Die Horgerianer - Nova Edwins - E-Book

Die Horgerianer E-Book

Nova Edwins

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Beschreibung

Starke Alien-Krieger mit messerscharfen Zähnen und butterweichen Herzen Gerade noch war ich in meinem Auto in Nevada unterwegs, jetzt bin ich auf einem anderen Planeten und sitze in einem Käfig — vor ein paar Außerirdischen, die mich eindeutig zu interessiert beäugen … Acht Horgerianer in einem Band: Grut, der Gefühllose Grommok, der Grausame Ragash, der Rasende Shura, der Selbstsichere Elena, die Edle Kuldrir, der Kaltherzige Leiv, der Listreiche Borcat, der Brutale Leicht düstere Sci-Fi-Romanzen mit Happy Ends.

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Seitenzahl: 737

Veröffentlichungsjahr: 2025

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DIE HORGERIANER

SAMMELBAND

NOVA EDWINS

ALIEN ROMANCE

INHALT

Band 0.5 gratis lesen

Grut, der Gefühllose

Grut, der Gefühllose

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Grommok, der Grausame

Grommok, der Grausame

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Epilog

Ragash, der Rasende

Ragash, der Rasende

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Epilog

Shura, der Selbstsichere

Shura, der Selbstsichere

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Epilog

Elena, die Edle

Elena, die Edle

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kuldrir, der Kaltherzige

Kuldrir, der Kaltherzige

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Leiv, der Listreiche

Leiv, der Listreiche

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Epilog

Borcat, der Brutale

Borcat, der Brutale

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

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Über Nova Edwins

Copyright: Nova Edwins, 2025, Deutschland.

Covergestaltung: Nova Edwins

ISBN: 978-3-911483-40-7

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

BAND 0.5 GRATIS LESEN

Die Erde ist am Ende und ich habe keine andere Wahl, als sie zu verlassen. Allerdings habe ich nur die Chance auf einen Neustart, wenn ich es schaffe, jemanden mit einem Raumschiff davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, mich mitzunehmen.

Als ich das Gerücht höre, dass ein Horgerianer ziemlich bald in Richtung Horgerion aufbrechen wird, beschließe ich, mich ihm vollkommen schamlos an den Hals zu werfen.

Allerdings gibt es ein paar kleine Hindernisse auf dem Weg zu meinem Ziel:

Ich bin nicht die einzige Frau mit dieser Idee.

Ich weiß nichts über Horgerianer und Horgerion.

Und als ich herausfinde, dass Horgerianer gern Menschenfleisch essen, ist es eigentlich schon zu spät …

Diese Kurzgeschichte enthält einen Hauch Apokalypse, einen unverhofften Retter und eine verzweifelte Heldin, die zu (fast) allem bereit ist.

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auch als gratis Hörbuch verfügbar

GRUT, DER GEFÜHLLOSE

GRUT, DER GEFÜHLLOSE

Gerade noch war ich in meinem Auto in Nevada unterwegs, jetzt bin ich auf einem anderen Planeten und sitze in einem Käfig – vor ein paar Außerirdischen, die mich eindeutig zu interessiert beäugen.

Mich rettet ausgerechnet ein Alien namens Grut, der Gefühllose. Beunruhigender Name. Er denkt, ich sei Teil einer ominösen Prüfung, in der er sich würdig erweisen muss. Wenn er sich gut um mich kümmert – als wäre ich ein blödes Tamagotchi –, bekommt er endlich eine Frau seiner eigenen Spezies.

Ich bin also aus meiner Heimat entführt worden, um als absoluter Trostpreis zu enden? Großartig. Einfach nur großartig!

Leicht düstere Sci-Fi Romance mit Happy End.

1

GRUT

Ich war müde und erschöpft, als ich das Dorf betrat. Mein rechter Arm schmerzte, weil mich einer der Wilderer dort mit seiner Keule getroffen hatte. Ich war nicht schnell genug gewesen, was dafür sorgte, dass mein Ego schlimmer verletzt war als mein Arm. Aber ich würde darüber hinwegkommen.

Ganz im Gegensatz zu den Wilderern, deren Köpfe ich jetzt direkt beim Gerber ablieferte.

Thera, der Talentierte, seufzte, als er mich sah. »Noch mehr Schädel für den Wall?«

»Aye.« Ich schlug mir mit der Faust auf die Brust.

»Leg sie zu den anderen.« Er deutete auf den Haufen Knochen und Schädel, die ich ihm in den letzten Tagen gebracht hatte. Es waren viele, weil ich ungeduldig und rastlos geworden war, beim ersten Tageslicht aufbrach und meist erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkam.

»Deine Felle liegen hinten.« Er kniff die Augen zusammen. »Kannst du nicht ein bisschen langsamer machen? Ich komme kaum hinterher.«

»Er hat recht.«

Ich drehte mich um. Mein Vater lächelte mich an, legte die Hand auf meine Schulter. »Du musst dich ein bisschen ausruhen. Komm mit mir – auf einen Drink.«

Ich wollte keinen Drink. Ich wollte ein dickes, fettes Sirrel-Steak und meine Schwerter für morgen schleifen. Und meine Ruhe.

Trotzdem nickte ich knapp, weil ich meinen Vater nicht enttäuschen wollte.

Ich holte die Felle von hinten, klemmte sie unter meinen Arm und folgte meinem Vater aus Theras Hütte.

»Bedrückt dich etwas?«, fragte er und warf mir einen Blick zu.

»Nein.« Ich stapfte neben ihm her, auf sein Haus zu.

»Bist du dir sicher?«

»Ja.«

Mein Vater seufzte. »Warum sagst du mir nicht einfach die Wahrheit?«

»Weil es nichts zu sagen gibt.«

Er öffnete die Tür für mich und ließ mir den Vortritt. Ich legte die Felle ab, ging zum Tisch und zog einen der Stühle zurück.

»Ich habe Eintopf. Möchtest du Eintopf?«

»Meinetwegen«, brummte ich.

Mit einem Nicken verschwand mein Vater im Nebenraum. Ich hörte es klappern, ehe er mit einer Schüssel und glücklicherweise auch einem vollen Becher Met wiederkam.

Ich leerte den Becher, ehe ich begann, den Eintopf aus der Schüssel zu schlürfen.

»Du brichst jeden Morgen früh auf und kommst spät zurück.« Mein Vater legte die großen Hände auf den Tisch. »Was versprichst du dir davon, dich zu Tode zu schuften?«

»Ich schufte mich nicht zu Tode. Ich leiste meinen Teil.«

Er seufzte. »Die Frauen. Ist es wegen der Frauen?«

Ich antwortete nicht, sondern schlürfte bloß lauter, damit er verstand, dass ich keine Lust hatte, das Gespräch schon wieder zu führen.

»Grut«, sagte er mit mahnender Stimme.

Mit einem Augenrollen stellte ich die Schüssel ab. »Was verstehst du davon? Du hast Nachwuchs.«

»Nachwuchs ist nicht alles im Leben.«

Ich schob die leere Schüssel von mir. »Das ist leicht gesagt, wenn man selbst damit gesegnet ist.«

»Glaub mir, Junge, jetzt gerade fühle ich mich alles andere als gesegnet«, knurrte mein Vater. Er stand auf, stapfte in die Küche und kam mit mehr Met und Eintopf zurück. »Warum geht es nicht in deinen Kopf, dass es absolut zufällig ist, wen die Frauen auswählen? Du kannst dich in Grund und Boden arbeiten, ohne jemals eine von ihnen zu Gesicht zu bekommen.«

Ich zuckte mit den Schultern, was mich wieder an den Schmerz in meinem rechten Arm erinnerte. Eine Pause wäre nicht schlecht, aber wie sollte ich mich ausruhen, wenn so viel zu tun war?

»Dieses Jahr ist bisher noch keine einzige Frau aus den Bergen gekommen und es gibt auch keine Garantie dafür, dass eine kommen wird.«

»Und?« Ich blinzelte langsam.

»Ruh dich aus! Es ist nicht deine Aufgabe, ganz Horgerion von Wilderern zu befreien.«

»Es ist meine Aufgabe, mich als würdig zu erweisen.«

Mein Vater warf die Hände in die Luft und stöhnte gequält. »Als würde ich mit einem Stein reden.«

»Vielleicht muss ich einfach härter arbeiten.«

Huzoga, der Herzlose, war vierzig Winter älter als ich, aber er bewegte sich schneller als jeder andere, den ich kannte. Die Worte hatten meinen Mund noch nicht ganz verlassen, da versetzte er mir einen schmerzhaften Schlag gegen den Hinterkopf.

»Habe ich wirklich einen solchen Idioten großgezogen?« Er ballte eine Faust und schlug damit auf den Tisch. »Du wirst dich morgen ausruhen! Das ist keine Bitte!«

»Ja, Vater.« Ich zog die Schultern hoch und nickte ergeben, obwohl ich natürlich nicht vorhatte, mich auszuruhen. Mit ausruhen erwies ich mich ganz sicher nicht als würdig.

2

KAYLA

Falls ich George Lucas jemals persönlich traf, würde ich mich bei ihm beschweren, dass er mir absolut falsche Vorstellungen vom Weltraum vermittelt hatte.

