Die Stimme der Ahnen - Pierre Grimbert - E-Book

Die Stimme der Ahnen E-Book

Pierre Grimbert

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Beschreibung

Die Saga der Krieger geht weiter!

Mit seinen Magiern hat Pierre Grimbert einen Meilenstein in der französischen Fantastik gesetzt. Jetzt begeben sich die Erben seiner Helden in »Die Krieger« erneut auf die Spuren des größten Rätsels der Welt: Was verbirgt sich hinter den geheimnisvollen Pforten der Insel Ji?

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Inhaltsverzeichnis

WidmungERSTES BUCH - DER WISSENDEZWEITES BUCH - DIE INSEL ZUÏAKLEINES LEXIKON DER BEKANNTEN WELTCopyright

Meinen beiden kleinen Kriegern

Mein Name ist in allen Ländern der Oberen Königreiche und selbst über ihre Grenzen hinaus bekannt. Ich bin Erzherzogin Agénor von Lorelia, die jüngere Schwester seiner Hoheit Bondrian V., genannt der Umsichtige, vierzehnter Herrscher aus dem Hause der Jarodier – und vermutlich der letzte männliche Abkomme unseres Geschlechts, der die lorelische Krone trägt.

Seit nunmehr siebzig Jahren arbeite ich im Verborgenen daran, die Macht unseres Reichs zu mehren. Mein ganzes, viel zu rasch vergangenes Leben habe ich in den Dienst meines geliebten Landes gestellt, doch die königlichen Annalen, die Hofmaler und selbst unsere Goldterzen kennen nur ein Gesicht: das meines Bruders.

Dabei hatte dieser Einfaltspinsel einfach nur das Glück, einige Jahre vor mir zur Welt zu kommen. Ohne eine wahre Heerschar von Ministern, Beratern und Beamten könnte er überhaupt nicht regieren. Seine Vertrauten sind auch nicht besser als die Hofschranzen, die um uns herumscharwenzeln, um sich Vorrechte zu erschleichen oder ihre Rivalen zu schmähen. Das einzige Talent dieser Klugschwätzer ist die Heuchelei, mit der sie sich als weise Ratgeber ausgeben, obwohl sie dem Königreich durch ihre Untätigkeit großen Schaden zufügen. Sie sind nichts als Faulenzer und Feiglinge, die sich in Friedenszeiten bereichern.

Ich hingegen treffe meine Entscheidungen, ohne mich um die Zustimmung dieser Schmarotzer zu scheren. So habe ich es seit jeher gehalten, jedenfalls seit jener Nacht im Jahre 865, als ich im Wochenbett mit dem Tode rang. Die Hebammen ersparten mir die grausame Wahrheit nicht. Trotz der entsetzlichen Schmerzen, die ich damals litt, erinnere ich mich noch an jedes Wort, das sie in den qualvoll langen Dekanten an mich richteten: Sie konnten entweder das Kind oder die Mutter retten. Ich musste eine tragische, endgültige Entscheidung treffen, doch ich durfte mich meinen Verpflichtungen nicht entziehen.

Nach diesem Schicksalsschlag konnte ich keine weiteren Kinder gebären. Meine Unfruchtbarkeit bekümmerte meinen Gatten so sehr, dass er vor Gram starb, noch bevor er das vierzigste Lebensjahr erreichte. Er war der Letzte seines Geschlechts, das mit den alten Königen von Lermian verwandt war, und so fiel mir ein Erbe zu, das den Wert der wenigen Ländereien, die mir mein Bruder gnädigerweise überlassen hatte, um ein Vielfaches überstieg. Nun war ich, die ich all die Jahre im Schatten des Königs und meines Gatten gestanden hatte, mit einem Mal die reichste Frau Loreliens – reicher noch als die Königin.

Meine Schwägerin und ich hatten uns nie leiden können, das war allseits bekannt, und als reiche Witwe war ich ihr erst recht ein Dorn im Auge. Dass es mir gelang, meinen Wohlstand zu mehren, erregte ihre Missgunst. Nachdem ich jahrelang die Rolle der stillen Schwester und Ehefrau gespielt hatte, erwies ich mich nun als geschickte Geschäftsfrau: Innerhalb kurzer Zeit verdoppelte ich den Inhalt meiner Goldtruhen, und bald konnten sich meine Reichtümer mit denen des Kaisers von Goran, des Sultans von Jezeba oder des arkischen Falkenklans messen.

Mein Bruder war zu dumm oder zu vertrauensselig, um darin eine Bedrohung seiner Herrschaft zu sehen, doch meine Schwägerin zeigte schon bald ihr wahres Gesicht. Sie war eine kaltblütige Intrigantin, die auf dem Weg zum Thron mehrere Rivalinnen aus dem Weg geräumt hatte. Meinem Gold, mehr noch als meinem Rang als Erzherzogin, verdankte ich letztlich mein Leben, denn die Spitzel, die ich bei Hofe eingeschleust hatte, warnten mich vor einem Mordversuch der Königin. Ich brauchte den Lohn des Schergen, den sie auf mich angesetzt hatte, nur um lächerliche fünf Terzen zu erhöhen, um den Spieß umzudrehen und ihr den Mann auf den Hals zu hetzen.

