich …«

Sie griff entschuldigend nach Chanels Arm. Durch die Berührung änderte die tote Freundin ihre Position und sackte gegen sie.

Deren übertriebene Dramatik war einmal wieder typisch für Chanel, dachte Lola und grinste, doch dann fing sie an zu schreien.

Lieutenant Eve Dallas schaute sich die Tote an. Jemand hatte erste – oder eher, letzte – Hilfe leisten wollen, das Opfer in den Gang gezerrt und dadurch alle Spuren, die sie vielleicht hätten sichern können, verwischt.

Das hatte ihr an dem im Grunde freien Abend gerade noch gefehlt. Sie war tatsächlich einmal pünktlich von der Arbeit heimgekehrt, um zu genießen, dass Roarkes Butler Summerset im Winterurlaub war.

Sie war sogar vor ihrem Mann zu Hause angekommen und hatte das gesamte, riesengroße Haus und ihren Kater einmal ganz für sich gehabt.

Sie hatte überlegt, von Raum zu Raum zu joggen, was bei der enormen Zimmerzahl ein halber Marathon geworden wäre, aber dann war sie in einen Salon geschlendert, der mit seinen warmen Farben, den antiken Möbeln und den teuren Bildern an den Wänden elegant, doch gleichzeitig behaglich wirkte. Sie hatte sich mit einem Glas Wein in einen der zwei Ohrensessel am Kamin gesetzt und sich gesagt, am besten striche sie sich diesen butler- und dazu noch arbeitsfreien Februarabend im Kalender für das Jahr 2061 an.

Zu ihren Füßen hatte Galahad gesessen und sie fragend angesehen.

»Ich weiß, es ist ein bisschen seltsam, dass ich einfach nur hier sitze«, hatte sie ihm zugestimmt und ihre langen Beine in den winterfesten Stiefeln ausgestreckt.

»Aber ich könnte mich durchaus daran gewöhnen«, hatte sie hinzugefügt, bevor das Schrillen ihres Handys sie dazu gezwungen hatte, das noch volle Weinglas wieder auf den Tisch zu stellen.

»Oder vielleicht auch nicht.«

Als sie zwei Minuten später den Mantel wieder angezogen hatte, war ihr Gatte von der Arbeit heimgekehrt.

Sein rabenschwarzes Haar hatte im Wind, der hinter ihm hereingekommen war, geflattert, er hatte sie aus seinen wilden, blauen Augen angesehen und gelächelt, bis ihm aufgefallen war, dass sie den Mantel an- statt ausziehen wollte.

»Aha.«

»Es tut mir leid. Ich war erst fünf Minuten hier, als mich die Zentrale angerufen hat. In der Video-Galaxy am Times Square wurde eine Zuschauerin umgebracht.«

»Dann gab’s für sie also kein Happy End.« Er lebte jetzt schon ewig in New York, in seiner Stimme aber schwang nach all der Zeit auch weiterhin ein Hauch von Irland mit. »Deshalb kommt jetzt der Auftritt meines Cops.«

Noch immer war ein kalter Wind durch die noch nicht geschlossene Eingangstür geweht, und während sie sich ihren Schal um den Hals gewickelt hatte, hatte Roarke, obwohl es kalt war und die Pflicht sie rief, sie eng an seine Brust gezogen und geküsst.

Am Ende hatte sie sich, wenn auch widerstrebend, von ihm losgemacht. »Bis dann. Ich hoffe, dass es nicht so lange dauern wird. Übrigens steht im Salon noch ein Glas Wein. Den hatte ich mir gerade eingeschenkt.«

Noch einmal hatte er ihr seine Lippen auf den Mund gepresst. »Dann trinke ich den gleich und werde dabei an dich denken.«

»Vergiss nicht, Galahad zu füttern«, hatte sie ihn noch gebeten und sich weniger als zehn Minuten nach der Heimkehr von der Arbeit wieder auf den Weg gemacht.

»Daran wird er mich schon erinnern«, hatte Roarke zutreffend festgestellt und ihr hinterhergesehen, als sie in ihren Wagen eingestiegen war.

Jetzt stellte sie sich vor, wie Galahad mit vollem Bauch vor dem Kamin ein Schläfchen machte und ihr Mann mit ihrem Wein gemütlich in dem Ohrensessel saß, während sie selbst auf die von ihrer Freundin identifizierte Tote sah.

Sie war allein mit Chanel Rylan, denn die Streife, die zuerst vor Ort gewesen war, hatte den Saal sofort geräumt. Sie blickte auf das Blut, das an der Rückenlehne des vom Gang aus zweiten Sessels klebte, und das von den hilfsbereiten Zivilisten, die dem Opfer helfen wollten, verwischte Blut im Gang.

Dann sprühte sie sich ihre Hände und die Stiefel ein, ging in die Hocke und fing mit der eigentlichen Arbeit an.

Als Erstes drückte sie den rechten Daumen ihres Opfers auf den Identifizierungspad.

»Das Opfer wird als Chanel Rylan identifiziert. Farbig, zweiunddreißig Jahre, ledig, kinderlos und ohne eingetragene Partnerschaft.«

Als Nächstes stellte sie den Todeszeitpunkt fest.

»18.31 Uhr. Abwehrverletzungen sind nicht zu sehen, auch wenn der Pathologe das genauer sagen können wird.«

Bevor sie die Gelegenheit bekam, die Leiche umzudrehen, drang ein vertrautes Stampfen an ihr Ohr, und sie sah ihre Partnerin, die den leicht abschüssigen Gang herunterkam.

Sie war in einen pinkfarbenen Zaubermantel, pinkfarbene Boots mit puscheligem Rand, mit einem kilometerlangen Schal in allen Blautönen der Welt um ihren Hals und einer Mütze in denselben Farben auf dem dunklen Schopf gekleidet.

»So viel zu unserem freien Abend.« Peabody sah sich das Opfer an. »Aber das ist noch immer besser, als wenn man wie sie hier nie mehr zur Arbeit muss.«

»Versiegeln Sie jetzt erst mal Ihre Hände und dann drehen wir sie um. Die Kollegen, die zuerst hier waren, haben gesagt, sie hätte eine Wunde im Genick.«

Peabody zog ihren Schal und Mantel aus und sprühte sich die Hände ein. »Ich hatte gerade Minestrone für uns warm gemacht. McNab hat angeboten mitzukommen, aber ich habe ihm gesagt, dass er jetzt erst mal essen soll und wir uns einfach melden würden, falls ein elektronischer Ermittler nötig ist.«

Eve nickte, denn trotz seiner schrillen Outfits und der Hummeln, die McNab im Hintern hatte, war er gleichzeitig ein echtes Elektronikass.

Gemeinsam drehten sie die Leiche um, Eve schob ihre blutgetränkten, blonden Haare auseinander und sah sich die runde Stichverletzung im Genick der Toten an.

»Das war kein Messer, sondern ein Stilett oder ein Eispickel. Geben Sie mir eine Mikrobrille, Peabody.«

Mit hinter der Brille riesengroß wirkenden whiskeybraunen Augen beugte sie sich vor. »Glatt und klein, sieben bis acht Zentimeter tief. Sieht nicht so aus, als ob der Angreifer gezögert hätte, als er zugestoßen hat.«

Sie setzte sich auf ihre Fersen und sah sich die leeren Stuhlreihen an.

»Er muss direkt hinter ihr gesessen haben, denn er hat sie mittig im Genick erwischt. Der Saal war dunkel, und die Leute haben nach vorn gesehen. Das heißt, er brauchte sich nur etwas vorzubeugen, zuzustechen und das war’s. Falls die Klinge in den Hirnstamm eingedrungen ist, hat sie wahrscheinlich nicht einmal mehr autsch gesagt.«

Sie richtete sich wieder auf, und während sie den Strahl aus einer Taschenlampe auf den Sitz direkt hinter dem Platz des Opfers lenkte, dachte ihre Partnerin zum x-ten Mal, dass sie gerne so groß und schlank wäre wie sie.

