Dirty Flirty Enemy - Piper Rayne - E-Book
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Dirty Flirty Enemy E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Love is a game, wanna play?  Wer ist der arroganteste Immobilienmakler in ganz Manhattan? Ganz sicher Carmelo Mancini, der auf seinen freizügigen Plakaten eher für seinen Sixpack wirbt als für sein Verhandlungsgeschick. Dummerweise bin ich mit meinem Maklerbüro direkt gegenüber von ihm eingezogen und wir sind vom ersten Tag an Erzfeinde. Okay, vielleicht habe ich ihm versehentlich einen seiner Kunden gestohlen! Aber ist es wirklich Diebstahl, wenn der Kunde auf mich zukommt?   Selbst unsere hitzigen Wortgefechte und abschätzigen Blicke können nicht verbergen, dass es zwischen mir und Mancini knistert. Wer kann es mir verübeln? Gerade als wir anfangen, uns zu tolerieren, spielt uns der größte Bauunternehmer der Stadt gegeneinander aus. Höchste Zeit, Carmelo Mancinis verträumte Augen und seine straffen Bauchmuskeln zu vergessen... Das Spiel beginnt! 

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Dirty Flirty Enemy

Die Autorin

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Das Buch

Love is a game, wanna play? 

Wer ist der arroganteste Immobilienmakler in ganz Manhattan? Ganz sicher Carmelo Mancini, der auf seinen freizügigen Plakaten eher für seinen Sixpack wirbt als für sein Verhandlungsgeschick. Dummerweise bin ich mit meinem Maklerbüro direkt gegenüber von ihm eingezogen und wir sind vom ersten Tag an Erzfeinde. Okay, vielleicht habe ich ihm versehentlich einen seiner Kunden gestohlen! Aber ist es wirklich Diebstahl, wenn der Kunde auf mich zukommt?  

Selbst unsere hitzigen Wortgefechte und abschätzigen Blicke können nicht verbergen, dass es zwischen mir und Mancini knistert. Wer kann es mir verübeln? Gerade als wir anfangen, uns zu tolerieren, spielt uns der größte Bauunternehmer der Stadt gegeneinander aus. Höchste Zeit, Carmelo Mancinis verträumte Augen und seine straffen Bauchmuskeln zu vergessen... Das Spiel beginnt! 

Piper Rayne

Dirty Flirty Enemy

White Collar Brothers 2

Aus dem Amerikanischen von Peter Groth

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Januar 2022 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2022Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrusISBN 978-3-95818-622-4

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Epilog

Leseprobe: Secrets of a Small Town Girl

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Bella

Ich steige aus dem Taxi und stehe vor Carmelo Mancinis albernem neuen Werbeplakat.

Das erste Mal? Ich werde auch ganz vorsichtig sein.

Und am unteren Rand:

Ich LIEBE neue Käufer!

Wirklich subtil. Ständig nutzt er seinen Sex-Appeal, um an neue Kunden zu kommen. Womöglich gibt es auch noch sexuelle Gefälligkeiten, wenn man bei ihm einen Vertrag unterschreibt. Wäre ich eine gehässige Frau, dann würde ich irgendwann mal nachts raufklettern und etwas Gemeines über sein großkotziges Grinsen sprühen.

Bin ich aber nicht.

Zumindest heute nicht.

Ich sollte mir aber nicht zu viele Gedanken über ihn machen, da ich ihm zwangsläufig begegnen werde, denn mein neues Büro befindet sich direkt gegenüber von seinem auf demselben Flur. Das war alles andere als perfekt, doch ich brauchte ein Büro, und in diesem Gebäude war kurzfristig etwas frei geworden. Wegen der preiswerten Miete war mir die Entscheidung dann doch leichtgefallen, und ich dachte, ein paar Begegnungen mit Carmelo Mancini verschmerzen zu können.

Kopfschüttelnd löse ich den Blick von seinem Plakat und betrete das Gebäude. Ein Mann im Anzug öffnet mir die Tür, und ich lächle höflich. »Vielen Dank.«

»Gern geschehen«, nickt er.

Wir steigen in den Fahrstuhl, und ich umklammere den Griff meiner Aktentasche. Ich beuge mich vor, um auf die Sechs zu drücken, doch er ist schneller. Er stellt sich in die eine Ecke der engen Kabine und ich in die andere. Die Türen gleiten zu, aber eine zierliche Brünette schiebt noch schnell ihre Hand dazwischen, um dann mit einem entschuldigenden Lächeln in den Fahrstuhl zu schlüpfen. Ich bemühe mich, meine Erleichterung zu verbergen, dass ich nicht allein mit dem fremden Mann im Aufzug bin.

»Tut mir leid.« Sie blickt auf die Knöpfe, drückt aber keinen und stellt sich zwischen den Mann und mich.

Ich spüre ihren Blick auf mir, deshalb drehe ich mich um und lächle sie an. Einen Feind habe ich bereits in diesem Gebäude, ich brauche keinen weiteren.

»Hi, ich bin Annie.« Sie streckt die Hand aus.

Ich schüttle sie. »Bella.«

»Ich weiß.«

»Ach so?« Ich neige den Kopf zur Seite.

»Tut mir leid.« Sie macht eine entschuldigende Geste. »Ich arbeite in der Mancini Agentur.«

»Sie arbeiten für Carmelo?«, frage ich.

Sie reißt die Augen auf. »Oh Gott, nein. Das ist Mancini Immobilien. Die Mancini-Agentur ist eine Werbeagentur, die seinem Bruder gehört, Enzo … ähm, ich meine Lorenzo Mancini.«

»Es gibt zwei Mancinis in diesem Gebäude?«, frage ich.

Sie lacht, und diesmal ist es ein ansteckendes Lachen. »Seien Sie bloß froh, dass der dritte Bruder – Dominic – nicht auch hier ist. Der ist eine echte Spaßbremse.« Sie beugt sich vor. »Ich habe gehört, dass Sie das freie Büro auf unserer Etage nehmen. Ich habe Ihre Anzeigen gesehen, deshalb habe ich Sie erkannt.«

Ich ziehe eine Visitenkarte aus dem Außenfach meiner Aktentasche und gebe sie ihr. »Nun, falls Sie jemals etwas verkaufen wollen, dann ist der Direktverkauf von Grundstücken eine großartige Möglichkeit …«

Sie lächelt freundlich mit einem Ausdruck, den ich nur zu gut kenne. So schauen die Leute, wenn sie kurz davor sind, meine Dienste abzulehnen.

Der Immobilienmarkt in New York ist nichts für zarte Gemüter. Als ich die traditionelle Makleragentur verließ, um eine Firma für Direktverkauf zu gründen, wo Immobilien gegen eine kleine Gebühr in die entsprechenden Verkaufsdatenbanken eingetragen werden, da hatte ich nicht damit gerechnet, wie schwer ein Neuanfang sein würde. Manchmal bereue ich diese Entscheidung – doch dann fallen mir wieder die guten Gründe ein, die mich dazu gebracht haben.

»Ich muss wohl hinzufügen, dass ich in einer Beziehung mit Enzo bin – mit Lorenzo Mancini.« Sie windet sich, als würde sie sich dafür schämen, dass sie mit dem Feind schläft.

Der Typ in der Ecke lässt ein leises Lachen hören, und Annies Kopf wirbelt herum, doch der Mann tut schnell so, als wäre er mit seinem Handy beschäftigt.

»Das ist ja praktisch.« Ich bemühe mich, beiläufig zu klingen, damit sie mich nicht für bissig hält.

Annie macht eine wegwerfende Bewegung. »Na ja, lange Geschichte, aber wie Sie sich vorstellen können, werden unsere Immobiliensachen zu Carm gehen – Carmelo. Sie wissen schon, italienische Familien halten zusammen.«

Der Mann lacht wieder, und Annie späht über die Schulter.

Zum Glück hält der Fahrstuhl gerade mit einem Klingeln, da wir unsere Etage erreicht haben. Die Türen gleiten auf, und wir steigen aus.