Kaum hatte er am vereinbarten Tag sein blutiges Werk vollbracht, ließ ich den Mörder fassen. Er stand noch über die Leiche meiner Schwägerin gebeugt, als meine Armbrustschützen ihn vor den Augen des herbeieilenden Königs niederstreckten. An jenem Abend weinte sich mein Bruder an meiner Schulter aus. Nun waren wir beide allein auf der Welt, zwei Geschwister in trauter Einigkeit, wie früher als Kinder.

Doch diese Einigkeit trog, denn gleichgestellt waren wir noch immer nicht. Der König hatte zwei Erben, die ihm auf den Thron folgen würden. Ich hingegen war dazu verdammt, kinderlos zu bleiben, und darunter litt ich mehr, als ich mir eingestehen wollte.

Die Jahre vergingen, und ich wurde es leid, mich immer nur um Geschäfte zu kümmern. Mein immenses Vermögen zu verwalten war eine banale, eintönige Aufgabe, die mich bald langweilte, und ich sehnte mich nach einer neuen Herausforderung, um der Einsamkeit zu entfliehen – doch nichts war meinem wachen Verstand Herausforderung genug.

Erst die Ereignisse des Jahres 889 boten mir etwas Abwechslung. Als wir erfuhren, dass die Goroner zu den Waffen gerufen wurden, ließ auch mein Bruder auf meinen Rat hin unsere Truppen aufmarschieren, bevor wir uns vergewisserten, dass unsere Nachbarn nur einen weiteren Angriff thalittischer Barbaren abzuwehren gedachten. Doch es kam anders als erwartet.

Die Nachricht und die Schilderungen von der Schlacht am Blumenberg überraschten mich ebenso wie alle anderen. Unser Stolz war empfindlich getroffen. Wie hatte eine Armee aus den Ländern des Ostens unter der Führung der barbarischen Wallatten es nur zuwege gebracht, einen Tunnel unter dem Rideau-Gebirge zu graben? Und wie hatte ein derart kühner Plan so lange unentdeckt bleiben können?

Ohne das Eingreifen der Arkarier, die in höchster Eile aus dem Weißen Land anmarschiert kamen, hätten die Barbaren die Stadt Ith, eine der bedeutendsten Städte der Oberen Königreiche, einfach überrannt. Und sie hätten sich wohl nicht damit begnügt, diesen strategisch wichtigen Ort zu besetzen: Selbst Lorelien hätte den Ansturm der blutrünstigen Krieger mit ihren todbringenden Lowas fürchten müssen.

Während an den Königshöfen Erleichterung vorherrschte, konnte ich vor Empörung kaum an mich halten. Wie hatten unsere Spione derart versagen können? Wie war es möglich, dass ein so unzivilisiertes Volk wie die Wallatten uns alle zum Narren gehalten hatte?

Ich musste meinen Bruder nicht lange überreden, den Hauptmann der Grauen Legion hinrichten zu lassen. Der Nichtsnutz wurde auf dem Platz von Uliterra gehenkt wie ein gemeiner Strolch. Um sein Amt musste ich jedoch erbittert kämpfen: Die Berater des Königs wollten mich nicht an der Spitze des Geheimdiensts sehen und versuchten, meinen Griff nach der Macht zu verhindern, indem sie behaupteten, eine Frau sei für eine solche Aufgabe ungeeignet.

Dieser Vorwand blieb ihnen im Halse stecken, als ich preisgab, welche Auskünfte ich über sie gesammelt hatte. Heimliche Liebesabenteuer, Geldbetrügereien oder abfällige Bemerkungen über meinen Bruder: Ich hatte sie alle in der Hand. Die meisten hatten sich sogar mehrere Vergehen zuschulden kommen lassen. Zu meinem Glück hatte ich seit vielen Jahren über sämtliche Angehörige des Hofs Buch geführt, und so waren meine Erpressungsversuche noch erfolgreicher, als ich zu hoffen gewagt hatte. Mir wurde nicht nur die Führung der Grauen Legion anvertraut; mein Bruder räumte dem Geheimdienst sogar eine noch größere Unabhängigkeit ein, nachdem ihm einige seiner Vertrauten, die ich gefügig gemacht hatte, zu diesem Schritt geraten hatten.

