Chefarzt Dr. Holl 1855 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1855 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Liebe in Verruf
Eine Medizinstudentin und ihr perfider Plan
Von Katrin Kastell

Ausgerechnet durch Marc Holls Vermittlung kommt die hübsche Medizinstudentin Greta als Praktikantin an die Berling-Klinik - und in die Nähe des erfolgreichen Chirurgen Dr. Tim Arendt. Er ist der Mann, um den all ihre Sehnsüchte und Fantasien kreisen. Der Wunsch, ihm nahe zu sein, ist für Greta längst zur fixen Idee geworden! Doch dies ahnt zunächst niemand - auch nicht Chefarzt Dr. Holl ...

Freuen Sie sich auf einen packenden Roman, viele interessante medizinische Informationen und ein zutiefst ergreifendes Liebesschicksal.

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Seitenzahl: 129

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Inhalt

Cover

Impressum

Liebe in Verruf

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7706-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Liebe in Verruf

Eine Medizinstudentin und ihr perfider Plan

Von Katrin Kastell

Die hübsche Medizinstudentin Greta Bertold absolviert ihr Praktikum an der Berling-Klinik. Ihr nie versiegender Wissensdurst, ihre Offenheit und ihr großes Einfühlungsvermögen lassen ihr alle Herzen zufliegen. Kein Zweifel, vor der angehenden Ärztin liegt eine große Karriere!

Niemand ahnt, dass Greta sich aus einem ganz bestimmten Grund in die Klinik eingeschlichen hat: Sie möchte dem Chirurgen Dr. Tim Arendt nahe sein! Unbemerkt beobachtet sie jeden seiner Schritte. Als seine Frau länger als erwartet im Ausland bleibt und ihm die häuslichen Sorgen über den Kopf wachsen, sieht Greta ihre Stunde gekommen – und überzeugt Dr. Arendt davon, die perfekte Babysitterin für seine Kinder zu sein. Ahnungslos holt er sie in sein Haus …

Greta Bertold sah Marc Holl schon von Weitem. Um auf sich aufmerksam zu machen, winkte sie ihm. Als er dann vor ihr stand, begrüßte sie ihn mit einem freundschaftlichen Kuss auf die Wange.

Marc lächelte geschmeichelt und fragte sich wohl im Stillen nach dem Grund dieser liebenswürdigen Begrüßung. Schließlich wussten alle, dass Greta mit Simon befreundet war, einem äußerst tüchtigen Biologen.

Es war Greta, die den Chefarztsohn um ein Treffen gebeten hatte.

„Trinken wir was?“, fragte sie. „Und großen Hunger hätte ich auch.“

„Meinetwegen“, erwiderte Marc Holl.

Dann gingen sie direkt zur Selbstbedienungstheke in der Mensa der Universität. Weil es schon später Nachmittag war, gab es dort nur noch Gebäck oder belegte Semmelhälften. Greta nahm einen Tee und ein Stück Apfelstrudel, Marc einen Kaffee und eine Käsesemmel.

„Ich habe nicht sehr viel Zeit“, sagte Marc, nachdem sie an einem der freien Tische Platz genommen hatten. „In einer halben Stunde beginnt meine Vorlesung in Biochemie und Molekularbiologie.“

Greta schob sich einen Bissen Apfelstrudel in den Mund. Wie Marc studierte sie Medizin, war aber schon weiter als er. Wie weit genau, musste er jetzt nicht wissen. Sie nahm noch ein Stückchen Kuchen, dann legte sie die Gabel auf den Teller zurück.

„Mir fehlt noch ein wichtiger Schein. Und ich hoffe, du kannst mir helfen.“

„Ich?“ Marc schaute die schöne junge Studentin verwundert an.

„Ich muss noch das Krankenpflegepraktikum machen.“

„Das sollte man doch eigentlich schon vor Beginn des Studiums erledigen. Hab ich jedenfalls so gemacht …“

„Ich weiß, ich weiß“, fiel sie ihm ins Wort. „Aber bei mir hat das aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Jetzt muss ich zusehen, dass ich das schleunigst nachhole, sonst wird's bei mir ziemlich eng. Ich hab auch noch keine Idee, wo ich das machen könnte …“

„Vielleicht bei meinem Vater“, schlug Marc arglos vor.

