Das Labyrinth der Götter - Pierre Grimbert - E-Book

Das Labyrinth der Götter E-Book

Pierre Grimbert

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Beschreibung

Magisch und abenteuerlich – Das große Finale von Pierre Grimberts Fantasy-Epos

Auch das größte Abenteuer geht einmal zu Ende. Doch zuvor wartet auf die tapferen Gefährten in Pierre Grimberts Erfolgsepos "Die Krieger" noch eine letzte, große Herausforderung: Können sie den finsteren Dämon besiegen und den Fluch der Insel Ji brechen? Für die Krieger geht es um alles oder nichts ...

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Inhaltsverzeichnis

WidmungERSTES BUCH - DIE LETZTE PFORTEZWEITES BUCH - DIE AUFSTÄNDISCHENDRITTES BUCH - DAS ZEITALTER VON YSEpilogKLEINES LEXIKON DER BEKANNTEN WELTCopyright

Meinen beiden kleinen Kriegern

Ich heiße Yan. Yan aus Eza, nach der im Matriarchat üblichen Namensgebung, bei der das Heimatdorf an die Stelle des Familiennamens tritt. Oder auch Yan der Neugierige, denn unter Magiern ist es üblich, sich einen mehr oder minder offiziellen Beinamen zuzulegen. Dabei habe ich seit über zwanzig Jahren nicht mehr von meinem magischen Willen Gebrauch gemacht – seit jenem Tag, an dem meine Freunde und ich dem Hexer Saat von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.

Bei diesem Kampf ergriff ich die Flucht, um mich unserem Feind, der meinen Körper kontrollieren wollte, zu entziehen, und wagte mich in Sombres Mausoleum vor. Ein finsteres, verpestetes Labyrinth, das eigens für den Dämon errichtet worden war, damit er dort seine Mordlust ausleben konnte. Und Sombre bereitete mir den zu erwartenden Empfang: Er spielte ein grausames Spiel mit mir. Wie eine Katze, die sich über eine Maus hermacht, schlug er mit unsichtbaren Krallen nach mir, immer und immer wieder, ohne sich mir zu zeigen. Ich hätte meine Kühnheit beinahe mit dem Leben bezahlt, aber der Letztgeborene des Karu hörte mich schließlich doch an. Was ich ihm sagte, fand er in meinen Gedanken bestätigt, in denen er las wie in einem offenen Buch, und so erfuhr er endlich von den wahren Absichten jenes Mannes, den er irrtümlich für seinen Vater, seinen Bruder, seinen einzigen Freund gehalten hatte. Als er daraufhin dem Hexer seine Kraft verweigerte, war Saat zum Tode verdammt.

Sombre verkroch sich in den Tiefen seines Mausoleums, und seine Wutschreie hallten von den Mauern wider. Nach einigen Dezillen hatte ich mich so weit erholt, dass ich mich ins Freie schleppen konnte, getrieben von der Angst, plötzlich den heißen Atem des Dämons im Nacken zu spüren. Doch nichts dergleichen geschah, und so stand ich schließlich wieder unter dem sternenklaren Himmel im Reich der Wallatten, wo die arkischen Klans Saats Heer gerade vernichtend geschlagen hatten. So schnell ich konnte, eilte ich zu meinen Freunden zurück. Sie waren allesamt schwer verletzt, aber sie lebten, und die Erleichterung, mit der wir uns in die Arme fielen, ließ uns die erlittenen Qualen vergessen.

Saat war tot, erfuhr ich, gefallen von der Hand meiner geliebten Léti, derentwegen ich mich den Erben angeschlossen hatte. Unser Leben auf der Flucht schien endlich zu Ende.

Dennoch wanderte mein Blick unwillkürlich zu dem Mausoleum hinüber, in dem der furchterregendste aller Dämonen in seinem Zorn und grenzenlosen Schmerz zurückgeblieben war. Nein, es war noch nicht vorbei, dachte ich, sosehr ich mir das auch wünschte. Ich brachte es nicht übers Herz, meinen Freunden in den folgenden Dekaden, die wir in heiterer Glückseligkeit verbrachten, von meinen Ängsten zu berichten. Und ich schwieg weiter, während Mond für Mond verstrich, ohne dass Sombre ein Lebenszeichen von sich gab. Schließlich wagte ich zu hoffen, dass er uns für immer in Frieden lassen würde.

Doch nach der Geburt unseres Sohnes Cael erwachte meine Angst von neuem.

Am ersten Tag sah ich noch keinen Grund zur Sorge. Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass ein Neugeborenes erst einmal weint und schreit. Aber als Cael einfach nicht aufhören wollte und sich von nichts und niemandem beruhigen ließ, begannen Léti und ich zu verzweifeln. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass er keinen Hunger hatte und es ihm auch sonst an nichts fehlte, suchten wir nach anderen Erklärungen. War dem kleinen Cael womöglich ein Fluch in die Wiege gelegt, der auf seine Ahnen mütterlicherseits zurückging – der Fluch der Erben von Ji?

