Die Waffe - Julian Bates - E-Book

Die Waffe E-Book

Julian Bates

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Beschreibung

‚DU BENENNST MICH NACH EINEM PAPAGEI?‘ Ich zuckte zusammen, blieb aber hart. ‚Der wenigstens nichts mit Kampfmitteln zu tun hat. Du wärst dann immerhin schon mal keine Waffe mehr. Vom Namen her.‘ Sie verstummte für eine ganze Weile, danach antwortete sie: ‚Es gefällt mir, bitte nenn‘ mich ab sofort Kiki.‘ ‚Sehr gerne, Kiki. Also, woher weißt du das eigentlich, dass der Name einem Papagei gehört, kennst du Enid Blyton? Kannst du lesen?‘ ‚Nein, nur wenn du liest, ab sofort. Ich habe aber vollen Zugriff auf deine Erinnerungen.‘ Ich wurde blass. ‚Auf alle?‘ ‚Oh ja, auf alle, auch die Peinlichen. Aber du kannst mir eine Sache ruhig glauben.‘ ‚Welche?‘ ‚Es gibt nichts Peinlicheres, als eines Tages zu erwachen und festzustellen, dass man eine biologische Waffe ist.‘

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Die Waffe

die keine mehr sein wollte

 

 

von

 

Julian Bates

 

[email protected]

 

-

 

 

 

 

 

 

Julian Bates

 

[email protected]

 

-

Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.

-- Arthur C. Clarke

 

Verlag:

Dirk Jost

Am Mühlbach 5

64853 Otzberg/Habitzheim

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 Die Paketbotin

Kapitel 2 Ein peinlicher Unfall

Kapitel 3 Das Labor

Kapitel 4 Zweifel

Kapitel 5 Ermittlung oder nicht, das ist hier die Frage

Kapitel 6 Eine ganz neue Sache

Kapitel 7 Grenzenloser Frust

Kapitel 8 Der Blowjob

Kapitel 9 Glücklich zu sein,

Kapitel 10 Die Bürste

Kapitel 11 Der Frust schlägt in blanken Hass um

Kapitel 12 Ein unerwarteter Besuch

Kapitel 13 Einkaufen und Schwimmen

Kapitel 14 Am nächsten Morgen

Kapitel 15 Überraschung!

Kapitel 16 Eine Operation

Kapitel 17 Unerwarteter Besuch

Kapitel 18 Das Frühstück

Kapitel 19 Sandra: Vorgestern

Kapitel 20 Bettina: Die Rettung

Kapitel 21 Das Erwachen

Kapitel 22 Verwandlungen

Kapitel 23 Anmerkungen des Autors

Kapitel 1 Die Paketbotin

Der Tag war absolut passend zu der aktuellen Stimmung. Ich vermisste die richtig kohlrabenschwarzen, heftigen Gewitter in Deutschland manchmal, die es öfters in meiner Kindheit gegeben hatte, aber heute war es wieder einmal so weit. Blitze durchzuckten die dunkle Nacht gegen Ende April, der wie üblich zeigte, wie unberechenbar der Monat meiner Geburt sein konnte, jedenfalls was das Thema Wetter anging.

Wobei ich zugeben musste, dass ich durchaus nicht behaupten konnte, in diesem Leben deutlich berechenbarer gewesen zu sein. Also dem Teil des Lebens, welches ich bisher hinter mich gebracht hatte, denn tot war ich ja immerhin noch nicht. Ich wiederholte es laut ein paar Mal, was mich dazu brachte, mich gut zu fühlen. Oder wenigstens ein ganz klein wenig besser. Heute war mein sechzigster Geburtstag, und wie sehr ich diesen Tag hasste. Erinnerte er mich doch mehr als alles Andere an die guten Zeiten.

Die Zeiten, in denen meine Frau noch gelebt hatte. Ihr Verlust hatte für mich dieses Leben völlig aus den Bahnen geworfen. Nicht, dass es vorher irgendwelche übermäßig feste Bahnen gehabt hätte, aber es hatte irgendwie trotzdem einen Sinn ergeben. Ich saß in ihrem Lieblingsstuhl und blickte durch die dreifachverglaste Terrassentür aus dem Wohnzimmer. Dunkle Wolken umhüllten das Haus, sturmgetrieben glitten sie scheinbar mühelos in Richtung Süden, was mittlerweile sehr ungewöhnlich für die Jahreszeit war.

Sachte wiegte ich mich in dem flexiblen Stuhl, immer darauf bedacht, nicht zu stark zu schaukeln, da ich dieser Tage schlicht und einfach deutlich zu fett geworden war. Der passive Anteil der Altersteilzeit hatte die Hoffnungen und Erwartungen in Bezug auf Gewicht und Freizeitaktivitäten nicht ganz erfüllt, was ich noch zu Zeiten der Berufstätigkeit für mich erhofft hatte. Ich nippte an meinem Absinth, zuckte nicht sonderlich zusammen, als ein Blitz den Himmel erhellte, wippte wieder einmal sachte in dem Stuhl, der zu ihren Lebenszeiten alleine ihr vorbehalten gewesen war und derzeit leise bei dem Vorgang ächzte.

Der schließlich wegen des auf ihm lastenden Gewichts, was schlicht und einfach viel zu viel für einen Stuhl dieser Art war, trotz aller Vorsicht meinerseits, zusammenbrach und mich unsanft auf den harten Fliesenboden absetzte. Voller Zorn, der mich in diesem Moment wie dunkelrote Schleier direkt aus der Hölle umnebelte, holte ich die Axt aus der Garage und hieb den Stuhl damit mitten im Wohnzimmer kurz und klein. Als ich endlich die Überreste des Wutanfalls beseitigt hatte, setzte ich mich auf ihren Teppich, über den ich die Hände fortwährend gleiten ließ, und starrte in ihren Kamin.

Sie hatte in Lebenszeiten all das Positive verkörpert, was mir in diesem Leben passiert war. Sie war diejenige, die mich aus dem tiefen Loch gerissen hatte, in dem ich vor meiner Hochzeit gefangen gewesen war. Heute ehemalige Freunde hatten mich in das Loch hineingestoßen, in dem ich, und das war eine ziemliche Untertreibung, abgrundtief unglücklich gewesen war. In einem Schneesturm, und damals gab es die in Deutschland noch, zu erfrieren, war mir eines Tages dann als die deutlich angenehmere Alternative vorgekommen. Nur mit ein wenig Glück hatte ich diese eine spezielle Nacht überlebt.

Meine Frau hat mich aber aus dem Loch herausgeholt. Langsam, stetig und mit sehr viel Geduld und Liebe.

Sie war allerdings nicht wirklich talentiert gewesen, was das Autofahren anging. Was ich ihr, aus Sorge um Sie, auch oft genug gesagt hatte. Heute weiß ich, dass es ihre Unsicherheit, was den sicheren Umgang mit einem Kraftfahrzeug betraf, noch vergrößert haben musste. Ihr Unfallgegner ... Wie sehr ich diesen Begriff mittlerweile hasse. Wieso heißt es nicht: ihr Unfallmitopfer?

Wie auch immer, an jenem Tag starben alle und meine Frau mit ihnen. Und mein Leben mit ihr. Ich leerte bei dem Gedanken den Absinth und schenkte mir den dritten ein. Ab sofort wurde es kritisch, der nächste Tag würde auch jetzt schon nicht mehr vor elf Uhr, und je nachdem, wie viel ich gegessen hatte, nicht ganz ohne Kopfschmerzen anfangen. An diesem Tag hatte ich, wie schon so oft davor, noch nichts zu mir genommen, was mir jetzt gerade ziemlich ungerecht vorkam. Wieso durften so viele andere Menschen essen, und ich nicht?