Ich trete aus der Kabine und drehe mich zu ihr um. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Annie.«

Und das stimmt auch. Sie macht einen netten Eindruck, und ich kann jemanden in diesem Bürogebäude gebrauchen, der mir nicht feindselig gegenübersteht.

Der Mann bleibt vor dem Aufzug stehen und blickt auf das kleine Hinweisschild an der Wand, als wüsste er nicht, wohin er gehen muss.

»Hat mich auch gefreut. Wir müssen uns auf jeden Fall mal auf einen Drink nach der Arbeit verabreden.« Annie winkt mir zu und dreht sich auf ihren Absätzen.

Sie wirkt so sorglos und unbeschwert. Ich fühle mich dagegen wie ein Garnknäuel, das zu eng gewickelt wurde, als dass es jemand entwirren könnte.

Der Mann steht noch immer vor dem Schild, während ich zu meinem Büro gehe. Ich bin etwas beunruhigt, weil mir das irgendwie seltsam erscheint. Schließlich wusste er, dass er in die sechste Etage muss, und so viele Büros gibt es hier gar nicht. Insgesamt sind es nur vier.

Ich will gerade die Bürotür öffnen, da spüre ich eine Hand an meinem Ellbogen. »Entschuldigung.«

Ich schnelle herum und schlage ihm absichtlich mit der Aktentasche gegen das Knie.

Er taumelt zurück und bückt sich, um an sein Knie zu fassen, während ich schnell ins Büro trete und erleichtert aufatme, als ich Max an ihrem Schreibtisch sitzen sehe. Sie blickt mich über ihren Brillenrand hinweg an und fragt sich vermutlich, warum ich mich mit dem Rücken gegen die Tür lehne.

»Ist dieser Mancini da draußen?«, fragt sie und schiebt ihren Stuhl vom Tisch zurück. Sie wirft ihre Brille auf den papierübersäten Schreibtisch und kommt zu mir.

»Nein. Ich glaube, ich habe gerade etwas überreagiert.«

Eine Sekunde später klopft es.

»Ich werde mal nachsehen.« Sanft schiebt sie mich mit der Hüfte von der Tür weg und öffnet sie einen Spalt. »Hallo?«

»Hi. Ist Bella zu sprechen?«

»Und wer sind Sie?« Sie sieht kurz zu mir, dann wieder zu dem Mann.

»Kevin Henderbrook.« Seine Stimme klingt sehr tief.

Mir wird ganz heiß im Gesicht, als ich daran denke, wie ich ihn eben mit meiner Aktentasche geschlagen habe.

»Erwartet sie Ihren Besuch?«, fragt Max.

»Nein. Ich hatte eigentlich einen Termin bei Carmelo Mancini, doch dann habe ich gehört, was sie anzubieten hat.«

Mein Magen macht einen Hüpfer. Wieso will dieser Mann mit mir Geschäfte machen, nachdem ich ihm fast die Kniescheibe gebrochen hätte?

Max öffnet die Tür nun ganz. »Dann kommen Sie doch herein. Tut mir leid, aber wir sind nur zwei Frauen im Büro und noch neu in diesem Gebäude. Man kann nie vorsichtig genug sein.«

Mr Henderbrook sieht mich an. »Das ist schon in Ordnung. Ich habe fünf Töchter. Ich hätte es besser wissen müssen und mich nicht auf diese Weise nähern sollen.« Er neigt entschuldigend den Kopf.

Er ist elegant und attraktiv, wahrscheinlich in seinen Fünfzigern. Ich hatte ihn mir vorhin gar nicht richtig angesehen, was mir mein Selbstverteidigungslehrer sicher vorwerfen würde.

»Ich muss um Verzeihung bitten. Das eben war ein Reflex. Kommen Sie doch herein. Möchten Sie vielleicht etwas trinken?« Ich schlängle mich durch das Büro unserer kleinen Firma. Klein bedeutet, dass sie aus mir und Max und zwei anderen Teilzeitmaklern besteht, die sich bei Bedarf um Außentermine und Fotos kümmern und deshalb nur selten da sind.

»Nein, schon in Ordnung. Ich wollte nur mehr darüber erfahren, was Ihre Firma anbieten kann.«

Wir betreten mein Zimmer, und ich schließe die Tür. Er setzt sich mir gegenüber auf den Stuhl, und ich preise unsere Arbeit an, während ich darauf hoffe, dass er wirklich daran interessiert ist. Als ich gegenüber der Mancini-Makleragentur eingezogen bin, hatte ich nicht geplant, ihnen Kunden abzuwerben, doch wenn sich die Gelegenheit bietet, darf man nicht ablehnen.

Selbst mein Aktentaschenangriff scheint kein Problem zu sein.

Eine Stunde später unterschreibt Mr Henderbrook den Vertrag und schiebt mir die Unterlagen über den Tisch. »Jetzt kommt der schwierige Teil. Ich muss Carm mitteilen, dass ich einen anderen Weg eingeschlagen habe.«

Bei dem Gedanken schüttelt es mich, obwohl ich mich eigentlich nicht schuldig fühle. Ich empfinde nur Mitleid für meinen neuen Kunden. Carm hat mit seiner Meinung über Firmen wie die meine nicht gerade hinterm Berg gehalten und gesagt, wir könnten unsere Kunden gar nicht richtig vertreten, und anderen Blödsinn. Er hätte niemals auf einen Penthouse-Deal über neun Millionen Dollar verzichtet, wenn er ihm in den Schoß gefallen wäre, also warum sollte ich es tun.

»Viel Glück dabei.«

Er macht eine wegwerfende Handbewegung. »Machen Sie sich da mal keine Sorgen.«

Wir stehen beide auf. »Ich muss mich erneut dafür entschuldigen, dass ich Sie geschlagen habe.«

Wieder blockt er meine Entschuldigung mit einer Geste ab. »Ich hätte meinen Töchtern geraten, es genauso zu machen. Zuerst habe ich etwas gezögert, Sie anzusprechen, da Carm immer mein Mann für diese Dinge war, doch diese Direktverkaufssache interessiert mich schon länger. Und als ich dann im Fahrstuhl Ihr Gespräch mit der anderen Frau mitbekommen habe … nun, da hat es sich angefühlt, als ob das Schicksal mich in die richtige Richtung lenken wollte.«

Ich öffne meine Bürotür. Max tippt eifrig auf ihrer Tastatur.

»Kennen Sie Annie?«, frage ich Kevin, während ich ihn nach draußen bringe.

Er schmunzelt, wie er es im Aufzug getan hat. »Ich habe von ihr gehört. Carm ist ein redseliger Mann, und früher oder später erfährt man auch etwas über seine Familie, wenn man mit ihm zu tun hat. Deshalb kenne ich sie zwar nicht persönlich, weiß aber von ihr, wenn das irgendeinen Sinn ergibt.«

Ich muss lächeln, denn ich verstehe ihn. Es stimmt, dass sich ein Kunde und sein Makler während des Immobiliengeschäfts recht intensiv austauschen. »Interessant. Ich muss Carmelo noch kennenlernen, deshalb kann ich nichts darüber sagen.«

Mr Henderbrook bleibt im Flur stehen. »Sie kennen ihn noch gar nicht?« Er blickt auf die Tür gegenüber. Auf dem Schild daneben steht Mancini-Immobilien.

»Wir sind gerade erst eingezogen, und unsere Wege haben sich noch nicht gekreuzt. Ich habe nur von ihm gehört.«

Er hebt die Brauen. »Seien Sie vorsichtig, Miss Scott. Er ist so charmant, dass man gar nicht weiß, ob er ein Prinz oder ein Schurke ist.« Er zwinkert und streckt die Hand aus, während ich noch über den Sinn seines Satzes nachdenke. »Es war mir ein Vergnügen. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie sich diese Sache entwickelt.«

Ich schüttle ihm die Hand, als sich die Tür gegenüber öffnet. Und da steht der leibhaftige Carmelo Mancini. Ich hasse es, dass er im wirklichen Leben noch besser aussieht als auf diesen verdammten Plakaten.

