Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 642 - Ina Ritter - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 642 E-Book

Ina Ritter

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Beschreibung

Die attraktive Irene Stahlberg ist verwitwet und muss ihre drei Kinder Andrea, Gernot und Frank alleine großziehen. Obwohl sie auch noch ein Geschäft führt, gelingt es ihr vortrefflich, alles unter einen Hut zu bringen. Sie ist stolz darauf, dass ihre Tochter und ihre beiden Söhnen so wohlgeraten sind und sie alle harmonisch zusammenleben.
Doch plötzlich wird das idyllische Familienleben stark erschüttert. Andrea beginnt ein Verhältnis mit einem verheirateten Professor, und Gernot überrascht seine Mutter mit der Nachricht, dass er seine siebzehnjährige Freundin heiraten will.
Frau Irene und der verwitwete Vater des Mädchens untersagen ihnen das strikt. Während es zunächst ganz so aussieht, als würden die Kinder sich an das Verbot halten, schmieden die jedoch heimlich einen schier ungeheuren Plan ...


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Inhalt

Cover

Wie ein Fels in der Brandung

Vorschau

Impressum

Wie ein Fels in der Brandung

Erfolgsroman um die Bewährungsprobe einer Liebe

Die attraktive Irene Stahlberg ist verwitwet und muss ihre drei Kinder Andrea, Gernot und Frank alleine großziehen. Obwohl sie auch noch ein Geschäft führt, gelingt es ihr vortrefflich, alles unter einen Hut zu bringen. Sie ist stolz darauf, dass ihre Tochter und ihre beiden Söhnen so wohlgeraten sind und sie alle harmonisch zusammenleben.

Doch plötzlich wird das idyllische Familienleben stark erschüttert. Andrea beginnt ein Verhältnis mit einem verheirateten Professor, und Gernot überrascht seine Mutter mit der Nachricht, dass er seine siebzehnjährige Freundin heiraten will.

Frau Irene und der verwitwete Vater des Mädchens untersagen ihnen das strikt. Während es zunächst ganz so aussieht, als würden die Kinder sich an das Verbot halten, schmieden sie jedoch heimlich einen schier ungeheueren Plan ...

»Auf Wiedersehen, Frau Stahlberg«, wünschte Helen Rickmer. Sie nickte ihrer Chefin flüchtig zu und machte, dass sie hinauskam.

Irene Stahlberg, die Besitzerin des renommierten Lederwarengeschäftes, schloss die Ladentür ab. Ihr Arbeitstag war leider noch nicht zu Ende. Sie musste unbedingt im Lager nachsehen, welche Artikel ausgegangen waren.

Nach einer Stunde war sie mit der Bestellliste fertig. Jetzt musste sie sich beeilen, um nach Hause zu kommen und dort nach dem Rechten zu sehen.

Im Wohnzimmer brannte Licht, stellte sie fest und lächelte zufrieden.

Frank, ihr jüngster Sohn, öffnete ihr die Tür.

»Fein, dass du schon kommst«, sagte er.

Irene strich ihm durchs Haar. Sie konnte es einfach nicht unterlassen, obwohl der Kopf des Jungen prompt zurückzuckte. Er war in einem Alter, in dem er solche Zärtlichkeiten nicht mochte, zugleich aber war er wohlerzogen genug, nicht dagegen zu protestieren.

»Sind die anderen auch zu Hause?« Vor dem Spiegel überprüfte Irene Stahlberg ihre Frisur. Sie war zufrieden mit ihrem Aussehen. Es war ein Glück, dass ihr Geschäft so viel abwarf. Sie verdiente viel, allerdings gab sie auch viel Geld aus.

Drei Kinder kosteten Geld, besonders dann, wenn sie sich noch alle in der Ausbildung befanden.

»Gernot hat schon gegessen«, erwiderte Frank. »Er ist gleich wieder gegangen. Zu einem Studienkollegen hat er gesagt.«

»Es ist richtig, dass er vor dem Examen fleißig ist«, meinte Frau Irene.

»Andrea ist zu einem Vortrag gegangen. Was über Psychologie. Ich habe übrigens auch schon gegessen. Du bist mir doch nicht böse, Mutsch?«

»Ich freue mich, wenn es dir schmeckt. Wie war es heute in der Schule?«

»Wie immer. Warum muss man eigentlich den ganzen Quatsch lernen, wenn man doch genau weiß, dass man ihn nie im Leben brauchen wird? Integralfunktionen ... Manchmal glaube ich, die Leute, die die Lehrpläne aufstellen, sind geborene Sadisten.«

»Sie werden schon wissen, was sie tun.« Irene ging in die Küche und runzelte die Stirn. Ihre Kinder hatten zwar gegessen, aber auf den Gedanken, das benutzte Geschirr auch abzuwaschen, waren sie offenbar nicht gekommen.