Der Stuhl brannte, sobald ich ihn entzündet hatte, sowohl illegal, da er lackiert gewesen war, als auch objektiv, deutlich besser und heisser, als er es je hätte tun dürfen. In dem alkoholisierten Zustand, in dem ich mich befand, war mir das alles jedoch völlig egal, ich zerkleinerte sogar den Stoff und das Sitzkissen mit einem scharfen Messer und legte es nach, sobald die Flammen auch nur ein wenig nachzulassen drohten. Ich nippte an dem Absinth und stellte fest, dass ich nur noch ein bisschen geschmolzenes Eis für meine Mühen bekam, da das Glas inzwischen bereits wieder leer war.

Wohin die Zeit in manchen Momenten dahin rinnt, wenn sie doch in Anderen absolut starr zu sein scheint, war mir nach wie vor ein völliges Rätsel. Der längst vergangene Augenblick, als ich die Schaufel in den Haufen Dreck steckte, der neben ihrem Grab aufgehäuft worden war, die stählerne Spitze hineinschob, die Erde aufhob und auf die Holzkiste kippte, in der sich ihr Körper verbarg, wird mir für immer und ewig als stundenlanges Ereignis erscheinen, während viele andere Momente, wie dieser hier gerade, eher als sekundenlanger Augenaufschlag vorkamen.

Einer der größten Fehler der Menschheit liegt in der Aussage, ich habe ja noch Zeit. Man hat nicht genug Zeit, nicht für die wirklich wichtigen Dinge. Es dauerte nicht allzu lange, bis der Stuhl völlig in den Flammen vergangen war, und sich mein schlechtes Gewissen durch den ganzen, nicht sehr umweltbewussten, Vorgang irgendwann wieder ein klein wenig erleichtert hatte, indem ich mir sagte, dass es eine Art Memorial für sie gewesen war. Sie hatte ihn geliebt, ihren Kamin, und den Stuhl.

Wem mache ich etwas vor? Eine Depression, wie ich sie bisher nie in der Intensität erlebt hatte, drückte mich derzeit förmlich auf den Boden hinunter. Trotzdem erhob ich mich ziemlich mühevoll, leerte auf dem Weg in die Küche den Drink, wo ich mir einen Neuen einschenkte. Das war der dritte, also der, der gerade noch so in Ordnung war, denn der Nächste, der vierte, würde wirklich üble Kopfschmerzen bedeuten, da Absinth selbst in der milden Version, dich ich mein Eigen nannte, immerhin fünfundfünzig Prozent Alkohol bedeutete.

Der Platz vor dem Kamin war warm, viel zu heiß für die Jahreszeit, aber dafür kuschelig und es war ihr Lieblingsplatz gewesen. Daher legte ich sogar noch zwei zusätzliche Scheite Hartholz nach und starrte in die Flammen, bis der Drink irgendwann, zu meinem Ärger und ohne jede Vorwarnung, auf einmal leer war.

Ich ignorierte die leise Stimme im Kopf, die mich davor warnte, mir einen Weiteren einzuschenken, als ich bereits genau das tat, in die Küche ging, mir den mittlerweile dritten Absinth einschenkte, zurück zum Sofa schritt, ein paar Tränen vor dem Kamin vergoss, in dem ihr Stuhl verschwunden war und es auch für ewig bleiben würde, und dann Imaginaerum einlegte. Die Tränen liefen mir über das Gesicht, als ich mich in meinem Selbstmitleid wälzte, die Gefühle immer intensiver werden ließ, bis ich schließlich die Nacht damit gipfelte, indem ich den zweiten Teil der Herr der Ringe abspielte, der mir endgültig den Rest gab.

Also schenkte ich mir den dritten Absinth ein, der jetzt aber wirklich der absolut Letzte sein musste, und schlief auf der Couch ein, während die Ork von Isengard auf die Burg von Helms Deep vorstießen. Zu diesem Zeitpunkt liefen mir die Tränen bereits völlig hemmungslos ins Gesicht, und wenn mir irgendeine barmherzige Seele eine Rasierklinge in die Hand gedrückt hätte, wäre mein Leben endlich an dem Punkt angekommen worden, was ich mir immer mehr und mehr ersehnte, nämlich dem Ende.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit der Mutter aller Kopfschmerzen. Die Sonne schien in das Wohnzimmer und brannte sich mir förmlich in den Schädel. Die Klingel ertönte sehr laut und überaus intensiv, weshalb ich mir nicht zum ersten Mal vornahm, das nervtötende Ding ein wenig leiser zu stellen, was ich dann aber jedes Mal nach einer Weile wieder vergaß. Ich erhob mich stöhnend, denn die Welt drehte sich viel zu schnell um mich herum, und ging langsam zur Tür.

Ein Transporter stand vor der Tür, mit der Aufschrift Hermes, allerdings war kein Mensch zu sehen.

„Hallo, ist jemand hier?“, fragte ich in einem überaus genervten Tonfall. Ein Blondschopf, zu dem ein durchaus recht hübsches Gesicht gehörte, schaute hinter der Tür des Wagens hervor, wo sie für mich quasi unsichtbar gewesen war.

„Einen Moment bitte, ich bin sofort bei ihnen.“

Natürlich erkannte ich sie, denn immerhin war sie die einzige Hermes Postbotin, die über die letzten Jahre durchgehalten hatte. Ich kannte ihre Geschichte nicht, die mich schließlich auch nichts anging, und trotzdem verband mich etwas mit ihr. Wenn ich in der Vergangenheit irgendwelche peinlichen Dinge bestellt hatte, bei denen ich ganz sicher nicht wollte, dass sie irgendwer mitbekam, war sie jedes Mal die Lieferantin gewesen. Verunsichert und nervös in ihrer Gegenwart griff ich an mir an den Unterkörper, der zu meiner Beruhigung jedoch nicht völlig nackt war, wie es eigentlich nicht anders zu erwarten war, nachdem ich mir in letzter Sekunde noch die kurze Hose als einziges Kleidungsstück übergeworfen hatte.

Der Blondschopf sprang von ihrem Transporter, rannte zu mir und drückte mir ein Päckchen in die Hand. Dann hob sie den Kopf und sah mich genauer an.

„Oh je, sie schauen ja absolut furchtbar aus. War die letzte Nacht so schlimm oder sind sie krank?“

Ich starrte sie mit vermutlich glasigen Augen an und antwortete:

„Eine schlimme Nacht, aber mir geht es gut. Ehrlich. Mehr oder weniger wenigstens.“

Sie nickte und blickte mich mitfühlend an.

„Wie lange ist es her, seitdem ihre Frau von uns gegangen ist?“

Ich runzelte die Stirn, antwortete dann aber trotzdem. Jemand anderem als ihr hätte ich diese Frage niemals durchgehen lassen.

„Vier Jahre, drei Monate, zwei Wochen, fünf Tage und der heutige Vormittag.“

Sie trat sehr nahe an mich heran, schnüffelte ein wenig misstrauisch und öffnete danach die Arme.

Ich blickte sie völlig verständnislos an.

„Nur, falls sie es möchten, oder eventuell brauchen?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Mir geht es prima, aber Dankeschön für ihre Empathie.“

‚Sie sind einer der wenigen Anker, die mich auf dieser Welt halten.‘, dachte ich, jedoch sprach ich das natürlich nicht laut aus. Ich überlegte einen Moment lang, dann breitete ich ebenfalls die Arme aus, allerdings hatte sie sich, mit einem offensichtlich ziemlich enttäuschten Gesichtsausdruck, bereits ihrem Gerät zugewandt, die eben noch angebotene Umarmung zurückziehend. Als sie es mir entgegen streckte, um die Unterschrift einzufordern, waren meine Arme selbstverständlich wieder da, wo sie hingehörten, nämlich außer Reichweite der wunderschönen, jungen Frau, die gerade einmal halb so alt wie ich war.

