Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 629 - Ina Ritter - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 629 E-Book

Ina Ritter

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Beschreibung

Die letzten Jahre haben dem jungen Fürsten Eitel von Roedern kein Glück gebracht. Nach dem Krieg hat die Familie ihr hochherrschaftliches Schloss mit allen dazugehörigen Ländereien verloren. Für sich selbst braucht er keinen Reichtum, doch dass seine edle und herzensgute Mutter in einer kargen Wohnung ein bescheidenes Leben fristen muss, das belastet ihn sehr. Eines Tages will er dafür sorgen, dass sie wieder das Leben führen kann, das einer Fürstin zusteht. Dafür ist er bereit, alle eigenen Wünsche aufzugeben.
Als ihm die amerikanische Millionenerbin Patricia Miller einen Heiratsantrag macht, scheint dies die Lösung seiner Probleme zu sein. Patricia ist nicht nur bildhübsch und freundlich - mit ihrem Geld könnte Eitel auch endlich seine Mutter aus ihrem Elend befreien. Doch da ist auch noch Lieselotte, ein verarmtes Mädchen, das im Schloss seines Freundes als Gesellschafterin arbeitet. Einst hat sich Eitel dazu hinreißen lassen, sie zu küssen, und diesen Kuss voll Liebe und Leidenschaft kann er einfach nicht vergessen ...


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Inhalt

Cover

Die reiche Erbin und die arme Komtess

Vorschau

Impressum

Die reiche Erbin und die arme Komtess

Lieben sie wirklich denselben Mann?

Die letzten Jahre haben dem jungen Fürsten Eitel von Roedern kein Glück gebracht. Nach dem Krieg hat die Familie ihr hochherrschaftliches Schloss mit allen dazugehörigen Ländereien verloren. Für sich selbst braucht er keinen Reichtum, doch dass seine edle und herzensgute Mutter in einer kargen Wohnung ein bescheidenes Leben fristen muss, das belastet ihn sehr. Eines Tages will er dafür sorgen, dass sie wieder das Leben führen kann, das einer Fürstin zusteht. Dafür ist er bereit, alle eigenen Wünsche aufzugeben.

Als ihm die amerikanische Millionenerbin Patricia Miller einen Heiratsantrag macht, scheint dies die Lösung seiner Probleme zu sein. Patricia ist nicht nur bildhübsch und freundlich – mit ihrem Geld könnte Eitel auch endlich seine Mutter aus ihrem Elend befreien. Doch da ist auch noch Lieselotte, ein verarmtes Mädchen, das im Schloss seines Freundes als Gesellschafterin arbeitet. Einst hat sich Eitel dazu hinreißen lassen, sie zu küssen, und diesen Kuss voll Liebe und Leidenschaft kann er einfach nicht vergessen ...

Gräfin Klevenow hob ihr Lorgnon und musterte das junge Mädchen, das in bescheidener Haltung vor ihr stand. Sie ließ sich Zeit dabei, denn das Mädchen hatte sich um die Stellung als Gesellschafterin bei ihr beworben.

Was Gräfin Klevenow sah, gefiel ihr. Die Kleine war hübsch, aber nicht zurechtgemacht. Ihr Kleid war einfach.

»Haben Sie Zeugnisse?«, fragte die Gräfin und streckte eine Hand aus, um die Papiere in Empfang zu nehmen.

»Nein, Frau Gräfin.« Lieselotte Langenhoff machte einen Knicks. »Ich war bisher noch nicht in Stellung.«

Gräfin Viktoria zog die Brauen in die Höhe.

»Und warum glauben Sie, den Anforderungen gewachsen zu sein, die man an eine Gesellschafterin stellt?«, fragte sie.

Lieselotte hob den Kopf. Plötzlich wirkte ihre Haltung ungemein stolz.

»Ich habe mein letztes Schulzeugnis mitgebracht. Ich kann Klavier spielen, Geige und auch ein bisschen singen.«

»Sie haben das Abitur«, stellte Gräfin Klevenow fest, als sie das Zeugnis überflogen hatte. »Ausgezeichnete Noten. Sind Sie etwa eine Streberin?« Es klang nicht so, als hielte Gräfin Viktoria viel von Streberinnen.

