Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In New Orleans magischer Welt scheint sich eine Katastrophe anzubahnen. Eine Katastrophe großen Ausmaßes, denn Coralees Team wird gerufen, die Einsatzgruppe Süd zu suchen. Die scheint sich nämlich in Luft aufgelöst zu haben. Dass gerade Mardi Gras gefeiert wird und die Stadt randvoll sowohl mit Touristen als auch Geistern ist, macht die Sache nicht unbedingt einfacher. Nur eine Sache findet Coralee gut: Hier muss sie abwechslungshalber mal nicht ihre spitzen Ohren tarnen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 76
Veröffentlichungsjahr: 2024
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Mira Lindorm
©Mira Lindorm 2024
Cover gestaltet von Elena Münscher
mit Grafiken von GB_Art/lilu330/limbi007/andryuha19811/depositphotos.com
sowie Dazdraperma/yayimages.com
Coverbild der Vorschau:
Ein kleiner Hinweis: Dieses Buch ist KEIN Kinderbuch!
Alle Personen sind frei erfunden, genauso wie die ganze Fantasy-Geschichte. Coralee gehört zum Dunklen Hof der Feen und benimmt sich entsprechend. Sie fährt eine pinkfarbene Harley, hat nichts gegen eine handfeste Rauferei (sowohl in einer Bar als auch im Bett), trinkt, flucht, betrügt, zaubert, was immer ihr in den Kram passt und betrachtet Menschen bestenfalls als nervig. Es gibt nur zwei Dinge, die sie wirklich liebt: anderen eine Falle zu stellen und einen sexy Mann für die Nacht.
Wer Coralee noch nicht kennt, findet im Anhang des Buches einige zusätzliche Informationen zu ihr und ihrer Welt.
Und für die zwei französischen Sätze, die in diesem Buch fallen, finden Sie im Anhang auch eine Übersetzung.
Kein Notruf, aber ...
Draußen regnete es bei lausigen sieben Grad. Mangels einer wirklich warmen Heizung drückte ich mich enger an Ryan. Wie gut, dass Werwölfe eine so hohe Körpertemperatur haben! Im Hintergrund pingte der Computer. Interessierte mich wenig. Die meisten E-Mails, die bei uns eingingen, waren ohnehin nur SPAM.
Essylt erhob sich pflichtbewusst von ihrem Puppenkissen, auf das sie sich vor zehn Minuten erst gesetzt hatte, und hüpfte zu dem grauen Kasten. Ich hörte die Maus klicken. Irgendwie genauso einschläfernd wie der Regen. Meine Augen klappten fast von alleine zu.
„Wir müssen los.“
Ich sah irritiert auf. Essylt klang so gar nicht begeistert. Und überhaupt … „Wir haben aber doch keinen Notruf reingekriegt!“
„Der ist ja auch nicht bei uns gelandet, sondern in der Zentrale.“
„Und wieso müssen wir dann los?“
„Mail-Direktbefehl vom Chef.“
Uh-oh! Das musste was Großes sein! Ich wartete.
„Irgendetwas geht gerade beim Mardi Gras in good old New Orleans gefährlich schief. Gruppe Süd meldet sich nicht mehr.“
Shit! Ich wartete weiter. Aus Erfahrung wusste ich, dass das die sicherste Methode war, Essylt zu mehr Erklärungen zu bewegen.
„Die Zentrale hat nur einen verstümmelten Notruf gekriegt. Irgendwie geht es um Geister, Vampire und Chaos.“
„Und mit diesen mehr als spärlichen Informationen wollen die uns da runterschicken?“
Sie musterte mich finster.
„Der Chef garantiert uns den Transport mit einem seiner Hochsicherheits-Portale. Die Bikes könnt ihr mitnehmen. Und wenn wir Erfolg haben, wird der Hausarrest aufgehoben.“
Doppelt Shit! Wenn der Chef so großzügig wurde, war die Sache brandgefährlich.
„Komm schon endlich! Hoch mit dir und deinem faulen Feenarsch!“
Keine Ahnung, wer lauter knurrte, Ryan oder ich. Essylt reagierte wie immer, nämlich überhaupt nicht.
