Die blinde Nonne: Die venezianische Seherin 2 - W. A. Hary - E-Book

Die blinde Nonne: Die venezianische Seherin 2 E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

Die blinde Nonne: Die venezianische Seherin 2 von Wilfried A. Hary & Alfred Bekker nach einem Exposé von Alfred Bekker Venedig, um 1400… Die blinde Nonne auf Zeit, Catrina, und der vom Dogen beauftragte Ricardo D'Andrea finden dank der seltsamen Fähigkeit der jungen Frau heraus, dass eine der angesehensten Familien Venedigs in den Handel mit Pestlaken verwickelt ist. Schlimmer noch, diese Lumpen werden für abscheuliche Rituale verwendet. Aber Ricardo wird unvorsichtig, damit besiegelt er sein Schicksal.

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Die blinde Nonne: Die venezianische Seherin 2

Alfred Bekker and W. A. Hary

Published by Alfred Bekker, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Die blinde Nonne: Die venezianische Seherin 2

Copyright

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Die blinde Nonne: Die venezianische Seherin 2

von Wilfried A. Hary & Alfred Bekker

nach einem Exposé von Alfred Bekker

––––––––

Venedig, um 1400...

Die blinde Nonne auf Zeit, Catrina, und der vom Dogen beauftragte Ricardo D‘Andrea finden dank der seltsamen Fähigkeit der jungen Frau heraus, dass eine der angesehensten Familien Venedigs in den Handel mit Pestlaken verwickelt ist. Schlimmer noch, diese Lumpen werden für abscheuliche Rituale verwendet. Aber Ricardo wird unvorsichtig, damit besiegelt er sein Schicksal.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

nach einem Exposé von Alfred Bekker

COVER: STEVE MAYER nach Motiven von Martin Heade

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Ricardo D‘Andrea war zwar durchaus trinkfest, doch er tat nur so, als würde er gemeinsam mit seinem angeblichen Kumpel von früher, Arrenzio, dem Wein überreichlich zusprechen. Meist landete die eigentlich kaum genießbare Brühe am Boden. Was nicht weiter auffiel bei dem unbeschreiblichen Schmutz und Unrat, mit dem dieser ohnedies bereits flächendeckend übersät war.

Nein, Ricardo blieb bewusst nüchtern, während die zunehmend glasiger werdenden Augen des miesen Zuhälters namens Arrenzio ihm verrieten, dass es diesem nicht ganz so gut erging. Allerdings hatte Arrenzio auch noch im betrunkenen Zustand seine Zunge weitgehend unter Kontrolle. Zu Ricardos Leidwesen. Weshalb er nichts zu hören bekam, was ihn im Fall des Serienmörders weitergebracht hätte. Auch nicht im Fall der gestohlenen Pestlaken. Ja, zu Ricardos Leidwesen. Weshalb er sich allmählich schon zu fragen begann, ob dies wirklich die richtige Strategie war, um auch nur irgendwie weiterzukommen.

Bis jemand in der Tür erschien und nach kurzem Suchen Arrenzio entdeckte, um auf diesen schnurstracks zuzusteuern.

Ricardo erkannte ihn auf Anhieb und ging rechtzeitig in Deckung. Immerhin ein Mann, der in dieser Umgebung wie der sprichwörtliche bunte Hund wirkte. Und man sah ihm überdeutlich an, dass er nicht ganz freiwillig hier erschien, sondern dass ihn der blanke Zorn leitete.

Arrenzio bekam es am eigenen Leib zu spüren, als ihn dieser Carmaro di Laurentis reichlich brutal am Rockaufschlag packte und gründlich durchschüttelte.

