Borreliose Jahrbuch 2016 - Ute Fischer - E-Book

Borreliose Jahrbuch 2016 E-Book

Ute Fischer

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Beschreibung

Was man als Borreliose-Patient unbedingt wissen muss: Endlich öffnet sich ein Weg aus der Psycho-Schublade, in der viele Borreliose-Patienten verschwinden, ohne Chance auf ursächliche Behandlung. In dieser Ausgabe sind pauschale Begriffe der sogenannten Psychischen Störungen, wie sie sich durch Befunde und Gutachten schleichen, explizit beschrieben. Vor allem die Kriterien einer „Somatoformen Störung“, die Abgrenzung zur Lyme-Borreliose, die Unterschiede zur Posttraumatischen Belastungsstörung und was eine Depression wirklich ist, sind so aufgelistet, dass man sie dem Arzt, dem Gutachter und dem Richter vor die Nase halten kann. Wie oft wird eine Lyme-Borreliose als Verdacht auf Multiple Sklerose (MS) wegdiagnostiziert? Die Diagnose einer MS setzt aber voraus, dass vorher andere Erkrankungen mit ähnlichem Erscheinungsbild sicher ausgeschlossen werden. In einer Studie mit Nachuntersuchung von 281 Patienten mit vermeintlicher, wahrscheinlicher und möglicherweise vorliegender MS konnte die Diagnose nur in 33 Prozent bestätigt werden. Dieser Bericht beschreibt den Stellenwert der MRT (mit Abbildungen) und Möglichkeiten der Abgrenzung zur MS. Für den Bereich der Therapie entwickelte die Heilpraktikerin Maria Holl ein Übungsprogramm für Borreliose-Patienten mit Gleichgewichtsstörungen. Der Lübecker Heilpraktiker Markus Pütter behandelt Borreliose-Patienten ganz ohne Antibiotika. Karl Hüsing weiß einen garantiert nebenwirkungsfreien Weg, wieder gesund zu werden. Darüber hinaus: Welche Rechte hat der Patient, bei seiner Behandlung mitzubestimmen? Alles über die Partizipative Entscheidungsfindung und ihre rechtlichen Grundlagen.

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Inhaltsverzeichnis

Anleitung zum Führen des Symptom-Tagebuchs

DIAGNOSTIK

Psychische Störungen und wie sie zu unterscheiden sind

Depression

Somatoforme Störung (Somatisierungsstörung)

Undifferenzierte somatoforme Störung

Konversionstörung

Hysterie

Persönlichkeitsstörung/ Dissoziative Identitätsstörung

Generelle Persönlichkeitsveränderung

Anpassungsstörung

Posttraumatische Belastungsstörung

Panikstörungen

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Neurasthenie (Nervenschwäche)

Neurose

Borderline Persönlichkeitsstörung

Psychische Störungen überdiagnostiziert?

Symptome der Lyme-Borreliose im Spätstadium

Major (stärker, bedeutender)

Herzentzündung durch Lyme-Borreliose

Selten oder nicht selten?

MRT bei Neuroborreliose

Stellenwert und Möglichkeiten der Abgrenzung zur MultiplenSklerose (MS)

THERAPIE

Therapieblockade Übersäuerung

Die Selbstheilungskraft sind der Glaube und die Kraft Gottes

Aber nicht nur Borrelien…

Übungen zur Inneren Balance bei Schwindel

Sein Kampf mit der Borreliose

Opioide gegen chronische Schmerzen

Das Bad Aiblinger Versprechen

FORSCHUNG

Notizen vom Symposium der Deutschen Borreliose-Gesellschaft im März 2015 in Erfurt

.

Extrakte aus Studien

Artemisia (Beifuß) - ein Wunderkraut auch gegen Borreliose?

GESUNDHEITSPOLITIK

Auch hier entscheiden sich Borreliose-Schicksale

Masterplan für Langzeiterkrankungen gefordert

Techniker Krankenkasse kritisiert

Gesundheit in Deutschland

Fehler! Textmarke nicht definiert.