»Bestellen Sie die SpuSi ein. Im Grunde glaube ich zwar nicht, dass er hier irgendwelche Spuren hinterlassen hat, oder falls doch, dass man sie von den Spuren der Hunderten von anderen Hintern, die hier schon gesessen haben, unterscheiden können wird, aber vielleicht haben wir ja Glück.«

Sie sah sich noch einmal um und raufte sich das kurze, braune Haar. »Hier drinnen gibt es keine Kameras. Ich habe schon jemanden losgeschickt, der sich die Aufnahmen aus dem Foyer und von den Kameras, die es sonst im Gebäude gibt, besorgen soll, aber in einem derart großen Kino …«

»Es gibt zehn Säle über zwei Etagen«, klärte Peabody sie auf. »Oben gibt’s zwei Riesensäle, aber dies ist einer von den Kleineren, denn für die alten Filme, die hier laufen, gibt’s nur ein begrenztes Publikum. Mehr als dreihundert Leute passen hier bestimmt nicht rein.«

»Zweihundertfünfundsiebzig«, meinte Eve. »Die Kollegen von der Streife passen nebenan auf über hundert Besucher auf. Die Freundin unseres Opfers und drei potenzielle Zeugen sitzen separat in einem anderen Raum. Bestellen Sie auch den Leichenwagen, Peabody, und bis der da ist, stellen Sie jemanden für die Bewachung unserer Toten ab.«

»Sie war echt hübsch.«

»Das ist ihr jetzt bestimmt ein Trost.«

Eve zog sich den Mantel wieder an und schaute sich noch einmal um. »Das war ein eiskalter Mord. Eiskalt, präzise, aber gleichzeitig auch feige und vor allem distanziert, denn er hat sie im Dunkeln und dazu auch noch von hinten abgestochen, also war es ihm nicht wichtig, ihr Gesicht zu sehen, als sie gestorben ist.«

Dann sah sie sich erneut die Tote an und war dabei zwar objektiv, doch alles andere als distanziert, denn schließlich wäre es an ihr, den Mörder dieser jungen Frau zu finden und ihn der gerechten Strafe für die grauenhafte Tat, die er begangen hatte, zuzuführen.

»Sie fangen mit der großen Gruppe an«, wandte sie sich an Peabody. »Sprechen Sie ausführlicher mit allen, die in ihrer Nähe saßen oder die die Tote noch berührt haben.«

»Vielleicht ist ja der Mörder gar nicht abgehauen sondern sitzt jetzt auch noch nebenan.«

»Das könnte sein«, pflichtete Eve ihr bei. »Aber das wäre ziemlich kühn. Ein Stich im Dunkeln und von hinten ist nicht kühn, aber dass er den Mord an einem öffentlichen Ort begangen hat, ist ziemlich dreist. Wir müssen nach der Waffe suchen. In allen Mülleimern und allen Recyclern, die es hier im Kino gibt, denn falls der Killer wirklich hiergeblieben ist, hat er sie nach dem Mord auf alle Fälle irgendwo entsorgt.«

Eve blieb in dem breiten Gang, der zu den Sälen führte, stehen. »Ich an seiner Stelle hätte zugestochen, dann die Waffe eingesteckt und mich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht.«

Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah sich nach allen Seiten um. »Wem wäre das schon aufgefallen? Es hätte ausgesehen, als müsste er aufs Klo oder wollte sich frisches Popcorn holen. Statt auf direktem Weg aus dem Gebäude zu verschwinden, hätte er sich auch auf einen Platz ganz hinten in einem der anderen Säle setzen und das Haus dann ganz normal verlassen können, als der Film in diesem anderen Saal zu Ende war.«

»Wir müssen überprüfen, welche Vorstellungen vorbei waren, bevor die Leiche hier in unserem Saal gefunden worden ist.«

Eve winkte einen der Kollegen, die im Flur standen, heran. »Die Mülleimer und die Recycler hier im Kino werden erst einmal von niemandem benutzt, bis sich die SpuSi diese Dinger vorgenommen hat. Sie sollen sich auch auf den Toiletten umsehen, denn vielleicht hat er die Tatwaffe ja dort versteckt. In welchem Saal sitzen die Leute, die am Tatort waren?«

»Saal eins. Dort haben sie den Alltag eines kleinen Hundes, einen Kinderfilm, gezeigt. Die Vorstellung ging bis halb sieben, deshalb war der Saal bei Eintreffen der ersten Streife frei.«

»Dann wäre das geklärt«, murmelte Eve. »Peabody, Sie gehen in Saal eins. Wo haben Sie die Freundin unseres Opfers hingebracht?«

»Sie sitzt zusammen mit drei anderen in Saal fünf. Die drei anderen saßen alle in der Nähe unseres Opfers, wollten helfen und haben die Leiche umgedreht.«

»Okay. Dann geben Sie McNab Bescheid, Peabody, denn wir brauchen mehr Kollegen, und wenn er sich sofort auf den Weg macht, kann er sich schon mal die Aufnahmen der Kameras ansehen, bis wir mit unseren Zeugen fertig sind.«

»In Ordnung. Aber, Dallas, sicher müssen ein paar von den Leuten mal auf die Toilette, bevor wir dort alle befragt haben.«

»Verdammt, Sie haben recht. Officer, durchsuchen Sie das Klo im ersten Stock und geben Sie es danach frei. Ich glaube nicht, dass unser Killer extra raufgegangen ist, um die Waffe zu entsorgen, aber trotzdem sehen Sie sich dort erst mal um und nehmen alles auf. Lassen Sie die Leute, die auf die Toilette müssen, einzeln gehen, schicken jemanden mit und sehen Sie sich, bevor der Nächste geht, noch einmal gründlich um. Verstanden?«

»Ja, Ma’am.«

»Gibt’s hier eine Garderobe oder einen Pausenraum fürs Personal?«

»Ah …«

»Finden Sie das raus und lassen Sie die Räume sperren. Los geht’s, Peabody.«

Während ihre Partnerin Saal eins betrat, ging Eve den langen Korridor hinunter zu Saal fünf.

Die vier Personen, die dort bewacht von Polizeibeamten saßen, sahen alles andere als glücklich aus. Eine Frau ganz hinten rechts, links ein Pärchen und ein Stückchen weiter ein allein sitzender Mann.

Als Erstes ging Eve zu der Frau und nickte der Beamtin, die an ihrer Seite saß, zum Zeichen, dass sie gehen könnte, zu.

»Ich bin Lieutenant Dallas.«

»Chanel … Ich verstehe nicht …«

Eve setzte sich und stellte fest, dass hier die Sessel breiter und bequemer waren als in dem Saal, aus dem sie gerade kam. »Es tut mir leid, Ms. …«

»Kawaski. Lola Kawaski.«

»Es tut mir leid, Ms. Kawaski. Sie und Ms. Rylan waren befreundet.«

»Sie war meine beste Freundin, und wir haben zusammen gewohnt. Ich konnte mir die Miete für die Wohnung nicht mehr leisten, als mein Freund vor … Gott … zehn Jahren ausgezogen ist. Chanel war damals gerade nach New York gekommen, und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, als sie sich auf meine Anzeige gemeldet hat. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen und jetzt …«

Sie presste sich die Finger vor die rot verweinten Augen.

»Es tut mir sehr leid«, erklärte Eve noch einmal. »Ich weiß, das ist nicht leicht für Sie, aber ich muss Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen. Vielleicht können Sie uns helfen herauszufinden, wer warum Chanel auf diese Art getötet hat.«

»Dafür gibt’s keinen Grund«, stieß Lola schluchzend aus. »Es hatte niemand einen Grund, ihr etwas anzutun.«

Eve aber wusste, es gab immer einen Grund.

»War sie vielleicht mit jemandem zusammen und hat sich dann im Streit von ihm getrennt?«

Lola schüttelte den Kopf und wickelte sich eine lange Strähne brauner Haare um die Hand. »Sie hatte schon seit Längerem keine ernsthafte Beziehung mehr. Vor vier, fünf Jahren war sie mal mit jemandem zusammen, aber das ging auseinander, als er für die Rolle, die man ihm in einer Fernsehserie angeboten hatte, rauf nach Kanada gezogen ist. Chanel hat sich zwar total für ihn gefreut, aber sie hatte nun mal ihre Arbeit in New York. Am Broadway.«

»Was hat sie dort gemacht?«

»Sie hatte meist verschiedene, kleine Rollen in irgendeinem Stück. Weil sie jede Rolle anders spielen musste, war das immer jede Menge Arbeit. Nebenher hat sie sich noch im Broadway Babies etwas dazuverdient. Das ist ein Restaurant, in dem die Kellner und die Kellnerinnen ihren Gästen beim Servieren gleichzeitig etwas vorsingen oder -spielen. Sie hat wirklich sehr hart gearbeitet.«

»Hat sie vielleicht mal jemand anderem eine Rolle weggeschnappt, was der ihr nicht verziehen hat?«