Wenn ich an den Weltraum dachte, sah ich viele Neonfarben, merkwürdige Bars, eng bebaute Straßen, fliegende Transportmittel und klassische Raumschiffe. Gut, natürlich kam mir auch Tatooine, der fiktive Wüstenplanet, in den Sinn, aber selbst da gab es moderne Technik.

Ich hingegen rumpelte in einem Holzkäfig über eine Art Landstraße. Der Käfig stand auf einem simplen Anhänger, der von drei Aliens gezogen wurde. Ja, Aliens.

Neben meinem Käfig stapelten sich etliche Kisten, aus denen ein durchdringender Verwesungsgeruch aufstieg, der mir Übelkeit verursachte.

So richtig hatte ich immer noch nicht verstanden, was eigentlich passiert war.

Gerade noch hatte ich mich auf dem Parkplatz vor dem Restaurant von meinen Freundinnen verabschiedet, war in meinen Wagen gestiegen und losgefahren, und in der nächsten Sekunde war ich mitten auf der Interstate 80 von einem grellen Licht geblendet worden. Es war so hell gewesen, dass es wehgetan hatte.

Als ich die Augen wieder geöffnet hatte, war ich hier gewesen. Wobei nicht direkt hier in diesem Käfig, sondern in einer Art Halle. Eines der Aliens hatte mich gerade auf einen Tisch gelegt und hinter meinem Ohr herumgefummelt, als ich wach geworden und prompt in Panik geraten war. Ich war zwar vom Tisch gesprungen, jedoch nicht weit gekommen, bevor das Alien mich in den besagten Käfig gezwungen hatte.

Vorsichtig befühlte ich die kleine Erhebung hinter meinem Ohr. Es tat zwar nicht weh, doch alles, was vorher nicht da gewesen war, machte mich nervös.

»Schneller«, zischte eines der Aliens. »Wenn wir hier im Tageslicht erwischt werden, sind wir geliefert.«

Ich nahm an, dass die Tatsache, dass ich sie verstehen konnte, etwas mit der Beule hinter meinem Ohr zu tun hatte. Auf der anderen Seite wusste ich nicht, wie ich dazu stand, dass höchstwahrscheinlich an mir herumoperiert worden war.

»Schneller, habe ich gesagt«, zischte der Kerl schon wieder.

Die drei erinnerten mich ein bisschen an Vogelscheuchen, weil ihre Haut ledern wirkte und ihre Augen schwarze, glanzlose Kugeln waren. Dazu standen die Haare wie Stroh von ihren Köpfen ab.

Allerdings hatten Vogelscheuchen keine langen Klauen mit scharfen Krallen, aber ich konnte wirklich nur einen Schock nach dem anderen verdauen.

Seit sie mich in den Käfig verfrachtet hatten, spielte ich mit dem Gedanken, sie zu fragen, was eigentlich los war. Wo sie mit mir hinwollten, wer sie waren und wie meine Überlebenschancen wohl so standen. Nur traute ich mich nicht.

Manchmal drehte sich der Größte von ihnen nämlich um und leckte sich mit seiner recht dunklen Zunge über die Lippen. Auf eine Weise, die offenbar selbst im Weltraum ohne Worte zu verstehen war. Problemlos zu verstehen war.

Ich wusste nicht, was mich mehr stresste – sein offenkundig sexuelles Interesse oder die Tatsache, dass seine Zunge wie ein lehmiger Lappen aussah. Mit dem Ding würde er mir ganz sicher nicht zu nah kommen. Hoffte ich.

Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht die geringste Ahnung, was mich erwartete, aber es konnte kein gutes Zeichen sein, dass ich in einem Käfig steckte. Außerdem waren sie zu dritt und ich … ein Mensch.

Mein Magen machte einen Satz, als sie den Weg verließen und den Wagen über ein Feld in Richtung Wald zogen. Zumindest sah es für meine Begriffe aus wie ein Wald. Ich schlang die Finger um die dicken Holzstäbe meines Käfigs und kniff die Augen zusammen. Die Blätter und die Stämme der Bäume konnte ich erkennen, aber nicht identifizieren. Das waren keine Eichen, keine Tannen, kein Ahorn, kein …

Okay, mehr hatte ich nicht zu bieten. Aber es machte auch keinen Unterschied, denn das waren definitiv keine Bäume, wie sie auf der Erde wuchsen. Meine Hoffnung, dass ich mich vielleicht an einem Filmset befand, wurde verschwindend gering.

Dabei war eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erde zu erkennen, der Himmel war blau, es wehte ein laues Lüftchen und vereinzelte Wolkenfetzen zogen vorbei. Nur hatte ich von der Erde aus nie andere Planeten gesehen. Hier hingen gleich drei Kugeln am Himmel, eine davon war weißlich und hatte einen Ring, die anderen beiden waren kleiner und zartrosa gefärbt. Sie sahen hübsch aus.

Die Sonne befand sich auf der anderen Seite, stand hoch oben und erschien mir merkwürdig vertraut. War ich vielleicht wenigstens noch in der Nähe meines Heimatplaneten? Ich ließ mich sinken und schlang die Arme um meinen Oberkörper, weil das Gefühl von Hilflosigkeit mich erfüllte. Hilflos und verloren – das beschrieb meinen Zustand leider perfekt.

Der Weg wurde immer unebener, bald schon musste ich meine Zähne aufeinanderpressen, damit sie nicht klapperten, während der Wagen über den Waldboden rumpelte. Die Stille hier war unheimlich und durch das dichte Blätterdach über uns schien kaum ein Sonnenstrahl zu gelangen. Der Atem kondensierte vor meinen Lippen. Sollte das hier so kalt sein?

Die Aliens unterhielten sich leise, trieben sich gegenseitig zu immer mehr Eile an.

Obwohl meine Lider bleischwer waren und ich mich kaum aufrecht halten konnte, war an Schlaf nicht zu denken. Stattdessen starrte ich angestrengt in den finsteren Wald und arbeitete an meiner Strategie.

Ich würde bei der ersten sich bietenden Gelegenheit weglaufen. So viel stand fest.

Als wir endlich anhielten, zitterte ich vor Kälte am ganzen Körper, doch das vergaß ich beinahe, während ich beobachtete, wie die Aliens ihr Lager aufschlugen, denn das war eindeutig, was sie machten. Einer von ihnen sammelte Holz, ein anderer rollte drei primitive Schlafsäcke aus und der dritte verschwand mit einem Sack in der Hand zwischen den Bäumen.

Ich schloss die Augen und lauschte. Es dauerte einen Moment, aber ich war mir sicher, ein Rauschen zu hören. Möglicherweise war hier ein Fluss in der Nähe? Das wäre ein guter Fluchtweg, um mich nicht zu verlaufen – dem Fluss folgen.

Nach ein paar Minuten kam der dritte wieder und verteilte Trinkflaschen an seine Freunde. Mich ignorierten sie vollkommen, was mir recht war. Ich brauchte ihre Aufmerksamkeit definitiv nicht, auch wenn ich Durst hatte.

Frierend, hungrig und durstig hockte ich in dem Käfig, kämpfte gegen die Müdigkeit, die auf meine Lider drückte, während die drei aßen und sich am Feuer ausruhten.

Ich war fast weggedöst, als der Größte von ihnen aufstand.

»Denk dran«, sagte einer der anderen, »sie muss am Leben bleiben.«

»Jaja.«

Schlagartig war ich wieder hellwach und kämpfte gegen das Wimmern, das in meiner Kehle aufstieg. Wie befürchtet, kam der Kerl zum Käfig und öffnete von außen den Riegel, der mich daran hinderte, die Klappe einfach aufzuschieben.

Er zog ein Seil hinter seinem Rücken hervor und griff nach mir. Seine Haut war rau, irgendwie schuppig, und seine langen Krallen zerkratzten meine Arme. Er schlang das Seil um meine Handgelenke, knotete es fest. »Komm her, Weib.«

»Nein!« Ich trat nach ihm, wollte zurück in den Käfig kriechen, aber er ließ mich nicht. Mit einem Ruck zerrte er mich zu sich und hob mich raus. Ich strampelte und kickte in die Luft, doch es zeigte keinerlei Wirkung.

Der Kerl schleppte mich zu seinem Schlafplatz und ließ mich unsanft auf den Bauch fallen. Bevor ich mich hochrappeln konnte, drückte er seine große Hand in meinen Rücken, hielt mich unten.

Ich spürte seine Finger an meinem Hosenbund, als er versuchte, mir die Hose von den Hüften zu zerren. »Nein!«, kreischte ich. »Lass mich los!«

Das Alien drehte mich unsanft um und versetzte mir eine harte Ohrfeige. »Halt den Mund!«

Ich dachte nicht einmal im Traum daran. »Hilfe!«

Eines der anderen beiden Aliens fluchte und kam herangeeilt – nur leider nicht, um mir zu helfen. Er hielt mir lediglich den Mund zu.

»Danke.« Sein Freund klang ehrlich erleichtert und machte sich wieder an meiner Hose zu schaffen.

