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Buffalo Bill war bereits zu Lebzeiten eine Legende und eine weltweite Berühmtheit, der mit seiner Show Wild West die Menschenmassen in den USA, Kanada und Europa in seinen Bann zog. Codys Leben als Mann des Westens hat bis heute nichts von seiner Faszination auf die Menschen eingebüßt. Zum 100. Todestag 2017 zeichnet der Autor den Lebensweg von William Frederick Cody nach, der in einer Hütte in Iowa begann und nahe Denver, Colorado endete.
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Seitenzahl: 95
Veröffentlichungsjahr: 2025
Michael Franzen
Buffalo Bill
Westernheld und Showmaster
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Herkunft
Das blutige Kansas
Aufbruch in den Westen
Der Bürgerkrieg
Der wahre Buffalo Bill
Auf der Theaterbühne
Buffalo Bills Wild West
Der berühmteste Amerikaner
Der letzte Vorhang fällt
Ehre, wem Ehre gebührt
Bibliografie
Impressum neobooks
Vor gut 100 Jahren, im Jahre 1917, verstarb einer der berühmtesten Männer Amerikas und wurde in Denver, Colorado zur letzten Ruhe gebettet.
„Buffalo Bill“, mit bürgerlichem Namen William Frederick Cody, verkörpert auch heute noch den Inbegriff des amerikanischen Wilden Westens. In seiner Show Wild West traten echte Indianer und Cowboys, mexikanische Vaqueros, Kosaken, Araber, Reiter in den Uniformen amerikanischer, französischer und deutscher Kavallerieregimenter, Dragoner, Ulanen, Husaren sowie echte Büffel auf und zeigten den staunenden Zuschauern und Zuschauerinnen eine atemberaubende Show mit inszenierten Postkutschenüberfällen, Büffeljagden, Kriegstänzen der Indianer und weiteren spektakulären Höhepunkten, darunter Buck Taylor, den „König der Cowboys“, die Meisterschützin Annie Oakley zusammen mit ihrem Ehemann Frank Butler und am Ende sogar den Hunkpapa-Häuptling und „Custer-Bezwinger“ Sitting Bull, der eine Saison lang in Codys Show auftrat und dort von den Zuschauern ausgebuht und angefeindet wurde. Cody zeigte seinem staunenden Publikum, das den Wilden Westen größtenteils nur vom Hörensagen her kannte, ein lautes und buntes Spektakel, welches mit der Realität des „Good Old West“ nur bedingt zu tun hatte. Mit seiner „wahren“ Wildwestshow und all den darin vorkommenden Elementen schuf er eine, aus seiner Sichtweise heraus, reale Widerspiegelung des Wilden Westens, mit seiner Person als dem wohl berühmtesten Kundschafter, der je über die Prärien Nordamerikas geritten war.
Cody wurde geliebt und verehrt, von seinen Gegnern aber auch kritisiert, da er den Wilden Westen in seiner Show, ihrer Meinung nach, romantisiert hatte und die daher mit der Realität kaum in Einklang zu bringen war. Zudem hatte er die Indianer, die dort auftraten, schamlos zu seinem Vorteil ausgebeutet. Allerdings stimmen diese Behauptungen nur bedingt, denn Cody war zumindest bemüht gewesen, seiner Show ein Stück Realismus einzuhauchen. Dass dieses in Bezug auf das große Ganze natürlich nur bedingt realisierbar war, versteht sich dabei von selbst. Wollte man diese Kritik mit heutigen Maßstäben messen, so gehören wohl die meisten der schlecht produzierten Wildwestfilme, die jemals in Hollywood oder anderswo gedreht, in die Kinos gelangten, ebenfalls auf dem geistigen „Müllplatz“ des immer noch vorherrschenden Klischees von „den roten Teufeln“ und den „guten Weißen.“ Dass Cody die indianischen Darsteller in seiner Show zwar nicht reich gemacht, aber zumindest gut behandelt hatte, dürfte dabei kaum in Abrede gestellt werden. Zumindest genossen sie in Codys Show ein weitaus besseres Leben, als jenes ihrer Brüder, die in den Reservaten, in denen sie nach ihrer Unterwerfung durch die U.S.-Armee umgesiedelt wurden, ein eher trostloses und ärmliches Leben führten.
Doch wie genau vollzog sich Codys Lebensweg vom Mann des Westens zum Schauspieler des Ostens, dem bereits als Kind prophezeit wurde, dass er in ferner Zukunft einmal der Präsident der USA oder ein weltweit berühmter Mann werden würde? Diese Frage zu beantworten und den Lebensweg Codys nachzuverfolgen, hat sich der Autor in diesem Buch zum Ziel gesetzt. Machen wir uns daher gemeinsam auf eine Reise zurück in die Vergangenheit und folgen den längst verwehten Spuren „Buffalo Bill“ Codys, die in dem Territorium von Iowa ihren Anfang nahmen und die Jahrzehnte später in Colorado schließlich endeten.
