Coralee und die Yeti-Dating-Agentur - Mira Lindorm - E-Book

Coralee und die Yeti-Dating-Agentur E-Book

Mira Lindorm

0,0

Beschreibung

Verron geht auf Freiersfüßen. Und er sieht sich nicht etwa bei den Trollen um, zu denen er ja immerhin zur Hälfte gehört. Nein, Verrons feuchter Traum ist eine jener weißhaarigen Yeti-Damen, die im fernen Himalaya die Schneewehen unsicher machen. Nur, wie kommt ein Halbtroll in Amerika zu einer üppigen Yeti-Schönheit? Da muss wohl eine Dating-Agentur herhalten. Coralee beschließt spontan, auch ihrerseits Verrons Bewerbung etwas nachzuhelfen. Solange, bis sie herausbekommt, was die blonde Yeti-Schönheit von ihren Freiern erwartet!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2024

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Coralee und die Yeti-Dating-Agentur

F.E.U. Band 7

Mira Lindorm

 ©Mira Lindorm 2024   

Machandel Verlag
Neustadtstr.7, 49740 Haselünne

Cover und Illustrationen: Elena Münscher mit Grafiken von 

 Alexandra_Petruk/Francois_Poirier/shutterstock.com

Coverbilder der Vorschau: Krisdog/depositphotos.com

Informationen zum Buch: 

Ein kleiner Hinweis: Dieses Buch ist KEIN Kinderbuch!

Alle Personen sind frei erfunden, genauso wie die ganze Fantasy-Geschichte. Coralee gehört zum Dunklen Hof der Feen und benimmt sich entsprechend. Sie fährt eine pinkfarbene Harley, hat nichts gegen eine handfeste Rauferei (sowohl in einer Bar als auch im Bett), trinkt, flucht, betrügt, zaubert, was immer ihr in den Kram passt und betrachtet Menschen bestenfalls als nervig. Es gibt nur zwei Dinge, die sie wirklich liebt: anderen eine Falle zu stellen und einen sexy Mann für die Nacht. 

Wer Coralee noch nicht kennt, findet im Anhang des Buches einige zusätzliche Informationen zu ihr und ihrer Welt.

*1*

Die Kirche der galaktischen Erneuerung

„Fey Emergency Unit! Bitte nennen Sie Art, Ort und Umfang Ihres Notfalls!“

Ich hörte nur mit halbem Spitzohr hin, schließlich hatte Essylt Telefondienst. Meine Priorität lag derzeit ganz woanders. Bildungsfernsehen. Genauer gesagt, Milieustudien bei Menschen. Irgendwie war mir diese Spezies immer noch ein Buch mit drei Siegeln. Ja, weiß ich auch, dass es sieben Siegel heißt, aber vier hatte ich bereits geknackt. Blieben also nur noch drei. Die allerdings waren hartnäckig. Eine davon war das Altern. Feen altern nicht. Wir bleiben jung bis zum Tod. Menschen sind da anders. Faszinierend, wenn auch im Endergebnis ziemlich hässlich. Das andere ist das, was sie Liebe nennen. Vorübergehende hormonelle Teil-Blindheit mit geistigen Aussetzern der groben Art. Keine Ahnung, wie diese Art es überhaupt schafft, sich trotzdem erfolgreich fortzupflanzen. Und das letzte Rätsel, die menschliche Dummheit. Du kannst denen die Lösung eines Problems unter die Nase halten, und sie bestehen immer noch darauf, dass es etwas anderes sein muss. Klar, sie sind magieblind. Aber das entschuldigt nicht alles. 

Jedenfalls, ich betrieb Studien. Derzeit bei den Golden Girls. Bei denen kamen gleich alle drei für mich noch ungelösten Siegel vor. Dorothy erklärte gerade Rose etwas zum Thema Liebe. Ich beugte mich interessiert vor und …

Essylt streckte den Kopf zur Tür herein. „Vergiss den dummen Bilderkasten und komm in die Hufe, Coralee! Wir haben Arbeit!“

Wusch, war sie wieder draußen.

Wusch, war sie zurück. „Das ganze Team, wenn ich bitten darf! Die Leitstelle hat vollen Einsatz befohlen!“

Weg war sie wieder. 

Ich stöhnte auf. Immer, wenn es spannend wurde! Widerwillig fand mein Finger den „Aus“-Knopf, und ich machte mich auf den Weg ins Untergeschoss, nicht ohne Verron und Ryan bei Fuß zu befehlen.

