Der Bergpfarrer 305 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 305 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. In Spannungsreihen wie "Irrlicht" und "Gaslicht" erzählt er von überrealen Phänomenen, markiert er als Suchender Diesseits und Jenseits mit bewundernswerter Eleganz. Was will Robert Erlander von Claudia Trenker? Der reiche Gast im »Löwen« stellt überall Erkundigungen nach ihr an: in St. Johann, bei ihrer Arbeitsstelle … Was bezweckt er damit? Sebastian Trenker sorgt sich um seine Schwägerin, denn Erlander deutet an, dass es einen dunklen Punkt in der Vergangenheit der Journalistin geben könnte! Was wird noch auf Claudia Trenker und ihre kleine Familie zukommen? »Grüß Gott, gnädige Frau.« Eberhard Wendler, der Bürgermeister von Engelsbach lächelte devot und küsste der rothaarigen Frau die Hand. Patricia Vangaalen nickte kurz und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Der stand im Restaurant ›Bacchus‹, in der Kreisstadt, in einem kleinen Raum, der für diskrete Zusammenkünfte gemietet werden konnte. Und dieses Treffen war diskret! Sollte es unbedingt sein, denn weder in Engelsbach, noch in St. Johann durfte jemand etwas davon erfahren, dass die mehrfache Milliardärin und der Bürgermeister des zweitgrößten Dorfes im Wachnertal sich hier trafen! Patricia Vangaalen war ebenso reich, wie attraktiv. Ihr feuerrotes Haar umgab das aparte Gesicht wie eine Löwenmähne, und die rasanten Formen ihrer Figur konnten einen Mann schon sehr intensiv von ihr träumen lassen. Allerdings war Patricia nicht das Spielzeug, das so mancher in ihr sehen wollte, sondern eine knallharte Geschäftsfrau. Indes merkten diejenigen, die mit ihr zu tun hatten, es meistens erst, wenn es zu spät war. Ohne jeden Skrupel setzte sie ihre Interessen durch und kannte dabei weder Freund noch Feind, wenn es um ihren Vorteil ging. Geschäftlich war auch diese Zusammenkunft, und es ging dabei um viel. »Nun setzen Sie sich endlich«

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Der Bergpfarrer – 305 –

Wem gehört der Gundlach-Hof?

Eine junge Frau braucht dringend Hilfe

Toni Waidacher

Was will Robert Erlander von Claudia Trenker? Der reiche Gast im »Löwen« stellt überall Erkundigungen nach ihr an: in St. Johann, bei ihrer Arbeitsstelle … Was bezweckt er damit? Sebastian Trenker sorgt sich um seine Schwägerin, denn Erlander deutet an, dass es einen dunklen Punkt in der Vergangenheit der Journalistin geben könnte! Was wird noch auf Claudia Trenker und ihre kleine Familie zukommen?

»Grüß Gott, gnädige Frau.«

Eberhard Wendler, der Bürgermeister von Engelsbach lächelte devot und küsste der rothaarigen Frau die Hand.

Patricia Vangaalen nickte kurz und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Der stand im Restaurant ›Bacchus‹, in der Kreisstadt, in einem kleinen Raum, der für diskrete Zusammenkünfte gemietet werden konnte.

Und dieses Treffen war diskret! Sollte es unbedingt sein, denn weder in Engelsbach, noch in St. Johann durfte jemand etwas davon erfahren, dass die mehrfache Milliardärin und der Bürgermeister des zweitgrößten Dorfes im Wachnertal sich hier trafen!

Indes sollte diese Heimlichtuerei keine Liebesaffäre verschleiern, wenngleich Eberhard Wendler zugeben musste, dass er beim Anblick der Frau schon erheblich ins Wanken geraten könnte, was seine eheliche Treue betraf …

Patricia Vangaalen war ebenso reich, wie attraktiv. Ihr feuerrotes Haar umgab das aparte Gesicht wie eine Löwenmähne, und die rasanten Formen ihrer Figur konnten einen Mann schon sehr intensiv von ihr träumen lassen. Allerdings war Patricia nicht das Spielzeug, das so mancher in ihr sehen wollte, sondern eine knallharte Geschäftsfrau. Indes merkten diejenigen, die mit ihr zu tun hatten, es meistens erst, wenn es zu spät war. Ohne jeden Skrupel setzte sie ihre Interessen durch und kannte dabei weder Freund noch Feind, wenn es um ihren Vorteil ging.