Wenn jemand es wagte, mit dem bulligen Zuhälter dermaßen umzuspringen, musste das eine ganz besondere Bedeutung haben, und Ricardo bemühte sich dabei weiterhin, nicht umgekehrt auch von diesem di Laurentis erkannt zu werden. Das hätte ihm nämlich gerade noch gefehlt. Denn Carmaro di Laurentis gehörte zu den hoch angesehenen Bürgern dieser Lagunenstadt. Er war jemand, der im Dogenpalast ein und aus gehen konnte, wie es ihm beliebte. Und damit war er immerhin jemand, den man niemals in einer solch verruchten Umgebung vermutet hätte.

Und sein Zorn auf Arrenzio war immerhin so groß, dass er überhaupt kein Auge für Ricardo hatte, dessen Anwesenheit er ganz einfach übersah. Er hätte nur einmal genauer hinsehen müssen, um Ricardo als den Geheimbeauftragten des Dogen zu erkennen. Denn jemand wie Carmaro di Laurentis wusste zwar nichts über die besondere Rolle Ricardos, aber sicherlich doch, dass er ein D‘Andrea war.

Dass er ihn nicht einmal bemerkte, war unter anderem sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass er Ricardo genauso wenig an diesem Ort erwartete.

Sicherheitshalber zog sich Ricardo dennoch weiter vom Tisch zurück, was für Außenstehende eher so wirkte, als wollte er dem sich anbahnenden Streit aus dem Weg gehen, und nicht so, als hätte er vor dem Adligen etwas zu verbergen.

Doch es kam überhaupt nicht zum Streit. Der körperlich überlegene Arrenzio duckte sich sogar vor Carmaro di Laurentis und ließ es sich demütig gefallen, von diesem ordentlich durchgeschüttelt zu werden wie ein nichtsnutziger Schuljunge, bis Carmaro di Laurentis ihn wieder losließ und nicht nur von der vorausgegangenen Anstrengung keuchend, sondern immer noch eher vor Zorn Arrenzio anzuraunzen: „Du wagst es, mich zu versetzen? Mich doch tatsächlich dort draußen in Gestank und Unrat über Gebühr warten zu lassen auf dich Abschaum?“

Arrenzio erschauerte vor Ehrfurcht, wie es erschien. Er beugte den Rücken vor dem Adligen, als sei dieser der Allmächtige in Person.

„Es – es tut mir leid, Eure Exzellenz, aber – aber ich habe es glatt vergessen. Wird nie wieder vorkommen.“

„Das will ich dir auch geraten haben. Sonst wird es kein nächstes Mal mehr geben können für dich. Ich werde dich zertreten wie einen Wurm.“

Solche Töne hätte Ricardo ausgerechnet von einem Carmaro di Laurentis niemals vermutet. Er kannte ihn zwar nur eher flüchtig, aber bislang hatte di Laurentis auf ihn tatsächlich einen eher ruhigen und sogar äußerst besonnenen Eindruck gemacht.

Ein Trugbild, das zu seiner offiziellen Rolle als Ratsmitglied passte und das er jedem vorgaukelte, dem er begegnete. Hier und jetzt jedenfalls war diese Maske endgültig gefallen. Weil der Zorn ihn übermannt hatte? Ein Zorn, verursacht durch Arrenzio, der durch die Begegnung mit Ricardo die Zeit und vor allem seine Verabredung mit diesem mächtigen Mann vergessen hatte?

Das ließ Ricardo natürlich grübeln. Es sah ja gerade so aus, als sei Arrenzio nicht nur der gefürchtete Zuhälter, sondern würde auch in irgendeiner Weise in den Diensten von Carmaro di Laurentis stehen.

Und wie sahen diese Dienste aus?

Ricardo glaubte inzwischen längst nicht mehr, dass Arrenzio irgendetwas mit diesem Serienmörder zu tun haben könnte. Aber es hatte sich in ihm tatsächlich die Gewissheit breit gemacht, dass er durchaus eine Rolle spielte beim verbotenen Handel mit Pestlaken und Kleidungsstücken von an der Pest Verstorbenen.

Und jetzt wirkte dies alles hier tatsächlich so, als wäre die Rolle von Carmaro di Laurentis in dieser Angelegenheit vielleicht sogar noch größer ...