Essylt wartete schon in ihrer Drohne.

„Verrätst du mir vielleicht mal, worum es bei diesem Einsatz geht?“, knurrte ich ungnädig.

„Poltergeister in einer Schulsporthalle.“ 

Ich starrte sie ungläubig an. „Und dafür sollen wir alle vier kommen?“

„Die Schule ist aufgelassen, die Sporthalle wird derzeit von irgend so einem unlogischen New-Age-Kult als Versammlungshalle benutzt. Und deren Versammlungen werden von merkwürdigen Geräuschen gestört.“

„Na und?“

„Hätte ich normalerweise auch gesagt. Aber diese Esoterik-Idioten versuchen allen Ernstes, zur Lösung ihrer Probleme die Toten zu beschwören.“

Oh-oh! Das klang böse. Wenn sich genug Menschen an so etwas versuchten, reichte selbst ihre minimale Restmagie aus, um Ärger zu machen. Ich schwang mich in meine Kluft und startete mein Bike. Verron und Ryan folgten meinem Beispiel. Angeführt von Essylt schlängelten wir uns durch den Berufsverkehr. Selbstredend getarnt und strikt nach Straßenverkehrsordnung. Na ja, hin und wieder sorgte ich mit einem kleinen Zauber dafür, dass die Autos ein wenig Platz machten und wir uns durch die Staus hindurchdrängen konnten. Fiel nicht weiter auf, auch menschliche Motorradfahrer lieben dieses Spielchen.

Mitten im dritten Stau kreischte Metall auf Metall. Ich legte eine Vollbremsung hin. Wie es sich anhörte, nicht nur ich. 

Während ich unter einem allgemeinen Hupkonzert vom Bike sprang, knallte eine Wagentür und brüllte hinter mir eine ziemlich angepisste Frauenstimme los: „Du Volltrottel! Hast du Tomaten auf den Augen? Mein SUV ist wohl noch zu klein für deine Glubscher, eh?  Schau dir das bloß mal an! Eine demolierte Tür! Das wirst du mir bezahlen, du Idiot!“

Ich warf einen Blick zurück. Verrons Bike lag am Boden. Ihm fehlte der rechte Spiegel, und Verron selbst stand zusammengesunken vor der erbosten Wagenlenkerin und starrte auf deren Schuhspitzen, während seine Lippen vergeblich versuchten, einen verständlichen Satz hervorzubringen. Ein feixender Ryan hielt mit hochgeklapptem Visier zwei Wagenlängen dahinter und erbaute sich an dem Spektakel.

Ein Sirren neben meinem Ohr. Essylts Stimme kreischte noch eine Oktave höher als normal. 

„He, Chefin, willst du nicht vielleicht mal eingreifen? Sonst stehen wir am Sankt-Nimmerleins-Tag noch hier rum und hören uns dieses Gebrüll an. Falls die beiden nicht … Oh verdammt, da geht es schon los!“

Die Fahrerin des SUV hatte offensichtlich genug davon, mit einem scheinbar stummen Halbtroll herumzuschimpfen, und ging zum Angriff über. Was durchaus eine sehenswerte Nummer war, denn sie war so eher der Body-Building-Typ. Jetzt sprang ich doch von meinem Bike. Wenn ich die beiden nicht schnellstens auseinanderbrachte, gab es Menschenmatsche auf Teer. Die ersten Faustschläge prasselten auf Verrons Brust. Ich glotzte blöd. Verron stand immer noch wie angewurzelt. Was war denn bei dem kaputt? Normalerweise nutzte der doch jede Gelegenheit für eine Prügelei! Und nein, Trolle diskriminieren bei Handgreiflichkeiten keine Frauen. Bei denen sind nämlich die Frauen meist stärker als die Männer.

„Worauf wartest du?“, pfiff mir Essylts Stimme ins Ohr. „Bring ihn zur Vernunft! Ich kümmere mich derweilen um die Zuschauer!“

Nervensäge!

Ein Satz, und ich stand bei den beiden Streithähnen, nein, bei der einen Streithenne, und schob sie zurück. Die vergaß, dass sie eigentlich zuschlagen wollte, als sie merkte, dass sie es plötzlich mit einer zierlichen Frau zu tun hatte, die zudem einen Kopf kleiner war als sie. Noch während ihr Gehirn versuchte, diese Information zu verdauen, schob ich sie in ihren Wagen hinein und verpasste ihr einen kleinen Zauber, der sie denken ließ, dass sie selbst heute beim Losfahren mit ihrem Wagen die Garagenwand gestreift und die Tür demoliert hatte. Dann knallte ich besagte Wagentür zu und packte Verron am Arm.