Tränen traten in meine Augen. Ich bäumte mich auf, doch es brachte nichts.

Irgendwo knackte ein Ast. Das Alien hielt inne und sah sich alarmiert um.

»Hast du das auch gehört?«, wisperte er seinem Kumpel zu.

»Ja. Pavel?«

Der dritte Kerl, der noch am Feuer saß, erhob sich lautlos, schlich zum Wagen und zog … ein Schwert hervor. Ein richtiges Schwert aus Metall.

Wo war ich hier gelandet?

Schwere Schritte ertönten, was meinen Angreifer dazu veranlasste, mich loszulassen und ein Stück zurückzuweichen.

Ja, das war bestimmt ein gutes Zeichen. Die drei hatten sichtlich Angst und pressten sich wie Pinguine zusammen.

Ich schaffte es zumindest, mich hinzusetzen, während ich ebenfalls mit angehaltenem Atem in die Dunkelheit starrte, ohne zu wissen, auf wen oder was wir warteten.

»Heilige Scheiße«, kam mir über die Lippen, als ein weiteres Alien auf die Lichtung trat.

Irgendjemand hatte Conan, den Barbaren, und die Kroganer-Aliens aus den Mass-Effect-Videospielen in einen Mixer geworfen und kräftig durchgerührt. Im Gegensatz zu den dünnen Vogelscheuchen war er groß, muskelbepackt und bloß mit einem Lendenschurz bekleidet.

Mein Blick wanderte nach unten. Mit einem Lendenschurz und rudimentären Stiefeln. Ich schluckte angesichts seiner massiven Oberschenkel, der breiten Brust und der Arme, die mich an Baumstämme erinnerten. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut.

»Wilderer«, knurrte der Neuankömmling. »Ihr habt kein Recht, hier zu sein.« Das Lagerfeuer spiegelte sich in seinen dunklen Augen, als er näher kam. Mich schien er bisher nicht bemerkt zu haben.

»Vielleicht … ähm … können wir verhandeln, mein werter Herr.« Die Vogelscheuche, die von den anderen mit »Pavel« angesprochen worden war, deutete eine Verbeugung an und senkte das Schwert.

»Grut ist mein Name«, gab das Alien zurück.

»Herr Grut.« Pavel verneigte sich noch weiter.

»Grut, der Gefühllose.« Mehr sagte er nicht, ehe er sein eigenes Schwert zog.

Mein letzter Gedanke war, dass er sich für jemanden mit seiner Größe und seinem Gewicht erstaunlich schnell bewegen konnte, da spritzte bereits eine warme Flüssigkeit auf mein Gesicht.

Ich erstarrte und gab mein Bestes, mir einzureden, dass das unmöglich Blut sein konnte. Doch da Pavels Kopf vor mir auf dem Boden lag und da eindeutig Blut aus dem Stumpf lief, wusste ich mit ziemlicher Sicherheit, was da gerade von meiner Augenbraue tropfte.

Der nächste Hieb trennte einen weiteren Kopf vom Rumpf und ich wartete gar nicht erst, bis ich an der Reihe war.

Ich rappelte mich hoch – gefesselte Hände hin oder her – und rannte los, blindlings in die Dunkelheit. Zweige schlugen mir ins Gesicht, Äste zerrten an meinen Klamotten, doch ich hastete einfach weiter.

Meine Flucht fand ein jähes Ende, als ich mit dem Fuß an etwas hängen blieb und der Länge nach hinschlug, während ein scharfer Schmerz durch mein Bein schoss.

Als ich danach versuchte, erneut aufzustehen, konnte ich den Fuß nicht belasten. Ich hockte auf meinem Hintern, mitten im Wald, lauschte meinem wild klopfenden Herzen und sah mich nervös um.

Irgendwo knackte es und ich schaute hastig über meine Schulter, strengte mich an, etwas zu erkennen.

Da war nichts. Keine Bewegung, keine Lichtreflexion, gar nichts.

Langsam atmete ich aus und drehte den Kopf wieder zurück.

Grut, der Gefühllose, stand keinen Meter weit entfernt und musterte mich. »Du bist ein Mensch.«

Ich schluckte schwer und nickte. »Bitte töte mich nicht.«

»Warum sollte ich das tun?« Er kam näher und kniete sich hin. Im Gegensatz zu den Vogelscheuchen, die irgendwie nach nassem Stroh gestunken hatten, roch Grut … angenehm. Außerdem strahlte sein Körper eine irrsinnige Hitze aus, die mich daran erinnerte, wie kalt mir eigentlich war. Und mein Gesicht klebte. Ach ja, das Blut.

Ich kämpfte mit den Tränen.

Grut packte meine Arme, zog einen Dolch hervor und durchtrennte das Seil an meinen Handgelenken. »Schon verstanden. Das ist ein Test.«

»Ein Test?« Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach, doch das war egal, weil ich sowieso keinen klaren Gedanken fassen konnte.

So aus nächster Nähe hatte ich nämlich wunderbare Sicht auf Gruts Zähne. Und er hatte viele Zähne, verdammt viele Zähne. Spitz und rasiermesserscharf ragten sie ordentlich aufgereiht aus seinem breiten Kiefer.

»Ein Test, ob ich würdig bin«, sagte er, als würde das mehr Sinn machen. Ohne Vorwarnung hob er mich auf seine Arme und trug mich zurück in Richtung des Lagers der Vogelscheuchen.

Ich würgte, als ich die abgetrennten Köpfe sah. Igitt, war das eklig. Mein Puls wurde schneller, weil Grut direkt daneben stehen blieb und die Köpfe aufhob, bevor er Erde auf das kümmerliche Feuer warf und es erstickte. Er legte die abgetrennten Köpfe zusammen mit dem Schwert auf den Wagen.

»Hast du einen Namen?«, wollte er von mir wissen.

»K-k-kayla«, stotterte ich, weil ich zu überwältigt davon war, dass er mich an seine nackte Brust presste, die so wunderbar warm war, und im gleichen Moment mit einer spielerischen Lässigkeit den Wagen zog, den die anderen Aliens zu dritt kaum hatten bewegen können.

»Ich nehme an, du heißt nur Kayla und nicht wirklich K-k-kayla.«

Ich zwang mich, einen tiefen Atemzug zu nehmen. »Ja.«

»Gut.«

Das war alles, was er für eine ganze Weile sagte. Er verließ den Wald, brachte den Wagen zurück auf den Weg und schien ganz genau zu wissen, wo er hinwollte. Die Sonne war inzwischen untergegangen und die drei anderen Planeten leuchteten hell.

Es dauerte, bis ich genug Mut zusammengekratzt hatte. »Ähm, Grut?«

»Ja?«

»Wo bringst du mich hin?«

Er lachte leise und das Rumpeln in seiner breiten Brust ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen. »Zu mir nach Hause.«

Ich hatte ja auch unbedingt fragen müssen.

3

GRUT

Es war nicht das erste Mal, dass ich einem weiblichen Menschen begegnete. Auch nicht, dass ich einen berührte. Ich erinnerte mich noch sehr gut an die Begegnung mit Ginny. Damals war ich ein Teenager gewesen. Und ein Idiot.

Statt auf meinen Vater zu hören, hatte ich allein eine Runde über den Marktplatz auf einem fremden Planeten gedreht und war prompt von einem Sklavenhändler gefangen genommen worden. Ginny war die andere Gefangene gewesen und als Huzoga, der Herzlose, mich befreit hatte, war Ginny mit uns gekommen.

Ginny war hübsch gewesen, sehr hübsch und verlockend, aber kein Vergleich zu Kayla.

Ich warf einen Blick nach unten. Sie zitterte immer noch, ob vor Angst oder Kälte, wusste ich nicht, aber da ich ihren Angstschweiß riechen konnte, war es vermutlich eine Mischung aus beidem.

Ginnys Haut war hell gewesen, doch Kaylas war dunkel, ihre Haare lockig und ihre Augen dunkelbraun. Ich wusste nicht warum, aber der Mensch in meinen Armen sprach mich wesentlich mehr an als Ginny damals – und da war ich noch ein dauergeiler Teenager gewesen, dessen ganzes Denken sich um Titten und Pussys gedreht hatte.

Kaylas volle Unterlippe bebte, bis sie die Zähne hineingrub und versuchte, ihr Zittern zu verbergen.

Ich musste wegsehen, denn sie führte mich in Versuchung. Dabei wusste ich, dass ihre Anwesenheit lediglich ein Test war. Ich würde mich als würdig erweisen müssen.

Der Wagen rumpelte hinter mir über den Weg, der geradewegs in unser Dorf führte, und ich fragte mich, wie viele der Wilderer ich noch würde töten müssen, ehe die Botschaft ankam.