Lieselotte lächelte, und dabei bildeten sich zwei reizende Grübchen in ihren Wangen.

»Ich fürchte, nein, Frau Gräfin. Mir ist das Lernen leichtgefallen. Ich habe ein gutes Gedächtnis.«

»Manchmal ist es besser, Dinge vergessen zu können«, erwiderte die Gräfin daraufhin. »Sie gefallen mir, Lieselotte. Ich werde Sie einstellen.« Sie hob die Hand, als die junge Dame etwas sagen wollte. »Allerdings erst zur Probe. Nach einem Monat sage ich Ihnen endgültig Bescheid, ob Sie bleiben dürfen.«

»Vielen Dank, Frau Gräfin. Ich werde mir alle Mühe geben, Sie zufriedenzustellen.«

Die alte Dame lächelte über den Eifer, mit dem Lieselotte gesprochen hatte.

»Ich warne Sie. Es wird nicht immer leicht sein. In meiner Umgebung gelte ich als schwierig.«

»Das glaube ich nicht«, platzte Lieselotte heraus und wurde rot, als ihre Herrin lächelte. »Verzeihung, Frau Gräfin«, bat sie.

»Ich habe nichts zu verzeihen. Sie gefallen mir wirklich, Lieselotte. Lassen Sie sich Ihr Zimmer zeigen. Es liegt neben meinem. Es kann sein, dass ich Sie abends noch einmal brauche, da ist es bequemer, wenn meine Gesellschafterin in Rufweite ist. Übrigens, da ist noch etwas ...«

Die Gräfin machte eine Pause und schaute an Lieselotte Langenhoff vorbei gegen die Wand.

»Ich habe einen Sohn. Er ist etwas älter als Sie und recht ansehnlich, wenn ich das als Mutter sagen darf. Ich möchte Sie vor Ullrich warnen, Lieselotte. Er ist sehr charmant, und hübschen jungen Mädchen gegenüber gibt er sich alle Mühe. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich sagen will.«

»Sie können sich in der Beziehung auf mich verlassen, Frau Gräfin. Nichts liegt mir ferner, als ein Liebesabenteuer zu suchen.«

»Das ist ein Vorsatz, den man leicht fasst, aber schwer halten kann, wenn man so jung und hübsch ist wie Sie. Versuchungen treten von allen Seiten an Sie heran. Und mein Sohn ist eine große Versuchung, fürchte ich. Behalten Sie also einen klaren Kopf. Er wird Sie niemals heiraten, selbst wenn er es Ihnen versprechen sollte.«

»Sie können völlig unbesorgt sein, Frau Gräfin«, beteuerte Lieselotte noch einmal.

Gräfin Klevenow kannte die Menschen besser und war keineswegs beruhigt.

»Gehen Sie jetzt auf Ihr Zimmer und richten Sie sich ein. Einer der Diener soll sich um Ihr Gepäck kümmern.«

»Meine beiden Koffer sind noch auf dem Bahnhof. Soll ich sie nicht zuerst holen, Frau Gräfin?«

»Holen lassen, mein liebes Kind. Als meine Gesellschafterin stehen Sie über den anderen Bediensteten. Sie haben eine schwierige Stellung, Lieselotte. Sie gehören nicht direkt zum Personal, aber auch nicht zu uns. Sie werden viel Taktgefühl brauchen, um sich zu behaupten.«

»Ich glaube schon, dass ich mich durchsetzen kann«, beteuerte Lieselotte mit freimütigem Lächeln.

»Leben Ihre Eltern noch?«, fragte die Gräfin, als ihre Gesellschafterin den Türgriff niederdrückte.

Lieselotte blieb stehen, wandte sich aber nicht um.

»Ja.« Dieses kurze Wörtchen bedeutete, dass sie nicht über ihre Familie sprechen wollte.

Die Gräfin war taktvoll genug, vorerst keine weiteren Fragen zu stellen. Jedenfalls nicht im Augenblick.