„Aufwachen, du Trantüte! Wir haben einen Auftrag!“

Bei dem Wort „Auftrag“ reagierte er endlich. Ein langer Arm griff nach unten und richtete das Bike auf, ein kurzes Bein schwang sich über den Sattel, und schon dröhnte der Anlasser. Ein  Glück, dass Essylts Magie stark genug war, uns für die menschlichen Zuschauer der Szene völlig uninteressant zu machen. Die waren inzwischen damit beschäftigt, sich gegenseitig mit Hupkonzert und Beschimpfungen zu schikanieren. Ich sah zu, dass ich schnellstens wieder in Führung kam. Was immer Verrons Aussetzer gerade gewesen war, er musste warten bis nach Auftragsende. Danach allerdings war eine kleine Unterhaltung fällig. Ich war gespannt, ob Verron eine Ausrede einfallen würde.

Ziemlich genau eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang erreichten wir unser Ziel in Bloomington, Indiana. Die gesuchte Sporthalle sah ungefähr so nichtssagend aus wie die nahe gelegenen Geschäftshäuser, und das Kreuz, das die neuen Besitzer unübersehbar über die ganze Fassade gepinselt hatten, machte den Bau nicht schöner. Einige parkende Wagen zeigten, dass die Gemeinde offenbar gerade aktiv war. Was immer die da drinnen taten, sie wollten keine Zuschauer. Wie ich rasch feststellte, war die eisenbeschlagene Tür unter der Inschrift „Kirche der galaktischen Erneuerung“ abgeschlossen.

„Essylt!“

Die Irrwisch-Dame sprang grinsend aus ihrer Drohne, ihren Spezial-Dietrich bereits in den bekrallten Fingern. Ein Türschloss, das Essylt widerstehen konnte, musste erst noch erfunden werden. Keine zehn Sekunden, und die Tür war offen und Essylt wieder in ihrer Drohne.

Gut geölte Angeln, wie ich anerkennend feststellte, als sie sich lautlos öffnete. Ich winkte meine Truppe hinein und schloss die Tür vorsorglich wieder. Nächtlich offene Türen ziehen immer die falschen Leute an.

Die Menschen, die sich am anderen Ende des großen Hallenraums versammelt hatten, waren so schwer in ihre Tätigkeit vertieft, dass sie nichts mitgekriegt hatten. Ungefähr dreißig Personen, die einen großen Kreis bildeten um eine mollige Oma im Flower-Power-Overall mit strähnigen, weißgrauen Haaren, die neben einer LED-Laterne vor einem Ouija-Board am Boden hockte und angebliche Geister-Botschaften vorlas. Nicht, dass ich irgendwo auch nur die kleinste Spur von einem Geist erkennen konnte. Meine Mitstreiter guckten genauso irritiert wie ich. Blinder Alarm?

„Aber es muss eine Antwort geben!“, klagte gerade eine platinblonde Mittvierzigerin, „Frag noch einmal!“

Das Möchtegern-Medium sah missbilligend auf. „Marjorie, wir haben bereits deinen Großonkel, deine alte Lehrerin und deinen ersten Schäferhund gefragt. Nicht mal der hat die Spur des Polstergeistes finden können.“

„Und wenn wir noch mal Vater Reinhard fragen?“ Ein stiernackiger Baustellentyp sah sie hoffnungsvoll an. „Versuch es wenigstens, Estrelle!“

Besagte Estrelle runzelte finster die Stirn, beugte sich aber wieder über das Quija-Board.

In dem Moment hörte ich ein Rascheln. Dann kaum wahrnehmbares Trappeln. Ein Trappeln, das schneller wurde und lauter. Eindeutig regte sich etwas unter dem Boden der Sporthalle.

Die Menschen, die es jetzt auch bemerkten, rotteten sich furchtsam zu Gruppen zusammen. Einige bekreuzigten sich und begannen zu beten. 

Ich begann zu grinsen.

„Essylt!“ 

Sie folgte meinem geflüsterten Befehl umgehend. 

„Ich brauche eine Nebelaura!“

„Kannste selbst machen. Faule Fee!“

„Kann ich. Aber deine Sorte ist dichter. Die dürfen mich nicht erkennen. Und den Rest unserer Truppe tarnen, wenn ich bitten darf.“

Sie schoss mir einen Blick zu, der späteren Ärger versprach, gehorchte aber.