Der lustige Engel - Jürgen Vogler - E-Book

Der lustige Engel E-Book

Jürgen Vogler

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Beschreibung

Lustige und besinnliche Geschichten zu Weihnachten zum Vorlesen.

Das E-Book Der lustige Engel wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Weihnachten,Weihnachtsmann,Lustiger Engel,Weihnachtskugel,Brezel

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Seitenzahl: 59

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Bäckermeister Brezel aus Marzipan

Eine große Tüte Zeit

Der lustige Engel und die alte Weihnachtskugel

Der stille Otto

Das kleine Dorf der Ringelstrümpfe

Die himmlische Konferenz

Der dicke Bauch vom Weihnachtsmann

Der alte Mann mit weißem Bart

Das Feste der Liebe

Bäckermeister Brezel aus Marzipan

Bäckermeister Brezel war einmal wieder brummig. Nur wenige Menschen waren an diesem Morgen in seinen kleinen Laden gekommen, um Brötchen zu kaufen. Zusätzlich hatte der Fabrikbesitzer Schraube sich darüber beschwert, dass das Brot zu hart gewesen wäre. Bäckermeister Brezel war brummig. Als er vor seinem Ladenfenster einen Jungen stehen sah, der sich neugierig an der Scheibe seine Nase plattdrückte, schimpfte er so laut, dass der Junge schnell weglief. Doch am nächsten Tag war er wieder da. Bäckermeister Brezel war zwar immer noch brummig, doch er sah sich den Jungen ein wenig genauer an. Seine Hosen waren geflickt, sein Pullover viel zu groß, und ein nackter Zeh guckte aus den kaputten Schuhen hervor. Und wieder drückte der Junge seine Nase an der Fensterscheibe platt, mit sehnsüchtigem Blick auf die süßen Leckereien. Als der Junge auch am dritten Tag erschien, winkte Bäckermeister Brezel ihn herein, obwohl er eigentlich immer noch brummig war. Nur zögernd betrat der Junge das Geschäft.

„Möchtest du einen Kuchen?" fragte Bäckermeister Brezel fast freundlich. Schüchtern nickte der Junge und zeigte auf einen dicken Schoko-Kopf.

Als der Bäckermeister ihm den Kuchen reichte, sagte der Junge: „Der hat ja gar keine Nase und keine Augen!"

Bäckermeister Brezel guckte ganz verdutzt und fragte belustigt: „Was verstehst du denn vom Backen, du vorwitzige Rotznase?"

„Nicht viel, aber ich würde es gerne lernen", antwortete der Junge und schaute den Bäckermeister mit großen fragenden Augen an. Da sich Bäckermeister Brezel darüber köstlich amüsierte und er dabei seine schlechte Laune vergaß, willigte er ein. So kam der Junge jeden Morgen und half fleißig in der Backstube. Er lernte schnell und konnte schon in kurzer Zeit die schönsten Torten und Bäckereien herstellen.

Eines Tages wurde Bäckermeister Brezel in seiner Mittagsruhe durch herzhaftes Lachen vor seinem Schaufenster gestört. Eilig lief er die Treppe hinunter und sah eine Menschentraube vor seinem Geschäft, die sich köstlich amüsierte.

Als er auf die Straße trat und die Menschen ihn erblickten, klopften sie ihm auf die Schulter, beglückwünschten ihn und riefen immer wieder: „Tolle Idee! Tolle Idee!"

Als die Menschen sich langsam zerstreuten, suchte Bäckermeister Brezel nach dem Grund der Freude in seinem Fenster. Als er ihn entdeckte, schoss ihm die Zornesröte ins Gesicht. Neben den leckeren Torten standen zehn Figuren aus Marzipan, die genauso aussahen wie er selbst. Zehn Bäckermeister Brezel. Nur eben viel kleiner und aus Marzipan. Wütend rief er nach dem Jungen.

„Wer hat die Bäckermeister gemacht?" schnaubte er zornig.

„Ich hab sie gemacht und davon schon 34 Bäckermeister verkauft", antwortete der Junge nicht ohne Stolz. Bäckermeister Brezel war sprachlos und auch gar nicht mehr brummig. Verwundert stellte er fest, dass der Junge in den nächsten Wochen und Monaten immer neue Figuren aus Marzipan fertigte, die genauso aussahen wie die Menschen in der Stadt. So gab es sehr bald neben dem Bäckermeister Brezel aus Marzipan auch den immer lustigen Schornsteinfeger Schwarz und die warmherzige Lehrerin Fräulein Penne zu kaufen. „In unserer Stadt kann man den Schornsteinfeger sogar vernaschen!" und „Fräulein Penne hab ich zum Knabbern gern!" scherzten die Leute und freuten sich immer wieder über die liebenswerten Figuren.