Kayla schnappte scharf nach Luft, als der Befestigungswall in Sicht kam. »Grundgütiger«, wisperte sie atemlos. »Sind das alles Schädel?«

»Ja.«

Sie zuckte zusammen und schaute nach oben. Offenbar war es nicht in ihrem Sinn gewesen, die Frage tatsächlich laut zu stellen. Ihre Augen wanderten erneut zum Wall und sie schluckte schwer. »Ähm, hast … hast du die abgetrennten Köpfe deshalb mitgenommen?«

»Ja, je mehr Schädel auf dem Wall, desto gefürchteter der Stamm.«

Kayla erschauerte. »Stamm? Da leben noch mehr von deiner Sorte?«

»Ja.«

Einen Moment verharrte sie, doch ihre nervös umherwandernden Augen verrieten, dass hinter ihrer Stirn viel passierte. »Wo genau sind wir?«

»Westlich vom Palast. Ungefähr drei Tagesmärsche davon entfernt.« Ich musterte ihre schmale Gestalt in meinen Armen. »Mit deinen kurzen Beinen vermutlich eher vier.«

»Das hilft mir nicht wirklich weiter. Ich meine … ich fürchte, ich weiß die Antwort, aber wir sind nicht auf der Erde, oder?«

»Nein.«

»Okay. Wie weit ist die Erde weg?«

Mir widerstrebte die Idee, Kayla gehen zu lassen. Was natürlich idiotisch war, denn ich wusste, dass sie bloß eine Leihgabe war. Ein Test der Horgerianerinnen, ob ich würdig war. Es sollte mir egal sein, ob Kayla zur Erde zurückkehren wollte oder nicht.

»Weit«, brummte ich bloß.

»Hast du ein Raumschiff und könntest mich dorthin bringen?« Sie starrte mich aus ihren hübschen braunen Augen an. »Bitte?«

»Nein.« Ich richtete den Blick auf das Tor und marschierte weiter. Ragash, der Rasende, zündete gerade die Fackeln an und warf mir einen flüchtigen Blick zu.

»Schon wieder neue Schädel? Thera wird nicht glücklich sein.«

»Ich bringe sie ihm erst später.«

Ragash musterte Kayla. »Weil du andere Sachen zu tun hast, nehme ich an.«

»Ihr Name ist Kayla. Die Wilderer hatten sie in einem Käfig dabei. Ich werde mich um sie kümmern und mich als würdig erweisen.«

Mein Freund seufzte noch lauter als mein Vater. »Du verschwendest dein Leben mit dem Warten auf etwas, das wahrscheinlich nie passieren wird.«

Ich knurrte einen unfreundlichen Fluch, was Ragash bloß sein trockenes, bellendes Lachen entlockte, bevor ich mit Kayla im Arm weiterstapfte.

Den Wagen ließ ich vor meinem Haus stehen. Ich würde mich später darum kümmern. Der kleine Mensch war gerade wichtiger.

Ich öffnete die Tür, brachte Kayla zum Tisch und setzte sie auf einem der Stühle dort ab, ehe ich das Feuer im offenen Kamin und die Fackeln entzündete.

Wie ein Häufchen Elend saß sie dort, die Schultern gekrümmt, um sich so klein wie möglich zu machen. Sie war kaum halb so groß wie ich – dachte sie wirklich, sie würde wie eine Bedrohung auf mich wirken?

Ich schaute auf ihre schmalen Handgelenke, den schlanken Hals, die winzige Taille. Selbst mit einem Breitschwert bewaffnet würde sie mir nicht gefährlich werden können. Wobei ich bereits stark daran zweifelte, dass sie ein horgerianisches Schwert wirklich heben konnte.

Ich ging zur Kochnische, nahm den Kessel und stapfte wieder zur Tür. »Ich muss kurz zum Brunnen, bin sofort wieder da.«

Kaum hatte ich das Haus verlassen, hörte ich Schritte. Mein Vater kam auf mich zu und Leiv, der Listreiche, lungerte zufällig vor seiner Haustür herum, schielte immer wieder in meine Richtung. Offenbar hatte Ragash direkt getratscht und von der menschlichen Frau berichtet.

Es war kein Geheimnis, dass Leiv – der bereits Nachwuchs hatte – auf der Suche nach einer Gefährtin war. Er klapperte regelmäßig die Märkte in der Umgebung ab und hoffte, eine geeignete Frau zu finden.

Eifersucht flammte in mir angesichts der Vorstellung auf, er könnte Kayla seine Aufmerksamkeit schenken. Mit einem Kopfschütteln vertrieb ich den Gedanken und machte mich auf den Weg zum Brunnen. Kayla war ein Test, und was sie machte, sobald ich mich als würdig erwiesen hatte, ging mich nichts an. Und wenn sie mit Leiv …

Mit einem unwilligen Knurren warf ich den Eimer in den Brunnen und drehte an der Kurbel, um ihn wieder hochzuholen. Ich wollte nicht darüber nachdenken.

»Also?«, fragte mein Vater hinter mir.

»Also was?«

»Die Frau! Du hast eine menschliche Frau in dein Haus gebracht, sagt Ragash.«

»Weiß Ragash, dass er der Heiler und nicht für die Unterhaltung des Stammes zuständig ist?«

Mein Vater legte die Hand auf meine Schulter und zwang mich dazu, mich umzudrehen. »Sieh mich an, wenn ich mit dir rede.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Also?«

»Ihr Name ist Kayla, sie scheint von der Erde zu kommen und hat keine Ahnung, wo sie ist. Ihr Knöchel ist verletzt und ich wollte mich gerade um sie kümmern, als mir aufgefallen ist, dass ich kein Wasser habe. Ich würde ja zu ihr gehen und ihre Wunden pflegen, doch stattdessen stehe ich hier.«

Hozuga, der Herzlose, lächelte. »Dann nimmst du sie zu deiner Gefährtin?«

»Gefährtin? Das ist ganz klar ein Test der Hohepriesterin. Ich soll mich um Kayla kümmern und beweisen, dass ich würdig bin.«

»Hast du den Verstand verloren?« Mein Vater starrte mich fassungslos an. »Du glaubst wirklich, dass Wilderer einen wahllosen Menschen von der Erde gestohlen haben, ist ein Test?«

»Ja. Ich kann damit meinen Charakter beweisen.«

»Du bist ein Idiot.« Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Und wenn du sie nicht zur Gefährtin nimmst, solltest du sie weitergeben.« Sein Blick wanderte über meine Schulter und ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Leiv vermutlich genau dort stand und angestrengt die Ohren spitzte.

»Ich habe sie gefunden. Sie gehört mir«, knurrte ich und schlug mit der Faust auf meine Brust. »Und damit obliegt es auch mir zu entscheiden, was ich mit ihr mache.«

Ich packte den vollen Kessel und stapfte davon, meinen Vater hörte ich trotzdem theatralisch hinter mir seufzen.

Vor der Tür zu meinem Haus zwang ich mich, meinen Ärger herunterzuschlucken, weil ich Kayla nicht noch mehr verängstigen wollte.

Sie saß unverändert auf dem Stuhl, schien in der Zwischenzeit sogar noch weiter zusammengeschrumpft zu sein.

Ihr Geruch traf mich wie eine Faust. Obwohl ihre Angst deutlich in der Luft hing, konnte ich trotzdem riechen, wie süß und verlockend ihr Duft darunter war.

»Ich koche eben das Wasser«, sagte ich.

»Wofür?« Panik schwang in ihrer Stimme mit.

»Damit du dich waschen kannst. Und wir müssen uns deinen Knöchel ansehen.« Ich hängte den Kessel übers Feuer und ging zur Kochecke, goss Kayla einen Kelch voll Met und kratzte die Überreste der Sirrel-Wurst zusammen, die ich letztens erst geräuchert hatte.

Kayla beobachtete mich, als ich die Sachen vor ihr auf den Tisch stellte. »Was ist das?«

»Essen und Trinken.« Ich zwang mich, einen Schritt zurückzutreten. »Du kannst dich entspannen, Kayla. Ich werde dir nichts tun.«

Sie schaute mich an, die volle Unterlippe zitterte und ihre Augen glänzten feucht. »Ich will nach Hause.« Dann presste sie die Lider zusammen und die perfekt runden Tränen rannen über ihre Wangen nach unten, hinterließen Spuren in dem Staub auf ihrer seidigen Haut.

Der Anblick sorgte für ein unangenehmes Ziehen in meiner Brust. »Es tut mir leid, aber das ist nicht möglich.«

»Warum nicht?« Sie schniefte und wischte sich mit der Hand über die Nase. An ihren Handgelenken war die Haut von dem Seil wund gescheuert. Sofort verspürte ich das dringende Bedürfnis, die Wilderer, die Kayla gefangen genommen hatten, ein weiteres Mal zu töten.

»Die Erde ist weit von hier entfernt und Besetzer der Gebiete dazwischen verlangen ein Vermögen für das Durchqueren. Niemand hier auf Horgerion ist dermaßen reich. Ich könnte dich zu einer Raumstation bringen, wo du dein Glück versuchen könntest, allerdings kann ich dir garantieren, dass du dein Anliegen nicht zu Ende vorgetragen hättest, ehe du im nächsten Käfig landest. Weibliche Menschen, besonders so hübsche und junge wie du, sind heiß begehrt.«

Sie schaute weg, neue Tränen rannen über ihre Wangen. »Ist das die Wahrheit?«

»Ja. Warum sollte ich dich anlügen?«

»Du hast gerade selbst gesagt, dass ich … dass Frauen begehrt sind. Vielleicht willst du mich verkaufen?«

»Nein. Ich habe alles, was ich brauche«, log ich. Im Grunde war ich nahezu wunschlos glücklich, ich sehnte mich nur nach Nachwuchs, doch dazu brauchte ich eine Horgerianerin. Kaylas verführerischer Duft kroch in meine Nase, die mir prompt sagte, dass der kleine Mensch ebenfalls überaus kompatibel war.