Ihr Jüngster versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.

»Lass doch einfach alles stehen, irgendwann wird Andrea schon einmal darüber stolpern. Ich werde ihr beim Abtrocknen helfen.«

»Ich mag es nicht, wenn in der Küche alles herumsteht«, erklärte Irene Stahlberg unmutig.

»Setz dich, ich mach dir ein paar Schnitten«, bot Frank ihr an. »Du siehst müde aus, alte Dame. Du solltest nicht so viel arbeiten.«

»Das kann ich erst, wenn ihr Geld verdient. Wenigstens Gernot ist bald fertig mit seinem Studium.«

»Wenn er seine Prüfung besteht«, meinte Frank, der an und für sich keineswegs zum Pessimismus neigte. »Ich will ja nicht unken, aber an deiner Stelle würde ich mich nicht zu fest darauf verlassen, dass er die Prüfungen besteht.«

»Was meinst du damit?«, fragte seine Mutter beklommen. »Er ist doch begabt. Ich kann mir nicht vorstellen ...«

»Begabung ist sehr schön, aber sie reicht nicht allein aus. Ein bisschen Fleiß gehört auch dazu. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass ich Gernot anschwärzen will, aber es regt mich einfach auf, dass er so in den Tag hineinlebt, während du ...«

»Du willst doch nicht sagen, dass Gernot die Vorlesungen schwänzt, oder?«, fiel Irene ihm ins Wort.

»Ich will gar nichts sagen. Ich möchte dich nur vor übertriebenen Erwartungen warnen, Mutsch. Hier, deine Brote.« Er schob ihr den Teller hin.

Frank ist eigentlich der Anhänglichste, dachte sie. Er ist der Einzige, der sich noch manchmal Gedanken um mich macht. Die beiden anderen nehmen es für selbstverständlich hin, dass ich immer für sie da bin und für sie arbeite. Manchmal ist es schwer, die ganze Verantwortung allein zu tragen.

»Habt ihr nicht letzte Woche eine Mathematikarbeit geschrieben?«, fragte sie.

Ihr Sohn verzog prompt das Gesicht.

»Erinnere mich nicht an finstere Stunden meines Lebens, Mutsch. Wir haben sie heute zurückbekommen.«

»Und?« Irene beugte sich angespannt vor. Mathematik war die schwache Seite ihres Sohnes.

»Eine glatte Fünf! Die Arbeit ist allerdings saumäßig ausgefallen. Tut mir leid, aber mehr lag bei mir einfach nicht drin.« Er setzte den Deckel auf die Kaffeekanne und goss seiner Mutter eine Tasse voll. »Einen deutschen Aufsatz haben wir heute auch geschrieben. Ein saudämliches Thema.«

»Willst du damit andeuten ...?«, fragte seine Mutter.

Der Junge zuckte mit den Schultern.

»Ich fürchte das Schlimmste. Manchmal hängt mir die ganze Schule zum Hals heraus. Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort aufhören und arbeiten, um Geld zu verdienen. Die anderen verdienen alle schon, nur ich muss zu dir gehen und die Hand aufhalten, wenn ich etwas brauche.«

»Findest du denn, dass ich knauserig bin?«, fragte seine Mutter betroffen.

»Ganz und gar nicht. Nur dass ich in meinem Alter noch von dir abhängig bin ... Du verstehst das wahrscheinlich nicht. Du verdienst dein Geld und kannst damit tun und lassen, was du willst. Ich möchte etwas Vernünftiges lernen.«

»Und was zum Beispiel?«

»Automechaniker«, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.