Als die Weihnachtszeit nahte, sagte Bäckermeister Brezel: „Jetzt müssen wir Weihnachtsengel und Weihnachtsmänner machen." Fröhlich begann der Junge mit der Arbeit. Und siehe da, auch die Weihnachtsengel und Weihnachtsmänner sahen aus wie die lieben Menschen in der Stadt. So standen bald auch der beliebte Bürgermeister Wichtig als Weihnachtsmann und die fleißige Zeitungsfrau Schnellschritt als Weihnachtsengel im Schaufenster von Bäckermeister Brezel. Zur Freude vieler Menschen.

Drei Tage vor Weihnachten erschien der immer unwirsche Fabrikbesitzer Schraube im Laden von Bäckermeister Brezel und rief: „Ich will 100 Weihnachtsmänner aus Marzipan mit meinem Gesicht haben." Bäckermeister Brezel guckte zuerst den Fabrikbesitzer und dann den Jungen fragend an. Doch der Junge schüttelte den Kopf. „Ich bekomme immer, was ich will", brüllte der Fabrikbesitzer Schraube mit hochrotem Kopf.

Doch der Junge schüttelte wieder den Kopf und sagte dann ganz leise: „Nur liebe Menschen können auch Weihnachtsmänner und Weihnachtsengel werden." Diese Nachricht verbreitete sich in der Stadt wie ein Lauffeuer. Viele Menschen nickten zustimmend, manche wurden nachdenklich, und Bäckermeister Brezel machte in den folgenden Monaten erstaunliche Beobachtungen. Griesgrämige wurden freundlich, Rücksichtlose wurden aufmerksam und Unartige wurden lieb. Als er dafür keine Erklärung fand, verriet ihm der immer fröhliche Schornsteinfeger Schwarz das Geheimnis der seltsamen Wandlung der Menschen in der Stadt: „Sie wollen doch auch alle gerne Weihnachtsengel und Weihnachtsmänner aus Marzipan werden." Tatsächlich, als es wieder einmal kurz vor Weihnachten war, standen viel mehr Menschen aus der Stadt als Weihnachtsengel und als Weihnachtsmann im Schaufenster und auf den Regalen in Bäckermeister Brezels Geschäft. Als zwei weitere Jahre ins Land gegangen waren, konnte man sogar Fabrikbesitzer Schraube als Weihnachtsmann aus Marzipan kaufen. Denn auch er war inzwischen ein liebenswerter Mann geworden, der bereits fünf Kindergärten eingerichtet und viel Gutes für die Stadt getan hatte.

Der kleine Laden von Bäckermeister Brezel platzte jetzt aus allen Nähten, da es kaum noch jemanden aus der Stadt gab, den man nicht als Weihnachtsmann oder Weihnachtsengel aus Marzipan bei ihm kaufen konnte. Doch das störte Bäckermeister Brezel nicht. Er freute sich mit den Menschen über die lustigen Figuren, die genauso aussahen wie die Menschen in Natur, nur viel kleiner und aus Marzipan. Und Bäckermeister Brezel war auch nie mehr brummig.

Eine große Tüte Zeit

Immer wenn die kleine Lara mit ihrer Mutter in die große Stadt zum Einkaufen fuhr, besuchte sie ihren Onkel Bernhard. So auch in der Adventszeit, in der sich ganz besonders viele Menschen durch die Straßen drängelten. Onkel Bernhard war der Chef einer riesengroßen Fabrik, die Kugellager herstellte. Lara wusste zwar nicht so genau, was Kugellager waren, aber es musste schon etwas ganz Bedeutendes sein, denn Onkel Bernhard war ein wichtiger und viel beschäftigter Mann.

Ganz besonders wohl fühlte sie sich immer bei Frau Plump. Das war Onkel Bernhards Sekretärin. Diese freundliche kugelrunde Frau kochte Lara bei jedem Besuch zunächst einmal einen großen Topf voll Kakao. Gleichzeitig überreichte sie dem kleinen Mädchen wie einer Kollegin ihre „Schreibunterlagen“, die aus großen weißen Bögen Papier und Malstiften bestanden. Über die Sprechanlage teilte sie Onkel Bernhard mit, dass Lara eingetroffen wäre.

„Soll noch warten“, konnte Lara aus dem schwarzen Kasten auf dem Schreibtisch hören.

Nach einer Weile, Frau Plump hatte das Büro gerade verlassen, schlich Lara zu der dicken Chefzimmertür und öffnete sie ganz leise. Durch den Türschlitz sah sie Onkel Bernhard am Schreibtisch sitzen und mit erregter Stimme telefonieren. Als Lara gerade wieder die Tür schließen wollte, da Onkel Bernhards Stimme noch etwas lauter wurde, entdeckte er sie und winkte sie herein. Er legte den Hörer mit einem knurrigen Gruß auf und kam auf die Kleine mit ausgestreckten Armen zu. Zunächst hob er Lara auf den Arm, küsste sie auf die Wange und sagte wie jedes Mal bei ihren Besuchen: