Dich halten (Stark 5) - J. Kenner - E-Book
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Dich halten (Stark 5) E-Book

J. Kenner

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Beschreibung

Nikki genießt das Prickeln an der Seite ihres attraktiven Ehemanns Damien Stark und die Stunden voller Lachen mit ihren beiden Töchtern. Doch gerade als das Glück vollkommen zu sein scheint, ziehen dunkle Wolken auf. Ein Unbekannter verfolgt Nikki, und die Geheimnisse ihrer Vergangenheit drohen ans Tageslicht zu kommen. Mehr denn je müssen Nikki und Damien an ihre große Liebe und das Feuer zwischen sich glauben, um das zu schützen, was ihnen am Wichtigsten ist.

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Der Roman

Nikki genießt das Prickeln an der Seite ihres attraktiven Ehemanns Damien Stark und die Stunden voller Lachen mit ihren beiden Töchtern. Doch gerade als das Glück vollkommen zu sein scheint, ziehen dunkle Wolken auf. Ein Unbekannter verfolgt Nikki, und die Geheimnisse ihrer Vergangenheit drohen ans Tageslicht zu kommen. Mehr denn je müssen Nikki und Damien an ihre große Liebe und das Feuer zwischen ihnen glauben, um das zu schützen, was ihnen am wichtigsten ist.

Die Autorin

Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.

Die Serie

Romane mit Nikki und Damien Stark

Dir verfallen (Stark 1)

Dir ergeben (Stark 2)

Dich erfüllen (Stark 3)

Dich lieben (Stark 4)

Dich halten (Stark 5)

Erzählungen mit Nikki und Damien Stark

Dich befreien (Stark Novella 1)

Dir gehören (Stark Novella 2)

Dir vertrauen (Stark Novella 3)

Dich begehren (Stark Novella 4)

Dich beschenken (Stark Novella 5)

Dich besitzen (Stark Novella 6)

Dich berühren (Stark Novella 7)

Dich fühlen (Stark Novella 8)

Dich erleben (Stark Novella 9)

Erzählungen aus der Stark-Welt

Zähme mich (Jamie & Ryan) (Stark Friends Novella 1)

Verführe mich (Jamie & Ryan) (Stark Friends Novella 2)

Halte mich (Sylvia & Jackson) (Stark Friends Novella 3)

J. Kenner

Dich

HALTEN

(Stark 5)

Roman

Aus dem Amerikanischen von Charlotte Beck

Diana

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Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2018 by Julie Kenner

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Lost With Me bei

Martini & Olive Books.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2019 by Diana Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Janine Malz

Covergestaltung: t. mutzenbach design

Covermotiv: nereia / shutterstock.com

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

ISBN 978-3-641-23961-9V002

www.diana-verlag.de

Kapitel 1

Ich stehe auf der Holzterrasse meines Bungalows mit Meerblick, die beschwingten Noten von Mozarts Rondo Alla Turca erklingen, der schnelle Rhythmus der Warteschleifenmusik passt nicht zu der relativen Ruhe des Pazifiks, der sich vor mir ausbreitet. Ich drücke mit den Fingerspitzen auf das Headset in meinem Ohr, presse es beim Warten fester in die Muschel, dann greife ich wieder ans Geländer vor mir, während ich auf das Meer schaue und die Schönheit in mir aufnehme, die sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckt.

Um kurz nach zehn hat der Himmel bereits die orange- und lilafarbenen Nuancen des Morgens verloren und legt sich wie eine himmelblaue Decke über ein tanzendes Meer, das im hellen Licht der aufgehenden Sonne glitzert.

Die schönen Künste sind mir nicht fremd – das wäre unmöglich, wo ich doch mit einem Mann wie Damien Stark verheiratet bin, der Kunst liebt und das Geld hat, sich zu kaufen, was ihm gefällt. Und als ich diese unglaubliche Aussicht genieße, kommen mir zwei Gedanken. Erstens: Kein Gemälde und keine Fotografie könnten jemals die Herrlichkeit dieses Ausblicks wiedergeben. Und zweitens: Ich wurde vom Schicksal reicher bedacht, als ich jemals zu hoffen gewagt hatte, und ich bin jeden Tag dankbar für das Leben, das ich nun habe und das sich so sehr von dem Horror damals in Texas unterscheidet.

Ich habe meine Kinder. Mein Zuhause. Meine Arbeit. Diese Aussicht.

Und Damien, denke ich und erschaudere wonnig vor Lust. Vor allem habe ich Damien. Meinen Ehemann, meinen Liebhaber, mein Herz.

Ich atme langsam aus, genieße bewusst den Augenblick. Heute ist ein guter Tag. Ein leichter Tag, und es fühlt sich an, als hätte ich dazu beigetragen. Schließlich hatte es nach unserem Trip nach San Francisco vor einigen Monaten eine Kluft zwischen Damien und mir gegeben. Sie war nicht tief – ich weiß nicht, ob es jemals eine Kluft zwischen uns geben könnte, die tief oder unüberbrückbar wäre, und wenn das so wäre, würde mich der Schmerz dieser Trennung umbringen. Aber er hat mir Geheimnisse vorenthalten. Er hat versucht, mich zu beschützen.

Ein ironisches Lächeln umspielt meinen Mund. Ich verstehe, warum er so gehandelt hat, doch Geheimnisse zwischen uns haben noch nie gut funktioniert. Und natürlich schuldet er mir nun eine Wiederholung dieses Ausflugs.

Ich überlege, wann wir uns beide Zeit für eine kleine Auszeit an der Küste freischaufeln könnten, als Abby außer Atem wieder in die Leitung zurückkehrt: »Sorry! Sorry! Ich hatte nicht gedacht, dass es so lange dauert. Diesen Code zu debuggen wird mich noch umbringen.«

Meine Firma, Fairchild & Partners Development, entwirft und implementiert Unternehmenssoftware sowie Apps für das Internet und Smartphones – sowohl für den geschäftlichen als auch für den Unterhaltungsbereich. Derzeit rauft sich Abby wegen Mommy’s Helper die Haare, einer von ihr entwickelten, vermeintlich unkomplizierten App, die Erinnerungen, Terminplanung, Audio- und Videoüberwachung, direkte Kommunikation mit Babysittern und andere hilfreiche Dienste für Eltern miteinander verbindet. Wir haben in den letzten beiden Wochen Beta-Tests durchgeführt, und der offizielle Veröffentlichungstermin steht kurz bevor.

Klar, je näher er rückt, desto mehr Fehlerchen tauchen auf, doch Abby ist eine brillante Programmiererin, die bislang jede Schwierigkeit gemeistert hat. Wenn sie nun Probleme hat, muss es diese Codereihe tatsächlich in sich haben.

»Konnte Travis dir nicht helfen?«, frage ich und meine damit unseren neusten Angestellten.

»Eigentlich nicht.« Stille hängt zwischen uns, und sie spricht schnell weiter. »Ich meine, er hat so viel zu tun, dass ich ihn nicht gefragt habe.«

Ich presse die Handflächen wie zum Gebet aneinander und fasse mir grübelnd ans Kinn, wäge ab, ob ich schweigen oder etwas sagen soll. Schweigen ist einfacher, aber das hier ist meine Firma, und einer muss ja erwachsen sein, wenn es meine Angestellten schon nicht hinbekommen.

