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Der Omega-Wolf Ben hat sich von der Welt abgekapselt. Nach einem traumatisierenden Erlebnis, das bei ihm tiefe seelische Wunden zurückließ, hat er sich zwei Jahre lang in seiner Wohnung eingeschlossen. Nur Neuigkeiten über seinen verschwundenen Bruder können Ben herauslocken. Das Letzte, womit Ben gerechnet hat, ist, dem Privatdetektiv und Alpha-Werwolf Jax über den Weg zu laufen. Es besteht unzweifelhaft eine gewisse Anziehungskraft zwischen ihnen, aber Ben hat Angst davor, noch einmal einem anderen Mann zu vertrauen. Seit ihrer ersten Begegnung weiß Jax, dass Ben sein Gefährte ist. Er weiß aber auch, dass ein falscher Schritt dazu führen könnte, dass Ben sich wieder hinter verschlossenen Türen versteckt. Als Ben einen ersten vorsichtigen Schritt in Richtung Selbstheilung macht, weiß Jax, dass er beiseitetreten muss, damit sein Gefährte seine Flügel ausbreiten kann. Jax hat vor, alle Register zu ziehen, um Bens Herz zu gewinnen, doch als Bens Ex aus der Versenkung auftaucht, wird Jax alles in seiner Macht Stehende tun, um zu beschützen, was rechtmäßig sein ist. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Länge: rund 29.000 Wörter
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
ÜBER FEL FERN
LESEPROBE:
Ein unverhoffter Schatz
Der Omega-Wolf Ben hat sich von der Welt abgekapselt. Nach einem traumatisierenden Erlebnis, das bei ihm tiefe seelische Wunden zurückließ, hat er sich zwei Jahre lang in seiner Wohnung eingeschlossen. Nur Neuigkeiten über seinen verschwundenen Bruder können Ben herauslocken. Das Letzte, womit Ben gerechnet hat, ist, dem Privatdetektiv und Alpha-Werwolf Jax über den Weg zu laufen. Es besteht unzweifelhaft eine gewisse Anziehungskraft zwischen ihnen, aber Ben hat Angst davor, noch einmal einem anderen Mann zu vertrauen.
Seit ihrer ersten Begegnung weiß Jax, dass Ben sein Gefährte ist. Er weiß aber auch, dass ein falscher Schritt dazu führen könnte, dass Ben sich wieder hinter verschlossenen Türen versteckt.
Als Ben einen ersten vorsichtigen Schritt in Richtung Selbstheilung macht, weiß Jax, dass er beiseitetreten muss, damit sein Gefährte seine Flügel ausbreiten kann.
Jax hat vor, alle Register zu ziehen, um Bens Herz zu gewinnen, doch als Bens Ex aus der Versenkung auftaucht, wird Jax alles in seiner Macht Stehende tun, um zu beschützen, was rechtmäßig sein ist.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Um die gesamte Handlung sowie die Geschichte aller Figuren zu erfahren, empfiehlt es sich, alle Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen.
Länge: rund 29.000 Wörter
FEL FERN
Ein unverhoffter Schatz
Alpha Eye: Im Visier des Alphas 3
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Unexpected Treasure“:
Fel Fern
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2022
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
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„Wenn ich gewusst hätte, dass Sie in Wirklichkeit so gut aussehen, wäre ich früher gekommen“, scherzte Ben Jones. Der Mann, nein, der umwerfende Werwolf, der ihm gegenüber am Tisch saß, lächelte nicht, sondern beobachtete ihn lediglich mit Augen in der Farbe von Winterfrost.
Ben fühlte sich unbeholfen und glitt auf den Sitz gegenüber. Die Leute verstanden ihn nie, begriffen nicht, dass er Humor oder Flirten benutze, um seine Nervosität zu verbergen – weder seine Rudelkameraden noch seine Eltern oder Billy.
Billy. Gott. Billy galt seit fünf Jahren als mutmaßlich vermisst und nun hatte, wie aus heiterem Himmel, ein Fremder angerufen und behauptet, er hätte Billys Leiche gefunden, zusammen mit mehreren anderen.