Geschäftlich war auch diese Zusammenkunft, und es ging dabei um viel.

»Nun setzen Sie sich endlich«, sagte Patricia zu Wendler. »Champagner?«

Sie trank selten etwas anderes.

Der Bürgermeister nickte, obwohl ihm, als gestandenem bayrischem Mannsbild, ein Bier lieber gewesen wäre. Doch die Frau ihm gegenüber schüchterte ihn ein, und er wollte doch einen guten Eindruck auf sie machen. Ein Mann von Welt wollte Eberhard Wendler sein!

Patricia Vangaalen hatte einem Kellner, der abwartend an der Seite stand, einen Wink gegeben, woraufhin der Mann an den Tisch eilte, zwei Gläser einschenkte und sich dann diskret entfernte, nachdem er auf die Klingel aufmerksam gemacht hatte, die sich an der Wand hinter der Gastgeberin befand, und mit der er jederzeit gerufen werden konnte. Die Investorin prostete dem Bürgermeister zu.

»Auf gutes Gelingen.«

»Zum Wohl, gnädige Frau«, entgegnete Wendler und trank.

Das Prickeln in der Kehle war eher unangenehm, er war eben Biertrinker. Dennoch tat er es der Frau gleich und leerte das Glas in einem Zug. Patricia griff sofort zu der Flasche, die in einem Eiskübel auf dem Tisch stand, und schenkte nach.

»Wie sieht es aus?«

Bei dieser Frage sah sie ihr Gegenüber aus grünen Augen, mit schräg gelegtem Kopf, an.

Eberhard Wendler schluckte. Patricia Vangaalen trug ein dunkles Kostüm, dessen Jacke geöffnet war. Die weiße Bluse darunter hatte einen tiefen Ausschnitt …

»Bis jetzt hat sich niemand gemeldet«, antwortete er endlich. »Allerdings läuft die Frist erst in einer guten Woche ab. Ich kann freilich net sagen, ob sich bis dahin noch ein Nachfahre des verstorbenen Joseph Gundlach meldet.«

Wendler breitete die Arme aus und machte eine eher hilflos wirkende Geste.

»Ich hoff net, dass dieser Fall eintritt«, fuhr er fort, »aber für alle Fälle sollten Sie sicherstellen, dass uns niemand dazwischenfunkt.«

Patricia trank erneut und leckte sich dann über die vollen roten Lippen. Dieser Anblick ließ den Bürgermeister so nervös zu seinem Glas greifen, dass er es beinahe umgestoßen hätte. Im letzten Moment konnte er das Missgeschick verhindern.

»Ich habe mir da schon meine Gedanken gemacht«, entgegnete Patricia. »Die größte Gefahr, die uns droht ist, dass mein Gegner voreilig davon Wind bekommt, was für ein Geschäft wir beide planen.«

»Also, über meine Lippen kommt kein Wort!«, versicherte Wendler eifrig.

Er wäre ja auch schön dumm, die Provision, die Frau Vangaalen ihm in Aussicht gestellt hatte, durch eine Indiskretion leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

»Die Papiere sind vorbereitet«, erklärte die Unternehmerin. »Aber ich werde Ihren Rat befolgen und vorsichtshalber einen ›Joker‹ ins Spiel bringen. Wundern Sie sich also nicht, wenn in den nächsten Tagen ein Erbe auftaucht …«

Sie lächelte maliziös. Der Bürgermeister verstand sofort.

»Es wird mir eine Freude sein, ihn zu seiner Erbschaft zu beglückwünschen.«

»Und was die Baugenehmigung angeht, wird es keine Probleme geben?«

»Keine!«, versicherte Wendler grinsend. »Meine Fraktion wird geschlossen für den Bebauungsplan stimmen, und was die Deppen von der Opposition angeht – keine Sorge, die steck ich allesamt in die Tasche.«

Patricia Vangaalen nickte zufrieden.