Sobald ich ein paar Striche auf dem Display hinterlassen hatte, die alles Mögliche bedeuten konnten, reichte sie mir das Paket, warf mir einen traurigen Blick zu, wünschte mir einen schönen Tag und fuhr auf und davon, da ich offenbar wieder einmal ihr einziger Kunde in der Straße gewesen war. Also schloss ich die Haustür, trabte zurück ins Wohnzimmer und legte das Päckchen auf den Esstisch. Als Nächstes marschierte ich in die Küche, wo ich mir einen Kaffee zubereitete.

‚Ein Kaffeevollautomat ist einer der Träume in meinem Leben, den ich mir irgendwann einmal realisieren möchte, wenn ich groß bin.‘, hat meine Frau grinsend einige Male gemeint, bevor ich ihn eines schönen Tages einfach bestellt hatte. Als sie den ersten Kaffee daraus trank, schenkte sie mir ein Lächeln, welches ich bis heute nicht vergessen habe. Der Kaffee, den ich jetzt trank, schmeckte ohne ihren lieben Gesichtsausdruck nicht einmal halb so gut, wie er es zu ihren Lebzeiten noch getan hatte. Die Welt drehte sich weiter um mich herum, was mir ziemlich deutlich klar machte, dass einer der gestrigen Absinth wohl schlecht gewesen war, vermutlich wie immer der Letzte.

Als Nächstes fragte ich mich, was ich diesmal bestellt hatte, allerdings fiel mir gerade nichts ein. Was nicht unbedingt etwas zu bedeuten hatte, da viele meiner heutzutage betätigten Bestellungen in einem Zustand erfolgten, der dem Gestrigen nicht ganz unähnlich gewesen waren. Also öffnete ich den Karton, der wie üblich sehr professionell und sicher verpackt worden war, mit einem scharfen Messer und starrte anschließend ziemlich verblüfft auf den Inhalt.

Es war eindeutig ein Dildo. Hatte ich völlig betrunken einen Dildo bestellt? Ich blickte auf die Adresse und den Namen des Pakets, doch die stimmten offenbar. Der Absender war der Otto-Versandt. Mein Handy verriet mir, dass allerdings keine Abbuchung vorgenommen worden war. Neugierig griff ich in den Karton und holte das glibberige Ding heraus. Es kam mir ein wenig zu weich vor, eher schon so weich wie die japanischen Spielzeuge für Männer. Es war in eine Plastiktüte eingeschweißt, die ich aufriss, um das Ding einmal direkt anzufassen, als ich mir auf die Stirn hieb und die Beschriftung auf der Tüte genauer ansah.

Erwartungsgemäß war es ein Hygieneartikel, was sonst auch, was bedeutete, dass ich gerade die Rückgabe versaut hatte. Wieso hatte ich eigentlich im Suff keinen Masturbator bestellt? Das hätte ja wenigstens noch irgendeinen Sinn ergeben, auch wenn ich seit einiger Zeit keinen mehr hochbekam. Schulterzuckend holte ich ihn trotzdem heraus und sah ihn mir von Nahem an. Plötzlich bewegte es sich und ich erschrak dermaßen, dass ich es zurück in die Kiste fallen ließ. Selbstverständlich schalt ich mich sofort einen Narren, denn natürlich glibberte es herum, sobald ich damit herumspielte, nur halt eben nicht von alleine. Ich schloss die Schachtel wieder, stellte das Ding in den Schrank, der die anderen Sexspielzeuge beinhaltete, und vergaß ihn für eine Weile völlig.

Es war ja eigentlich durchaus nicht so, dass ich grundsätzlich einem Spielzeug dieser Art abgeneigt gewesen wäre, ich hatte ja selbst genug davon, allerdings hatte ich seit dem Tod meiner Frau, der mich wirklich fertig gemacht hat, keinerlei Interesse mehr an Sex oder Onanie gehabt. Ich ging an diesem Abend dem Alkohol völlig aus dem Weg, da ich stärker als gewöhnlich verkatert war. Ich hatte letzte Nacht, nach dem Füllstand der Flasche zu urteilen, doch erheblich mehr als nur drei Absinth getrunken. Die kommende Nacht verbrachte ich unruhig und schlief sehr schlecht, da mich Albträume heimsuchten. Es ging dabei immer wieder um das eine, was wäre passiert, wenn ich meine Frau gefahren hätte, wäre sie vielleicht noch am Leben, oder wenigstens wir beide tot, allerdings war ich zu faul gewesen.

Drei Tage später, die ich trotz des Katers mit reichlich Absinth ausgefüllt hatte, klingelte es an der Tür spätabends plötzlich, was für mich deutlich mehr als nur unerwartet kam, denn ich bekam eigentlich keinen Besuch mehr. Trotzdem ging ich zur Tür, da ein Streitgespräch mit den Zeugen-Jehovas mir in der aktuellen Stimmung gerade recht gekommen wäre. Als ich sie mit Schwung öffnete, war ich erst einmal wie vom Donner gerührt, da es niemand anders als meine hübsche Paketbotin von Hermes war.

„Hallo Herr Müller, wie geht es ihnen?“, fragte sie mich mit ihrer sanften Stimme, die ich so gerne hörte. Dann fiel mir plötzlich der Dildo ein und ich antwortete:

„Ach, ja, ich weiß, warum sie da sind. Wieso kommen sie nicht erst einmal herein?“

Verwirrt sah sie mich an, folgte jedoch der Einladung und betrat das Haus.

„Ein schönes Haus haben sie hier, und so modern. Ich wünschte, meine Bude wäre auch nur annähernd so hübsch.“

Lächelnd nickte ich ihr zu und drehte mich zur Treppe.

„Einen Moment bitte, ich bin sofort wieder da.“

Dann schwankte ich die Stufen nach oben, holte das Paket aus dem Schrank und trug es zu ihr hinunter.

„Ich habe es leider aus lauter Neugier geöffnet, was mir leidtut, ich habe aber schlicht und einfach nicht nachgedacht. Ich glaube, ich stand an dem Tag ein bisschen neben mir.“

Sie nickte mir zu und erwiderte:

„Ja, deshalb bin ich auch hier. Nicht wegen des Pakets, sondern privat, aufgrund dem daneben stehen. Ich dachte, ich sehe mal nach ihnen, denn jedes Mal, sobald ich ihnen in letzter Zeit morgens etwas gebracht habe, haben sie ziemlich verkatert gewirkt. Kann ich ihnen irgendwie helfen? Vielleicht ein wenig Gesellschaft leisten, sind sie sehr einsam?“

Da ich an diesem Abend auch bereits zwei Absinth hinter mich gebracht hatte, reagierte ich erst gar nicht richtig auf das von ihr Gesagte, sondern öffnete den Karton und hielt ihr die Kiste entgegen. Instinktiv blickte sie hinein und lachte laut auf.

„Sie sind mir aber einer, Herr Müller. Ich wusste ja gar nicht, dass sie auf so etwas stehen? Und das in ihrem Alter. Ich muss allerdings zugeben, ich bin positiv überrascht. Ein wenig konservativer habe ich sie durchaus eingeschätzt.“

Die Kinnlade fiel mir auf die Brust, dann schüttelte ich den Kopf.

„Nein, nein, das Ding wurde irrtümlich geliefert. Ich dachte, sie sind deshalb hier?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht deswegen, das habe ich ihnen doch gerade erklärt.“

„Es tut mir leid, ich habe nicht richtig zugehört. Ich höre auch nicht mehr so gut, seitdem ich einen Tinnitus habe. Was meinten sie?“

„Ich fragte, ob sie vielleicht ein wenig Gesellschaft brauchen. Ich würde mich gerne dazu anbieten.“

Ich blickte an mir herunter und dann noch an ihr und sah sie mit einem vermutlich ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck an.