Ich bemerke, wie er die Szene zu erfassen versucht. Dann sieht er mich mit zusammengekniffenen Augen an und lächelt. Ein strahlendes Lächeln. Wenn jemand gesagt hätte, dass es so funkelt wie in diesen Prinzessinnenfilmen, die sich Kinder ansehen, dann hätte ich nicht widersprochen. Jetzt begreife ich, weshalb Mr Henderbrooks mich gewarnt hat.

Carmelo Mancini ist wie Gift, versteckt in einem köstlichen Stück Schokolade. Wenn man seinen Fehler bemerkt, dann ist es längst zu spät.

Kapitel 2

Carm

Nachdem mir Kevin in einer SMS mitgeteilt hatte, dass er sich verspäten würde, hatte ich mir im Internet ein paar Immobilienbewertungen angesehen, nur um jetzt feststellen zu müssen, dass mir der Feind meinen Kunden abgeworben hat und ich meine Zeit verschwendet habe.

»Kevin, es freut mich, Sie wiederzusehen.« Mit ausgestreckter Hand überquere ich den Flur, spreche mit lauter Stimme und habe mein Lächeln wie üblich fest ins Gesicht geklebt.

Er sieht zögernd zu dem Teufelsweib und wieder zu mir, dann streckt er ebenfalls die Hand aus. Ich bilde mir ein, Menschen lesen zu können, und muss keine Blindenschrift auf Kevins Hand abtasten, um zu wissen, dass ich sein Projekt verloren habe. Er hat mich immer wieder nach diesen Firmen für Selbstverkäufer gefragt, die überall in der Stadt wie gottverdammte Starbucks-Filialen aus dem Boden schießen. Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann, und mit dem Erfolg kommt das Selbstvertrauen. Ich bewundere ihn für seine Überzeugung, sein Penthouse auch allein verkaufen zu können, doch ich weiß genau, dass ich es für ihn schneller und profitabler verkaufen würde. Ganz zu schweigen davon, dass ich für ihn potenzielle Käufer überprüfen kann. Es ist leider so, dass niemand meinen Wert erkennt, bis er auf mich verzichten muss. Deshalb wird er es wohl auf die harte Tour lernen müssen.

»Können wir reden?«, fragt Kevin.

Der schlimmste Teil meines Jobs ist das verlogene Gerede, das damit einhergeht. Ich kann ihm nicht einfach sagen: Leck mich am Arsch und viel Erfolg mit dem rothaarigen Gift da drüben! Sie wird die Immobilie nicht perfekt in Szene setzen, denn sie hat nicht den besten Fotografen Manhattans als Kurzwahl auf dem Handy gespeichert, um dein Penthouse so aussehen zu lassen, als wäre es wirklich den überhöhten Preis wert, den du dafür verlangst. Stattdessen lächle ich nur, öffne meine Bürotür und lasse ihn hinein, während ich Miss Scott meine Rückansicht zeige, als würde es mich kein bisschen stören, dass sie mir einen Kunden gestohlen hat.

Eine wichtige Regel: Zeige der Konkurrenz niemals, dass du dich ärgerst. Das ist ein übler Anfängerfehler.

Ich führe Kevin gar nicht erst in mein Büro. Stattdessen gehen wir in den Konferenzraum, während Justin – meine rechte Hand – uns beobachtet und sich vermutlich fragt, was hier eigentlich los ist. Es gibt Kunden, die man fürstlich bewirten muss, und es gibt alte, treue Stammkunden. Kevin war bis vor fünf Minuten in der letztgenannten Kategorie. Verdammt, vielleicht habe ich was falsch gemacht und hätte ihn fürstlich bewirten sollen.

Ich schüttle den Kopf. Nein, ich liege niemals falsch.

»Dann versuchen Sie es jetzt mit Direktverkauf?«, frage ich und setze mich ans Kopfende des Tisches.

Kevin setzt sich auf den Stuhl zu meiner Linken und faltet die Hände im Schoß. Er wird sich nicht beschämt zeigen, weil er das nicht ist. Für ihn bin ich nur jemand, der eine Dienstleistung anbietet, um seine Wünsche zu erfüllen, und er denkt, er braucht mich nicht. Allerdings werde ich Kevin noch beschämt erleben, wenn er in drei Monaten angekrochen kommt, weil niemand die Wohnung haben will, die er für so ein heißes Angebot hält, dass sie sich von allein verkauft.

»Das muss ich, Carm. Sie wissen, dass ich es schon länger versuchen wollte.«

»Kann ich irgendwas tun, damit Sie Ihre Meinung ändern?«, frage ich.

»Ich habe den Vertrag schon unterschrieben.«

Ich nicke und strecke die Hand aus. »Dann wünsche ich viel Glück.«

Er lächelt und ergreift meine Hand. Ich biete ihm mein freundliches, souveränes Handschütteln, mit dem ich sage: »Hey, keine Sorge. Wir sind noch immer Freunde.«

Sind wir aber nicht.

»Danke für Ihr Verständnis, Carm.«

»Sie müssen tun, was Sie für das Beste halten.« Wobei halten das entscheidende Wort ist. »Ich bin hier, falls Sie mich brauchen – und … einen kleinen Moment.«

Jetzt wird er erleben, warum ich besser als jeder andere Makler in New York City bin.

Ich lasse Kevin an der Tür zum Konferenzraum stehen und gehe zu Justin. »Gib mir die Marktanalyse für Kevins Wohnung.«

Er nimmt sie von seinem Schreibtisch. »Ist er zur Unterschrift bereit? Ich habe die Unterlagen fertig.«

Ich zerreiße den Vertrag, den ich aufgesetzt hatte. »Nein, er verkauft direkt.«

Justin verzieht das Gesicht. Ich lächle, zwinkere ihm zu und kehre zum Konferenzraum zurück.

»Hier.« Ich reiche ihm die Unterlagen.

Kevin blättert sie durch und sieht mich ungläubig an. Das wird dafür sorgen, dass er zu mir zurückkehrt, sobald sein Experiment im Direktverkauf gescheitert ist. Ich bin nicht so arrogant, zu denken, dass nicht jemand anders mit einer niedrigeren Kommission kommen und ihn mir wegschnappen könnte. »Danke, Carm. Tut mir leid, dass Sie sich die ganze Arbeit umsonst gemacht haben.«

Jetzt wird er seine Entscheidung noch einmal überdenken, deshalb verunsichere ich ihn noch mehr. Ich klopfe ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Keine große Sache. Wer weiß, vielleicht verkauft es sich ja bis morgen.«

Das wird nicht passieren.

Wir lächeln uns an.

»Und wenn nicht, dann wissen Sie, wo Sie mich finden«, füge ich hinzu.

»Sie sind der Beste.« Damit nimmt er die Unterlagen.

Ich begleite ihn zur Tür. Soeben habe ich eine potenzielle Kommission in Höhe von hundert Riesen verloren. Die Zeit läuft, und ich muss das Geld irgendwie kompensieren, bevor er zu mir zurückkehrt.

»Viel Glück.« Ich öffne unsere Bürotür und gehe mit ihm zum Aufzug. Ich drücke sogar den Knopf für ihn. »Lassen Sie mich wissen, wie es läuft. Vielleicht werde ich eines Tages auch auf den Direktverkaufszug aufspringen und dann endlich ein Privatleben haben.« Ich lache. Nicht mein echtes Lachen. Dieses ist für Kunden reserviert.

Er tritt in den Aufzug, drückt auf den Knopf für das Erdgeschoss und winkt kurz, als sich die Türen schließen.

Anstatt in mein Büro gehe ich direkt zur Werbeagentur meines Bruders Enzo. Ich muss mich erst einmal beruhigen, bevor ich noch wegen des rothaarigen Teufelsweibs von gegenüber ausraste. Ich stürze in die Mancini-Agentur, und die laut zuschlagende Tür hinter mir informiert die fünf Angestellten über meine Ankunft.