Da wir sonst keinen Rat wussten, legten wir unserem herzzerreißend schreienden Kind Létis Gwelom auf die Brust.

Es beruhigte sich augenblicklich.

Unsere Erleichterung schlug jedoch bald in die Befürchtung um, von unserer Vergangenheit eingeholt zu werden, obwohl wir Saat besiegt hatten. Die Götter und Dämonen hatten uns offenbar nicht vergessen. Was auch immer Caels Peiniger im Schilde führte, es musste sich um einen Unsterblichen handeln, denn der Stein aus dem Dara schützte Caels Geist vor seinem Zugriff. Wie lange dieser Schutz währen würde, wussten wir allerdings nicht.

Viele Jahre gingen ins Land, in denen wir nichts als die Freuden und Nöte des Alltags kannten. Unser Sohn war unser ganzer Stolz; er wuchs zu einem liebevollen, klugen und energiegeladenen Jungen heran. Nur manchmal wurde er von rätselhaften Wutanfällen gepackt, an die er sich später nicht mehr erinnern konnte. Auch wenn Grigán, Tante Corenn und ich es selten laut aussprachen, vermuteten wir, dass diese Ausbrüche mit den Schreiattacken seiner ersten Tage zusammenhingen. Niemand anders als Sombre konnte dahinterstecken, so entgeistert Léti auch protestierte, sobald einer von uns diese Möglichkeit andeutete.

Irgendwann aber konnten wir uns den Tatsachen nicht länger verschließen. Wenn sich unsere kleine Schar versammelte, besprachen wir die Lage mit allem gebotenen Ernst. Meistens trafen wir uns in Lorelia, in der herzoglichen Villa, die Reyan nunmehr sein Eigen nannte. Dann diskutierten wir wieder über alles, was wir erlebt und erlitten hatten, über Dinge, die wir in der Gegenwart Außenstehender nicht erwähnen durften. Während wir die Namen Saat und Sombre flüsterten und unser Gespräch um den Erzfeind, das Zeitalter von Ys und die Pforten ins Jal kreiste, spielten unsere Kinder nichtsahnend im Garten oder im Nachbarzimmer.

Bei einer dieser Zusammenkünfte fassten wir einen wichtigen Beschluss: Wir vereinbarten einen geheimen Treffpunkt. Es scheint, als hätten wir damals schon geahnt, welchen Einfluss diese Entscheidung auf unser Schicksal haben würde – auch wenn wir uns weigerten zu glauben, dass wir je wieder zu einem Leben auf der Flucht gezwungen sein würden.

Und nicht einmal im Traum hätten wir gedacht, dass sich nur unsere Kinder auf dem Platz der Büßer einfinden würden, wo sie außer einem völlig verwirrten Bowbaq niemanden antrafen, der ihnen alles erklären konnte.

Doch wie hätten wir auch ahnen sollen, dass wir eines Tages von einer machtvollen Magie entführt und im Jal’dara gefangen gehalten würden?

Der zweite Ansturm war noch heftiger als der erste. Wieder hatten die goronischen Truppen ihre geordnete Aufstellung aufgegeben und rannten mit aller Macht gegen die Mauern der Stadt an. Paulus, der junge Kommandant, bekam es bei diesem Anblick mit der Angst zu tun. Diesmal würden sie die Angreifer vielleicht nicht mehr zurückdrängen können.

»Schießt!«, brüllte er über den Schlachtlärm hinweg, und seine Stimme klang dabei leicht hysterisch.

Er spannte seinen Bogen und schickte einen ersten Pfeil in die Woge von Soldaten, die unter dem grauen Himmel des Kaiserreichs gegen die Festungsmauern anbrandete. Er schoss noch zweimal, bevor der flinkste seiner Männer auch nur einen Pfeil aus dem Köcher gezogen hatte. Sie sind zu unerfahren, dachte er zum bestimmt hundertsten Mal seit Beginn des Feldzugs. Die meisten waren noch halbe Kinder, und die übrigen hatten sich aus zweifelhaften Gründen zu den Waffen gemeldet: aus Beutegier oder Zerstörungswut, aus unsinnigem Hass gegenüber allem Fremden, aus Überdruss an ihrem armseligen Leben und anderen selbstsüchtigen Motiven. Letzten Endes spielte es auch keine Rolle. Diese Lorelier waren einfach nicht für den Krieg geschaffen.

»Schneller!«, befahl ihr Kommandant, obwohl er die Niederlage schon vor Augen hatte.