„Verron!“
Aus dem Fellberg in der Ecke schälte sich die stämmige Gestalt unseres Halb-Trolls. „Nicht mal in Ruhe Winterschlaf halten kann man!“
Ich grinste. „Wir portieren in den warmen Süden! Kuschelige Sonne, heiße Tänzer, geile Partys und vermutlich ein paar schöne Schlägereien!“
Einen Moment glotzte Verron mich mit halb offenem Mund an, dann überzog ein breites Grinsen sein Gesicht. „Darf ich mitschlagen?“
„Wenn‘s nötig wird, darfst du als Erster“, versicherte ich.
Verron war fast so schnell wie wir, als wir unsere Sachen packten. Und ab die Post ins Hauptquartier zu den Portalen.
Willkommen in New Orleans!
Der Zugang zum Hauptquartier lag in der Wundertüte. Es tat mir in meiner dunklen Seele weh, dass wir nicht einmal für einen kleinen Imbiss bei Galada anhalten konnten, aber wenn der Chef sofort sagte, meinte er das wörtlich. Wir wurden von einem Alben-Wachmann empfangen, der sichtlich damit kämpfte, dass er niedrigen Wesen wie mir und meinem Team den Zutritt zu den exklusiven Hochsicherheits-Portalen gewähren musste.
„Kriegen wir noch weitere Informationen?“
Der Albe maß mich mit finsterem Blick. „Nach dem letzten Stand unserer Informationen sind drei der Hexen spurlos verschwunden.“
Bevor ich den Mund zu weiteren Fragen betreffs unseres Auftrags öffnen konnte, tauchte Essylts Drohne direkt neben meinem linken Ohr auf. „Klappe, Coralee! Wir haben keine Zeit für deine üblichen Geplänkel!“ Im selben Moment flackerte das Portal schon auf, und der Wach-Albe drängte uns unwirsch hindurch.
Ich hatte kaum Zeit zu registrieren, dass vor uns so etwas wie ein Gartencafé lag, da schloss sich das Portal bereits wieder hinter uns.
Tja. In New Orleans war es zwar deutlich wärmer, aber es regnete genauso wie in Chicago. Missmutig baute ich einen wasserabweisenden Schirm um mich und mein Bike. Nach kurzem Überlegen spendierte ich auch Ryan einen Regenschutz. Nasses Wolfshaar riecht keinen Deut besser als nasser Hund. „Und warum sind wir gerade hier gelandet?“, nörgelte ich.
„Weil das hier das Hauptquartier der Gruppe Süd ist“, erklärte Essylt im Oberlehrerton.
„Ohne Dach?“
Sie grinste und deutete auf das benachbarte Gebäude. „Der Garten gehört zu dem da. Aber der Laden ist gerade pickepacke voll Menschen. Glaubst du, eine Landung da drin wäre opportun gewesen?“
Vermutlich nicht. „Na schön. Gehen wir rein. Vielleicht finden wir da ja jemand, der uns Auskunft geben kann.“
Ausnahmsweise widersprach sie mal nicht. Wir stellten die Bikes unter einen aufgespannten Sonnenschirm und schlichen durch den Hintereingang in das Haus. Selbst hier tummelten sich noch Menschen, in erster Linie wohl, weil hier die Toiletten des Cafés lagen.
Essylts Drohne verschwand hinter einem Vorhang. Wir beeilten uns, ihr zu folgen. Erleichtert spürte ich die magische Barriere, die jeden Menschen vom Betreten dieses Hausbereichs abhielt und zugleich die Geräuschkulisse aussperrte. Es ging eine Treppe hoch. Die ziemlich nichtssagende Tür mit abblätternder grauweißer Farbe öffnete sich bereitwillig für uns. Niemand empfing uns. Absolut niemand.
„Hauptquartier Gruppe Süd“, erklärte Essylt unnötigerweise.
Ich traute meinen Augen nicht.
Womit hatte Gruppe Süd bloß den Chef bestochen? Nicht nur die Ausrüstung, auch die ganze Ausstattung war vom Feinsten! Laminat-Boden, ein Echtholz-Schreibtisch mit zwei hypermodernen MAC-Computern und zwei ergonomisch geformten Arbeitsstühlen, eine kuschelige Sofaecke unter einem Gemälde, das bestimmt einige tausend Dollar gekostet hatte, in Reichweite daneben eine Nespresso-Maschine auf einem kleinen Kühlschrank und an der gegenüberliegenden Wand ein riesiger Flachbildschirm über einer Stereoanlage, die jedem Diskjockey Freudentränen abgerungen hätte.