Annie spricht gerade mit der Empfangsdame und blickt auf, ein Feixen im Gesicht. »Du wirkst aber aufgeregt.«

Ich kneife die Augen zusammen, denn ich habe den Eindruck, als wüsste sie etwas darüber, warum ich so empört bin, wie könnte sie? Trotzdem, dieser Ausdruck in ihrem Gesicht …

»Dieses Teufelsweib muss zwangsgeräumt werden. Bist du meine Komplizin und sagst, dass sie in ihrem Büro heimlich einen Escort-Service betreibt?«

Annie blickt kurz zur Empfangsdame und verabschiedet sich von ihr, bevor sie sich bei mir unterhakt und mich zum Büro meines Bruders führt. »Ich habe sie kennengelernt und glaube, dass sie sehr nett ist. Sehr freundlich.«

»Ja, sie ist total freundlich. Sie hat mir einen Kunden ausgespannt, der auf dem Weg zu mir war.«

»Ich habe sie beide im Aufzug gesehen, und sie hat nicht einmal mit ihm gesprochen«, sagt Annie.

Sie öffnet die Tür, ohne anzuklopfen, und Enzo hebt einen Finger, da er am Telefon ist. Annie nimmt sich den Stuhl gegenüber vom Schreibtisch, und ich setze mich auf die Couch am Fenster, von der aus man eine beschissene Sicht auf die Hintergasse hat. Manchmal denke ich daran, warum Enzo so schnell auf seinen Ausblick auf die Skyline Manhattans verzichtet hat. Für die Frau, die neben mir sitzt. Wie erschreckend ist dieser Gedanke? Er hat das Angebot, Partner zu werden, abgelehnt, um seine eigene Firma zu gründen, und all das nur aus Liebe.

Enzo verhält sich so ähnlich, wie ich es eben noch mit Kevin Henderbrook getan habe. Er schleimt sich ein in der Hoffnung, einen Kunden an den Haken zu bekommen.

Ich komme auf Annies Kommentar zurück. »Auf welcher Seite stehst du überhaupt? Muss ich dich erst daran erinnern, dass ich eigentlich zur Familie gehöre?«

Sie lacht so, wie nur sie es kann, ohne mich noch weiter zu verärgern. Manchmal verstehe ich, warum sich mein Bruder so heftig in sie verliebt hat. Natürlich liebe ich sie nicht auf diese Art, doch ich weiß zu würdigen, warum mein älterer Bruder es tut.

Ich schüttle den Kopf. »Ich glaube, ich werde meinen Schreibtisch in der Lobby aufstellen, damit meine Kunden nicht Gefahr laufen, ihr in die Arme zu rennen.«

Sie lacht erneut und späht zu Enzo. Der zwinkert und lächelt und hält den Hörer in der Hand, als wäre er kurz vor Ende des Gesprächs.

Annie blickt zu meinem Bruder, als wäre er ein Gott, mit verträumten Augen und voller Verlangen. »Er versucht, diesen Kunden von Jacobson and Earl dazu zu bringen, zu uns zu wechseln.«

»Du bist auch nicht besser als dieses Teufelsweib. Kein Wunder, dass sie dir gefällt.«

Sie schießt einen strafenden Blick auf mich ab, den sie sicherlich von meiner Ma gelernt hat. »Es ist nicht dasselbe. Ich glaube nicht, dass sie dir irgendwelche Kunden stehlen will. Wie gesagt, sie hat im Aufzug nicht einmal mit ihm gesprochen.«

Enzo legt auf, erhebt sich und setzt sich zu mir auf die Couch. Ich weiß genau, dass es ihn ärgert, neben mir zu sitzen und nicht neben Annie.

»Und?« Annies hoffnungsvolle Stimme zeigt, dass sie sich mehr für diesen Kunden interessiert als für die Tatsache, dass ich bald aus dem Geschäft bin, wenn dieses Teufelsweib weiterhin gegenüber von mir ihr Büro hat.

»Er ist bereit, sich unseren Pitch anzuhören.« Enzo lächelt und zwinkert.

Ein leises Stöhnen entfährt Annie, als wünschte sie, ich würde verschwinden, damit sie zu zweit feiern können. Heute nicht. Da werden sie ihre maßlose Libido wohl ein wenig zügeln müssen. »Du bist der Beste.«

Er zwinkert erneut.

Ich hebe die Hände. »Genug davon. Lasst uns jetzt über mich reden.«

Enzo atmet laut aus, und ich beobachte die nonverbale Kommunikation zwischen den beiden. Ich bin mir nicht sicher, ob es um mich geht oder darum, wie sie es miteinander treiben werden, sobald ich weg bin. Diese ganze Beziehungssache wird ihnen noch auf die Füße fallen, wenn eines Tages zwei ihrer Angestellten die Bürotür abschließen und ebenfalls wie die Karnickel rammeln.

»Hallo?«, sage ich und winke zwischen ihnen hin und her.

Sie stürzen aus ihrem Liebestaumel. Gott bewahre, dass mir so etwas jemals passiert.

»Entschuldigung, was ist?« Enzo entspannt sich in seiner Couchecke und löst die Krawatte.

»Dieses Teufelsweib hat mir gerade einen Kunden gestohlen, der auf dem Weg zu mir war, um einen Vertrag zu unterschreiben.«

»Und?«, fragt Enzo.

Ich hasse es, dass die Liebe ihn so locker gemacht hat. Er explodiert jetzt nicht mehr so schnell wie Dom und ich. Das ist so nervig.

»Hier geht es um mein Geschäft. Deshalb habe ich schon mit Annie geredet … wir müssen uns bei ihr reinschleichen und ihr Büro verwüsten, sodass man es zwangsräumt, oder vielleicht können wir uns beim Besitzer beschweren, dass dort immerzu fremde Männer ein und aus gehen.« Ich denke noch darüber nach, wie man das am besten umsetzen könnte, als Enzo und Annie in lautes Lachen ausbrechen.

»Wir sind keine fünfzehn mehr, Carm«, sagt Enzo, als er sein Lachen so weit unter Kontrolle hat, dass er wieder sprechen kann.

Ich zeige anklagend auf Annie und stehe auf. »Du hast ihn verdorben.«

»Ich?« Ihr Blick schießt zu Enzo, als wollte sie ihm sagen, dass er sich selbst um seinen Bruder kümmern soll.

»Ja. Bevor es dich gab, wäre er bei so etwas sofort dabei gewesen. Doch du und dein Körper und euer ständiger Sex haben ihn in eine orgiastische Hypnose versetzt.«

Annie reißt die Augen auf und beißt sich auf die Lippen, um nicht herauszuplatzen. »Es tut mir … ähm, leid?«

Ich verdrehe die Augen. »Das sollte es auch.«

»Nimm es wie ein Erwachsener, Bruder.« Enzo sieht mich dabei nicht einmal an. Er tätschelt den Platz neben sich auf der Couch und schaut zu Annie.

Sie schüttelt den Kopf. Er klopft erneut darauf.

»Ich bin raus. Spielt ihr nur eure Sexspielchen. Danke für nichts.«

Sie lachen beide, bis sich die Tür hinter mir schließt. Die Angestellten sehen zu, wie ich gehe.

»Setzt euch die Kopfhörer auf, Leute. Enzo kürt Annie wieder zur Mitarbeiterin des Monats.«

Sie lachen, denn sie sind nicht so naiv, dass sie nicht mitbekommen, was während der Arbeitszeit in dem Büro passiert.

Als ich aus der Mancini-Agentur in den Flur trete, kommt sie ebenfalls heraus.

Die Teufelsfrau.

Der Flur ist lang, doch sie muss meinen wütenden Blick auf sich spüren, denn sie bleibt reglos stehen, anstatt zum Fahrstuhl zu gehen. Für einen Augenblick frage ich mich, ob es sich damals im Wilden Westen genauso angefühlt hat, wenn man bei einem Duell mit der Hand an der Waffe reglos abgewartet hat.