Sein Bruder war in einem anständigen Sarg zurückgekehrt, aber seine Eltern hatten ihn gedrängt, sich mit Jax Vasquez zu treffen, um zu hören, wie er und seine Freunde das Versteck eines Serienkillers betreten und die Leichen gefunden hatten.
Laut Jaxs Anruf vor ein paar Tagen war er auf einer Rettungsmission gewesen, um den entführten Gefährten eines seiner Freunde zurückzuholen.
Sie kamen gerade noch rechtzeitig, aber für Billy kamen sie Jahre zu spät. Chris Roman, den die Presse den Tigerprinzen nannte, der reiche Sohn von Charles Roman, dem Tiger Alpha des größten Clans der Region, hatte eine Spur aus Leichen hinterlassen, ohne das jemand davon gewusst hatte. Die meisten Familien der Opfer hatten entschieden, die Entschädigung anzunehmen, die Charles Roman ihnen angeboten hatte. Sie wollten Frieden für ihre verlorenen Angehörigen anstatt die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen. Seine Familie war die kleine Minderheit gewesen, die wollte, dass die Welt es erfuhr.
Ben hatte einen kurzen Blick in den Sarg geworfen, den sie nach Hause geschickt hatten. Billy war nur noch eine Anhäufung von Knochen, aber seinem Bruder fehlten ein Arm und ein Bein. Auch jetzt wurde ihm übel bei dem Gedanken, was das Arschloch seinem Bruder angetan haben könnte.
„Etwa zu trinken?“ Es war das erste Mal, dass er Jax sprechen hörte. Der Blick des Werwolfs war jetzt rücksichtsvoller, das ursprüngliche Eis darin schmolz.
„Ähm, sicher.“
Jax rief die Kellnerin und bestellte ihm einen Kaffee.
„Moment, ohne Zucker bitte. Ich bin Diabetiker“, erklärte Ben der Kellnerin, die Jax anlächelte, nicht ihn.
Ben konnte es ihr nicht verdenken. Er hatte sich unter Menschen noch nie besonders wohlgefühlt. Seine Eltern nannten ihn sozial unbeholfen. Als Chris Roman auf dem Anwesen erschienen war, auf dem Ben lebte und verkündet hatte, dass er daran interessiert war, einen Omega zum Gefährten zu nehmen, hatte der Tigerprinz ihn kaum eines Blickes gewürdigt, obwohl Billy und er sich ziemlich ähnlich sahen. Es war, als ob jeder wüsste, dass Ben anders war. Er unterdrückte ein Schaudern.
Er hätte in diesem Sarg liegen können, nicht sein Bruder. Der Gedanke machte ihn krank, ließ ihn sich selbst noch mehr verabscheuen.
„Also“, begann er, nachdem die Kellnerin ihm sein Getränk gebracht hatte. Die Stille zog sich dahin, während der ca. fünf Minuten, die die Kellnerin brauchte, um ihm seinen Kaffee zu servieren. Ben hatte das Gefühl, abgeschätzt zu werden, also tat er das ebenfalls.
Er sackte auf seinem Platz zusammen, der Omega Wolf in ihm hellwach und interessiert. Ben umfasste die Tasse mit beiden Händen und zischte, als er merkte, dass sie immer noch heiß war. Fast hätte er sie umgeworfen, doch Jax fing sie auf und stellte sie zurück auf die Untertasse, ohne einen Tropfen zu verschütten.
Gott, sah Jax umwerfend aus. Das hatte Ben sich nicht vorgestellt. Mit seinen rabenschwarzen, kurz geschnittenen Haaren und diesen scharfen grauen Augen war Jax ja eh schon ein Hingucker, aber obendrauf hatte er noch den Körper eines Footballspielers. Aufrecht stehend musste Jax über einen Meter achtzig groß sein und ganz aus Muskeln bestehen.
Hör auf, ihn so anzustarren, wenn du doch hier bist, um über Billy zu sprechen.
Aber Ben hatte schon immer die Angewohnheit gehabt, seinen Verstand mit unwichtigen Dingen abzulenken, wenn ihm die kalte Realität über den Kopf wuchs.
