Die Lux-Lesebogen und Karlheinz Dobsky - Kurt Dröge - E-Book

Die Lux-Lesebogen und Karlheinz Dobsky E-Book

Kurt Dröge

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Beschreibung

Zwischen 1946 und 1964 erschienen in vierzehntägigem Rhythmus die Lux-Lesebogen, insgesamt mehr als 400 Ausgaben. Die kleinformatigen Hefte boten der männlichen Jugend Lesestoff aus nahezu allen Sachgebieten. Was als wissenswert für Heranwachsende galt, konnte Aufnahme in die Hefte finden, deren Herausgabe zum Sammeln angelegt war. Die Lux-Lesebogen waren zugleich Groschenhefte und Jugend-Sachbücher und erreichten große Auflagenzahlen. Nach dem Ende von Nationalsozialismus und Weltkrieg bildeten die Hefte einen aus verlegerischer Sicht gelungenen Versuch, in der Nachkriegsphase des Übergangs mit der Produktion und literarischen Vermittlung von enzyklopädischem Wissen eine Lücke zu füllen. Im Zentrum der Darstellung stehen das Konzept der Reihe sowie ihre Gestaltung durch den Grafiker Karlheinz Dobsky.

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Seitenzahl: 49

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Das niedere Bild

Inhalt

Vorbemerkungen zur „Nachkriegszeit“

Die Lux-Lesebogen als Jugend-Sachbücher und zugleich als Neubeginn der Heftchen-Literatur

Einige Daten und Fakten

Konzeptionelle Aspekte

Vom Sammeln

Inhalte, Autoren, Stil und Sprache

Karlheinz Dobsky und das Erscheinungsbild der Lux-Lesebogen

Das Ende einer Heftreihe des Übergangs

Nachwort: Zu diesem Buch in einer kleinen Reihe

Anmerkungen

Einer der ersten Lux-Jugend-Lesebogen, ein Kalender auf das Jahr 1948 mit Anhängen zum Allgemeinwissen

Vorbemerkungen zur „Nachkriegszeit“

Zu den Charakteristika der letzten Nachkriegszeit, der Monate und ersten Jahre unmittelbar nach Mitte 1945, gehörte, so die kulturkundliche Überlieferung, der „Hunger nach Kunst und Kultur“ im Gefolge des mehr oder weniger gestillten Hungers nach Nahrung. Künstler, Wissenschaftler und Kulturschaffende, Verleger und Druckereien bemühten sich, wachsende kulturelle und Bildungs-Bedürfnisse zu befriedigen – und auch neu zu wecken.

Vor der Gründung der beiden deutschen Staaten geschah dies, unter der Aufsicht der Alliierten, oftmals innerhalb eines nicht ganz klar definierten Feldes, unter Einschluss von offenen Fragen bezüglich der Inhalte und Formen, die nach faschistischer Gewaltherrschaft und Kriegskatastrophe einer Reproduktion und Vermarktung harrten. Obgleich es sich hierbei nicht um ein „freies Feld“ handelte, so doch um eines, das zahlreiche Unsicherheiten einschloss, oder positiv formuliert: Möglichkeiten wenn nicht auftat, so doch enthielt. Die Akteure besaßen, mehr oder weniger, die Chance, ihre Rolle im Publikationswesen (und im Theater und in anderen Sparten) zu überprüfen und neu zu definieren – oder hätten eine solche Chance theoretisch nutzen können.

Die Abkehr vom Nationalsozialismus in einer Zeit großer Not führte im Rahmen der sich neu formierenden kulturellen Identitäten der Menschen nach Kriegsende und dann in der BRD und DDR zu unterschiedlichen und doch rasch wieder stark eingeschränktenErgebnissen. Der gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Druck war zu groß, um echte Alternativen zuzulassen. Vielleicht, so ist aber nach wie vor zu fragen, hätten sich kulturelle Ausdrucksmuster, Erziehungs- und Wertestrukturen unter anderen Einflüssen auch anders entwickeln können.

Letztlich bestätigt sich immer wieder, anhand zahlreicher Beispiele, dass gerade in der Zeit der elementaren Lebensengpässe die Entnazifizierung im Kleinen, etwa im vermeintlich harmlosen Genre der Jugendliteratur, alles andere als klar, offen, tief greifend und systematisch stattgefunden hat. Denn gerade dieses „vermeintlich Harmlose“ hat das Kinder- und Jugendbuch unter dem Nationalsozialismus „ausgezeichnet“, indem unpolitische Stoffe aus dem Alltagsleben in mehr oder weniger subtiler Form als Träger von Ideologie benutzt wurden.

Gleichsam umgekehrt diente gleich nach 1945 das Argument „Wir brauchen Abstand“ als Alibi für vermeintlich harmlose, unpolitische Stoffe, bei denen wiederum zu fragen ist, welche Lebensauffassung, Weltanschauung und Ideologie sie nunmehr weiter trugen.

