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Albert Camus war schon zu Lebzeiten als erfolgreicher Schriftsteller, Philosoph und Frauenheld eine Legende. Seine philosophische Entdeckung ist bis heute eine Provokation. Denn wie alle großen Philosophen stellte Camus die Frage nach dem Sinn des Lebens. Doch seine Antwort fällt völlig aus dem Rahmen. Natürlich wird die Sinnfrage seit jeher unterschiedlich beantwortet. Für Platon ist es das Gute, das die Welt im Innersten zusammenhält; für Hegel der Weltgeist, für Marx die Produktionsverhältnisse, für Sartre die Freiheit, für Nietzsche der Wille zur Macht und für Habermas die Entfaltung der kommunikativen Vernunft. Im Grunde gibt jeder Philosoph eine eigene Antwort auf die Sinnfrage. Nicht so Camus. Er hat keine. Schlimmer noch, er gibt eine Antwort, aber diese ist äußerst ernüchternd. Auf die Frage „Was ist der Sinn des Lebens?“ entgegnet er schlicht und einfach: Es gibt keinen. Das Leben ist absurd. Wir planen zwar immer voraus und treffen Entscheidungen, letztlich aber hängt unser ganzes Leben dann doch von einer Reihe von Zufällen ab, die wir nicht beeinflussen können. Auch gibt es kein wirkliches Ziel. Unsere Aufgabe ist es aber, stolz und unverzagt weiterzuleben. Camus vergleicht das Leben des Menschen mit dem Mythos von Sisyphos. Dieser versucht unermüdlich, eine Kugel den Berg hinaufzuschieben, obwohl sie ihm immer wieder herunterrollt. Doch gerade in diesem scheinbar sinnlosen und absurden Tun liegt die Chance auf ein erfülltes Leben. Camus verrät uns, wie wir mit der Absurdität leben können. Wir müssen uns, so Camus, Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen. Das Buch „Camus in 60 Minuten“ erklärt anhand ausgewählter Zitate und Beispiele die Theorie des Absurden, wie sie uns Camus selbst in seinen philosophischen Hauptwerken „Der Mythos des Sisyphos“ und „Der Mensch in der Revolte“ präsentiert. In dem Kapitel „Was nützt uns Camus‘ Entdeckung heute?“ wird der von ihm empfohlene „absurde Lebensstil“ beschrieben. Camus schillernde Beispiele von absurden Lebensentwürfen und seine Vorschläge, wie man dem Absurden am besten begegnet und ein Leben ohne Gott und ideologische Orientierung führt, sind gerade in modernen Gesellschaften von kraftvoller Aktualität. Das Buch ist in der beliebten Reihe „Große Denker in 60 Minuten“ erschienen.
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Seitenzahl: 39
Dank an Rudolf Aichner für seine unermüdliche und kritische Redigierung, Silke Ruthenberg für die feine Grafik, Angela Schumitz, Lydia Pointvogl, Eva Amberger, Christiane Hüttner, Dr. Martin Engler für das Lektorat und Dank an Prof. Guntram Knapp, der mich für die Philosophie begeistert hat.
Camus´ große Entdeckung
Camus´ Kerngedanke
Das Gefühl der Absurdität
Selbstmord als Flucht aus der Absurdität
Religion – die zweite Flucht
Ideologie - die dritte Flucht
Aufrichtigkeit angesichts der Absurdität
Der Mythos des Sisyphos
Die Revolte als Lebenshaltung
Was nützt uns Camus´ Entdeckung heute?
Mit der Absurdität leben – sich von bürgerlichen Regeln befreien
Absurde Lebensstile: Schauspieler und Verführer
Das richtige Maß finden
Gelassenheit angesichts der Unvorhersehbarkeit des Lebens
Zitatverzeichnis
Die philosophische Entdeckung von Camus (1913-1960) ist auch heute noch eine Provokation. Denn wie alle großen Philosophen stellte Camus die Frage nach dem Sinn des Lebens. Doch seine Antwort fiel völlig aus dem Rahmen.
