DIE BRAUT AUS EIS - EIN FALL FÜR DANNY BOYD - Carter Brown - E-Book

DIE BRAUT AUS EIS - EIN FALL FÜR DANNY BOYD E-Book

Carter Brown

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Beschreibung

Danny Boyds Besucherin war hochmodern gekleidet - aber sie kam mit einem uralten Anliegen: Sie wollte endlich heiraten! Zwei ihrer Verlobten waren eines rätselhaften Todes gestorben, und nun soll Danny als dritter angeheuert werden. Für fünftausend Dollar und vier vorverlegte Flitterwochen. Und so vertauscht Privatdetektiv Danny Boyd die Palmenstrände Hawaiis mit Sydneys Wolkenkratzern - um zu erfahren, dass es aus dieser Hochzeitsnacht kein Erwachen mehr gibt... Der Kriminal-Roman DIE BRAUT AUS EIS des australischen Schriftstellers Carter Brown (* 1. August 1923 in London, England unter dem Namen Alan Geoffrey Yates; † 5. Mai 1985 in Sydney, Australien) erschien erstmals im Jahr 1970; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1971. Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

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CARTER BROWN

 

 

Die Braut aus Eis

 

 

 

 

Roman

 

 

 

 

Signum-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

DIE BRAUT AUS EIS 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Impressum

 

Copyright © by Alan Geoffrey Yates/Signum-Verlag.

Published by arrangement with the Estate of Alan Geoffrey Yates.

Original-Titel: The Coffin Bird.

Übersetzung: Ute Schumann.

Lektorat: Dr. Birgit Rehberg

Umschlag: Copyright © by Christian Dörge.

 

Verlag:

Signum-Verlag

Winthirstraße 11

80639 München

www.signum-literatur.com

[email protected]

Das Buch

 

 

Danny Boyds Besucherin war hochmodern gekleidet - aber sie kam mit einem uralten Anliegen: Sie wollte endlich heiraten!

Zwei ihrer Verlobten waren eines rätselhaften Todes gestorben, und nun soll Danny als dritter angeheuert werden. Für fünftausend Dollar und vier vorverlegte Flitterwochen.

Und so vertauscht Privatdetektiv Danny Boyd die Palmenstrände Hawaiis mit Sydneys Wolkenkratzern - um zu erfahren, dass es aus dieser Hochzeitsnacht kein Erwachen mehr gibt...

 

Der Kriminal-Roman Die Braut aus Eis des australischen Schriftstellers Carter Brown (* 1. August 1923 in London, England unter dem Namen Alan Geoffrey Yates; † 5. Mai 1985 in Sydney, Australien) erschien erstmals im Jahr 1970; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1971. 

Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

  DIE BRAUT AUS EIS

 

 

 

 

 

 

  Erstes Kapitel

 

 

Gegen fünf Uhr nachmittags erwachte ich, das Gehirn voller Spinnweben, und erinnerte mich mit Schrecken an den Vorabend, an die Party draußen in der Kanehoe Bay. Es musste etwa sieben Uhr morgens gewesen sein, als der Hausherr mich eigenhändig hinauswarf, dabei herzlos meine Beteuerungen ignorierend, dass ich die Frau des Hauses nur irrtümlich für eine Nymphomanin unter vielen auf dieser glorreichen Party gehalten hatte. Aber da mir von meinem Hawaii-Urlaub nur noch drei Nächte blieben, durfte ich mit Trübsinn keine Zeit mehr vergeuden. Also auf und einen neuen blonden Traum gesucht - eine, die genug Grips hatte, um ihren Göttergatten abends daheim zu lassen. Ich stieg aus dem Bett und in meine Tartan-Shorts, und drückte dann die Schiebewand der Strandhütte beiseite.

Grelles Sonnenlicht stach mir in die Augen, als ich geblendet zum Rand des Swimming-Pools taumelte und mich ins Wasser fallen ließ. Zwei Runden ums Becken, und ich hatte genug, floh zurück in meine Hütte. Dort duschte und rasierte ich mich, putzte mir die Zähne und zog eine Strandhose an, die mein neues Hawaii-Hemd prachtvoll ergänzte: Es zeigte auf rot-orange kariertem Grund schwarze, wild sich umschlingende Schlangen. Während ich noch die Hand nach dem Telefon ausstreckte, klopfte es schon an die Tür, und selbst mir leuchtete ein, dass die Zimmerkellner des Hawaii Village unmöglich mit telepathischen Fähigkeiten ausgestattet sein konnten. Ich griff zum Türknauf, und einen Sekundenbruchteil später versetzte mein unbekannter Besucher der Tür von außen einen ungeduldigen Stoß. Das massive Holzpaneel knallte mir gegen die Stirn und warf mich rückwärts ins Zimmer, wo ich mit markerschütterndem Plumps am Boden landete.