»So was kommt vor. Die Leute in der Branche wissen, dass so was passieren kann. Durch Chanel kenne ich sehr viele Leute vom Theater. Sie sind angefressen oder deprimiert, wenn jemand anderes eine Rolle, die sie haben wollten, kriegt, aber sie bringen sich deshalb bestimmt nicht gegenseitig um. Sie hatte jede Menge Freundinnen und Freunde, und obwohl sie keine ernsthafte Beziehung hatte, hatte sie andauernd irgendwelche Dates. Sie stand auf Männer und auf Frauen, aber wir beide … Ich bin hetero und Chanel war für mich die Schwester, die ich immer haben wollte. Nach der Angelegenheit mit Damien wollte sie erst mal keine feste Beziehung mehr. Anscheinend ist er immer noch in Kanada oder vielleicht in New L.A. und spielt in einer neuen Serie mit, doch auch wenn sie sich echt für ihn gefreut hat, hat es ihr das Herz gebrochen, als er damals weggegangen ist.«

»Sie hatte also jede Menge Dates und bei der Arbeit jede Menge Konkurrenz.«

»Genau. Das war ihr Leben, auch wenn nicht jeder sie geliebt hat, hatten viele sie unglaublich gern oder haben sie auf alle Fälle respektiert. Ich wüsste wirklich nicht, wer ihr so etwas hätte antun sollen. Wer in der Lage wäre … Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie nicht mehr leben soll.«

»Warum erzählen Sie mir nicht von heute Abend?«, fragte Eve. »Sie und Chanel haben beschlossen, diesen Film zu sehen. Warum gerade diesen Film um diese Zeit hier in der Video-Galaxy?«

»Das kann ich Ihnen sagen. Psycho ist ein echter Klassiker, und da wir beide alte Filme lieben, sehen wir uns alle vierzehn Tage einen an. Falls Chanel eine Rolle hat, gehen wir immer, wenn sie keine Probe und auch keinen Auftritt hat. Heute hat sie noch für eine neue Rolle vorgesprochen, hatte aber einen freien Abend, deshalb sind wir in die Vorstellung um sechs und wollten dann noch essen und in einen Club zur Nacht des offenen Mikrofons gehen. Die liebt sie, weil sie dabei immer ihre neuen Rollen ausprobieren kann. Wir wollten uns zusammen einen netten Mädelsabend machen.«

»Also waren Sie regelmäßig hier im Kino.«

»Mindestens zweimal im Monat. Montags oder mittwochs, wenn sie keine Schicht im Broadway Babies und auch keinen Auftritt hatte, wenn sie keine Probe und ich einen meiner freien Tage hatte, sind wir auch gelegentlich zu einer Matinee gegangen.«

»Das heißt, Sie waren gewohnheitsmäßig hier. Immer nur Sie beide?«

»Meistens. Manchmal haben wir noch jemanden mitgenommen, aber die meisten fahren auf die alten Filme nicht so ab wie wir. Wir beide sind einfach total verrückt danach.«

»Erzählen Sie mir von heute Abend.«

»Meinetwegen.« Lola atmete tief durch und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Chanels Vorsprechen war super gut gelaufen, deshalb war sie total aufgedreht, und wir haben uns auf einen Drink getroffen, als ich von der Arbeit kam.«

»Wo?«

»Im Toodles, drüben in der Siebten. Das liegt nur zwei Blocks von meinem Arbeitsplatz entfernt. Wir waren zur Happy Hour dort, haben uns was von dem Hauswein und die kleinen Piroggen, die echt lecker sind, bestellt und über alles Mögliche gequatscht. Über ihr Vorsprechen und, ja genau, über Carmine, den niedlichen Pudel, den ich heute kastriert habe. Ich bin Tierärztin, wissen Sie. Auf dem Weg ins Kino sprachen wir vom ersten Mal, als wir in Psycho waren, davon, dass ich danach erst einmal ewig nicht duschen konnte, und dass Chanel ihn sich immer wieder angeschaut hat, um zu sehen, wie Janet Leigh die Rolle spielt.«

»Hat Ihnen dabei jemand zugehört oder sich besonders für Sie interessiert?«

»Nicht, dass ich wüsste. Nein.«

»Okay, fahren Sie fort.«

»Wir kamen früh genug im Kino an, um gute Plätze zu ergattern und uns dann noch Popcorn und etwas zu trinken zu holen. Vor allem die Woche über ist der Saal, in dem die alten Filme kommen, nie ganz voll, aber wenn ich so wie heute Abend Rufbereitschaft habe, sitze ich am liebsten irgendwo am Rand. Ich hasse es, wenn extra alle aufstehen müssen, weil ein Anruf für mich kommt. Dann sind wir in den Saal gegangen und haben ein paar Minuten herumgesessen, bis die Vorführung begann.«

»Hat irgendwer Sie oder Chanel angesprochen? Im Foyer oder im Saal? Ist Ihnen irgendjemand aufgefallen, der Ihnen nicht ganz geheuer war?«

»Nein. Das heißt, der Typ am Popcornstand hat uns gefragt, ob wir das Special wollten, aber eine solche Riesenmenge Popcorn hätten wir beim besten Willen nicht geschafft.«

»Okay. Sie haben bei Ihrer ersten Aussage gesagt, Sie hätten Chanel tot in ihrem Sessel vorgefunden, als Sie wieder in den Saal gekommen wären. Warum hatten Sie ihn verlassen?«

»Wie gesagt, ich hatte Rufbereitschaft und mein Handy hat vibriert. Direkt nach Marions Abendessen, während sie mit Norman Bates gesprochen hat. Ich musste rausgehen, um den Anruf anzunehmen. Ich arbeite bei Pet Care und wir haben einen Vierundzwanzig-Stunden-Notfalldienst. Wir haben immer eine TFA, eine Tiermedizinische Fachangestellte und ein paar andere Angestellte in der Praxis, aber wir Tierärzte kommen erst, wenn bei uns angerufen wird. Heute Abend rief Gloria, die diensthabende Assistentin, wegen eines Notfalls bei mir an.«

»Worum ging’s genau?«

»Um einen angefahrenen Hund, dessen Besitzer bereits auf dem Weg in unsere Praxis war. Ich hätte sofort losfahren müssen, weil nur ein Tierarzt operieren oder einschläfern kann. Da Gloria mir keine Einzelheiten nennen konnte, weil der Mann bei seinem Anruf mit dem Hund gelaufen ist und völlig panisch war, habe ich ihr gesagt, ich würde mich beeilen. Dann bin ich in den Saal zurückgekehrt, um Chanel … um zu sagen, dass ich in die Praxis muss. Ich … habe mich kurz hingesetzt und ihr gesagt, wie schade ich es fände, dass Gloria mich gerade in der Schlüsselszene angerufen hat. Sie wissen schon, die Duschszene. Ich habe ihr gesagt, ich müsste in die Praxis und …«

Jetzt warf sie sich die Hände vors Gesicht und wiegte sich mit einem leisen Schluchzen hin und her. »Ich habe meine Hand auf ihren Arm gelegt. Zumindest glaube ich, dass es so war. Dabei ist sie zusammengesackt und gegen mich gefallen, ich habe gelacht, denn sie war einfach eine fürchterliche Dramaqueen. Doch dann … Ich habe Blut gerochen und gefühlt und sie hat sich nicht mehr bewegt. Es tut mir leid. Ich weiß nicht mehr genau, wie es dann weiterging.«

Sie zitterte, als sie die Hände wieder sinken ließ und starrte Eve aus trüben Augen an. »Wahrscheinlich habe ich geschrien. Ich habe noch versucht, sie hochzuziehen, und laut geschrien, dass irgendwer mir helfen soll. Die Leute haben gesagt, dass ich die Klappe halten und mich wieder setzen soll, doch dann sind ein paar andere zu mir gekommen, ich glaube, jemand hat den Ordner oder Wachdienst informiert. Dann gingen die Lichter an, der Film wurde gestoppt und Chanel lag im Gang.«

»Ist jemand aus dem Saal gekommen, während Sie mit Ihrem Handy draußen standen, Lola? Ist jemand an Ihnen vorbeigegangen, als Sie dort draußen waren?«

»Ich glaube, nicht. Ich war wegen des Anrufs leicht genervt, aber vor allem tat der arme Hund mir leid, deswegen habe ich mich ganz auf das Gespräch mit Gloria konzentriert.«