Ricardo bemühte sich weiterhin, nicht von diesem erkannt zu werden, und spitzte seine Ohren, damit ihm auch ja nichts Wichtiges entgehen konnte.

Doch es geschah nichts weiter. Der Adlige wandte sich brüsk ab und stolzierte nach draußen; von Arrenzio gefolgt wie von einem begossenen Pudel.

2

Das nicht gerade alltägliche Ereignis hatte für einigermaßen Tumult in der Spelunke gesorgt. Der allerdings erst auszubrechen wagte, als sich hinter den beiden die Tür geschlossen hatte. Carmaro di Laurentis schien in Zuhälterkreisen jedenfalls kein Unbekannter zu sein, konnte Ricardo dabei erfahren. Und er wurde keineswegs nur von Arrenzio dermaßen gefürchtet.

Er selbst durfte zu seinem eigenen Leidwesen jetzt nicht wagen, den beiden zu folgen. Das hätte die Entdeckungsgefahr zu sehr vergrößert. Also blieb er einfach hier sitzen wo er war, beobachtete und dachte nach.

Jene Tochter aus gutem Hause kam ihm in den Sinn. Sie war ja letztlich der Grund dafür gewesen, vom Dogen auf den Fall überhaupt angesetzt worden zu sein. Irgendwie bekam Ricardo den Gedanken nicht mehr los, dass dies mit jenem di Laurentis zusammenhing.

Wie hatte die Ermordete noch geheißen? Nicht etwa di Laurentis, sondern Viara di Baseggio, weiblicher Spross mithin einer der traditionsreichsten Familien überhaupt von Venedig. Es war allerdings nie die Frage geklärt worden, was eine junge Dame von diesem Stand sozusagen in der Gosse zu suchen hatte. Es sei denn ... sie war nicht allein hierhergekommen, noch nicht einmal aus freiem Willen, hatte vielleicht sogar einen bedeutsamen Begleiter gehabt, der es längst gewöhnt war, hier zu verkehren. Etwa einen, der es sogar wagen konnte, mit einem gefürchteten Zuhälter wie Arrenzio dermaßen umzuspringen, als sei dieser nur sein elender Lakai, auf Gedeih und Verderb seinem Gutdünken ausgeliefert?

Noch gab es dafür keinerlei Beweise und blieb lediglich ein vages Gedankenkonstrukt, doch immerhin ein Konstrukt, das andererseits kaum zu widerlegen war.

Was, wenn Carmaro di Laurentis in Wahrheit ein sexbesessener Unhold war? Dann fand er die ihm hilflos ausgelieferten Opfer seiner unstillbaren Gier nicht nur hier in der Gosse unter den Freudenmädchen, sondern vielleicht auch in wohlbehüteten Verhältnissen? Leichtgläubige junge Damen etwa, die seinem falschen Charme erlagen und ihm dermaßen verfielen, dass sie ihn sogar hierher begleiteten, wo Töchter aus gutem Hause nun wirklich nicht das Geringste verloren hatten?

Und hier war die Unglückliche dann dem Serienmörder zum Opfer gefallen!

Ricardo dachte weiter: Hatte Arrenzio nicht behauptet, schon einige seiner Frauen an den Serienmörder verloren zu haben? Dass er nur deshalb ein besonderes Auge geworfen hätte auf Claudile, um diese dann auch tatsächlich rechtzeitig zu retten?

Offiziell bekannt war ja nur, dass angeblich zwei zufällige Passanten den Serienmörder bei seinem grausigen Werk überrascht hätten, um ihn zu verjagen und somit der unglücklichen Claudile – diese noch nicht einmal namentlich genannt – das Leben zu retten. Diese beiden „zufälligen Passanten“ waren jedoch ebenfalls nicht namentlich erfasst worden. Angeblich hatten sie sich der Befragung rechtzeitig entzogen.