»Boyd?«, fragte es brüsk aus dem bläulichen Nebel über mir.

Ich blinzelte angestrengt, und plötzlich sah ich wieder klar. Direkt vor meiner Nase standen ein Paar rassiger Beine, gehüllt in durch und durchsichtige, Medaillon-gemusterte Pyjamahosen. Ruckartig hob ich den Kopf, aber es wurde eine Enttäuschung: weiter oben war alles von einer schenkellangen, hochgeschlossenen weißen Tunika verhüllt. Ein Paar kobaltblauer Augen starrten auf mich herab, voll eines Ausdrucks, der sich nur als gletscherkalte Verachtung definieren ließ.

»Was ist denn mit Ihnen los?«, fragte sie. »Akuter Anfall von Starrkrampf?«

Gemessen erhob ich mich und unterzog die Dame, die da vor mir stand, einer eingehenden Musterung. Von einem zentralen Punkt ausgehend, ringelte sich ihr kupferrotes Haar in alle Himmelsrichtungen; ein Teil fiel vor die Ohren, ein anderer sammelte sich zu einem Pferdeschwanz, der ihr bis in den halben Rücken hinunter reichte. Die strahlend blauen Augen waren weitgesetzt, die Nase dazwischen wirkte aristokratisch und sehr entschlossen, genau wie das Kinn. Ihr Mund war ein Bild für sich: die breite Oberruhte fest auf einer eher zu vollen Unterlippe, was zusammen eine Linie schmollender Sinnlichkeit ergab. So wie sich ihre üppigen Brüste gegen das enge Tunika-Oberteil pressten, verrieten sie sofort, dass ihre Besitzerin eine Freiheitsfanatikerin war, die sich Beschränkungen, wie zum Beispiel die eines Büstenhalters, niemals auferlegte. Angesichts all dieser Aspekte beschloss ich, ihr den tätlichen Angriff auf meine Schädeldecke großmütig zu vergeben.

»Ich bin Danny Boyd, ja«, klärte ich sie auf und wandte ein wenig das Haupt, so dass sie in den vollen Genuss meines linken Profils kam; dann wartete ich gelassen auf ihre Entzückens-Seufzer.

»Wissen Sie das ganz genau?« Es klang ungläubig.

»Aber gewiss.« Den Kopf wieder in Ausgangsstellung, bedachte ich sie auch noch mit dem Anblick meines rechten Profils - eine bewährte Doppelattacke, die normalerweise selbst die hartnäckigste Jungfrau zu fieberhaftem Striptease zwingt.

»Haben Sie deshalb so verdattert auf dem Boden gesessen?«, erkundigte sie sich. »Weil Sie diesen schrecklichen Tick im Hals haben?«

»Nein, sondern weil Sie mir diese verdammte Tür vor den Kopf geknallt haben!«, fauchte ich. »Die meisten Leute klopfen erst an und warten dann ab.«

»Ich bin aber nicht wie die meisten Leute«, parierte sie. »Und im Augenblick hätte ich einen Drink bitter nötig. Ihr Anblick macht einen ja ganz fertig!«

Sie schritt zum nächsten Sessel und ließ sich nieder, dabei behutsam ein Bein übers andere schlagend. Der durchsichtige Stoff ihrer Hosenbeine wisperte mir dabei Dinge ins Ohr, die meine Phantasie enorm anregten. Ich bestellte Drinks beim Zimmerkellner und ließ mich dann ihr gegenüber nieder. Die Zeit für ein ernstes Wort schien gekommen.

»Die letzte Nacht ist mir nicht lückenlos im Gedächtnis«, begann ich wagemutig. »Aber kennen wir uns von der Party in der Kanehoe Bay?«

»Wir kennen uns überhaupt nicht, Boyd«, beschied sie mich knapp. »Und, um ganz ehrlich zu sein, ich hege so meine Zweifel, ob man das ändern soll. Will sagen - bei all den kolossalen Vorschusslorbeeren, die man Ihnen in New York gezollt hat...«