Partizipative Entscheidungsfindung (PEF)

Abspeisung der Fakultäten

VERSCHIEDENES

Zweifelhafte Prophylaxe für Hunde

Selbsthilfe

LITERATUR

Bücher von den Autoren

Literatur vom Borreliose und FSME Bund

Zu guter Letzt…

Symptom-Tagebuch

Anleitung zum Führen des Symptom-Tagebuchs

Seit Erscheinen des ersten Borreliose-Jahrbuchs 2006 fanden Sie stets ein als Symptom-Tagebuch vorbereitetes Kalendarium in diesem Buch. Das haben wir 2013 aufgegeben, um den Preis des Jahrbuchs erschwinglicher zu machen.

Sie können sich stattdessen eine einfache Kladde einrichten, ein Schulheft, ein Ringbuch oder ihre Eintragungen täglich mit dem Computer festhalten.

Wofür ein Symptom-Tagebuch?

Borreliose-Beschwerden ändern sich von Tag zu Tag. Entzündungen springen von Gelenk zu Gelenk, von einer Körperseite auf die andere. Sie verschwinden urplötzlich und blühen wo anders auf, wo sie nicht sofort als Borreliose-Symptom identifiziert werden. Erst in der Zusammenschau der Vielfalt von Beschwerden, ihre vermuteten Auslöser und vor allem, wenn ihnen eine gewisse Dynamik anzumerken ist, schafft ein Symptom-Tagebuch Beweise, wenn man mal wieder in die psychische Ecke gedrängt werden soll. Vom Arzt. Vom Lebenspartner. Von den Kollegen.

Ein Symptom-Tagebuch bringt Ordnung in die verwirrenden Eindrücke, die ein Borreliose-Patient erfährt. Damit lässt sich nachvollziehen, auf welches Medikament und wann eine Besserung eintritt oder das Gegenteil. Es hilft auch, sich zu erinnern, welche Aktivitäten Beschwerden verstärken oder abschwächen und wie lange man welches Medikament in welcher Dosis eingenommen hat. Und es zeigt eindrucksvoll, wenn ein neuer Schub stattgefunden hat und wie lang die beschwerdefreie Phase danach angehalten hat.

Wir raten Ihnen, sich auf Beschwerden zu konzentrieren, die nach Ihrem Anschein tatsächlich mit der Borreliose zusammenhängen können. Ein Muskelkater, weil man nach langer Zeit mal wieder beim Turnen war, muss daher auch mit der untrainierten Aktivität erfasst werden. Wichtig vor allem ist die Unterscheidung, wie sich so ein Muskelkater anfühlt und wie der, den uns die Borreliose oft über Tage und Wochen beschert. Vor allem lernen Sie, Ihre Beschwerden möglichst genau zu beschreiben, zu differenzieren. Es tut nicht einfach nur weh. Schmerzen sind stechend, brennend, kribbelnd, pochend, ziehend, fließend, wandernd, flächig, punktuell, sternförmig, ringförmig. Kopfschmerzen können sein kappenförmig, von einer Seite ausgehend, dröhnend, von Nacken aufsteigend, vom Ohr aufsteigend, klopfend oder von einem Gefühl, als sei der Kopf in Watte gepackt. Auch Lähmungen verändern sich. Taubheit auf der Haut wechselt sich ab mit Eiseskälte, brennenden Stellen und unbremsbarem Juckreiz.

Bei Wortfindungsstörungen schreiben Sie auf, welche Worte Sie verwechseln: zum Beispiel Zahl und Zeit, Teppich und Teddy, obsolet und obligat, Hose und Schuhe, einpacken und einplanen, Vorsitzender und Vorgesetzte, Konfirmation und Konstitution, Information und Infektion.