Mit langsamen Bewegungen, um sie nicht zu erschrecken, ging ich zum Tisch und schob die Wurst in ihre Richtung. »Iss und trink ein bisschen was. Bitte. Danach sehen wir uns deine Verletzungen an.«

Kaylas Hand zitterte, als sie nach dem Becher griff. Sie trank einen großen Schluck und hustete sofort. »Junge! Wie viel Alkohol ist dadrin?«

»Nicht viel. Kinder können das trinken.« Ich runzelte die Stirn.

»Gut zu wissen.« Ihre Stimme klang heiser. »Kann ich vielleicht Wasser haben?«

»Natürlich.« Ich holte ihr einen Becher und goss ihn aus dem Krug voll.

»Danke.« Sie versuchte sich an einem schwachen Lächeln, doch die Panik war ihr anzusehen.

Ich trat erneut den Rückzug an, entfernte mich lächerlich weit von ihr, unschlüssig, wie jetzt zu verfahren war.

Kayla leerte den Becher, seufzte leise und nahm dann ein Stück Wurst, das sie kritisch inspizierte. Nachdem sie vorsichtig daran gerochen hatte, biss sie ein winziges Stückchen ab. Sie erinnerte mich mit jeder Bewegung an ein Tier in der Falle.

Ich würde mir ihr Vertrauen erarbeiten müssen. Aber deshalb war es ja auch ein Test.

Sie knabberte eine Ewigkeit an dem bisschen Wurst, doch ich wartete geduldig. Ihr Blick wanderte durch mein Zuhause und mit einem Mal kam es mir schäbig vor. Ich hätte mehr Felle auslegen oder mir ein paar meiner Jagdtrophäen von Thera ausstopfen lassen können, um meine Fähigkeiten zu demonstrieren. Um Frauen zu beeindrucken.

»Hast du eine Frage?«, wollte ich wissen.

Kayla sah zu mir. »Grut, richtig?«

»Ja.«

»Warum ist hier alles so … äh … mittelalterlich, Grut? Ich meine, ich muss ja irgendwie hergekommen sein. Mit einem Raumschiff, nehme ich an? Ich kann mich an nichts erinnern, aber das hier sieht nicht aus, wie ich mir den Weltraum vorgestellt habe. Habt ihr keinen Strom oder hypermoderne Technik?«

»Nein. Horgerion hat keine natürlichen Vorkommen an Treibstoff oder Edelmetallen oder anderen teuren Rohstoffen. Um Technik und moderne Errungenschaften zu bezahlen oder auch nur mit Energie zu versorgen, müssten wir uns im Grunde permanent versklaven, um alles zu horrenden Preisen importieren zu können. Unser einziges Exportgut sind Söldner, weil wir groß und stark sind, und Sirrel-Fleisch. Du hast es gerade gegessen. Alle, die auf Horgerion bleiben, entscheiden sich für ein simples Leben. Aber wir haben alles, was wir zum Glücklichsein brauchen.«

Sie wirkte nicht überzeugt und rieb sich über die Oberarme. »Wenn du Exportgut sagst, dann transportiert ihr das Fleisch doch aber mit Raumschiffen vom Planeten, oder?«

»Ja, wir haben eine kleine Flotte, aber die dient ausschließlich dem Handel oder wird für Rettungsaktionen benutzt. Wie schon gesagt: Treibstoff ist sehr kostspielig.«

»Das Fleisch war lecker.« Kayla versuchte sich an einem schwachen Lächeln und scheiterte kläglich. Ihre Augen glänzten nach wie vor feucht. Sie war nicht weit davon entfernt, ein weiteres Mal in Tränen auszubrechen.

»Sirrel-Fleisch ist eines der besten, das du im Umkreis dieser Galaxie finden kannst. Deshalb haben wir auch ein solches Problem mit Wilderern, die auf unseren Planeten kommen und oft unerwartete Überraschungen dabeihaben.«

Sie nickte schwach, blinzelte dabei mehrfach.

»Du bist müde«, schlussfolgerte ich. »Lass mich deine Wunden anschauen und dann kannst du schlafen.«

Ich wandte mich ab und ging zu der Kiste, in der ich meine wenigen Kleidungsstücke aufbewahrte, die ich anzog, wenn es wirklich nicht anders ging. Es war noch eine Tunika dabei, die ich als Kind getragen hatte. Der Stoff war kostbar, sodass ich es bisher nicht über mich gebracht hatte, sie wegzuwerfen. Ich brachte sie zum Tisch. »Das hier sollte dir passen.«

»Oh, okay, danke.« Kayla sah an sich herunter und holte tief Luft.

»Ich drehe mich um«, bot ich an. »Gib mir einen Moment.«

Ich holte den Waschzuber und füllte ihn mit dem heißen Wasser aus dem Kessel über dem Feuer. Nachdem ich ihn zum Tisch getragen hatte, holte ich einen Lappen und zog mich dann ans gegenüberliegende Ende des Raumes zurück. Ich setzte mich auf den Boden, den Rücken in Kaylas Richtung gewandt. »Sag mir einfach Bescheid, wenn du fertig bist.«

»Okay.«

»Oder wenn du Hilfe brauchst.«

»Nein«, stieß sie hastig hervor. Panik schwang in ihrer Stimme mit.

Zum ersten Mal kam mir ein Gedanke, der mir absolut nicht gefiel. Ich musste einen Moment warten, bis ich nicht mehr zu aufgewühlt war, um zu sprechen. »Die Wilderer – haben sie dich … angefasst?«

Stoff raschelte. »Nein. Einer von ihnen wollte gerade, aber du bist aufgetaucht.«

»Gut.«

Ich hörte das Wasser in dem Zuber schwappen und wie Kayla leise sagte: »Ja.«

4

KAYLA

Ich zupfte die Tunika zurecht, aber es brachte im Grunde nichts, denn sie war eindeutig nicht für meinen Körper geschneidert worden.

Seit ich etwas gegessen und Wasser getrunken hatte, fühlte ich mich etwas besser, doch von »gut« war ich noch meilenweit entfernt.

Grut wirkte irgendwie vertrauenswürdig, allerdings hatte ich nicht die geringste Ahnung, ob er nicht einfach log, dass sich die Balken bogen. Vielleicht wollte er mich wirklich behalten und hatte sich die ganze Sache mit den teuren Rohstoffen bloß ausgedacht, damit ich bei ihm blieb.

»Ich bin fertig«, brachte ich mit Mühe hervor.

Er erhob sich vom Boden und mein Herz klopfte schneller. Es war nicht so, als hätte ich in der Zwischenzeit vergessen, wie verdammt groß er war, doch es war jedes Mal aufs Neue beeindruckend, wenn er sich dann bewegte.

»Setz dich.« Er deutete auf den Stuhl, auf dem ich auch vorher gesessen hatte.

Ich hockte mich hin, hielt mit einer Hand den Ausschnitt der Tunika zusammen, damit sie mir nicht über die Schulter rutschte oder wahlweise meine Brüste enthüllte, und zerrte mit der anderen den Saum nach unten, weil ich nicht zu viel Bein zeigen wollte. Eigentlich wollte ich gar nichts zeigen, aber ich sah ein, dass meine Klamotten nicht mehr zu gebrauchen waren. Sie stanken, waren schmutzig und meine Jeans war an etlichen Stellen gerissen.

Grut beäugte mich und runzelte die Stirn. »Ich besorge dir morgen andere Sachen.«

Ich rang mir ein Nicken ab, obwohl das Wort »morgen« reichte, um mir schon wieder die Tränen in die Augen zu treiben. Ich wollte morgen nicht hier sein, ich wollte in meinem Bett zu Hause aufwachen und über diesen merkwürdigen Traum lachen.

Grut kniete sich vor mich, wusch den weichen Lappen in dem Zuber aus und griff dann nach meinem Arm. Er war sanft, allerdings machte sein Griff im gleichen Moment klar, dass ich mich besser nicht wehren sollte. Vorsichtig tupfte er mein Handgelenk ab, drehte und begutachtete es von allen Seiten, bevor er meinen anderen Arm nahm.

Mir blieb keine andere Wahl, als die Tunika loszulassen, und prompt rutschte der Stoff von meiner Schulter. Ich enthüllte nicht viel, bloß eben die Schulter und den Ansatz meiner Brüste, aber es reichte, um meinen Puls in die Höhe schießen zu lassen.

Grut reagierte nicht darauf. Er wischte mit dem Lappen über meine Haut und schaute sich dann meinen Knöchel an. Selbst auf den Knien war er so groß, dass er mich beinahe überragte.

Ich zog scharf Luft ein, als er auf meinen Knöchel drückte.

