Coralee und der Werwolfzoff - Mira Lindorm - E-Book

Coralee und der Werwolfzoff E-Book

Mira Lindorm

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Beschreibung

Übernatürliche Notfälle sind Coralees Spezialität, denn sie ist eine Fee, und die meisten magischen Missgeschicke haben irgendwie ihren Ursprung in Feenmagie. So bedient sie die magische Notfall-Hotline bei F.E.U. Nicht ganz freiwillig, denn sie wurde dazu verflucht. Aber trotz des Fluchs hat Coralee nie damit gerechnet, dass sie bei dieser Arbeit einmal bis zum Hals in der Scheiße stecken würde. Schuld daran sind natürlich die Werwölfe, wer sonst? Doch das ist erst der Anfang ...

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Coralee und der Werwolfzoff

F.E.U. Band 1

Mira Lindorm

 ©Mira Lindorm 2023   

Machandel Verlag
Neustadtstr.7, 49740 Haselünne

Cover und Illustrationen: Elena Münscher mit Bildmaterial von shutterstock.com

ISBN 978-3-95959-380-9

Informationen zum Buch: 

Alle Personen sind frei erfunden, genauso wie die ganze Fantasy-Geschichte. Coralee gehört zum Dunklen Hof der Feen und benimmt sich entsprechend. Sie hat nichts gegen eine handfeste Rauferei (sowohl in einer Bar als auch im Bett), trinkt, flucht, betrügt, zaubert, was immer ihr in den Kram passt und betrachtet Menschen bestenfalls als nervig. Es gibt nur zwei Dinge, die sie wirklich liebt: anderen eine Falle zu stellen und einen sexy Mann für die Nacht. 

*1*

„Fey Emergency Unit – bitte schildern Sie die Art und das Ausmaß Ihres Notfalls!“

Ich hatte die Schnauze gestrichen voll von all dem nichtigen Kleinkram, den die Wesen der paranormalen Welt als Notfall anzusehen pflegten. Kann also durchaus sein, dass meine Stimme etwas angepisst klang.

Das würde dir nicht besser gehen, wenn du dazu verdammt worden wärst, 24 Stunden am Tag und 367 Tage im Jahr bei dieser nervigen übernatürlichen Notfallambulanz zu arbeiten, so lange, bis du es schaffst, jene eine Notfalllösung zu finden, die es dir ermöglicht, deinen Fluch loszuwerden. Und nein, 367 Tage im Jahr, das ist kein Fehler. Feenjahre haben tatsächlich zwei Tage mehr, die in der menschlichen Welt einfach nicht existieren.

Wie schon gesagt, ich war mächtig angepisst. Kann sein, dass ich deshalb nicht so genau darauf achtete, was der Anrufer mir sagte. Er quatschte irgendetwas von Werwölfen und dass sie einen Haufen Scheiße produziert hätten. Nicht, dass das etwas Neues wäre. Diese Kerle können einfach einer guten Kneipenschlägerei nicht widerstehen. Mal abgesehen davon, dass sie anscheinend jede Bemerkung, die sich auch nur flüchtig auf sie bezieht, als tödliche Beleidigung zu werten scheinen. Außer natürlich, sie kommt von einer verdammt heißen Braut. Die reinsten Spatzenhirne, die Kerle.

Ich rief also nach Verron und Essylt, griff mir meine Waffen und den Erste-Hilfe-Kasten und sauste die Rutschstange runter ins Erdgeschoss.

Wo der schlimmste Teil meiner Arbeit auf mich wartete. Sicherheitskleidung aus der Haut toter Tiere anlegen. Ein echter Biker fährt nun mal nicht ohne volle Lederkluft. Das ist eine der wenigen menschlichen Vorschriften, an die wir uns alle halten, seitdem ich das Vergnügen hatte, den Alpha der Südwald-Werwölfe nach seinem Unfall auf einer unbefestigten Schotterstraße einsammeln zu dürfen. Also schlüpfte ich brav ins Leder. Meine Kluft war so pink wie mein Bike, ein netter Akzent zu meinem ebenfalls pinkfarbenen Haaren. Mit dem zusätzlichen Vorteil, dass ich damit weniger bedrohlich aussah. Die bösen Jungs unterschätzen mich deshalb meistens, und das gibt mir einen Vorteil. Ausreichend, dass ich mittlerweile doppelt so viel Bonuspunkte verdient habe wie Verron, und der ist als Halb-Troll normalerweise jeder Fee um Längen voraus. Buchstäblich um Längen, denn der Kerl ist riesig. Ich frage mich jedes Mal, warum sein Motorrad unter diesem monströsen Körper nicht zusammenbricht.

Essylt sprang in ihre Drohne und hob auf einem Feuerschweif ab, während wir gerade erst die Zündschlüssel drehten. Ein Irrwisch zu sein hat manchmal eindeutig Vorteile.

Natürlich nahmen wir uns Zeit. Es macht keinen Sinn, sich Hals über Kopf in einen Werwolfkampf zu stürzen, der noch in vollem Gange ist.

