Buch der Enttäuschungen - Margit Schreiner - E-Book

Buch der Enttäuschungen E-Book

Margit Schreiner

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Beschreibung

"Das Sterben war mir, verglichen mit meinem Leben, leichter gefallen als ich gedacht hatte. Zum letzten Mal ausatmen und niemals mehr einatmen bedarf keines großen Aufwands. Es ergibt sich fast von selbst. Wenn man erst einmal einverstanden ist." Was aber ist das Leben? Die Kindheit, in der die Möglichkeiten grenzenlos scheinen und wir uns auf Entdeckungsreisen begeben, von unseren Eltern jedoch mißverstanden werden? Beginnt das Leben mit dreißig, wenn wir unsere Entscheidungen treffen - und gleichzeitig die Angst lauert, es könnten die falschen sein? Mit fünfzig, wenn wir den Preis für diese Entscheidungen zahlen und zu Nörglern werden? Margit Schreiners schonungsloser, unbestechlicher Blick dringt tief unter die Oberfläche menschlicher Existenz. Mit virtuoser Erzählkraft und Prägnanz beschreibt das Buch der Enttäuschungen den unaufhaltsamen Prozeß der Desillusionierung, der das Leben charakterisiert."Wer hätte gedacht, daß unsere Eltern uns einmal so im Stich lassen würden." "Das Sterben war mir, verglichen mit meinem Leben, leichter gefallen als ich gedacht hatte. Zum letzten Mal ausatmen und niemals mehr einatmen bedarf keines großen Aufwands. Es ergibt sich fast von selbst. Wenn man erst einmal einverstanden ist." Was aber ist das Leben? Die Kindheit, in der die Möglichkeiten grenzenlos scheinen und wir uns auf Entdeckungsreisen begeben, von unseren Eltern jedoch mißverstanden werden? Beginnt das Leben mit dreißig, wenn wir unsere Entscheidungen treffen - und gleichzeitig die Angst lauert, es könnten die falschen sein? Mit fünfzig, wenn wir den Preis für diese Entscheidungen zahlen und zu Nörglern werden? Margit Schreiners schonungsloser, unbestechlicher Blick dringt tief unter die Oberfläche menschlicher Existenz. Mit virtuoser Erzählkraft und Prägnanz beschreibt das ›Buch der Enttäuschungen‹ den unaufhaltsamen Prozeß der Desillusionierung, der das Leben charakterisiert.

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Seitenzahl: 171

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Inhalt

[Cover]

Titel

Buch der Enttäuschungen

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

Buch der Enttäuschungen

Als meine Tante Henriette, dreiundachtzig Jahre alt und bereits einige Jahre so gut wie bewegungsunfähig, senil und im Pflegeheim war, von wo sie im Rollstuhl sitzend alle paar Monate abhauen wollte, einmal zu einer Schwester ihrer Mutter, die schon vierzig Jahre lang tot war, dann wieder nach Linz in ihre ehemalige Wohnung oder zu den noch lebenden Verwandten im Ruhrgebiet, an die sie sich vage erinnerte, sagte sie kurz vor ihrem Tod den einzigen klugen Satz ihres Lebens: »Wer hätte gedacht«, sagte die Tante Henriette zu meiner Mutter, die da auch schon fast siebenundsiebzig Jahre alt war und die mit meinem Vater, der damals siebenundachtzig Jahre war und Alzheimer hatte, mit dem Zug nach Bad Zell angereist war, um die Tante im Pflegeheim zu besuchen, »dass unsere Eltern uns einmal so im Stich lassen würden.«

Als meine Mutter mir davon noch am selben Abend in Linz, wo ich kurz zu Besuch war, erzählte, schüttelte sie den Kopf. Ich schüttelte auch den Kopf und lachte, aber eigentlich wunderte ich mich nicht sehr, da die Tante Henriette, wie gesagt, so senil war, dass sie ja auch annahm, irgendeiner ihrer Verwandten würde sie bald bei sich zu Hause aufnehmen und pflegen.

Der Satz der Tante ging mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Und lachen konnte ich schon bald nicht mehr darüber. Je älter ich wurde, desto klarer wurde mir, wie außergewöhnlich scharfsichtig die Tante Henriette am Ende ihres Lebens unsere zuerst in Einsamkeit und dann in Vernichtung endende Existenz zusammengefasst hat. Kurz danach ist sie während einer Weihnachtsfeier in der Kapelle des Pflegeheims gestorben, ziemlich unauffällig. Alle dachten, ihr sei während des Weihnachtsevangeliums langweilig geworden oder sie hätte aus Erschöpfung während des langen Evangeliums den Kopf zurückgelegt und betrachte nun mit weit geöffneten Augen die barocke Kuppel der Kapelle des Pflegeheims, von der herab pausbäckige Engel mit Posaunen aus dem Himmel auf sie sahen und wo vor nachtblauem Hintergrund Sterne erstrahlten und Monde leuchteten, so dass sie hätte meinen können, sie säße nicht unter der barocken Kuppel der Kapelle des Pflegeheims in Bad Zell im Mühlkreis, sondern direkt unter einem unermesslichen Firmament, das sie in das Gewirr und Geblinke der Sonnensysteme und Milchstraßen hochzöge und hineinsaugte mitsamt ihrem Rollstuhl und in die Tiefen eines unbegreiflichen Weltalls zurückkatapultierte, und erst als die Tante im Aufenthaltsraum des Pflegeheims das Weihnachtspaket, das auf ihrem Schoß lag, nicht aufmachte, sondern weiter mit geöffneten Augen an die Decke starrte, bemerkte man den Irrtum.

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