Partner, korrigiere ich mich. Abby hat bloß eine zehnprozentige Beteiligung an der Firma, ist aber ganz offiziell meine Partnerin. Ich habe sie angestellt, als mir die Doppelbelastung als Firmeninhaberin und junge Mutter zu viel wurde, und habe diesen Schritt nicht bereut. Denn sie ist nicht nur eine verdammt gute Programmiererin, sie ist auch verlässlich. Wenn sie sagt, dass sie etwas kann, kann sie es auch. Wenn sie unsicher ist oder etwas vergeigt, sagt sie Bescheid. Und sie spielt keine Spielchen am Arbeitsplatz.

Beziehungsweise hat sie es bislang nicht gemacht.

Seufzend nehme ich auf einem gepolsterten Terrassenstuhl Platz. Ich trage einen schwarzen Bikini mit einer durchscheinenden Bluse und einem großen Tuch, das ich mir als Sarong um die Hüfte gewickelt habe. Als ich mich hinsetze, werden durch den Schlitz meine nackten Oberschenkel sichtbar, die beide mit Narben übersäht sind. Abrupt schließe ich die Beine und lege mir das Tuch wieder über. Dann zwinge ich mich, über Abby nachzudenken. Nicht über meine Vergangenheit und ganz sicher nicht über die Rede, die ich morgen früh halten werde.

Nur Abby.

»Ich schick dir den Code rüber«, sagt sie. »Und dann kannst du noch einmal selbst Hand anlegen, okay?«

»Das ist eine Option. Oder du könntest Travis bitten. Wenn ich mich richtig erinnere, gehört das Debuggen zu den Hauptaufgaben seines Arbeitsbereichs.« Ich höre den mütterlichen Unterton in meiner Stimme, kann ihn aber nicht zurückhalten. »Und weil du noch nicht um seine Hilfe gebeten hast, vermute ich, dass du entweder zu stolz bist – was in dieser Firma nicht geduldet wird – oder du nicht an dieser dunklen Wolke vorbeikannst, die sich zwischen euch geschoben hat. Und auch das wird nicht geduldet.«

»Ach, verdammt.« Kaum hörbar murmelt sie irgendwelche Flüche vor sich hin, die vermutlich nicht für meine Ohren bestimmt sind, und holt dann tief Luft. »Es tut mir leid, Nikki«, sagt sie und hört sich wieder wie die professionelle Kraft an, die ich kenne. »Ich wollte nicht, dass sich unsere persönlichen Probleme auf die Arbeit auswirken.«

Ich fahre mir mit den Fingern durchs Haar und denke nach. Ich bin mir sicher, dass es in den ersten Wochen nach seiner Einstellung zwischen beiden gefunkt hat. Nun sind diese Funken einer unangenehmen Spannung gewichen, die offenbar eine Zusammenarbeit zwischen beiden unmöglich macht.

Widerstrebend stehe ich auf, denn mir ist bewusst, was ich tun muss, aber es gefällt mir ganz und gar nicht. »Ich weiß zwar nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber ich weiß, dass es sich auf eure Arbeit auswirkt. Auf deine zumindest, Abby. Soweit ich das beurteilen kann, macht Travis die Arbeit, die ihm aufgetragen wurde. Aber ich habe dich als Partnerin eingestellt, weil ich dachte, du wärst der Aufgabe gewachsen. Und das bedeutet, dass du über das hinwegkommen musst, was zwischen euch vorgefallen ist.«

»Ich weiß.«

»Wir sind so wenige, ich hätte nie gedacht, dass ich Regeln fürs Dating innerhalb der Firma aufstellen muss …«

»Wir hätten nie …«

»… und ich glaube auch nicht, dass wir jetzt solche Regeln brauchen. Aber vielleicht entscheide ich mich um, wenn ihr beiden das nicht klärt.«

Eigentlich bin ich nicht so viel älter als die fünfundzwanzigjährige Abby. Doch im Augenblick scheinen noch Welten zwischen uns zu liegen. Ich habe so viel erlebt – Gutes wie Schlechtes –, und Abby wirkt in vielerlei Hinsicht noch wie ein Mädchen aus der Kleinstadt, obwohl sie schon vor Jahren als Erstsemesterstudentin an die UCLA nach L. A. gekommen ist.

»Kannst du das Problem aus der Welt räumen? Oder müssen wir uns von Travis trennen?« Ich beiße mir auf die Lippe, während ich auf ihre Antwort warte und hoffe, dass sie meinen Bluff nicht bemerkt.

Glücklicherweise entgegnet sie rasch: »Nein, nein, er ist ein echter Gewinn für die Firma. Und es ist wahrscheinlich mein – ach egal. Also, ich frage ihn, ob er mir bei diesem Teil des Codes helfen kann.«

»Woran arbeitet er gerade?«

»Er geht alle Supportanfragen durch, die wir diesen Monat für die Smartphone-App bekommen haben, und beauftragt unsere Freelancer mit der Fehlerbehebung, wenn es sich um einen wirklichen Fehler handelt. Aber er sollte Zeit zum Helfen haben. Und du hast recht. Er ist spitze. Bestimmt findet er eine Lösung.«

Mein ganzer Körper erschlafft vor Erleichterung. Ich musste mich seit der Firmengründung nicht viel mit Managementfragen auseinandersetzen – wahrscheinlich, weil ich lange ein Einfraubetrieb war – und klopfe mir mental auf die Schulter, weil ich das erfolgreich gemeistert habe.

Ganz ehrlich, ich hätte nicht abwarten sollen, bis die Spannungen zwischen den beiden diesen Punkt erreichen. Aber das ist der negative Aspekt daran, dass ich in diesem Bungalow arbeite – ich verbringe weniger Zeit mit meinen Mitarbeitern als damals, als sich mein Büro noch in Studio City befand, was bedeutet, dass ich die Stimmung zwischen ihnen seltener mitbekomme.

Positiv ist natürlich, dass ich näher an zu Hause bin. Tatsächlich sind es nur wenige Schritte, weil sich der Bungalow, den ich seit knapp zwei Jahren als Büro nutze, am tiefsten Punkt unseres Anwesens in Malibu befindet.

Ganz am Anfang, als wir miteinander ausgegangen waren – oder vielmehr, als mir Damien eine Million Dollar für ein Nacktporträt gezahlt hatte, das nun in unserem offenen Wohnbereich in der zweiten Etage hängt –, war er fast fertig mit dem Bau der atemberaubenden, in den Hang geschmiegten Villa, die nun unser Zuhause ist. Damals wie heute war für mich der einzige Nachteil an diesem Ort die Entfernung zum Strand. Das Haus liegt am Hang, bietet eine atemberaubende Sicht und jeden nur vorstellbaren Komfort, von einem Infinity-Pool bis hin zu einem Hubschrauberlandeplatz. Wenn man aber am Strand flanieren möchte, muss man zunächst einen gewundenen Schotterpfad entlanggehen. Man kann nicht vom Hintereingang auf den Sand treten, denn obwohl das Grundstück eigentlich am Strand liegt, grenzt das Haus nicht daran.