»Du Kindskopf.« Irene konnte diesen Wunsch nicht ganz ernst nehmen. »Mach erst dein Abitur, dann sprechen wir weiter. Du bist begabt, du schaffst es bestimmt.«

»Dass die Kinder begabt sind, glauben alle Eltern. Leider glauben es die Lehrer nicht. Mag sein, dass ich mit Ach und Krach durchs Abi komme, aber was habe ich dann? Immer noch kein Geld.«

»Wofür brauchst du auf einmal so notwendig Geld?«

»Ich könnte bei Behnken anfangen. Ich habe mit dem Alten gesprochen.«

»Wer ist Behnken?«

»Die Autoreparaturwerkstatt. Du musst doch schon davon gehört haben. Der Sohn von Behnken geht in meine Klasse. Also, Herr Behnken würde sich freuen, finge ich in seinem Laden an. Und alles, was mit Autos zusammenhängt, hat Zukunft.«

»Erst machst du dein Abitur, dann reden wir weiter.«

»Das sind noch fast anderthalb Jahre. Sei doch nicht so stur, Mutsch. Oder glaubst du, ich hätte Lust, einmal zu studieren? Ich interessiere mich einfach für Autos. Ich könnte meinen Meister machen ...«

»Kommt überhaupt nicht infrage!«, fuhr Frau Irene ihn an. »Ich mag nichts mehr.« Sie schob den Teller mit der letzten Schnitte zurück und stand auf. »Komm mit.«

Ihrem Sohn voran ging sie ins Wohnzimmer. Heute hatte sie im Geschäft viel Ärger gehabt. Ein Kunde war gekommen und hatte einen Koffer reklamiert, den er angeblich beschädigt gekauft hatte. Er wollte ihn umtauschen. Und dabei war offensichtlich, dass er den Schaden durch Unachtsamkeit selbst verursacht hatte.

»Ich möchte meinen Führerschein bald machen.« Frank lehnte sich gegen die Türfüllung.

»Das geht erst mit achtzehn.«

»Ich weiß. Aber wenn ich jetzt anfange, Fahrstunden zu nehmen, dann kann ich an meinem achtzehnten Geburtstag die Prüfung machen. Wie ist es, darf ich mich anmelden?«

»Nein, nein, nein!«, schrie Irene ihren Sohn an. Ihre Nerven versagten einfach.

»Was ist denn nun schon wieder falsch?«, fragte Frank mürrisch. »Kann man denn mit dir nicht mehr vernünftig reden?«

»Tu mir einen Gefallen und halt jetzt den Mund.«

»Gut. Dann kann ich ja gehen, wenn ich lästig falle. Tschüs.« Frank wandte sich um, und gleich darauf hörte seine Mutter die Wohnungstür ins Schloss fallen. Ziemlich laut sogar.

Seufzend lehnte sich Irene Stahlberg zurück.

Drei Kinder habe ich, dachte sie, und abends sitze ich allein in meiner Wohnung. Ist das der Dank für alles, was ich für sie tue?

♥♥♥

Ihre Tochter Andrea kam gegen zweiundzwanzig Uhr nach Hause.

»Guten Abend«, wünschte sie freundlich.

»Wie war der Vortrag?«, erkundigte sich Frau Irene.

»Interessant«, lautete die knappe Antwort.

»Mit wem warst du dort?« Schrecklich, dass sie mich zwingt, solche Fragen zu stellen, dachte die Mutter. Und Andreas Gesichtsausdruck bestätigte ihr, dass ihre Tochter Ähnliches dachte.

»Mit Ruth. Du kennst sie nicht. Eine Studienkollegin.«

Es begann bei Irene in allen Gliedern zu kribbeln. Frank war auch noch nicht zurück, dabei wurde es allerhöchste Zeit, dass der Junge ins Bett kam.

»Studierst du gern?«

»Ja«, erwiderte Andrea gleichgültig.

»Ich gebe es auf«, knurrte Irene. »Ich werde dich jetzt nicht mehr belästigen, liebe Andrea. Entschuldige, dass ich es gewagt habe, dich anzusprechen.«

»Hast du Ärger gehabt?«, fragte ihre Tochter.

Irene Stahlberg ging rasch hinaus. Sie wusste, dass sie Andrea angeschrien hätte, wäre sie noch eine Minute länger mit ihr zusammengeblieben.

Um halb elf kam Frank zurück, und wie sah er aus! Sein Hemd, heute Morgen noch sauber, war mit Ölflecken verziert, und seine Fingernägel waren schwarz.

»Was hast du gemacht?«, fragte seine Mutter aufgebracht.

»Herbert kam mit dem Wagen nicht klar. Ich habe ihn in Gang gebracht.«

»Du hättest dir wenigstens das Hemd ausziehen können. Wie soll ich die Ölflecken wieder herausbekommen? Meinst du denn, ich hätte Lust, immer nur für euch zu waschen?«

»Du kannst die Wäsche ja weggeben.«

»Und ihr könnt euch ein bisschen mehr in Acht nehmen!«, brauste Irene auf. »Ich bin nicht eure Dienstmagd, merk dir das!«

Frank schaute sie von der Seite an.