»Dafür habe ich eine Salbe hier.« Er stand auf und entfernte sich, wühlte in der Kiste herum, aus der er auch die Tunika geholt hatte. Als er zurück war, setzte er sich auf den Boden und stellte meinen Fuß einfach auf seinen Oberschenkel. Seinen nackten, muskulösen Oberschenkel. Ich war schockiert und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Sein Lendenschurz verhüllte seinen Schritt zwar, doch mir war klar, dass sich dort sein Penis befand. Oder?

Doch, mit Sicherheit. Als ob ich so viel Glück hatte, auf ein Alien ohne Penis zu stoßen.

Er cremte meinen Knöchel ein. Zuerst war die Salbe kalt, doch während er sie einmassierte, wurde sie warm. Es fühlte sich gut an und für einen Moment schloss ich die Augen. Ich war erschöpft, so unglaublich erschöpft.

Erst als mein Oberkörper nach vorn sank, zuckte ich zusammen und wachte auf.

Grut sah mich mitleidig an. »Komm«, sagte er, aber es schien eine rhetorische Aufforderung zu sein, denn er hob mich einfach auf seine Arme und trug mich zum Bett.

Wohin auch sonst?

Mein Herz klopfte schneller, mein Puls begann zu rasen und meine Muskeln verkrampften sich.

Der riesige Horgerianer legte mich ab und zog ein Fell über mich. Es war warm und weich, fühlte sich angenehm auf meinen nackten Beinen an.

Für einen Moment stand er da und starrte mich an, bevor er sich ruckartig umdrehte und zum Tisch zurückkehrte. Er räumte die Sachen weg, die dort standen, rührte in dem Kessel, der über dem Feuer hing, und verließ dann sein Haus.

Das Blut rauschte in meinen Ohren, während ich angestrengt lauschte. Ich hörte den Wagen rumpeln und Metall klappern, leise Stimmen, ehe es still wurde.

Als Grut wieder reinkam, hatte er sein riesiges Schwert dabei und legte es auf den Tisch.

Ich wollte schlafen, wirklich, doch jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, hörte ich ein neues Geräusch, das ich nicht einordnen konnte und das mich in Panik versetzte, weil ich mir Sorgen machte, dass Grut gleich zum Bett kommen und …

Ich schluckte schwer. Und mich vergewaltigen würde. Dass er bloß vorgetäuscht hatte, nett und fürsorglich zu sein, damit ich mich in Sicherheit wog.

Er setzte sich an den Tisch, nahm das Schwert und polierte es mit einem Tuch, bevor er es zu schleifen begann.

Wie konnte ich gestern Abend in einem All-you-can-eat-Restaurant Rippchen in mich reingeschaufelt haben, als gäbe es kein Morgen mehr, und heute sah ich einem Alien dabei zu, wie er sein massives Breitschwert schliff, während ich mir Sorgen machte, was sich da wohl unter seinem Lendenschurz verbarg.

Grut seufzte und legte das Schwert weg. »Was ist los, Kayla? Ich kann deine Angst riechen.«

»Meine Angst?« Mein Herz schlug ganz hinten in meiner Kehle.

»Ja. Ich verspreche, dass ich dir nicht wehtun werde. Das ist ganz sicher kein Teil der Prüfung.«

Er hatte jetzt schon ein paar Mal von einem Test gesprochen, davon, dass er sich würdig erweisen wollte, allerdings hatte ich nicht die geringste Ahnung, was er damit meinte.

»Wenn du sagst, dass du mir nicht wehtun wirst, reden wir dann von … ähm …?« Ich schluckte schwer, weil mein Hals vollkommen trocken war. »Meinst du damit, dass du nicht vorhast, mich zu vergewaltigen?«

»Ja. Das würde ich nie tun.«

»Weil das zu der Prüfung gehört?« Meine Stimme machte klar, dass ich nicht wusste, was ich da redete.

»Richtig.«

»Was für eine Prüfung meinst du?«

Grut starrte für einen Moment ins Nichts, ehe er sein Schwert wieder nahm und sich daranmachte, es weiter zu schleifen. »Unsere Frauen, die Horgerianerinnen, leben nicht hier mit uns. Sie leben zurückgezogen in den Bergen, weit hinter dem Pass. Schwer zu erreichen. Ganz abgesehen davon, dass sie nicht gefunden werden wollen. Die Dinge laufen auf Horgerion ein wenig anders. Am besten fange ich wahrscheinlich vorne an.«

»Okay.« Ich schob die Hand unter meine Wange und zog das Fell etwas höher. Eigentlich war es auf diese Weise ganz gemütlich. Außerdem wirkte es nicht, als würde Grut so schnell aufstehen, sodass ich mich tatsächlich entspannte.

»Wir leben hier in Verbänden oder in Stämmen und haben einen gewählten Vertreter, der im Palast lebt, zusammen mit einem Rat der Ältesten. Früher hatten wir einen König, aber das hat sich als … schwierig erwiesen. Der König, um den es geht, Tymir, der Trottel, hat eifrig um eine der Hohepriesterinnen gebuhlt, er wollte sie unbedingt haben. Wieder und wieder hat die Priesterin abgelehnt, bis Tymir das nicht länger akzeptiert hat.« Grut brach ab und suchte sichtlich nach den richtigen Worten.

»Er hat sie vergewaltigt«, wisperte ich.

»Ja, auf dem Altar zu allem Überfluss. Danach hat er verlangt, dass sie seine Gefährtin wird, doch sie hat es geschafft, sich zu befreien, und ist weggelaufen. Als die anderen Hohepriesterinnen herausgefunden haben, was passiert ist, wollten sie, dass Tymir abdankt und sich öffentlich entschuldigt. Er hat sich geweigert. Zur Strafe haben sich die Priesterinnen in die Berge zurückgezogen und ihre üblichen Pflichten vernachlässigt. Nach einer Woche sind sie zurückgekommen und haben die Forderungen wiederholt. Tymir hat sie ausgelacht, verspottet und tatsächlich versucht, die Priesterin, die er so sehr begehrte, gefangen zu nehmen. Die Hohepriesterinnen sind erneut in die Berge geflohen.« Grut strich mit dem Daumen über die Klinge des Schwerts und schaute auf. »Doch dieses Mal sind fast alle anderen Frauen mitgegangen. Ihnen kamen die Zustände ungerecht vor, sie haben sich von ihren Männern schlecht behandelt gefühlt und nicht wertgeschätzt. Dass sich viele Männer ausgerechnet Tymir als Vorbild genommen hatten, war natürlich nicht hilfreich.«

Ich hing an seinen Lippen. »Und dann?«

»In den Dörfern herrschte Chaos – die Männer allein? Niemand, der gekocht hat, die Häute gegerbt, die Kinder betreut? Von den anderen männlichen Bedürfnissen ganz zu schweigen. Schon bald wurden Rufe danach laut, dass Tymir zurücktreten soll. Er hat jeden umbringen lassen, der danach verlangt hat, und dann kamen die Frauen nach sechs weiteren Monaten wieder. Oder besser ein Teil der Frauen zusammen mit der geschändeten Hohepriesterin. Sie war schwanger. Tymir hat beinahe den Verstand verloren, weil es ja sein Kind war – womit er sein Recht auf die Priesterin bestätigt sah. Die Forderung der Frauen allerdings war die gleiche wie vorher. Er sollte abdanken und sich entschuldigen – oder er würde sein Kind, eine Tochter, niemals zu Gesicht bekommen. Natürlich hat er sich geweigert und die Frauen gefangen genommen. Statt aus seinen Fehlern zu lernen, hat er sie in den Kerker geworfen, bis sich die Priesterin bereit erklären würde, seine Gefährtin zu werden. Fast drei Viertel der verbleibenden Bevölkerung haben gegen seine Entscheidung rebelliert. Sie hatten sich bereits zusammengerottet, um den Palast zu stürmen, aber die Frauen waren schneller.« Grut schüttelte den Kopf.

»Kurz nach Einbruch der Dunkelheit sind sie gekommen, lautlos und wütend. So, so wütend. Sie haben ihre Geschlechtsgenossinnen befreit, Tymir umgebracht und den Großteil des Palastes abgebrannt. Ich bin mir sicher, dass sie den ganzen Palast abbrennen wollten, es aber nur nicht geklappt hat. Dieses Mal haben sie keine halben Sachen gemacht. Sie haben alle noch verbleibenden Frauen eingesammelt – auch die Kinder, bloß die Mädchen, nicht die Jungen – und sie mit in die Berge genommen.«

Ich traute meinen Ohren kaum. »Sie haben die Jungen zurückgelassen?«

»Ja, die Männer waren nicht glücklich. Der neue König war kaum gewählt, da hat er eine Armee zusammengestellt und sie in die Berge geschickt. Sie haben die Frauen gesucht. Tagelang, wochenlang, monatelang – sie haben sie nicht gefunden.«

»Und was hat das mit dem Test zu tun?«, fragte ich.

»Manchmal kommt eine von ihnen aus den Bergen und sucht sich einen Mann für die Nacht aus. Sie kommt jede Nacht wieder, bis sie schwanger ist. Wenn es ein Junge ist, legt sie ihn vor die Tür des Vaters, wenn es ein Mädchen ist, dann erfahren wir es nie.«

»Das klingt … verrückt.«

»Ja, deswegen halten wir es auch weitestgehend geheim. Generationen von Horgerianern haben ihre Frauen schlecht behandelt, geradezu abscheulich. Und wir zahlen den Preis.«

»Aber könnt ihr nicht mit ihnen reden, damit sie zurückkommen? Ich meine, inzwischen habt ihr die Lektion doch bestimmt gelernt, oder? Vermisst du deine Mutter nicht?«

Gruts Lächeln war traurig – und enthüllte verdammt viele scharfe Zähne. »Ich kenne meine Mutter nicht. Alles, was ich dir erzählt habe, ist vor mehr als tausend Jahren passiert. Jeder unserer Anführer hat seine eigene Truppe losgeschickt, um sie zu finden. Erfolglos. Mein Vater und unzählige Männer vor ihm haben versucht, den Frauen in ihr Versteck hinter dem Pass zu folgen, aber sie haben es nie geschafft. Mein Vater sagt, er sei morgens bewusstlos am Fuß der Berge wach geworden und konnte sich an nichts mehr erinnern, nachdem er sein Haus verlassen hat und ihr gefolgt ist. Und er ist kein Schwätzer.«

Ich bohrte die Zähne in meine Unterlippe. »Also denkst du, dass eine von ihnen zu dir kommen wird, wenn du mich gut behandelst?«

»Ja.« Er nickte. »Dann bin ich würdig.«

»Du willst deshalb keinen Sex mit mir? Wirklich nicht? Das ist dir ernst?«

»Ist es. Todernst, Kayla. Wir haben nicht viele Regeln auf Horgerion. Die meisten Probleme lassen sich mit einem Schwert lösen. Doch die wenigen Regeln, die wir haben, sind heilig. Keine Frau hier wird schlecht behandelt. Die Hohepriesterinnen finden es immer heraus. Wir wissen nicht wie, aber sie sehen und hören alles. Das Haus hier – vor mir gehörte es Sath, dem Sorglosen. Sath hat nicht an das vermeintliche Märchen mit den allsehenden Priesterinnen geglaubt. Er wollte eine Gefährtin, um jeden Preis. Er hat sein Glück erst in den Bergen versucht, dachte, er würde die Frauen finden, und als das nicht funktioniert hat, hielt er sich für clever und hat Wilderern wie denen, die dich dabeihatten, eine Sexsklavin abgekauft. Als er sie durch das Dorf gezerrt hat, haben wir sie alle weinen und schreien hören. Die Älteren, besonders die mit Söhnen, haben ihn gewarnt und versucht, ihn davon zu überzeugen, die Frau gehen zu lassen. Er hat alle Warnungen in den Wind geschlagen.« Grut lachte leise. »Am nächsten Morgen war die Frau verschwunden und Saths Kopf steckte auf einem Spieß direkt vor seiner Tür. Sein Schwanz lag abgeschnitten darunter.«

Mein Herzschlag beruhigte sich langsam. Ich war in der Gegenwart dieses Riesen tatsächlich sicher.

»Schlaf, Kayla. Du hast nichts zu befürchten.«

»Okay«, wisperte ich und schloss die Augen. Ich lauschte zwar sicherheitshalber noch ein bisschen, doch ich glaubte ihm, und die Müdigkeit nahm überhand.

5

GRUT

Ich starrte in meinen fast leeren Becher Met und versuchte, die Augen aufzuhalten. In den vergangenen vier Nächten hatte ich praktisch gar nicht geschlafen.

Abgesehen davon, dass ich Kayla das Bett überlassen hatte und der Boden nicht sonderlich bequem war, kam dazu noch, dass sie keine Angst mehr vor mir hatte. Sie roch nicht länger wie ein verängstigtes Tier, sondern schlicht unerträglich verführerisch. Ich wusste nicht genau, wie das bei Menschen funktionierte, aber sie musste sich ihrer fruchtbaren Phase nähern, denn ich hielt es kaum noch aus, wie verlockend ihr Duft war.

Jede Nacht lag ich auf dem harten Boden, bemühte mich, flach zu atmen, damit ich nicht zu viel ihres köstlichen Geruchs einatmete, und wartete darauf, dass sich endlich eine der Horgerianerinnen zeigte. Ich hatte mich doch jetzt eindeutig als würdig erwiesen, oder nicht?

»Grut?«, fragte Kayla.

Ich blinzelte und zwang mich aufzusehen. »Hm?«

»Oh Mann, du siehst aus, als könntest du einen Kaffee gebrauchen.«

»Was ist Kaffee?«

»Ein Getränk mit Koffein von der Erde. Ich habe es jeden Morgen getrunken, um wach zu werden. Und weil ich den Geschmack mochte.« Sie brach ab, starrte die Tischplatte an und presste die Lippen aufeinander. Das passierte oft, wenn ihr einfiel, dass die Erde außerhalb ihrer Reichweite lag. Sie hatte Heimweh, vermisste ihre Familie und ihren Job. Sie hatte versucht, es mir zu erklären, aber so wirklich erschloss sich mir der Sinn eines Notars nicht. Doch offenbar brauchte er Gehilfen und als solche hatte sie gearbeitet.

Einen Moment später versuchte sie sich an einem Lächeln. »Meinst du, ich kann mich heute mal an der Sache mit dem Brunnen und dem Wasserholen versuchen? Huzoga hat gesagt, dass er eine Badewanne auftreiben kann.«

Ich nickte, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte. Immerhin konnte ich Kayla nicht hier einsperren. Mein Vater schien seinen Beinamen – der Herzlose – vergessen zu haben, denn für Kayla schlug sein Herz offenbar heftig.

Aber nicht nur mein Vater war über ihre Ankunft erfreut, der ganze Stamm legte sich mächtig ins Zeug. Kein Wunder, wenn ich bedachte, dass jeder Einzelne von ihnen wahrscheinlich darauf spekulierte, sie in sein Bett zu holen.

Gut, Vater nicht, aber er warf mir trotzdem genug vorwurfsvolle Blicke zu, weil er wollte, dass ich sie »freigab«. So ein Unsinn. Sie gehörte mir. Ich hatte sie gefunden und gerettet.

Und dann war da natürlich die Sache mit den Horgerianerinnen. Schon allein deswegen musste ich ein Auge auf Kayla halten. Es war meine Aufgabe, auf sie aufzupassen.

Sie hielt das Stück Stoff hoch und zog den Faden straff. »Das sieht doch schon nicht mehr so schlecht aus, oder?«

Da sie sich langsam damit arrangierte, dass sie hierbleiben würde, versuchte sie, sich nützlich zu machen. Sie arbeitete gerade an ihrer Garderobe, war aber nicht sonderlich begabt, was das Nähen von Hand anbelangte.

Kayla wirkte so angestrengt, hatte die Stirn gerunzelt, dass ich am liebsten mit dem Finger darübergestrichen hätte, um sie zu glätten.

»Nahezu perfekt«, log ich, obwohl die Stiche krumm und schief waren.

Sie strahlte mich an. »Und ich habe mich auch nur zweimal gestochen.«

Ich seufzte in meinen halb leeren Becher. »Wahrscheinlich gehe ich heute jagen. Du kannst dich frei durchs Dorf bewegen, aber –«

»Aber nicht in den Wald. Ich weiß.« Sie nickte und ihre dichten Locken federten mit.

Ich wollte sie anfassen und mit ihnen spielen, allerdings ging das aus mehreren Gründen nicht.

»Ist was?« Sie schaute auf und erwischte mich beim Starren.

»Müde.«

Es klopfte an der Tür und ich rollte mit den Augen. »Wir sind nicht da, Vater.«

Er kam trotzdem herein. Seit ich Kayla hergebracht hatte, war er jeden Tag aufgetaucht, als würde er kontrollieren wollen, dass sie noch am Leben war. Natürlich war er ein gerissenes Schlitzohr und hatte immer gute Gründe, doch ich war kein Idiot.

»Guten Morgen, Kayla. Ich habe ein paar Sachen für dich.« Er kam zum Tisch und nickte mir flüchtig zu. »Grut.«

»Vater.« Ich zwang mich zu einem Lächeln, dabei hätte ich viel lieber wütendes Gebrüll von mir gegeben.

»Oh, Hozuga!« Kayla strahlte ihn an. »Das ist so nett. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«

Seine Brust schwoll vor Stolz an. »Ich habe noch ein bisschen herumgefragt und alle haben ausgeholfen. Hier, eine Hose – vielleicht passt sie dir, sonst kann Grut dir mit den Änderungen helfen. Ein Tuch für dein Haar, du hattest es ja erwähnt. Und ich habe etwas geschnitzt.« Er zog ein geschnitztes Stück Holz unter dem Stoffbündel hervor. »Einen Kamm? Oder zumindest etwas in die Richtung. Du musst es mir sonst genauer erklären und ich versuche es noch einmal.«

Kayla starrte ihn an und griff nach dem Kamm. »Das ist …« Sie sprang auf und fiel meinem Vater um den Hals. Er kam ihr natürlich entgegen, weil sie viel zu klein war, um ihn sonst zu erreichen. »Danke.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und heiße Eifersucht fraß sich durch meine Eingeweide.