Und hier kommt mein Mann ins Spiel, der von einem Architekten diesen Bungalow als Geschenk für mich gestalten ließ. Und obwohl das Gebäude anfangs nur eine Erweiterung unseres Zuhauses war, verwende ich ihn nun als Büro – ein wundervolles Arrangement, da es mir erlaubt, nah bei unseren Töchtern Anne und Lara zu sein, selbst wenn ich wahnsinnig viel um die Ohren habe.

Das wird allerdings in wenigen Tagen ein Ende haben, wie mir Abby mit ihrer nächsten Frage in Erinnerung ruft. »Also sehen wir uns nachher im Büro?«

»Das ist der Plan. Ich möchte schließlich, dass Travis, Marge und du mit euren Büros zufrieden seid.« In gut einer Stunde treffe ich mich in einer Bäckerei in der Nähe mit einer Journalistin, die einen kleinen Artikel über mich schreiben will. Dann gehe ich mit meiner besten Freundin Jamie Mittag essen, bevor ich noch einige Erledigungen mache und unter anderem zum neuen Büro fahre, um das neuste Mängelprotokoll durchzugehen.

»Hört sich gut an«, sagt sie. »Weißt du, ich dachte, ich würde es schade finden, nun, da der Termin näherrückt. Klar, im Schlafanzug arbeiten und nicht zur Arbeit fahren ist toll, aber ich freue mich wirklich darauf, wieder ins Büro zu gehen. Ich fange schon an, mit meinen Wollmäusen zu sprechen.«

»Lass deine ungewöhnlichen Haustiere bitte daheim«, ermahne ich sie. »Aber vielleicht können wir uns auf einen weniger förmlichen Dresscode einigen.«

Abby quittiert meinen Witz mit einem wenig damenhaften Schnaufen. »Ich schicke dir die Liste mit den aktiven Projekten, sobald wir aufgelegt haben«, verspricht sie. »Sie ist unendlich lang, was gut ist – weil es bedeutet, dass wir unsere Sache sehr gut machen.«

»Schon, oder?« Wir mieten uns unter anderem deswegen neue Büroräume, weil es so gut läuft. Mein früheres Büro hatte ich kurz nach Annes Geburt verkauft, als ich mich entschieden hatte, im Bungalow zu arbeiten. Damals gab es nur mich, Abby und Marge, unsere Sekretärin/Bürokraft/Mädchen für alles. Abby hat seither hauptsächlich von zu Hause gearbeitet, und Marge hat sich die Zeit zwischen Homeoffice und Bungalow aufgeteilt.

Nun ist Anne fast zwei, unsere Kundenliste wächst, wir haben ein zuverlässiges Team von Freelancern, und wir suchen noch nach mindestens einem Programmierer in Vollzeit, einer Führungskraft im Marketing und einem Manager für Kundenentwicklung. Und was noch wichtiger ist: Die Einnahmen sind nicht nur gewachsen, sondern steigen ziemlich steil nach oben.

»Wow«, sagt Abby.

»Was denn?«

»Ich weiß nicht, ob ich mich noch daran erinnere, wie man sich schminkt.«

»Lügnerin«, entgegne ich und bringe sie zum Lachen. »Du legst selbst Make-up auf, um einkaufen zu gehen.«

»Da haben wir wohl etwas gemeinsam.«

Dem kann ich nichts entgegnen. Ich habe hart daran gearbeitet, jede Lektion aus dem Handbuch des Lebens der Elizabeth Fairchild aus meinem Gedächtnis zu löschen, aber in dem Punkt hat meine Mutter gewonnen: Ich schaffe es nicht, aus dem Haus zu gehen, ohne so gut wie möglich auszusehen. »Ich glaube, deswegen sind wir so ein gutes Team.«

»Bis Mittwoch«, sagt sie und meint den ersten Tag in unserem neuen Büro.

»Es gibt Kuchen«, verspreche ich.

»Dann sehe ich zu, dass ich pünktlich bin.«

Ich verdrehe die Augen, was sie natürlich nicht sehen kann.

»Soll ich Travis bitten, an den Updates von Greystone-Branch zu arbeiten?«, fragt Abby. »Oder denkst du, wir sollten damit warten, bis wir zusätzliches Personal eingestellt haben?«

»Wir können damit eine Woche warten. Lass uns schauen, wie die Vorstellungsgespräche am Dienstag und Freitag verlaufen.« Wir haben schon seit einer Weile die Fühler ausgestreckt und nun fünf potenzielle Programmierer zum Gespräch in unsere neuen Räumlichkeiten eingeladen, sowie Bewerber für andere Stellen.

»Hört sich gut an. Ach, und Marge und ich kommen beide zum Brunch. Travis auch. Wir freuen uns alle sehr.«

»Das ist toll.« Ich schlucke und fühle mich ein wenig schuldig, dass ich sie nicht persönlich eingeladen habe. Ich hatte zugestimmt, dass die Stiftung Stark Children’s Foundation allen meinen Angestellten eine Einladung schickt – schließlich spendet das Unternehmen regelmäßig an die SCF –, aber ich hatte nicht darüber nachgedacht, dass sie bei meiner Rede tatsächlich im Publikum sitzen würden.

Diese Aussicht ist erschreckend, und ich lasse mich langsam in den Stuhl sinken, verspüre erneut Angst, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Dass der Samstag völlig in die Hose geht.

»Nikki?«

»Tut mir leid. Die Verbindung war schlecht. Du meintest, ihr kommt alle zusammen?«

»Wir freuen uns sehr.«

»Ich mich auch«, lüge ich. Oder zumindest lüge ich teilweise. Ich freue mich sehr wohl. Es ist eine Ehre, beim jährlichen Brunch der Stiftung sprechen zu dürfen. Aber ich fürchte mich auch zu Tode.

Ich will das Gespräch gerade beenden, als Abby sich räuspert und sagt: »Ich würde gern noch eine Sache sagen.«

Etwas in ihrer Stimme lässt mich erschaudern, und ich zögere, bevor ich mit einem lang gezogenen »Okay« antworte, das zeigt, dass eine schlechte Nachricht auf mich wartet.

»Nein, nein«, sagt sie rasch. »Es ist nichts Schlimmes. Ich wollte dir nur mitteilen, dass wir heute eine neue Bewerbung für die Stelle als Programmierer bekommen haben. Brian Crane. Du hast mal mit ihm zusammengearbeitet, oder?«

Ich verziehe das Gesicht und bin froh, dass sie es nicht sehen kann. Brian hat mit mir bei C-Squared gearbeitet. Meine tiefe Abneigung gegen dieses Unternehmen und alle, die damit zu tun hatten, rührt daher, dass der Inhaber, Carl Rosenfeld, ein absoluter Arsch war, was leider auch auf meine Kollegen abfärbte. Brian war schon damals ein solider Programmierer, und ich kann nur vermuten, dass er inzwischen besser geworden ist. »Leite sie mir weiter, dann schaue ich sie mir mal an. Auch wenn ich vielleicht nur neugierig bin, was er so in der Zwischenzeit getrieben hat.«

Nachdem sie es mir zugesagt hat und auflegt, atme ich tief und lange ein. Brian Crane. Der Mann interessiert mich nicht besonders, aber Carl weckt alle möglichen Gefühle, allen voran elende Abneigung.