»Warum machst du nicht mal einen langen Urlaub, Mutsch? Andrea und ich werden dich solange vertreten. Oder glaubst du, ohne dich ginge es im Geschäft nicht?«

»Ich danke dir für den Vorschlag, aber ...«

»Warum geht es nicht?«, fragte Frank. »Du musst einmal hier heraus. Alle machen Urlaub, nur du hast immer keine Zeit. In vierzehn Tagen beginnen Andreas Semesterferien. Fahr irgendwohin, wo es schön ist. Und denk einmal nur an dich.«

»Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen«, versprach die Mutter, obwohl sie das keineswegs vorhatte.

♥♥♥

»Aufstehen!« Frau Irene rüttelte an den Schultern ihres Sohnes Gernot. Es war jeden Morgen dasselbe Theater mit ihm, er machte stets Schwierigkeiten beim Aufstehen.

Widerwillig öffnete der junge Mann die Augen und blinzelte verschlafen.

»Was ist denn los?«, erkundigte er sich und gähnte.

»Aufstehen. Du musst dich beeilen, Gernot.« Was für ein hübscher Junge, dachte seine Mutter wieder einmal voller Stolz. Er war seinem verstorbenen Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.

»Ich muss heute nicht in die Uni.« Gernot drehte sich um und wollte weiterschlafen.

»Wieso nicht?« Seine Mutter ließ sich nicht so schnell abweisen.

»Liegt nichts Besonderes an. Ich bin hundemüde, Mutsch. Ist gestern wohl ein bisschen spät geworden.«

»Steh auf.« Energisch zog die Mutter ihm die Bettdecke fort. Zu spät versuchte der junge Mann noch einen Zipfel zu erwischen, um sie festzuhalten.

»Du bist gemein«, murrte er und rieb sich die Augen.

»Aufstehen.« Was würde er ohne mich anfangen?, dachte Frau Irene, als er endlich neben dem Bett stand. Jetzt erst durfte sie es wagen, sein Zimmer zu verlassen. Ohne sie würde er keinen Tag pünktlich aufstehen.

Mit Andrea hatte sie diese Schwierigkeiten nicht. Meistens brauchte sie ihre Tochter überhaupt nicht zu wecken, sie besaß einen Wecker und pflegte ihn nicht zu überhören.

Zuletzt ging sie ins Zimmer ihres Jüngsten. Ihr Lächeln wurde sehr weich und zärtlich, als sie auf das schlafende Gesicht hinabschaute. Sie drückte einen sanften Kuss auf seine Stirn, bevor sie auch ihn weckte.

»Blöde Schule«, war das Wort, mit dem Frank den neuen Tag begrüßte. Heute schrieben sie eine Lateinarbeit, und er war nicht gut vorbereitet. »Wie mir der Mist zum Hals heraushängt.«

»Hör auf zu lamentieren, erhebe dich, du schwacher Geist.«

Als Irene in die Küche kam, hatte Andrea schon das Kaffeewasser aufgesetzt. Sie war morgens hellwach, allerdings genauso wortkarg wie immer.

Es ist schön, eine Familie zu haben, dachte Irene Stahlberg, als sie mit ihren Kindern zusammen am Frühstückstisch saß. Und dass ihre beiden Söhne mürrische Gesichter machten, störte sie nicht.

»Wann kommt ihr heute nach Hause?«

»Um eins«, brummte Frank.

»Weiß noch nicht«, erklärte Gernot einen Moment später. Er trödelte herum, bis seine Geschwister gegangen waren. »Ich wollte noch was mit dir besprechen, Mutsch«, sagte er dann.

»Was hast du denn auf dem Herzen?« Irene setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel im Wohnzimmer. »Ich glaube, ich weiß schon, was du willst.«

»Wetten, dass du dich irrst?« Gernot grinste sie in seiner unwiderstehlichen Art an. »Ich möchte nämlich heiraten.«

»Was? Wie bitte?«

»Du hast richtig gehört. Ich trage mich ernsthaft mit der Absicht, bald in den heiligen Stand der Ehe zu treten. Die Glückliche ist eine gewisse Margit Hirthe, einzige Tochter eines wohlbetuchten Vaters und darüber hinaus ansehnlich und von reizender Wesensart.«

Wenn es um ernste Dinge ging, flüchtete sich Gernot gern in eine flapsige Ausdrucksweise.