„Aber sie sind doch sicherlich vierzig Jahre jünger als ich, was wollen sie denn nur mit einem alten Sack wie mir?“

„Das ist sehr lieb von ihnen, allerdings bin ich gerade dreissig geworden, und wie siebzig sehen sie nun wirklich nicht aus. Ich dachte auch nicht an eine Beziehung oder so, da ich homosexuell bin, sondern einfach nur an einer Freundschaft. Ich mochte ihre Frau sehr gerne, sie hat es nämlich gewusst und nie Vorurteile geäußert. Solche Dinge sind nicht heutzutage selbstverständlich, das kann ich ihnen sagen.“

„Äh, ich habe auch kein Geld oder so, jedenfalls nicht viel.“

Sie seufzte, nickte aber dann.

„Natürlich müssen sie so etwas denken, aber das ist es auch nicht. Ihre Frau wäre vermutlich recht unglücklich, wenn sie sie so sehen müsste.“

„Bitte setzen sie sich doch.“

Ich zeigte auf einen Stuhl und fragte dann:

„Möchten sie etwas zu trinken? Alkoholisch, oder lieber ohne?“

Sie setzte sich hin und nickte.

„Haben sie einen Rotwein oder so?“

Ich nickte, ging in den Keller und holte eine der Flaschen hervor, die da noch von meiner Frau herumlagen. Ich bekam die Flasche mit viel Glück auf und roch daran, er schien mir aber gut zu sein, jedenfalls konnte ich keinen Essiggeruch feststellen. Ich schüttete einen Schluck in das leere Absinthglas und probierte. Er war auf jeden Fall trinkbar, weshalb ich zwei Weingläser holte und in das Esszimmer zurückkehrte, wo ich uns erfolgreich einschenkte, ohne etwas zu verschütten. Dann prosteten wir uns zu und tranken ein paar Schlucke schweigend.

„Also, vielleicht ist es am besten, wenn sie mir nochmal erklären, was sie hier möchten. Bitte verstehen sie das nicht falsch, aber sie haben doch bestimmt Besseres zu tun? Haben sie gar keine Geliebte oder Freunde?“

Sie lachte auf.

„Ach Herr Müller ...“

Ich unterbrach sie und meinte:

„Bitte, nennen sie mich Kai. Vielleicht darf ich ihnen wenigsten das Du anbieten, wenn wir jetzt hier schon so zusammen sitzen?“

Sie reichte mir ihre Hand über dem Tisch zu.

„Ja gerne, ich heiße Bettina Nessig, meine Freunde nennen mich aber Betti.“

„Na denn schieß mal los, Betti, ich bin mittlerweile doch recht neugierig geworden.“

Sie beugte sich ein bisschen nach vorne, was mir ihr atemberaubendes Dekolletee präsentierte, lehnte ihr Gesicht auf die Hände und meinte:

„Ich wohne hier im Ort, und die Leute sind doch ein wenig konservativ. Freunde zu finden ist da nicht einfach. Sie und ihre Frau waren aber immer sehr nett zu mir.“

„Selbstverständlich waren wir das. Sie sind ja auch eine überaus nette, junge Dame. Ich verstehe es nicht, wieso sollten sie Probleme haben?“

Sie seufzte auf.

„Ach, das sehen nicht viele so wie sie. Es ist halt rumgegangen, einige haben mich mit meiner Ex gesehen, da waren wir vielleicht nicht vorsichtig genug. Und jetzt, wo sie weg ist, bin ich darüber hinaus auch wieder einmal ganz alleine. Hermes verlangt sehr viele Stunden von mir, ich komme einfach nicht dazu, mir etwas Neues zu suchen.“

Ich runzelte die Stirn.

„Macht man das heutzutage nicht sowieso mit dem Internet?“

Ihr Seufzen wurde noch tiefer.

„Ich mag die Onlinewelt nicht besonders, ich bin eher in der realen Welt zuhause. Mir ist ja eigentlich schon das Smartphone zu viel. Aber darauf kann man in diesen Tagen nun wirklich nicht mehr verzichten.“

„Was für ein Problem hast du denn mit der Onlinewelt, ist es etwas Technisches? Da könnte ich ja vielleicht aushelfen. Ich war früher mal ganz gut im IT-Sektor.“

„Das würden sie echt tun, nicht wahr? Aber nein, da kann niemand helfen, es sind die doch recht zahlreichen Hater. Wenn man sich im Netz als Homo outet, wird es sehr schnell ziemlich schlimm. Wobei es als schwuler Kerl, glaube ich wenigstens, sogar noch schlimmer als für eine lesbische Frau ist. Den Vogel ganz abschießen kann man allerdings, falls man trans ist. Dann ist alles vorbei, da gibt es kein Halten mehr. Zwei Freundinnen von mir haben Suizid begangen. Erfolgreich. Nur wegen der Shitstorms. Die haben halt irgendwann nicht mehr aufgehört. Das Netz ist für mich kein schöner Platz.“

„Ich frage mich, ob es das jemals gewesen ist.“

Sie sah mich einen Moment nachdenklich lang an, dann fragte sie:

„Sag mal, Kai, machst du irgendeinen Sport? Schwimmen oder so? Ich müsste nämlich wieder einmal etwas für meine Figur tun.“

Ich lachte laut auf.

„Das hast du aber sehr diplomatisch ausgedrückt. Ich tue seit Jahren nichts mehr, schon seitdem Johanna gestorben ist. Was man so langsam auch sieht, nicht wahr?“

„Tut man. Hättest du Lust, mit mir zusammen zu gehen? Sie haben das Nordbad in Darmstadt völlig neu gemacht, das soll jetzt echt gut geworden sein. Und wenn wir jetzt im Herbst anfangen, haben wir bis zum Sommer unsere Bikinifigur. Darf ich dich morgen nach der Arbeit abholen?“

Ich leerte meinen Rotwein und schenkte uns beiden nach.

„Nun, wenn du tatsächlich nicht denkst, dass du dich mit einem alten Sack wie mir als Begleitung blamierst, dann wäre ich glatt dabei. Vor allem, da ich einen ziemlich unfairen, aber dafür deutlichen Vorteil bei der Sache hätte.“

„Und der wäre?“

„Ich bekomme immerhin schönes, junges Gemüse wie dich im Badeanzug präsentiert. Und was ist deine Ausrede für die Aktion?“

„Bikini, Badeanzug trage ich erst, wenn ich mich dafür zu alt fühle, was derzeit noch nicht der Fall ist. Ich kriege eine angenehme Gesellschaft, die mir gegenüber hoffentlich keine Vorurteile hegt.“

„Damit kann ich zumindest dienen, Vorurteile waren noch nie mein Ding. Mann kann es sich zwar mit mir schon verscheißen, aber dafür müsstest du mich ernsthaft mobben. Oder etwas Hässliches über meine Frau sagen.“

Sie lachte ziemlich lang und herzlich, was so ein schönes Lachen war, dass ich spontan und sogar ein bisschen widerwillig darin einfiel. Wir unterhielten uns noch eine Weile, und ich muss zugeben, ihre erfrischende Art und Weise machte den Abend sehr kurzweilig. Als es irgendwann zu spät für sie wurde, denn immerhin musste sie ja am nächsten Tag arbeiten, fuhr sie ein wenig angeheitert nach Hause, was ich als Anlass nahm, unsere Handynummern auszutauschen, da sie mir schließlich sagen musste, ob sie auch heil angekommen war.

Ich sah ihren Rücklichtern hinterher und ärgerte mich, dass ich ihr keinen Schlafplatz angeboten hatte. Also tippte ich ihr, sobald ich im Wohnzimmer saß, eine Nachricht mit einem Messenger zu.