Dann klappern ihre Absätze über den Boden, und sie kommt in meine Richtung zum Aufzug. Ich trete vor und stelle mich ihr in den Weg, damit sie nicht auch hier als Siegerin vom Platz geht.

»Ich glaube, wir müssen ein paar Sachen klären.«

»Carmelo Mancini, nehme ich an?« Sie lächelt und streckt die Hand aus, als wir beide den Aufzug erreichen. »Hm. Ich dachte …« Sie betrachtet mich eingehend, lässt den Blick auf und ab schweifen, dann beugt sie sich vor, um mich von hinten zu begutachten. »Dann haben Sie wohl für die Plakate ein Körperdouble engagiert, oder?«

Womit sie diesen Kampf aufs nächste Level gebracht hat.

Kapitel 3

Bella

Schlagfertigkeit war eigentlich nie meine Sache. Ich bin die Frau, der die passende Retourkutsche immer fünf Minuten zu spät einfällt.

Deshalb möchte ich mir fast auf die Schulter klopfen für diesen Schlag gegen Carmelo, obwohl ich keine böswillige Person bin. Dieser Mann sieht in Wirklichkeit sogar noch besser aus als die überdimensionale Version, die als Augenschmaus für Millionen Passanten überall in der Stadt hängt.

»Ja, na klar.« Er bläht ein wenig die Brust auf und bemüht sich um das Lächeln, das er wahrscheinlich täglich vor dem Spiegel trainiert.

»Oh, tut mir leid.« Ich zucke mit den Schultern, als würde es mich kein bisschen interessieren, dass ich womöglich einen wunden Punkt getroffen habe.

Der Fahrstuhl öffnet sich, ich trete ein und bete innerlich, dass er mir nicht folgt.

Natürlich tut er das. Er ist ein Kämpfer. Das ist sein Ruf. Vielleicht kenne ich Carmelo Mancini nicht persönlich, doch ich weiß einiges über ihn. Ich kenne die Gerüchte – die guten und die hässlichen. Er ist berühmt-berüchtigt in dieser Stadt, in dieser Branche.

»Sagen Sie mal, Mrs Scott, warum haben Sie dieses Gebäude für Ihren Firmensitz ausgewählt?« Er verschränkt die Arme vor der Brust, und der Blick seiner blauen Augen bohrt sich tief in meine grünen.

»Miss«, verbessere ich.

»Ach ja?« Er runzelt die Stirn.

Ich hebe die linke Hand. »Unverheiratet.«

»Aha, und ich hatte gedacht, Sie wären womöglich geschieden.«

Mein Mund steht so weit auf, dass ein Nilpferd unbemerkt hineinschlüpfen könnte. Doch ich kenne Männer wie Carmelo Mancini und weiß genau, wie sie ticken. Deshalb mache ich den Mund schnell wieder zu, damit er nicht merkt, dass seine Bemerkung mich getroffen hat. Er hat gar nicht angenommen, dass ich geschieden bin, vielmehr glaubt er, ich sei ein Albtraum von Frau, den niemand ertragen könnte.

»Da sollten Sie wohl sorgfältiger recherchieren.« Ich werfe ihm ein zuckersüßes Lächeln zu.

Sein Blick durchbohrt mich weiter, als würde er denken, er könnte mich damit einschüchtern. »Sie waren doch einmal eine richtige Maklerin. Warum jetzt Direktverkauf?«

Er kannte mich? Das überrascht mich, denn damals war ich nur ein sehr kleiner Fisch in einem Riesenozean voller Killerhaie.

»Genug vom Spiel? Die schnelle Bezahlung?« Ich zucke mit den Schultern. »Es gibt eine Menge Vorteile, wenn man erst mal umschaltet.«

»Sie wollen über Geld reden? Dann sollen wir vielleicht irgendwann einmal unsere Gehaltsabrechnungen vergleichen?«

Dieser Mann legt es wirklich darauf an, dass ich ihm mit einem Stift ins Auge steche. Wollen doch mal sehen, wie sexy seine Plakate dann nach der Augen-OP sind.

Der Fahrstuhl klingelt, und ich atme aus, erleichtert, dass wir nicht stecken geblieben sind. Das wäre fatal gewesen.

»Nun, es war sehr aufschlussreich, Sie kennenzulernen.« Ich trete hinaus in die Lobby.

Er folgt mir. »Ich glaube, wir sollten ein paar Grundregeln festlegen.«

Ich lache laut auf, öffne die Eingangstür und trete hinaus in den schönen Spätfrühlingstag. Draußen ist es wunderbar, und ich beschließe, mir ein Sandwich zu kaufen und eine Stunde im Central Park zu verbringen. Heute ist der eine Tag in der Woche, an dem ich mir erlaube, in der Mittagspause nicht durchzuarbeiten.

»Rufen Sie mein Büro an und vereinbaren einen Termin.« Ich gehe den Bürgersteig entlang.

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr Kalender völlig leer ist. Lassen Sie uns das jetzt klären.« Er geht neben mir her, wobei er das Handgelenk dreht, um einen Blick auf die Uhr zu werfen.

Hoffentlich hat er irgendein wichtiges Meeting, zu dem er losmuss.

Ich bleibe an der Kreuzung stehen, obwohl ich kurz überlege, ob es nicht besser wäre, von einem Taxi angefahren zu werden, als weiter mit Carmelo Mancini zu reden.

Ich neige den Kopf und atme laut aus. »Hören Sie zu, es tut mir leid wegen Mr Henderbrook. Es war niemals meine Absicht, ihn abzuwerben. Er hat im Aufzug ein Gespräch mitgehört und ist dann auf mich zugekommen. Ich weiß, dass das schlecht aussieht, doch ich bin nicht der Typ, der anderen die Kunden stiehlt.«

Sein säuerlicher Gesichtsausdruck verschwindet kurz. »Lassen Sie uns trotzdem vereinbaren, dass keiner von uns im Fahrstuhl Visitenkarten verteilt.«

Ich sehe ihn kopfschüttelnd an. Das weiße Fußgängersymbol signalisiert mir, dass ich die Straße überqueren kann. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

Ich trete vom Bordstein, doch er folgt mir. Schon wieder.

»Ich werde keine Visitenkarten ausgeben, okay?«, sage ich.

Er späht erneut auf seine Uhr. »Vielleicht brauchen wir noch andere Verhaltensregeln, zum Beispiel keine Werbung im Erdgeschoss oder im Flur.«

Ich bleibe auf der anderen Straßenseite direkt vor meinem Lieblings-Imbiss stehen, was er aber natürlich nicht weiß. »Einverstanden.«

Er nickt ein paarmal, steckt die Hände in die Taschen und betrachtet mich eingehend. Als wollte er noch etwas sagen.

Vorbeigehende Frauen betrachten ihn aus dem Augenwinkel. Ich kann es ihnen nicht vorwerfen, denn er ist anziehend. Zu dumm, dass er das weiß.

»Wollen wir das nach dem Mittagessen bei einem von uns im Büro besprechen?«

»Tut mir leid, ich habe Pläne.«

»Ein Kunde?«, fragt er.

»Ja«, lüge ich, denn ein Mann wie Carmelo gibt sich nur dann geschlagen, wenn er den Grund nachvollziehen kann. Hätte ich ihm erzählt, dass ich mir ein Thunfisch-Sandwich holen und auf einer Parkbank eine Stunde die Ruhe genießen werde, um bei klarem Verstand zu bleiben, dann hätte er gewiss versucht, sich einzuladen, und ich hätte womöglich nachgegeben.

»Okay. Nun, dann sind wir auf derselben Wellenlänge? Ich denk nicht, dass wir im selben Gebäude ohne gewisse Regeln koexistieren können.«

Ich nicke. »Na klar. In Ordnung.«

Er wartet eine ganze Minute und sieht mich dabei an. Ich bin mir nicht sicher, was ich noch sagen kann, um ihn zu überzeugen. »Ich muss los.«

»Bye.« Ich winke und drehe mich auf dem Absatz um.