Bezogen auf die allgemeine Literatur hat es nach mehrheitlicher Auffassung mit dem Kriegsende keine Stunde Null gegeben, mit sogenannter Trümmerlyrik und Kahlschlag-Texten, und keine durchgreifende ästhetische Wende. Eine These lautet deshalb, dass es keinen Anlass dafür gibt, „anzunehmen, die Situation der Kinder- und Jugendliteratur sei 1945 anders gewesen als die Situation der Gesamtliteratur. Man hat im Gegenteil den Eindruck, als habe es sich die Kinder- und Jugendliteratur (noch) wesentlich einfacher gemacht als jene, nämlich lediglich abgetan, was eindeutig nationalsozialistisch war, um spätestens 1947 bereits wieder das bürgerlich intakte Bilder-, Kinder- und Jugendbuch zu präsentieren. Das wesentlich beharrende Moment der Kinder- und Jugendliteratur findet in den restaurativen Bestrebungen der Nachkriegszeit seine hochpolitische Bestätigung.“1

Selbstverständlich erscheint das Wissen, dass Übergänge zwischen dem „Guten“ und dem „Schlechten“ niemals klar, eindeutig, verbindlich und generalisierend zu bestimmen sind, wenn man nicht eine idealistische bis illusorische Wissenschaftsfiktion aufrecht erhalten will, nach der es gut und schlecht im Sinne einer wertfreien Betrachtung überhaupt nicht gibt.

Selbstverständlich erscheint auch, dass Kunst und Literatur zu den subtilen Bereichen gehören, deren Auswirkungen schwer zu fassen und einzuordnen sind. Und es stimmt natürlich die Feststellung, dass es einen radikalen, alle Denk- und Lebensbereiche umfassenden Bruch mit der Vergangenheit nicht geben kann, da ein Weiter-Leben, sozusagen in den Herzen und Hirnen, dann kaum möglich wäre.

Es fragt sich aber, wie weit dieses Wissen den einzelnen Kunst- und Kulturschaffenden aus seiner Verantwortung entbinden kann. Und es fragt sich, welche unterschiedlichen Weisen es in West und Ost gegeben hat, mit dieser Problematik umzugehen. Dies bildet einen Rahmen der Betrachtung von zeitgebundener Jugendliteratur, von angewandter Kunst, Gebrauchsgrafik und Illustration auch an dieser Stelle, an welcher die Lux-Lesebogen als „ein Stück Kulturgeschichte der Nachkriegszeit“2 im Mittelpunkt stehen.

Beispiele für die inhaltliche und gestalterische Vielfalt der Lux-Lesebogen

Die Lux-Lesebogen als Jugend-Sachbücher und zugleich als Neubeginn der Heftchen-Literatur

Zwischen 1946 und 1964 sind die Lux-Lesebogen in Westdeutschland recht verbreitet gewesen – ihre Erstauflagenhöhe ist zu Beginn mit 35.000, dann des öfteren mit 50.000 Exemplaren angegeben worden, und im Jahr 1956 sollen bereits insgesamt 15 Millionen Exemplare verkauft gewesen sein. Vielen Jugendlichen im fortgeschrittenen lesefähigen Alter dürften die kleinen Hefte damals begegnet sein. Erinnerungen an vormalige Begegnungen dürften sie heute freilich nur noch bei wenigen Menschen wecken. Und auf heutige Jugendliche wirken die Hefte wie vollkommen uninteressante Relikte aus einer längst vergangenen Zeit.

Trotz ihres kleinen, ja minimalen Umfangs darf man die Lux-Lesebogen wohl in die literarische Kategorie des Jugend-Sachbuches einordnen. Ihr breit angelegtes Ziel war zweifellos die Bemühung, Jugendliche nach den Jahren totalitärer Informationseinschränkung – erneut, auf neue Art, anders, in altgewohnter Form? – in die Welt des Wissens einzuführen.

Ein solches Ziel hat das Sachbuch für Kinder und Jugendliche generell ausgezeichnet, das mit seinen später aufgefächerten und standardisierten Formen im 18. Jahrhundert ein Novum der Aufklärung gewesen ist und im digitalen Zeitalter derzeit wohl sein Ende findet. Alles, was als wissenswert für Heranwachsende angesehen wurde, fand Aufnahme in Sachbücher, und mit dem Wissen wurden, zeit- und herrschaftsabhängig, Werte und Haltungen transportiert bis hin zu „Tugendlehren“ vor dem Hintergrund ganzheitlicher Bildungsideale. Mithin wird dem Sachbuch (nicht nur, aber auch für Kinder und Jugendliche) ein „scheinobjekter Gestus“ testiert.3