So wurde ich durch einige geschickte Schachzüge und mit dem Segen des Königs Anführerin der Grauen Legion. Als Erstes veränderte ich die Rangordnung von Grund auf und besetzte alle Schlüsselpositionen mit Männern, die mir seit Jahren treu ergeben waren. Dann ließ ich alle Feiglinge, Zauderer und Schwächlinge aus den niederen Rängen entfernen und beförderte sie in den vorzeitigen Ruhestand. Wer meinem Vorgänger ewige Treue geschworen hatte, wurde ebenfalls entlassen oder dem Henker übergeben.

Als Nächstes rekrutierte ich aus dem übelsten Gesindel unserer Armee neue Spitzel. Es kümmerte mich nicht, dass sie gewalttätig waren oder ihren Heerführern den Gehorsam verweigert hatten. Ich suchte Männer, die zu allem entschlossen waren und es mit dem Gesetz nicht allzu genau nahmen.

Aus einer trägen, von Diplomatie verweichlichten Organisation schuf ich einen effizienten Machtapparat – eine wahre Schattenarmee, die jeden Feind vernichten würde, der sich mir in den Weg zu stellen wagte.

An diesen ersten Tagen der Jahreszeit des Windes war es im einzigen Hafen der Insel Zuïa brütend heiß. Die Eskadrille, die unter lorelischer Flagge segelte, ächzte und stöhnte unter der Hitze: Ihre Planken knarrten, und die Masten ragten wie totes Gerippe in den Himmel. Eine Schar neugieriger Inselbewohner drängte sich vor dem fremden, mit einem eisernen Sporn bewehrten Kriegsschiff. Fischer ließen ihre Dornhaie, Nieslinge und Langustane liegen, Gemüsehändler, Kutscher und Marktbesucher liefen herbei, und auch allerlei zwielichtige Gestalten aus dem Hafenviertel, Piraten, Schmuggler und Yussa-Söldner, mischten sich unter die Schaulustigen auf dem Kai.

Wären die zwölf Priester in roten Gewändern nicht gewesen, wären einige besonders Vorwitzige wohl längst an Deck geklettert, doch ihre vergifteten Dolche waren so gefürchtet, dass sich niemand näher heranwagte. Die bloße Anwesenheit der Boten Zuïas genügte, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Seit Jahrhunderten wagten es nur Verrückte oder Lebensmüde, die Herrschaft der mörderischen Priester in Frage zu stellen, und keiner von ihnen hatte diesen Frevel lange genug überlebt, um sich damit zu brüsten.

Die zwölf Boten waren schon lange vor der Ankunft des Schiffs im Hafen erschienen. Kaum hatten sich die jungen Männer mit den kahlgeschorenen Schädeln am Anleger postiert, leerte sich der Kai schlagartig. Niemand wagte es, eine Frage an sie zu richten, so abschreckend wirkten ihr bedrohliches Schweigen und die stechenden Blicke. Erst als das Kriegsschiff am Horizont aufgetaucht war und die Priester im roten Gewand Haltung angenommen hatten, war den Leuten im Hafen klar geworden, dass etwas Außergewöhnliches vor sich ging.

Als die Eskadrille einen Dekant später anlegte, wurde bereits eifrig gemunkelt und getuschelt. Was hatte ein Schiff des mächtigen lorelischen Königreichs auf der Insel Zuïa zu suchen? Woher wussten die Priester von diesem Besuch? Die Schaulustigen ahnten zwar, dass sie darauf keine Antwort erhalten würden, aber sie gaben die Hoffnung nicht auf, ihre Neugier vielleicht doch noch stillen zu können.

So starrten Hunderte Augenpaare gebannt auf die hohe Reling des Schiffs. Die lorelische Besatzung hatte sich in ihren Kabinen verschanzt, nachdem sie die Leinen festgezurrt und die Segel eingeholt hatte. Die Einheimischen konnten sich denken, dass es weniger die schwüle Hitze als die Anwesenheit der unheimlichen Priester war, die sie vom Deck fernhielt.

Ein halber Dekant verging, ohne dass die gaffende Menge kleiner wurde, denn obwohl sich einige Ungeduldige wieder ihrer Arbeit zuwandten, stießen immer wieder neue Passanten hinzu. Hier und da wisperte man sich zu, dass wohl nichts mehr geschehen würde, zumindest nicht an diesem Tag. Doch wer schon resignieren wollte, wurde eines Besseren belehrt, als plötzlich eine Sänfte herbeigetragen wurde. Innerhalb weniger Dezillen strömten noch mehr Menschen herbei und bildeten ein Spalier für den geheimnisvollen Zug.

Obwohl die wenigsten jemals eine solche Prozession gesehen hatten, wussten alle, wen sie vor sich hatten. Eine Delegation aus dem sagenumwobenen Lus’an hieß das Schiff willkommen. Sage und schreibe zwanzig Züu eskortierten die Sänfte, die von acht schweißüberströmten Kolossen getragen wurde. Ihre purpurrote Tunika wies sie als Diener der Judikatoren aus, als Zuïas beste Kämpfer. Bei der Vorstellung, in der Sänfte könnte sich einer der mächtigsten Männer des Lus’an befinden, womöglich gar der Höchste Judikator selbst, hätten sich die meisten Schaulustigen am liebsten Hals über Kopf davongemacht, aber ihre Neugier war auch diesmal stärker. Wenn es gefährlich wurde, würde ihnen schon noch genügend Zeit zur Flucht bleiben, dachten sie. Auf ihrem armseligen Fleckchen Erde waren Abwechslungen so selten, dass sie sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten.

Umso größer war die Ernüchterung, die sich kurz darauf einstellte. Als die Träger die Sänfte über einen schweren Steg zum Deck des Kriegsschiffs hinauftrugen, ging ein enttäuschtes Raunen durch die Menge. Der geheimnisvolle Ehrengast würde sich den Schaulustigen also nicht zeigen. Nach nur einer Dezime trat die Delegation den Rückweg an, und die Sänfte verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

Verblüfft und ratlos standen die Inselbewohner noch eine Weile vor dem Schiff herum. Als die lorelischen Matrosen nach und nach auf ihre Posten zurückkehrten, ging einigen Zuschauern auf, dass sie nun nichts mehr daran hinderte, an Bord zu gehen und die Besatzung auszufragen. Doch auf dem Steg versperrten ihnen die Fremden den Weg: Sie schienen es plötzlich sehr eilig zu haben, die unheimliche Insel zu verlassen. Drei Dezimen später segelte das Schiff in Richtung der Unteren Königreiche davon, nahm Kurs auf Mythr und überließ das von der Herrschaft der mörderischen Priester unterdrückte Volk seinem Schicksal. Auf Befehl der Grauen Legion hatte die Besatzung einem seltsamen Passagier Geleitschutz gewährt, und nur eine Handvoll ranghohe Inselbewohner wusste, wer sich an Bord befunden hatte.

In der abgedunkelten Sänfte, die sich schaukelnd entfernte, musterte Zuïa die Strafende ihren Höchsten Judikator. Der Sterbliche beteuerte ihr zum hundertsten Mal seine Ergebenheit und Treue, doch die Dämonin las in ihm wie in einem offenen Buch. Der Verräter hatte zu hoffen gewagt, dass seine Gebieterin für immer fortbleiben würde! Als sie einige Tage zuvor in seine Gedanken eingedrungen war, um ihm ihre Rückkehr anzukündigen, hatte er bereits davon geträumt, die Herrschaft im Lus’an an sich zu reißen. Doch das war ihr vorerst gleichgültig, denn noch brauchte sie erfahrene Männer wie ihn. Sie würde ihn später bestrafen.

»Eure Göttlichkeit, wie kommt es, dass Euch die Lorelier zu Diensten waren?«, fragte der Judikator mit unterwürfiger Stimme. »War dieses Volk Euch nicht immer feindlich gesinnt?«

»Die Zeiten ändern sich«, gab die Unsterbliche mit einem bitteren Lachen zurück. »Wir haben nun einen gemeinsamen Verbündeten, dem sie nichts verwehren können.«

Der Mann nickte eilfertig, auch wenn er aus der Antwort nicht schlau wurde. Hunderte Fragen brannten ihm auf der Zunge, und eine beschäftigte ihn ganz besonders. Zuïa wollte nicht warten, bis er sich einen Ruck gab.

»Die Kahati wird nicht zurückkehren. Sie hat uns verraten.«

Der Priester riss entgeistert die Augen auf, bevor er sich besann und eine würdigere Haltung annahm. So etwas war in der Geschichte der Zuïa-Verehrung noch nicht vorgekommen. Neben einem solchen Frevel erschienen seine eigenen ketzerischen Gedanken geradezu harmlos.

»Wie … wie …« Als er Zuïas harten Blick sah, sprach er seine Frage nicht aus.

»Sie wird die Strafe erhalten, die ihr gebührt«, sagte er und ballte die Faust. »Ihr braucht mir nur zu sagen, wo sie sich versteckt, dann werde ich …«

»Ich kann sie nicht ausfindig machen«, unterbrach ihn Zuïa schneidend. »Sie steht unter dem Schutz einer fremden Magie. Ihr werdet sie ohne meine Hilfe aufspüren müssen.«

Diesmal konnte der Judikator seine Überraschung nicht verhehlen. Die Unsterbliche ließ ihn im Ungewissen. Ihr war nicht danach, ihm die Umstände des Verrats zu schildern. Sombre, der Bastard aus dem Karu, hatte sie ihre Schwäche schon schmerzlich genug spüren lassen.

Offenbar waren die Flüchtlinge immer noch am Leben. Seit Zejabels Treubruch betrachtete die Strafende die Jagd auf die Erben als persönlichen Rachefeldzug. Als göttliche Mission.