Besagte Computer liefen. Aber erst Essylts erstauntes Japsen bewog mich, den Geräten ebenfalls einen näheren Blick zu schenken.
Das war nicht gut.
Das war überhaupt nicht gut.
Nicht nur, dass der eine Bildschirm von Warnsymbolen übersät war, der andere schien sich zudem einen bösartigen Virus zugezogen zu haben, dem grinsenden Jokergesicht nach zu urteilen.
Ich riskierte einen zweiten Blick zu Essylt. Die tastete gerade wie wild auf ihrem Bord-Computer herum. Ein Quieken, und sie hüpfte aus ihrer Drohne und war mit einem Satz an der Tastatur des jokergesichtigen Rechners.
Okay, die konnte ich jetzt wohl erst mal abschreiben. Wenn Essylt sich in etwas verbissen hatte, war sie schlimmer als ein Terrier im Fuchsbau.
Ich befahl Ryan, seine Nase zu gebrauchen. Während der Werwolf alles in Wolfsgestalt abschnüffelte, kümmerte mich erst mal um die herumliegenden Papiere. Vielleicht gab es da ja eine Spur. Lass sehen! Aha, drei Urlaubsanträge für Mardi Gras, alle drei bewilligt. Die Station musste gut besetzt sein, wenn drei Leute gleichzeitig Urlaub machen konnten. Das ließ auf zwei Dinge schließen: a) New Orleans war offensichtlich ein magischer Brennpunkt, und b), niemand hatte mit schwerwiegenden Zwischenfällen ausgerechnet jetzt gerechnet. Man sollte meinen, dass diese beiden Punkte sich gegenseitig ausschließen. Welcher Idiot war so weich in der Birne gewesen, das nicht zu beachten? Ich durchwühlte die Personalakten.
Interessante Mischung. Das hiesige Team bestand aus sieben Personen. Mir schwante Böses. Und richtig, alle sieben waren Hexen. Die Chefin mit einem Achtel Albenblut. Ein kompletter Coven also. Der mit drei abwesenden Mitgliedern empfindlich geschwächt gewesen sein musste. Die hatten nicht mal genug Leute zurückbehalten, um ein komplettes Pentagramm zu besetzen. Unwillkürlich rümpfte ich meine Nase. Typische Hexen-Arroganz, gepaart mit Alben-Überheblichkeit.
Ryan knurrte im Hintergrund. Es war kein freundliches Knurren. Ich legte die Akten weg und ging zu ihm. Der Werwolf hockte mit gefletschten Zähnen, gesträubtem Nackenhaar und angelegten Ohren vor einem unscheinbaren kleinen Lederbeutel.
„Hm. Vermutlich sollten wir das lieber nicht anpacken. Mal sehen, ob ich mit Magie mehr herauskriegen kann.“
„Coraleeeeeee! Nicht!“
Essylts Warnruf kam zu spät. Ich hatte bereits meine Magiefühler ausgestreckt, den Beutel abzutasten. Er fühlte sich irgendwie … klamm an. Nein, inzwischen eher eisig. Im nächsten Moment spürte ich einen ziehenden, zerrenden Schmerz, der sich förmlich durch mich hindurch brannte. Was bei Titanias kaltem Herzen war das?
Undeutlich bekam ich mit, dass Essylt eines von Ryans Ohren gepackt hatte und ihn wegzog. Hab ich schon mal gesagt, dass Irrwische sehr stark sind? Ryan jaulte und strampelte mit allen Pfoten, kam aber nicht gegen Essylt an. Die brüllte derweilen etwas, was ich erst beim sechsten Mal als „Verron“ verstand. Was sollte der wohl tun, wenn nicht einmal Feenmagie gegen dieses was-auch-immer-Ding ankam?
Schlimmer! Ich begriff plötzlich, dass meine Magie nicht etwa nur verzerrt wurde. Nein, sie wurde aus mir herausgesogen. Und von etwas Schleimig-Kaltem in Empfang genommen. Ich öffnete den Mund, wollte um Hilfe schreien, aber kein Ton kam heraus. Ohne Magie ist eine Fee nicht lebensfähig. Das Ding würde mich umbringen!
Dann traf mich etwas mit der Wucht einer Dampframme und schleuderte mich quer durch den Raum gegen die Wand.
Geisterzauber