Angesichts der Massen, die auf das Stadttor zuströmten, waren die Bogenschützen die Einzigen, die dem Angriff überhaupt noch etwas entgegenzusetzen hatten. Die wenigen Katapulte, die ihnen zur Verfügung standen, mussten erst umständlich nachgeladen werden, und der Schutt, mit dem die Lorelier die Gräben bei ihrem eigenen Angriff aufgefüllt hatten, war nicht rechtzeitig entfernt worden. Auch die herausgerissenen Gitter hatten sie noch nicht wieder eingesetzt. So konnten sie nur hoffen, ihre Feinde Pfeil um Pfeil zu schwächen und wenigstens eine Handvoll Goroner zu töten, bevor sie die Stadt zurückeroberten. Denn es war nur noch eine Frage der Zeit, daran gab es keinen Zweifel.

Paulus wünschte, er hätte nie auch nur einen Fuß in das Kaiserreich gesetzt. Während der Tod in Gestalt einer Myriade von blitzenden Schwertern auf ihn zukam, bereute er bitterlich, die Gelegenheit zur Fahnenflucht nicht genutzt zu haben, als sein Feldherr den Befehl erhalten hatte, eine Ortschaft südlich von Partacle zu überfallen. Sie hatten das Städtchen zwar eingenommen, aber waren sie damit etwa zu Ruhm und Ehren gekommen? Wie überall entlang der Grenze hatten die Lorelier den Überraschungseffekt genutzt und ihre Gegner überrumpelt, doch es hatte nicht lange gedauert, bis die Goroner ihre riesige Streitmacht aufmarschieren ließen. Und von Tag zu Tag wurden die Nachrichten von der Front schlimmer.

Der Feind war jetzt nah genug für gezielte Schüsse. Bislang hatte der junge Kommandant seine Pfeile nur wahllos in die Menge geschickt, doch mittlerweile konnte er ihnen eine klare Richtung geben. Andererseits war es nahezu unmöglich, nicht ins Schwarze zu treffen, so dicht gedrängt standen die Reihen der Goroner. Pflichtbewusst befahl er seinen Schützen, auf die Träger von Leitern, Stangen und Enterhaken zu zielen – Gerätschaften, die sie selbst vor einigen Tagen beim Sturm auf die Stadt verwendet hatten. Unzählige Pfeile bohrten sich in Visiere oder durch zu dünne Rüstungen, doch für jeden Gegner, den sie töteten, rückten zwei neue nach. Unaufhaltsam marschierten die Goroner auf die kläglichen Stadtmauern zu.

Plötzlich erschallte aus den Straßen der Stadt wildes Geschrei. Es kam von dem Mishra-Tempel, in dem sie die überlebenden Einwohner nach der Eroberung eingeschlossen hatten. Paulus wagte nur einen kurzen Blick über die Schulter, doch das genügte, um ihn kreidebleich werden zu lassen.

Die goronischen Gefangenen hatten die Tore des Tempels aufgebrochen und warfen sich nun wie eine Meute hungriger Wölfe auf die Lorelier.

Dem Kommandanten graute vor dem fürchterlichen Gemetzel, das sich in diesem Moment auf den Plätzen und Straßen der Stadt abspielte, doch als er einige Einheimische auf das schwere Stadttor zurennen sah, fasste er sich ein Herz. Er musste sie um jeden Preis aufhalten, selbst wenn das ihre Niederlage nur um wenige Dekanten hinauszögerte! Vielleicht kam ja doch noch unerwartet Verstärkung. Sie durften die Hoffnung nicht aufgeben, durften sich nicht von dem Wunsch überwältigen lassen, einfach in die Tiefe zu springen, um wenigstens eines raschen Todes zu sterben. Mit einem bitteren Geschmack im Mund befahl er seinen Männern, ihre Pfeile auf die Zivilisten zu richten.

Während er selbst Pfeil um Pfeil abschoss, versuchte er, nicht daran zu denken, dass diese Menschen nur ihre Freiheit zurückwollten, dass sie Opfer und keine Täter waren. Er versuchte zu vergessen, wer in diesem Krieg zuerst gemeuchelt hatte. Doch einen Gedanken konnte er in diesem Moment nicht verdrängen: Königin Agénor hatte einen furchtbaren Fehler begangen. Ihre Entscheidung würde Tausende und Abertausende das Leben kosten. Nein, dieser Krieg gegen Goran war kein gerechter Feldzug. Selbst wenn das Kaiserreich tatsächlich hinter der Ermordung der lorelischen Thronfolger stand, war die Kriegserklärung reiner Selbstmord gewesen. Die Generäle hatten die Königin gewiss gewarnt, sie zur Besonnenheit ermahnt und ihr die allgemeine Mobilmachung auszureden versucht, aber offenbar war sie vor Trauer um ihren Bruder und dessen Kinder auf diesem Ohr taub gewesen. Und so mussten nun Hunderte Meilen von Lorelia entfernt zahllose Unschuldige sterben – auf beiden Seiten.

