Catching The Hunter - Mia Kingsley - E-Book + Hörbuch

Catching The Hunter E-Book und Hörbuch

Mia Kingsley

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Beschreibung

I Dare You Seit Jahren benutze ich kleine Taschenspielertricks, um Touristen auf dem Strip in Las Vegas auszunehmen, und hatte nie Probleme. Bis jetzt. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es eine dumme Idee ist, dem attraktiven Mann mit den eiskalten Augen die Uhr zu stehlen. Leider gehört Vernunft nicht zu meinen Stärken … Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. "Catching The Hunter" ist der vierte Teil der "The Twisted Kingdom"-Reihe und sollte nicht ohne das Vorwissen der anderen Bände gelesen werden. Alle Bände der Reihe sind bereits erschienen.

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Seitenzahl: 159

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Zeit:3 Std. 33 min

Sprecher:Lisa Müller
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CATCHING THE HUNTER

THE TWISTED KINGDOM 4

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

Copyright: Mia Kingsley, 2017, Deutschland.

Coverfoto: © Mia Kingsley

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

ISBN: 9783963705243

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

INHALT

CATCHING THE HUNTER

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Epilog

Gretchens Zimtschnecken

Nächster Band der Reihe: Loving Miss Killer

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Über Mia Kingsley

CATCHING THE HUNTER

Seit Jahren benutze ich kleine Taschenspielertricks, um Touristen auf dem Strip in Las Vegas auszunehmen, und hatte nie Probleme. Bis jetzt.

Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es eine dumme Idee ist, dem attraktiven Mann mit den eiskalten Augen die Uhr zu stehlen. Leider gehört Vernunft nicht zu meinen Stärken …

KAPITEL1

GRETCHEN

Wenn dein Vater das wüsste, würde er sich im Grab umdrehen, ließ mich die penetrante Stimme in meinem Hinterkopf wissen.

Ich warf einen Blick über die Schulter und bekam ein ungutes Flattern in der Magengegend, weil ich meinen Verfolger noch immer nicht abgeschüttelt hatte. Mit zunehmender Nervosität hielt ich Ausschau nach dem besten Unterschlupf, der nächsten Gasse, in der ich verschwinden konnte.

Regel Nummer 1 lautete: Niemals übermütig werden.

Verdammt.

Bisher hatte ich mich immer an die Regeln gehalten. Doch der Kerl hatte etwas an sich gehabt, was mich reizte. Meine Sinne waren vollkommen durchgedreht, als mir klar geworden war, dass er ahnte, was ich tat.

Touristen ausnehmen. Das machte ich den ganzen Tag lang, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wahrscheinlich wäre es vernünftiger gewesen, ihn nicht herauszufordern. Aber vernünftig war nie meine Stärke gewesen.

Dann wäre ich auch sicherlich nicht in die Fußstapfen meines Vaters getreten, der mir die ganzen kleinen Tricks beigebracht hatte, sondern wäre aufs College gegangen.

Ich hätte nicht vor dem Brunnen des Bellagios Touristen um ihre Urlaubskasse gebracht. Und ich wäre jetzt ganz sicher nicht auf der Flucht, nachdem ich den falschen Kerl um seine Armbanduhr erleichtert hatte.

Mein Fehler war mir in dem Moment klar geworden, in dem ich die Pistole berührt hatte. Nur leider war es zu spät gewesen, um es ungeschehen zu machen. Also hatte ich gelächelt und gewartet, bis er sich abwandte, bevor ich hastig meinen Rucksack gepackt hatte und verschwunden war.

Ich hatte ihn danach ein paar weitere Male gesehen und Abstand gehalten.

Bis heute.

Als er auf mich zukam, klopfte mein Herz schneller. Dass er sich mir näherte, konnte nichts Gutes bedeuten. Egal, wie charmant sein Lächeln war.

Ein Bus bremste abrupt auf dem Strip, woraufhin ein Krachen zu hören war, dicht gefolgt von einem Hupen. Wie alle anderen auch drehte er sich um und betrachtete das Chaos. Ich brauchte nicht mehr als ein paar Sekunden und verschwand zwischen den Touristen.