Aber vielleicht bin ich unfair ihm gegenüber. Wenn Carl nicht gewesen wäre, wären Damien und ich schließlich vielleicht nie zusammengekommen.

Mein Telefon klingelt, und ich tippe auf das Headset in meinem Ohr: »Was hast du vergessen?«, frage ich, weil ich mir sicher bin, dass es Abby ist.

Aber es ist nicht Abby. Es ist Damien.

»Vergessen?« Seine klangvolle und sinnliche Stimme bringt mein Blut in Wallung, lässt meinen Körper mit mindestens so viel Aufmerksamkeit erbeben, als würde er neben mir stehen, mit einem Blick aus seinen dunklen Augen über mich hinwegfahren und mich völlig elektrisieren. Ich bemerke, dass ich stehe, als hätte mich die Kraft seiner Stimme auf die Füße gehoben. »Ich glaube nicht, dass ich jemals etwas vergessen habe, das mit dir zu tun hat.«

»Das ist gut zu wissen, Mr. Stark.« Meine Stimme klingt rau und ist voller Verlangen. Und als mir die kühle Meeresbrise über meine inzwischen heiße Haut fährt, stellen sich meine Nippel unter dem Bikinioberteil auf.

Selbst nach so vielen gemeinsamen Jahren – selbst nach zwei Kindern und schlaflosen Nächten und Wutanfällen von Kleinkindern – brauche ich nur ein Wort von Damien, und ich schmelze dahin. Manchmal frage ich mich, ob das brodelnde Verlangen zwischen uns jemals abkühlen wird, aber ich glaube eigentlich nicht daran.

»Erzähl mir, was du denkst.«

Ich schließe die Augen, male mir aus, wie er vor mir steht, groß und schlank und fordernd. »Ich habe gerade an dich gedacht«, gebe ich zu. »Du solltest wissen, dass ich immer an dich denke.«

»Dann haben wir noch eine Sache gemeinsam, Ms. Fairchild.«

»Ich heiße Mrs. Stark, vielen Dank auch.« Ich weiß, dass er das Lachen in meiner Stimme hören kann.

»Ja, das stimmt«, sagt er. »Und mir gefällt der Klang davon sehr. Woran genau hast du gedacht?«

»An diesen ersten Abend bei Evelyn zu Hause. Und auch wenn Carl eine miese kleine Ratte ist: Wenn ich in jener Nacht nicht für ihn gearbeitet hätte, wären wir nie zusammengekommen.«

»Das wären wir wohl«, sagt er und klingt äußerst bestimmt. »Wenn ich erfahren hätte, dass Sie in L. A. sind, hätte ich Sie ausfindig gemacht. Darauf können Sie wetten, Mrs. Stark. Wir sind ein Teil voneinander, Nikki. Wir gehören zwangsläufig zusammen, du und ich. Und Carl Rosenfeld war bloß ein Statist auf der Bühne unseres gemeinsamen Lebens.«

Ich lausche seinen wahren Worten und seufze glücklich. Er hat natürlich recht. Irgendwie hätten wir einander gefunden. »Woran hast du gedacht?«, frage ich.

»Dass ich dich seit über sechzig Stunden nicht gesehen habe und dass wir – wenn ich heute Abend nach Hause komme – schon gefährlich nah an siebzig Stunden sind.«

»Das ist viel zu lang«, stimme ich zu. Damien ist früh am Dienstagmorgen nach Chicago geflogen. Nun ist Freitag. Und obwohl er heute früh nach L. A. zurückgekommen ist, ist er gleich ins Büro gefahren.

»Glücklicherweise habe ich eine sehr lebendige und sehr bildliche Vorstellungskraft.«

»Wirklich?« Angesichts der Hitze in seiner Stimme ist mein Mund wie ausgetrocknet. »Was hast du dir vorgestellt?«

»Meine Frau, nackt, keuchend und verzweifelt in unserem Bett. Wie mein Schwanz steif wird, während ich sehe, wie sie die Lippen öffnet und sich aufbäumt, wenn sie kurz vorm Explodieren ist. Wie sie sich an meinem Gesicht reibt, während ich ihre wundervolle Pussy lecke.«

»Mein Gott, Damien.« In meiner Stimme liegt so viel Lust, dass ich die Worte kaum herausbekomme, und ich presse die Beine in einem vergeblichen Versuch aneinander, das pulsierende Verlangen zwischen meinen Oberschenkeln zu unterdrücken.

»Ich will, dass du auf mich wartest. Aber nicht im Haus. Ich will dich ganz für mich allein.«

Ich nicke stumm, was lächerlich ist, weil er mich nicht sehen kann.

»Ich komme zu dir in den Bungalow«, sagt er. »Ich will dich nackt, dein Körper über das Geländer gebeugt, während ich dich von hinten ficke, meine Hände auf deinen Brüsten und mein Gesicht in deinem seidigen Haar. Ich will, dass du unter mir erbebst, deine Haut vor Verlangen brennt. Ich will es in die Länge ziehen, dich kurz davor, aber nicht zum Kommen bringen. Bis der Augenblick gekommen ist, wenn die Sonne schließlich untergeht und die letzten orange- und lilafarbenen Sprenkel am Himmel leuchten, dann bringe ich dich in meinen Armen zum Kommen.«

Meine Beine sind inzwischen Wackelpudding, und ich setze mich wieder auf den Stuhl. »Verdammt, Damien. Ich glaub, ich bin gerade gekommen.«

Ich werde von seinem leisen Lachen belohnt. »Drei Tage sind so verdammt lang. Ich erhebe Anspruch auf dich, Nikki. Markiere mein Territorium. Heute Nacht nehme ich mir, was mir gehört.«

»Ja«, flüstere ich. »Gott sei Dank, ja.«

»Und nachdem wir beide wieder atmen können, will ich Hand in Hand mit dir zum Haus gehen, damit ich unsere Mädchen sehen kann.«

»Sie haben dich vermisst«, sage ich und fühle Glück, das sich wie eine Decke um mich legt.

»Ich habe sie auch vermisst.« Er räuspert sich. »Früher bin ich gern gereist. Nun ist es bei jedem Wegfahren so, als würde man mir Gliedmaßen abtrennen.«

»Für uns auch«, sage ich. »Natürlich komme ich zurecht«, sage ich beschwingt. »Gestern Abend zum Beispiel war ich nicht allein bei uns im Bett.«

»Aha? Hat da etwa eine junge Dame so lange verhandelt, bis sie auf meiner Bettseite schlafen durfte?«

»Ganz der Papa«, sage ich. »Die Kleine wird später mal große Projekte an Land ziehen.« Laura wird in ein paar Wochen vier und ist bereits jetzt eine sehr gute Manipulatorin.