Ich warte, bis er in der Menge verschwunden ist, bevor ich mich bei dem Imbiss anstelle. Ich ärgere mich, weil er mir zehn Minuten meiner Freizeit geraubt hat.

Als ich mich auf die Parkbank setze und die Verpackung meines Sandwiches öffne, vibriert mein Handy.

Ich sehe den Namen meiner Mum auf dem Display und seufze, lehne das Gespräch mit einem Knopfdruck ab.

Eine Minute später vibriert es erneut. Wenn ich kurz mit ihr rede, kann ich womöglich noch ein wenig Zeit für mich retten. Ich streiche mit dem Daumen über das Display und halte das Handy ans Ohr.

»Hey, Mum«, sage ich.

»Bella. Wie läuft es?«

»Gut. Ich esse gerade zu Mittag.«

»Ich habe großartige Neuigkeiten«, sagt sie und wirkt überraschend munter – was bedeutet, dass sie jemanden kennengelernt hat.

»Wer ist es?«, frage ich.

Sie kichert, als wäre sie dreizehn und ein Junge hätte ihr gerade seine Liebe gestanden. Meine Mum glaubt an die Liebe, doch sie küsst ständig Frösche. Wenn sie nicht so erfolgreich ihr geliebtes Café betreiben würde, dann wäre sie wohl längst an einem einsamen Herzen gestorben. Sie bemüht sich verzweifelt, den Richtigen zu finden. Nur müsste wohl jemand anders für sie auswählen, denn ihr bevorzugter Männertyp ist keiner, mit dem man alt wird.

»Ich werde ganz rot. Immer weißt du, wann es einen neuen Mann in meinem Leben gibt.«

Kein Wunder, nach siebenundzwanzig Jahren Beobachtung.

Ich beiße in mein Sandwich, denn meine Mutter wird sich schon nicht beschweren, dass ich ihr ins Ohr kaue. »Wer ist es?«

»Du wirst ihn kennenlernen, denn er bringt mich nach New York! Ich komme entweder am Mittwoch oder am Donnerstag, danach fährt er mit mir in sein Haus in den Hamptons.« Sie quietscht förmlich vor Begeisterung.

Ich verdrehe die Augen. »Ihm gehört aber das Haus, oder? Das ist nicht wie damals, als dieser Typ in das Haus eingebrochen ist und die Besitzer euch nackt auf einem Bärenfell vor dem Kamin erwischt haben?«

»Er ist überhaupt nicht eingebrochen. Er hatte den Schlüssel.«

»Den er aus ihrem Versteck genommen hat.«

»Na ja, dann hätten sie eben das Versteck ändern sollen, nachdem sie ihn entlassen hatten.«

Ich seufze. Sie verteidigt tatsächlich jemanden, den sie später mit einer Blumenverkäuferin im Bett erwischt hat. »Wie auch immer, lass mich wissen, wann du landest, und wir können uns zum Abendessen oder so verabreden.«

»Perfekt.«

»Wie heißt er eigentlich?« Ich beiße erneut in mein Sandwich.

»Greg Throttle.«

Ich verschlucke mich an meinem Bissen. Ein kleines Mädchen in katholischer Schuluniform wirft mir im Vorbeigehen einen angewiderten Blick zu, während es die Hand seiner Mutter hält. Warte nur ab, kleines Mädchen. Die Welt besteht nicht nur aus Regenbogen und Sonnenschein.

»Mum«, sage ich. »Wo hast du ihn kennengelernt, und weißt du eigentlich, wer Greg Throttle ist?«

Sie seufzt ins Telefon, als würde sie es sich wieder in Erinnerung rufen, und ich warte auf ihre Version der perfekt orchestrierten romantischen Begegnung. Zu jedem Freund meiner Mutter gibt es eine kitschige Geschichte darüber, wie sie sich kennengelernt haben. »Er ist jeden Morgen für einen Kaffee und meine Frittata ins Café gekommen. Er hat sich in die Fensterecke gesetzt und eine halbe Stunde Zeitung gelesen, bevor er gegangen ist. Ich war gerade mitten in diesem Buch, das ich kaum weglegen konnte, und habe immer wieder ein paar Seiten gelesen, wenn ich nicht gerade die Gäste bedient habe. Er hat es bemerkt und mich nach dem Buch gefragt. Ich sagte ihm, dass es für meinen Buchklub sei, und er fragte, ob er mitmachen könne.«

Ich verdrehe zum fünften Mal in diesem Gespräch die Augen. Wenn Mum das sehen könnte, würde sie es sicherlich kommentieren. Doch wieso kann sie die Warnsignale nicht erkennen? »Du weißt aber, dass Greg Throttle ein mächtiger Bauunternehmer aus New York ist? Warum ist er in Florida und fragt nach Buchklubs?«

Das hört sich alles sehr unwahrscheinlich an. Da gibt sich jemand als Greg Throttle aus, und meine Mum kauft es ihm ab.

»Er meinte, er sei hier, um sich ein paar Grundstücke am Meer anzusehen. Du weißt doch, dass so viel vom Wirbelsturm zerstört wurde. Die kleinen Hotels und Motels kämpfen ums Überleben.«

Das könnte stimmen, aber was ist mit dem Buchklub? Ein Mogul wie Greg Throttle hat gar keine Zeit für einen Buchklub.

»Nun, ich freue mich auf jeden Fall, dich zu sehen«, sage ich. Ich werde mir den Kerl genauer ansehen, wenn ich ihn treffe.

»Ich mich auch.« Ihre Stimme hat den gelassenen Unterton, den sie immer hat, wenn sie verliebt ist. Was bedeutet, dass ihr Sturz umso tiefer sein wird, wenn erst sein wahres Gesicht zum Vorschein kommt. Ich habe keine Ahnung, wie sie sich immer wieder aufrappelt. »Ich sage dir Bescheid, wenn ich die Reisedaten weiß.«

»Das klingt gut.« Ich höre, wie ihr Mixer angeht. »Mum?«

Der Mixer geht aus. »Ja, Süße?«

»Also, du weißt schon … sei vorsichtig.«

Sie lacht. »Irgendwann, Bella.«

»Irgendwann, was?«

»Irgendwann wird in dein Leben ein Mann treten. Dann wirst du es glauben.«

Ich beiße noch einmal in mein Sandwich. Sie denkt, ich stehe Männern so skeptisch gegenüber, dass ich nicht an die Liebe glaube oder eine Beziehung will. Das stimmt überhaupt nicht, doch im Augenblick muss ich mich um andere wichtige Dinge kümmern. Unter anderem um den Aufbau einer neuen Firma, was sie eigentlich verstehen sollte. Ein Liebesleben steht ganz weit unten auf meiner Liste – obwohl ich durchaus einen Mann im Schlafzimmer gebrauchen könnte.

»Und er will einem Buchklub mit einer mittelalten Frau beitreten, die keine Erbin ist?«, frage ich.

»Sehr freundlich, Bella.« Der Mixer ist wieder zu hören.

»Tut mir leid.«

Mein Dad ist früh gestorben. Ich kann meiner Mum nicht vorwerfen, dass sie bei jemand anderem das finden will, was die beiden damals hatten. Ich zweifle auch nicht daran, dass sich jemand wie Greg Throttle in meine Mum verlieben könnte, sie hat nur nicht gerade die beste Erfolgsbilanz.

»Ich muss für dieses Wochenende eine Hochzeitstorte machen, deshalb melde ich mich erst nächste Woche bei dir.«

»Okay, bis bald.«

Sie legt ohne Abschied auf, und ich ohrfeige mich innerlich dafür, dass ich so sarkastisch war. Doch es sind schon zu viele Männer in ihr Leben getreten, bei denen sie dachte, dass sie die zweite große Liebe ihres Lebens wären.