Ein nutzloser Versuch, denn er war mir dicht auf den Fersen. Ich hatte mich verschätzt. Dabei hatte ich gedacht, in den letzten Jahren meine Menschenkenntnis perfektioniert zu haben. Zugegebenermaßen hatte ich das auch, nur bei ihm hatte ich alle Vorsicht in den Wind geschlagen.

Es war leicht, Leute zu lesen. Ich konnte in jeder Menschenmenge die Unvorsichtigen, die Deppen und Idioten ausmachen. Im Gegenzug verstand ich auch, von wem ich die Finger lassen musste.

Offenbar war ich zu blöd, meiner eigenen Weisheit zu folgen. Die Augen verrieten alles. Immer.

Sie hatten mich beispielsweise gelehrt, dass es exakt zwei Typen von Männern gab: die mit Hunger in den Augen und die mit Sehnsucht in den Augen.

Hungrige Männer wollten dich lediglich vögeln und ergriffen dann schneller die Flucht, als man in der Lage war, das Höschen wieder nach oben zu ziehen. Sehnsüchtige Männer waren eine ganz andere Kategorie. Sie wollten lieben und geliebt werden. Um jeden Preis.

Es hätte meine Alarmglocken schrillen lassen müssen, dass ich seine Augen nicht hatte lesen können. Nicht beim ersten und auch nicht beim fünften Versuch.

Ja, er war mir schon öfter aufgefallen. Ein weiteres Warnsignal, das ich hochmütig ignoriert hatte. Was hatte ich jetzt davon?

Ich umklammerte meine Tasche fester und überlegte, ob er vielleicht ein Cop war. Wie viele belastende Dinge hatte ich bei mir? Mein Instinkt wusste es jedoch besser. Der Kerl war kein Polizist. Nie im Leben.

Deshalb hatte ich es bisher auch vermieden, darüber nachzudenken, warum er eine Waffe trug. Jeder wusste, dass dies in der Regel Ärger bedeutete. Entweder er war ein Krimineller, ein Verrückter, ein Kopfgeldjäger oder ein Detektiv.

Da ich offiziell nie verhaftet worden war und dementsprechend auch kein Kopfgeld auf mich ausgesetzt war, blieben Krimineller und Verrückter. Was für Aussichten!

Vor dem Aria drängte sich eine asiatische Touristengruppe auf dem Bürgersteig zusammen, während sie versuchten, sich für ein Foto aufzustellen. Statt mich wie ein normaler Mensch außen entlang zu quetschen, tauchte ich in der Masse ab. Den Kopf geduckt eilte ich zum Eingang der Crystal Mall und schlüpfte durch die Tür.

Ich wusste, dass es im Untergeschoss eine Durchgangstür zur Parkgarage gab, die niemals abgeschlossen wurde. Hastig eilte ich über die Rolltreppe nach unten, bemüht, nicht aus Versehen eine andere Person von den steilen Stufen zu schubsen.

Zu meiner Erleichterung gab die schwere Stahltür auch heute auf den Druck hin nach. Sie fiel hinter mir ins Schloss und ich atmete durch. Meine Schritte hallten über das Parkdeck. Ich wischte mir die dünne Schweißschicht von der Stirn und strebte auf den Ostausgang zu. Sobald ich wieder auf der Straße war, würde ich für heute Feierabend machen.

Ich bog um die Ecke und rannte in einen Mann.

»Entschuldigung«, murmelte ich, den Kopf gesenkt, um nicht erkannt zu werden. Ich wollte mich abwenden und ihn umrunden, doch er packte meinen Oberarm. Erst jetzt schaute ich auf und starrte geradewegs in eiskalte, blaue Augen, die ich nicht lesen konnte.

Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als seine Finger sich tiefer in meinen Arm bohrten. Mein Versuch, mich von ihm loszureißen, erwies sich als nutzlos. Er hielt mich fest und zerrte mich langsam, aber sicher zu sich, bis ich mit dem Rücken zu ihm stand.