»In New York?«

»Ein ehemaliger Klient von Ihnen, Harvey Mountfort, ist zufällig mit mir befreundet. So wie er Sie mir geschildert hat, schienen Sie mir der ausgekochteste und gerissenste Kerl unter der Sonne zu sein, aber jetzt beginne ich mich doch zu fragen... Ich meine, wieviel Gerissenheit braucht man schon als Privatdetektiv, um einer Tür auszuweichen?« Sie kräuselte das Näschen. »Und offengestanden, Ihr Äußeres beeindruckt mich auch nicht allzu stark. Glauben Sie nicht, dass ein Bürstenschnitt in einem Zeitalter, da langes Haar als ein Symbol aggressiver Männlichkeit gilt, ziemlich veraltet ist?«

»Ich trage das Haar aus Menschenfreundlichkeit so«, erläuterte ich. »Letztes Mal, als ich es wachsen ließ, wurden drei Stenotypistinnen bei dem mittlerweile berühmten Boyd-Aufruhr in der Wall Street zu Tode getrampelt. Davon haben Sie doch bestimmt gehört?«

Ungeduldig zuckte sie mit den Schultern. »Ich habe einfach nicht mehr die Zeit, mir einen anderen Privatdetektiv zu suchen, zumal Daddy fest mit meiner rechtzeitigen Rückkehr zu seinem Geburtstag rechnet. Schätze also, ich muss mit Ihnen vorliebnehmen.«

Der Zimmerkellner brachte die Drinks und zog sich dann, nach einem flüchtigen Blick auf mein Gegenüber mit dem gleichen starren Blick zurück, der wahrscheinlich auch in meinen Augen stand. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, fischte der Rotschopf die in ihrem mai- tai schwimmende Orchidee heraus und warf sie achtlos zu Boden.

»Blumen gehören auf den Friedhof«, erläuterte sie. »Außerdem kann man das verflixte Zeug nicht trinken, wenn einem das Gemüse dabei ständig an den Zähnen klebt.«

Ihr Akzent war mir, neben anderen Dingen, ein Rätsel. Unter einigen Schichten Lach, der vermutlich aus einem Schweizer Internat und von verschiedenen Weltreisen stammte, lauerte ein Fundament garantiert unamerikanischer Herkunft.

»Sind Sie Engländerin?« tippte ich. »Nur in England gedeihen solche Früchtchen wie Sie.«

»Australierin«, schnappte sie. »Und fragen Sie nicht, ob ich per Auto gekommen bin!«

»Dort war ich auch mal ein paar Tage«, erinnerte ich mich.

»Ja, und dessen eingedenk, feiern wir immer noch«, sagte sie trocken. »Alljährlich am ersten April zieht alles ins Grüne und schert das nächste Schaf. Dazu wird dann gesungen: Klickediklack, das Bürstchen ist ab. Ich singe es Ihnen mal vor, wenn wir verlobt sind.«

»Verlobt?«, gurgelte ich.

»Das ist doch Zweck der Übung. Sie kommen mit mir zurück, und wir tun so, als wollten wir heiraten.«

»Jetzt haben Sie auch Ihr letztes Restchen Verstand verloren«, informierte ich sie. »Ich mache hier in Waikiki Ferien, und zwar mit allem Drum und Dran, bevor ich wieder nach New York zurück muss.«

Sie seufzte tief. »Nun sagen Sie bloß, dass Harvey Mountfort sich auch darin geirrt hat!«

»Worin?«

»Abgesehen von den Märchen, die er mir über Ihre beruflichen Fähigkeiten erzählt hat, und dass Sie die Moral eines Präriehasen und die Skrupel einer Klapperschlange hätten; für den richtigen Preis würden Sie außerdem mit Freuden Ihren besten Freund ermorden!«

»Ich muss dran denken, ihm einen Drink zu spendieren, wenn ich wieder in Manhattan bin«, sagte ich durch die Zähne. »Mit reichlich Zyankali drin.«

»Ich kann hier nicht den ganzen Abend mit leerem Geschwätz vertrödeln«, meinte sie steif. »Ein Monat Australien, als mein angeblicher Verlobter, bei freier Kost und Logis und allen Spesen. Was wird es mich kosten, damit Sie auf Ihre Rechnung kommen, Boyd?«

Das schien mir der rechte Augenblick, das hirnverbrannte Gespräch zum schnellen Ende zu bringen. »Fünftausend«, sagte ich deshalb prompt.

»Amerikanischer Währung?« Sie zuckte mit keiner Wimper.

»Was denn sonst?«

»Einverstanden.« Sie lächelte andeutungsweise. »Mir wäre auch australische recht gewesen, da hätten Sie sich noch sechshundert extra oder so dazuverdienen können.«

Schnell nahm ich einen Schluck mai-tai, und die diversen Rumsorten wärmten meinen Magen, scheiterten aber an meinem eingefrorenen Verstand. »In bar?« konnte ich mich immerhin noch erkundigen.