Natürlich wird die Sinnfrage seit jeher unterschiedlich beantwortet. Für Platon ist es das Gute, das die Welt im Innersten zusammenhält; für Hegel der Weltgeist, für Marx der Klassenkampf, für Sartre die Freiheit, für Nietzsche der Wille zur Macht und für Habermas die Entfaltung der kommunikativen Vernunft. Im Grunde gibt jeder Philosoph eine eigene Antwort auf die Sinnfrage. Nicht so Camus. Er hat keine. Schlimmer noch – er gibt eine Antwort, aber diese ist äußerst ernüchternd. Auf die Frage „Was ist der Sinn des Lebens?“ entgegnet er schlicht und einfach: Es gibt keinen. Das Leben ist absurd:
Doch Camus wäre kein Philosoph, würde er sich mit der bloßen Feststellung der Sinnlosigkeit des Lebens begnügen. Tatsächlich begründete er seine pessimistische Einschätzung mit vielen Beispielen. Zudem nahm er die Absurdität der Welt zum Ausgangspunkt für eine ganze Reihe interessanter Überlegungen. So stellte er unter anderem die radikale Frage, ob man sich angesichts der Absurdität der Welt nicht konsequenterweise das Leben nehmen müsse: Ist der Selbstmord die logische Schlussfolgerung aus der Erfahrung der Sinnlosigkeit? Oder muss man mit dem Gefühl des Absurden weiterleben? Wenn ja – wie soll das gehen?
Camus beantwortet diese Fragen in seinen beiden philosophischen Hauptwerken: „Der Mythos des Sisyphos“ und „Der Mensch in der Revolte“. Beide Bücher sind essayistisch geschrieben und unterscheiden sich deshalb vom trockenen und analytischen Stil klassischer Philosophen. Camus selbst sah sich ohnehin mehr als Schriftsteller. Seine Erfahrung des Absurden spiegelt sich daher auch in seinen Romanen wider, für die er 1959 den Literaturnobelpreis erhielt. In dem Roman „Der Fremde“ zeigt Camus meisterhaft, wie eine einzige, völlig zufällige Begegnung am Strand in wenigen Augenblicken das ganze Leben komplett verändern und aus der Bahn werfen kann. Doch die Entdeckung der Absurdität sowie die Schlussfolgerungen, die er daraus zieht, haben zweifellos auch einen philosophischen Kern. Camus zählt mit Sartre und Heidegger zu den bedeutendsten Vertretern der Existenzphilosophie.
Er kam 1913 als Sohn eines Kellermeisters und einer Fabrikarbeiterin zur Welt und wuchs in der französischen Kolonie Algerien auf. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Europa war für den damals sechsundzwanzigjährigen Nordafrikaner ein prägendes Ereignis. Es schien ihm unbegreiflich, dass nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs noch einmal ein solches Schlachten und Morden möglich sein sollte. Der Kriegsausbruch, so notierte er fassungslos, steht in schreiendem Widerspruch zum „blauen Himmel über dem Meer“ und dem „Zirpen der Zikaden“. Camus schaffte es nicht, die heraufziehende Katastrophe mit der Schönheit der Natur gedanklich in Einklang zu bringen:
Seine Betroffenheit über das Ereignis des Kriegsausbruchs mag seinen Sinn für das Absurde geschärft haben, doch die Enthüllung der Absurdität des Lebens hatte bei ihm von Anfang an einen zeitlosen Aspekt. Es ging Camus letztlich um das philosophische Problem der Sinnsuche in einer unübersichtlichen und chaotischen Welt. Denn die Welt, die uns umgibt und in der wir uns bewegen, ist, so Camus, voller Überraschungen. Sie lässt sich nie kontrollieren, sie ist zufällig und irrational. Der Mensch aber, so Camus, strebt seit jeher in seinem Innersten nach Ordnung. Er hat Angst vor der Unverfügbarkeit der Zukunft und will daher am liebsten alles um ihn herum genau verstehen, logisch erklären und präzise vorhersagen. Doch die Erfahrung der Unvereinbarkeit von innerem Ordnungsbedürfnis und äußerer Welt führt ihn zwangsweise zum Gefühl der Absurdität: