Die Konstanzer Jugendbücher und Luise Pichler - Kurt Dröge - E-Book

Die Konstanzer Jugendbücher und Luise Pichler E-Book

Kurt Dröge

0,0
6,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs war die Reihe der Konstanzer Jugendbücher bekannt und verbreitet. Auf christlicher Grundlage und mit pädagogisch-moralischen Akzenten erschien in dieser Reihe Erzählliteratur für beide Geschlechter. Dass die Reihe einen gleichnamigen Vorläufer besessen hat, ist bislang unbemerkt geblieben. Als Konstanzer Jugendbücher und als Werkauswahl erschienen 1934 zwölf geschichtliche Erzählungen von Luise Pichler, einer populären Volks- und Jugendschriftstellerin des 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Darstellung steht die Frage, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen die in älterer Zeit entstandenen Erzähltexte in christlichen Jugendbüchern zu Beginn der NS-Zeit in Deutschland wieder aufgelegt wurden. Dazu gehören Blicke auf den Umgang mit vaterländisch-nationalem Erzählgut für die Jugend nach 1933 und auf die Christliche Verlagsanstalt Konstanz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 43

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das niedere Bild

Inhalt

Die

Konstanzer Jugendbücher

in der letzten Nachkriegszeit

Zur Geschichte und Erforschung von Jugendliteratur

Zur Genese des Jugendbuches im 19. Jahrhundert

Das „christliche Jugendbuch“

Das Jugendbuch im Übergang zum Nationalsozialismus

Die Christliche Verlags-Anstalt Konstanz als Teil der Neukirchener Verlagsgesellschaft

Der Verlag Carl Hirsch in Konstanz

Die Christliche Verlagsanstalt Konstanz als Neugründung 1933

Die erste Folge der

Konstanzer Jugendbücher

aus dem Jahr 1934

Die Jugend- und Volksschriftstellerin Luise Pichler

Die Edition der zwölf Hefte als „repräsentative“ Werkauswahl

Die Titelbilder des Illustrators Karl Mühlmeister

Das christliche Jugendbuch und Luise Pichler unter dem NS-Regime

Nachwort: Zu diesem Buch in einer kleinen Reihe

Anmerkungen

Die Konstanzer Jugendbücherin der letzten Nachkriegszeit

Der Generation, die um das Ende des 2. Weltkriegs geboren worden ist, sind die Konstanzer Jugendbücher wohl bis heute ein Begriff. Sie begleiteten, neben zahlreichen weiteren Reihen von Jugend-Heften und Jungen– und Mädchenbüchern, die Heranwachsenden beiderlei Geschlechts, indem sie glaubens- und wertebis hin zu frömmigkeitsbezogener Jugendliteratur anboten. Deren Palette fächerte sich nach Thema, Genre und geschlechtlicher Ausrichtung auf.

Vor allem in den 1950er Jahren kamen im Rahmen dieser Reihe allgemeine Jugend- sowie Jungen- und Mädchenbücher auf den Markt und die Liste der Reihe umfasste mehr als 50 Bände.

Den Beginn der Konstanzer Jugendbücher nach dem Kriegsende markierte 1949 als Band 1 eine Erzählung von Charlotte Woerner mit dem mädchenartig verniedlichenden Titel Vrenelis goldenes Hämmerlein.

Das Buch setzte die trivial-gemüthafte, einer naiven Heimat-Ideologie und frömmelnden Gläubigkeit verpflichtete Erzählliteratur für die Jugend fort, die von dieser Autorin bereits in den 1920er Jahren begonnen und während der Zeit des Nationalsozialismus unterbrochen worden war. Die pseudo-realistische Mädchen-Erzählung bot einen kindlichen und zugleich antikisierenden Sprachstil, der Johanna Spyris Heidi nachempfunden zu sein scheint. Sie erlebte, wie zahlreiche andere der Reihe auch, bis in die 1980er Jahre hinein mehrere Nachauflagen und auch Neu- und Lizenzausgaben, die zwar nicht seinen unverändert bleibenden Text, aber doch das Erscheinungsbild des Bandes jeweils zu „modernisieren“ suchten.

Titel wie Dagu, der kleine Buschneger von Anne de Vries, 1956 als 36. Band der Reihe erschienen, verdeutlichen mit ihrem vor-nationalsozialistischen Rassismus, dass das Reihenkonzept dem Geist der Vorkriegszeit oder gar des 19. Jahrhunderts verpflichtet war und sich nur schwerlich mit gesellschaftlich-emanzipatorischen und bildungsbezogenen Reformbemühungen der Nach-68er Jahre in der Bundesrepublik in Einklang bringen ließ.

Dass die Reihe bereits einen in vielerlei Hinsicht interessanten Vorläufer besessen hat, ist bislang weitgehend unbemerkt geblieben. Als erste Folge einer neu gegründeten Reihe Konstanzer Jugendbücher erschien 1934 ein Dutzend geschichtlicher Erzählungen von Luise Pichler. Sie stehen in den nachfolgenden Betrachtungen im Mittelpunkt.

Zur Geschichte und Erforschung von Jugendliteratur

Zielgruppenspezifische Literatur für Kinder und Jugendliche ist im 19. Jahrhundert, natürlich nicht ohne Vorläufer, eine neue Erscheinung gewesen. Mit der regelhaft-verlässlichen schulischen Lese-Ausbildung und unter den Bildungsmaximen einer bürgerlichen Rollenerziehung entstanden oder verästelten sich mehrere verschiedene Metiers von Jugendliteratur, je nach inhaltlicher Ausrichtung und Textsorte, Altersstufe oder Geschlecht. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts sind diese Metiers oder literarischen Einzelgenres weiter profiliert und noch weiter ausdifferenziert worden.

Dem bildungsbezogenen Impetus haben sich, insbesondere in der Jugendliteratur für ältere Heranwachsende, von Beginn an erzieherische Ziele, gesellschaftspolitische Einflüsse und künstlerisch-ästhetische Aspekte hinzu gesellt. Die allgemeine literaturtheoretische Diskussion darüber, wie ein Jugendbuch generell zu definieren ist, sei hier weitgehend beiseite gelassen.

„Wir haben es bei der Kinder- und Jugendliteratur nicht mit einem klar umgrenzten Gegenstandsfeld, sondern mit einer Mehrzahl, einer Gruppe kultureller Felder zu tun, die sich zwar in hohem Maße überlappen, doch jeweils verschiedene Ränder aufweisen. Jedem dieser Felder entspricht eine eigene Definition.“1

Die Bandbreite dieser Felder reicht quasi vom vorschulischen Bilderbuch bis hin zu als jugendgeeignet erklärten Texten der literarischen Hochklassik (und schließt letztlich natürlich auch das Schulbuch mit seiner eigenen Geschichte ein). Man kann die oder Teile der belletristischen Kinder- und Jugendliteratur sogar als eine Art „Wiedergeburt der Volkspoesie“ interpretieren.

Seit es Jugendliteratur als eigenständiges Genre gibt, existiert auch der Streit über das, was als gute Jugendliteratur gilt, angemessen erscheint und als förderungswürdig seitens der staatlichen Obrigkeit erachtet wird. Seitdem gibt es deshalb auch die nicht enden wollende Diskussion um den Schund im Jugendbuch, die freilich in den Jahrzehnten um 1900 noch weitaus intensiver und heftiger geführt worden ist als zu späteren Zeiten unter weniger handlungsorientierten, sondern analytischen Zugriffsweisen.2

Diverse Jugendschriften-Kommissionen verbanden sich 1893 zur Jugendschriften-Warte, dem Publikationsorgan der Vereinigten Deutschen Prüfungsausschüsse für Jugendschriften. Ziele waren die „Freiheit von Schund und Schmutz“, die Erhaltung tradierter Erziehungsideale und die Förderung der vaterländischen Gesinnung, orientiert unter anderem an ästhetischen Normen einer angepasst-konservativen Kunst und Literatur.3

Nicht wenige bekannte oder gar berühmte Schriftsteller haben sich, zumeist nebenbei, auch am Kinderbuch oder Jugendbuch versucht. In aller Regel waren auf diesem Feld aber weniger ambitionierte Autorinnen und Autoren tätig, die sich darauf spezialisiert hatten, kind- und jugendgerechte Schreibformate und -stile zu praktizieren. Dass es hier, sowohl in der Anlage und im Niveau als auch, durchaus nicht einsinnig damit korrespondierend, im Absatz und „Erfolg“ große Unterschiede gab und noch gibt, bedarf keiner besonderen Betonung.

An den Schnittstellen der geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklung lassen sich meistens auch Zäsuren in der Entwicklung des Jugendbuches festmachen.