Wichtig bei diesen Beschreibungen sind auch die Ereignisse darum herum: Wenn Sie am Vorabend Alkohol getrunken haben, Ärger im Betrieb, Streit mit dem Partner hatten oder eine außergewöhnliche Mahlzeit wie zum Beispiel „Grünkohl mit Pinkel“, „Schlachtplatte“ oder ein exotisches Buffet mit ungewöhnlichen Gewürzen. Wenn Sie ungeübterweise einen langen Spaziergang gemacht haben, schwimmen waren, sie eine lange Autofahrt unternehmen mussten, mit dem Fahrrad in ein Unwetter gerieten. So mancher reagiert mit entsetzlichen und oft über Tage bleibenden Nackenschmerzen, weil er hochkonzentriert ein Kilogramm Zwiebeln geschnitten hat. Natürlich müssen auch besonders angenehme Aktivitäten festgehalten werden, um nachträglich zu sehen, wie gut Gefühle Beschwerden abschwächen und Schmerzen weniger intensiv erlebt werden als unter großer Traurigkeit.

Unser Immunsystem reagiert auf Gut und Böse. Was Gut und was Böse ist, entscheidet es allerdings selbst. Ist es gut drauf, kann uns das vorbei fliegende Schnupfenvirus nichts anhaben. Erhielten wir gerade eine unangenehme Nachricht, sind wir empfänglich für Erreger. So immunstärkend Ausdauersport auch ist, kurz danach geht unser Immunsystem erst einmal in den Keller. Wer danach mit dem Bus nach Hause fährt, hat alle Scheunentore offen für Erreger seiner Umwelt.

Was gehört ins Symptom-Tagebuch?

Medikamente: Name, Art, Dosis

Körperliche Aktivitäten

Positive oder negative Reize/Erfahrungen

Termine wie Arzt, Krankengymnastik, Sportprogramm

Art der Beschwerden mit Erläuterung, ob sie neu sind oder schon länger vorhanden, ob sie sich verstärkt oder abgeschwächt haben oder verschwunden sind.

Gebräuchliche Abkürzungen, um mit kleinformatigen Kalendern klarzukommen:

Gebräuchliche Abkürzungen

KSKopfschmerzenGSGelenkschmerzen (Nennung des Gelenks)lilinksrerechtsMSMüdigkeit, SchlappheitTTaubheit (Lokalität)LLähmung (Lokalität)WFWortfindungsstörungenVWVerwirrtheitSASchlechtes AllgemeingefühlSPSeh-Probleme+stärker++sehr stark–schwächergleich bleibend

Einleitung

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Sommer 2015 war nicht erquicklich für die Zeckenwelt. Viel zu heiß. Dauernd musste sie sich vor dem Austrocknen verstecken und konnte nur in den frühen Morgenstunden und am Abend ihre Fühler nach uns ausstrecken. Dies verleitete einige Bundesländer zum Frohlocken. Weniger Borreliosen gemeldet. Von wegen. Nicht jede Borreliose zeigt sich wenige Tage nach dem Stich mit einer Wanderröte. Manchmal dauert es Wochen, Monate, sogar Jahre, bis sich die Infektion zu erkennen gibt. Und auch nur zu 50 Prozent mit einer Wanderröte. Wer denkt dann noch an eine Zecke, irgendwann vor langer Zeit?

Eine Sternstunde im Jahr 2015 erlebten wir durch das Buch von Prof. Jürgen Schäfer, dem sogenannten Dr. House aus Deutschland. Als „Krankheitsermittler“ (ISBN 978-3-426-27644-0) verfolgte er die Infektion wie einen Kriminalfall. Trotz Ablenkungsmanöver ließ er nicht locker und fügte am Ende Puzzle für Puzzle zusammen, um den Übeltäter zu überführen. Wenn sich Ärzte öffentlich zur schwierigen Diagnose bekennen, so hilft uns das allen, die noch immer beweisen müssen, dass sie eine Borreliose haben, obwohl „der Test doch negativ sei“.

Eine deutliche Unterscheidung aus der „Psycho-Schublade“ beschreibt PD Dr. Walter Berghoff, in dem er die sogenannten psychischen Störungen, unter denen angeblich jeder leidet, deren Krankheitsursache nicht auf Anhieb festzustellen ist, sauber und sachlich differenziert. Dieses Kapitel ist notwendig und hilfreich für alle, die mittels Gutachten psychiatrisiert und in eine unwirksame Reha-Maßnahme geprügelt werden sollen. Wir wagen zu bezweifeln, dass Richter und Schöffen den Unterschied zwischen den verschiedenen psychischen Störungen kennen.