Neumünster, im Februar 2020,
– der Autor–
Folgt man Don Russells Biografie „The Lives and Legends of Buffalo Bill“, so reicht der Stammbaum der Codys weit in die Vergangenheit zurück, bis zu einem Mann namens Philippe (Philip) Le Caude, dessen Nachname laut den verschiedenen zeitgenössischen Aufzeichnungen und je nach Lesart u. a. als Legody, Lagody, McCody, Micody, Codie, Gody bzw. Coady gelautet hatte, woraus sich später schließlich der endgültige amerikanische Name Cody ableitete. Philippe entstammte trotz seines französischen Namens der Isle of Jersey, die neben der Kanalinsel Guernsey seit dem Mittelalter zur englischen Krone gehört. Am 15. September 1692 heiratete er in der Pfarrei St. Bredales, auf der Isle of Jersey, die von Guernsey stammende Marthe (Martha) Le Brocq und zum Ende des 17. Jahrhunderts hin wanderte das Ehepaar in die englische Kolonie Massachusetts nach Nordamerika hin aus, wo sie sich 1698 in dem Ort Beverly niederließ. Sie wurden Mitglieder der ersten Kirche von Beverly und stolze Eltern von fünf oder sechs Kindern, die allesamt in dem Ort getauft wurden. 1720 kaufte Philip ein Stück Land in Hopkinton, Massachusetts, wohin die ganze Familie, wahrscheinlich im Jahre 1722 oder 1723, zog. Dort starb Philip Coady im Jahre 1743 und weitere Generationen von Codys siedelten sich danach in ganz Neuengland und darüber hinaus an.
Buffalo Bills Vater Isaac Martin Cody wurde als Sohn seiner Eltern Philip J., Jr. (1770–1850) und Lydia Martin Cody am 15. September 1811 in Toronto Township, Peel County, im Oberen Kanada geboren und war das sechste Kind von vier Söhnen und fünf Töchtern. Im Alter von 17 Jahren zog die ganze Familie auf eine Farm in der Nähe von Cleveland, Ohio, wo Isaac neben seinen Geschwistern aufwuchs. Sechs weitere Jahre später heiratete er Martha Miranda O'Connor, die jedoch 1835 kurz nach der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes, einer Tochter namens Martha, die am 14. Juni geboren wurde, verstorben war. Bereits im selben Jahr heiratete Isaac seine zweite Frau, die aus dem Medina County, Ohio stammende Rebecca Sumner, doch auch diese Ehe war nur von kurzer Dauer, denn Rebecca verstarb ebenfalls früh und die Ehe blieb somit kinderlos.
1839 zog Isaac zusammen mit seinem älteren Bruder Elijah und dessen Familie hinüber nach Missouri. Sie bestiegen zusammen einen Flussdampfer, der sie auf dem Ohio River hinüber nach Cincinnati brachte. Dort lernte Isaac dann seine dritte Frau, die Lehrerin Mary Ann Bonsell Laycock kennen, die um das Jahr 1817 herum als Tochter von Samuel und Hannah Laycock, geb. Taylor, in Trenton, New Jersey geboren wurde. Es entwickelte sich sofort eine stürmische Liebe zwischen den beiden. Isaac setzte seine Reise nach Missouri zunächst fort, doch bald darauf trennten sich die Wege der beiden Brüder und Isaac kehrte bald darauf nach Cleveland zurück, holte dort seine in Obhut gegebene Tochter Martha ab und wandte sich zusammen mit ihr wieder zurück nach Cincinnati, wo 1840 seine dritte Heirat mit Mary Ann stattfand, die, anders als die davor stattgefundenen Ehen, dieses Mal glücklicher verlaufen sollte. Allerdings war Isaac, wie viele Männer seiner Zeit, von der „Krankheit“ der Wanderlust befallen und fortwährend von dem Gedanken beseelt, weiter nach dem Westen zu ziehen, um dort in dem freien und unbewohnten Land eine neue Heimat zu finden. So zogen er und seine kleine Familie kurz nach der Heirat hinüber nach Davenport, ins Ohio-Territorium, wo er als Indianerhändler den Ohio und Mississippi River befuhr. Bald darauf kaufte er ein Haus in dem Ort Le Claire im Scott County, Iowa-Territorium, wo ihr erster gemeinsamer Sohn Samuel, wahrscheinlich im April 1841, geboren wurde. Außerdem errichtete er zwei Meilen westlich von Le Claire auf einem Stück Land, welches er zuvor erworben hatte, eine Blockhütte mit vier Räumen, in der die Familie fortan lebte. Es war ein kleines, hübsches, sonnenbeschienenes Haus, umgeben von Wäldern und bunten Wiesen. Das ganze Anwesen erhielt den Namen „Scott-Farm.“ Dort kamen am 28. März 1843 die zweite Tochter Julia Melvina, sowie das vierte Kind und gleichzeitige Hauptfigur dieses Buches, William Frederick, am 26. Februar 1846 zur Welt. Nach diesen beiden Kindern folgten noch die Geschwister Eliza Alice (20. März 1848), Laura Ella „Helen“ (27. Juni 1850), Mary Hannah „May“ (12. Oktober 1852) und der Bruder Charles „Charlie“ Whitney am 10. Mai 1855.