»Sie meinte, sie würde mir Gesellschaft leisten, damit ich nicht traurig bin, dass Daddy weg ist. Wie hätte ich da ablehnen können?«

»Mir wäre es nicht anders gegangen, die Bitte hätte ich ihr auch nicht abschlagen können.« Einen Augenblick lang ist er ruhig, die Stille hängt schwer zwischen uns. »Ich habe meine drei Mädels diese Woche vermisst.«

»Wir dich auch. Ganz schlimm sogar. Musst du nächste Woche wieder dorthin?« Ich versuche, normal zu klingen, aber ich kenne die Antwort bereits, und sie gefällt mir nicht. Damien ist lediglich wegen einer Reihe Meetings zurück nach L. A. gekommen, die nicht verschoben werden konnten. Aber wenn die Krise in Chicago nicht gelöst wurde, fürchte ich, werde ich Damien am nächsten Montag wieder einen Abschiedskuss am Santa Monica Airport geben.

»Das ist unter anderem der Grund, weshalb ich anrufe. Um dich vorzuwarnen, dass ich nächste Woche meine Bettseite zurückhaben möchte. Da wird deine Bettgenossin leider enttäuscht sein.«

»Dass Daddy zu Hause ist? Auf keinen Fall.« Mir ist, als wäre mir eine zentnerschwere Last vom Herzen gefallen, weil er nicht wieder wegfliegen wird, und erst als ich merke, dass mein Lächeln mir in den Wangen schmerzt, wird mir klar, wie sehr ich mich vor Damiens erneutem Abflug am Montag gefürchtet habe.

»Was machst du gerade?«, fragt er.

»Abgesehen davon, dass ich mit meinem Mann spreche? Ich habe vor deinem Anruf mit Abby telefoniert. Im Augenblick genieße ich einfach die Aussicht.«

»Was für ein Zufall«, sagt er. »Genau wie ich.«

Ich stelle ihn mir vor der bodentiefen Fensterfront seines Penthouse-Büros im Stark Tower vor. Seinen langen und schlanken Körper, sein mitternachtsschwarzes Haar, das im Morgenlicht schimmert. Ein moderner Gladiator, der in seinem maßgeschneiderten Anzug auf seinen Machtbereich herabschaut.

»Du bist so verdammt schön«, sagt er, und ich brauche eine Minute, bis mir klar wird, was er meint. Er blickt nicht aus dem Fenster. Er schaut mich an.

Ich drehe mich um, drehe mich mit dem Rücken zum Meer, damit ich in den Bungalow schauen kann. Doch er ist nicht da, und als ich konsterniert die Stirn runzele, gluckst er leise.

Die Sicherheitskameras.

Nun wende ich mein Gesicht bewusst der Kamera an einer Ecke des Dachs zu. Ich neige den Kopf und stemme eine Hand in die Hüfte. »Solltest du nicht ein Imperium leiten?«

»Das steht definitiv auf der Tagesordnung. Im Augenblick bringe ich mich in Stimmung dafür, die Welt zu unterwerfen.«

Er betont das letzte Wort, und ich blicke keck in die Kamera. »In diesem Fall, Mr. Stark, freue ich mich darauf, Sie heute Abend zu sehen. Obwohl …«

»Obwohl?«

Ich lächele unschuldig. »Ich wollte einen kleinen Strandspaziergang machen, bevor ich Jamie zum Mittagessen treffe. Ein wenig Sonne tanken, mich etwas entspannen. Du weißt schon …«

»Hört sich nach einer ganz wunderbaren Art der Entspannung an.«

»Ja, das schon«, stimme ich zu und drehe mich dann um, damit er meinen Rücken betrachtet. »Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich diese Art von Entspannung noch brauche.«

Beim Sprechen knöpfe ich die weite Bluse auf, die ich trage, lasse sie dann auf den Boden fallen und entblöße dabei mein Bikini-Top.

»Nikki …«

»Du hast mich da auf eine andere Idee gebracht. Mich noch erregter gemacht. Nun sehne ich mich nach einer anderen Art von Hitze.« Ich greife mir in den Rücken und öffne die Klammer zwischen meinen Schulterblättern, dann halte ich mit einer Hand mein schulterlanges blondes Haar hoch, während ich mit der anderen Hand den Knoten im Nacken löse. Die Schleife öffnet sich, und ich lasse das Bikini-Top auf den Sand fallen.

»Besser«, sage ich, während Damien einfach atmet. »Aber nicht gut genug.« Ich wollte später in der Brandung spazieren gehen und habe mich dementsprechend angezogen. Nun löse ich den Knoten an meiner Hüfte und lasse das Tuch auf die Holzterrasse fallen.

»Nikki.« Seine Stimme klingt rau. Angespannt.

»Hmm?« Ich hingegen bin die Unschuld in Person, während ich mich aus meinem Bikini-Höschen schäle und dann anmutig aus dem Kleiderhaufen um meine Füße steige. Nun schaue ich auf den Ozean, bin völlig nackt, stehe mit dem Rücken zur Kamera, und das offene Meer liegt vor mir. Ganz zu schweigen von einem Gott sei Dank leeren Strand. Das ist einer der Vorteile dieses Ortes. Viel Privatsphäre. »Wolltest du mich nicht so?«

»Verdammt, Nikki. Ich habe in fünfzehn Minuten ein Meeting.«

Ich zwinge mich, nicht zu lächeln, während ich mich zur Kamera drehe. »Deine Hose sitzt ein wenig eng, oder?«, frage ich aufrichtig unschuldig, während ich mir mit der Hand langsam über den Bauch fahre, bis meine Finger zwischen meinen Oberschenkeln verschwinden. Ich habe an Damien gedacht, deswegen bin ich natürlich feucht, und mir entfährt ein kurzer lustvoller Atemzug aus meinen geöffneten Lippen.

Ich schließe die Augen und fahre mir mit den Fingern über meine nasse Muschi, während ich den Zeigefinger meiner anderen Hand zum Mund hebe. Ich lutsche sanft daran, dann streiche ich mir mit den Fingerspitzen über meine Nippel. Beim Gedanken daran, was das mit Damien macht, bin ich bereits sehr erregt, doch das Gefühl der Meeresbrise an meinen befeuchteten Brustwarzen lässt mich vor Lust erbeben.

»Ich habe dich vermisst«, sage ich. »Und obwohl du wieder da bist, bist du immer noch zu weit weg.«

»Ich kann in vierzig Minuten daheim sein. Schneller, wenn ich den Helikopter nehme.«

Ich lache. »Verlockend«, sage ich. »Aber ich muss mich anziehen und losfahren. Jamie wartet auf mich.«

»Wie schade«, sagt er, »dann muss ich wohl warten.«

»Vorfreude, Mr. Stark.«

»Heute Abend, Baby.« Seine Worte klingen rau. Grob.

»Jeden Abend«, kontere ich.