»Was glauben Sie, wie lange das Gespräch gedauert hat?«

»Das weiß ich nicht genau. Vier, fünf Minuten. Länger sicher nicht. Tja nun.« Sie kniff die Augen zu. »Moment. Ich konnte an der Nummer auf dem Bildschirm meines Handys sehen, dass es ein Notruf aus der Praxis war. Also bin ich aufgestanden und nach vorne ins Foyer gegangen, denn direkt vor der Tür waren noch die Geräusche aus dem Saal zu hören, und die hätten mich abgelenkt. Ich bin mit meinem Drink an einen von den Tischen gegangen, wo man etwas essen oder trinken kann. Ich schätze, dass dort auch noch ein paar andere Leute saßen. Ich habe Gloria zurückgerufen, um ihr zu erklären, was sie machen muss, weil sie noch neu in unserer Praxis ist. Wie lange könnte das gedauert haben? Zwei bis drei Minuten? Schließlich bin ich wieder in den Saal gegangen und schätze, dass ich insgesamt mit Hin- und Rückweg vielleicht fünf Minuten weg war.«

»Haben Sie gesehen, wer in der Reihe hinter Ihnen saß?«

»Man achtet eher auf die Leute, die vor oder neben einem sitzen, falls sie quatschen, rascheln oder einem die Sicht versperren. Aber es war herrlich ruhig im Saal. Weil es den Leuten, die in solche Filme gehen, tatsächlich um die Filme geht.«

»Was war mit dem Hund?«

»Dem Hund? Oh Gott, oh Gott, der Hund. Ich musste Gloria noch einmal anrufen. Der Polizeibeamte hat gesagt, ich dürfte ihr nicht sagen, was geschehen ist. Ich solle einfach sagen, dass ich selber einen Notfall hätte und dass Carter oder Lori kommen soll.«

»Wie lange nach dem ersten Anruf haben Sie sie zurückgerufen und gesagt, dass Gloria einen anderen Tierarzt rufen soll?«

»Das weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich eine Viertelstunde oder sogar noch ein bisschen später, weil der arme Hund mir kurzfristig völlig entfallen war.«

»Das kann ich nachvollziehen. Es überrascht mich, dass die Praxis Sie nicht noch einmal angerufen hat, nachdem der Mann mit dem verletzten Hund erschienen war.«

»Der war noch gar nicht da, hat Gloria gesagt.«

Eve nickte knapp. »Dann ist er offensichtlich ziemlich weit gerannt. Können wir jemanden für Sie anrufen, Lola? Gibt’s jemanden, zu dem Sie jetzt gehen wollen?«

»Ich glaube nicht, dass ich sofort zurück in meine Wohnung gehen kann. Da halte ich es im Moment nicht aus. Es gibt da einen Typ, mit dem ich halb zusammen bin. Vielleicht kann ich ja erst einmal zu ihm gehen.«

»Sollen wir ihn bitten, herzukommen und Sie abzuholen?«

Lola nickte, und in ihren Augen stiegen frische Tränen auf.

»Wenn Sie mir seine Nummer geben, rufen wir ihn an. Jetzt bringt die Beamtin Sie nach draußen ins Foyer und bleibt so lange bei Ihnen, bis er kommt.«

»Werden Sie noch einmal mit mir reden? Wenn Sie wissen … wenn Sie wissen, was passiert ist, geben Sie mir dann Bescheid?«

»Ja. Und falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, rufen Sie mich bitte an.« Eve griff in die Tasche, in der zu ihrer Überraschung wirklich ein paar ihrer Karten steckten, und hielt Lola eine hin.

Dann rief sie die Beamtin, die ein wenig abseits stand, nannte ihr die Telefonnummer von Lolas Freund, wandte sich den anderen drei Zeugen zu und setzte sich zuerst zu dem Mann, der etwas abseits von den beiden anderen saß. Er sah aus wie Anfang zwanzig, hatte eine Haut wie Ebenholz, eine gepiercte linke Braue und zu wirren, feuerroten Dreadlocks aufgedrehtes Haar.

»Ich bin Lieutenant Dallas.«

»Hm. Marc Snyder.«

»Sie waren allein im Kino, Mr. Snyder?«

»Ja. Ich wollte mich ganz ohne Ablenkung auf das Geschehen auf der Leinwand konzentrieren. Ich studiere Film und mache gerade meinen Master an der NYU.« Er verschränkte seine Hände und sah zu der weißen Leinwand. »Mein Gott, dann wurde also wirklich jemand umgebracht.«

»Warum gerade in diesem Film?«

»Ich schreibe meine Masterarbeit über Hitchcock, es geht darin vor allem um dieses ganz besondere Werk. Aber ich … Es tut mir leid.«

Er presste eine Hand vor seinen Bauch und atmete tief durch. »Ich liebe Filme, und mein Traum ist es, selber mal Regie zu führen. Wobei die Klassiker mich ganz besonders inspirieren. Ich komme regelmäßig her und sehe mir dann immer irgendwelche alten Filme an. Es ist was völlig anderes, wenn man sie im Kino statt zu Hause auf dem Bildschirm oder auf dem Handy sieht.«

»Wo haben Sie gesessen?«

»In derselben Reihe wie … Dort, wo sie auch gesessen hat. Aber in der Mitte, weil da meistens niemand sitzt und ich am liebsten ganz alleine sitze, weil ich mich dann besser konzentrieren kann. Aber ich kannte sie vom Sehen. Die beiden Frauen. Ich meine, sie waren auch schon öfter hier, deswegen wusste ich, dass sie normalerweise wirklich leise sind. Sie quatschen nicht und machen auch ansonsten keinen Lärm. Deswegen habe ich mir einen Platz in ihrer Reihe ausgesucht.«

»Erzählen Sie mir, was passiert ist.«

»Es war … war nach der Duschszene, und Bates war noch dabei, das Badezimmer aufzuräumen, bevor er Marions Leiche in den Duschvorhang einwickelt und sie mit ihrem Gepäck und dem von ihr gestohlenen Geld mit ihrem eigenen Wagen bis zu einem Sumpf fährt und sie dort versenkt. Perkins ist einfach unglaublich, man nimmt ihm diese Rolle total ab. Man nimmt ihm ab, dass er vollkommen panisch ist und seine irre Mutter schützen will. Ich war total auf seine Arbeit, seine Mimik, seine Körpersprache konzentriert, doch plötzlich hat sie angefangen zu schreien.«

Er musste schlucken und fuhr mit gepresster Stimme fort. »Die Frau, die ein Stück weiter von mir entfernt saß. Sie hat mich echt erschreckt. Im ersten Moment war ich sauer, aber dann wurde mir klar, dass es die Frau aus meiner Reihe war, von der man sonst nie etwas mitbekommt. Deswegen wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmt, weil sie normalerweise immer so respektvoll ist. Die Art, wie sie geschrien hat – es tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wie sie heißt. Es war die Dunkelhaarige. Dann bin ich aufgesprungen und konnte sehen, dass mit der anderen, mit der Blonden, etwas nicht in Ordnung war. Ich dachte, dass ihr schlecht geworden wäre oder so. Also bin ich aufgesprungen, und die zwei anderen da drüben …« Er wies auf das Paar, das ein Stück weiter weg saß. »Sie kamen von der anderen Seite, weil sie auf der anderen Seite saßen, und als wir die Frau erreichten … haben wir das Blut gesehen, und die beiden haben zu mir gesagt, ich sollte Hilfe holen und das Licht anmachen lassen, während sie die Frau schon einmal aus dem Sessel ziehen. Ich bin gleich losgerannt, mir kam es so vor, als ob ich eine halbe Ewigkeit gelaufen wäre – wie in einem Film. Aber dann habe ich mir jemanden im Foyer geschnappt und ihm gesagt, er sollte einen Krankenwagen rufen, denn es gäbe einen Notfall in Saal drei. Dort wäre eine Frau, die furchtbar bluten würde, und wir bräuchten dort so schnell wie möglich Licht.«

Er schluckte. »Ich weiß im Grunde nicht, warum ich überhaupt noch einmal dorthin zurückgegangen bin, denn eigentlich wäre ich lieber weggerannt. Die Frau, die helfen wollte, nicht die, die geschrien hat, sie ist … Oh Gott, wie heißt das noch einmal? Arzthelferin, genau. Sie hat gesagt, sie arbeitet bei einem Arzt, war voller Blut und hat gesagt, dass niemand näherkommen soll. Also habe ich mich wieder hingesetzt. Ich habe mich gesetzt, weil meine Beine weich wie Wackelpudding waren. Dann kam kurz darauf die Polizei.«

»Ist Ihnen jemand in der Reihe hinter Ihnen aufgefallen?«

»Nicht hinter mir, aber hinter den beiden Frauen. Er saß direkt am Gang. Darüber war ich froh, weil ich ganz alleine saß. Es gab noch jede Menge freier Plätze, und ich hatte mich absichtlich so gesetzt, dass niemand in der Nähe saß. Dann gingen die Lichter aus und jemand schob sich in die Reihe hinter mir. Wenn er bis zur Mitte durchgegangen wäre, hätte ich mich selber noch einmal umgesetzt, deswegen war ich froh, dass er am Rand geblieben ist.«