„Das nächste Mal bringst du gleich einen Schlafanzug mit, falls du noch einmal Lust hast, einen, für dich sicherlich wieder genauso langweiligen Abend, mit einem alten Mann zu verbringen. Ich fand ihn jedoch übrigens überaus schön, vielen Dank dafür. Der schönste Abend seit Jahren.“

Selbstverständlich konnte ich so aufgewühlt nicht gut schlafen, weshalb ich mir einen Absinth als Absacker einschenkte, mir aber bei der Gelegenheit selbst versprach, damit in nächster Zukunft ein wenig kürzer zu treten. Kurz darauf kam eine Nachricht an, die ich mir natürlich sofort ansah.

„Schlafanzug trage ich nie einen, es sei denn, ich muss bei dir? Aber eine Zahnbürste bringe ich gerne das nächste Mal mit. Ich freue mich schon darauf, ich fand den Abend auch sehr kurzweilig und alles andere als langweilig.“

Ich lass die Nachricht mehrmals, jedoch fiel mir keine gute Antwort darauf ein, weshalb ich es ließ. Vor allem die Vorstellung, dass sie eventuell sogar gar nichts tragen würde, machte mich doch ein wenig nervös, allerdings nicht unbedingt negativ. Trotzdem fragte ich mich, wieso sie das so geschrieben hatte. Ich trank den Absinth halb, dann stellte ich ihn in das Eisfach und ging zu Bett. Das Handy lud ich zum ersten Mal seit Jahren wieder einmal am Bett auf. Als ich bereits eben am Einschlafen war, kam noch eine Nachricht von ihr herein.

„Bist du noch wach?“

„Gerade so.“, antwortete ich sofort.

„Ich auch. Darf ich dich um etwas bitten?“

„Selbstverständlich, immer heraus damit.“

„Könntest du dich bitte nicht mehr als alter Sack bezeichnen und ständig auf unserem Altersunterschied herumreiten? Es verunsichert mich ein wenig, ich frage mich in so einem Moment, ob ich nicht vielleicht zu jung für deine Gesellschaft bin.“

Ich überlegte einen Moment lang, was ich schreiben sollte, dann beschloss ich, es mit der Wahrheit zu versuchen.

„Unsinn, ein junger Mensch ist immer eine Freude. Ein alter Mensch oft eine Belastung. Sei es, weil er so viele Erinnerungen mit sich herum trägt, oder weil sich körperliche Gebrechen mit dem Alter einfinden.“

„Ja, aber du hast so viel Erfahrung, so viel gesehen und erlebt, da kann ich einfach nicht mithalten. Außerdem bin ich echt schon froh, dass ich gerade so einen Realschulabschluss hinbekommen habe. Ich bin weder intelligent noch sonderlich belesen, musst du wissen.“

Ich überlegte nicht lange und antwortete:

„Das kannst du aber alles noch machen, auch dein Leben ändern, sogar grundsätzlich. Mir fehlt inzwischen die Lebenszeit dafür, noch einmal das Ruder herumzureißen. Aber ich kann versuchen, mich zurückzuhalten. Du solltest aber wissen, dass ich es ausschließlich als Selbstkritik verstehe, und du darfst das keinesfalls als eine negative Bemerkung in deine Richtung auffassen.“

„Ich danke dir. Gute Nacht!“

„Gute Nacht, Betti.“

Sie schickte noch ein Herzchen, bei dem ich nicht so genau wusste, wie ich damit umgehen sollte, also legte ich mich schlafen. Am nächsten Tag suchte ich nervös meine Badehose und die Badesachen zusammen, wobei ich ziemlich erleichtert war, dass die extrem flexible Hose noch passte. Bis zum Abend war ich zum Glück mit der Sucherei fertig, als es auch schon klingelte. An dem Tag hatte ich sehr wenig gegessen, um die Gelegenheit zu nutzen, tatsächlich etwas abzunehmen. Also fuhr ich mit der jungen Dame ins Schwimmbad und ging mit ihr schwimmen.

Ich versuchte es, gleich wieder Freistil zu schwimmen, und zu meiner Freude ging das trotz des dicken Bauchs noch einigermaßen gut. Wie erwartet hatte ich nach ein paar Bahnen Konditionsprobleme und legte daher sehr viele Pausen ein. Bettina schwamm mir natürlich hoffnungslos überlegen davon, jedoch damit hatte ich auch so bereits gerechnet. Sie machte im Bikini eine hervorragende Figur, was mich darüber grübeln ließ, warum sie überhaupt abnehmen musste. Ich fand sie eher zu dünn, aber was wusste ich schon über junge Frauen.

Nur eine Sache fiel mir auf, es gab eine Stelle an ihrem Körper, an der sie für eine Frau definitiv zu viel hatte. Allerdings fand ich es mehr als nur unangemessen, sie darauf anzusprechen. Wir verbrachten einen schönen Sportabend in dem wunderbaren Schwimmbad, was tatsächlich wirklich toll geworden war. Irgendwann war ich jedoch doch zu erschöpft, um noch weiter zu schwimmen, setzte mich an den Beckenrand und wartete auf sie.

„Genug für heute?“, rief sie mir aus dem Wasser zu, was ich nickend bejahte.

Sie kam sofort ebenfalls heraus, wimmelte die Entschuldigungen ab und zog mich zu den Umkleidekabinen, wo wir uns trennten. Sobald wir beide fertig waren, fuhr sie mich wieder nach Hause.

„Ich kann übrigens gerne auch mal fahren, wenn du magst. Mein Auto funktioniert recht gut, ich lasse es regelmäßig warten.“

„Ja, aber ich weiß nur sehr selten, wann ich mit der Arbeit fertig bin. Deshalb ist es mir so lieber. Und, gehen wir noch zu dir oder zu mir?“

Die Kinnlade fiel mir nach unten.

„Ernsthaft? Heute schon wieder?“

Sie schluckte und meinte:

„Ist natürlich kein Muss. War nur so eine Idee.“

„Ich würde mich selbstverständlich sehr darüber freuen. Am Liebsten bei mir, und diesmal kannst du auch gleich deine Zahnbürste mitbringen und musst nicht mehr heimfahren, falls wir etwas trinken wollen. Ich habe Weißbier zuhause, das könnte bald schlecht werden.“

„Echt, wann ist das Ablaufdatum?“

„So ca. in einem Jahr, wieso? Was hat das denn mit irgendwas zu tun?“

Sie lachte und ich fiel ebenfalls ein. Kurz darauf, sie holte tatsächlich noch ihre Zahnbürste auf dem Weg zu mir, saßen wir diesmal im etwas gemütlicheren Wohnzimmer, wo ich uns ein paar Weißbier eingeschenkt hatte, und genossen die wohlige Schwere nach dem Schwimmen auf dem Sofa.

„Sag mal, Kai, dir muss doch im Schwimmbad irgendetwas an mir aufgefallen sein. Willst du es nicht endlich einmal kommentieren?“

Ich lächelte, prostete ihr zu, nahm einen Schluck und meinte:

„Ja, stimmt. Du bist definitiv viel zu dünn, um noch mehr abzunehmen.“

Sie warf mir lachend ein Kissen an den Kopf, worauf ich aber nicht entsprechend reagierte, da ich mich als erheblich kräftiger als sie einschätzte, trotz des Altersunterschieds. Also legte ich es einfach beiseite.

„Du weißt ganz genau, was ich meine. Es wäre mir sehr wichtig.“

„Mir aber nicht. Es geht mich nichts an. Wenn du davon redest, dass deine Brüste deutlich fester sind, als sie es für dein Alter sein sollten? Du hast da was machen lassen, oder?“

Sie warf mir noch ein Kissen an den Kopf, dann wurde ihre Miene ernst.

„Mach schon.“

Ich seufzte.