»Reiseschecks«, entschied sie. »Zweitausend jetzt gleich, den Rest am Ende des Monats in Australien. Einverstanden?«

Ich sagte mir, dass fünftausend Dollar sogar einen Monat in Gesellschaft dieser verdrehten Lady wert waren. Danach konnte ich geradewegs hierher nach Hawaii zurückfliegen und von vorn mit dem Urlaub beginnen.

»Abgemacht«, sagte ich deshalb. »Und wenn wir schon bald ein Paar werden sollen, wäre es auch ganz praktisch, wenn ich Ihren Namen wüsste.«

»Marcia Burgess.« Sie musterte mich milde überrascht. »Sagte ich das nicht schon?«

»Meiner Schätzung nach sieht’s in Ihrem Kopf genauso aus wie darunter«, sinnierte ich. »Ein bisschen durchsichtiger Flitterkram und sonst rein gar nichts.«

»Vergeuden Sie Ihre Zeit nicht mit Beleidigungen, Boyd«, meinte sie leichthin. »Das haben schon intelligentere Leute als Sie vergeblich versucht. Wie spät ist es jetzt?«

Ich sah auf die Uhr. »Zwanzig nach sechs.«

»Das lässt Ihnen reichlich Zeit zum Packen, und danach führen Sie mich zum Dinner aus. Natürlich auf meine Rechnung.«

»Packen?«

»Ich habe zwei Plätze in der Mitternachtsmaschine nach Sydney gebucht. Übermorgen ist Daddys Geburtstag, und ich brauche ein bisschen Zeit, um die Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen.«

«Wozu?«, stammelte ich.

»Weil ich die letzten vier Monate auf Reisen war und...«

»Nicht so!«, fuhr ich sie an. »Wozu bezahlen Sie mir fünftausend Dollar, nur damit ich einen Monat lang Ihren zukünftigen Ehemann spiele?«

Die weißen, ebenmäßigen Zähne nagten ein paar Sekunden lang an der prächtig vollen Unterlippe. »Weil ich meiner Sache sicher sein will.«

»Welcher Sache?«

»Das erzähle ich Ihnen beim Essen.« Sie trank aus und erhob sich flink. »Zunächst muss ich noch ein paar Telefonate erledigen. Sie packen am besten und treffen sich mit mir in einer Stunde.«

»Wo?«

»Hier.« Ihr Zeigefinger deutete auf die Wand. »Ich habe die Hütte neben Ihnen. Bis Sie fertig sind, werde ich uns beim Zimmerkellner irgendwas bestellt haben. Falls ich etwas nicht leiden kann, dann überfüllte Restaurants.«

Das Telefon läutete, und halbbetäubt griff ich danach. Eine höfliche Stimme gab sich als die Flugbuchung zu erkennen und bestätigte mir meine Vorbestellung in der Mitternachtsmaschine nach Sydney.

»Danke«, sagte ich und wollte schon aufhängen, als mir ein Einfall kam. »Das sind die Plätze, die Miss Burgess für mich gebucht hat?«

»Ganz recht, Mr. Boyd.«

»Sie erinnern sich nicht zufällig, wann sie angerufen hat?«

»Hier steht es - um halb vier Uhr heute Nachmittag, Mr. Boyd.«

Ich legte auf und funkelte wütend in die kobaltblauen Augen hinein. »Sie müssen sich meiner aber verdammt sicher gewesen sein, wenn Sie den Flug schon buchten, ehe wir uns überhaupt kannten.«

»Das ist eben die Zuversicht, mit der stinkreiche Leute gesegnet sind«, meinte sie glatt. »Und eine Figur, nach der sich die meisten Männer den Hals verrenken, kommt einem dabei ebenfalls zupass.«

»Also mache ich mich ans Packen«, grollte ich.