»Es war also ein Mann.«

»Das … weiß ich nicht. Ich habe weniger gesehen als gespürt, dass da noch jemand kam. Die Deckenlichter waren schon aus, und gerade fing der Vorspann an. Ich hasse es, wenn Leute derart spät ins Kino kommen, vor allem, wenn sie sich dann noch in meine Nähe setzen, doch das hat er nicht getan. Vielleicht war es auch eine Sie. Es war schon dunkel, ob Mann oder Frau war mir in dem Moment total egal. Im Grunde habe ich nur aus dem Augenwinkel mitbekommen, dass da jemand war.«

»War die Person noch da, als Sie den Schrei hörten und aufgesprungen sind?«

»Das weiß ich nicht.«

»Sie sind also aufgesprungen und sind durch die Reihe bis zu den beiden Frauen gegangen. Saß da noch jemand hinter den beiden?«

»Lassen Sie mich überlegen.« Snyder kniff die Augen zu. »Ich kann versuchen, es mir bildlich vorzustellen. Obwohl ich das nicht will. Ich war total gebannt von Perkins oder eher von Norman Bates. Man nimmt ihm diese Rolle einfach ab, er wird im Film zu Bates. Dann schreit plötzlich diese Frau. Ein Stückchen rechts von mir. Diese wirklich gut aussehende Blondine ist in sich zusammengesackt. Die Dunkelhaarige schreit immer noch und zerrt an ihr herum. Ich stehe auf, denn mir ist klar, dass etwas nicht stimmt. Ein paar der anderen Leute rufen, dass sie ihre Klappe halten soll, doch mir ist klar, dass etwas nicht in Ordnung ist, deswegen schiebe ich mich durch die Reihe und dann tauchen von der anderen Seite schon die beiden anderen auf und … nein.« Er schlug die Augen wieder auf und schüttelte den Kopf.

»Als ich aufstand, saß dort niemand mehr. Die Reihe hinter uns war völlig leer.«

»In Ordnung, Mark, das hat mir sehr geholfen.« Wieder schob Eve eine Hand in ihre Tasche und drückte auch diesem Zeugen eine ihrer Karten in die Hand. »Falls Ihnen noch etwas einfällt oder Sie noch etwas über die Person, die hinter ihnen saß, zu sagen haben, rufen Sie mich an. Soll ich Sie nach Hause bringen lassen?«

»Danke, nein. Bewegung und ein bisschen frische Luft tun mir jetzt sicher gut.« Er stand mit ihr zusammen auf. »Sie denken, dass der Mensch, der hinter ihnen saß, die Frau ermordet hat.«

»Das muss ich noch herausfinden.«

»Ich wünschte mir, ich hätte besser hingesehen. Ich wünschte mir, ich hätte meinen Kopf nach rechts gedreht und ihn mir angesehen. Denn wenn ich ihn gesehen hätte, könnte ich ihn jetzt beschreiben. Doch ich habe nur gedacht, wie gut, dass er am Rand der Reihe sitzen bleibt, und habe dann bis zu den Schreien völlig in dem Film gelebt. Ich konnte kaum erwarten, mir die fünfundvierzig einfach nur brillant gespielten, furchtbaren Sekunden anzusehen.«

»Die was?«

»Die Duschszene. In der Marion Crane erstochen wird. Ich frage mich, ob die vielleicht das Letzte war, was sie gesehen hat, bevor sie selbst ermordet worden ist.«

Er wandte sich zum Gehen und nachdenklich sah Eve ihm hinterher.

Es sah so aus, als hätten alle wie gebannt die Mordszene im Film verfolgt, während gleichzeitig ein echter Mord geschehen war.

2

Während die Kollegen von der SpuSi saugten, zupften, pinselten und sammelten, saß Eve am Tatort und ging ihre bisherigen Aufzeichnungen durch.

Der Tatort selbst, das Timing, Zeugenaussagen und was sie bisher über Chanel wusste, sagten bereits eine Menge aus.

Als McNab in seinen karierten Airboots und mit einem Dutzend Ringen in den Ohren auf der Bildfläche erschien, legte sie eine kurze Pause ein.

»Ich habe mir die Aufnahmen der Kameras vom Erscheinen des Opfers um 17.48 Uhr bis zum Eintreffen der ersten Streife um 18.39 Uhr angesehen. Niemand ist durch das Foyer oder einen der Notausgänge rausgegangen, bis in Saal eins die Vorstellung geendet hat. Um 18.35 Uhr sind an die hundertfünfzig Leute, davon gut die Hälfte unter zwölf, auf die Ausgänge zugeströmt.«

»Es wäre durchaus vorstellbar, dass er mit ihnen zusammen das Gebäude verlassen hat.« Eve lenkte ihren Blick auf Reihe 28, wo der Kerl gesessen hatte, als er auf das Opfer losgegangen war. »Er bringt sie um, schleicht sich hier raus und in den anderen Kinosaal. Dort braucht er nur ein paar Minuten auszuharren und schlendert dann inmitten all der Kinder hinaus.«

»Wir müssen sehen, ob irgendjemand vor den beiden Frauen hereingekommen ist und dann noch im Foyer herumgehangen hat. Ich interessiere mich für alle, die zusammen mit den Opfern oder direkt hinter ihnen in den Saal gekommen sind. Wobei der Täter meiner Meinung nach alleine war. Also gucken Sie, ob Sie jemanden finden, der erst hier war und dann mit den Leuten aus Saal eins gegangen ist.«

»Wird sofort erledigt«, sagte er ihr zu, blieb dann aber noch stehen, schob seine Hände in die obersten des halben Dutzends Taschen seiner leuchtend blauen Schlabberhose und fragte im Plauderton: »Haben Sie den Film schon mal gesehen? Psycho?«

»Ja. Roarke hat ihn in seiner Sammlung, weil er offenbar ein echter Fan von diesem Hitchbock ist.«

»Von diesem wem?«

»Von diesem Regisseur.«

»Heißt er tatsächlich so?«

»So oder so ähnlich.«

»Huh. Der Film ist wirklich unheimlich. Uralt und wirklich unheimlich. Vielleicht ist das kein Zufall. Vielleicht hat ja irgend so ein Psycho absichtlich den Film als Hintergrund für diesen Mord gewählt, und unser Opfer war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«

»Nein.« Eve schüttelte den Kopf. »Es ging ihm ganz speziell um sie.«

Als Peabody erschien, erhob sich Eve von ihrem Platz und wandte sich ihr zu. »Die Freundin, die mit ihr im Kino war, ist Tierärztin. Sie hatte heute Abend Rufbereitschaft und rein zufällig ging, kurz bevor der Täter auf das Opfer eingestochen hat, ein angeblicher Notruf aus der Praxis bei ihr ein.«

»Heißt das, dass sie in Wahrheit gar nicht angerufen worden ist?«

»Oh doch, das wurde sie. Auch in ihrer Praxis ging ein Notruf ein. Von einem Mann, der meinte, dass sein Hund von einem Auto angefahren worden wäre oder so.«

»Oje, der arme Hund!«

Eve bedachte ihre Partnerin mit einem säuerlichen Blick. »Es gab nie einen angefahrenen Hund. Mit diesem Anruf hat der Täter Kawaski kurzfristig aus dem Saal gelockt. So war er völlig ungestört, als er auf ihre Freundin eingestochen hat.« Sie dachte nach.

»Das Timing war perfekt. Das heißt, er hatte alles sorgfältig geplant und gründlich recherchiert. Der Killer wusste, dass die beiden Frauen ins Kino gehen würden, dass Kawaski Rufbereitschaft hatte, wann die Schlüsselszene kommen würde und dass dann jeder, der im Saal ist, wie gebannt nach vorne auf die Leinwand sieht, wenn Crane erstochen wird.«

McNab warf einen Seitenblick auf Peabody. »Es gibt auch Leute, die sich dann die Augen zuhalten.«

»Das habe ich getan«, gab seine Freundin unumwunden zu. »Von den Leuten, die im Saal waren, hat tatsächlich niemand etwas gesehen. Ein Typ meinte, es könnte sein, dass jemand sich kurz nach der Schlüsselszene aus dem Saal geschlichen hätte, aber sicher wäre er sich nicht. Er saß ganz hinten und hat seine Freundin in den Arm genommen, weil sie das Gemetzel vorne auf der Leinwand nicht ertragen hat.«

»Der Täter hat alles ganz genau getimt«, erklärte Eve noch einmal. »Er hat alles sorgfältig geplant.«

»Und hatte es konkret auf Chanel Rylan abgesehen«, fügte ihre Partnerin hinzu.