Jetzt ist meine Mittagspause ruiniert, denn das schlechte Gewissen hängt wie eine Gewitterwolke über mir. Ich war so fies zu meiner Mum, dass ich die Sonne nicht mehr genießen kann. Ich esse mein Sandwich auf, werfe die Verpackung in den Mülleimer und kehre zurück zu meinem Büro, wobei ich inständig hoffe, nicht wieder auf Carmelo Mancini zu treffen.

Kapitel 4

Carm

Jeden Donnerstag esse ich mit meinen beiden älteren Brüder im Trading Post zu Mittag. Während ich mir meinen Weg durch die Menschenmenge zum üblichen Tisch bahne, den Dom immer für uns reserviert, schüttle ich verschiedenen Stammgästen die Hände und klopfe auf Schultern.

»Wird auch endlich Zeit«, knurrt Dom. Kann dieser Mensch jemals fröhlich sein?

»Dann lass uns abends essen anstatt mittags. Ich bin Immobilienmakler.«

Mein älterer Bruder legt die Gabel beiseite und wischt sich den Mund ab, die Krawatte hat er über die Schulter geworfen, um sie nicht zu bekleckern. Auch wenn er gerade aussieht wie ein Trottel, so ist er doch mein Bruder.

»Hast du es doch noch geschafft.« Enzo zwinkert über den Tisch Dom zu, während er einen großen Schluck Wasser trinkt.

»Ähm … ich will nicht stänkern, aber du hast ja ohnehin nichts anderes zu tun, als es deiner Freundin zu besorgen.«

»Ich habe heute einen großen Kunden an Land gezogen«, sagt Enzo. »Annie und ich werden heute Abend feiern.«

»Cool. Vielleicht holt sie dir dann unter dem Tisch einen runter.«

Dom klatscht mit mir ab. Genau wie ich hat er so langsam die Nase voll davon, wie die beiden ständig aufeinander abfahren. Wann setzt bei ihnen endlich die Trockenperiode ein, damit ich mich über ihn lustig machen kann?

»Neid steht dir echt gar nicht«, sagt Enzo.

Unsere Stammkellnerin Kate unterbricht uns, und Enzos Eier sollten dafür wirklich dankbar sein. »Wie üblich, Carm?«

Ihr Haar ist offen und gelockt statt wie sonst zu einem Pferdeschwanz gebunden, und ihre Schminke sieht aus, als würde sie ihr jeden Moment vom Gesicht tropfen. Es muss heiß in der Küche sein, oder sie ist einfach um die Mittagszeit sehr beschäftigt.

»Das wäre toll. Danke.«

Sie lächelt und geht weg, und ich wende mich wieder zu meinen Brüdern, die mich erwartungsvoll ansehen.

»Was denn?«, frage ich.

»Sie mag dich«, sagt Enzo und schneidet seine Pizza mit Ziegenkäse.

»Und?«

»Wirst du sie um ein Date bitten?«, fragt Dom.

»Nein.«

»Und warum nicht?«, bohrt Enzo nach.

»Vielleicht deshalb, weil ich nicht wie du bin und Abwechslung mag.«

Er schüttelt den Kopf und beißt in ein Stück Pizza. Dom sticht seine Gabel in die Pasta und wirkt lockerer als gewöhnlich beim Mittagessen.

»Was ist mit dir? Wie läuft diese Sexfreunde-Sache?«, frage ich ihn. Abgesehen von der Neuigkeit, dass ich nächste Woche ein Treffen mit einem wichtigen Bauunternehmer habe, will ich ihre Aufmerksamkeit lieber nicht auf mich ziehen, denn ich würde doch nur über dieses Teufelsweib schimpfen. Selbst ich bin es leid, mir meine Klagen über sie anzuhören.

Er grinst. »Perfekt.«

Enzo und ich sehen uns an. Wir haben es schon oft erlebt. Dom langweilt sich schnell.

»Noch immer?«, hake ich nach.

Er schiebt sich eine weitere Gabel Pasta in den Mund und nickt.

»Ich bin beeindruckt.« Enzo schmunzelt.

»Du wirst auch noch wie er enden.« Ich zeige mit dem Daumen in Enzos Richtung.

Dom spielt den Beleidigten. »Du hast gar keine Ahnung, wie großartig mein Leben ist.«

Ich verdrehe die Augen, und zum Glück kommt Kate mit einem Bier an den Tisch, hat aber keine Zeit, mir einen flirtenden Blick zuzuwerfen. Ich weiß, dass sie mich mag, doch man sieht sofort, dass sie eine dieser Frauen ist, mit denen man sich einmal verabredet und sie dann am Hals hat. Wir müssten uns ein neues Restaurant für unser Mittagessen suchen, und ich will mir nicht die Sprüche meiner Brüder anhören.

»Mal abgesehen von dem Nonstop-Sex, der ohnehin irgendwann eines plötzlichen Todes sterben wird, wie wir alle wissen, warum genießt du es eigentlich so sehr, in einer Beziehung zu sein?«, fragt Dom.

Ich sehe Dom stirnrunzelnd an. »Hast dich etwa in deine Fickfreundin verliebt?«

Er schüttelt den Kopf und wirft mir einen Blick zu, der sagt: Halt verdammt noch mal die Schnauze, du hast keine Ahnung, worüber du da sprichst.

Enzo legt sein Stück Pizza weg und wischt sich den Mund. »Es ist schwer zu erklären. Ich meine, der Sex ist wahnsinnig gut. Je mehr sie herausfindet, was mich am Laufen hält, und je mehr ich herausfinde, was sie verrückt macht, desto größer wird das Vergnügen. Doch es ist nicht nur das. Es ist sie. Wie sie sich auf der Couch an meine Seite schmiegt, mit ihren süßen rosigen Zehen unter der Decke über meine Füße fährt, wie sie niemals Angst davor hat, ihre Meinung zu sagen …«

»Okay, wir haben verstanden.« Ich gähne vor Langeweile.

Enzo konzentriert sich wieder auf seine Pizza. Ich könnte ihn jetzt mit rosigen Zehen und Kuschelzeit aufziehen, doch das kümmert ihn gar nicht. Er reagiert überhaupt nicht mehr darauf, wo bleibt da der Spaß?

»Habt ihr gehört, dass Mauro und seine Verlobte nach New York kommen?«, fragt Dom.

»Wir sind auch in der WhatsApp-Gruppe«, sage ich.

»Ich glaube, er hat Essen am Freitag vorgeschlagen, oder?«, überlegt Enzo.

Jetzt bin ich wirklich besorgt über das Gedächtnis meiner Brüder. Wir waren alle im selben Chat.

»Wer macht die Reservierungen?«, fragt Dom.

Wir legen unser Besteck ab und strecken je eine Faust in die Tischmitte.

»Schnick. Schnack. Schnuck.«

Dom zeigt Papier.

Ich zeige Schere.

Enzo zeigt Papier.

Ich schnalze mit der Zunge und bin froh, dass ich raus bin. Obwohl wir alle wissen, dass Enzo verlieren wird. Er verliert immer.

Sie blicken einander an.

»Annie ist nicht da, um dich zu retten«, neckt ihn Dom.

»Schnick. Schnack. Schnuck«, sagt Enzo.

Dom zeigt Stein.

Enzo zeigt Schere. Er schüttelt den Kopf, und wir lachen.

Wie gesagt. Er kann einfach nicht gewinnen, und wenn es um sein Leben ginge.

Er sieht uns an. »Okay, aber keine Beschwerden darüber, was ich buche.«

»Mir ist völlig gleich, wohin wir gehen. Vielleicht sollte Annie mit Maddie irgendwas für Mädels machen«, sage ich.

Enzo runzelt die Stirn.

»Oh, ich habe ganz vergessen, dass du keine Stunde ohne sie sein kannst.« Ich nehme einen Schluck von meinem Bier.