»Bis später.« Sie öffnete die Tür und hielt kurz inne. »Am besten, Boyd, Sie gewöhnen sich gleich an mich, denn wir werden in nächster Zukunft viel Zusammensein. Also: Verspäten Sie sich nicht, ich hasse Unpünktlichkeit!«

»Ich bin schon pünktlich«, beruhigte ich sie. »Aber sagen Sie mir nur eines, ehe Sie gehen...«

»Was?«

»Als ich Sie fragte, warum es Ihnen fünftausend Dollar wert ist, dass ich einen Monat lang Ihren zukünftigen Gatten spiele, sagten Sie, Sie wollten Ihrer Sache ganz sicher sein. Was, in aller Welt, soll das heißen?«

»Darüber sprechen wir beim Essen.«

»Bis dahin sterbe ich vor Neugier.«

»Also gut.« Wieder dieses ungeduldige Schulterzucken. »Wenn Sie’s also unbedingt wissen müssen: Ich will mich vergewissern, dass die beiden anderen nur zufällig starben.«

»Die beiden anderen - was?«

»Verlobten.« Ihr Blick wurde geistesabwesend. »Der erste erlag einen Monat vor der Hochzeit einem Verkehrsunfall, und der zweite stürzte zu Tode - acht Tage vor dem Polterabend.« Die Andeutung eines Lächelns kräuselte die vollen Lippen. »Drüben in der Heimat nennen mich meine Freunde schon die Totengräber-Braut, weil alle meine Verlobten das Zeitliche segnen, ehe sie’s bis zum Altar schaffen. Und das geht mir auf die Nerven!«

 

 

 

 

  Zweites Kapitel

 

 

Eine Stunde darauf marschierte ich in ihr Zimmer und stieß fast mit zwei Kellnern zusammen, die sich rücklings hinaus dienerten. Marcia Burgess empfing mich mit einem Lächeln und deutete auf den Stuhl, der dem ihren am kerzengeschmückten Tisch gegenüberstand. Ich nahm Platz und starrte die Batterie von Schüsseln und Töpfen auf dem Beistelltisch an.

»Man merkt doch gleich, dass dies ein besonderer Anlass ist«, meinte ich beifällig.

»Ich kann diese Mahlzeiten aus der Retorte, wie sie in Flugzeugen serviert werden, nicht ausstehen«, erwiderte sie. »Hier, das sind Canapés mit Kaviar und Austern - russischer Kaviar natürlich, und Austern aus Sydney

und das in Gelee ist Fasan. Es sollte uns bis zum Frühstück in Sydney reichen. Möchten Sie jetzt den Champagner eingießen, Boyd?«

»Rufen Sie Ihre Verlobten immer beim Nachnamen?«, erkundigte ich mich, als ich nach dem Kübel griff.

»Danny!« Sie seufzte schwer. »Das ist die Sorte Vorname, an die man sich nur langsam gewöhnen kann. Übrigens habe ich gerade ein paarmal mit daheim telefoniert, um das Terrain vorzubereiten. Zu Ihrer Information: Wir haben uns in New York kennengelernt, und ich war sofort hingerissen von Ihnen. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und nun schleppe ich Sie im Triumph zu mir nach Hause. Sonia zerbricht sich garantiert schon den Kopf, wie sie es deichseln könnte, mit Ihnen ins Bett zu steigen.«

»Sonia?«, fragte ich verdutzt.

»Sonia Sheppard, meine beste Freundin - dieses Biest.« Wütend spießte sie ein unschuldiges Canapé auf. »Wir tragen diese kleinen Freundschaftskonkurrenzen schon seit unserer gemeinsamen Schulzeit aus. Den Freund der anderen zu verführen, gibt fünf Punkte, ihn ihr ganz abspenstig zu machen, zehn.«

»Und wer liegt zur Zeit vorne?«

»In letzter Zeit habe ich den Punktstand nicht mehr so recht verfolgt«, meinte sie zuckersüß. »Ich hatte zu viele andere Dinge im Kopf.« Sie hob ihr Champagnerglas: »Auf unsere kurze, gemeinsame Zukunft, Danny! Und auf ein langes Leben - getrennt.«

»Wie war’s, wenn Sie mich in der Zwischenzeit über Ihren Background informieren würden?«

»Also gut, fangen wir bei Ihnen an. Ich habe Daddy und Sonia erzählt, dass Sie ein stinkreicher Amerikaner seien - fast so reich wie wir und dass Ihr Kapital hauptsächlich in Mineralaktien angelegt ist.«

»Wie nett.«

»Die Mineralindustrie in Australien erlebt zur Zeit einen sagenhaften Aufschwung«, fuhr sie fort. »Nickel, Bauxit, Öl - was Sie wollen. Der springende Punkt ist, dass Sie damit Daddys Hauptinteressengebiet entgegenkommen. Dann haben Sie wenigstens gemeinsamen Gesprächsstoff.«

»Großartig«, höhnte ich. »Ich bin eine wahre Koryphäe, was den Bergbau betrifft. So etwa: Aus Nickel macht man Pfannen, mit Bauxit baut’s sich prächtig, und Öl hält den Motor jung.

---ENDE DER LESEPROBE---