»Genau, er kannte sie, er hat sie ausgewählt, hat sie gestalkt und sich eingehend mit ihr befasst. Die Frage ist, warum? Das Opfer war Schauspielerin und hat daneben noch als Kellnerin gejobbt. Bei Broadway Babies oder wie der Laden heißt.«

»Ich liebe dieses Restaurant! Wir gehen dort regelmäßig hin.«

»Dort ist es wirklich witzig«, meinte auch McNab.

»Auf jeden Fall. Mein Gott, vielleicht hat sie uns dort ja sogar schon mal bedient.«

»Die Freundin sagt, dass sie am Nachmittag für eine Rolle vorgesprochen hat. Vielleicht wollte ja irgendwer verhindern, dass sie die bekommt. Wobei es vielleicht auch eine Rolle spielt, dass dieser Mord in einem Kino stattgefunden hat. Sie hatte keine feste Partnerschaft, und ihre letzte Trennung ist schon ewig her, aber vielleicht hat sie irgendwen zurückgewiesen, der damit nicht klargekommen ist. Sie ist zweigleisig gefahren, deswegen könnte es ein Mann oder auch eine Frau sein.«

»Für eine Beziehungstat kommt dieser Mord mir eine Spur zu unpersönlich vor«, bemerkte Peabody.

»Das stimmt, aber ganz unpersönlich war er nicht, deswegen schließen wir die Möglichkeit erst mal nicht aus. Der Täter hat absichtlich diesen Tag und dieses Kino ausgewählt und mit dem angeblichen Notfall mit dem Hund die Freundin aus dem Saal gelockt. McNab, schicken Sie mir die Aufnahmen der Kameras, damit ich sie mir selbst auch ansehen kann. Und warum überbringen Sie dem Manager des Kinos nicht schon mal die schlechte Nachricht, dass der Saal hier bis auf Weiteres versiegelt wird?«

»Das kann ich tun.«

»Eins noch.«

»Ja?«

»Die Tierarztpraxis ist in der Siebten. Fahren Sie auf dem Weg nach Hause dort vorbei. Vielleicht können Sie ja herausfinden, woher der angebliche Notruf kam. Falls Sie die elektronischen Geräte dafür mitnehmen müssen, rufen Sie mich an, damit ich den Beschluss organisieren kann.«

»Okay.«

»Und, Peabody, da Sie das Broadway Babies derart lieben, kommen Sie mit mir, und wir hören uns dort zusammen um.«

»Oh ja!«

Peabody und McNab tippten die Hand des jeweils anderen zärtlich mit den Fingerspitzen an, bevor McNab den blonden Pferdeschwanz unter der leuchtend violetten Ohrenklappenmütze, die sie ihm gestrickt hatte, verschwinden ließ.

Zumindest küssten sie sich nicht, deshalb tat Eve, als hätte sie die liebevolle Geste nicht bemerkt.

Draußen kämpften sich die beiden Frauen durch das unbarmherzige Gedränge auf dem Times Square bis zu ihrem Wagen, der in einer viel zu teuren Tiefgarage stand.

Sie bahnten sich den Weg durch grell blinkende Lichter, vorbei an den Betrunkenen, den Feiernden, Touristen, Straßenhändlern, Bordsteinschwalben und den riesengroßen Bildschirmen, auf denen schmollende Modells unbestimmbaren Geschlechts Designermode zeigten, die wahrscheinlich für die meisten Menschen unerschwinglich war.

Eve entdeckte einen Straßendieb, der klug genug war, auf dem Absatz kehrtzumachen und mit schnellen Schritten in die andere Richtung zu entschwinden, bevor sie Gelegenheit bekam, die Brieftaschen und Uhren, mit denen die Innentaschen seines Mantels gefüllt waren, zu beschlagnahmen.

Sie machte einen Bogen um ein Absperrgitter, denn wo einem auf dem Times Square keine Säufer, Diebe und Touristen in die Quere kamen, standen einem irgendwelche sturzhelmtragenden Gestalten, die mit Presslufthämmern Löcher in den Platz bohrten, im Weg.

Sie flüchtete sich in die relative Ruhe in der Tiefgarage, wo sie statt des Lifts die Treppe nahm.

»Wann verständigen wir ihre nächsten Angehörigen?«, erkundigte sich Peabody.

»Das habe ich bereits getan. Die Eltern leben in Wisconsin, sie sind die einzigen Verwandten, die es gibt.«

Der Schock, die trüben Blicke und erstickten Stimmen der beiden hatten sich ihr wie die Reaktionen der Hinterbliebenen aller ihrer Opfer unauslöschlich eingeprägt.

»Ich habe auch noch mit den Leuten am Getränkestand gesprochen«, wandte Peabody sich einem anderen Thema zu. »Sie kannten sie zwar nicht persönlich, doch vom Sehen und meinten, dass sie immer freundlich war. Vor zwei Monaten hat sie dem einen jungen Mann mit einem Ständchen zum Geburtstag gratuliert. Sie hat immer eine kleine Tüte Popcorn, eine Coke light, und wenn sie sich eine Komödie angeschaut hat, Gummibärchen gekauft.«

»Dann war sie also ein Gewohnheitsmensch«, bemerkte Eve, als sie zu ihrem Wagen kamen. »Das hat es ihrem Mörder leicht gemacht, die Tat zu planen. Wir müssen auch die Angestellten in dem Kino überprüfen, und zwar nicht nur die, die heute Abend dort waren. Denn alle, die sie regelmäßig dort gesehen haben, wussten, wie sie sich verhalten hat, wenn sie im Kino war.«

»Aber wie hat der Täter es geschafft, nur wenige Minuten vor dem Mord noch in der Tierarztpraxis anzurufen?«

»Das ist eine gute Frage, und ich hoffe, dass McNab die Antwort darauf finden wird.«

»Vielleicht waren sie ja zu zweit, und es war der Komplize, der die Praxis angerufen hat.«

»Vielleicht.«

»Das wäre logischer, als dass der Mörder selbst dort angerufen hat. Er hätte schließlich sonst extra den Saal verlassen und dann wiederkommen müssen, um sie umzubringen, wieder aufzustehen und abzuhauen. Das hätte doch ganz sicher irgendwer bemerkt. Ich meine, wenn er reingekommen wäre, Platz genommen hätte, aufgestanden, rausgegangen und dann wieder reingekommen wäre, um sofort wieder zu gehen.«

Da hatte sie wahrscheinlich recht, sagte sich Eve. Wahrscheinlich wäre jemandem das Auf und Ab, das Rein und Raus des Täters aufgefallen. Obwohl es vielleicht trotzdem so gelaufen war.

Statt abermals in einer teuren Tiefgarage stellte sie den Wagen diesmal einen halben Block vom Restaurant entfernt am Straßenrand in einer Ladezone ab und schaltete einfach das Blaulicht ein.

»Ich weiß, ich habe Ihnen jetzt schon hundertmal erzählt, wie sehr wir unsere Zeit in Mexiko genossen haben, und Ihnen schon tausendmal dafür gedankt.«

»Was mehr als reicht.«

»Aber, was Sie noch nicht wissen, ist, dass Ian auf dem Flug zu Ihrer Villa durchgeschlafen hat. Er liebt die Fliegerei, trotzdem hat er bereits vor dem Start die Augen zugemacht und bis zur Landung durchgeratzt. Dann haben wir mit zwei riesengroßen Margaritas angestoßen, waren schwimmen, und noch bevor wir den geplanten Sex am Strand in Angriff nehmen konnten, ist er wieder eingeschlafen und erst nach zwölf Stunden wieder aufgewacht.«

»Sie hatten ja gesagt, er bräuchte dringend eine Pause.«

»Die er Ihretwegen auch bekommen hat. Sie und Roarke haben dafür gesorgt, dass sich mein Schatz erholen kann. Es wäre auch okay für mich gewesen, wenn er bis zu unserem Rückflug durchgeschlafen hätte, aber die zwölf Stunden haben ihm gereicht. Danach hatten wir noch jede Menge Sex.«

»Ist das die Art, auf die Sie mir für diesen Urlaub danken?«

»Nun, wir hatten wirklich jede Menge Sex, haben jede Menge toller Drinks geschlürft, oft einfach rumgehangen, ohne irgendwas zu tun, und dann wieder sehr viel unternommen, wobei es nicht um unsere Arbeit ging. Das hat ihm echt gutgetan. Er ist wieder der alte Spring-ins-Feld.«

»Er hüpft doch immer durch die Gegend wie ein Känguru auf Speed.«

»Aber das Hüpfen strengt ihn jetzt nicht mehr so an wie in der letzten Zeit vor Mexiko, das ist eine riesige Erleichterung für mich.«

»Okay. Sehr schön«, erklärte Eve und öffnete die Tür des Restaurants.