Als er die ersten feindlichen Soldaten über die Zinnen klettern sah, wurde Paulus klar, dass er schon sehr bald für seine eigenen Verbrechen büßen würde. Mit zitternden Händen spannte er einen letzten Pfeil in den Bogen.

An jenem Tag hatte ich gerade meine Schüler aus dem Unterricht entlassen. Nicht einmal zwei Dezimen, nachdem sich die Kinder zurück auf den Weg ins nahe Dorf gemacht hatten, geschah es.

Es war kurz vor Mit-Tag, der dritte Dekant war längst angebrochen. Léti hatte unsere beiden Stallburschen nach Hause geschickt, wie üblich bis zum nächsten Morgen. Ich half ihr, die letzten Boxen im Stall zu verriegeln, dann schlenderten wir Hand in Hand über den Hof, erzählten von den Fortschritten unserer Schützlinge – Léti von ihren Fohlen, ich von den Kindern, denen ich Lesen und Schreiben beibrachte – und überlegten, was wir zu Mit-Tag kochen sollten.

Da blieben wir plötzlich beide wie angewurzelt stehen, geblendet von einem gleißenden Licht, das nur wenige Schritte vor uns aus dem Nichts aufgetaucht war. Ich hatte den Eindruck, eine Art Sonne vor mir zu haben, obwohl die Erscheinung keinerlei Hitze verströmte. Das kugelförmige Gebilde dehnte sich so rasend schnell aus, dass uns keine Zeit mehr blieb, zurückzuspringen.

Ehe wir wussten, wie uns geschah, wurden wir von dem Licht erfasst und in sein Inneres gezogen, als hätten unsichtbare Arme uns gepackt. Wir konnten uns gegen diese rätselhafte Macht nicht wehren, und ich umklammerte Létis Hand, um nicht von ihr getrennt zu werden. Einen Wimpernschlag später war es vorbei: Die Sonne löste sich langsam auf und ließ uns wie betäubt zurück.

Obwohl ich immer noch geblendet war, stellte ich fest, dass wir nicht mehr auf unserem Hof standen. Im Innern der Lichtkugel hatte ich kurz das Gefühl gehabt zu schweben, und der Untergrund, auf dem wir nun gelandet waren, fühlte sich viel weicher an als die festgestampfte Erde des Gestüts. Auch die Gerüche, die Temperatur und die Geräusche ringsum hatten sich verändert, und all diese Eindrücke hatten etwas seltsam Berauschendes. Noch bevor ich die Umgebung klar sehen konnte, ahnte ich, wo wir uns befanden.

Die rätselhafte Lichterscheinung hatte uns ins Jal’dara versetzt.

Als sich unsere Augen wieder erholt hatten, bestätigte sich diese Vermutung. Léti und ich wechselten einen verständnislosen Blick, aber noch ehe wir den Mund öffnen konnten, blitzte die Kugel erneut auf. Diesmal blieb uns genug Zeit, ein Stück zurückzuweichen. Zum zweiten Mal in unserem Leben spürten wir das weiche Gras der Kinderstube der Götter unter unseren Füßen.

Kaum hatten wir die Hände vors Gesicht geschlagen, um uns vor dem grellen Licht zu schützen, da war es schon wieder vorbei. Als wir blinzelnd aufsahen, standen Grigán und Corenn vor uns!

Der Krieger hatte sein Krummschwert in die Höhe gerissen, wie um den Angriff eines unsichtbaren Gegners abzuwehren, doch ich konnte keine unmittelbare Gefahr erkennen. Wir riefen unsere Freunde beim Namen, um sie zu beruhigen und ihnen die Lage zu erklären. Da tauchte die magische Sonne ein drittes Mal auf und setzte Reyan und Lana in unserer Nähe ab.

Während wir einander begrüßten, bestürmten mich Tausende Fragen. Was machten wir hier? Wer hatte uns hierher gebracht und warum? Hatte die Magie der Pforten etwas damit zu tun? Oder Nol der Seltsame? Irgendetwas musste diese Lichterscheinung ausgelöst haben, und ich wartete ungeduldig auf eine Erklärung. Aber würden wir je eine bekommen?

Stattdessen leuchtete die Sonne abermals vor uns auf. Ihr Umfang schien diesmal noch größer zu sein, und als sie sich auflöste, standen sieben völlig verwirrte Menschen vor uns. Alle waren halbnackt und klatschnass, und es dauerte einen Moment, bis ich Bowbaqs Frau Ispen inmitten ihrer Kinder und Enkel erkannte. Zwei kleine Jungen klammerten sich verängstigt an sie.

Das Ganze wurde immer rätselhafter. Warum waren Bowbaq und seine Enkelin nicht bei ihnen?