„Also“, wiederholte er, leicht verärgert darüber, dass der andere Mann nichts mehr sagte. „Lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen.“
„Sie müssen nicht vorgeben, tapfer zu sein oder ihren Kummer verbergen, nicht bei mir.“
Der Kommentar kam unverhofft und brachte Ben aus der Fassung. „Ich gebe überhaupt nichts vor“, beharrte Ben, alarmiert darüber, dass Jax den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
„Ich sehe Sie.“
Was war das nur mit diesem merkwürdigen aber heißen Werwolf? Und diese Augen – es fühlte sich an, als könnten sie in seine Seele blicken.
Gefährlich entschied Ben. Dieser Mann war mordsgefährlich. Am besten wäre es, das zu erledigen, weswegen er hergekommen war – die Wahrheit erfahren – damit er zurück nach Hause fahren konnte, zurück zu seiner normalen Routine. Nur das nach dem hier nichts mehr sein würde, wie es war.
Nachdem er einmal den Mund aufgemacht hatte, konnte er nicht mehr aufhören zu reden.
Er hatte Billy nie besonders nahe gestanden. Während sie aufgewachsen waren, hatte Billy mit den beliebten Kids abgehangen, während Ben andere Freunde gefunden hatte, den „Streber Klub der Loser“, wie sein Bruder es genannt hatte. Und während ihrer College-Zeit hatten sie sich oft gestritten. Ben hatte seinen Abschluss als Computer-Programmierer gemacht, während Billy Chris Antrag angenommen hatte und aus ihrer kleinen Stadt weggezogen war.
Monate später hatte Chris ihnen die verheerende Nachricht überbracht, dass Billy weggelaufen war. Der Dreckskerl hatte das alles inszeniert, Billys Brief. Er hatte sogar eine gefälschte Spur gelegt. Bens Familie und Mitglieder seines Rudels hatten sich mit Chris Familie zusammengeschlossen, um seinen Bruder aufzuspüren. Sie hatten nie etwas gefunden. Vor einem Jahr hatten seine Eltern Billy aufgegeben.
Ben war der Einzige gewesen, der darauf bestanden hatte, dass Billy nicht der Typ war, der „einfach mit einem anderen Geliebten auf und davon ging“, wie Chris es genannt hatte. Sein Bruder mochte ja manchmal ein Arsch sein, aber Billy war immer noch Familie. Und es hatte diese seltenen Momente gegeben, wenn Billy sich auf seine Seite gestellt und ihn verteidigt hatte, obwohl Ben der Ältere war.
Ben hatte keine Ahnung, wieso er Jax das alles erzählte. Die Worte sprudelten einfach aus ihm heraus. All diese Jahre der Wut und Frustration darüber, dass er nicht fähig gewesen war, seinen Bruder zu finden, ließen ihn seine Zurückhaltung vergessen. Zu Hause hatte er niemanden zum Reden. Seine Eltern waren verstummt, nachdem sie Billys Leiche erhalten hatten, hatten nur darauf bestanden, dass Ben den Mann traf, der die Leichen entdeckt hatte, um die wahre Geschichte zu hören.
„Ich habe ihn nie aufgegeben“, wagte er sich weiter vor, verlegen, als ihm klar wurde, dass er der Einzige war, der den Mund aufmachte. „Ich habe weitergesucht, habe mit meinen Ersparnissen Privatdetektive angeheuert, aber sie kehrten jedes Mal mit leeren Händen zurück. Ich schätze, der einzige Bereich, wo wir nicht gesucht haben, war Chris selbst.“
„Klingt, als hätten Sie sich wirklich um ihren Bruder gesorgt“, sagte Jax schließlich. „Es ist verständlich, dass Sie nichts gefunden haben. Chris wurde von seiner prominenten Familie beschützt.“
„Sie wussten es?“, flüsterte Ben, wütend darüber, dass irgendjemand ein derartiges Monster beschützen würde.