Greta jubilierte innerlich. Genau auf diesen Satz hatte sie gewartet. Dem Himmel sei Dank, dass er so schnell kam! Sie griff nach Marcs Hand und drückte sie.

„Glaubst du wirklich, das ginge?“

„Ich werde ihn fragen.“

„Das wäre wahnsinnig lieb von dir, Marc. Könntest du ihn anrufen?“

„Jetzt sofort? Klar, warum nicht?“

Greta nickte eifrig.

„Mal schauen, ob ich ihn erwische. Wenn er allerdings im OP steht, ist er unerreichbar.“

Marc zückte sein Handy und rief den Papa in der Berling-Klinik an. Er hatte Glück. Chefarzt Dr. Stefan Holl saß in seinem Büro und freute sich über den Anruf seines Sohnes.

„Wenn Frau Bender einverstanden ist, habe ich natürlich auch nichts dagegen. Ich rufe zurück.“

Marcs zufriedener Miene nach zu urteilen, musste die Antwort seines Vaters positiv ausgefallen sein.

„Was hat er gesagt?“ Greta musterte ihn ungeduldig.

„Er bespricht sich mit der Pflegedienstleiterin. Sie muss das entscheiden, aber ich denke, mein Vater wird ein gutes Wort für dich einlegen.“

„Hoffentlich habe ich die Zusage bald, dann würde ich nämlich gleich anfangen. Ende der Woche sind Semesterferien …“

„Aber das Praktikum dauert drei Monate“, gab Marc zu bedenken. „In sechs Wochen fängt die Uni wieder an.“

„Wenn es nicht anders geht, nehme ich eben ein Urlaubssemester. Du, Marc, hab vielen Dank! Du hast mir sehr geholfen. Bist ein guter Freund. Sagst du mir gleich Bescheid, wenn die Sache okay geht?“

„Mach ich, Greta, jetzt muss ich aber los.“

Kaum war er aufgestanden, steuerte Daniela Holl auf die beiden zu. Marcs Zwillingsschwester studierte Biologie.

„Hallo, ihr zwei Hübschen, was habt ihr denn so Geheimnisvolles zu bereden?“, erkundigte sie sich neugierig.

„Greta erzählt dir alles“, teilte Marc mit. „Ich muss zur Vorlesung.“

„Viel Vergnügen!“, rief Dani ihrem Bruder nach und nahm seinen Platz ein. Sie hatte sich eine Cola mitgebracht.

Greta informierte die Freundin über den Inhalt des vorausgegangenen Gesprächs.

„Vielleicht kannst du deinen Papa ja auch noch mal lieb bitten, sich für mich einzusetzen.“

„Mach ich, Greta, keine Sorge!“ Dani wusste von ihrem Bruder, dass die Bescheinigung über das Praktikum bei der Zulassung zur ärztlichen Prüfung vorgelegt werden musste. „Was macht dein Simon?“

Gretas Mundwinkel gingen in die Breite. Wenn von ihrem Freund die Rede war, begannen ihre Augen zu leuchten.

„Er geht völlig in seinem Job auf. Er wird noch mal den Nobelpreis bekommen.“

„Und süß ist er“, pflichtete Dani der Freundin bei. „Du bist zu beneiden!“

Dani hegte bei diesen Worten keine Hintergedanken. Simon Loos hatte in seinem Fach Biologie eine hervorragende Prüfung abgelegt und sofort beim Max-Planck-Institut in der Forschung anfangen können. So weit wollte sie es eines Tages auch bringen.

Greta dämpfte die Stimme, als sie wieder sprach. „Er ist meine große Liebe. Wir wollen für immer zusammenbleiben. Das haben wir uns geschworen.“

„Wow! Da habt ihr euch aber was Großes vorgenommen“, meinte Dani Holl. „Ist das nicht zu weit vorausgeschaut? Wenn man so jung ist wie wir, weiß man ja noch gar nicht, was das Leben mit einem vorhat.“

„Wohin das Leben mich führt, ist mir völlig egal. Hauptsache, Simon ist an meiner Seite. Und jede, die ihm schöne Augen macht, kriegt es mit mir zu tun.“

„Eifersüchtig?“

„Na ja, ein bisschen“, gab Greta zu.

