Coralee und das Einhorn-Horn - Mira Lindorm - E-Book

Coralee und das Einhorn-Horn E-Book

Mira Lindorm

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Beschreibung

Einhörner gehören in die Feenwelt. Nicht zu den Menschen. Erst recht sollte keines ihrer Hörner auf Ebay zum Kauf stehen. Wenn das die Einhorn-Bosse erfahren, ist es zappenduster für die Menschen. Und F.E.U. würde die geharnischtste Dienstaufsichtsbeschwerde seiner Existenz bekommen. Der Chef setzt demzufolge gleich Verstärkung auf die Sache an. Special Agent Seven, einen stocksteif-aristokratischer Einhorn-Detektiv mit mächtiger Magie, und Coralees Team, wie immer zuständig für die dreckige Fußarbeit. Wobei besagter Einhorn-Agent auch noch den Oberbefehl bekommt. Eine Tatsache, die nicht nur Coralee persönlich nimmt.

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Seitenzahl: 76

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Coralee und das Einhorn-Horn

F.E.U. Band 11

Mira Lindorm

 ©Mira Lindorm 2025   

Machandel Verlag Charlotte Erpenbeck
Neustadtstr.7, 49740 Haselünne

Cover gestaltet von Elena Münscher 

mit Grafiken von Malchev/yayimages.com

Coverbild der Vorschau:  popaukropa/memoangeles/sararoom/depositphotos.com 

Informationen zum Buch: 

Ein kleiner Hinweis: Dieses Buch ist KEIN Kinderbuch!

Alle Personen in diesem Buch sind frei erfunden, genauso wie die ganze Fantasy-Geschichte. Coralee gehört zum Dunklen Hof der Feen und benimmt sich entsprechend. Sie fährt eine pinkfarbene Harley, hat nichts gegen eine handfeste Rauferei (sowohl in einer Bar als auch im Bett), trinkt, flucht, betrügt, zaubert, was immer ihr in den Kram passt, und betrachtet Menschen bestenfalls als nervig. Es gibt nur zwei Dinge in der Menschenwelt, die sie wirklich liebt: anderen einen Streich zu spielen und einen sexy Mann für die Nacht

Wer Coralee noch nicht kennt, findet im Anhang des Buches einige zusätzliche Informationen zu ihr und ihrer Welt.

*1*

Special Agent Seven

Ein Einhorn-Horn. Ich starrte auf den Bildschirm. Nicht den kleinen in unserer Station. Dieser hier war drei Meter groß, LED mit neuster Technik, und hing im Büro des Chefs. Richtig gehört. Wir standen tatsächlich im Chefbüro. Zumindest Essylt und ich. Normalerweise sehen die Bodentruppen nur alle paar Jahrhunderte mal den Chef persönlich. Und noch seltener dürfen sie sein Büro von innen sehen. Dieser Fall musste wirklich extrem wichtig sein.

Direkt neben dem Horn flimmerte ein Preis. Einer, der für meinen Geschmack ein paar Nullen zu viel hatte. Erst recht, wenn man bedachte, wie schäbig es aussah. Einhorn-Hörner sehen für gewöhnlich weder weiß noch funkelnd aus. Eher so wie schmutziger Knochen. Schließlich benutzten die Biester sie, um den Boden damit aufzugraben. Und dieses hier war am abgebrochenen Ende auch noch zersplittert. Aber magisch sind sie tatsächlich. Und sie gehören definitiv nicht auf Ebay. 

Das war übel. Sehr übel. Absolut übelst.

Wenn der ehemalige Besitzer des Horns noch lebte, schwor gerade ein immens angepisstes Einhorn den Menschen blutige Rache. Und wenn besagter Besitzer verschieden war, würde seine komplette Sippe umgehend Kriegsrat halten, sobald sie von diesem Sakrileg erfuhren. Nichts und niemand könnte sie dann noch davon abhalten, jede Spur des Übeltäters und seiner erweiterten Verwandtschaft von der Oberfläche dieses Planeten zu tilgen.

Insofern hatte ich Verständnis dafür, dass der Chef gerade eines seiner besten Teams darauf ansetzte, nämlich uns, wie ich in aller Bescheidenheit feststellen darf. 

Weniger Verständnis hatte ich für den Spezialagenten, mit dem wir zusammenarbeiten sollten. Oder besser gesagt, für den wir die Drecksarbeit erledigen sollten. Unser Chef hatte ihm nämlich soeben den Oberbefehl für unseren Auftrag gegeben.