»Wunderbar. Dann haben wir ja alles besprochen.«

Sie erhob sich, Wendler sprang ebenfalls auf.

»Warten Sie ein paar Minuten, bis ich gegangen bin«, wies sie ihn an. »Man weiß nie, wer draußen gerade vorübergeht.«

Vor der Tür schaute sich Patricia kurz um, konnte aber niemanden entdecken, der sie möglicherweise erkannt hätte. Langsam bummelte sie die Einkaufsstraße entlang, schaute in die Auslagen der Geschäfte, beachtete aber kaum, was sie sah.

In Gedanken war sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt.

Endlich! Endlich war es so weit! Jetzt würde sie ihrem Gegner zeigen, wer der Verlierer war!

Lächelnd ging sie weiter und dachte dabei an ihren Erzfeind, den Mann den sie hasste wie die Pest und gleichzeitig liebte und mit jeder Faser ihres Körpers begehrte, wie keinen anderen Mann auf der Welt:

Sebastian Trenker, den guten Hirten von St. Johann. Den Bergpfarrer.

*

Im Pfarrhaus von St. Johann saß Sebastian draußen auf der Terrasse und genoss Kaffee und Kuchen. Beides hatte seine Haushälterin gerade aufgetischt, und selbstredend hatte Sophie Tappert den Kuchen nicht beim Bäcker Terzing gekauft, sondern selbst in der Pfarrküche gebacken.

»Grüß euch, zusammen.« Max trat durch die Tür. Der Bruder des Bergpfarrers, der in St. Johann und dem Wachnertal als Polizist für Recht und Ordnung sorgte, hatte seine wohlverdiente Kaffeepause, die er, wie jeden Wochentag, zusammen mit Sebastian verbrachte.

»Lecker!« Max leckte sich die Lippen, als er den Kuchen sah. Es handelte sich um eine sächsische Eierschecke, nach einem Originalrezept gebacken, das Sophie Tappert vor vielen Jahren aus Dresden mitgebracht hatte.

»Du, sag mal«, wandte sich Max an seinen Bruder, »gibts was Neues, den Gundlach-Hof betreffend?«

Der Geistliche schüttelte den Kopf. Die Frage kam nicht von ungefähr. Sebastian beschäftigte sich seit einigen Tagen mit dem alten, halb verfallenen Bauernhof, der in der Nähe von Engelsbach stand. Sepp Gundlach, der Bauer, war vor mehreren Jahren verstorben, und um den Hof hatte sich niemand gekümmert, weil es scheinbar keine Nachkommen des Bauern mehr gab. Je weiter der Verfall fortschritt, umso ärgerlicher wurde der Anblick, der die ganze Gegend verschandelte.

Als der Bergpfarrer sich deswegen an den Bürgermeister des Nachbarortes wandte, erlebte er eine Überraschung.

»Mir solls recht sein, wenn’s keinen Erben gibt«, erklärte Eberhard Wendler, der Bürgermeister von Engelsbach, fröhlich. »In ein paar Wochen, genau gesagt, in zwei Wochen, läuft die Frist ab, die die Gemeinde einhalten muss. Wenn sich bis dahin niemand meldet und Anspruch erhebt, fällt der Gundlach-Hof der Gemeinde Engelsbach zu.«

Sebastian überwand seine Überraschung schnell. Tatsächlich hatte er nicht an diese Frist gedacht. Jetzt schien es also klar, dass der Hof bald der Gemeinde gehören würde, die damit machen konnte, was sie wollte.

Aber gab es da tatsächlich keinen Erben mehr?

Der gute Hirte von St. Johann mochte es kaum glauben, deshalb setzte er sich mit seinem Amtsbruder, Blasius Eggensteiner, zusammen. Sie forschten im Archiv der Kirchenbücher von St. Anna und stellten fest, dass Joseph Gundlach zumindest eine Schwester hatte, die allerdings vor mehr als zwanzig Jahren aus Engelsbach und dem Wachnertal fortgegangen war.

Lebte sie noch? Oder hatte sie möglicherweise Kinder, die an ihrer Stelle das Erbe antreten konnten?