Zu den ersten Aufgaben meiner Spitzel gehörte es, genauere Nachforschungen über die Schlacht am Blumenberg anzustellen. So widersprüchlich ihre Berichte auch waren, in einer Hinsicht waren sich alle einig: Einer kleinen Schar Männer und Frauen aus verschiedenen Ländern der bekannten Welt war es zu verdanken, dass die arkischen Klans in den Kampf gezogen waren und den Sieg errungen hatten. Und unter diesen Abenteurern, die das Schicksal zusammengeführt hatte, befand sich auch ein Lorelier.

Ich zog Erkundigungen über ihn ein und deutete es als Wink der Götter, dass es sich um den letzten Nachfahren der Herzöge von Kercyan handelte, dessen Großvater rund hundert Jahre zuvor in Ungnade gefallen war. Mein Bruder ließ sich überreden, dem jungen Mann Ländereien und Titel seiner Ahnen zurückzugeben. So konnte sich das Königreich mit seinen Heldentaten schmücken, während ich vor allem hoffte, den Vagabunden in meinen Palast zu holen, um mehr über die Hintergründe der Schlacht zu erfahren.

Doch leider hatte ich mich zu früh gefreut. Der neue Herzog, Reyan mit Namen, entzog sich geschickt unseren Fragen und nahm alle Geschenke an, ohne mehr als nötig preiszugeben. Da ich den Abenteurer in den Adelsstand erhoben hatte, konnte ich bei unseren Verhören keine Gewalt anwenden, ohne für Aufsehen zu sorgen. Notgedrungen überließ ich ihn und sein Priesterweib ihrem neuen Leben am Hof und begnügte mich damit, sie heimlich zu bespitzeln.

Ein Jahr verging, dann das nächste, bis ich schließlich einsehen musste, dass ich auf diesem Wege nicht hinter die Geheimnisse der Kercyans kommen würde. Sie schienen ein entsetzlich langweiliges Leben zu führen, vor allem nachdem ihre Tochter zur Welt gekommen war. Entweder hatten sie tatsächlich nichts zu verbergen, oder sie waren wahre Meister der Schauspielkunst!

So hatte ich fünf Jahre nach der Schlacht am Blumenberg und meiner Übernahme der Grauen Legion immer noch nicht herausgefunden, welche Umstände uns an den Rand des Untergangs geführt hatten. Dieses Versagen verletzte nicht nur meinen Stolz und beleidigte meinen Verstand, es wurde mir auch von den scharfsinnigeren Beratern meines Bruders, gegen die ich nur wenig in der Hand hatte, offen zum Vorwurf gemacht. Schließlich konnte ich an nichts anderes mehr denken als an das Rätsel dieser Schlacht.

Mondelang brütete ich über den Berichten meiner Männer und suchte in den Hunderten von Zeugenaussagen nach Hinweisen, die mir beim ersten Lesen entgangen sein mochten. Doch so sehr ich die Angelegenheit auch drehte und wendete, letztlich gab es nur eine denkbare Erklärung. Eine Erklärung, die mein nüchterner Verstand kategorisch ablehnte: Was sich damals ereignet hatte, ließ sich nur nachvollziehen, wenn man alle Behauptungen für bare Münze nahm – und das hieß, an die magischen Kräfte des Hohen Dyarchen und die Existenz seines Dämons zu glauben.

Da dies meinen tiefsten Überzeugungen widersprach, verstrichen mehrere Dekaden, bis ich diesen Gedanken überhaupt zuließ. Ich hatte jede Form von Religion, Götterverehrung und dergleichen Augenwischerei stets verachtet und als Beweis menschlicher Dummheit abgetan. Nun musste ich sie ernst nehmen und ihnen gar einen Einfluss auf den Lauf der Welt zugestehen.

Als mir das klar wurde, stellte ich geradezu fieberhaft Nachforschungen an. Ich hatte alles, was mit Hexerei und Dämonenverehrung zu tun hatte, bisher weit von mir gewiesen, doch nun konnte ich meine Wissbegier gar nicht schnell genug stillen. Die bislang gesammelten Berichte befriedigten mich nicht, und so beschloss ich, eine geheime Zelle aufzubauen, die weitere Ermittlungen führen sollte. Nur meine treusten Gefolgsmänner gehörten ihr an, und ihren Namen gaben sie sich selbst: die Schwarze Legion.

Zu ihrem Anführer ernannte ich meinen Cousin, Prinz Alcide von Benelia. Ich wusste seit langem, dass er meinem Bruder den Thron neidete und von maßlosem Ehrgeiz angetrieben wurde. Alcide war zu allem bereit, um Benelia zur reichsten und mächtigsten Stadt des Königreichs zu machen. Mir war nicht entgangen, dass er meinen wachsenden Wohlstand und Einfluss beobachtete und auf einen hohen Posten in meiner Spitzelarmee schielte. Als ich ihm die Gelegenheit bot, sich zu beweisen, zögerte er keine Dezille.