Auf halbem Weg kam uns Essylt schon wieder entgegen. Zugegeben, sie ist winzig, aber ihre Stimme schafft es trotzdem mühelos, das Röhren unserer Bikes zu übertönen.

„Da drüben stinkt etwas ganz gewaltig!“

„Wie viele sind es?“, brüllte ich zurück.

„Kein einziger. Das ganze Gelände ist verlassen.“

Das war, gelinde gesagt, merkwürdig.

„Tote oder Verwundete?“

„Nichts, niemand.“

Werwolfkämpfe hören nicht einfach easy-peasy auf. Normalerweise enden sie erst, wenn wenigstens die Hälfte von ihnen mehr oder weniger schwer verwundet ist. War das etwa eine Falle? Mühsam unterdrückte ich einen wüsten Fluch. Warum musste so etwas ausgerechnet dann passieren, wenn ich Dienst schob?

Aber die Antwort darauf kannte ich nur zu gut. Das war alles eine Folge meines Fluches. Der gleiche verdammte Fluch, der mich überhaupt erst dazu zwang, für F.E.U. zu arbeiten. Diese vermaledeite Hexe hatte es eindeutig darauf angelegt, mein Leben so beschissen wie möglich zu machen, Und das hatte sie in der Tat geschafft.

„Aber trotzdem stinkt es ...“

„Hau ab, Flatterding, ich seh selbst nach dem Rechten“, grollte ich und drückte aufs Gas. Meine treue alte Knucklehead röhrte auf und beschleunigte. Essylt schrie etwas, das ich nicht verstand. Verron grinste so breit, dass ich seine Hauer sehen konnte, und schob seine Maschine vor meine. Sah ganz so aus, als ob er vorhatte, heute die Bonuspunkte einzuheimsen. Diese blöden Trolle sind wirklich nicht für zehn Cent sensibel. Ich versuchte, ihn zu überholen. Ein paar enge Kurven sowie meine bessere Nachtsicht gaben mir auf meinem leichteren Bike einen Vorteil. Kurz, bevor wir unser Ziel erreichten, war ich endlich wieder vorne und jagte mit Vollgas auf das Gebäude zu, das dunkel und merkwürdig still am Ende der Straße aufragte. Wieder schrie Essylt etwas. Dann roch ich den Gestank. Und ... sah die Ursache.

Zu spät.

Drohend gähnte ein Abgrund vor mir, gesäumt von gezackten Bruchkanten aus Beton, die es mit jedem zähnefletschenden Werwolf aufnehmen konnten. Panikartig machte ich eine Vollbremsung. Mein Bike hatte leider andere Vorstellungen von der richtigen Richtung als ich und sauste mit blockierten Rädern weiter geradeaus. Entsetzt begriff ich, dass die dunklen Flecken vor mir auf dem Beton offensichtlich aus einer schleimigen, glitschigen Substanz bestanden. Einer stinkenden Substanz. Die, dem Geruch nach, von Werwölfen stammte. Werwolfscheiße.

Die Bremsen griffen nicht. Mein Bike kreiselte, legte sich zur Seite und schlitterte. Ich konnte mich selbst schreien hören. Und dann schossen mein Bike und ich hinab in die dunkle, gähnende Tiefe.

*2*

Es gab keinen spektakulären Aufprall. Irgendetwas Weiches dämpfte unseren Fall. Und dann lieferte mein immer noch geschocktes Gehirn der Reihe nach drei Gedanken. Zuerst: Okay, mein Bike ist heil geblieben. Dann: Und meine Knochen auch. Dieses Zeug, das uns aufgefangen hat, ist ... Und dann kapierte ich endlich: ...ist Scheiße!

Werwolfscheiße, um genau zu sein. Genug, dass ich inzwischen bis zum Scheitel darin versunken war. Meine Beine suchten nach festem Halt. Die Grube war weniger tief, als sie auf den ersten Blick gewirkt hatte. Als ich zum Stehen kam, war mein Kopf immerhin wieder an der Luft. Ein rascher Zauber ließ den ganzen Unrat, der an meiner Haut und meinen Haaren haftete oder in lebenswichtigen Körperöffnungen steckte, verschwinden. Trotzdem war das Einatmen alles andere als ein Spaß. Der Gestank war einfach überwältigend. Ich musste dringend hier raus.

Bevor ich aber auch nur eine Bewegung machen konnte, ertönte über mir ein gurgelndes Geräusch. Ich sah hoch. Über mir in der Luft hing eine milchig helle, mondartige, ovale Form mit einem dunklen Fleck in der Mitte. Und daraus ... explodierte eine Ladung Scheiße, mir genau ins Gesicht.