Und wo blieben die übrigen Erben? Warum waren unsere Kinder noch nicht hier?

An den ratlosen Blicken meiner Freunde sah ich, dass sie sich dieselbe Frage stellten. Was auch immer diese magische Erscheinung war, sie hatte begonnen, die Erben ins Jal zu bringen. Gewiss würde sie sich gleich ein weiteres Mal zeigen und die übrigen Mitglieder unserer Familien vor uns absetzen.

Doch Dezille um Dezille verstrich, ohne dass etwas geschah. Irgendwann mussten wir uns der bitteren Wahrheit stellen: In unserer Runde fehlten Amanón, Nolan, Eryne – und Cael.

Nachdem wir einander Bericht erstattet, die beiden Jungen beruhigt und den Arkariern einige Kleidungsstücke abgetreten hatten, machten wir uns auf die Suche nach Nol dem Seltsamen, dem Einzigen, von dem wir uns eine Auskunft erhoffen konnten.

Wie wir vermutet hatten, fanden wir ihn vor der gewaltigen Pforte, die das Tal überragte.

Seine Miene war noch ernster, als ich es in Erinnerung hatte. Und der traurige Blick, mit dem er uns entgegensah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Als ein Stein den Hang hinunterrollte, spitzte die Kreatur noch im Halbschlaf die Ohren. So eintönig ihr Dasein seit Jahrhunderten auch war, ihre Sinne hatten nichts von ihrer Schärfe eingebüßt. Ein kurzer Atemzug genügte, um frisches Blut durch die kräftigen Glieder des Raubkatzenkörpers zu pumpen, dessen Fell zu dieser Jahreszeit ausgebleicht war. Die Kreatur dehnte und streckte sich, dann verließ sie den Felsen, auf dem sie sich zu wärmen pflegte, seit sie vor unendlicher langer Zeit dem Sinn der Menschen entsprungen war.

Blitzschnell suchten ihre smaragdgrünen Augen die felsigen Hänge des riesigen Bergkessels ab, in dem sie seit Urzeiten gefangen war. Die Landschaft war so in ihr Gedächtnis eingebrannt, dass sie die Stelle, an der sich der Stein gelöst hatte, auf den ersten Blick fand. Dabei war es nicht einmal ein richtiger Steinschlag gewesen, nur ein einzelner kleiner Felsbrocken, dem Wind und Wetter zu lange zugesetzt hatten. Nachdem sie sich noch einmal in ihrem Reich umgesehen hatte, stellte die Kreatur ihre Schnurrhaare auf und konzentrierte sich auf jeden noch so schwachen Geruch, der in der Luft hing. Da sie nichts Ungewöhnliches ausmachen konnte, gähnte sie ausgiebig, bleckte kurz ihr Gebiss und begann dann mit geschmeidigen, wenn auch vor Überdruss schweren Schritten ihre tägliche Runde durch den Kessel.

Es war schon sehr lange her, seit sie zuletzt ein anderes Lebewesen gesehen oder auch nur gewittert hatte. Selbst Steinböcke und andere Hochgebirgstiere hatten sich in den vergangenen Jahrhunderten immer seltener hierher verirrt und waren seit geraumer Zeit ganz ausgeblieben. Die Raubkatze, die viel größer und massiger war als alle anderen Tiere, die in diesen luftigen Höhen lebten, sehnte sich nach jenen fetten Jahren, als gelegentlich eines von ihnen den Halt verloren hatte und zu ihr in die Tiefe gerutscht war. Es war nicht der Hunger, der dieses schmerzliche Gefühl hervorrief: Ein leerer Magen machte ihr nichts aus, denn wie alle unsterblichen Wesen war sie nicht auf die Erfüllung körperlicher Bedürfnisse angewiesen. Doch sie war dankbar für alles, was ihr Zerstreuung bot, so nichtig der Anlass auch sein mochte. Wie alle Ewigen Wächter kannte die Raubkatze tagaus, tagein nur Langeweile, und das Einzige, womit sie ihrer begrenzten Welt entfliehen konnte, war der Schlaf.

Irgendwo am Rande des Kessels machte sie Halt, setzte sich auf die Hinterbeine und betrachtete den Steinbogen, über den sie wachte. Dabei war seit über tausend Jahren kein Mensch mehr zu ihr hinaufgestiegen, und die Pforte hatte sich auch nicht mehr zur hellen oder dunklen Seite des Jal geöffnet. Auf diesem Weg traten keine neuen Götter mehr in die Welt der Sterblichen hinaus. Manchmal fragte sich die Kreatur, ob es überhaupt noch Menschen gab, die zu den Göttern und Dämonen beteten und sie damit am Leben erhielten. Früher hatten hier so viele gelebt, sogar in dem zerklüfteten Gebirge, das ihr Gefängnis umgab. Aber dann waren es immer weniger geworden, bis die Sterblichen schließlich aus dieser Region fortgezogen waren, die sie Jerusnien nannten. Oder war der Mensch vielleicht ganz vom Antlitz der Erde verschwunden?