Lächerlich. Er war mein Vater. Und er hatte kein sexuelles Interesse an ihr. Ich war bloß übernächtigt. Übernächtigt und gereizt.

»Danke, danke, danke.«

»Schon gut.« Er winkte ab.

»Ich gehe dann zum Brunnen, okay?« Sie schaute zu mir.

»Allein?«, fragte mein Vater, als wäre sie ein Säugling. Der Brunnen befand sich in Sichtweite zum Haus, mitten in unserer befestigten Siedlung. Ihr drohte keine Gefahr, es sei denn, sie trat in ein Erdloch und knickte zufällig um.

»Ja.« Sie nickte stolz und ging zur Kochecke, nahm den Kessel. »Irgendwann muss ich es ja lernen.«

Huzoga sah ihr nach und kaum war sie weg, wich das Lächeln von seinem Gesicht. Als sein Blick auf mir landete, machte ich mich auf den Anschiss gefasst, der nun zweifellos folgen würde.

»Wie lange willst du noch so weitermachen?«, knurrte mein Vater.

»Weitermachen womit?«

Er deutete in Richtung Tür. »Kayla bei dir zu behalten, obwohl du sie nicht willst.«

»Ich habe sie gefunden. Sie gehört mir.«

»So einfach ist das nicht.«

»Doch. Genau so einfach ist das.« Ich reckte das Kinn.

»Entweder sie wird deine Gefährtin oder –«

Normalerweise verhielt ich mich meinem Vater gegenüber respektvoll, aber ich hatte genug und schlug mit meiner Faust auf den Tisch. »Es reicht.« Ich stand auf. »Du hast leicht reden. Immerhin hast du Nachwuchs.«

»Dir ist klar, dass deine Chance auf Nachwuchs gerade auf dem Weg zum Brunnen ist, richtig? Menschen sind kompatibel.« Er sah mich vielsagend an.

»Das weiß ich«, schnappte ich.

Mein Vater ging zur Tür und sah hinaus. Er verschränkte die Arme. »Und Leiv weiß es auch.«

Ich wollte mich nicht herausfordern lassen, wirklich nicht. Aber ich musste wissen, wovon mein Vater da redete, und ging hin.

Kayla stand am Brunnen und roch an einer Blume, die Bram ihr gegeben hatte. Der Junge war … fünf oder sechs, hatte bisher nicht einmal einen Beinamen. Im Gegensatz zu seinem Vater Leiv. Leiv, der Listreiche.

Leiv hielt sich im Hintergrund, während Bram Kaylas Hand nahm, sie herumführte und ihr vermutlich die verschiedenen Blumensorten zeigte, die rund um den Brunnen wuchsen.

Ich ballte meine Fäuste. Leiv suchte eine Mutter für Bram und eine Partnerin für sein Bett.

Mein Vater lachte hinter mir, als ich losstapfte.

Bram hatte inzwischen einen ganzen Strauß für Kayla gesammelt und strahlte sie an, als sie an den Blumen roch.

Er hörte mich kommen und sah unsicher von mir zu seinem Vater, der ihm zunickte. »Tschüss, Kayla.« Bram winkte ihr zu und rannte davon.

»Danke für die Blumen«, rief sie ihm hinterher und richtete sich auf. »Was für ein netter Junge.«

Ja, und er kam auch bestimmt nicht nach seinem Vater, was das Verschlagene und Hinterlistige anbelangte. Ich streckte die Hand aus. »Lass mich den Eimer tragen.«

»Ich kann das schon machen. Ich möchte auch meinen Teil beisteuern.« Kayla mühte sich mit dem Griff ab.

»Das machst du bereits.« Ich schob sie in Richtung Haus. »Geh vor. Ich komme sofort.«

»Okay.« Sie lächelte mich an und ging mit den Blumen in der Hand davon.

Ich wollte eigentlich ein Wort mit Leiv reden, doch als ich mich umdrehte, stand mein Vater vor mir. »Du musst dich bald entscheiden.«

»Ich muss überhaupt nichts«, gab ich zurück.

»Dann lass Kayla frei. Die Frauen werden nicht aus den Bergen kommen und in Scharen in dein Haus strömen, weil du eine einzelne Menschenfrau gut behandelt hast.«

Ich biss die Zähne zusammen und warf ihm einen angepissten Blick zu – als wäre ich wieder ein verdammter Teenager. Bevor ich etwas sagte, das ich später bereute, beschloss ich, dass mein Gespräch mit Leiv auch noch Zeit hatte.

Statt wie geplant zu ihm zu gehen, drehte ich mich auf dem Absatz um und marschierte zu meinem Haus. Vor der Tür fiel mir ein, dass ich den Eimer vergessen hatte. Weshalb ich unter Huzogas Grinsen noch einmal zurück zum Brunnen musste.

Ich hatte wirklich gedacht, dass mein Morgen nicht bescheidener werden konnte, bis ich die Tür öffnete und eintrat.

Kayla schnappte nach Luft und hob ihre Hände, um ihre Brüste zu bedecken. Ihre großen, wohlgeformten und sehr, sehr verlockenden Brüste. Sie war nackt.

»Oh Gott! Ich wollte bloß die Sachen anprobieren.« Sie fuhr herum und präsentierte mir ihren ebenso nackten Hintern.

Ich ließ den Eimer mit einem Krachen fallen, kümmerte mich nicht um das überschwappende Wasser, sondern griff nach meinem Breitschwert. »Ich gehe jagen«, knurrte ich und stürmte aus dem Haus, bevor ich die Kontrolle verlor.

6

KAYLA

Ich hatte nicht gedacht, dass Grut noch einsilbiger werden konnte, doch seit er mich vor drei Tagen nackt gesehen hatte, kommunizierte er nur noch mit Grunzern und Kopfschütteln. Nicken kam eher selten vor.

Ich lauschte in die Dunkelheit, weil ich mir sicher war, dass Grut nicht schlief. Ich vermutete sogar, dass er überhaupt nicht geschlafen hatte, seit er mich in sein Haus gebracht hatte.

Seit mehr als einer Woche war ich inzwischen hier und Gruts Laune wurde immer schlechter. Da ich den Eindruck hatte, dass es irgendwie meine Schuld war, hatte ich gestern meinen Mut zusammengenommen und Huzoga danach gefragt. Gruts Vater war von Anfang an unfassbar nett zu mir gewesen, hatte leider aber auch alles bestätigt, was sein Sohn gesagt hatte.

Auch wenn ich auf Horgerion in Sicherheit war, gab es für mich keinen Weg zurück nach Hause. Huzoga hatte mir die Währung des Weltraums erklärt und ich war zu dem Schluss gekommen, dass ein Trip zur Erde das Äquivalent zu mehreren Millionen Dollar kosten musste. Für mich gab es nicht die geringste Möglichkeit, so viel Geld – oder besser so viele Credits – aufzutreiben, und selbst dann barg die Reise etliche Gefahren. Ich war klein, schwach und konnte mich nicht wehren. Es bestand die mehr als hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich ohnehin nicht auf der Erde ankommen würde.

Es raschelte, als Grut aufstand. Er stapfte nach draußen, um die Toiletten dort zu benutzen. Ich nannte es Toiletten, doch es waren kaum mehr als primitive Plumpsklos.

Ich biss auf die Unterlippe, weil das Heimweh mich wieder mit voller Wucht ergriff. Es fiel mir schwer, das Positive zu sehen. Ich wollte nichts lieber als aufstehen, zu Starbucks fahren und mir einen Iced White Mocha kaufen, bevor ich ein bisschen bummeln ging und abends eine heiße Dusche nahm. Ich wäre sogar freiwillig zur Arbeit gegangen und hätte mir Ingrids langweiliges Gerede über ihre drei Dalmatiner angehört.

Stattdessen hing ich hier fest, musste meine Kleidung von Hand nähen und Wasser aus einem Brunnen holen, während der Mann, bei dem ich wohnte, mich mied, als hätte ich die Pest, weil er sich nur um mich kümmerte, um die Frau seiner Träume zu bekommen.

Für eine Nacht. Wenn ich das richtig verstanden hatte. Oder wie lange es auch immer dauerte, ein horgerianisches Baby zu zeugen.

Ich kniff die Augen zusammen, um nicht zu heulen. Stattdessen rief ich mir in Erinnerung, wie ich in dem Käfig gesessen hatte. Wie der Wilderer mich nach draußen gezerrt und sich bereit gemacht hatte, mich zu vergewaltigen.

Ich wusste, wie es weitergegangen wäre, wenn Grut mich nicht gerettet hätte.

Und schon war ein Plumpsklo nicht mehr das Schlimmste, was mir hätte passieren können.

Grut kam wieder und griff – wenig überraschend – nach seinem Breitschwert. Er hielt inne, lauschte für einen Moment. »Du bist wach«, sagte er.

Ich hatte immer noch keine Ahnung, wie er das machte. »Ja.«

»Ich gehe jagen.«