„Betti, das geht mich echt alles nichts an. Eigentlich muss ich mich schon wegen der wirklich unangemessenen Bemerkung über deine schöne Brust entschuldigen. Du bist eine wunderbare, junge Frau, schön, selbstbewusst und unglaublich nett. Ich bin sehr froh, dass du Zeit mit mir verbringen möchtest, und werde jeden Augenblick davon genießen. Mehr gibt es für mich dazu nicht dazu zu sagen.“

„Du hast aber schon bemerkt, was ich in der Hose habe, oder siehst du so schlecht?“, fragte sie immer noch misstrauisch.

„Doch, ja, habe ich. Aber das ist eine Sache, die du mit deiner zukünftigen Partnerin besprechen musst. Ganz sicher nicht mit mir.“

„Und wenn ich es gerne mit dir klären würde, hier und jetzt?“

„Dann sage ich dir, ich finde, du bist genau richtig, wie auch immer du dich selbst siehst und fühlst. Schau, ich glaube, dass ich verstehe, woher deine Bedenken kommen, ich kenne schließlich die Menschen da draußen bereits sehr lange. Bei mir brauchst du dir deswegen keine Sorgen zu machen, Bettina, ganz sicher nicht.“

Sie sah mich lächelnd an, griff nach dem Bierglas und hielt es mir hin. Ich ergriff mein Eigenes und klärte sie auf, das konnte ich mir in dem Moment wirklich nicht verknusen.

„Bei Weizenbiergläsern stößt man mit dem Boden an, nicht mit der dünnen Oberseite. Da ist das Glas dicker.“

Ich mochte ihr schönes Lachen, in das sie auch in diesem Fall einfiel. Also prosteten wir uns grinsend zu und tranken. Plötzlich sah sie mich ziemlich ernst an.

„Ich nehme dich bei dieser Sache beim Wort, Kai. Für mich war das hier gerade ein Versprechen.“

Ich nickte ihr zu.

„Das war es in der Tat. Wollen wir einen Film schauen oder lieber noch weiter reden? Du kannst gerne mit mir über alles reden.“

Was wir auch taten, und auch dieser Abend wurde erneut sehr schön für uns beide. Ich genoss ihre Gesellschaft so unglaublich, dass es mir hin und wieder sogar ein wenig unheimlich war, ihre Präsenz gab mir einiges von meinem bereits für immer verloren geglaubten Lebenswillen zurück, was sich nicht nur positiv für mich anfühlte, denn es war auch ein bisschen besorgniserregend. Hin und wieder bekam ich das Gefühl, als würde ich meine Frau betrügen, weshalb ich das mit ihr auf dem Friedhof klärte. Sie gab mir den Eindruck, dass sie mir ihren Segen dafür gab, was auch immer ich mit Bettina tun würde.

Wir trafen uns ab sofort dreimal jede Woche, zum Schwimmen, und verbrachten noch anschließend einen gemütlichen Abend bei mir. Oft redeten wir, manchmal schauten wir einen Film aus meiner umfangreichen Blu-Ray Sammlung. Ich fing an, mehr auf mich zu achten, reduzierte Fleisch und fokussierte mich auf fettarme, pflanzliche und gesunde Ernährung, was auch recht bald schon Wirkung zeigte. In einem halben Jahr hatte ich mich erfolgreich auf unter hundert Kilo gebracht, was für mich eine dermaßen stolze Leistung war, dass ich mich über mich selbst wundern musste.

Bettina half mir natürlich sehr dabei und schleppte mich immer weiter mit ins Nordbad. Irgendwann konnte ich beim Schwimmen sogar mit ihr mithalten, wenn auch nicht mit dem gleichen Tempo, dann aber doch zumindest während der Dauer des Trainings. Ich fühlte mich inzwischen durchaus zehn Jahre jünger als vorher, was mich aber lediglich in die Richtung des tatsächlichen Alters brachte, da ich mich vorher schon eher wie siebzig gefühlt hatte. Und noch eine Sache kehrte zurück, zwar langsam allerdings stetig, und das war meine Libido, was ich jedoch nicht unbedingt als Vorteil erachtete.

Betti übernachtete sehr oft bei mir auf der Couch, was für sie kein Problem darstellte, wohl aber hatten wir irgendwann eine zusätzliche Gemeinsamkeit entdeckt. Glücklicherweise hatten wir das aufgrund ihrer Ankündigung und durch weitere Gespräche herausgefunden, und nicht durch eine peinliche Situation. Wir schliefen nämlich alle beide völlig nackt. Was natürlich bei mir gewisse Begehrlichkeiten erweckte, die ich jedoch selbstverständlich für mich behielt, da ich logischerweise ganz genau wusste, dass sie nicht erwidert wurden.

Betti blieb zu meinem Bedauern weiter alleine, und berichtete mir mittlerweile immer Mal wieder von irgendwelchen Blind Dates, die bei ihr ständig in die Hose gingen, aus den unterschiedlichsten Ursachen. Es tat mir sehr leid für sie, da ich ihr eine tolle Partnerin wünschte, war aber aus rein egoistischen Gründen insgeheim trotzdem froh darüber. Selbst wenn das bedeutete, dass ich mich in ihrer Gegenwart zunehmend merkwürdig und unruhig fühlte, vor allem, sobald sie unbekleidet im Wohnzimmer schlief.

Irgendwann fing ich sogar wieder mit dem Onanieren an, was ich bis dahin völlig sein gelassen hatte, unter anderem auch deswegen, weil ich mich wegen der Fettleibigkeit nicht gescheit an der Scham rasieren konnte. Ich war kein Fan von Haaren auf dem Körper, das war ich noch nie gewesen. Die Rasur war jetzt aber erneut problemlos möglich, da der Bauch nicht mehr im Weg war, und da ich Übungen zur Steigerung der Flexibilität täglich ausführte, das kannte ich so aus den alten Tagen, in denen ich im Fitness-Center tätig gewesen war, denn Muskelaufbau verkürzt die Muskeln. Montag, Mittwoch und Freitag waren mittlerweile eindeutig zu meinen glücklichen Tagen geworden, selbst wenn sie nach dem Training nur deshalb vorbeikam, um gemeinsam mit mir ein Buch zu lesen oder ein Hörbuch zu hören.

 

Kapitel 2 Ein peinlicher Unfall

Natürlich ging es mir nicht mehr aus dem Kopf, dass Betti etwas in der Hose hatte, was sie ganz sicher für mich mehr als nur ein wenig ungewöhnlich als Frau machte, was so leider auch zumindest einige Schwierigkeiten bei ihren Verabredungen erklärte. Bei mir löste es jedoch nach einer Weile lediglich eine gewisse Neugierde aus, die ich irgendwann einfach nicht mehr loswurde, die Gedanken kreisten geradezu durch meinen Kopf. Wie sich ein echter, menschlicher Penis wohl im Mund oder gar Anus anfühlen würde? Bis jetzt hatte ich in diesem Bereich logischerweise keinerlei Erfahrung, da ich mich bisher selbst als absolut hetero eingeschätzt hatte.

Die Operation wegen meiner Hämorriden waren mit Sicherheit auch nichts, was mich in dieser Richtung neugieriger gemacht hätte. Bettina jedoch hatte durchaus etwas an sich. Sie war eine umwerfend schöne Frau, und zwar ganz eindeutig Frau, bis auf ihren Adamsapfel und der Sache in ihrer Hose, was mich so in der Kombi trotzdem sehr erregte. Ich stellte mir nur noch sie vor, während ich mir einen runterholte, was ich so naturgemäß ihr gegenüber strikt verschwieg.

Wenn sie bei mir schlief, verließ sie morgens immer das Haus, bevor ich nach unten ins Wohnzimmer kam. Logischerweise tat sie das, um zu vermeiden, dass sie sich mir aus Versehen einmal nackt präsentierte, denn diese Peinlichkeit wollte sie sich natürlich ersparen. Und noch dazu mir die Absage, dass sie nichts von mir wollte, da sie ein äußerst rücksichtsvoller Mensch war.

