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Um ein Boot vor dem Kentern zu bewahren, bedarf es der Eskimorolle. Man läßt sich mit Boot zur Seite kippen, dreht sich unter Wasser, um dann mit Schwung im Boot wieder aufzutauchen. Margit Schreiners Roman in Erzählungen beschreibt diese Eskimorolle. Treffsicher und gewohnt unmanieriert erzählt sie von Lebenslügen, ausgelassenen Beichten, von Überlebensmut und Überlebensangst. Am Anfang steht die traumatisierte Elterngeneration und ihr dogmatisches Schweigen. Die Mutter, die das erste Kind während der Geburt verliert, der alternde, in Erinnerungen an den Böhmerwald schwelgende Vater, der schwermütige Onkel Hans, die knacksende, im russischen Feldlazarett aufgenommene zerbrechliche Platte mit der hellen Jungenstimme des kurz darauf gefallenen Onkel Hugo: Nächstes Weihnachten bin ich bestimmt bei meinen Lieben. "Ich wünsche uns allen einen guten Frieden." Wenn man groß schreibt, was man anfassen kann, müsse man "Himmel", sagt die Erzählerin, doch eigentlich klein schreiben. Und doch scheint Licht durch die Wasseroberfläche: im ersten Kuß, im Bohemeleben im Humboldtkeller, an der Hand des amerikanischen Mönches zur Klosterführung, im Fühlen des neu entstehenden Lebens.
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Seitenzahl: 240
Inhalt
[Cover]
Titel
1. Teil
Anfangs
Onkel Hans
Onkel Franz
Onkel Fritz
Hans-Peter
Wicki
Der Matrose
Billi und Michael
Vater
Kleofas
Die Beichte
Einmarsch
Bescherung
Der alte Mann aus dem Keller
Die Mitgliederversammlung
Kommunistische Weihnacht
Der Club der politisch interessierten Frau
Die Eskimorolle
2. Teil
Die Unterdrückung der Frau,die Virilität der Männer,der Katholizismus und der Dreck
Die Taube
Kuchenbacken
1990
Der Apotheker
Der alte Mann
Gina
Sophia
Anna
Autorenporträt
Über das Buch
Impressum
1. Teil
Anfangs
Ich bin durch einen Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Das Kind vor mir hat meine Mutter verloren, weil es eine Steißlage war und die Ärzte nicht operieren wollten. Aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich aus Neugier oder aus Sportgeist, wollten sie das Kind unbedingt während der Geburt drehen. Was nicht gelang. Das Kind, das Marlies heißen sollte, blieb stecken. Nicht nur, daß es im Bauch meiner Mutter erstickte, es saß auch fest. Die Ärzte überlegten, es zu zerstückeln. Aber dann schafften sie es doch irgendwie, das tote Kind aus meiner Mutter zu ziehen. Sie wurde dabei so verletzt, daß sie nicht mehr auf natürliche Weise gebären konnte.
Ich kam zwei Tage vor Weihnachten zur Welt. Meine Mutter hat mir erzählt, daß sie dann am Abend des 24.Dezember plötzlich den Krankenhauschor »Uns ist ein Kind geboren« und »Stille Nacht, heilige Nacht« singen hörte und daß sie, vom Morphium noch ganz benommen, alles durcheinanderbrachte und gar nicht mehr richtig unterscheiden konnte zwischen dem holden Knaben im lockigen Haar und mir. So etwas kann zur Belastung werden.
Am Tage meiner Geburt erhielt Neruda den Stalinpreis, und am Dachstein ging eine Lawine nieder, die drei Menschen unter sich begrub.
Meine Tauffeier habe in kleinstem Kreise stattgefunden. Es sei im Januar1954, im Jahrhundertwinter gewesen, und deshalb hätte ich eine weiße Wolljacke mit Silberfäden getragen und ebensolche Wollfäustlinge und auch so eine Haube, aber mit langen seidenen Schleifen, und hätte außerdem in einem Steckkissen gelegen, das mit langen seidenen Schleifen zugebunden gewesen sei.
Der Kachelofen im Wohnzimmer sei gut geheizt gewesen, und zwei volle Eimer mit Koks hätten neben dem Ofen gestanden. Auf der Fensterscheibe hätten sich Eisblumen gebildet. Es habe heiße Schokolade mit einem kleinen Schluck Rum zu trinken gegeben und verschiedene Torten zu essen.
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