Wegweisend, ja bahnbrechend ist der Bericht von Dr. Manfred Schmidtchen aus Goslar über die Differenzialdiagnose von Lyme Borreliose und Multiplen Sklerose (MS). Den müssen Sie unbedingt Ihrem Arzt zeigen, wenn bei Ihnen der Verdacht einer Fehldiagnose aufkommt. Vor allem die Quintessenz, dass sich im Spätstadium eine Neuroborreliose im MRT nicht mehr von einer MS unterscheiden lässt und nur etwa 30 Prozent der MS-Verdachtsfälle wirklich eine MS haben. Borreliose lässt sich immerhin ursächlich behandeln. MS nicht.

Noch dazu muss man wissen, dass MS keine Krankheit ist, sondern lediglich eine Symptombeschreibung, wie auch die Fibromyalgie. Beide ohne bekannte Ursachen. Lassen Sie sich also nichts erzählen, ohne es nachzuprüfen, auch wenn es ein Arzt sagt. Böse Absichten wollen wir dabei gar nicht unterstellen. Es ist einfach die Macht der Gewohnheit, so wie ein grippaler Infekt nicht automatisch eine Grippe ist.

Alle Therapie-Themen möchten wir ihnen sehr ans Herz legen. Es sind zum Teil Außenseiter-Methoden mit wenig oder gar keinen Nebenwirkungen. Auch ein Experiment ist dabei, ein erster Erfahrungsbericht über Hyperthermie-Versprechungen und eine einzigartige Anleitung für Borreliose-Patienten, wie sie ihren Schwindel selbst ausbalancieren können.

Wir danken allen Autoren ausdrücklich, dass sie ihr Wissen für Sie zur Verfügung stellen. Niemand hat dafür ein Honorar erhalten.

Dieses Jahrbuch ist die logische Ergänzung zu den Zeitschriften BORRELIOSE WISSEN des Borreliose und FSME Bundes Deutschland e.V. Es beinhaltet Beiträge, die nicht bis zum nächsten April warten können. Dann erscheint das nächste BORRELIOSE WISSEN.

Wir sind offen für alles. Wir kehren nichts unter den Teppich, wenn es mit Lyme Borreliose zu tun hat. Im Gegenteil: Wir legen den Finger in die Wunde, weil über Borreliose die ganze Wahrheit auf den Tisch muss.

Ute Fischer + Bernhard Siegmund

Diagnostik

Psychische Störungen und wie sie zu unterscheiden sind

Vorwort von Ute Fischer:

In Kreisen von Borreliose-Patienten gibt es kaum etwas Schlimmeres, als wenn Beschwerden lapidar auf „die Psyche“ geschoben werden. Auch der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) machte es sich sehr einfach und veröffentlichte in diesem Jahr in seinem Gesundheitsreport die ungeheuerliche Behauptung, es sei ein kontinuierlicher Anstieg der Diagnosen einer psychischen Erkrankung festzustellen. Die Fehlzeiten aus diesem Grund hätten sich von 1976 bis 2013 verfünffacht. Bei den Krankentagen seien psychische Störungen mittlerweise die Diagnosegruppe mit der längsten Falldauer; sogar deutlich vor Krebs. (ausführlicher Bericht über die Unzulänglichkeit und Angreifbarkeit dieses BKK-Reports in Borreliose Wissen Nr. 32). Wir danken Herrn PD Dr. Berghoff für die Bereitstellung seiner Definitionen der verschiedenen Psychischen Störungen, die beim BKK-Report über einen Kamm geschert wurden. Ein spannendes Kapitel, in dem sich vermutlich jeder ein wenig wiederfindet, auch wenn er noch nicht in der „psychischen Schublade“ eines Gutachters gelandet oder besser „gestrandet“ ist.