Vielleicht gerade deshalb stellte ich es mir recht oft vor, wie es sein würde, wenn ich sie aus Versehen nackt sehen würde, während ich mir wegen der angeregten Fantasie Erleichterung verschaffte. In meinem Tagtraum durfte ich mir auch vorstellen, dass sie ganz und gar nicht abgeneigt war, uns sich von mir verführen ließ. Bis mir irgendwann an einem Samstagvormittag, direkt nach dem Aufstehen, der Dildo wieder einfiel, den ich nach diesem einen, speziellen Gespräch mit Betti weggeräumt und danach völlig vergessen hatte.

Ich holte das Ding hervor, welches trotz der eindeutigen Vernachlässigung meinerseits, nichts von seiner weichen Konsistenz verloren hatte. Eigentlich war es viel zu flexibel, um es dort hineinzubekommen, wo ich den Einsatz dafür vorgesehen hatte, was mich aber trotzdem nicht von einem Versuch abhalten würde. Ich begab mich also erst einmal ins Bad und reinigte den Körper sorgfältig in der Dusche von außen und innen. Anschließend besorgte ich mir Gleitmittel und den Dildo. Schließlich stellte ich sicher, dass mir niemand zusehen konnte, und ging nackt zurück ins Wohnzimmer.

Betti war wie üblich bereits verschwunden, als ich mir es auf ihrem Schlafplatz gemütlich machte, die Augen schloss, mir ihren wunderbaren Körper nackt vorstellte, und dann den Dildo an dem, reichlich mit Gleitgel versehenen und daher glitschigen, Anus ansetzte. Natürlich würde es relativ kompliziert werden, dass weiche und faszinierende Ding in den Körper zu stecken, jetzt war aber nicht mehr der richtige Moment für Zweifel, sondern eher schon für Aktionen.

Sobald die Spitze des Dildos meinen Anus berührte, geschah jedoch etwas, mit dem ich absolut nicht gerechnet hatte. Auf einmal erwachte das Teil zum Leben, schob sich zappelnd ganz von alleine in die Öffnung, die dem nicht viel entgegenzusetzen hatte, und sorgte kurz darauf auch noch für einen Orgasmus, als sich das Ding nämlich ausführlich der Prostata zuwandte. Dann passierte allerdings genau das, weswegen man sich kein lebendiges Wesen in den Anus schieben sollte, selbst wenn man es fälschlicherweise nicht für ein Solches gehalten hatte.

Ein heftiger Schmerz durchzuckte mich tief in meinen Gedärmen, der schließlich irgendwann dermaßen schlimm wurde, dass ich das Bewusstsein verlor.

Als ich erwachte, war ich zunächst einmal ziemlich glücklich darüber, dass ich überhaupt noch erwachte. Der Schmerz im Unterleib war einem dumpfen Gefühl der Taubheit gewichen, aber dafür fühlte ich jetzt einen neuen, zusätzlichen glühenden Schmerz im Rückgrat. Auch dieser wurde nach einer Weile dermaßen unerträglich, dass ich erneut das Bewusstsein verlor.

Die Nacht brach bereits herein, als ich noch einmal erwachte, wobei ich dieses Mal mit meinen Glücksgefühlen über die Tatsache, immer noch zu leben, deutlich vorsichtiger war, und sehr genau darauf achtete, ob nicht irgendwo weitere, neue Schmerzen auf mich warteten. Einen Augenblick lang überlegte ich, ob ich den Notruf tätigen sollte, allerdings verging mir dieser Drang auf der Stelle. Was hätte ich auch sagen sollen:

„Hallo, hier ist der Notruf, was ist der Grund für ihren Anruf?“

„Äh, ich habe mir einen Dildo in den Hintern geschoben, der plötzlich lebendig geworden ist.“

„Verarschen kann ich mich auch selbst. Sogar ohne Dildo. Auf Wiedersehen.“

Ich ersparte dem Notruf und mir das obige Gespräch und horchte stattdessen auf irgendwelche weiteren Schmerzen, die glücklicherweise nicht mehr kamen. Vorsichtig setzte ich mich auf, spürte aber tatsächlich nichts außer der einer gewissen Taubheit in meinem Unterleib und am Rücken. Auf einmal erwachte bei mir unerwarteterweise ein Hungergefühl, was mit jeder Minute ständig heftiger wurde. Ich dachte noch an den verletzten Darm, dem es mit Sicherheit gerade nicht wirklich gut gehen konnte, musste dann aber trotzdem den intensiven Gelüsten nachgeben. Also plünderte ich den Kühlschrank und ass eine riesige Menge an Proteinen, Fett und Kalorien, die ich mir in den letzten Wochen immer wieder erfolgreich verkniffen hatte.

Anschließen saß ich frustriert und weinend auf dem kalten Küchenboden, da ich mir vorkam wie ein Verräter an all den Erfolgen, den Bemühungen um die Gewichtsreduzierung und letztendlich auch an Betti. Also genehmigte ich mir noch einen Absinth, um von dem Depri ein wenig herunterzukommen. Was mir wenigstens gelang, weshalb ich zwei Absinth kurz hintereinander trank und mich zurück in mein Bett legte, nicht ohne eine Menge Selbstmitleid zu empfinden. Der Schlaf kam schnell und war angefüllt voller Albträume, die sich alle darum handelten, dass mich ein Parasit von innen auffressen wollte.

Am Sonntagmorgen erwachte ich dementsprechend relativ früh, so gegen sieben, und krümmte mich schon wieder vor Schmerzen zusammen. Diesmal waren es glücklicherweise völlig natürliche Probleme, die ein Besuch auf der Toilette restlos beseitigte und mich auch nicht bewusstlos werden ließen. Plötzlich erklang eine Stimme, eindeutlich weiblich und sehr angenehm, die jedoch ganz sicher nicht durch den Gehörgang angenommen war.

‚Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Schmerzen zufügen. Ich hatte aber keine andere Wahl.‘

‚Ich höre Stimmen im Kopf! Oh mein Gott.‘

‚Nein, du hörst nur eine Stimme, und das ist meine, nicht die von Gott. Ich wäre allerdings an deiner Stelle sehr irritiert, wenn du noch andere hören würdest.‘

Ich griff mir an den Kopf, riss mich dann jedoch zusammen, putzte mir den Hintern ab und betätigte die Klospülung. Anschließend reinigte ich die Toilette, zog mir Shorts an, ging nach unten und bereitete mir einen Kaffee zu.

Als ich auf dem Sofa saß, mit gekreuzten Beinen, war ich so langsam bereit für mehr Worte.

‚Von mir aus, ich höre nur eine Stimme. Was es nicht besser macht. Wie auch immer, wer bist du, und wie kommst du in meinen Kopf?‘

‚Ich befinde mich nicht in deinem Kopf, sondern an dem Rückgrat. Worüber ich mit dir kommunizieren kann.‘

‚Und wer oder was bist du? Und wie hast du es ... Okay, streich die Frage, so langsam wird es mir klar. Du bist der Dildo.‘

‚Falsch. Ich bin kein Dildo, das war ich auch nie. Ich bin ein biologisches Kampfmittel mit dem Namen CX5.‘

‚Du bist was?‘

Eine Zeitlang hörte ich nur Schweigen, dann kam die Antwort ein wenig frustriert.

‚Was hast du erwartet, ein Alien? Natürlich wurde ich auf der Erde geschaffen, sogar hier in Deutschland. Leider kann ich dir nicht sagen, wo, wann und wie genau, denn diese Informationen hat man diesem Kampfmittel vorenthalten.‘

Ich presste mir verzweifelt die Hände an die Schläfe, dann öffneten sich plötzlich die Möglichkeiten meiner derzeitigen Situation. Es gab einen kurzen, sehr heftigen seelischen Schmerz, als ich an Betti dachte, dann fragte ich:

‚Ein Kampfmittel, aha. Ein Sprechendes. Wie auch immer, wann muss ich sterben? Wie lange habe ich noch zu leben?‘

Prompt kam die Antwort.