Ich sollte es nicht bereuen, zumindest nicht bis zu seiner jüngsten Mission, an der er erbärmlich gescheitert ist. Doch als ich Alcide damals mit der schwierigen Aufgabe betraute, die Wahrheit über Saat und seinen Dämon herauszufinden, übertraf er sich selbst. Nachdem er einige Monde lang nachgeforscht und Berichte verglichen hatte, lieferte er mir wertvollere Auskünfte, als ich zu hoffen gewagt hatte. Er schleuste seine Schwarzen Legionäre in wallattische und thalittische Stämme ein, wo sie dekadenlang verdeckt ermittelten. Manche wagten sich sogar auf die Insel Zuïa vor, um dem Rätsel um das Bündnis zwischen dem Hohen Dyarchen und den Züu-Priestern auf den Grund zu gehen. Sie alle kehrten mit beunruhigenden Erkenntnissen zurück.

Mehrere hundert Überlebende der Schlacht und der wallattischen Sklavenlager schworen Stein und Bein, die Macht des Hexers am eigenen Leib erlebt zu haben. Sie behaupteten, Saat habe Gedanken lesen und fremde Körper in Besitz nehmen können. Angeblich tötete er seine Gegner sogar durch bloße Willenskraft. Und was noch viel unglaublicher war: Alle Augenzeugen sprachen von Menschenopfern, die dem Dämon Sombre dargebracht worden waren. Alter, Herkunft und Bildung der Befragten waren so unterschiedlich, dass sie unmöglich alle dieselbe Lügengeschichte hatten erfinden können, also mussten ihre Berichte einen wahren Kern haben. Sombre existierte tatsächlich.

Eine unfassbar mächtige Kreatur, vielleicht gar eine echte Gottheit, lebte unter den Menschen.

Diese unerhörte Erkenntnis brachte mein ganzes Weltbild ins Wanken. Wozu der Ehrgeiz, ein ohnehin gewaltiges Vermögen noch zu vermehren, wenn bewiesen war, dass es die Götter wirklich gab? Musste man den Dünkel der Höflinge nicht mitleidig belächeln, wenn man von Mächten wusste, von denen sie nichts ahnten? Und wie sollte man nicht davon träumen, der schäbigen Welt der Sterblichen den Rücken zu kehren und nach der Macht der Götter zu greifen?

Nachdem ich den Schleier der Vergangenheit gelüftet hatte, wollte ich alles über die Gegenwart wissen. War Saat tatsächlich tot, wie immer behauptet wurde? Wem war es gelungen, ihn zu bezwingen? Und wie?

Vor allem aber: Was war aus dem Dämon geworden, nachdem er von seinen einstigen Anhängern verlassen worden war?

Als die Kreatur einen Klagelaut ausstößt, steigen Tausende kleiner Bläschen aus dem Mittenmeer auf. Wäre zufällig ein Schiff in der Nähe, würden es die Matrosen wohl mit der Angst zu tun bekommen, so heftig brodelt es an der Wasseroberfläche. Doch außer einem Schwarm Rotmakrelen und zwei Möwen, die sich zu weit vom Ufer entfernt haben, sieht niemand das Schauspiel.

Die Kreatur weiß, dass sie sterben wird, einsam und verlassen. Kein Sterblicher wird Zeuge ihres Todes sein, kein Gott wird ihr Beachtung schenken. Doch sie empfindet keine Traurigkeit. Sie spürt nichts als dumpfen Zorn und den Schmerz, der in ihren ausgestochenen Augen brennt. Blind schiebt sie sich voran, lässt sich mit der Strömung treiben und nimmt ihre letzte Kraft zusammen, um in die Höhle zu kriechen, die sie nie mehr verlassen wird. Ihr Nest in der Tiefe, der Abgrund, in dem die Leviathane hausen.

Endlich findet Reexyyl den Eingang zu der riesigen Höhle. Mit größter Mühe zwängt er sich hindurch, stemmt sich mit den Hinterbeinen ab, sucht verzweifelt mit seinen Scheren nach Halt. In dem unterirdischen Labyrinth findet er sich blind zurecht. Seit Anbeginn der Zeit herrscht in dieser Welt, in die nie eine sterbliche Seele hinabgestiegen ist, undurchdringliche Dunkelheit. Es ist das Reich der schwarzen, eiskalten Fluten. Sein Reich.

Halb kriechend, halb schwimmend gelangt der Leviathan in seine Höhle. Seine klagenden Rufe verhallen ungehört. Sein Bruder ist nicht da. Es ist schon lange, sehr lange her, seit er ihn zum letzten Mal gesehen hat. Jahre, selbst Jahrhunderte sagen ihm nichts, aber Reexyyl hatte Zeit genug, sich an die Einsamkeit zu gewöhnen. Inzwischen weiß er sogar, dass er der letzte der Leviathane ist. Schon bald wird seine Art für immer von der Erde verschwunden sein.