„Das kommt davon, wenn man sich einen so attraktiven Burschen angelt“, stellte Dani lakonisch fest. „Man muss immer Angst um ihn haben.“

***

Dr. Holl besprach mit seinem Team die Neuzugänge auf der Chirurgie. Sein Freund und Kollege Daniel Falk befand sich für vier Monate in den USA.

Dr. Tim Arendt, ein tüchtiger Mediziner, der als Chirurg schon reichlich Lorbeeren gesammelt hatte, war Daniel Falks würdiger Vertreter. Stefan Holl verstand sich blendend mit ihm.

Die OP-Belegung für die nächsten beiden Wochen wurde besprochen. Es dauerte eine Weile, bis alle Operationen terminlich eingeordnet waren. Auf Tim Arendt warteten drei Transplantationen: eine Niere und zwei Leberteiltransplantationen. Die Organspender waren in allen drei Fällen Menschen, die den Empfängern nahestanden.

Damit auch wirklich keine Fragen bezüglich der Freiwilligkeit der Spender ungeklärt blieben, hatten sich die Ärzte mehrfach mit den Betroffenen ausgetauscht.

Nachdem sich die Runde aufgelöst hatte, lud Stefan seinen Kollegen auf einen Kaffee in sein Büro ein. Tim willigte gern ein. Er war ein großer schlanker Mann, dessen blaue Augen manchmal ziemlich abwesend wirkten. Aber das täuschte. Tatsächlich war er ein scharfer Beobachter, dem nie etwas entging.

„Sie sind Strohwitwer, habe ich gehört“, sagte Stefan Holl, nachdem Moni ihnen unaufgefordert Kaffee und Kekse gebracht hatte.

„Meine Frau ist Archäologin und gräbt gerade in Ostafrika. Sie liebt ihre Arbeit. Ich kümmere mich um die Kinder. Aber natürlich lässt mein Beruf mir nicht allzu viel Zeit für sie. Zurzeit springt meine Tante ein. Allerdings wird sie uns demnächst in Richtung Australien verlassen. Dort lebt ihre Tochter, die bald Zwillinge bekommt. Ich muss mir eine neue Betreuung für die Kinder suchen.“

„Wie alt sind die beiden?“

„Lena ist dreizehn und Jakob ist neun. Meine Tochter ist schon recht selbstständig und passt auf ihren kleinen Bruder auf.“

„Dann wünsche ich Ihnen viel Glück bei der Suche.“

„Ehrlich gesagt war ich mit der Entscheidung meiner Frau nicht ganz einverstanden. Ich bedauere es, dass sie sich für so lange Zeit verpflichtet hat, aber leider …“ Es tat ihm gut, mal über diese Dinge zu reden.

„Wie lange dauern die Grabungen denn noch?“, erkundigte sich Dr. Holl.

„Eigentlich bis zum Herbst, aber ich hoffe doch sehr, dass sie bis dahin ein Einsehen hat. Natürlich vermissen die Kinder ihre Mutter, besonders Jakob.“

Dr. Holl spürte die Verbitterung des anderen. Für Tim Arendt musste es schwer sein, neben seinem verantwortungsvollen Beruf auch für Sohn und Tochter da zu sein und dann auch noch den leeren Platz der Mutter auszufüllen.

„Kinder brauchen ihre Mutter“, meinte er. „Besonders in diesem Alter.“

„Das sage ich meiner Frau auch ständig, aber sie meint, dass wir schon für eine Weile allein zurechtkommen.“ Tim schaute gedankenvoll zum Fenster hinaus.

Dr. Holl überlegte, ob er Lena und Jakob hin und wieder in sein Haus holen sollte. Für die beiden wären seine Kinder Chris und Juju doch zumindest altersmäßig einigermaßen passende Spielgefährten.