„Sein Vater schien es gewusst zu haben, aber Charles Roman weigert sich, irgendetwas zuzugeben.“
„Ich will die ganze Geschichte hören.“ Es war an der Zeit, dass Ben aufhörte sich zu wünschen, das hier wäre nur ein Albtraum, aus dem er bald erwachen würde. Als die Leiche seines Bruders nach Hause gebracht wurde, hatte Ben einen kurzen, verstohlenen Blick in den Sarg geworfen und war nie mehr dorthin zurückgegangen. Er war ein zu großer Feigling, um Billy gegenüberzutreten, selbst jetzt.
„In Ordnung, hier sind die entsprechenden Unterlagen.“ Jax nahm einen dicken braunen Umschlag zur Hand, der neben ihm auf dem Tisch gelegen hatte und begann, die Lasche zu öffnen.
Ben erhaschte einen flüchtigen Blick auf das scharfe Foto eines dunklen Raums. Das einzig sichtbare Objekt darin waren glänzende Gitterstäbe, ein Käfig, erkannte er, aber einer, der für einen Menschen bestimmt war. Ben rieselte ein Schauer über den Rücken. Das Atmen fiel ihm plötzlich schwer. Er konnte sich vorstellen, selbst in das winzige Gefängnis gesteckt zu werden, während das Tier in ihm schrie, weil es raus wollte. Ben wusste, dass Formwandler nicht hinter Gitter gehörten. Selbst jene, die inhaftiert wurden, überlebten im Gefängnis nicht lange.
Bens Kehle schnürte sich zusammen. „Ich krieg keine Luft.“
„Lassen Sie uns spazieren gehen. In der Nähe gibt es einen Park. Frische Luft wird Ihnen gut tun“, schlug Jax vor und überraschte ihn damit.
Ben hatte angenommen, der große Mann würde ihn tadeln, weil er so ein Waschlappen war. Er verließ das Diner, das Tier in ihm angespannt. Billy war gezwungen worden, in diesem monströsen Ding zu bleiben. Sein kleiner Bruder hatte sich wahrscheinlich heiser geschrien, nach Hilfe, die nie gekommen war. Ben zitterte und fühlte plötzlich eine feste Hand auf seiner Schulter.
„Ben“, erklang Jax’ ruhige Stimme. Der mächtige Wolf des anderen Mannes suchte nach Bens eigenem Tier, beruhigte ihn.
„Danke, es geht mir jetzt gut“, sagte er, immer noch ein bisschen aufgewühlt. „Ich komme nicht so gut mit Überraschungen klar, das ist alles.“
Leute gingen an ihnen vorbei und einige von ihnen warfen ihnen neugierige Blicke zu. Ben gefiel die Aufmerksamkeit nicht und er fragte den dominanten Wolf: „Wo ist der Park?“
Er hielt Jax nicht auf, als der seine Hand von Bens Schulter in dessen Nacken wandern ließ und ihn sanft nach links dirigierte, zur nächsten Kreuzung. Dahinter lag der Park. Das üppige Grün zu sehen, beruhigte Bens Wolf noch etwas mehr.
Sie gingen schweigend nebeneinander her, wobei Ben sich Jax’ großer, schwieliger und warmer Hand in seinem Nacken nur allzu bewusst war. Sie war wie ein Brandzeichen.
„Es geht mit wieder gut“, sagte er. Als könnte er Bens Unbehagen spüren, ließ Jax ihn los, eine stumme Frage in den Augen.
„Für mich sieht es aber nicht so aus. Was soll ich sagen? Es muss keine Lügen zwischen uns geben.“
„Sie kennen mich doch gar nicht“, platzte Ben heraus, wütend darüber, dass ihn ein Fremder verurteilte. Jax brauchte nicht zu wissen, dass er nicht normal war, dass es ihn alles gekostet hatte, in eine fremde Stadt zu kommen, um über seinen toten Bruder zu sprechen.
„Fein.“ Jax wirkte jetzt zugeknöpft. „Ich verstehe dich nicht. In einem Moment bist du heiß und im nächsten kalt zu mir.“
„Wie bitte?“
„Es ist noch nicht lange her, da hast du mir von deiner Beziehung zu deinem Bruder erzählt, hast deine Schilde ein bisschen gesenkt und dein wahres Ich durchschimmern lassen. Und jetzt bist du wieder eisig.“
„Eisig hält mich am Funktionieren. Wir sind hier, um über Billy zu sprechen, nicht über mich.“
„Dann hier entlang. Ich kenne einen Platz, an dem wir ungestört sind.“ Jax ging vor.