Im Jahre 1850, als die Nachricht von den großen Goldfunden bei Sutters Sägemühle in Kalifornien auch den Osten der USA erreichte, beschloss Isaac, zusammen mit zwei weiteren Männern, namens George Long und Dennis Barnes, hinüber zu den Goldfeldern zu ziehen. Diese Reise kam dann jedoch nicht zustande, da Isaac erkrankte, bzw. Long von den Nachrichten über Indianerüberfälle auf weiße Auswanderer bzw. vom Schicksal der „Donner Party“ Kenntnis erlangte, einem Planwagenzug, der in den Sierras vom Winter überrascht und vom Tiefschnee eingeschlossen wurde. Dabei kam es zum Kannibalismus unter den Auswanderern, die über keinerlei Nahrungsmittel mehr verfügt hatten. Dieses alles dürfte dann auch Longs Begeisterung für den Trail wahrscheinlich erheblich gedämpft haben und da Cody und Barnes nicht in der Lage waren, die Reise alleine finanzieren zu können, wurde der Plan, nach Kalifornien zu ziehen, am Ende schließlich fallengelassen. Isaac tauschte seinen Wagen gegen ein frühzeitliches Modell eines Krankenwagens ein und transportierte mit ihm einmal die Woche Passagiere und Post von Davenport nach Chicago. 1852 jedoch verkaufte er sein Unternehmen sowie sein Anwesen in Le Claire schon wieder und schloss, wie schon zuvor, 1847, einen Vertrag mit William F. Brackenridge, um dessen Farm bei Walnut Grove zu verwalten.
Wie alle Kinder in seinem Alter, mit all ihren Abenteuern und täglichen Erlebnissen, wuchs William Frederick heran, erlernte früh das Schießen und Reiten, war aber auch nicht abgeneigt, aus einem nahegelegenen Obstgarten Melonen und Äpfel zu stibitzen. Weiterhin erzählte Cody in seiner späteren Biografie, dass er und zwei weitere Jungen einmal hilflos mit einem Boot auf dem Mississippi River abgetrieben wurden, weil sie ihre Ruder verloren hatten. Sie schrien laut um Hilfe und ein Mann am Ufer hörte sie schließlich und brachte die drei „Flusspiraten“ in seinem Kanu wieder sicher an Land zurück. Einen weiteren Freund fand William ferner in dem Hund Turk, den Helen Cody in ihrer späteren Autobiografie als eine Rasse von jenen Hunden beschrieb, die in Deutschland für die Jagd verwendet wurden. Es war ein treues, intelligentes Tier und ein guter Freund und Helfer der Familie gewesen, gleichwohl Cody Turk in seiner späteren Autobiografie nie erwähnte. Vielleicht hatte er ihn zu diesem Zeitpunkt schlichtweg vergessen oder wollte sich nicht mehr an ihn erinnern.
Der Schulunterricht fand in einem Blockhaus statt, welches sein Vater 1847 gemietet hatte. Der Unterricht wurde von Mrs. Helen Goodridge geleitet, wobei sie die Anzahl von 12 bis 15 Schüler unter ihrer Aufsicht hatte, darunter auch Martha und Samuel. Den Großteil seiner Zeit verbrachte William allerdings nicht mit dem Lesen von Schulbüchern, sondern u. a. mit dem Bauen und Aufstellen von Fallen, in denen er Wachteln fing.
Am 11. September 1853 starb Samuel Cody auf überaus tragische Weise, als er zusammen mit William die Kühe am Abend von der Weide zur Farm trieb. Er saß dabei auf einer Fuchsstute namens Betsy Baker, ein edles Rassepferd von feurigem, jedoch auch bösartigem Temperament, das ihren Reiter schon des Öfteren abgeworfen hatte. So auch an diesem Tag. Das Pferd bockte und schlug nach allen Seiten aus, doch Samuel blieb fest im Sattel und als das Pferd scheinbar seinen Widerstand aufgegeben hatte, frohlockte er in seiner kindlichen Art und rief:
„Na, Betsy, heute ist es dir nicht gelungen.“
Doch dann stieg das Pferd auf den Hinterhufen kerzengerade in die Höhe und warf sich auf den Rücken, den Jungen unter sich begrabend. Ein Arzt untersuchte Samuel zwar noch am selben Tag, doch die Verletzungen waren zu schwer, sodass er nichts mehr für ihn tun konnte. Am nächsten Morgen verstarb Samuel zu Hause im Bett.