Sie hörte lautes Singen, und der Duft der italienischen Gerichte, der ihr in die Nase stieg, rief ein Gefühl des Hungers in ihr wach.

Die Frau, die am Empfangstisch stand, hob lächelnd einen Finger in die Luft und fing dann ebenfalls zu singen an.

Statt weiter ihre Pizza kleinzuschneiden, ihre Hackfleischbällchen aufzuspießen oder ihre Nudeln aufzudrehen, spendeten die Leute an den Tischen tosenden Applaus.

Dann wandten sie sich wieder dem Essen zu, und auch die Sänger und die Sängerinnen fuhren mit der Arbeit fort, als wäre es total normal, dass man zu seinem Salat auch einen Broadwayhit serviert bekam.

»Willkommen bei Broadway Babies. Haben Sie reserviert?«

»Ich habe das hier«, meinte Eve und hielt der Frau ihre Marke hin.

»Oje, gibt’s ein Problem, Officer?«

»Lieutenant«, korrigierte Eve. »Rufen Sie mir bitte den Geschäftsführer.«

»Natürlich. Das ist Annalisa. Wenn Sie bitte kurz hier warten, hole ich sie her.«

Sie lief davon, eine Gruppe, die an einem langen Tisch saß, brach in brüllendes Gelächter aus, als einer von den Obern ihnen Wein einschenkte und die ersten Takte eines neuen Liedes sang.

Ein Stückchen weiter stemmte eine der Serviererinnen ihre Hände in die Hüften, tänzelte geschmeidig auf den Ober zu, und sie sangen zusammen ein Duett.

»Ich liebe dieses Restaurant! Man hat hier wirklich jede Menge Spaß.«

Wenn man es lustig fand zu essen, während die Bedienung grölend um den Tisch sprang, dachte Eve. Oder, oh Gott, wenn man von seinem Stuhl gerissen und gezwungen wurde, mitzutanzen und in den Refrain mit einzufallen.

Wobei der Mann, der gerade tanzen und mitsingen musste, sich durchaus zu amüsieren schien. Genauso wie die Frau, die plötzlich in den Armen des Obers lag.

Geschmäcker waren nun mal verschieden, wie es so schön hieß.

Dann kam die Dame vom Empfang zurück und brachte eine Frau mit weißen Haaren, goldenen Tigeraugen und barocken Rundungen in einem leuchtend blauen Kleid mit.

»Guten Abend, ich bin Annalisa Bacardo. Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte sie sich mit kaum hörbarem italienischen Akzent.

»Können wir irgendwo reden, wo wir etwas ungestörter sind?«

»Natürlich. Aber vielleicht könnten Sie mir erst einmal verraten, was der Grund Ihres Besuches ist.«

»Es geht um Chanel Rylan.«

»Chanel?« Sie behielt weiterhin ihr nettes Lächeln bei. »Sie hat doch sicher keinen Ärger mit der Polizei. Sie ist …«

Ihr Lächeln schwand, als sie Eves ausdruckslose Miene sah. »Natürlich. Bitte kommen Sie mit.«

Annalisa führte sie nach hinten in die Küche, die mit ihrer Hitze und mit ihrem Chaos eindeutig das Herz des Ladens war.

»Ich habe mein Büro gleich nebenan, weil man mich jederzeit erreichen können muss. Giovanni!« Sie rief ihrem Koch etwas auf Italienisch zu und winkte Eve und Peabody ins Büro.

»Es gibt uns jetzt seit zweiundzwanzig Jahren, unsere Angestellten haben Auftritte auf der gesamten Welt und sogar außerhalb gehabt. Wie unsere Chanel hier.«

Sie zeigte auf ein Bild, auf dem die junge Frau mit ausgestreckten Armen und zurückgeworfenem Kopf auf irgendeiner Bühne stand.

»Was ist mit ihr passiert? Ist sie verletzt?«

»Es tut mir leid, aber sie lebt nicht mehr.«

»Das kann nicht sein.« Annalisa wurde kreidebleich und stützte sich mit einer Hand auf ihrem Schreibtisch ab, bevor sie sich auf den Klappstuhl sinken ließ. »Oh nein, sie ist … Hatte sie einen Unfall?«

»Nein.«

»Ich … einen Augenblick, bitte.« Sie kniff die Augen zu. »Wie unhöflich von mir«, stieß sie mit rauer Stimme aus. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«

»Kann ich Ihnen ein Glas Wasser holen, Ms. Bacardo?«

»Bitte nennen Sie mich Annalisa, und ich hätte gerne ein Glas Wein. Die Karaffe steht da drüben.« Noch immer saß sie mit geschlossenen Augen da und öffnete sie erst, als Peabody sie vorsichtig am Arm berührte, als sie mit dem Weinglas für sie kam.

»Ich danke Ihnen.« Sie trank den ersten vorsichtigen Schluck. »Sie sind meine Familie, meine Kinder«, fuhr sie fort. »Ein paar von ihnen treten nur hier auf, doch andere ziehen weiter und kommen groß heraus. Sie sind meine Familie. Bitte sagen Sie mir, was ihr zugestoßen ist.«

»Sie wurde heute Abend in der Video-Galaxy am Times Square umgebracht.«

»Haben Sie den Mörder schon?«

»Noch nicht.«

»Sie müssen ihn erwischen.« Ihre bisher warmen Tigeraugen wirkten plötzlich kalt und hart. »Sie müssen ihn erwischen und bestrafen, denn sie war unglaublich süß, klug und talentiert, sie hat nur Freude in die Welt gebracht. Wer einen Menschen tötet, der der Welt nur Freude bringt, hat selber keinen Platz in dieser Welt. Wie kann ich Ihnen helfen, dieses Monster zu erwischen und seiner gerechten Strafe zuzuführen?«

»Wissen Sie, ob jemand Chanel wehtun wollte?«

»Ganz sicher nicht.«

»War sie mit irgendwem zusammen, romantisch oder sexuell?«

»Sie hatte zahlreiche Romanzen, aber dabei ging es einfach um die Freude, weil für sie an erster Stelle ihre Arbeit kam. Die Beziehungen waren nichts Ernstes, und ich glaube nicht, dass irgendwer ihr deshalb böse war.«

»Wie sah es bei der Arbeit aus? Gab es da Konkurrenz?«

»Ach, in dieser Branche spielen sich immer jede Menge Dramen ab. Es gibt dort jede Menge Zank und Wahnsinn, auch wenn zugleich eine ausgeprägte Kameradschaft herrscht. Aber auch arbeitsmäßig fällt mir niemand ein. Sie war zwar durchaus talentiert und hat sich wirklich angestrengt, aber das Zeug zum echten Star hat ihr gefehlt. Dafür braucht man noch etwas anderes. Doch Chanel war zufrieden mit der Arbeit, die sie hatte, und hat ihren Lebensunterhalt mit etwas verdient, woran sie Freude hatte und womit sie anderen Freude machen konnte. Andere sind deutlich skrupelloser, wissen Sie? Sie denken immer nur an sich und setzen, wenn sie eine Chance wittern, gnadenlos die Ellenbogen ein. So war sie nicht. Sie hätte das niemals getan. Ihr Mörder muss ein Irrer sein und hat sie sicher nicht gekannt.«

»Ist Ihnen irgendjemand aufgefallen, der sich in übertriebenem Maß für Chanel interessiert hat? Hat sie vielleicht einmal irgendjemand hier beobachtet?«

»Die Touristen kommen und gehen, obwohl wir sie, wenn sie New York mehrmals besuchen, manchmal auch wiedersehen. Daneben haben wir auch Stammgäste oder Familien, die hier einen Geburtstag feiern oder so. Mit Blick auf Chanel ist mir nichts Besonderes aufgefallen, falls einer von den anderen etwas mitbekommen hätte, hätte er mir das erzählt. Denn wie gesagt, wir sind Familie«, wiederholte sie. »Und in Familien passt man aufeinander auf. Ich möchte Ihnen wirklich helfen, aber mir fällt niemand ein, der Chanel hätte wehtun wollen.«