Lieselotte atmete tief auf, als sie die Tür des Salons hinter sich schloss. Ich habe eine Stellung!, dachte sie, und die Freude darüber zeichnete sich deutlich auf ihren Zügen ab. Sie ahnte nicht, wie wunderschön sie durch das Lächeln wurde, das jetzt auf ihrem Gesicht lag.

Der junge Mann, der gerade um die Ecke des Flures kam, blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie an.

Lieselotte nahm ihn noch nicht wahr. Sie hatte es geschafft, sie würde Geld verdienen! Und die Gräfin gefiel ihr. Das Gehalt war zwar nicht gerade üppig, aber doch ausreichend. Und vor allem hatte sie eine Arbeit, die ihrem Wesen lag.

»Wer sind Sie?«

Lieselotte schrak leicht zusammen, als sie so unvermutet angesprochen wurde. Sie hob den Kopf wieder stolz in den Nacken.

»Wer sind Sie?«, fragte sie dann gelassen.

»Der Sohn des Hauses, wenn Sie gestatten. Ullrich von Klevenow.«

»Verzeihung. Ich hielt Sie ...«

»Doch hoffentlich nicht für einen Diener?«, fiel der junge Graf ihr lachend ins Wort. »Lassen Sie mich raten, wer Sie sind: Mutters neue Gesellschafterin. Habe ich recht?«

»Gräfin Klevenow war so gütig, mich probeweise einzustellen.«

»So vernünftig, wollten Sie wohl sagen«, verbesserte der junge Mann sie. »Sie sind direkt eine Augenweide. Meine Mutter hat Geschmack, ein hässliches Mädchen würde sie nicht um sich dulden. Und nun verraten Sie mir noch Ihren Namen.«

»Langenhoff.«

»Ich kann doch unmöglich Fräulein Langenhoff zu Ihnen sagen.«

»Lieselotte.« Die junge Dame wurde rot. »Darf ich jetzt in mein Zimmer gehen, Herr Graf?«

»Wissen Sie, wo es liegt?«

»Ihre Frau Mutter hat mir den Weg beschrieben.«

»Vorsichtshalber werde ich Sie hinbringen. Was für eine reizende Überraschung Sie für mich sind, Fräulein Lieselotte! Ihre Vorgängerin war ein altes Fräulein. Sie hat geheiratet. Hoffentlich heiraten Sie nicht so bald.«

»In der Beziehung brauchen Sie nichts zu befürchten, Herr Graf. Aber ich finde meinen Weg auch allein.«

»Und ich gehe trotzdem mit. Ich muss doch sehen, ob Sie mit Ihrem Zimmer zufrieden sind. Wenn nicht, dann brauchen Sie mir Ihre Wünsche nur zu sagen, ich werde dafür sorgen, dass Sie sich hier wohlfühlen. Sie haben entzückendes Haar.«

»Ich glaube, das sagt man einer Gesellschafterin nicht.«

»Stimmt. Aber man sagt es einem schönen Mädchen. Und im Augenblick sind Sie für mich nur ein schönes Mädchen und nicht die Gesellschafterin. Können Sie Klavier spielen?«

»Ja.«

»Mutter spielt sehr gut. Sie stellt da gewisse Ansprüche. Ich bin leider völlig unmusikalisch. So, wir sind angelangt. Zufrieden, Lieselotte?«

»Sehr hübsch.« Lieselotte schaute sich um. Der Raum war entzückend eingerichtet, ihre Vorgängerin schien einen ausgezeichneten Geschmack gehabt zu haben. Sie wandte sich an Ullrich. »Ich habe jetzt zu tun. Entschuldigen Sie mich, bitte.«

Kurz darauf trat ein Diener ein und verneigte sich korrekt.

»Bitte, veranlassen Sie, dass man mein Gepäck vom Bahnhof holt.« Lieselotte zog den Aufbewahrungsschein aus ihrer Handtasche.

»Jawohl, gnädiges Fräulein.« Der Diener verneigte sich noch einmal, und Lieselotte war endlich allein.