»Ja.« Er atmet ein. »Ich bin gegen sechs zu Hause. Stell dir bis dahin vor, dass ich dich anfasse.«

Ich schließe die Augen und nicke, während er auflegt.

Das tue ich immer.

Kapitel 2

Beschwingt summe ich vor mich hin, als ich den Pfad vom Bungalow zum Haupthaus entlanglaufe. Es ist fast elf, und ich muss mich schnell schminken und umziehen, wenn ich rechtzeitig beim Interview erscheinen will. Aber ich kann nicht weggehen, bevor ich die Mädchen gesehen habe. Deswegen nehme ich nicht die Außentreppe, die direkt hoch zu unserem Schlafzimmer in der zweiten Etage führt, sondern betrete vom Pooldeck aus das Erdgeschoss.

Von dort gehe ich die schwebende Marmortreppe hinauf, die das Zentrum unserer Eingangshalle bildet, bis ich das zweite der drei Gästezimmer hier auf unserer Etage erreiche. Damien und ich sind uns einig, dass die beiden Mädchen ihr eigenes Zimmer bekommen, sobald sie Teenager sind. Wenn es so weit ist, werden wir vermutlich ein wenig Abstand zwischen uns und unseren Teens zu schätzen wissen.

Im Augenblick sind die Kinder allerdings erst knapp zwei und vier, deswegen finden wir es gut, dass sie sich das Zimmer hinter unserem Schlafzimmer in der zweiten Etage teilen. Ursprünglich sollte es das kleinste der vier Gästezimmer unseres Hauses werden – eigentlich fünf, wenn man das Gästehaus hinter den Tennisplätzen mit hinzuzählt –, es liegt Wand an Wand mit dem Ankleidezimmer und bietet mehr als genug Platz für zwei kleine Mädchen. Selbst zwei kleine Mädchen, die so wild sind wie unsere.

Da ich versuche, ihr Zimmer ordentlich zu halten – und weil Damien ihnen mit Vorliebe ziemlich große Geschenke kauft –, haben wir entschieden, ihnen im Erdgeschoss ein Spielzimmer einzurichten, wo das Keyboard, auf dem man rumlaufen kann, die Turnmatte und der ein Meter fünfzig große Stoffelefant, dem Damien einfach nicht widerstehen konnte, eindeutig besser aufgehoben sind.

Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass er die Mädchen zu sehr verwöhnt, aber das scheint ihn nicht zu kümmern. Sie sind seine kleinen Prinzessinnen, und sie zu verwöhnen ist seine Aufgabe als Vater. Das sagt er mir zumindest.

Ich höre sie, bevor ich sie sehe. Oder zumindest Lara, die mit dramatischer Stimme ruft: »Nein, nein, Anne. Ich zeig dir das.« Und Annes leises Kichern, das beweist: Sie wird bereitwillig alles machen, was ihre große Schwester ihr befiehlt.

Bree, unsere Nanny, grinst mich kurz an, als ich ins Zimmer komme, dann kümmert sie sich wieder um das Mittagessen, das sie auf den niedrigen Kindertisch stellt. Lara ist jedoch viel zu beschäftigt, um die Sandwiches mit Erdnussbutter und Marmelade, die Apfelstückchen, Kekse und die Milch zu bemerken. Mit in die Hüften gestemmten Händen verzieht sie die Lippen zu einem Schmollmund und fokussiert einen blonden Zwerg – ihre Schwester. Diese steht mit aufgerissenen Augen neben einem niedrigen Plastiktisch voller Stifte und halb fertiger Bilder.

»Guck mir ganz genau zu, okay?«, ahmt Lara einen meiner Mamasätze in einem Ton nach, der so sehr wie ich klingt, dass ich fast einen Lachkrampf bekomme.

»Siehst du?« Ihr seidiges schwarzes Haar ist zu einem Zopf gebunden, der ihr bis unter die Schulterblätter reicht und auf und ab hüpft, während sie die Hände über den Kopf hebt und sich dann auf Zehenspitzen in ihren winzigen rosafarbenen Ballettschuhen wacklig im Kreis dreht. Als ich das sehe, steigen mir Tränen in die Augen, weil sie noch vor Kurzem frisch operiert war und nicht laufen durfte, schon gar nicht auf Zehenspitzen.

Lara wurde mit Polydaktylie geboren, einer Krankheit, von der wir wussten, als wir ihr Bild auf der Seite einer chinesischen Adoptionsagentur entdeckten und sie nach Hause holen wollten. Wir haben sie mit zwanzig Monaten adoptiert, und damals, als wir nach vielen Monaten in China endlich wieder in L. A. ankamen, hatte sie noch die beiden zusätzlichen Zehen, einen an jedem Fuß. Weil die zusätzlichen Zehen groß waren und sie deswegen keine Schuhe tragen konnte, war unsere erste Herausforderung die Entfernung dieser Zehen.

Wir wollten aber nicht, dass die ersten Erinnerungen in ihrem neuen Leben mit uns von Schmerz und Angst überschattet wurden, deswegen warteten wir einige Monate mit der OP, obwohl sie das empfohlene Alter für die Entfernung bereits überschritten hatte, weil den meisten Kindern mit dieser Anomalie die überflüssigen Zehen abgenommen werden, bevor sie mit dem Laufen anfangen.

Wir bereuen es nicht, dass wir gewartet haben, aber Kinder wachsen schnell, und das bedeutet, dass sie älter und aktiver war, sodass der Arzt darauf bestand, sie ruhigzustellen. Das ist schon für einen Erwachsenen schlimm, aber für ein aktives Kleinkind ist es ein Albtraum. Eine Weile lang war unser Leben stressig, weil wir uns um Laras postoperative Wutanfälle und Annes Bedürfnisse als Baby kümmern mussten.

Nun hat sich Lara vollständig erholt, Anne ist ein aktives Kleinkind, und das ausgelassene Chaos in diesem Zimmer zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.

»Mama!«, ruft Anne, was mich auch immer dahinschmelzen lässt. Sie trägt ein Feen-Prinzessinnen-Kostüm und hebt nun ihre Hände wie Lara in die Luft und wirbelt herum. »Ich tanzen! Ich tanzen!«

»Gut, Anne!«, sagt Lara ernst. »Das ist wirklich gut.« Sie dreht sich zu mir um, lächelt breit und selbstzufrieden. »Hab ich ihr beigebracht!«

»Hast du toll gemacht«, sage ich, hocke mich hin und breite die Arme aus, um meine beiden kleinen Engel zu umarmen. »Habt ihr beiden toll gemacht.«

»Haben dich vermisst, Mama!« Anne klammert sich an mein Bein und bringt mich fast aus dem Gleichgewicht. Ich stehe auf, halte sie an der Hüfte fest und lasse sie kopfüber hinunterhängen.

»Können wir bitte Memory spielen?«, bettelt Lara. »Bitte, Mommy.« Dieses Spiel mag sie gerade am liebsten. »Bitte, bitte.«

»Das geht gerade nicht, Schätzchen«, sage ich und reiche ihr meine freie Hand, nachdem ich Anne abgesetzt habe, woraufhin beide neben mir hertrotten. »Ich wollte kurz reinkommen und meinen Mädchen Hallo sagen, aber nun muss ich zu einem Arbeitstreffen, und dann gehe ich mit Tante Jamie Mittag essen.«

»Jamie!« Anne klatscht in die Hände.