Aber bevor er dieses Angebot machte, musste er sich erst mit seiner Frau besprechen. Dabei war er sich jetzt schon sicher, dass Julia nichts dagegen haben würde. Im Gegenteil. Sie mochte es, wenn ihre eigenen Sprösslinge auch noch ihre Freundinnen und Freunde mitbrachten. Julia sagte immer, ihr könne es gar nicht lebhaft genug zugehen.

Tim erhob sich. „Danke für den Kaffee.“

Der Klinikchef brachte den Kollegen noch zur Tür.

„Wir sehen uns morgen im OP.“

Zehn Minuten später meldete sich die Pflegedienstleiterin bei Dr. Holl und teilte mit, dass sie durchaus bereit sei, für drei Monate eine Medizinstudentin als Praktikantin unter ihre Fittiche zu nehmen.

Weil ihm Gretas Telefonnummer nicht bekannt war, gab Dr. Holl die Zusage seinem Sohn weiter. Marc bedankte sich. Noch heute wollte er Greta informieren und ihr raten, so bald wie möglich mit Frau Ursula Bender Kontakt aufzunehmen.

***

„Du kommst aber spät!“, maulte Greta Bertold. „Ich warte schon seit einer Stunde auf dich.“

Simon Loos nahm seine Liebste in den Arm, drückte ihr kleine Küsse auf Wangen, Nase und Mund und flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr. Augenblicklich löste sich Gretas Missstimmung in Wohlgefallen auf.

Eng umschlungen sanken sie auf das Sofa und überließen sich ihren sehnsüchtigen Wünschen.

„Zieh das aus!“, murmelte Simon und nestelte an ihrer Bluse.

„Nicht so hastig!“, flüsterte sie. „Wir haben doch die ganze Nacht Zeit. Küss mich!“

Freudig erfüllte er ihr den Wunsch, stöhnte aber unwillig auf, als Gretas Handy das intime Beisammensein störte.

„Geh nicht ran!“, verlangte er und wollte ihre ausgestreckte Hand daran hindern, nach dem Gerät zu greifen.

„Es ist vielleicht wichtig“, sagte sie, rückte von ihm weg und nahm das Gespräch entgegen. Es war Marc Holl. Während sie zuhörte, was er zu sagen hatte, wurde ihre Miene immer entspannter.

„Das ist ja super!“, rief sie aus. „Danke, Marc. Ja, natürlich, ich werde mich gleich morgen bei Frau Bender melden.“

Anschließend ließ sie sich noch die Telefonnummer der Pflegerin geben und sank dann mit einem Seufzer zurück. Geschafft! Ihre Aktion konnte beginnen.

„He, was wollte Marc?“ Simon konnte seine Neugier kaum noch zügeln.

„Er hat sich für mich bei seinem Vater erkundigt, ob ich das Praktikum in der Berling-Klinik machen kann. Und es hat geklappt. Was mal wieder beweist, dass gute Freunde unersetzlich sind.“

„Was für ein Praktikum?“, hakte Simon mit gerunzelter Stirn nach.

„Krankenpflege“, erwiderte Greta etwas unwillig. Sie wollte so schnell wie möglich wieder weg von diesem Thema. „Wie wär's, wenn wir uns was zu essen bestellen? Wir könnten auch ausgehen. Hast du Lust?“

Doch Simon ließ sich nicht abwimmeln.

„Krankenpflege?“, wiederholte er misstrauisch, umfasste ihre Handgelenke und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen.

„Au, du tust mir weh.“

„Entschuldige.“ Er ließ sie sofort los. „Aber ich verstehe das nicht. Dieses Praktikum hast du doch schon längst gemacht.“

„Habe ich nicht. Wie kommst du darauf?“

„Du selbst hast es mir erzählt. Weißt du das nicht mehr?“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Da hast du wohl was missverstanden.“

Greta war nicht bereit, noch länger über dieses Thema zu diskutieren. Sie drückte Simon an sich, küsste ihn und tat alles, um ihn von seinen Nachfragen abzubringen.

Aber weil ihre Gedanken ständig abschweiften, war sie nicht ganz bei der Sache. Ihre Leidenschaft war vorgetäuscht. Sie dachte nur an ihn: Dr. Tim Arendt!