Eigentlich mehr als nur merkwürdig, dachte sich jetzt Ricardo. Und die zuständigen Wachleute hatten sich zudem tatsächlich mit so etwas begnügt und noch nicht einmal darauf bestanden, dass Claudile ihren Namen verriet? Um diese schnurstracks trotzdem ins Hospital der barmherzigen Schwestern zu bringen, damit sie dort versorgt wurde?

Bisher hatte er dies ganz einfach als gegeben hingenommen, ohne sich darüber noch Gedanken zu machen, weil es keinerlei brauchbaren Hinweis gegeben hatte auf irgendeinen Zusammenhang etwa mit dem Fall der Pestlaken. Doch jetzt, nach der Begegnung mit Carmaro di Laurentis an diesem düsteren Ort, und dann auch noch unter solch spektakulären Umständen... bekam dies alles doch noch einen ziemlich bitteren Beigeschmack:

Was, wenn es Arrenzio und Carmaro di Laurentis gemeinsam gewesen waren, die den Mord gerade noch hatten verhindern können? Es wäre nur logisch gewesen, wenn dieser di Laurentis dafür gesorgt hätte, seinen Namen aus alledem herauszuhalten. Und den zuständigen Wachleuten war es sicherlich nicht zu verdenken, wenn sie zu Gunsten eines so mächtigen Mannes die Sache einfach auf sich hatten beruhen lassen.

Ricardo ärgerte sich nur darüber, dass es ihn nicht gleich misstrauisch hatte werden lassen, dass er erst jetzt auf die wahren Hintergründe gekommen war.

Jedenfalls war die Gefahr, die von di Laurentis ausging, wesentlich größer als die Gefahr durch Arrenzio, der augenscheinlich nur ein willfähriger Handlanger des Adligen war.

Gern hätte Ricardo jetzt doch noch Mäuschen gespielt dort draußen, um dem zu lauschen, was die beiden zu bereden hatten, aber er musste sich zurückhalten. Wobei es mehr war als nur eine Ahnung, dass Carmaro di Laurentis eine ziemlich tragende Rolle spielte, zumindest im Fall der gestohlenen Pestlaken. Welcher Art und aus welchem Motiv heraus, musste allerdings erst noch ermittelt werden.

Wahrscheinlich aus schierer Geldgier, die zu seiner Sexgier noch hinzu kam. Obwohl kaum nachvollziehbar erschien, wieso jemand ausgerechnet Geld bezahlen wollte für verseuchte Laken und Kleidungsstücke.

Und dann beherrschte Ricardo nur noch die Frage, wie er all diese kühnen Schlussfolgerungen seinem Dogen hätte beibringen können.

Eigentlich überhaupt nicht. Denn es blieben derzeit reine Spekulationen, die er in keiner Weise hätte beweisen können. Man konnte einen mächtigen Mann wie Carmaro di Laurentis nicht einfach solcher Verbrechen beschuldigen, ohne eben jene eindeutigen Beweise, die er erst noch finden musste. Die Szene, der Ricardo hier, in dieser Spelunke, beigewohnt hatte, war bei Weitem nicht tauglich als ein solcher Beweis.

Soviel jedenfalls stand eindeutig fest.

3

Nachdem Catrina di San Marco alles geregelt hatte zum persönlichen Schutz Claudiles, blieb sie immer noch dermaßen unruhig, dass sie sich unmöglich schon zur Bettruhe entschließen konnte. Ganz im Gegenteil: Die Vorkommnisse bewiesen ihr überdeutlich, dass sie viel zu wenig wusste über das Leben außerhalb der Klostermauern, was ihr vorher gar nicht so sehr bewusst gewesen war. Obwohl sie tagtäglich mit den Sorgen und Nöten der Ärmsten der Armen konfrontiert wurde als barmherzige Schwester und Nonne auf Zeit. Dadurch kannte sie allerdings die Sorgen und Nöte all derer natürlich nur vom Hörensagen und wurde niemals persönlich damit konfrontiert.