»Tante Jamie seht ihr bald wieder, Süße«, verspreche ich. »In der Zwischenzeit spielt Miss Bree bestimmt gerne Memory mit euch, sobald ihr zu Mittag gegessen habt. Das sieht ja lecker aus. Da werde ich direkt neidisch.« Das bin ich wirklich. Zumindest auf die Schokokekse. Seitdem ich mein Fitnessprogramm ernster nehme, esse ich auch besser. Mein Geheimversteck mit den gefrorenen Milky Ways habe ich diesen Monat erst einmal geplündert. Und zwar, als ich Damien vermisst habe.

»Memory?«, fragt Bree abwesend, die auf dem Boden hockt. »Oh, ja. Sicher.«

»Bree?«

Nachdem sie das Essen serviert hat, hat sie blaues Malerklebeband auf den Boden geklebt. Nun bilden die bunten Linien den Umriss eines Rechtecks, das sich etwa über einen Meter fünfzig von der Wand aus erstreckt, und ich frage mich, ob dieses Projekt – was immer es auch sein mag – sie ablenkt. Weil sie definitiv abgelenkt wirkt.

»Sorry«, sagt sie und ist so zugewandt wie eh und je. »Ich war in Gedanken. Miss Bree stellt das Mittagessen auch gerne für alle Damen der Familie Stark bereit. Oder auch nur Cookies für die erwachsenen Starks«, fügt sie grinsend hinzu.

»Verlockend«, gebe ich zu. »Aber lieber nicht.«

»Cookies!«, sagt Lara und klatscht wie verrückt in die Hände. Was Anne natürlich dazu animiert, es ihr nachzutun.

Ich schaffe es, sie an den Tisch zu setzen, und erteile die strenge Anweisung, zuerst das Herzhafte und dann die Kekse zu essen, während Bree sich vom Boden erhebt und sich eine lange dunkle Locke aus den Augen wischt. Brianna Bernstein ist die Tochter einer Cherokee und eines jüdischen Vaters und sieht umwerfend aus: Sie hat olivfarbene Haut, ausgeprägte Wangenknochen und dunkle Augen, die bis in die Unendlichkeit zurückzureichen scheinen. Selbst an einem Tag wie heute, wenn sie mit bunter Kreide vollgeschmiert ist und auf dem Boden herumkriecht, sieht sie aufgeräumt aus und hat die Dinge unter Kontrolle.

Was Nannys betrifft, so bin ich mir ganz sicher: Eine bessere als Bree gibt es nicht. Wir haben sie durch einen glücklichen Zufall gefunden, und mir graut vor dem Tag, wenn sie geht. Ein trauriger Tag, der rasch näherrückt. Für sie ist es aufregend, weil sie wieder studieren geht. Für mich hingegen ist es einfach blöd. Bree kann nicht nur ungeheuer gut mit den Kindern umgehen, sie hilft auch im Haus. Und noch wichtiger: Sie ist eine Freundin geworden.

Ich habe keine Ahnung, wie ich sie ersetzen soll, und habe bei der Suche prokrastiniert. Vielleicht, weil ich dieses Problem am liebsten völlig verdränge.

»Was machst du da eigentlich?«, frage ich, hauptsächlich, um mich von meinen Gedanken abzulenken.

Sie war gerade dabei, einen Streifen Klebeband zurechtzurücken, doch nun schnellt ihr Kopf hoch. »Ich habe nicht …«, beginnt sie und verstummt mit einem Kopfschütteln. »Sorry. Der Boden. Ach so.«

Ich runzele die Stirn. Bree hat normalerweise immer alles im Griff, heute aber wirkt sie abgelenkt. Fast hätte ich geschwiegen – schließlich hat jeder mal einen schlechten Tag –, doch dann höre ich mich sagen: »Hör mal, ist alles in Ordnung mit dir?«

»Oh, ja. Absolut.« Die Worte hören sich etwas zu heiter an. »Ich bin bloß erschöpft.« Bree blickt kurz zu Lara und scheint sich mit Gewalt zusammenzureißen. »Unsere Hauptdarstellerin bereitet sich gerade auf ihr großes Debüt nach dem Abendessen vor. Ich bin anscheinend die Regisseurin. Und meine Chefin macht mich völlig fertig«, fügt sie mit einem neckenden Lächeln hinzu.

»Miss Bree!«, sagt Lara laut. »Das sollte doch ein Geheimnis sein.«

»Ups. Tut mir leid«, errötet sie, und ich runzele die Stirn. Bree war schon bei uns, noch bevor Anne geboren wurde, und in den beiden Jahren habe ich nie erlebt, dass sie die Regeln irgendeines Spiels gebrochen hat, das sie mit den Kindern spielt.

»Mama! Hör nicht hin.« Lara hält sich die Ohren zu.

»Wo hätte ich denn zuhören sollen? Ich habe nichts gehört.« Ich lächele mein kleines Mädchen breit an, bin in Gedanken aber immer noch bei Bree. Ich sage mir, dass es unsinnig ist, sich Sorgen zu machen. Natürlich ist sie erschöpft. Ich muss nur eine Ersatz-Nanny finden; sie hingegen muss ihr ganzes Leben hier aufgeben, ans andere Ende der USA ziehen und sich in die unbekannte Uni-Welt stürzen. Wer wäre da nicht ein wenig von der Rolle?

Ich bin mir sicher, dass ich die Erklärung gefunden habe, schiebe meine Einwände beiseite und fokussiere mich auf Lara.

»Bekomme ich nicht einmal einen kleinen Tipp, was ihr drei im Schilde führt?«

Lara schüttelt erhaben den Kopf, die schokoladenverschmierten Lippen sind fest zusammengepresst, während sie den Rest ihres Kekses festhält. Anne hingegen klatscht und kreischt, ihre blonden Locken hüpfen auf und ab. »Tanzen! Wir tanzen!«

Lara verdreht die großen braunen Augen, ihr Gesichtsausdruck ist so entnervt, dass ich den Blick auf meine Schuhe richten muss, um nicht zu lachen.

Als ich mir sicher bin, dass ich mich im Griff habe, hebe ich den Kopf und lächele meine älteste Tochter an. »Ich wollte euch nur kurz umarmen, bevor ich mich wieder an die Arbeit mache. Komm, gib Mommy einen Kuss.« Ich knie mich hin, und beide flitzen zu mir. Ich drücke sie an mich, küsse und kitzele sie, bis sie kreischen und kichern.

Sie sind vom Erscheinungsbild und der Persönlichkeit her so unterschiedlich, Anne mit ihrem hellen Haar, der hellen Haut und ihrer ruhigen Art – abgesehen von den gelegentlichen Trotzanfällen, die uns auf den Beinen halten. Ich kann sie mir sehr gut als Erwachsene vorstellen, die vielleicht ein Labor führt und große Verantwortung übernimmt, indem sie sich sowohl in Konzentration als auch in Geduld übt.