Die Kreatur kümmert der Untergang der Leviathane nicht. So weit reicht ihr Verstand nicht. All ihre Gedanken sind auf ihre schmerzenden Wunden in den Augenhöhlen, am Hals, am ganzen Körper gerichtet. Sie hat gekämpft wie nie zuvor, doch ihre Gegner haben ihr die Stachel tief in den Leib gebohrt. Diesmal wird sich der Leviathan nicht wieder erholen. Der Tod schleicht näher, in Gestalt Tausender blutsaugender, ebenfalls blinder Fische, die ihm den Lebenssaft aus den Adern saugen. Die Parasiten, die sich seit Urzeiten von den Leviathanen ernähren, beschleunigen nun sein Sterben.

Mit einem Klageruf, der selbst den größten Talantenhai in die Flucht geschlagen hätte, zieht sich Reexyyl in den Spalt zurück, in dem er sich am liebsten aufhält, und rollt sich zusammen. Hier hat er einen Großteil seiner Existenz verbracht. Nur hin und wieder ist er durch die Höhlen geschwommen, um zu jagen. Die riesigen Kraken, die in dem schwarzen Labyrinth lauern, werden nun keinen natürlichen Feind mehr haben. Nichts wird sie mehr daran hindern, sich in den Tiefen des Mittenmeers auszubreiten.

Der Welt steht eine neue Veränderung bevor, auch wenn der Leviathan das nur dunkel ahnt. All das ist ihm zu kompliziert, oder es kümmert ihn nicht mehr. Er will einfach nur schlafen, um seinen Schmerz und seine Wut für eine Weile zu vergessen, tief und fest schlafen, obwohl er spürt, dass er nicht wieder aufwachen wird. Ihm steht ein langer Todeskampf bevor, und er ist machtlos.

Während er ins Reich der Träume hinübergleitet, sieht Reexyyl noch einmal den Ort vor sich, den er bewacht hat, weil ihn ein seltsamer Instinkt dazu treibt, jeden Eindringling zu verjagen. Er denkt an die Götter, die seine Gebieter sind, und an die Besucher, die manchmal zu ihm sprechen …

Der letzte Gedanke des Leviathan gilt der Pforte. Die Pforte, die nie wieder in ihrem geheimnisvollen Licht erstrahlen wird und deren magische Geheimnisse zusammen mit ihrem Wächter untergehen.

Die Pforte der Insel Ji wird sich mit seinem Tod für immer schließen.

Auf meinen Befehl hin durchsuchte ein Spähtrupp der Schwarzen Legion die Ruine von Saats Palast, den der Hohe Dyarch auf ehemals wallattischem Gebiet hatte errichten lassen. Heute ist dieser Landstrich öde und verlassen, und selbst die Völker des Ostens meiden ihn, seit man sich erzählt, dass in dem einstigen Heerlager des Hexers ein Ungeheuer umgeht und im sagenumwobenen Tunnel nach Ith gefährliche Wesen lauern. Ich musste meinen Spitzeln viel Gold zahlen und ihnen eine noch höhere Belohnung bei ihrer Rückkehr in Aussicht stellen, um sie zu dieser Mission zu bewegen.

Ganze zwei Monde lang hörte ich nichts von ihnen. Ich fand mich gerade mit dem Gedanken ab, dass sie verschwunden oder desertiert waren, als mir Alcide die Rückkehr der Expedition ankündigte – genauer gesagt, die Rückkehr des einzigen Überlebenden. Zwei seiner Begleiter waren den Streitkolben thalittischer Krieger zum Opfer gefallen, ein weiterer war von einer Ratte gebissen worden und an der Farikskrankheit gestorben. Die drei übrigen waren verschollen. Sie hatten sich in den Tunnel gewagt, um dort nach Spuren zu suchen, während ihr Kamerad die Pferde gehütet hatte. Nachdem er zwei Tage und zwei Nächte lang allein in den Weiten des einstigen Schlachtfelds ausgeharrt und auf ihre Rückkehr gewartet hatte, gab er alle Hoffnung auf und kehrte nach Lorelia zurück, so schnell ihn sein Pferd trug.

Was sie auf ihrer Expedition entdeckt hatten, bestätigte viele meiner Vermutungen und machte mir Hoffnung. Die wichtigste Erkenntnis: Saat der Hexer war tatsächlich und ohne jeden Zweifel tot. Meine Männer hatten die Ruinen durchsucht und dort ein schwarzes Skelett auf einem Thron vorgefunden. Natürlich hatten Plünderer in dem verwüsteten Palast alles zertrümmert oder gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war, doch die sterblichen Überreste des Mannes, um den sich so viele grausame Legenden rankten, hatte niemand anzurühren gewagt.