♥♥♥

»Das ist Lieselotte, meine neue Gesellschafterin«, erklärte die Gräfin beim Mittagessen. »Und das mein Mann.« Sie lächelte ihrem Gatten liebevoll zu. »Meinen Sohn kennen Sie ja bereits, habe ich gehört.«

Lieselotte reichte dem Grafen die Hand. Er gefiel ihr genauso gut wie seine Frau. Sein Haar war schlohweiß, aber seine Augen wirkten in dem faltigen Gesicht erstaunlich jung.

Unwillkürlich flog Lieselottes Blick vergleichend zwischen den beiden Männern hin und her. Ob der junge Graf später auch einmal so aussehen wird wie sein Vater?, fragte sie sich. Seine Züge waren noch unausgeprägt, wirkten fast ein wenig weich.

»Ich freue mich, dass meine Frau Sie eingestellt hat«, versicherte Graf Klevenow. Dann nahm er Platz.

Man aß einfach auf Schloss Klevenow. Aber Lieselotte stellte fest, dass die Speisen ausgezeichnet zubereitet waren.

»Nach dem Essen lege ich mich meist ein Stündchen hin und brauche Sie nicht. Sie sind fremd hier, wollen Sie sich die Stadt anschauen?«, fragte Gräfin Viktoria freundlich.

»Ich fahre Sie in meinem Wagen runter«, bot Ullrich der Gesellschafterin rasch an. Er fing einen mahnenden Blick seiner Mutter auf und grinste jungenhaft. »Ich hatte sowieso die Absicht, in die Stadt zu fahren. Weshalb soll Lieselotte den Bus benutzen, wenn es nicht nötig ist?«

»Vielen Dank, Herr Graf, aber ich möchte heute Mittag lesen.«

Gräfin Viktoria schmunzelte. Es freute sie offensichtlich, dass ihr selbstbewusster Sohn eine kleine Abfuhr erlitten hatte. Hoffentlich fängt sie nicht hinter meinem Rücken etwas mit ihm an, dachte sie dann allerdings. In echt mütterlichem Stolz hielt sie ihren Sohn nämlich für unwiderstehlich.

»Sind Ihre Koffer schon gekommen?«, erkundigte sie sich dann bei Lieselotte.

»Ja.«

»Heute Nachmittag müssen Sie mir auf dem Flügel etwas vorspielen. Ich freue mich schon darauf.«

»Ich auch«, meldete sich Ullrich.

Graf Joachim schüttelte den Kopf.

»Ich erwarte, dass du mir heute Nachmittag hilfst. Es wird Zeit, dass du dich etwas ernster mit deiner Arbeit beschäftigst.«

»Du überlässt mir ja keine Entscheidungen«, gab Ullrich zurück. »Ich reite an deiner Seite und höre zu, wie du mit den Leuten sprichst. Ich bin überflüssig.«

Der alte Herr runzelte die Stirn. Er erkannte die Berechtigung der Klage sofort.

»Es kann nichts schaden, wenn du mit allen vorkommenden Arbeiten vertraut bist.«

»Du hast mich ausgebildet, und ich hoffe, du hast es gut gemacht, Vater. Aber ich möchte gern selbst etwas zu tun haben. Ein bisschen Verantwortung tragen.«

Unwillkürlich lächelte Lieselotte ihm zu. Sie verstand ihn gut, denn er war in einem Alter, in dem er den Wunsch haben musste, selbstständig zu sein.

»Ich habe sogar manchmal gedacht, ob ich mir nicht irgendwo eine Stellung als Verwalter suchen soll. Was haltet ihr davon?«

»Gar nichts!« Sein Vater schüttelte den Kopf. »Du hast es nicht nötig, für andere Leute zu arbeiten. Außerdem brauchen wir dich hier.«

Die Auseinandersetzung wurde Lieselotte peinlich. Sie murmelte eine Entschuldigung und ging hinaus. Sie haben tatsächlich keine großen Geheimnisse vor mir, dachte sie. Man hat mich akzeptiert, denn sonst hätten sie bestimmt nicht so offen in meiner Gegenwart gesprochen.

Ihre Gedanken wanderten zurück zu ihrem Elternhaus. Aber dann schüttelte sie den Kopf. Sie wollte sich das Herz nicht unnötig schwer machen. Das Gewesene war endgültig vorbei. Für sie zählte nur die Zukunft, was immer sie auch bringen mochte.