»Das hilft mir schon.«

»Ach ja? Inwiefern?«

»Es sagt mir, dass Sie es für unwahrscheinlich halten, dass jemand von Ihrem Personal oder ein Stammgast sie ermordet hat.«

»Ich weiß, dass es so ist.«

»Welchen anderen Angestellten stand Chanel besonders nah?«

»Ah, wir sind hier eine eingeschworene Gemeinschaft, aber vielleicht Micha, der die Theke macht. Sie sind manchmal … zusammen ausgegangen. Aber etwas Ernstes war das nicht. Und Teresa, eine unserer Köchinnen. Sie waren befreundet, und ich glaube, dass auch zwischen ihnen manchmal etwas lief. Und Eliza, eine Kellnerin. Manchmal haben sie für dieselbe Rolle vorgesprochen und sich dann beim Lernen ihrer Texte gegenseitig unterstützt. Müssen Sie mit ihnen sprechen?«

»Ja.«

»Dann rufe ich sie her. Wobei Teresa heute ihren freien Abend hat.«

»Wenn Sie uns sagen, wie wir sie erreichen können, kontaktieren wir sie selbst.«

»Das mache ich. Und ich kann Ihnen sagen, dass die beiden anderen um halb fünf zum Dienst erschienen sind. Bevor wir öffnen, findet immer eine kurze Probe statt, danach müssen wir noch die Tische eindecken und so.«

»Auch diese Info hilft uns weiter, vielen Dank.«

»Dann werde ich jetzt erst einmal Eliza holen gehen und jemanden suchen, der Micha hinter der Bar vertritt. Darf ich Ihnen einen Wein anbieten?«

»Danke, aber während unserer Arbeit ist das nicht erlaubt.«

»Dann kriegen Sie zumindest einen Cappuccino. Der ist ebenfalls sehr gut.«

Sie wandte sich zum Gehen, und Eve verzog nachdenklich das Gesicht. »Wenn ihr der Killer bis ins Restaurant gefolgt ist, muss er wirklich vorsichtig gewesen sein. Wenn er sich auffällig verhalten hätte, hätte diese Annalisa es auf alle Fälle mitbekommen oder einer von den anderen Angestellten hätte ihr davon erzählt. Genau wie Chanels Mitbewohnerin ist sie sich sicher, dass es keinen sauren Exfreund gibt. Aber vielleicht hat ja einer von den Typen, die sie abserviert hat, einfach so getan, als ob er ihr das nicht verübeln würde, aber innerlich gekocht.«

Wie immer, wenn sie überlegte, stand Eve auf und stapfte auf und ab. »Nur kommt mir diese Tat zu unpersönlich vor für einen Ex, eine Rivalin oder so. Wir werden zwar noch mit den beiden Angestellten reden, aber wenn dabei nichts herauskommt, machen wir für heute Schluss. Dann fahre ich nach Hause, schreibe den Bericht und hänge schon einmal die ersten Bilder an der Tafel auf. Morgen fahren wir zuerst ins Leichenschauhaus, denn womöglich haben wir ja irgendetwas übersehen.«

»Für uns beim Morddezernat beginnen und enden eben alle Tage mit dem Tod«, bemerkte Peabody.

»Das ist genauso traurig wie das bisschen Geld, das es für unsere Arbeit gibt.«

Zum zweiten Mal an diesem Abend bog Eve in die Einfahrt ihres Grundstücks ein. Der Cappuccino war zwar wirklich gut gewesen, doch sie hätte lieber das Glas Wein gehabt. Und dazu etwas zu essen, denn die Düfte, die durchs Broadway Babies wehten, hatten ihr mehr als Appetit gemacht.

Aber Müssen ging vor Wollen, und jetzt müsste sie die Bilder an die Tafel hängen, ihren Bericht verfassen und noch einmal überlegen, ob sie schon etwas über Chanel Rylan herausgefunden hatte, was ihr vielleicht weiterhalf.

Mit seinen hellen Fenstern sah das große Haus im Dunkeln aus wie eine Märchenburg. Vor allem, wenn wie jetzt das fahle Licht des Mondes nur verschwommen durch die tief hängenden Wolken auf die Türme und die Zinnen, die sich in den schwarzen Himmel reckten, fiel.

Da der Wind zwar nicht mehr ganz so stark, doch weiter eisig war, wäre sie froh, wenn sie in ihrem warmen Arbeitszimmer saß.

Ebenfalls zum zweiten Mal an diesem Abend ließ sie ihren Schal und Mantel einfach auf den Treppenpfosten in der Eingangshalle fallen. Doch anders als bei ihrer ersten Heimkehr hatte es sich der Kater, statt auf sie zu warten, mit dem Herrn des Hauses irgendwo bequem gemacht.

Bericht und Tafel, dachte sie, danach würde sie nach Galahad und ihrem Gatten sehen. Doch als sie in ihr Arbeitszimmer kam, saß Roarke mit einem Buch und ihrem fetten Kater auf dem Schoß auf der Couch. Auf einem kleinen Beistelltisch stand ein Glas Wein und mit dem Feuer im Kamin wirkte die Szene so idyllisch, dass sie fast schon kitschig war.

»Da ist sie ja.«

»Ich hätte angenommen, dass du in deinem Arbeitszimmer wärst oder dir einen Film anschaust.«

»Ich bin für heute mit der Arbeit durch, und Filmegucken macht mehr Spaß, wenn wir zusammen sind, wogegen man ein Buch auch gut alleine lesen kann.«

Er gab dem Kater einen sanften Schubs, und während der sich auf den Rücken rollte, meinte er: »Du hast wahrscheinlich noch zu tun.«

»Das stimmt. Es tut mir leid.«

Jetzt legte er das Buch zur Seite und trat auf sie zu. »Erzähl mir erst einmal, worum es geht.«

»Es ist mir gerade wieder einmal aufgefallen«, meinte sie und schlang ihm die Arme um den Hals.

»Was?«

»Dass ich hier ein Zuhause habe, in dem ich weit mehr als nur gut aufgehoben bin.«

Er wusste aus Erfahrung, dass sie ihm auch noch von ihrem Fall erzählen würde, weil ihr die Gespräche halfen, die eigenen Gedanken zu sortieren.

»Du hast noch nichts gegessen, stimmt’s?«

»Richtig. Dabei war ich eben noch in einem italienischen Lokal, in dem es himmlisch nach Spaghetti bolognese oder etwas in der Art geduftet hat.«

»Die kann ich dir auch hier servieren. Nimm du dir mal ein Glas Wein«, empfahl er ihr, bevor er in die Küche ging. »Der ist hervorragend. Dann kannst du mir von dem Fall erzählen, während wir beim Essen sind.«

»Dann isst du also mit? Heißt das, dass du auch noch nichts gegessen hast?«

»Ich hatte noch zu tun, und danach habe ich mich in das Buch vertieft. Für Spaghetti ist es nie zu spät.«

Sie kostete den Wein, der wie versprochen etwas ganz Besonderes war. Während Roarke fürs Abendessen sorgte, hängte sie die ersten Bilder an der Tafel auf.

»Dein Opfer?«, fragte er und sah auf Chanels Bild, als er die Teller zu dem Tisch am Fenster trug. »Sie war sehr attraktiv.«

»Das stimmt. Sie hat geschauspielert und sich als Kellnerin bei Broadway Babies was dazu verdient.«

»In diesem Laden, wo sie singen, während sie die Nudeln und den Wein servieren.« Er ging noch einmal in die Küche und kam mit Salat und Brot zurück.

»Genau. Obwohl ich das nicht verstehe, sahen die Leute dort total zufrieden aus.«

Er wandte sich erneut der Tafel zu. »Psycho? Wurde sie etwa erstochen, als sie in der Dusche stand?«

»Nein, aber sie hat den Film gesehen, und dabei hat ihr jemand einen dünnen, spitzen Gegenstand in das Genick gerammt.« Mit diesen Worten trat sie an den Tisch und schnupperte. »Das riecht echt gut.«

Wenn’s zur Belohnung Nudeln gäbe, nähme sie selbst den Salat in Kauf.

»In einem Filmpalast am Times Square«, fuhr sie, während sie sich setzte, fort. »Sie hieß Chanel Rylan, und sie hat sich dort oft irgendwelche alten Filme angesehen.«

Während sie sich zwang, das ganze Grünzeug aufzuessen, sprach sie weiter über den Mord.

Er hörte schweigend zu und wartete darauf, dass ihre Anspannung sich legte, als sie endlich den ersten Bissen Nudeln in den Bauch bekam.