Sie konnte in der Berling-Klinik anfangen und endlich den Mann jeden Tag sehen, um den sich ihre Gedanken und Träume rankten. Aber ob er ihre Erwartungen erfüllen konnte, musste sich erst noch herausstellen. In ihrer manchmal recht kindlichen Vorstellung war er jemand, der seine Station befehligte wie ein König seine Untertanen.

Im Internet hatte sie schnell herausgefunden, dass er an der Klinik von Marcs Vater als Arzt arbeitete. Erst hatte sie ihr Glück gar nicht glauben wollen, jetzt nahm sie es als Wink des Schicksals. Sie konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen. Leider gab es kein Bild von ihm, aber das machte nichts. Ihr Herz würde ihn auf jeden Fall sofort erkennen.

Sie spürte, dass Simon an der Geschichte vom fehlenden Praktikum immer noch zweifelte, aber als sie ihm liebevoll über den Kopf strich und ein paar Küsse auf seinem Gesicht verteilte, schien er bereit zu sein, die Sache auf sich beruhen zu lassen.

Schließlich überredete Greta ihn zum Ausgehen. Eigentlich verspürte er wenig Lust dazu. Er hätte es sich lieber mit ihr zusammen hier in ihrem möblierten Zimmer gemütlich gemacht, etwas zu essen bestellt – und dann den restlichen Abend im Liebesrausch verbracht.

Aber das ließ sich ja später immer noch nachholen, tröstete er sich und stimmte ihrem Vorschlag zu. Weil er diese temperamentvolle und manchmal auch sehr eigensinnige Frau von Herzen liebte, ließ er sich gern von ihr um den Finger wickeln.

Greta wohnte in einem möblierten Zimmer, Simon in München-Riem in einem alten Haus, zwei schlichte Zimmer mit einer engen Dusche, in der man sich kaum drehen konnte. Nach langem Suchen hatten sie nun endlich eine kleine Wohnung in Haidhausen in Aussicht, die sie sich mit Simons Gehalt und der monatlichen Unterstützung von Gretas Vater bequem leisten konnten.

Sooft es ging, übernachtete Simon bei Greta in ihrer Studentenbude und fuhr dann am nächsten Morgen direkt von dort zur Arbeit. Sie liebten beide diese Nächte der Zweisamkeit. Am nächsten Morgen miteinander aufzuwachen und zu frühstücken, das war für Simon so etwas wie ein Versprechen auf die gemeinsame Zukunft.

***

Dr. Tim Arendt hatte gerade seinen Sohn ins Bett gebracht und ihm noch vorgelesen, bis er eingeschlafen war. Kaum zurück im Wohnzimmer, rief seine Frau an. Ein wehmütiges Lächeln huschte über Tims Gesicht.

„Corinna, mein Schatz, wie geht es dir?“

„Sind die Kinder noch auf?“

„Jakob schläft schon. Lena liest sicher noch. Soll ich nachschauen?“

„Nein, lass nur! Ich rufe morgen wieder an. Kommt ihr zurecht?“

Dr. Tim Arendt verzog das Gesicht. Das müssen wir ja wohl, wollte er sagen, doch er verkniff sich diese Bemerkung. Sich jetzt wieder zu streiten, brachte ja nichts.

Die augenblickliche Situation ließ sich nun mal nicht ändern – es sei denn, Corinna brach ihre Zelte in Afrika ab und kam vorzeitig nach Hause. Aber er kannte seine ehrgeizige Frau. Diesen Vorschlag würde sie als Zumutung empfinden. Ich bin eine Forscherin, pflegte sie zu sagen. Und Forscherinnen stehen nun mal nicht am Herd, sie wollen Wichtiges erforschen und wissenschaftliche Karriere machen.

Dagegen ließ sich wenig einwenden. Aber es schmerzte ihn, dass die Familie durch Corinnas Forschungsdrang so zerrissen wurde. Er hatte vor zwei Jahren ein befristetes Angebot aus den USA ausgeschlagen, weil ihm eine Trennung von seinen Lieben nicht akzeptabel erschien. Corinna schien da weit weniger Probleme zu haben.

„Bist du noch da?“ Ihre samtweiche Stimme streichelte ihn.