♥♥♥

»Habt ihr etwas dagegen, wenn ich Roedern in den Semesterferien zu uns einlade?«, fragte Ullrich von Klevenow seine Eltern nach dem Abendessen. »Der arme Kerl wird froh sein, wenn man ihn irgendwo durchfüttert.«

»Sprichst du vom Fürsten Roedern?«, fragte Gräfin Viktoria interessiert.

»Von genau dem«, bestätigte Ullrich grinsend. Es machte ihm Spaß, dass seine Mutter sich von dem Titel seines Freundes beeindrucken ließ. Dabei waren die Roedern total verarmt, und Eitel Roedern hatte Mühe, sein Studium zu finanzieren.

»Selbstverständlich ist er uns herzlich willkommen. Schreib ihm bald. Leider kenne ich ihn nicht persönlich.«

»Du hast recht, leider zu sagen, denn Eitel ist wirklich ein ungewöhnlich netter Kerl. Sehr begabt und ungeheuer fleißig. Er wird seinen Weg machen.«

»Von einem Roedern erwartet man es auch nicht anders«, erklärte die Gräfin entschieden. Sie war davon überzeugt, dass die Angehörigen der alten Adelsgeschlechter im Leben einfach nicht versagen konnten.

»Wenn das Wetter sich hält«, erzählte der Graf, »werden wir unsere Ernte gut hereinbekommen. Hoffentlich rennen uns am Sonntag nicht zu viele Städter durch die Felder. Die Leute wissen einfach nicht, wie sie sich in der Natur zu benehmen haben.«

»Wenn ein Gut so unmittelbar am Stadtrand liegt wie unseres! Gönn den Leuten doch ihr Vergnügen, Vater.«

»Vergnügen!« Der alte Herr regte sich ordentlich auf. »Gestern habe ich doch wieder ein paar Burschen erwischt, die ein Zelt an unserem See aufgeschlagen hatten. Na, denen habe ich Beine gemacht. Einfach auf meinem Grund und Boden kampieren zu wollen – wo gibt es denn so etwas?«

»Es ist eine glatte Unverschämtheit«, pflichtete Gräfin Viktoria ihrem Gatten bei. »Früher hätten die Leute sich solch eine Frechheit nicht herausgenommen. Aber die Zeiten haben sich geändert.«

»Um den See herum ist das Land doch ohnehin wertlos für uns«, verteidigte Ullrich die Städter. »Vater, ich habe schon seit längerer Zeit eine Idee ...«

»Heraus damit!«

»Überlass mir den See und das Land, das dazugehört. Ich möchte daraus etwas machen.«

Graf Joachim schaute verwundert auf seinen Sohn.

»Der Boden taugt nichts. Dort wirst du keine großen Erträge erzielen können.«

»Du irrst dich, Vater.«

»Ich bin ein alter Landwirt. Ein junger Dachs, wie du es bist, kann mir nichts vormachen. Ich ärgere mich schon lange über das Brachland.«

»Wenn man es richtig nutzt ...«

»Und was willst du dort pflanzen?«

»Zelte und Wohnwagen.«

»Wie bitte?« Graf Joachim starrte seinen Sohn entsetzt an.

»Du hast mich vollkommen richtig verstanden. Der See ist sehr gut zum Baden geeignet. Der Strand ist ausgezeichnet. Und die Bäume bieten Schatten. Erlaube mir, dort einen Campingplatz anzulegen. Ich habe die Pläne fertig in meinem Kopf.«

»Du bist verrückt geworden!«

»Nein. Aber wir könnten damit viel Geld verdienen, viel mehr als mit dem besten Boden. Und ich hätte etwas zu tun. Ich möchte endlich einmal selbst Geld verdienen, Vater, begreif das doch!«

»Gebe ich dir denn nicht genug?« Der alte Herr war gekränkt, denn Kleinlichkeit seinem Sohn gegenüber konnte man ihm nicht vorwerfen.