Ben zögerte und biss sich auf die Lippe, als Jax einen weniger benutzten Weg einschlug. Dieser Werwolf könnte ihn wahrscheinlich bei lebendigem Leib auffressen und es gefiel Ben überhaupt nicht, das Jax so leicht in ihm lesen konnte. Jax war ein ehemaliger Polizist, die machten das so, erinnerte Ben sich selbst. Kein Grund, eingeschüchtert zu sein.
Gott, Ben musste endlich seine Unsicherheiten und dummen Ängste ablegen. Er war nur aus einem einzigen Grund hergekommen – für Billy. Das Letzte, womit Ben gerechnet hatte, war, dass das Schicksal ihm diesen gut aussehenden und scharfsinnigen Mann über den Weg führen würde und das ausgerechnet der in der Lage zu sein schien, ihn zu verstehen. Nicht das Jax irgendetwas für ihn empfinden würde. Eisig, so hatte Jax ihn genannt. Ben stieß ein „Humph“ aus und bemühte sich, mit Jax Schritt zu halten. Er sah sich um, überrascht, dass es hier mehr ältere Bäume gab und weniger Jogger, Gassi Geher und Mütter mit Kinderwagen.
„Weißt du, was witzig ist? Mein bester Freund Asher hat hier seinen Gefährten Dan gefunden.“
Dan. Bei dem Namen klingelte es. So hieß Chris Romans letztes Opfer, nur das Dan überlebt hatte.
„Dan wurde fünf Jahre lang von Chris Roman in diesem Käfig gefangen gehalten. Eines Nachts wurde Chris unvorsichtig, ließ die Käfigtür offen. Dan entkam, aber nur knapp. Er war kurz davor, sich für immer in einen verwilderten Formwandler zu verwandeln – zur Hölle, Dan lebte bereits als Tigerkatze, als Asher ich fand.“
Respekt schwang in Jax Stimme mit. Ben sah sich die Bäume genauer an, die einsame Bank vor ihnen, die mit Graffiti verunstaltet war. Dieser Kerl, Dan, hatte es geschafft, Chris Roman fünf Jahre lang zu überleben, während sein Bruder keinen Monat durchgehalten hatte. Und was war mit ihm? Er wäre wahrscheinlich innerhalb eines Tages gestorben.
„Das ist unglaublich“, erwiderte Ben. „Nicht viele Leute hätten die Stärke, so lange zu überleben, nicht den Verstand zu verlieren und immer noch einen Weg raus zu finden. Die meisten Leute wären zerbrochen.“
Jax führte ihn zu der Bank und legte den braunen Umschlag des Horrors auf seinen Schoß. Er bot ihn Ben noch immer nicht an. Jax begegnete seinem Blick. Der Frost in diesen Augen schmolz, wurde sanft an den Rändern, aber eher würde die Hölle zufrieren, als das ein Mann wie dieser sich vollständig erweichen ließe.
„Das bedeutet nicht, dass dein Bruder nicht stark gewesen ist. Wahrscheinlich hat er bis zum letzten Atemzug gegen Chris gekämpft.“
Ben ballte seine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder und Jax legte ihm den Umschlag auf die Handflächen. Dieses Mal war Ben bereit. Er würde nicht wieder wegsehen.
„Lass dir Zeit“, sagte Jax zu Ben. Der Omega-Wolf umklammerte die Ecken des Umschlags so fest, das seine Handknöchel weiß wurden.
Das sollte eine einfache Unterhaltung sein. Asher und er hatten abwechselnd mit den Familien und Freunden von Chris Romans Opfern gesprochen, aber Ben Jones machte Jax völlig konfus. Der Omega-Wolf erschien gleichgültig, bis Jax erkannte, dass das alles nur Show war. Er vermutete, dass Ben zerbrechlich war, unfähig, mit schlechten Neuigkeiten umzugehen, aber da war noch etwas anderes.