Nicht ohne Grund beschäftigte Sebastian Trenker diese Frage, denn der Bauernhof stand in unmittelbarer Nähe zu einem großen Hotel, dem »Ransingerhof«.

Anstelle des Hotels, hatte es früher auch einen Bauernhof gegeben, bis sein Besitzer ihn verkauft hatte – ausgerechnet an Patricia Vangaalen!

Der Gedanke, dass die skrupellose Unternehmerin auch noch den Gundlach-Hof kaufen könne, bereitete dem Geistlichen ein paar schlaflose Nächte. Nicht umsonst hatte die Frau ihm gedroht, die von Sebastian immer wieder verhinderte »Wachnertaler Ferienwelt« doch noch zu bauen. Und dafür würden ihr das Grundstück und die Felder, die zum alten Gundlach-Hof gehörten, sehr willkommen sein.

Aus diesem Grund hatte Sebastian mithilfe seiner Schwägerin, Claudia, die in Garmisch Partenkirchen beim ›Kurier‹ arbeitete, Anzeigen in mehreren Zeitungen lanciert.

Erbe gesucht!, lautete die erste Zeile über dem Text.

Darunter folgte eine genaue Beschreibung und der Hinweis, dass sich Nachkommen oder Familienangehörige im Pfarrhaus von St. Johann melden sollten, damit ihr Anspruch auf das Erbe nicht verfalle.

»Nein, bislang net«, antwortete der Bergpfarrer auf die Frage seines Bruders. »Warum fragst?«

Max zuckte die Schultern und nahm sich ein zweites Kuchenstück von der Platte.

»Ich weiß ja net, ob’s von Bedeutung ist«, meinte er, »aber heut Mittag hab ich erst den Bürgermeister Wendler in der Stadt geseh’n, und kurze Zeit später fuhr der Wagen von Frau Vangaalen an mir vorüber …«

Sebastian war wie elektrisiert.

Konnte das tatsächlich nur ein Zufall sein, oder steckte mehr dahinter?

Max erzählte, dass er am Vormittag auf dem Präsidium zu tun gehabt habe. Anschließend sei er kurz in die Stadt gegangen, um etwas zu besorgen. Dabei habe er den Bürgermeister von Engelsbach aus dem Lokal ›Bacchus‹ kommen sehen. Der hatte ihn indes nicht bemerkt, weil Max im Eingang eines Geschäfts stand, das sich schräg gegenüber befindet. Wendler habe sich umgeschaut, als wolle er sichergehen, nicht gesehen zu werden, und sei dann eilig in Richtung Parkhaus gelaufen.

»Ich hab mir nix weiter dabei gedacht«, erzählte der Polizist. »Aber auf der Rückfahrt kam dann die Nobelkarosse von der Vangaalen von der Umgehungsstraße auf die Kreisstraße nach St. Johann gefahren, keine hundert Meter vor mir. Da wurd ich dann doch stutzig. Die Umgehung kommt ja direkt aus der Stadt, also muss sie dort gewesen sein, und weil der Wendler so komisch geschaut hat …«

Sebastian holte tief Luft.

»Ich fürcht, du hattest allen Grund, stutzig zu werden«, sagte er. »Das riecht geradezu nach einem konspirativen Treffen der beiden. Die Frist läuft in der nächsten Woche ab. Wenn sich bis dahin niemand meldet, haben die zwei freie Hand, und wie ich den Wendler einschätz, steckt der die Opposition im Engelsbacher Gemeinderat in die Tasche. Da ist er noch rigoroser als unser Bürgermeister hier.«

Markus Bruckner, der rührige Bürgermeister von St. Johann, war immer bemüht, sein Dorf für den Tourismus noch attraktiver zu machen. Dabei schoss er so manches Mal übers Ziel hinaus und konnte nur mit Mühe von Sebastian Trenker gestoppt werden. Ihm war es überhaupt zu verdanken, dass Patricia Vangaalen immer wieder versuchte, im Wachnertal eines ihrer wahnwitzigen Projekte zu verwirklichen, hatte Bruckner doch vor Jahren den Kontakt mit dieser Frau hergestellt und sie nach St. Johann geholt. Jetzt gab es bereits zwei große Bauwerke, die auf Patricia Vangaalens Konto gingen. Zum einen die ehemalige Schönheitsklinik »Nonnenhöhe«, und das Großhotel »Ransingerhof«. Letzteres gehörte noch zu ihrem Imperium, die »Nonnenhöhe« hatte Patricia Vangaalen durch ihre undurchsichtigen Machenschaften allerdings verloren. Aus der einstigen Schönheitsklinik war nun eine vorbildliche allgemeine Klinik geworden.