Special Agent Seven.

Ein Typ, der Essylt ein angepisstes Quietschen entlockt hatte, als er durch ein Portal in das Machtzentrum des Chefs trat, eben dieses Büro. Gehört einiges dazu, dass ein Irrwisch mit ihrer Berufserfahrung angepisst ist. Nachdem besagter Agent allerdings seine ersten Sätze von sich gegeben hatte, konnte ich sie mehr als verstehen. Der Typ war zum Augenauskratzen. Wie alle diese Spezialisten hochnäsig bis zum Gehtnichtmehr gegenüber dem Fußvolk. Und in seinem Fall sogar noch hochnäsiger als hochnäsig. Der übelste Teamleiter, den ich mir in unserer Situation vorstellen konnte. Ein Einhorn.

Verstohlen blickte ich auf den hochgewachsenen Steroidmuskel-Typ im silbergrauen Lederoutfit, in dessen Ohren mindestens fünf Piercings wackelten. Der hätte in jeder Soap-Opera seinen Platz gefunden, egal, ob es sich um Krimis oder Liebesgesülze handelte. Nur die Tätowierung auf seiner Glatze verriet, dass er ein Einhorn war. Was aber vermutlich kein Mensch erkennen würde. Das Bild sah eher aus wie ein missratener Eiffelturm. An seinem Namen hatte ich immer noch zu kauen. Wie konnte sich dieser Kleiderschrank ausgerechnet Artemis nennen? Das war der Name einer Göttin, verdammt noch mal!

„Äußerste Eile ist geboten!“, erklang gerade die eisige Stimme des Chefs. Mein Blick zuckte vom Wandbildschirm zum Schreibtisch zurück.  

„Special Agent Seven hat die uneingeschränkte Befehlsgewalt!“, betonte der Chef noch einmal. 

Shit. Auch wenn ich das schon wusste, ärgerte es mich, dass er es mir noch einmal unter die Nase reiben musste. Aber ich würde mich hüten, meinen Ärger zu zeigen. Dem Chef nicht, und Artemis erst recht nicht. Schließlich wusste ich aus Erfahrung, wie Einhörner auf Ungehorsam reagierten. Unwillkürlich musste ich an meinen Freund Sahet denken. Gut, Freund ist vielleicht übertrieben, aber als Kinder hatten wir zusammen gespielt. Bis er bei einem dieser Spiele in der Kampfgruppe eines roten Einhorns gelandet war und nicht gehorchte, als er mir eine Hand abschneiden sollte. Sein Einhornteamchef war so erbost, dass er Sahet das Horn durch die Brust rammte. Nur der Tatsache, dass Dämonen ihr Herz in der Magengegend sitzen haben, rettete Sahets Leben. Seitdem hatte ich einen möglichst weiten Bogen um jedes Einhorn gemacht. Bis heute.

Und jetzt hatte ich einen Einhorn-Kommandeur auf zeit. Entweder der Fall war wichtig für diesen ominösen Agent Artemis, oder Special Agent Seven bekam aus irgendeinem Grund vom Chef eine Sonderbehandlung. Oder beides zusammen.

Ein Zischen neben mir. „Coralee! Pass gefälligst auf.“

Autsch! Ich würde Essylt nachher fragen müssen, was ich gerade verpasst hatte.

„… kein Limit. Allerdings verlange ich Belege für jede Ausgabe.“

Aha. Es ging um die Spesen. Da hatte ich eine nicht ganz unwichtige Frage. „Bezieht sich das auch auf einen möglichen Kauf des Horns?“

Essylt schnaufte vernehmlich. An Artemis‘ Schläfe pochte eine dick geschwollene Ader.

„Nur wenn Menschen involviert sind“, erklang endlich die Stimme des Chefs. „Ansonsten …“ 

Die Handbewegung war eindeutig. Der Chef erwartete nicht, dass wir den oder die Übeltäter lebendig anschleppten.

„An die Arbeit!“

So schnell und geräuscharm wie möglich verließen wir das Büro.

*2*

Landluft und eine Schrotflinte

In unserem bescheidenen Büro setzte ich Ryan und Verron von dem Fall und unserem neuen Chef auf Zeit in Kenntnis. Essylt belagerte derweilen bereits den Computer. Artemis kniff seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, während er uns betont arrogant musterte.

