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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Die junge Frau stieg aus dem Auto, streckte die Arme in die Höhe und ihrer Brust entrang sich ein Jauchzer. Endlich wieder daheim! Schon kamen sie aus dem Haus gelaufen: Der Vater, die Mutter, Thomas, der Bruder, und Burgl, die Magd. Sie alle umringten Angela Behrens und jeder wollte der Erste sein, der sie umarmte und an sich drückte. Franz Behrens ließ schließlich seiner Frau den Vortritt, und Maria schloss ihre Tochter glücklich in die Arme. »So, nun bin ich aber auch dran«, sagte der Bauer bestimmt, als es ihm dann doch zu lange dauerte. Lachend sprang Angela ihm an den Hals und küsste ihn auf die Wange. »Ach, ist das schön, wieder bei euch zu sein!« »Hat dir wohl net gefallen in Italien, was?«, fragte Thomas grinsend. Obgleich er es, von den begeisterten Briefen, die seine Schwester nach Hause geschrieben hatte, eigentlich hätte besser wissen müssen. »Jetzt aber rein mit euch«, rief die Bäuerin. »Sonst wird noch der Kaffee kalt und der Kuchen trocknet aus.« Thomas holte Angelas Gepäck aus dem Kofferraum und brachte es ins Haus. »Die kleine Tasche bleibt hier«, sagte seine Schwester, als sie sah, dass er die Sachen in ihre Kammer hinauftragen wollte. Sie lächelte geheimnisvoll. »Da sind doch meine Mitbringsel drin …«
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Seitenzahl: 119
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Die junge Frau stieg aus dem Auto, streckte die Arme in die Höhe und ihrer Brust entrang sich ein Jauchzer.
Endlich wieder daheim!
Schon kamen sie aus dem Haus gelaufen: Der Vater, die Mutter, Thomas, der Bruder, und Burgl, die Magd. Sie alle umringten Angela Behrens und jeder wollte der Erste sein, der sie umarmte und an sich drückte.
Franz Behrens ließ schließlich seiner Frau den Vortritt, und Maria schloss ihre Tochter glücklich in die Arme.
»So, nun bin ich aber auch dran«, sagte der Bauer bestimmt, als es ihm dann doch zu lange dauerte.
Lachend sprang Angela ihm an den Hals und küsste ihn auf die Wange.
»Ach, ist das schön, wieder bei euch zu sein!«
»Hat dir wohl net gefallen in Italien, was?«, fragte Thomas grinsend.
Obgleich er es, von den begeisterten Briefen, die seine Schwester nach Hause geschrieben hatte, eigentlich hätte besser wissen müssen.
»Jetzt aber rein mit euch«, rief die Bäuerin. »Sonst wird noch der Kaffee kalt und der Kuchen trocknet aus.«
Thomas holte Angelas Gepäck aus dem Kofferraum und brachte es ins Haus.
»Die kleine Tasche bleibt hier«, sagte seine Schwester, als sie sah, dass er die Sachen in ihre Kammer hinauftragen wollte.
Sie lächelte geheimnisvoll.
»Da sind doch meine Mitbringsel drin …«
In der Küche war der Tisch gedeckt. Angela setzte sich auf ihren alten Platz, der ein ganzes Jahr lang verwaist gewesen war. Solange hatte sie in Italien als Au pair Mädchen gearbeitet.
»Butterkuchen!«, seufzte sie. »Den hab’ ich am meisten vermisst.«
»Ach, und uns überhaupt net?«, fragte der Bauer grinsend.
»Na freilich!«, rief Angela aus. »Aber an Burgls Butterkuchen hab’ ich ganz oft denken müssen.«
Die Magd hatte inzwischen Kaffee eingeschenkt.
»Wie war denn die Fahrt?«, wollte der Vater wissen.
»Gut. Am Brenner war ein bissel viel los, aber das ist wohl um diese Jahreszeit normal. Und die meisten sind auch nach Italien gefahren.«
Angela winkte ab.