»Ich möchte mir das Geld selbst verdienen, Vater. Solch ein Campingplatz bringt viel Geld.«

»Und viele fremde Menschen. Nein, das kommt überhaupt nicht infrage.«

»Lass den Jungen doch erst einmal weiterreden, Joachim«, ergriff Gräfin Viktoria die Partei ihres Sohnes. »Wie hast du dir das alles so gedacht, Ullrich?«

»Eine Straße ist vorhanden. Ich würde ein Haus bauen mit einem großen Lebensmittelgeschäft. Und natürlich Duschen und Kabinen mit elektrischen Herden. Was meinst du, was wir da verdienen können!«

»Und Geld kann man immer brauchen«, sagte Gräfin Viktoria rasch, bevor ihr Mann noch etwas sagen konnte. »Wie viel wird das Ganze denn kosten?«

»Von mir bekommst du jedenfalls keinen Pfennig dafür«, knurrte der alte Herr. »Im Winter ist dort nichts los.«

»Der Sommer ist lang genug. Im Winter ist ja auf unseren Feldern auch nichts los.«

»Für solch einen Unsinn gebe ich keinen Pfennig her.«

»Aber du hast nichts dagegen, dass ich mich um die Sache kümmere?«, fragte Ullrich eifrig.

»Wenn du es ohne Geld schaffst ... Aber mach keine Schulden, Junge!«

»Brauche ich auch nicht. Die Leute werden sich darum reißen, mir die Anlagen zu finanzieren. Ich werde gleich morgen Kontakt mit den zuständigen Behörden aufnehmen.«

»Tu das nur, Junge«, unterstützte Gräfin Viktoria ihn. »Was sagen Sie dazu, Lieselotte?«

»Ich finde diesen Plan sehr gut. Vielleicht lässt sich wirklich etwas daraus machen, Herr Graf«, antwortete Lieselotte.

»Frauen halten immer zusammen. Gut, ich überlasse dir das Land, Ullrich. Aber erwarte keine Unterstützung von mir. Und sag den Leuten, dass ich sie mit Hunden fortjage, wenn sie mir meine Felder zertrampeln!«

»Ich werde daran denken, Vater.« Ullrich strahlte. Endlich würde sein lang gehegter Plan in Erfüllung gehen. Er würde seinen Freund Roedern anrufen. Vielleicht würde der ihm bei der Ausführung des Plans helfen.

♥♥♥

Zur selben Zeit saß Fürst Eitel in seiner Studentenbude auf dem Sofa und hatte die Füße auf den Tisch gelegt. Sein Zimmer war winzig klein, aber er hielt es sehr sauber. Unter seine Füße hatte er eine alte Decke gelegt, um die Tischplatte nicht zu zerkratzen.

Er war müde, denn am späten Nachmittag hatte er für ein Rundfunkgeschäft Apparate ausgefahren. Er war froh, stundenweise Beschäftigung zu finden, die einigermaßen gut bezahlt wurde.

Ob sie antworten wird?, fragte er sich. Er griff zur Seite und holte das Zeitungsblatt hervor, das schon seit einigen Tagen zwischen seinen Büchern lag. Er grinste, als er die große Anzeige überflog.

Amerikanische Millionärin sucht für dreimonatigen Deutschlandtrip zuverlässigen Begleiter aus besten Kreisen (Hochadel). Vergütung soll dem hohen Rang des Herrn entsprechen. Bewerbungen Bürgerlicher sind zwecklos. Diskretion zugesichert.

Eine verrückte Amerikanerin, dachte Eitel von Roedern. Ob ihr ein Fürst genügte? Er konnte es nur hoffen, denn er brauchte unbedingt einen Job für die Semesterferien, um genügend Geld für sein letztes Semester zu verdienen.

Er lächelte vor sich hin, als er sich die Frau vorstellte, die diese Anzeige aufgegeben hatte. Wahrscheinlich war sie schrecklich angemalt und enorm von sich selbst überzeugt.

»Durchlaucht.« Seine Wirtin trat ein und machte einen Knicks.

»Was gibt es denn?« Eitel lächelte sie freundlich an.

»Der Brief. Ich hatte ihn ganz vergessen. Er ist mit der Nachmittagspost gekommen. Aus Amerika.« Sie reichte ihm einen Luftpostbrief und ging wieder hinaus.