»Was wirst denn jetzt machen?«, erkundigte sich der Polizist.

Der Bergpfarrer zuckte die Schultern.

»Das weiß ich noch net«, antwortete er. »Jedenfalls net tatenlos zuschauen, wie die Dame sich den Gundlach-Hof auch noch unter den Nagel reißt!«

*

»Grüß Gott, Burckhard mein Name. Für mich ist ein Zimmer reserviert.«

Marianne Ebener nickte freundlich.

»Grüß Gott. Einen Moment, bitt schön.«

Die junge Haustochter des Hotels »Zum Löwen« in St. Johann, tippte den Namen in die Computertastatur und lächelte dann verbindlich.

»Jawohl, Herr Werner Burckhard aus Konstanz«, sagte sie. »Herzlich willkommen im Wachnertal. Sie haben Zimmer einhundertelf, im ersten Stock.«

Sie drückte auf die Klingel, die den Hausburschen rief und überreichte ihm den Schlüssel. Der Gast hatte nur einen kleinen Koffer bei sich, den der Bursche nahm.

»Sagen Sie, zum Pfarramt …, wie komm ich dahin?«, wollte Burckhard wissen.

Die Haustochter deutete aus dem Fenster. Auf der anderen Straßenseite stand ein kleines Haus.

»Wenn S’ neben dem Haus in die Straße einbiegen, dann kommen S’ nach etwa hundert Metern zum Kirchweg. Den geh’n S’ hinauf, rechts neben dem Friedhof sehen S’ dann ein kleines Gebäude. Da ist die Pfarrgemeinde untergebracht. Allerdings weiß ich net, ob da jetzt jemand ist. Falls net, dann geh’n S’ nach links. Ein Stückl hinter der Kirche finden S’ das Pfarrhaus. Da wird auf jeden Fall die Frau Tappert sein, die Haushälterin unsres Pfarrers.«

Werner Burckhard nickte und legte ein kleines Trinkgeld auf den Tresen der Rezeption. Maria dankte höflich und steckte das Geld in ein dickbauchiges Sparschwein, das hinter ihr auf einem Schrank stand. Im »Löwen« wurden sämtliche Trinkgelder gesammelt und später unter den Angestellten verteilt.

Unterdessen war der Gast dem Hausburschen die Treppe hinauf gefolgt. Zufrieden betrachtete er das Zimmer. Lange würde er hier nicht wohnen, indes spielte der Preis ohnehin keine Rolle – er musste das Zimmer ja nicht aus eigener Tasche bezahlen.

Burckhard machte sich nicht die Mühe, seinen Koffer auszupacken. Er entnahm ihm lediglich eine Ledermappe, die er unter den Arm steckte und verließ das Zimmer wieder.

Als er vor dem Hotel auf die Straße trat, blieb er einen Moment stehen und sah sich um.

Ein kleines Nest, dieses St. Johann, ging es ihm durch den Kopf. Aber ganz hübsch. Vermutlich ließ es sich hier ganz gemütlich leben. Allerdings war das Landleben nichts für Werner Burckhard. Er brauchte die Stadt, den Trubel, das Lebhafte.

Sein Blick fiel auf ein großes Gebäude. Es stand einige Meter entfernt, und in ihm befand sich ein Geldinstitut. Die »Vangaalen Privatbank«, verkündeten goldene Lettern über dem Eingang. Indes ließ Burckhard das Haus links liegen und überquerte die Straße. Rasch fand er den von der Haustochter beschriebenen Kiesweg, der zur Kirche hinaufführte. Werner Burckhard schenkte dem Gotteshaus keinen Blick, es war Jahre her, dass er eines betreten hatte. Stattdessen suchten seine Augen das Gebäude, in dem sich das Pfarramt befinden sollte.