»In meine Richtung waren nur die üblichen Lastwagen unterwegs.«
»Erzähl’ doch mal«, sagte ihre Mutter, »ist’s dir sehr schwer gefallen, wieder nach Haus’ zu fahren?«
Ihre Tochter lächelte versonnen.
»Na ja, leicht war’s net«, gab sie zu. »Besonders, als die Gianna und der Luca so geweint haben …«
»Die Kinder der Pavones?«
Sie nickte.
»Und Luigi und Emilia waren furchtbar nette Gasteltern. Sie haben versprochen, uns eines Tages mal zu besuchen.«
Angela richtete sich auf.
»Aber jetzt bin ich wieder da und hab’ eine wunderbare Zeit hinter mir, an die ich noch oft denken werd’.«
Nach dem Kaffeetrinken ging Angela die Stiege hinauf und betrat ihre Kammer. Es war schon ein besonderes Gefühl, ihre alten Sachen wieder zu sehen, und immer lag noch irgendwie der Duft ihres Parfums in der Luft.
Sie öffnete das Fenster, räumte ihre Sachen ein und suchte sich was Frisches zum Anziehen raus. Nach einer ausgiebigen Dusche fühlte sie die lange Fahrt von Italien zurück ins Wachnertal kaum noch.
»Was wirst denn jetzt anfangen?«, erkundigte sich Maria Behrens ihre Tochter, als sie zusammen das Abendessen später vorbereiteten. »Hast’ dir da schon was überlegt?«
Angela nickte. Das hatte sie in der Tat. Jede andere hätte nach diesem Jahr, das hinter ihr lag, wahrscheinlich erst einmal eine Zeit lang ausgespannt und Urlaub machen wollen, nicht aber Angela Behrens.
»Weißt du«, erzählte sie, »an den Wochenenden sind Luigi und Emilia oft mit mir und den Kindern über das Land gefahren. Wir haben dann auf Märkten und in alten Bauernhäusern nach Antiquitäten gesucht und sind auch ganz oft fündig geworden. Luigi hat mir viel über seinen Beruf beigebracht, und ich hab’ mir überlegt, dass ich das auch gerne machen will.«
Maria Behrens hatte gerade den Käse aus dem Papier gewickelt und wollte ihn auf eine Platte legen. Jetzt hielt sie in der Bewegung inne und sah ihre Tochter ungläubig an.
»Du willst mit Antiquitäten handeln?«
Angela schmunzelte und nickte.
»Erst mal werd’ wohl noch Einiges mehr darüber lernen müssen«, antwortete sie. »Ich würd’ mir gern’ eine Stelle bei jemandem suchen, der selbst ein Geschäft hat. Ja, das ist so meine Vorstellung.«
Schon als sie noch in der Toskana lebte, hatte Angela diesen Wunsch verspürt. Sehr oft hatte sie darüber nachgedacht, ob dieser Berufswunsch sich realisieren ließe. In München gab es ja ganz viele Antiquitätengeschäfte, aber vielleicht musste sie gar nicht so weit fort. In der Kreisstadt gab es zumindest eines, und in größeren Nachbarort Garmisch Partenkirchen ebenfalls eines. Sie hoffte sehr, in einem der beiden Antiquitätengeschäfte eine Stelle als Praktikantin zu finden.
*
»Herzlich willkommen daheim«, rief Sebastian Trenker, als Angela am nächsten Tag einen Besuch im Pfarrhaus machte. »Schön, dass du bei uns vorbeikommst.«
Er sah sie prüfend an und nickte.
»Gut schaust aus«, sagte er. »Das Jahr in der Fremde hat dir gut getan. Vielen Dank auch für die schönen Karten, die du im Laufe der Zeit geschrieben hast.«
Der Bergpfarrer bat die Besucherin ins Haus, wo sie von Sophie Tappert herzlich begrüßt wurde. Als besonderes Mitbringsel hatte Angela eine Flasche toskanisches Olivenöl mitgebracht, die sie der Haushälterin überreichte.
»Hast wohl auch italienisch Kochen gelernt, was?«, erkundigte sich die Pfarrköchin.