Meine Verteidigungsstrategie hatte bisher so ausgesehen, solche Situationen zu meiden, indem ich geschickt von der Bildfläche verschwand. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich mich gegen 1,90 Meter Muskeln zur Wehr setzen sollte.

»Ich kann die Uhr zurückgeben«, bot ich an.

Statt mir zu antworten, zog er mich enger an seinen Körper und legte von hinten die Hand um meine Kehle. Sofort fühlte ich meinen Puls deutlicher rasen.

»Die Uhr ist mir egal.«

Ich war überfordert mit der Situation. Was wollte er dann von mir? Rache? Nein, das war absurd. Oder?

Sein Atem streifte meine Haut. »Ich bin nicht der Typ Mann, den man bestiehlt und der einen davonkommen lässt.«

Eine Gänsehaut legte sich trotz der sommerlichen Temperaturen auf meinen Körper. »Es tut mir leid. Ich wollte keinen Ärger. Wenn du mir sagst, wohin ich die Uhr bringen soll, mache ich es. Ich habe sie noch. Wirklich.«

Er lachte leise an meinem Ohr und beugte sich näher zu mir. Ich konnte seinen Geruch erahnen. Die verführerische Komposition ließ meine Nerven flattern.

»Es tut dir leid?«, wiederholte er, bevor er meinen Kopf umfasste und ihn zur Seite zwang, bis ich ihm meinen nackten Hals präsentierte.

Zuerst dachte ich, er wäre einer dieser Spinner, die sich für Vampire hielten, als ich den Stich spürte. Doch mir wurde klar, dass er keineswegs seine angespitzten Eckzähne in meine Haut bohrte, sondern eine Kanüle. Das Brennen machte mir bewusst, dass der Mistkerl mir irgendetwas injizierte.

»Glaub mir, Darling, du hast keine Ahnung, wie leid es dir tun wird.«

Ich hatte nicht einmal Zeit, panisch zu werden, stattdessen hüllte Schwärze mich ein und ich wurde bewusstlos.

KAPITEL2

HUNTER

Ich parkte den Impala vor Stuarts heruntergekommener Bruchbude und schüttelte mich bereits bei dem Gedanken, dieses Loch betreten zu müssen. Warum waren es immer die heruntergekommenen Dealer, die dachten, sie würden uns bescheißen können?

Ich stieg aus, holte den Besenstiel aus dem Kofferraum und stellte dabei direkt sicher, dass die Plane bereitlag. Zu gut erinnerte ich mich noch daran, wie aufwendig es beim letzten Mal gewesen war, das Blut aus dem Kofferraum zu entfernen. Seitdem hatte ich immer mindestens eine Plastikplane dabei.

Die Fenster waren blind vor Schmutz. Dadurch konnte ich zwar nicht sehen, wo Stuart sich aufhielt, dafür würde er nicht mitbekommen, wie ich um sein Haus schlich.

Es gab ein Fenster und eine Tür auf der Rückseite. Ich stemmte den Besenstiel gegen die Klinke und verteilte sicherheitshalber ein paar Krähenfüße unter dem Fenster. Die scharfen Dornen würden sich in Stuarts Füße bohren, falls er sich wider Erwarten für das Fenster und nicht die Tür entschied.

Ich betrat die Veranda, die rund um das Haus führte, und hörte das Holz unter meinem Gewicht knirschen. Die Bude war genauso marode, wie sie aussah. Statt mir die Mühe zu machen, zu klopfen, trat ich die Tür direkt ein.

Ich bereute die Entscheidung, denn das Erste, was ich sah, war Stuarts nackter Hintern. Er vögelte eine Nutte von hinten, seine schlaffen Arschbacken erzitterten bei jedem Stoß. Wie viel Vergnügen es ihm bereitete, konnte ich nur raten, aber die Frau, die vor ihm auf dem durchgesessenen Sofa kniete, hatte ihr Handy in der Hand und tippte eine Textnachricht.