»Nein, es ist nur so, dass wir Maddie kaum kennen. Wäre es nicht nett, sie besser kennenzulernen? Wenn ihr Volltrottel Freundinnen hättet, dann wäre es wesentlich einfacher.«

Jetzt geht das also los. Ich hätte mit solchen Belehrungen gerechnet, wenn Dom zuerst eine feste Beziehung gehabt hätte, aber Enzo? Na ja, vermutlich hatte ich einfach geglaubt, dass er sich als Letzter verlieben würde.

Ich stöhne. »Ein Pärchendate?«

Kate stellt den Salat vor mir ab. »Bitte schön, Carm.«

»Danke, Kate.«

Sie nickt und geht zu einem der anderen Tische.

»Es ist nicht so, dass ich euch darum bitte, jemanden mitzubringen, aber versucht nicht, die Mädchen auszuschließen und einen Jungsabend daraus zu machen.«

Dom dreht sich zu mir, und wir wechseln einen gelangweilten Blick.

Ich klatsche in die Hände, denn wenn dieses Beziehungsgerede noch weitergeht, dann kotze ich in meinen Salat. »Ich habe nächste Woche ein Treffen mit einem wichtigen Unternehmer.«

»Das ist ja cool«, sagt Enzo.

Seine mangelnde Begeisterung ärgert mich. »Er ist wirklich groß. Greg Throttle, Jungs. Er ist einfach auf mich zugekommen. Wie verrückt ist das? Ich schwöre, Justin war dabei, als er in mein Büro kam.«

»Großartige Neuigkeit«, sagt Dom.

»Vor allem, da das böse Teufelsweib mir die Kunden im Fahrstuhl klaut.«

Doms Handy klingelt, und er zieht es aus der Tasche. Ich merke jetzt, dass beide kein besonderes Interesse an meinem Leben haben.

»Scheiße, ich muss los.« Dom zieht sein Portemonnaie aus der Tasche und wirft ein paar Scheine auf den Tisch, während er aufsteht. Er tätschelt mir die Schulter. »Toll gemacht, kleiner Bruder.«

Enzo verabschiedet sich auch von ihm, und schon ist Dom weg.

»Ich feiere deinen Scheiß immer!«, rufe ich ihm hinterher und bohre meine Gabel in den Salat.

»Schmoll doch nicht, wir sind einfach alle beschäftigt. Es ist großartig, und wenn du ihn an Land ziehst, dann feiern wir das mit Mauro.« Enzo scheint es ernst zu meinen. »Oh, und übrigens, Annie hat davon gesprochen, diesen Sommer ein Haus in den Hamptons zu mieten. Kannst du uns was besorgen?«

Das machen jetzt viele New Yorker, doch sie kommen damit ein paar Monate zu spät.

»In drei Wochen ist Memorial Day.«

Er isst seine Pizza.

»Du bist bereit, all deine Wochenenden aufzugeben?«

»Ich gebe sie nicht auf. Ich werde mit Annie dort sein.« Er trinkt einen Schluck Wasser. »Kannst du bitte damit aufhören, dich wegen mir und meiner Monogamie wie ein kindischer Trottel zu benehmen?«

Ich ignoriere ihn und bleibe lieber beim Thema Immobilien. »Ich werde mal nachsehen, wenn ich wieder im Büro bin, doch das wird dich einiges kosten, und da du wegen Annie deinen Job aufgegeben hast …«

»Ich habe doch wegen ihr nicht meinen Job aufgegeben.« Der scharfe Unterton zeigt, dass er nur noch eine Sekunde davon entfernt ist, mich am Kragen zu packen. »Ich bin jetzt mein eigener Boss. Gerade du solltest wissen, wie großartig das ist.«

Ich nicke. Er scheint empfindlich zu sein, deshalb beschließe ich, dieses Thema lieber fallen zu lassen. »Wie gesagt, ich werde mal nachsehen, wenn ich im Büro bin. Ich muss nur wissen, wie viel ihr ausgeben wollt und wo es sein soll. Muss es direkt am Strand liegen? Habt ihr was dagegen, es mit anderen zu teilen? Das machen die meisten Leute so, weil es sehr teuer ist.«

Er verzieht das Gesicht. »Wir werden nicht mit anderen zusammenwohnen.«

»Na klar, sonst könntet ihr wohl kaum das Wochenende nackt verbringen, was?«

»Neid steht dir echt nicht«, sagt er erneut und zeigt sein breites Feixen.

Ich ziehe das Handy raus. »Leg dir mal einen neuen Spruch zu. Neidisch? Niemals. Ich bin zufrieden.«

»Bist du das?«, fragt er.

»Du hast wohl zu viel Östrogen eingeatmet. Wir werden nicht hier sitzen und über unsere Gefühle reden.« Ich suche in meinem Handy nach den Kontakten, die ich in den Hamptons habe.

Ich bin ein wenig neidisch, dass er in den Hamptons rumhängen wird. Das wollte ich auch immer mal machen, doch wenn man eine Immobilienfirma aufbaut, dann kann man sich keine freien Wochenenden leisten. Das wäre glatter Selbstmord für die Karriere. Die wenigen Male, die ich für eine Party dort war, habe ich meine Freunde beneidet, die jeden Freitag dort an den Strand fuhren.

Enzo lehnt sich zurück. »Tu mir doch den Gefallen, ja? Warum bist du so sehr gegen eine Beziehung? Ich hatte meine Gründe, aber welche sind deine?«

Ich atme laut aus und starre ihn an. Muss das wirklich sein? »Ich bin neunundzwanzig. Da muss ich mich nicht beeilen.«

»Aber eines Tages vielleicht?«

»Wer bist du – Ma? Nur weil du aus dem Junggesellenflieger gesprungen und kopfüber auf dem Bald-verheiratet-Landeplatz aufgekommen bist, erwarte bloß nicht, dass ich es auch tue.«

Er lacht, zieht sein Portemonnaie aus der Anzugtasche und legt Geld auf den Tisch. »Ich werde mit Annie reden und dir deine Fragen beantworten. Sag mir so schnell wie möglich Bescheid, wenn du ein Haus für uns hast.«

Ich halte mich zurück, um nicht über meinen neuartigen Bruder die Augen zu verdrehen, den Annie mit ihrer magischen Pussy dazu gebracht hat, alles zu tun, was sie möchte. »Du weißt schon, dass wir im selben Gebäude arbeiten, oder? Wir können uns ein Taxi teilen.«

»Annie ist ein Stück weiter die Straße runter und isst mit Mae. Wir machen heute früher Schluss, um eine Runde durch den Central Park zu spazieren.«

»Ihr zwei baut gerade eine neue Firma auf, schon vergessen?«

Er steht bereits und schiebt den Stuhl unter den Tisch. »Manchmal muss man einfach innehalten und genießen, was das Leben zu bieten hat.«

»Ernsthaft, hat sie dich verhext? Was zum Teufel ist da los?«, frage ich und schiebe meinen Salat von mir. Ich erkenne meinen Bruder kaum noch.

Er lacht und verlässt das Restaurant.

Kate nimmt seinen Teller und das Glas. »Was dagegen, wenn ich die Rechnung bringe? Ich gehe heute etwas eher. Oder ich übergebe das einer anderen Kellnerin, wenn du fertig bist.«

Ich nehme Enzos und Doms Geld und reiche ihr meine Karte.

»Wollen wir uns ein Taxi teilen?«, fragt sie, meine Kreditkarte zwischen zwei Fingern, direkt an ihren Brüsten.

Ich lehne mich zurück. Ihre Einladung umfasst ganz offensichtlich mehr als nur das Teilen eines Taxis, wenn man bedenkt, dass sie keine Ahnung hat, wohin ich fahren möchte. Es wäre so einfach, mit ihr irgendwohin zu fahren. Doch selbst ich habe ein Gewissen. Ich bin dabei, wenn die beteiligte Frau das Gleiche will, aber Kate? Sie möchte einen Freund, und das ist kein Titel, auf den ich es abgesehen habe.

»Tut mir leid, aber ich muss zurück zur Arbeit.«

Sie verzieht den Mund und geht zum Flur.