Angela nickte.
»Vor allem Pasta kochen«, lachte sie und erzählte, dass die beiden Kinder ihrer Gasteltern mindestens dreimal die Woche hatten Nudeln essen wollen.
Und selbstverständlich hausgemacht!
»Ich glaub’, ich hab’ in diesem einen Jahr mehr Nudeln fabriziert, als so manche italienische Mama«, scherzte Angela.
Sie hatten es sich in der Küche des Pfarrhauses bequem gemacht. Angela hatte oft hier gesessen, wenn der Geistliche sie und die anderen Messdiener nach dem Gottesdienst noch auf ein Stückchen Kuchen eingeladen hatte. Auch jetzt stand ein Schokoladenkuchen auf dem Tisch. Die Haushälterin schenkte dazu Kaffee ein.
»Wie soll’s denn jetzt weitergeh’n?«, erkundigte sich Sebastian bei der Bauerntochter. »Bestimmt hast’ dir darüber schon Gedanken gemacht.«
Angela Behrens nickte.
»Ja, Hochwürden, und genau deshalb bin ich zu Ihnen gekommen«, sagte sie, »weil ich hoffe, dass Sie mir behilflich sein können …«
»Freilich, wenn’s in meiner Macht steht.«
Das hübsche Madel erzählte erst einmal von ihren italienischen Gasteltern und deren Kindern, für die sie so etwas wie die große Schwester gewesen war. Und dann erzählte sie über die Arbeit von Luigi Pavone, der in Florenz ein sehr altes Antiquitätengeschäft führte, dass ursprünglich von seinem Großvater gegründet worden war.
Sebastian schmunzelte, als er das Strahlen in Angelas Augen sah, das während des Erzählens aufgetreten war. Sie war ganz begeistert, und er ahnte, mit welcher Bitte sie zu ihm gekommen war.
»Den Hof übernimmt einmal Thomas«, sagte sie. »Und nur bei ihm mitzuarbeiten, dazu hab’ ich keine Lust. Zwar hab’ ich net studiert, aber immerhin einen guten Schulabschluss …«
Sie blickte den Bergpfarrer bittend an.
»Hochwürden, Sie kennen doch so viele Leute«, fuhr sie fort. »Sicher ist doch da auch jemand darunter, der mit Antiquitäten handelt, oder?«
Sebastian schmunzelte.
»Und du möchtest, dass ich bei dem ein gutes Wort für dich einleg’, was?«
Angela nickte heftig.
»Ich verlang’ auch keine Bezahlung«, versicherte sie. »Nur eine Praktikumsstelle möcht’ ich haben. Wo ich noch mehr lernen kann und später vielleicht eine richtige Ausbildung mache.«
Der gute Hirte von St. Johann nickte ihr zu.
»In der Tat kenn’ ich den Besitzer des Geschäftes in Garmisch Partenkirchen sehr gut«, antwortete er. »Florian Berghuber hat es erst vor kurzem von seinem Vater übernommen. Mit dem älteren Berghuber, er heißt Richard, bin ich hin und wieder mal aufgestiegen. Jetzt hat er sich zur Ruhe gesetzt und Florian das Geschäft überlassen. Manchmal ist er aber doch noch im Laden, wenn der Sohn übers Land fährt oder Messen besucht. Ich ruf’ ihn so bald wie möglich an und frag’ mal nach, ob er eine Praktikumsstelle für dich hat.«
Angelas Augen strahlten noch mehr.
»Wirklich? Ach, Hochwürden, ich freu’ mich ja so!«
Der Rest des Nachmittags verging in angenehmer Unterhaltung. Später ging Angela auf den Friedhof und besuchte das Grab der Großeltern. Sowohl die Eltern ihres Vaters, als auch die der Mutter waren hier begraben. Angela hatte beide Paare nicht mehr kennen gelernt, aber die Fotos in den kleinen Rahmen, mit denen die Grabsteine geschmückt waren, zeigten gütig dreinschauende Personen, und den Erzählungen von Maria und Franz Behrens nach, waren sie es auch gewesen.
