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Endlich einmal ohne Kinder Urlaub machen, diesen Wunsch will sich ein Ehepaar erfüllen, doch kurz vor der Abreise steht Sarah vor der Tür. Die Erzählerin und ihr Mann, die sich mit ein paar Freunden in der kargen Landschaft einer einsamen Insel auf die einfachen, wesentlichen Dinge des Daseins zu besinnen hofften, werden unversehens zum Familienersatz für die junge Frau. Mit ihrem Hund Habibi und einer tragischen Vergangenheit im Gepäck schließt Sarah sich ihnen an. Als Sarah der Erzählerin überraschend ihr Tagebuch anvertraut, muss diese sich mit dem Schicksal von Sarahs deutsch-israelischer Familie auseinandersetzen, die sie von früher kennt. Während die Freunde im Inselalltag so manche brenzlige Situation erleben, merken sie, wie leicht jeder Einzelne aus dem Gleichgewicht geraten kann. Am Ende verändert der Inselaufenthalt nicht nur Sarahs Leben.
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Seitenzahl: 222
Inhalt
[Cover]
Titel
Widmung
Vor der Abreise
Überfahrt und erste Tage auf der Insel
Vierter und fünfter Tag auf der Insel
Sechster Tag
Siebter und achter Tag
Neunter Tag
Zehnter Tag
Elfter Tag
Zwölfter Tag
Dreizehnter Tag
Vierzehnter Tag
Fünfzehnter bis siebzehnter Tag
Siebzehnte Nacht
Achtzehnter Tag
Neunzehnter Tag
Zwanzigster Tag
Einundzwanzigster Tag
Zweiundzwanzigster Tag
Dreiundzwanzigster Tag
Vierundzwanzigster und fünfundzwanzigster Tag
Fünfundzwanzigster bis achtundzwanzigster Tag
Nur noch drei Tage, noch zwei Tage
Neunundzwanzigster und letzter Tag
Dreißigster Tag, wieder zurück
Ein halbes Jahr später, Nachschrift
Autorenporträt
Über das Buch
Impressum
Ich habe keinen Kontakt mehr zu Sarah, seit sie nach unserem gemeinsamen Inselaufenthalt im September 2013 über Nacht verschwunden ist. Ich weiß nicht einmal, ob sie nach Israel zurückgekehrt ist. Ich habe nur ihr Tagebuch, das sie zurückgelassen hat. Noch wage ich nicht, die letzten Eintragungen zu lesen.
Das menschliche Gleichgewicht
Vor der Abreise
Wahrscheinlich ist der Mensch von Natur aus ungeeignet für die Natur. Findet er nämlich ungestörte Natur vor, ist ihm das Leben in der ungestörten Natur zu mühsam, also zerstört er sie, um sie zu verbessern. Hat er sie verbessert, also zerstört, sehnt er sich nach unzerstörter Natur. Das Gleiche gilt für unsere Gefühle. Wir sind unfähig, damit umzugehen. Passiert nichts, ist uns langweilig, passiert etwas, sind wir gleich überfordert. Nehmen wir zum Beispiel die über Sechzigjährigen.
Sie sind in der Regel froh, wenn die Kinder aus dem Haus sind, kein unangemeldeter Besuch erscheint und sie ihre Ruhe haben. Einerseits. Andererseits beklagen sie sich schnell über Langeweile. Sie wollen etwas erleben. Erleben sie etwas, ist es ihnen aber gleich zu anstrengend. Manche Sechzigjährige täuschen die unter Sechzigjährigen, indem sie mit einer Aktentasche unter dem Arm oder, wenn es sich um fortschrittliche und intelligente Sechzigjährige handelt, mit einem Rucksack auf dem Rücken durch die Stadt hetzen, was den Eindruck vermitteln soll, dass sie viel zu erledigen haben. Obwohl sie meistens nicht mehr arbeiten oder zumindest in Altersteilzeit gegangen sind, haben sie es ständig eilig und drängen sich grundsätzlich überall vor: beim Arzt, in der Straßenbahn, im Supermarkt. Sollen sie sich aber einmal an der Supermarktkasse beeilen, weil sich hinter ihnen bereits eine Schlange gebildet hat, ermahnen sie die hinter ihnen Wartenden zu mehr Gelassenheit im Alltag. Gelassenheit ist es aber gerade, was ihnen selbst am meisten fehlt. Sie jammern unentwegt über alles Mögliche: über Hüftgelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Rheuma oder Gicht. Haben sie weder Kalkschultern, Arthritis, Arthrose, Arteriosklerose oder Osteoporose noch grauen oder grünen Star, so fürchten sie entweder ständig, dass sie kurz davor sind, daran zu erkranken, oder bereits längst unerkannt daran erkrankt sind. Den Arzt besuchen sie so oft wie möglich und begründen dies mit der Angst vor steigender Schlaganfall- und Herzinfarktgefahr aufgrund mannigfaltiger Verkalkungen und Verstopfungen. Wobei sie dem Arzt stets ankreiden, entweder eine falsche Diagnose zu erstellen oder ihren Zustand zu verharmlosen. Die Ärzte stöhnen, wenn die Sechzigjährigen ihre Wartezimmer verstopfen, weil sie an Blasenschwäche, Schwindel, Schwerhörigkeit leiden oder zu leiden glauben. Sind sie familiär vorbelastet, überhören sie geflissentlich die Warnung des Arztes, dass in nicht allzu weiter Ferne eventuell Alzheimer oder Parkinson droht. Sie ignorieren konsequent jedes Symptom. Sagt man ihnen, dass es schon nicht so schlimm werden wird, fühlen sie sich nicht ernst genommen, pflichtet man ihnen bei, fühlen sie sich bemitleidet. Man kann ihnen grundsätzlich nichts recht machen: Ein Besuch erfolgt nie zur rechten Zeit. Sie wollten gerade aufs Amt gehen, ein Mittagsschläfchen halten oder etwas Wichtiges erledigen. Besucht man sie nicht, beklagen sie sich über zunehmende Einsamkeit. Sie pochen immer darauf, respektiert zu werden, sie selbst respektieren aber niemanden. Und schon gar nicht Menschen mit Tattoos, Ringen in der Nase oder der Zunge und zerrissenen Jeans, Leute, die auf der Straße mit dem Handy telefonieren oder 3-Stöpsel in den Ohren tragen sowie Punks mit großen Hunden. Sie wissen grundsätzlich immer alles besser, sind dabei aber ständig unzufrieden: Sie hassen den Lärm und fürchten die Stille.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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