Im Gegensatz dazu hat Lara dunkles Haar und einen Hautton, der ihre chinesische Herkunft erkennen lässt. Sie ist kontaktfreudiger als Anne, und ich stelle sie mir im späteren Leben als Schauspielerin vor. Oder als Politikerin. Jemand, der selbstbewusst und stark vor den Menschen steht und dem all die Aufmerksamkeit sehr recht ist.

Im Augenblick kommen meine Mädchen wunderbar miteinander aus, wahrscheinlich, weil sie sich gegenseitig ergänzen. Und Damien und ich drücken die Daumen, dass diese Seelenverwandtschaft niemals aufhört.

Ich lehne mich zurück, damit ich ihnen in die süßen Gesichter schauen kann. »Okay, meine Prinzessinnen. Wer ist heute lieb zu Miss Bree?«

Beide heben die Hände, und ich schlage bei ihnen ein, dann grinse ich Bree an, die nicht mehr so konfus aussieht. »Braucht ihr noch etwas, bevor ich gehe?«

»Nein. Wir haben alles. Oder, Mädels?«

Lara nickt, dann wirft sie die Hände in die Luft und zieht Anne auf die Spielmatte, wo sie zu einem zappelnden, kreischenden, kichernden Haufen verschmelzen.

Bree sieht mich mit strahlendem Blick an. »Wünsch mir Glück. Die Schokolade war vielleicht ein Fehler.«

»Könnte sein.« Man hört das Lachen in meiner Stimme. »Und viel Glück mit dem ganzen Wahnsinn.« Beim Anblick meiner Kinder lächele ich zufrieden. »Ich würde ja übernehmen, aber ich habe dieses Interview. Außerdem habe ich Jamie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, und sie schwört, dass sie jemanden bestechen musste, um die Reservierung in diesem neuen Restaurant in Santa Monica zu ergattern.«

»Geht ihr ins Surf’s Up? Das soll toll sein. Ich bin neidisch.«

»Wirklich?« Nun freue ich mich umso mehr auf das Mittagessen. Man sieht es an dem Mittagessen bestehend aus Broten mit Erdnussbutter und Marmelade nicht, aber Bree ist ein Foodie und eine verdammt gute Köchin. Und wenn sie sagt, ein Restaurant wäre gut, heißt das etwas. »In dem Fall erzähle ich später ganz detailliert davon. Und ich werde sicherlich vor Damien daheim sein.«

»Kein Problem. Aber bleibt ihr beide heute Abend daheim? Weil ich dachte, ich könnte heute Abend vielleicht mit jemandem etwas trinken oder tanzen gehen.« Sie errötet ganz leicht.

Ich halte beim Kramen nach den Autoschlüsseln in meiner Tasche inne. »Um Gottes willen, fragst du wirklich um Erlaubnis, um nach dem Abendessen an einem Freitagabend auszugehen? Du weißt doch, dass du freihast, wenn wir dich nicht noch als Babysitter einsetzen.«

»Ich weiß. Es ist nur …« Schulterzuckend spricht sie nicht weiter. »Ich glaube, ich fühle mich schuldig. Also, weil ich schon so bald gehe«, fügt sie rasch hinzu.

Ich schüttele fest den Kopf. »Man darf sich nicht schuldig fühlen, wenn man seine Träume verfolgt.« Bree wurde an einer Journalistenschule angenommen und möchte später Restaurants testen und sich mit allem beschäftigen, was mit Essen zu tun hat. »Du weißt, wie stolz Damien und ich auf dich sind.«

Angespannt zieht sie die Schultern hoch und verschränkt die Hände ineinander.

Ich runzele die Stirn, meine Nackenhaare fangen vor Sorge an zu kribbeln. »Bree?«

Sie reißt die großen Augen noch weiter auf. »Sorry. Ich werde euch nur alle so sehr vermissen.«

»Wir dich auch«, sage ich ehrlich. »Aber New York ist nur wenige Flugstunden entfernt, und die gute Nachricht ist: Du kennst zufällig jemanden, der ein Flugzeug besitzt.«

Wie ich gehofft habe, lächelt sie. »Vielleicht muss ich da jemanden beim Wort nehmen.«

Ich stehe auf, und die Mädchen flitzen zu ihren Spielzeugen, während ich zu der Bühne gehe, die Bree markiert hat. »Und darf man fragen, wer dieser Jemand ist?«, frage ich, als ich daran denke, wie sie eben errötet ist. »Du gehst nicht mit Kari aus, oder?«

»Nicht mit Kari«, gibt sie zu und meint damit ihre beste Freundin, eine der Geschäftsführerinnen bei Upper Crust, meiner Lieblingsbäckerei in Malibu, wo ich gleich für das Interview hinfahre. »Aber sie hat ihn mir vorgestellt«, gibt sie mit einem verschmitzten Grinsen zu. »Rory Claymore. Ist das nicht der beste Name?«

»Klingt wie aus einem schottischen Groschenroman.«

Ihr Grinsen wird breiter. »Das wäre so weit richtig, würde ich sagen.«

»Brianna Bernstein. Ich bin schockiert.«

»Nein, bist du nicht«, kontert sie, und wir lachen beide, während ich Anne hochnehme – die sich wieder an den Saum meines improvisierten Sarong klammert. »Wie lange geht ihr beiden schon miteinander aus?«

»Noch nicht lang. Das ist erst unser drittes Date. Aber wir schreiben uns viel. Du weißt schon.«

Ich denke an die delikaten, unartigen Nachrichten, die Damien mir schickt, und verkneife mir ein wissendes Lächeln. »Und woher kennt Kari ihn? Was macht er so?« Ich unterdrücke ein Ächzen, als mir klar wird, dass ich vollständig in den Mommy-Modus gewechselt bin.

»Er ist Kundenbetreuer bei einem Finanzunternehmen in der Innenstadt. Ich weiß aber nicht mehr, bei welchem. Er ist Stammkunde im Upper Crust, so sind sie ins Gespräch gekommen. Wie das eben so läuft.«

»Und sie hat dich mit ihm verkuppelt?«

»Nachdem er zahlreiche Andeutungen gemacht hat. Kari sagt, er hätte schon eine Weile ein Auge auf mich geworfen, bevor er sie schließlich darum bat, mich ihm vorzustellen.«

»Das freut mich sehr für dich.«

Ihr Lächeln wird zaghaft. »Das zwischen uns ist immer noch frisch. Aber ich hoffe, dass es etwas wird.« Sie wirkt bedrückt. »Auch wenn ich nicht weiß, warum. Immerhin ziehe ich bald ans andere Ende des Landes.«

»Bree …«

»Ich weiß«, unterbricht sie mich. »Ich sollte mir erst darüber Sorgen machen, wenn es so weit ist. Im Augenblick«, fügt sie hinzu und nimmt die vorbeilaufende Anne hoch auf den Arm, »weiß ich nur eins: Es gibt da zwei kleine Mädchen, die ihren Auftritt proben müssen. Und du musst dich umziehen und zum Upper Crust fahren.«