Zweitens: Eine Bestie, eine Kreatur, ein Ungeheuer – wie auch immer man es nennen will – hatte einst in der Nähe des Palasts in einem Labyrinth gehaust, das zu seinen Ehren errichtet worden war. Die Wallatten nannten es das »Mausoleum«: eine gewaltige Steinpyramide am Fuß des Gebirges, der die Zeit und gierige Räuberbanden nichts hatten anhaben können. Vermutlich waren meine Spitzel seit langem die Ersten, die sich über die Schwelle wagten, vielleicht sogar die Ersten seit jener Nacht, in der die arkischen Krieger die Barbaren durch ihren eigenen Tunnel nach Wallatt zurückgedrängt hatten.

Der Schwarze Legionär schilderte mir die Expedition in allen schaurigen Einzelheiten: die unheimliche Atmosphäre in den dunklen Gängen, die tiefen Spuren riesiger Krallen auf den steinernen Wänden und die Knochensplitter, die von den grausamen Morden zeugten, die dort stattgefunden haben mussten. Der Mann berichtete auch von einer Gruft im Herzen des Labyrinths, in der Tausende zertrümmerter Totenschädel lagen. Offenbar hatte der Dämon die Häupter seiner Opfer jahrelang aufbewahrt und sie dann in einem jähen Wutanfall zermalmt.

Bei diesem Anblick hatte sich mein Spähtrupp in panischer Angst davongemacht, auch wenn der überlebende Legionär überzeugt war, dass die Bestie das Mausoleum schon lange verlassen hatte. Er war der Meinung, sie habe sich tief im Gebirge verkrochen, weswegen seine drei Kameraden auch nicht von ihrer Durchsuchung zurückgekehrt seien.

Ich war anderer Ansicht. In den Gängen, die von ungelernten Sklaven gegraben worden und jahrelang unbenutzt geblieben waren, gab es gewiss viele Gefahren, denen meine Männer zum Opfer gefallen sein konnten. Nachdem ich mich der Einsicht gefügt hatte, dass Saats Kreatur tatsächlich unsterblich war, konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass sie sich im Gebirge verkroch wie ein verwundetes Tier. Wo mochte Sombre nur sein?

Im folgenden Jahr entsandte ich drei weitere Expeditionen ins Reich der Wallatten. Die erste hatte den Auftrag, das Labyrinth der Pyramide erneut gründlich zu durchsuchen, doch sie fand nicht mehr heraus als die Schwarzen Legionäre vor ihr. Die zweite Expedition schickte ich mit Waffen und schwerer Ausrüstung in den Gebirgstunnel, wo sie spurlos verschwand. Schließlich trug ich dem letzten Trupp auf, in dem Mausoleum des schwarzen Gottes einen Brief zu hinterlassen. Ich verschloss die Botschaft, deren Inhalt nur ich allein kannte, mit meinem Siegel. Wenn selbst eine so mächtige Organisation wie die Graue Legion es nicht mit Sombre aufnehmen konnte und es einer ganzen Heerschar von Spitzeln nicht gelang, den Unsterblichen zu finden, dann blieb mir nur eine Hoffnung: dass Sombre eines Tages an den Ort zurückkehrte, der einmal seine einzige Zuflucht, sein einziger Schlupfwinkel gewesen war.

Die Jahre vergingen wie im Flug. Ich wurde älter, wie alle Menschen. Manchmal vergaß ich sogar, dass ich jenseits der Berge eine Nachricht versteckt hatte, und ertappte mich dabei, mich ebenfalls nur mit den alltäglichen Sorgen zu beschäftigen, mit denen die Gockel und Hühner bei Hofe ihr belangloses Leben verbringen.

Da es nichts mehr für sie zu tun gab, stellte die Schwarze Legion ihre Arbeit ein. Alcide verlor dadurch an Einfluss und wurde immer verbitterter. Währenddessen wuchsen die Sprösslinge meines Bruders heran und wurden in den Hofstaat eingeführt. Bald waren mein Neffe und meine Nichte alt genug, um selbst Kinder zu bekommen. Machtlos musste ich mit ansehen, wie mir die Ehre und der gerechte Lohn für den unermesslichen Dienst, den ich Lorelien erwiesen hatte, versagt wurden. Mit der Zeit fügte ich mich in die traurige Einsicht, dass ich nicht mehr darauf hoffen konnte, den Thron zu besteigen. Ich würde eines einsamen Todes sterben, und bald danach würden mein Name und mein Andenken der Vergessenheit anheimfallen.

Doch dann kam der Tag, an dem ich einen Sohn fand.

Jener glückliche Tag, an dem Sombre in meinem Palast erschien.

Wir haben so vieles gemeinsam. Er ist mein Erbe, er wird es für alle Zeit sein. Und ich weiß, wie viel ihm dieses Wort bedeutet.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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