Bevor sie zum Hof zurückkehrte, besuchte Angela noch eine Freundin, die in St. Johann wohnte. Monika Wilkens war die Erste aus ihrer Klasse, die geheiratet hatte. Inzwischen waren sie und ihr Mann stolze Eltern eines süßen Buben, dessen Taufpatin freilich Angela war.
Für den kleinen Moritz hatte sie ein niedliches Stofftier mitgebracht, das der Bub sofort an sich drückte.
»Wirst seh’n«, lachte die Mutter, »ab jetzt wird er net mehr ohne sein neues Spielzeug einschlafen.«
Sie sollte Recht behalten.
Froh gestimmt fuhr Angela nach Hause. Wenn alles so klappte, wie sie es sich erhoffte, dann würde sie vielleicht schon bald sehr oft in Garmisch Partenkirchen sein.
Schon am nächsten Tag begleitete Sebastian die hübsche Bauerntochter dorthin.
*
Das Antiquitätengeschäft befand sich in bester Lage im Stadtkern. Pfarrer Trenker hatte seinen Wagen etwas weiter entfernt geparkt, und sie schlenderten durch belebte Straßen, die nur so vor Touristen wimmelte. Am Marktplatz bogen sie in eine Nebengasse ein und standen auch schon vor dem Laden.
»Berghuber & Sohn«, war auf dem Fensterglas der Eingangstür zu lesen. Rechts, in einem großen Schaufenster, lagen allerlei Schmuckstücke, Geschirr und Bilder waren ausgestellt. Im Hintergrund sah man kunstvoll geschnitzte alte Möbelstücke. Angela fühlte sich sogleich nach Florenz zurückversetzt.
Eine kleine Glocke an der Tür bimmelte, als Sebastian die Ladentür aufdrückte. Drinnen herrschte der typische Geruch, der alten Sachen anhaftete und den Angela gleich wieder erkannte. Hinter der Ladentheke stand ein Mann, der rasch nach vorne kam, als die beiden eintraten.
»Pfarrer Trenker, grüß Gott«, begrüßte er den Geistlichen lächelnd und schaute dann Angela Behrens an. »Aha, das ist dann wohl die junge Dame?«
Sebastian nickte, und der hochgewachsene Mann streckte ihr die Hand hin.
»Florian Berghuber«, stellte er sich vor und schaute Angela prüfend an.
Sie verbarg ihre Überraschung darüber, dass er noch so jung war. Er konnte bestenfalls zwei, drei Jahre älter als sie sein, vermutete Angela.
»Vater hätt’ Sie sehr gern’ begrüßt«, wandte sich der Antiquitätenhändler an Sebastian. »Leider ist er verhindert. Ein Arzttermin.«
»Hoffentlich nix Ernstes?«
Florian Berghuber schüttelte den Kopf.
»Nein, nein, eine Routineuntersuchung«, entgegnete er. »Ansonsten erfreut er sich bester Gesundheit.«
Er deutete auf eine Tür, die in ein Nebenzimmer führte.
»Kommen S’«, sagte er. »Die Stadt ist zwar voller Urlauber, aber zu uns verirren sie sich eher am Nachmittag. Geh’n wir also nach nebenan.«
Der Raum erwies sich als eine Art Wohnzimmer. Selbstverständlich waren die Möbel, die darin standen, alt, wie es sich für ein Antiquitätengeschäft gehörte, aber auf dem Biedermeiertisch stand ein Kaffeeservice im modernen Design. Florian Berghuber bat die Besucher Platz zu nehmen und schenkte ein.
»Greifen S’ nur zu«, sagte er und deutete auf eine Schale, die sehr nach Meißner Porzellan aussah, in der lecker aussehende Kekse lagen.
Angela bedankte sich, griff aber nicht zu. Sie war viel zu aufgeregt. Florian Berghuber hatte sich ihnen gegenüber gesetzt und lächelte sie an.