Ein solch einsames Dasein hätte wohl jedes Lebewesen in tiefste Verzweiflung gestürzt, doch die Ewigen Wächter folgten vor allem ihren Instinkten und kannten keine Gefühle. Wie ihre Artgenossen begnügte sich die Raubkatze damit, die ihr zugedachte Aufgabe zu erfüllen; der Wunsch nach Abwechslung war nichts als eine dumpfe Unruhe tief in ihrem Innern.

Sie machte gerade mit hängendem Kopf kehrt, um sich wieder auf ihrem Lieblingsfelsen auszustrecken, als tatsächlich etwas geschah. Doch kaum hatte sie die Gegenwart eines anderen Wesens wahrgenommen, überstürzten sich die Ereignisse. Und so plötzlich, wie der Angriff über sie hereinbrach, so brutal war er auch.

Aus dem Augenwinkel sah der Ewige Wächter, wie ein Schatten aus schwindelnder Höhe herabschoss. Der Letztgeborene des Karu hatte ihm einen Avatar geschickt, aber dass er gekommen war, um ihn zu töten, begriff der Wächter schon nicht mehr. Noch bevor er überhaupt das Maul aufreißen oder eine Tatze heben konnte, bohrten sich unzählige Krallen und Fangzähne in seinen unsterblichen Leib.

Im nächsten Moment war es vorbei. Die Riesenraubkatze, der Ewige Wächter der vergessenen Pforte von Jerusnien, sank blutend auf den felsigen Grund, auf dem sie Tag für Tag ihre Kreise gezogen hatte. Dass sie ihr Gefängnis ein für alle Mal verließ, war ihr nicht mehr bewusst. Das Letzte, was sie sah, bevor sich ihre Augen für immer schlossen, war der Staub, den ihr röchelnder Atem aufwirbelte.

Ihr feines Gehör hätte den dämonischen Schrei wohl nicht ertragen, mit dem ihr Mörder seinen Triumph in die Welt hinausschrie und der noch lange von den Berghängen dieser gottverlassenen Gegend widerhallte.

Mit einer einzigen Handbewegung hielt Nol der Seltsame uns davon ab, ihn mit Fragen zu bestürmen, und bedeutete uns, am Fuß der Pforte Platz zu nehmen. Ich weiß nicht, warum wir ihm ohne Widerrede gehorchten. Vermutlich standen wir noch unter dem Einfluss der sonderbaren Euphorie, die jeden erfasst, der die Gärten des Dara betritt. Oder wir erhofften uns eine schnellere Antwort auf unsere Fragen und akzeptierten dafür sogar, wie die Zinnsoldaten eines launischen Kindes herumkommandiert zu werden. Jedenfalls taten wir wie geheißen und wahrten ein dem Ernst der Lage angemessenes Schweigen.

Nol schien nach den richtigen Worten zu suchen, was ihm, den man den Lehrenden nannte, gar nicht ähnlich sah. Schließlich gestand er uns, dass er selbst von den Ereignissen überrascht worden war. Er hatte nur wenige Dezillen vor unserer Ankunft erfahren, dass wir kommen würden. Die Lichtkugel, die uns ins Jal gebracht habe, sei die sichtbare Gestalt einer Göttin namens Aliandra, sagte er. Aliandra die Sonnige. Als er ihren Namen aussprach, unterdrückte der Unsterbliche ein Schluchzen. Wir sahen uns betroffen an.

Der Ewige Hüter gewann rasch die Fassung zurück und setzte wieder die undurchdringliche, gleichmütige Miene auf, die wir von ihm kannten. Aliandra, erklärte er uns weiter, war die einzige Unsterbliche, die vom Jal in die bekannte Welt überwechseln konnte, ohne die Pforten zu benutzen. Sie war die Göttin der Gedanken und Träume und entführte die Seelen der Menschen in Gefilde, von deren Existenz sie nichts ahnten – am häufigsten ins Dara oder Karu, wo sie die Schlafenden vor ihren verborgenen Wünschen und Sehnsüchten beschützte.

Doch Aliandra war nicht mehr, fügte Nol ernst hinzu: Unmittelbar nach unserer Ankunft im Jal hatte Sombre ihren göttlichen Lebensfunken ausgelöscht.

Seine Worte trafen uns wie ein Donnerschlag. Also war der Dämon tatsächlich zurückgekehrt. Und er war mächtig und grausam genug, um selbst seinesgleichen zu ermorden. Doch welche Rolle spielten wir in dieser Tragödie? Und was war aus unseren Kindern geworden?