Zum besseren Verständnis: Es existieren zwei internationale Regelwerke zur Einordnung psychiatrischer Krankheiten: DSM und ICD-10. Das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) ist ein internationaler Leitfaden der psychischen Störungen). Es wurde von der Amerikanischen Psychiatric Accociation in der 1950er Jahren entwickelt und wird fortgeschrieben. Die Zusatzbezeichnung IV (4) und V (5) zeigt an, welche Ausgabe dem neusten Stand entspricht. Das ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist ein, 1990 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickeltes Verschlüsselungs-System, das im deutschsprachigen Raum lediglich zur Vereinfachung von Informationen dient. Während das DSM ausschließlich für psychiatrische Krankheiten gilt, sind im ICD sämtliche Krankheiten enthalten. Beide Systeme sind nicht vergleichbar.

Depression

(Major depressive episode)

Für die Diagnose einer major-depressiven Episode werden entsprechend internationalem Konsens und geltender Lehrmeinung zahlreiche Kriterien gefordert. Diese Kriterien sind im DSM-V-TR aufgeführt. Die Erstellung dieses Kompendiums erfolgte unter internationaler Beteiligung, auch Deutschlands. Es besteht also Bindungswirkung.

Diagnostische Kriterien

Gedrückte Stimmung fast über den ganzen Tag, nahezu täglich, entweder entsprechend subjektiver Mitteilung oder objektiver Beobachtung

Erheblich vermindertes Interesse oder Vergnügen an nahezu allen Aktivitäten der Lebensgestaltung

Erheblicher Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme. Verlust oder Zuname des Appetits

Schlaflosigkeit oder vermehrtes Schlafbedürfnis, praktisch täglich

Psychomotorische Agitation oder Verzögerung, nahezu täglich

Erschöpfung. Verlust an Energie, nahezu täglich

Minderwertigkeitsgefühl oder exzessives beziehungsweise inadäquates Schuldgefühl, nahezu täglich

Vermindertes Denk- und Konzentrationsvermögen, Unentschlossenheit, nahezu täglich

Wiederkehrende Gedanken an Tod. Wiederholt Gedanken an Suizid oder Suizidversuch oder Pläne für einen Suizid

Fünf oder mehrere der genannten Kriterien müssen vorliegen, mindestens eine Position muss die gedrückte Stimmung oder das verminderte Interesse oder Vergnügen an der Lebensgestaltung betreffen.

Sonstige Kriterien:

Die Symptome verursachen einen erheblichen Leidensdruck und beeinträchtigen die Sozialfunktion

Die Symptome sind nicht Ausdruck von Drogen oder körperlichen Erkrankungen

Die Symptome können nicht besser erklärt werden durch eine Schizophrenie oder anderen psychotischen Störungen

Es liegen keine manischen (antriebsgesteigert) oder hypomanischen (abgeschwächte Form der Manie) Episoden vor. Manische Phasen gehören zur Symptomatik der bipolaren Depression, eine ganz andere Krankheit, die aus Platzgründen hier nicht beschrieben werden kann.

Somatoforme Störung (Somatisierungsstörung)

Diagnostische Kriterien

Anamnestisch zahlreiche körperliche Beschwerden mit Beginn vor dem 30. Lebensjahr, über Jahre anhaltend. Anspruchsdenken bezüglich medizinischer Behandlung. Erhebliche Beeinträchtigung der sozialen und beruflichen Funktion. Einschränkung der Funktion auf anderen Lebensgebieten.

Vier Schmerzsymptome: Anamnestisch Schmerzen in vier verschiedenen Körperregionen (zum Beispiel Kopf, Bauch, Rücken, Gelenke, Extremitäten, Brustkorb, Rektum bei Menstruation, bei Geschlechtsverkehr, beim Wasser lassen)

Anamnestisch mindestens zwei gastrointestinale (Magen, Darm) Symptome

Anamnestisch mindestens ein sexuelles Symptom

Anamnestisch mindestens ein pseudoneurologisches Symptom, zum Beispiel Koordinations- oder Gleichgewichtsstörungen, Lähmung oder Muskelschwäche

Die Kriterien nach Ziffer 2 bis 5 müssen alle erfüllt sein.