»So, Frau Behrens, erzählen Sie doch mal«, bat er, mit einer Stimme, die einen angenehmen Ton hatte.
Überhaupt machte er einen sympathischen Eindruck auf sie. Er war groß und schlank, hatte kurzes blondes Haar und ein markantes, bartloses Gesicht. Florian Berghuber trug einen grauen Anzug, dazu ein Hemd mit passender Krawatte. Er war eine blendende Erscheinung, ohne dabei übertrieben elegant zu wirken. Eher sah alles ganz selbstverständlich an ihm aus.
Sie räusperte sich. »Wie Sie ja schon von Hochwürden gehört haben, suche ich eine Praktikumsstelle in einem Antiquitätengeschäft«, sagte sie. »Ich war ein Jahr in Italien und habe bei einer Familie als Au pair gearbeitet. Auch wenn das nichts mit meinem Wunsch zu tun hat, so habe ich doch die Arbeit und das Geschäft meiner Gasteltern kennen und schätzen gelernt. Ich habe die Familie oft begleitet, wenn sie an den Wochenenden über das Land gefahren ist, auf der Suche nach neuer Ware. Mir ist völlig klar, dass ich erst am Anfang stehe, aber ich würd’ sehr gern eines Tags selbst mit Antiquitäten handeln und möcht’ mir gern’ bei Ihnen das nötige Rüstzeug erwerben.«
Florian Berghuber hatte zugehört, ab und zu genickt.
»Ich kann nur für die Angela sprechen«, sagte Sebastian Trenker. »Sie ist ein ehrliches und gewissenhaftes Madel. Gewiss hat sie auch nix dagegen, wenn du dich bei ihrer italienischen Gastfamilie nach ihr erkundigst.«
»Ich geb’ Ihnen selbstverständlich Anschrift und Telefonnummer der Pavones«, warf Angela ein.
Der Antiquitätenhändler schüttelte lächelnd den Kopf. »Das wird net nötig sein«, erwiderte er. »Wenn Pfarrer Trenker für jemanden gut spricht, dann weiß ich, dass ich mich auf sein Urteil verlassen kann.«
Florian neigte den Kopf und breitete die Hände aus.
»Ich denk’, wir sollten es mal miteinander versuchen«, meinte er.
Angelas Herz hüpfte, als wollte es vor Glück zerspringen. Am liebsten wäre sie dem Bergpfarrer um den Hals gefallen.
»Herzlichen Dank«, sagte sie zu ihrem neuen Chef. »Ich werd’ Sie net enttäuschen.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Florian und blickte sie fragend an. »Wie steht es denn mit einer Unterkunft. Sie können freilich jeden Tag fahren, aber ich sag’ Ihnen jetzt schon, dass es hin und wieder sehr spät werden kann. Dann ist man doch froh, wenn man net mehr mit dem Auto unterwegs sein muss.«
Angela breitete hilflos die Arme aus.
Sie war so mit dem Vorstellungsgespräch beschäftigt gewesen, dass sie sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht hatte.
»Also, wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?«
Florian hob die Hand und deutete zur Decke.
»Wir haben oben noch ein Zimmer«, erklärte er. »Vater hat es ursprünglich mal für mich eingerichtet. Es ist net sehr groß, aber es ist alles vorhanden, sogar eine kleine Kochnische, mit Kühlschrank. Und eine Verbindungstür zum Bad gibt es auch. Also, wenn S’ wollen, können S’ sich da erst einmal einrichten.«
Auf seinen Vorschlag hin gingen sie nach oben und sahen sich in dem Zimmer um.
Es gefiel Angela sofort.
»Am besten lüften wir mal«, meinte Florian und ging zum Fenster.
Nachdem er es geöffnet hatte, drehte er sich um.
»Nun«, fragte er, »könnten S’ sich damit anfreunden, einstweilen hier zu leben?«
Die junge Frau nickte sofort. Der Verlauf des Vorstellungsgesprächs übertraf alle ihre Erwartungen. Nie hätte sie gedacht, dass alles so gut klappen würde.