Nol bemühte sich, uns Auskunft zu geben, aber seine Antworten verwirrten uns mehr, als dass sie uns weiterhalfen. Er berichtete uns, dass sich Sombre etwa ein Jahr zuvor zum alleinigen Herrscher über alle Götter und Dämonen aufgeschwungen hatte. Nachdem die meisten Unsterblichen ihn schlichtweg ignoriert hatten, war er zu Drohungen übergegangen. Das hatte ihnen zu denken gegeben, denn nicht umsonst trug er den Beinamen »der Bezwinger«. So hatten sich allmählich zwei Lager gebildet. Auf der einen Seite die Dämonen, die Sombre ewige Treue schworen, darunter Zuïa, Soltan, Yoss, K’lur und andere Sprösslinge des Karu. Auf der anderen Seite die Zögerlichen, die sich nicht offen gegen Sombre zu stellen wagten, sich aber auch nicht seinem Willen unterwerfen wollten, da sie im Dara herangewachsen waren.

Die Zeit verging, ohne dass der Dämon seine Drohungen wahr machte. Stattdessen begab er sich unter die Sterblichen, fand dort Verbündete und begann einen Plan zu schmieden, der die Welt für immer verändern sollte. Nol, Eurydis und eine Handvoll anderer Götter, darunter Aliandra, sahen den Anbruch des Zeitalters von Ys in Gefahr – jene gelobte Zeit, auch »Zeitalter der Harmonie«, »das Neue Äon« oder »Zeit der Vernunft« genannt, die allen Menschen und Unsterblichen verheißen war. Diese Sorge rüttelte sie wach, doch ihre Kräfte waren nichts im Vergleich zur Macht des Dämons. Daher beschlossen sie, sich auf die Erben zu konzentrieren und ihnen jede nur erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen, sobald der Erzfeind sich zu erkennen gab. Und so warteten sie erst einmal ab.

Das war jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm.

Sombre kannte seine Feinde, und er hatte es als Erstes auf Aliandra abgesehen. Sie war die Einzige, die die Erben seinem Zugriff entziehen konnte, und das wusste er genau. Die Göttin versuchte nicht einmal, sich zu wehren, so aussichtslos war ein Kampf gegen ihn. Während sich seine Krallen in sie bohrten, verwandte sie ihre letzte Kraft darauf, meine Freunde und mich an den einzigen Ort zu befördern, an dem wir vor dem Dämon sicher waren: in die Gärten des Dara.

Trotz der Bewunderung und Dankbarkeit, die ich für unsere Retterin empfand, konnte ich an nichts anderes denken als an meinen Sohn. Der Kampf war nun offen ausgebrochen, und Sombre würde sicher nicht ruhen, bis er unsere Kinder getötet hatte! Nol rief uns in Erinnerung, dass Cael und die anderen Gwelome trugen und damit für Unsterbliche unsichtbar waren, für Götter ebenso wie für Dämonen. Darum hatte Aliandra sie auch nicht finden und zu uns bringen können.

Als Nol geendet hatte, sprangen wir auf, steckten uns Steine in die Taschen und flehten ihn an, uns die Pforte zu dem Ort zu öffnen, an dem sich unsere Kinder aufhielten. Doch der Hüter des Dara weigerte sich, uns gehen zu lassen. Man könne nicht riskieren, den Erzfeind zu verlieren, sagte er. Aliandras Opfer dürfe nicht umsonst gewesen sein.

Verzweifelt versuchten wir, ihn umzustimmen oder wenigstens für einige von uns eine Erlaubnis zu erwirken, das Jal zu verlassen. Selbst als wir ihn darauf hinwiesen, wie wichtig das Wohl jedes einzelnen Erben für das Überleben der bekannten Welt war, stießen wir auf taube Ohren. Sie werden den Weg ins Dara finden, versicherte er uns. Und sollten sie Eurydis oder einem unserer Verbündeten begegnen, werden sie unverzüglich in Sicherheit gebracht. Ich glaubte, nicht recht gehört zu haben. Wie um alles in der Welt sollten unsere Kinder zu uns finden – an einen Ort, von dessen Existenz sie nichts wussten? Und war es nicht ebenso gut möglich, dass sie nicht Eurydis, sondern Sombre höchstpersönlich über den Weg liefen?

Unsere Angst und Hilflosigkeit machten uns schier wahnsinnig. Zuletzt verlegten wir uns auf Drohungen: Einige von uns erklärten, nicht vor dem Äußersten zurückzuschrecken, falls sich Nol weiter weigere, die Pforte zu öffnen. Obwohl wir wussten, dass wir dem Unsterblichen nichts anhaben konnten, bauten sich Grigán, Rey und Léti kämpferisch vor Nol auf und funkelten ihn wütend an. Ich fragte mich schon, wer von ihnen es zuerst wagen würde, den Gott anzugreifen!

Doch dazu kamen sie nicht mehr, ebenso wenig wie Corenn noch Zeit hatte, die erhitzten Gemüter zu beruhigen, oder Lana ihr Stoßgebet an Eurydis zu Ende sprechen konnte. Urplötzlich wurden wir von einer bleiernen Müdigkeit befallen, unsere Knie gaben nach, und wir sanken zu Boden. Wenige Augenblicke später schliefen wir so tief und fest, wie es nur im Jal möglich war.

Als wir wieder zu uns kamen, befanden wir uns auf einem Vorsprung in dem Gebirge, das die Gärten des Dara umschloss. Die Felswände ringsum waren so steil, dass wir ihn nicht verlassen konnten. Die Dekanten vergingen und wurden zu Tagen, bis wir schließlich einsehen mussten, dass Nol uns auf unabsehbare Zeit gefangen hielt.

Wir sprachen nur noch ein einziges Mal mit ihm, nachdem wir versucht hatten, mit der Außenwelt in Verbindung zu treten. Als der Hüter die Pforte öffnete, die wir zwar sehen, aber nicht erreichen konnten, machte ich von meinen magischen Kräften Gebrauch und sandte eine Botschaft zum Platz der Büßer in Lorelia. Ich hoffte, dass einige zufällige Passanten die Botschaft, die nur aus drei Wörtern bestand, in ihren Gedanken vernehmen und sie weitergeben würden: »Cael! Wir leben!«

Gleich darauf erschien Nol auf unserem Felsvorsprung, ohne dass wir erkennen konnten, wie er hinaufgekommen war. Schroff erklärte er uns, dass meine Botschaft unseren Kindern womöglich mehr geschadet als geholfen habe. Dann verschwand er wieder, und die Pforte blieb fortan geschlossen, zumindest zu den Zeiten, in denen wir wach waren.

Natürlich war mir klar, dass meine Botschaft auch Sombre erreicht haben konnte. Doch in Anbetracht der Umstände empfand ich das als das kleinere Übel. Wenn Bowbaq, Niss, Eryne, Nolan, Amanón und Cael noch lebten und einander gefunden hatten, mussten sie unbedingt wissen, dass sie sich um uns nicht zu sorgen brauchten. Sie durften den Mut nicht verlieren, so wie auch wir die Hoffnung nicht aufgaben, als wir auf diesem Felsvorsprung zwischen Himmel und Erde festsaßen, an einem Ort, der nur in der Vorstellung der Menschen existiert.

Für jeden Tag, den wir im Jal ausharrten, verstrich in der Welt der Sterblichen doppelt, vielleicht gar zehnmal so viel Zeit. Seit wie vielen Dekaden wurden unsere Kinder schon von dem Dämon verfolgt? Waren sie überhaupt noch am Leben? Aber hätte Nol uns nicht verständigt, wenn Sombre bereits den Sieg davongetragen hätte? Wir litten unter unserer Ohnmacht, und unsere Angst nährte die schlimmsten Befürchtungen.

Bis zu jenem Morgen, als ich eine Treppe in der Felswand entdeckte, die über Nacht wie von Zauberhand aufgetaucht war. Endlich konnten wir unser Gefängnis verlassen. In der Nähe der Pforte saß Nol im Schatten eines Kirschbaums. »Sie kommen«, sagte er nur.

Auf diesen Moment hatten wir so lange gehofft: Wir hörten vertraute Stimmen. Überglücklich fielen wir unseren Liebsten in die Arme. Das Jal verstärkte die Wiedersehensfreude zu einer unermesslichen Seligkeit, die alle meine Sinne überwältigte. Ich konnte Cael gerade noch an mich drücken und ihm übers Haar streichen, dann verfiel ich der berauschenden Euphorie des Dara.

Meine letzten Gedanken, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel, galten meinem Sohn – wie groß er geworden war, wie sehr er körperlich und geistig gereift wirkte. Doch trotz aller Freude lag auch eine Spur von Traurigkeit und Wut in seinem Blick.

Jene Wut, die selbst unsterbliches Leben auszulöschen vermag.

ERSTES BUCH

DIE LETZTE PFORTE

Unter der sanften Sonne, die das Tal beschien, war das Gras angenehm weich und kühl. Als Erstes kehrte der Tastsinn zurück, auch wenn das viel länger dauerte als sonst. Trotz ihrer Benommenheit wusste Niss genau, dass sie gleich wieder wegdämmern würde, wenn sie sich jetzt zu schnell bewegte. Also blieb sie ruhig liegen und wartete, bis sie vollends erwachte.

Dann drangen Geräusche an ihr Ohr, und fremdartige Gerüche stiegen ihr in die Nase. Auch schmecken konnte sie nun wieder, und obwohl sie längst die Lider hätte heben können, machte sie sich erst einmal langsam mit den unzähligen Sinneseindrücken vertraut.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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