Zusätzliche Voraussetzungen:

Sämtliche aufgeführten Symptome können nicht durch eine bekannte vorliegende Krankheit erklärt werden und sind nicht Folge von Medikamenten oder Drogen

Allgemeiner Krankheitszustand, bei dem die geklagten körperlichen Beschwerden und die soziale Beeinträchtigung sehr viel ausgeprägter sind, als dies anamnestisch und auf Grund der Untersuchungsbefunde zu erwarten ist

Die Beschwerden stehen nicht im Zusammenhang mit Täuschung oder Übertreibung

Entsprechend DSM-IV und ICD-10 (deutsche Klassifizierung von Krankheiten) werden die somatoformen Störungen in folgende Untergruppen eingeteilt:

Somatisierungsstörung

Undifferenzierte somatoforme Störung*

Schmerzstörung*

Hypochondrie

Somatoforme Störung nicht weiter spezifiziert

Konversionsstörung*

Dysmophobie

Somatoforme autonomische Dysfunktion

Sonstige somatoforme Störung

Aggravierung (Übertreibung)

*Diese Störungen werden im Nachgang gesondert beschrieben.

In Gutachten wird oft nach diesen Untergruppen nicht weiter beschrieben, sondern lediglich von einer somatoformen Störung gesprochen. Im DSM-V wurde der bisher geltende Begriff „somatoforme Störung“ aufgegeben und ersetzt durch „somatic symptom and relate disorder“ (deutsch: sich auf Unordnung beziehend). Auf diese unverständliche und unlogische Änderung wird noch eingegangen.

Terminologie

Der Begriff „Somatisierung“ bezieht sich auf ein Syndrom mit körperlichen Beschwerden, das nicht durch eine bekannte Krankheit (nosologische Entität) erklärt werden kann und das mit erheblichen psychosozialen Beeinträchtigungen verbunden ist. Bedeutungsgleiche Symptombezeichnungen: Medizinisch unerklärte Symptome und somatische Symptomstörung.

Die Somatisierungsstörung ist stets verbunden mit einer Beeinträchtigung der Sozialfunktionen und bedingt oft erhebliche Behinderungen, ohne dass eine psychiatrische oder nicht psychiatrische Krankheit vorliegt. Die Ursache der Somatisierung ist wissenschaftlich ungeklärt. Diskutiert werden genetische und soziale Faktoren.

Schwere psychosoziale Belastungen wie sexueller Missbrauch in der Kindheit führen nicht selten zu Somatisierungsstörungen wie gastrointestinale (Magen, Darm) Beschwerden, unspezifische Schmerzen, psychogene Anfälle, chronische Beckenschmerzen, Fibromyalgie.

In der Wissenschaft wird diskutiert, dass die somatoformen Symptome eine Art Hilfeschrei darstellen. Mitunter bestehen übertriebene und unrealistische Ansprüche an das Leben, übertriebene Aufmerksamkeit bezüglich bestimmter Körpervorgänge, die als Zeichen einer drohenden Krankheit aufgefasst werden, Befürchtungen von gesundheitlichen Katastrophen auf Grund von Körperwahrnehmungen.

Funktionelle und somatische Symptome persistieren von der Kindheit bis in das Erwachsenenalter. Anamnestisch sind daher entsprechende Recherchen erforderlich. Einzubeziehen sind körperliche und seelische Symptome, die Familienanamnese und die Sozialanamnese.

Wenn die Somatisierung (Umwandlung von seelischen Beschwerden in Organerkrankungen) eingesetzt hat, bieten die Symptome auch Vorteile, zum Beispiel soziale Unterstützung, Umgehung von Verpflichtungen, Zahlungsunfähigkeit und die Umgehung interner Konflikte. Sozial ergeben sich Arbeitslosigkeit, herabgesetzter Sozialstatus und Verlust der Unabhängigkeit.

Lyme-Borreliose und somatoforme Störung