Ich räusperte mich.

Stuart fuhr herum, bemerkte mich und begann hektisch, seinen Schwanz in der dunkelblauen Jogginghose zu verstauen. »Hunter … Ich … Äh …«

Abwehrend hob ich die Hand, bevor ich meine Aufmerksamkeit auf die Nutte lenkte. Sie war wesentlich älter, als ich vermutet hatte, und zog ihren paillettenbesetzten Rock hinunter und schob die schlauchförmigen Titten zurück ins Oberteil. Ihr pinkfarbener Lippenstift hatte sich in den Falten um ihren Mund herum abgesetzt.

Jemand hätte mir eine Waffe an den Kopf halten können, und ich würde mich trotzdem weigern, eine solche Frau zu vögeln. Ihr süßliches Parfüm schwappte mit jeder ihrer Bewegungen zu mir.

Als sie mich ansah, wusste ich direkt, dass sie keine Bedrohung darstellte. Stattdessen lächelte sie mit einer Mischung aus Schüchternheit und Idiotie.

Ich griff in meine Hosentasche und holte einen Hundert-Dollar-Schein hervor. Ihre Augen leuchteten auf. Sie wischte das schlecht blondierte Haar nach hinten. »Was soll es sein, Süßer?«

Ich kämpfte gegen den Würgereiz an. »Nichts, danke. Was hast du gesehen?«

Sie war wirklich dumm, denn sie musste ernsthaft über die Frage nachdenken, bevor sie stolz verkündete: »Nichts.«

»Braves Mädchen. Verschwinde.«

Sie pflückte den Geldschein aus meiner Hand, nahm ihre Tasche und eilte zur Tür. Nachdem sie weg war, schluckte Stuart. Der Schweiß stand bereits auf seiner Stirn, und ich wusste, dass es nichts mit den Anstrengungen zu tun hatte, die ihn das Pumpen in die Pussy der Nutte gekostet hatte.

Es war Angst.

»Ich nehme an, du weißt, warum ich hier bin.« Den Kopf schräg gelegt, verschränkte ich die Arme.

Sein Gesicht wurde knallrot. »N-n-nein. Nicht richtig.«

»Du bist ein erbärmlicher Lügner.«

Sofort ließ er die Schultern sinken und machte einen Buckel, als würde er sich körperlich unterordnen wollen. »Es war nicht meine Idee. Kommt King auch?«

»Nein. Für solche Kleinigkeiten belästige ich ihn nicht.«

Stuart entspannte sich bei dem Wort »Kleinigkeiten« viel zu sehr, da er offensichtlich annahm, damit vom Haken zu sein.

Ich holte die Handschuhe aus meiner Hosentasche. »Für uns ist das eine Lappalie, für dich sind 20.000 Dollar viel Geld. Wo ist es?«

Seine wieselartigen Augen flogen nervös von meinen Händen zur Haustür. Doch den Weg versperrte ich.

»Stuart. Ich habe dir eine Frage gestellt.«

»Es war ein Fehler, das sehe ich ein. Es wird nicht wieder vorkommen.«

»Wird es nicht«, bestätigte ich. »Mach es dir leicht, und sag mir einfach, wo das Geld ist.«

Wie ich erwartet hatte, rannte Stuart los. Er ruderte mit den Armen und schlitterte über den Linoleumboden seiner Küche.

Ich ging ihm ohne Eile hinterher und sah, wie er der Länge nach auf den Boden schlug, nachdem er durch die Tür nach draußen hatte flüchten wollen. Durch den Besenstiel auf der anderen Seite war der Ausgang blockiert und Stuart war mit voller Wucht in das Holz gerannt.

Ich beugte mich über ihn, lächelte freudlos und rammte meine Faust in sein Gesicht. Dann packte ich sein Shirt und zog den strampelnden Mann zurück ins Wohnzimmer. Sein Hinterkopf landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem schmutzigen Teppich, was Stuart ein Stöhnen entlockte, als ich ihn losließ.