»Heiraten?« Die Mutter schüttelte den Kopf.

»Es kommt ein bisschen schnell«, gab der junge Mann zu. »Aber immerhin bist du die Erste, die es erfährt. Ich habe Margit für heute Abend eingeladen. Es ist dir doch recht? Du musst deine künftige Schwiegertochter schließlich kennenlernen.«

»Du willst heiraten. Und wovon willst du deine Frau ernähren?«

»Sie hat einen Vater, dem es auf ein paar Mark nicht ankommt. Und ich ... du gibst mir ja sowieso immer Geld. Irgendwie kommen wir schon zurecht.«

»Was heißt hier irgendwie?«, fragte Frau Irene. »Man muss wissen, wovon man eine Familie ernähren will. Warum wollt ihr jetzt schon heiraten? Warte wenigstens, bis du verdienst.«

»Andere in meinem Alter sind längst verheiratet. Und nur weil ich studiere, soll ich ewig als Junggeselle durch die Welt ziehen?«

»Du kannst erst heiraten, wenn du etwas geworden bist.« Frau Irene warf einen nervösen Blick auf ihre Uhr. Es wurde Zeit für sie, ins Geschäft zu fahren.

»Versuch doch einmal, mich zu verstehen. Ihr Alten mit euren ewigen Sorgen ums Geld. So wichtig, wie ihr glaubt, ist es gar nicht.«

»Und was sagt dieser Herr Hirthe zu dir?«

»Nichts. Er weiß noch nichts von seinem Glück.«

»Vielleicht hat er andere Pläne für seine Tochter.«

»Dann muss er seine Pläne eben ändern. Wir haben keine Lust, noch wer weiß wie lange zu warten. Man ist nur einmal jung, und ich will endlich mit Margit zusammenleben können.«

»Wahrscheinlich ist Herr Hirthe nicht begeistert von einem Schwiegersohn, der noch nicht einmal sein Examen hat.«

»Ich werde es schon machen. Und wenn ich einmal durchfalle, ist es schließlich auch keine Tragödie. Ich gebe zu, ich habe nicht so viel gelernt, wie es vielleicht nötig gewesen wäre. Ich war öfter mit Margit zusammen.«

»Anstatt in die Universität zu gehen, hast du ...?«

»Ja«, fiel ihr Gernot gereizt ins Wort. »Du sagst das in einem Ton, als hätte ich ein Verbrechen begangen. Was ist denn schon dabei? Hänge ich eben noch ein Semester dran. Wenn wir erst verheiratet sind, komme ich auch mehr zum Studieren.«

»Oder noch weniger. Ich bin dagegen, dass du jetzt schon heiratest«, erklärte Frau Irene entschieden. »Und Herr Hirthe wird es auch sein. Wie alt ist das Mädchen eigentlich?«

»Ich wusste, dass die Frage kommen würde. Alt genug zum Heiraten. Wir lieben uns. Aber für so etwas habt ihr natürlich kein Verständnis. Was ist schon Liebe, denkt ihr. Was man nicht in Zahlen ausdrücken kann, gilt für euch nicht.«

Diese Pauschalurteile aus seinem Munde taten Frau Irene tief im Herzen weh. Habe ich es verdient, dass er so zu mir spricht?, fragte sie sich.

»Ich muss ins Geschäft. Versprich mir, keine Dummheiten zu machen, Gernot. Wir müssen in Ruhe über alles sprechen. Solch eine Entscheidung kann man nicht zwischen Tür und Angel treffen.«

Für Gernot war die Entscheidung schon gefallen.

»Ich werde versuchen, heute Abend pünktlich zu Hause zu sein, dann sprechen wir weiter«, fügte sie hinzu.

»Bring was Gutes zu essen mit. Fisch mag Margit nicht, sonst isst sie alles.«

»Ich weiß nicht, ob es richtig ist, dass du sie eingeladen hast.«

»Du musst sie schließlich kennenlernen. Und nun mach schon ein anderes Gesicht, Mutsch. Im Grunde genommen bist du ja gar nicht so. Du willst doch auch, dass deine Kinder glücklich werden.«

»Fahr jetzt zur Universität, Gernot. Wenn du heiraten willst, muss du nun noch eifriger studieren.«

»Also gut, ich stürze mich in den Tempel der Wissenschaft und lerne fleißig. Bis heute Abend dann.«

♥♥♥