„Was soll das hier werden? Sollten wir nicht schleunigst unterwegs sein?“

„Gerne, falls du uns sagen kannst, wo das Horn derzeit ist“, gab Essylt mit schnippischem Unterton zurück. Ich hatte beim Chef also richtig gehört. Essylt mochte den Kerl so wenig wie ich.

Artemis trat mit einem Knurren hinter Essylt und starrte auf den Bildschirm. Ich machte einen langen Hals und versuchte, ebenfalls etwas zu erkennen. Okay, das Logo von Ebay war nicht zu übersehen. Ebenso wenig wie die krude Zeichnung von einem Einhorn und das längliche, schmutzigweiße Objekt, das auf der Zeichnung lag. Die Auktion lief also noch.

„Siebenhundert Dollar“, meldete Essylt. „Den Kommentaren nach halten die Bieter das Horn nicht für echt. Sie denken … Moment mal!“ Sie klickte. „Das Gebot ist auf fünftausend hochgeschnellt!“

„Na toll“, murrte ich. „Wenn die bislang nicht geglaubt haben, dass es ein echtes Einhorn-Horn ist, dürfte sich das gerade geändert haben. Wie lange geht das noch?“

„Eine Stunde, acht Minuten, siebzehn Sekunden.“

Artemis schnaufte. „Wir müssen die Auktion gewinnen!“

Essylts Finger schwebten über der Tastatur. „Wie hoch soll ich gehen?“

„Du wartest“, beschied er ihr brüsk. „Eine Sekunde vor dem Auktionsende bietest du mit dem zehnfachen des letzten Gebotes. Eine Sekunde, keinen Bruchteil eher!“

„Tssss, glaubst du wirklich, das klappt mit unserer maroden Internet-Verbindung?“

„Mit meinem Einhornzauber auf jeden Fall.“

Ekelhafter Angeber. Aber wenigstens würde dieser bescheuerte Fall so schnell gelöst sein.

Artemis beugte sich vor. Essylt quietschte ein entsetztes „Neiiiiiin!“, aber da berührte sein Horn-Tattoo bereits die Tastatur. Prompt leuchtete das Plastik schweinchenpink auf. Das war also die Erklärung für all die rosa Einhörner in den Märchenbüchern der Menschen!

Essylt sah aus, als ob sie platzen wollte, enthielt sich aber eines Kommentars. Wir warteten also. Eine Viertelstunde vor Ende lag das Höchstgebot bei zehntausend. Irgendwer war wirklich mächtig interessiert an dem Ding. Essylts Finger schwebte über der Tastatur, während schweinchenpinkfarbene Ziffern wie aus dem Nichts auf dem Bildschirm erschienen und den Sekunden-Countdown zählten. Eine halbe Sekunde bevor die letzte Ziffer zu einer Null wurde, landete ihr Finger auf der Enter-Taste. Geschafft.

„Drachenmist und Hydragift!“, fluchte sie los. „Da hat uns jemand ausgetrickst!“

Artemis gab etwas von sich, das einem erstickten Wiehern ähnelte. Ich reckte den Hals. Ein Bieter namens Schattenkönig hatte das Horn erstanden, für 200.000 Dollar!

„Eine Zehntelsekunde!“, schimpfte Essylt weiter. „Nur eine einzige blöde Zehntelsekunde!“ Ihr böser Blick wanderte zu Artemis. „Hättest du bloß deinen Zauber gelassen! Unser Gegenbieter besitzt ganz offensichtlich Magie. In dem Moment, in dem er deinen Einhornzauber identifizieren konnte, waren wir bereits ausgetrickst! Es hat sein letztes Gebot einfach magisch hinter deinen Zauber gekoppelt.“

Artemis glotzte zurück, als ob er sie in Grund und Boden stampfen wollte, enthielt sich aber klugerweise eines Kommentars.

„Name und Adresse?“, fragte ich. Essylts Finger flogen über die Tastatur. Fremde Websites knacken war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. „Den Käufer kann ich nicht ausfindig machen. Der hat hier eine Fake-Adresse hinterlegt. Aber ich hab den Verkäufer.“ Sie runzelte die Stirn. „Der wohnt wirklich im Nirgendwo. Ist schon fast ein Wunder, dass der überhaupt Internet hat.“

„Ist mir egal, wo der wohnt“, knurrte Artemis. „Hauptsache, wir kriegen die Adresse des Käufers. Wir brechen unverzüglich auf!“