»Fangen wir von vorne an. Wo ist das Geld?«

Ich benutzte das Parkhaus unter dem Aria, da ich etwas zu erledigen hatte, bevor ich mich um Stuarts Leiche kümmern konnte. Das Geld lag mit ihm zusammen im Kofferraum.

Zum wiederholten Mal checkte ich meine Hände, doch es war keine Spur von Blut zu entdecken, dazu hatte ich zu gründlich geschrubbt. Pure Gewohnheit, dass ich immer noch einmal nachsah.

Mir war eine Idee gekommen, wie ich vielleicht herausfinden konnte, wer dafür verantwortlich war, meinem besten Freund in den Rücken geschossen zu haben.

Ich schlenderte zum Brunnen des Bellagios und bemerkte die kleine Menschentraube direkt. Wie fast immer bestand sie nur aus Männern.

Die kurvige Rothaarige hatte flinke Finger, das musste ich ihr lassen. Allerdings lag es wohl kaum an ihrem beeindruckenden Hütchenspiel, dass die Schaulustigen sich um sie drängten, sondern an den üppigen Rundungen und dem hübschen Gesicht.

Heute hatte sie ein paar Spielkarten in der Hand, hielt eine zwischen zwei Fingern hoch und fragte den Mann, der vor ihr stand, etwas. Als er antwortete, zwinkerte sie ihm zu, und das Publikum lachte.

Natürlich hatte er rein gar nichts dagegen, dass sie sich zu ihm lehnte, während sie ihm zeigte, wie er auf die Karte pusten sollte, um den Zaubertrick auszuführen. Dabei starrte er gebannt auf ihre vollen Lippen. Niemand bemerkte, wie sie die Geldklammer aus seiner Hosentasche stahl.

Sie lehnte sich zurück, ließ die Karte durch die Luft wirbeln und präsentierte sie dem fassungslosen Mann. Das Publikum applaudierte. Sie deutete eine Verbeugung an, und als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie mich.

Ein wohliges Kribbeln lief über meinen Rücken, während ihre Augen sich kurz weiteten. Ihr Mund öffnete sich, und ich war mir sicher, dass sie tief Luft holte.

Ich konnte nicht leugnen, dass es mich erregte. Sie hatte Angst vor mir. Nicht so sehr, wie Stuart Angst gehabt hatte, aber genug, um mich anzumachen.

Es war dumm. Das war mir klar. Gleichzeitig war es der einzige Grund, warum ich sie mir nicht geschnappt hatte, nachdem sie meine Uhr gestohlen hatte. Ich hasste meine eigene Scheinheiligkeit. Wäre sie ein Mann gewesen, hätte ich ihr wahrscheinlich den Arm gebrochen und mir die Uhr zurückgeholt.

Stattdessen schlich ich seit Wochen um die Rothaarige herum und erging mich in unanständigen Fantasien. Mehr als einmal hatte ich mir einen runtergeholt und dabei von ihren Lippen geträumt. Und den leicht panischen Ausdruck in ihren Augen, wenn ich ehrlich war.

Als ich gestern Abend an sie gedacht hatte, war mir eingefallen, dass sie eine Weile ihren Standort geändert hatte, weshalb ich sie öfter in der Nähe des Kingdoms gesehen hatte. Sie behielt ihre Umgebung stets aufmerksam im Blick. Mir erschien es einen Versuch wert, ihr ein Bild von Gaitán zu zeigen.

Nur dazu musste ich mit ihr reden.

Obwohl die Männer ihr bereits die Geldscheine entgegenhielten, weil sie davon überzeugt waren, ihren Zaubertrick durchschaut zu haben, und gleichzeitig auf ein Date mit ihr spekulierten, ignorierte sie ihre Verehrer. Stattdessen fixierte sie mich.

Wir waren noch gute fünf bis sechs Meter voneinander getrennt, als hinter mir ein Unfall passierte. Ich warf einen flüchtigen Blick dorthin, und sie nutzte die Gelegenheit, in Richtung des Arias zu flüchten.