„Götterverdammter mondsüchtiger Flohbeutel! Hat deine Mutter es nicht für nötig gehalten, dir auch nur ein Minimum an Erziehung mitzugeben, wie man sich in Gegenwart einer Lady benimmt?“

Die ovale Form drehte sich weg, verschwand über den Rand der Grube, und dafür erschien das Gesicht eines jungen Mannes, der angestrengt in die Grube starrte und zu erkennen versuchte, wer da wohl mit ihm gesprochen hatte. Ich drohte ihm die volle Bandbreite aller Disziplinierungsmittel an, die mir auf die Schnelle einfielen, bevor ich mich mit einem weiteren Zauber sauber genug machte, dass er mich erkennen konnte.

„Oh verdammt, das tut mir jetzt aber schrecklich Leid, Feenlady, ich wollte nicht ... Ich hatte nicht vor ... Oh nein ... Oh, heilige Mondgöttin, ich kann es einfach nicht zurückhalten!“

Das Gesicht verschwand, das mondförmige Etwas erschien wieder, und die nächste Explosion aus Scheiße und Gestank ergoss ich über mich. Schon wieder!

Er drehte sich um, sah sichtlich zutiefst beschämt ein zweites Mal zu mir herab. „Feenlady, es tut mir so schrecklich leid, wirklich! Bitte ...“

Seine Stimme erstarb, als ihn eine große Hand mit langen Krallen im Nacken packte. Verron.

„Hallo, Hündchen!“

Dieses Mal war es Verrons Gesicht, das in mein Blickfeld geriet.

„Hast du vor, dich in der Jauchegrube da unten häuslich einzurichten?“

„Selten dämliche Frage, Dummkopf! Hilf mir lieber raus!“

„Nö.“ Er bleckte seine Hauer. „Das fehlt noch, dass ich das Stinkzeug womöglich in meine Haare kriege.“

Ich bedauerte zutiefst, dass es keinen einzigen Feenzauber gab, mit dem man Gegenstände schweben lassen konnte. Stinksauer tauchte ich in die Brühe hinab, um mein Bike zu krallen, verschwendete dann wertvolle Zauberenergie darauf, es zu säubern, und reichte es Verron hoch.

Er schnüffelte misstrauisch, murmelte etwas, das verdächtig nach „schlampige Arbeit!“ klang, und nahm es. Der nächste Zauber säuberte jeden Teil von mir, der sich bereits über der Oberfläche der stinkenden Brühe befand, und der letzte Zauber säuberte den Rest, nach dem Verron mich endlich hochgezogen und auf festem Boden abgesetzt hatte. Er grinste breit. „Diese Mal bist du buchstäblich in der Scheiße gelandet!“

Der junge Werwolf, den er immer noch mit einer Hand festhielt, zappelte und versuchte, aus seiner zugequetschten Kehle ein paar Wörter herauszubringen. „Vielleicht solltest du ihn besser loslassen“, spottete ich. „Der ist noch nicht stubenrein!“

Zu spät. Die nächste Ladung Scheiße traf voll auf Verrons Hose.

Das war zu lustig. Ich kicherte los. Verron bellte etwas Undefinierbares, aber ziemlich Wütendes in der Trollsprache und ließ den Werwolf los. Der brach zu seinen Füßen zusammen.

„Scheiße!“

Wo er recht hatte, hatte er recht, der gute Verron!

„Coralee, mach das Zeug weg!“

„Warum sollte ich?“

„Weil ich dein Partner bin!“

„Oh, ich kann mich die nächste Zeit ja an Essylt halten, die ist schließlich auch meine Partnerin.“

„Verdammte hochnäsige Fee!“

Verron machte einen Ausfallschritt, griff mich am Kragen, und im nächsten Moment hing ich wieder über der Grube. „Wie wäre es mit einem zweiten Tauchbad?“

Süßlicher als Verron gerade hatte bestimmt noch kein Troll geklungen.

„Du ... du ... das wagst du nicht!“

„Was gibt es da zu wagen? Ist doch piepeneinfach. Ich öffne nur meine Hand ...“

„Halt die Klappe, du übergeschnappter Höhlenmensch!“ Ich biss die Zähne zusammen. Der Kerl war imstande und tat genau das, was er angedroht hatte. Dämlicher Troll. Ich hatte keine Wahl.

„Setz mich zurück auf festen Boden. Du kriegst deinen Zauber.“

Er grinste, wandte seinen wuchtigen Körper wieder um und stellte mich direkt neben meinem Bike wieder ab. Grollend tat ich, was ich versprochen hatte.

Er sah an sich herab. Schnüffelte. „Scheint in Ordnung zu sein.“

Als er seinen hässlichen Quadratschädel wieder erhob, hörte ich ihn scharf Luft holen. Das war die einzige Warnung.

*3*

Das Gefühl kannte ich nur zu gut. Früher war das meist ein Dolch oder ein Schwert gewesen. Aber in dieser von Menschen dominierten Welt, in die mein Fluch mich verschlagen hatte, war es mehr als wahrscheinlich eine Feuerwaffe. Und auch wenn ich schnell genug war, einer Klinge auszuweichen, war eine Kugel doch buchstäblich ein ganz anderes Kaliber. Zu schnell, selbst für eine Fee. So ... erstarrte ich.

„Ihr haltet euch widerrechtlich in meinem Territorium auf!“