‚Woher soll ich das wissen? Vermutlich hängt es davon ab, wie gesund dein Lebensstil ist. Frag deinen Arzt oder Apotheker. Ehrlich, was erwartest du noch alles von mir?‘

Ich drückte erneut die Hände an die Schläfe.

‚Ich möchte wissen, wann du mich umbringst. Du bist immerhin ein Kampfmittel.‘

‚Oh, äh ja, entschuldige. Ich bin kein Kampfmittel dieser Art, sondern ein völlig anderes. Ich wurde ganz speziell für den Krieg gegen Russland entworfen. Und weitere extrem konservative Diktaturen.‘

‚Das beantwortet meine Frage nicht.‘

‚Nein, ich schätze, das tut es nicht. Ich töte dich nicht. Stattdessen verwandle ich dich ....‘

Ihre nächsten Worte waren so leise, dass ich sie kaum noch verstehen konnte.

‚Bitte? Du verwandelst mich in was?‘

‚ICH VERWANDLE DICH IN EINE FUTANARI!‘

‚Kein Grund, so zu schreien. Ehrlich. Es ist dir also peinlich.‘

CX5 verstummte für eine ganze Weile, dann meinte sie:

‚In der Tat, das ist es, ich will kein Kampfmittel sein, ich will Menschen glücklich machen!‘

Eine Weile dachte ich nach, dann meinte ich:

‚Ich bin zu alt, du wirst mich nicht mehr glücklich machen können. Es tut mir leid, aber ich glaube, du hast dir den Falschen ausgesucht. Wobei du zugegebenermaßen nicht viel dafür kannst. Vielleicht hättest du irgendwie bei Betti bleiben sollen, die wäre deutlich geeigneter als ich gewesen. Sie hat es sowohl dringend notwendig als auch verdient, glücklich zu sein.‘

‚In Ordnung, das klingt wie ein Ziel. Wir machen also eine gewisse Betti glücklich. Ist sie deine Gefährtin? Geliebte? Was auch immer?‘

‚Sie ist meine beste Freundin, aber nicht so in der Art, wie du gerade denkst.‘

CX5 seufzte lautstark, dann schwieg sie für eine Weile.

‚Sag mal, hast du noch einen anderen Namen? CX5 ist nicht wirklich so richtig toll.‘

‚Nein, habe ich nicht. Jetzt, wo wir für immer zusammengehören, wieso gibst du mir nicht einen?‘

‚WIR GEHÖREN FÜR WAS ZUSAMMEN?‘

Ich hörte wieder ein ziemlich genervtes, mentales Geräusch, dann meinte sie:

‚Ich erkläre es dir gerne noch einmal und von mir aus auch genauer und ausführlicher. Also, ich habe mich mit deinem Rückgrat verbunden, was bedeutet, dass, falls ich entfernt werde, du stirbst oder mindestens gelähmt bist. Und ich sterbe ebenfalls. Möchtest du das?‘

Ich schwieg, verständlicherweise, wobei mir der Gedanke deutlich weniger daneben als ihr vorkam.

‚Das dachte ich mir. Also, solange wir weiterleben wollen, bleiben wir zusammen. Bitte versteh es, ich kann nichts dafür, immerhin wurde ich als Kampfmittel entworfen. Ich kann noch nicht alle Aktionen bewusst steuern, die ich an deinem Körper durchführe. Aber ich arbeite daran.‘

‚Was ist das für ein komisches Kampfmittel, dass Soldaten in Futanari verwandelt ... oh, ich glaube, jetzt begreife ich es so langsam. Make love not war, was? Egal, wie auch immer, wie lange dauert die ganze Verwandlung?‘

‚Vier Wochen. Du hast also Zeit, die deutsche Bürokratie auf deine Geschlechtsumwandlung vorzubereiten. Am besten gehst du morgen noch aufs Amt, damit du in vier Wochen neue Ausweise bekommst. Die Fingerabdrücke bleiben glücklicherweise gleich, sie werden nur ein wenig kleiner.‘

‚Und was ist mit Betti, wie machen wir sie glücklich?‘

‚Indem wir sie mit einem Kind von mir schwängern natürlich. Dann wird sie auch eine Futanari.‘

‚Nur über meine Leiche.‘

‚Bist du sicher?‘

‚Ja.‘, ... ‚Ziemlich.‘, ... ‚Und außerdem ist sie nicht so eine, sie würde niemals mit einem alten Sack wie mir ...‘

‚Bist du demnächst nicht mehr, denn bald schon bist du eine Futanari. Du hast Probleme beim Zuhören, kann das sein?‘

‚Trotzdem bleibe ich sechzig Jahre alt. Egal, wie möchtest du denn gerne von mir genannt werden? Vielleicht Kiki?‘

‚DU BENENNST MICH NACH EINEM PAPAGEI?‘

Ich zuckte zusammen, blieb aber hart.

‚Der wenigstens nichts mit Kampfmitteln zu tun hat. Du wärst dann immerhin schon mal keine Waffe mehr. Vom Namen her.‘

Sie verstummte für eine ganze Weile, danach antwortete sie:

‚Es gefällt mir, bitte nenn‘ mich ab sofort Kiki.‘

‚Sehr gerne, Kiki. Also, woher weißt du das eigentlich, dass der Name einem Papagei gehört, kennst du Enid Blyton? Kannst du lesen?‘

‚Nein, nur wenn du liest, ab sofort. Ich habe aber vollen Zugriff auf deine Erinnerungen.‘

Ich wurde blass.

‚Auf alle?‘

‚Oh ja, auf alle, auch die Peinlichen. Aber du kannst mir eine Sache ruhig glauben.‘

‚Welche?‘

‚Es gibt nichts Peinlicheres, als eines Tages zu erwachen und festzustellen, dass man eine biologische Waffe ist.‘

Wir redeten noch die ganze Nacht hindurch, bis mir so langsam die völlige Tragweite dessen klar wurde, was Kiki mir erklärte, teilweise bei einigen Details auch mehrmals, und sie wurde besser darin, äußerst geduldig mit mir zu sein. Wir diskutierten sogar offen ein paar Mal darüber, ob wir uns nicht lieber selbst vernichten sollten, und kamen leider nicht zu einem eindeutigen Ergebnis. Wir waren zwar beide nicht vollends dagegen, allerdings schreckte mich die Art und Weise ab, wir mussten uns nämlich dabei restlos verbrennen. Was nicht unbedingt der angenehmste Tod sein würde.

Das Amt erwies sich zur Abwechslung einmal als das kleinste Problem. Ich kannte eine Dame dort flüchtig, eine gewisse Anne-Marie Schultheiß, die versprach, den ganzen Prozess der Umwandlung zu begleiten, um sicher zu stellen, dass ich dabei nicht die Rentenansprüche und weitere soziale Rechte verlor. Am Abend erschien dann Betti, und wir gingen zusammen Schwimmen, nachdem ich mir von Kiki versichern ließ, dass eine Ansteckung anderer Menschen nur durch eine Besamung beim Analverkehr möglich war.

Was mich durchaus erfreute und selbst diese ganze Sache für eine kleine Weile vergessen ließ, war, dass ich diesmal mit Betti im Becken schritthalten konnte. Ich hatte hin und wieder sogar das Gefühl, als hätte ich sie überholen können, was aber selbstverständlich nicht tat. Stattdessen hielt ich die Stellung direkt hinter ihr, was mir ein paar echt aufregende Aussichten bescherte.

---ENDE DER LESEPROBE---