Meine Nerven vibrierten vor Spannung. Vor mir wegzulaufen war das Dümmste, was sie machen konnte. Natürlich war ihr das nicht bewusst. Wenn sie an meinen Jagdinstinkt appellieren wollte, konnte sie es haben.

In diesem Moment konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als sie zur Strecke zu bringen.

Ich musste mich bremsen, da mir klar wurde, dass es nicht mein Ziel war, sie ins Bett zu bekommen. Ich brauchte Informationen, und zwar dringend.

Glücklicherweise war es leicht, ihren roten Haarschopf im Auge zu behalten. Geschickt verschwand sie zwischen den Menschen, und wäre ich weniger routiniert gewesen, hätte sie mich abgehängt.

Stattdessen ließ ich mich von meinem Instinkt treiben. Als sie in die Mall abtauchte, wusste ich genau, wo sie hinwollte. Sie musste in Vegas aufgewachsen sein oder viel Zeit mit jemandem verbracht haben, der hierherkam, denn sie wusste von den wirklich geheimen Schleichwegen.

Allerdings kannte ich sie auch und machte mir nicht die Mühe, ihr durch das Einkaufszentrum zu folgen. Wenn ich recht hatte, würde sie mir ohnehin in die Arme laufen.

Die Erkenntnis durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag. Ich war Sekunden davon entfernt, die rothaarige Nymphe zu berühren. Das hatte ich in meinem Plan nicht bedacht.

Während ich den Gedanken abschüttelte, ging ich zu der Servicetür an der Seite des Gebäudes. Sie war abgeschlossen, doch glücklicherweise besaß ich einen Schlüssel.

Im Parkhaus lauschte ich, bis ich ihre Schritte hörte. Sie waren leichter geworden, die Schönheit hastete nicht länger, sondern ging in normalem Tempo.

Ein angenehmes Prickeln erfüllte mich, da sie in meine Richtung kam. Keine Minute später wollte sie die Ecke umrunden und lief in mich hinein.

»Entschuldigung«, wisperte sie. Sie schaute mich nicht an und hatte deshalb keine Ahnung, in wen sie da gestolpert war. Ich packte ihren Oberarm, als sie sich an mir vorbeischieben wollte, um ungesehen zu verschwinden.

Sie erstarrte und sah zu mir hoch. Obwohl sie nicht klein war, reichte sie mir gerade bis zum Kinn. Ihre Augen waren ungewöhnlich. So dunkelbraun, dass sie fast schwarz erschienen, und ein goldener Kranz leuchtete um die Pupille.

Als sie mich erkannte, wollte sie sich losreißen. Mit einem Ruck zog ich sie an mich, bis sie fast mit dem Rücken gegen meine Brust prallte.

Ich spürte ihren Körper, konnte ihre Angst förmlich riechen und musste an mich appellieren, nichts Dummes zu tun. Es wäre besser, wenn ich mich daran erinnerte, dass ich ihr nur eine Frage stellen wollte. Sie war nicht mein Spielzeug. Ich wusste nicht einmal, ob sie einen Freund oder Mann hatte.

Der Gedanke verursachte mir schlechte Laune.

Sie straffte den Rücken. »Ich kann die Uhr zurückgeben.«

Ihre Worte kamen bei mir an, doch ich konnte an nichts anderes denken als ihren rasenden Puls. Unter der blassen Haut sah ich ihn an ihrem Hals pochen. Zu gern hätte ich den Kopf gesenkt und die Stelle geküsst.

Oder gebissen. Ganz sicher war ich mir nicht.

»Die Uhr ist mir egal.« Ich schlang den Arm um sie. Damit sie nicht vor mir weglief, versicherte ich mir selbst. Ihr Zittern war zu köstlich. Wie sollte ich da widerstehen? Da ich die Frage über ihrem Kopf schweben sah, erklärte ich: »Ich bin nicht der Typ Mann, den man bestiehlt und der einen davonkommen lässt.«

Mir war klar, dass es wie eine Drohung wirkte. Ich konnte nun mal nichts dafür, wie ich war.